Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal
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78 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE Übersicht 2: Ebenen der ökonomischen Globalisierung 1. Internationalisierung des Handels (kennzeichnet die Wellen 1 und 2) 2. Transnationalisierung der Konzerne und Zunahme der Direktinvestitionen (ab Welle 3) 3. Globalisierung der Finanzmärkte (stellt möglicherweise den Übergang zur Welle 4 dar) 4. Globale Tertiärisierung? (Welle 4) Das gilt gerade für stark exportabhängige Ökonomien wie die USA und die Länder Westeuropas, die angesichts der verstärkten internationalen Konkurrenz durch die aufstrebenden NICs (newly industrializing countries) in Bedrängnis gekommen sind (vgl. hierzu z.B. Franzmeyer: Vorteil für alle?; S. 247–250). Die Staatengrenzen versperrten dem Handels-Kapital also auch nach dem GATT-Abkommen den Weg. Es wurden darum von den Unternehmen Wege gesucht, die nationalen Barrieren zu überwinden, und in der Nachkriegszeit entstanden vermehrt multinationale Konzerne, die ihr Operationsfeld nicht alleine durch internationalen Handel ausdehnten, sondern auch Produktionsableger und Tochtergesellschaften in anderen Staaten gründeten. Solche Direkt- investitionen sind vor allem dann interessant, wenn sie es dem eingesetzten Kapital erlauben, höhere Surplusraten zu realisieren, als dies im nationalen Kontext möglich wäre (vgl. hierzu Busch: Die multinationalen Konzerne; S. 96–106). Ein Blick auf die betreffenden Zahlen vermittelt ein eindrückliches Bild: Die Bestandswerte innerhalb der G7-Staaten an Direktinvestitionen (zusammen werden in ihnen ca. 80% gehalten) stiegen alleine zwischen 1976 und 1990 von 239 auf 1.395 Milliarden US-Dollar, wobei das rasanteste Wachstum Mitte der 80er Jahre stattfand (vgl. Globale Trends 93/94; S. 211). Obwohl der Großteil des Kapitals innerhalb der reichen Industriestaaten verbleibt, können neuerdings auch einige Entwicklungsländer, insbesondere in Asien und Lateinamerika, von diesem Trend profitieren (siehe hierzu auch S. 86). Interessant ist ferner die Tatsache, daß das Wachstum der multinationalen Konzerne in den letzten Jahren im Durchschnitt in etwa doppelt bis dreimal so groß gewesen ist wie das industrielle Wachstum in ihren +Mutterstaaten* (vgl. Mulhearn: Changes and Development in the Global Economy; Tab. 7.14, S. 187). Die größten der +Multis* übertreffen sogar kleinere Nationalökonomien an Kapitalvolumen. In den letzten Jahren hat sich allerdings die Struktur
KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 79 des internationalen Engagements der großen Firmen geändert. Immer weniger werden direkte Konzernableger oder Tochtergesellschaften gegründet, sondern (risikoärmere) joint ventures (Kooperationen mit ansässigen Unternehmen) oder Lizenzabkommen etc. werden eingegangen bzw. getroffen (vgl. ebd.; S. 185). Vergleicht man die Aufteilung der Direktinvestitionen auf die verschiedenen Branchen, so ergibt sich auch ein verschobenes Gewicht: Machten Investi- tionen in der verarbeitenden Industrie 1976 noch ca. 45% aus, so sank dieser Anteil bis 1990 auf ca. 33% ab. Investitionen im Finanzwesen und der Dienstleistungsbranche nahmen dagegen erheblich zu. Ihre Anteile an den getätigten Auslandsinvestitionen steigerten sich von 11,3% auf 24,0% (Finanzwesen/Banken) bzw. von 1,2% auf 8,1% (Dienstleistungen). (Vgl. Menzel: Die neue Weltwirtschaft; Tab. 5, S. 36) Der beschriebene Trend zur Transnationalisierung der Konzerne unterminiert in gewisser Weise die Grundlage des organisierten Kapitalismus, weshalb Lash und Urry sogar von seinem Ende sprechen und darauf verweisen, daß der Welthandel immer weniger den Charakter eines internationalen Handels trägt, sondern schon heute mit einem Anteil von bis zu 45% alleine zwischen und innerhalb der multinationalen Konzerne abgewickelt wird (vgl. The End of Organized Capitalism; S. 197). Sie machen ihre vielfach aufgegriffene These aber natürlich nicht alleine hieran fest, sondern führen zum Beleg unter anderem auch die sinkenden Einfluß- möglichkeiten der Staaten auf das Marktgeschehen an, da das Potential einer nationalen Finanzpolitik im global vernetzten Finanzmarkt der Gegenwart stark eingeschränkt ist (vgl. ebd.; S. 201–209). Selbst in den wirtschaftlich mächtigen Vereinigten Staaten sinkt die Fähigkeit zur Intervention. Ihre ehemals hegemoniale Stellung, die u.a. auf der marktbeherrschenden Stellung einiger amerikanischer Unternehmen (wie z.B. IBM in der Computerbranche) beruhte, hat abgenommen. Vor allem die Festsetzung eines in Gold konvertiblen US-Dollars als internationale Leitwährung im Zuge des Abkommens von Bretton Woods (1944) garantierte nicht nur lange Zeit stabile Wechselkurse, sondern eine amerikanische Vorherrschaft im internationalen Finanzsystem 34 (vgl. hierzu auch Mitchel: Nature and Government of the Global Economy; S. 183ff.). Als dann aber die zunehmende Staatsverschuldung 1971 die US-Regierung zwang, den Dollar 35 abzuwerten sowie die Konvertibilität des Dollars in Gold aufzukündigen, verstärkte dies den sich schon zuvor abzeichnenden Trend zur Liberalisierung und Diversifizierung des inter- nationalen Finanzmarkts, wobei private Banken eine immer größere Rolle spielten und die
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Übersicht 2: Ebenen <strong>der</strong> ökonomischen Globalisierung<br />
1. Internationalisierung des Handels (kennzeichnet die Wellen 1 und 2)<br />
2. Transnationalisierung <strong>der</strong> Konzerne und Zunahme <strong>der</strong> Direkt<strong>in</strong>vestitionen (ab Welle 3)<br />
3. Globalisierung <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmärkte (stellt möglicherweise den Übergang zur Welle 4 dar)<br />
4. Globale Tertiärisierung? (Welle 4)<br />
Das gilt gerade für stark exportabhängige Ökonomien wie die USA und die Län<strong>der</strong> Westeuropas,<br />
die angesichts <strong>der</strong> verstärkten <strong>in</strong>ternationalen Konkurrenz durch die aufstrebenden NICs (newly<br />
<strong>in</strong>dustrializ<strong>in</strong>g countries) <strong>in</strong> Bedrängnis gekommen s<strong>in</strong>d (vgl. hierzu z.B. Franzmeyer: Vorteil<br />
für alle?; S. 247–250).<br />
Die Staatengrenzen versperrten dem Handels-Kapital also auch nach dem GATT-Abkommen<br />
den Weg. Es wurden darum von den Unternehmen Wege gesucht, die nationalen Barrieren<br />
zu überw<strong>in</strong>den, und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachkriegszeit entstanden vermehrt mult<strong>in</strong>ationale Konzerne,<br />
die ihr Operationsfeld nicht alle<strong>in</strong>e durch <strong>in</strong>ternationalen Handel ausdehnten, son<strong>der</strong>n auch<br />
Produktionsableger und Tochtergesellschaften <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Staaten gründeten. Solche Direkt-<br />
<strong>in</strong>vestitionen s<strong>in</strong>d vor allem dann <strong>in</strong>teressant, wenn sie es dem e<strong>in</strong>gesetzten Kapital erlauben,<br />
höhere Surplusraten zu realisieren, als dies im nationalen Kontext möglich wäre (vgl. hierzu<br />
Busch: Die mult<strong>in</strong>ationalen Konzerne; S. 96–106).<br />
E<strong>in</strong> Blick auf die betreffenden Zahlen vermittelt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drückliches Bild: Die Bestandswerte<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> G7-Staaten an Direkt<strong>in</strong>vestitionen (zusammen werden <strong>in</strong> ihnen ca. 80% gehalten)<br />
stiegen alle<strong>in</strong>e zwischen 1976 und 1990 von 239 auf 1.395 Milliarden US-Dollar, wobei<br />
das rasanteste Wachstum Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre stattfand (vgl. Globale Trends 93/94; S. 211).<br />
Obwohl <strong>der</strong> Großteil des Kapitals <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> reichen Industriestaaten verbleibt, können<br />
neuerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong>ige Entwicklungslän<strong>der</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Asien und Late<strong>in</strong>amerika, von<br />
diesem Trend profitieren (siehe hierzu auch S. 86).<br />
Interessant ist ferner die Tatsache, daß das Wachstum <strong>der</strong> mult<strong>in</strong>ationalen Konzerne <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahren im Durchschnitt <strong>in</strong> etwa doppelt bis dreimal so groß gewesen ist wie das<br />
<strong>in</strong>dustrielle Wachstum <strong>in</strong> ihren +Mutterstaaten* (vgl. Mulhearn: Changes and Development<br />
<strong>in</strong> the Global Economy; Tab. 7.14, S. 187). Die größten <strong>der</strong> +Multis* übertreffen sogar kle<strong>in</strong>ere<br />
Nationalökonomien an Kapitalvolumen. In den letzten Jahren hat sich allerd<strong>in</strong>gs die Struktur