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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 2: ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND POLITISCHER STATIK 77<br />

+Utopie* dar, und man ergriff zwangsläufig Mittel gegen den zerstörerischen Wildwuchs des<br />

Marktes, <strong>der</strong> nicht nur die natürliche, son<strong>der</strong>n auch die soziale Basis <strong>der</strong> Gesellschaft zu ver-<br />

29<br />

nichten drohte (vgl. The Great Transformation; S. 17f.). Konträr zu Polanyi, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong>-<br />

<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ökonomischen Entwicklung durch die Interventionsversuche des Staates befürchtete,<br />

heben sozialistisch orientierte Autoren eher die +Erfolge* dieser <strong>Politik</strong> hervor und sprechen<br />

für die postliberale Ära <strong>der</strong> <strong>in</strong>terventionistisch transformierten Marktwirtschaft im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

vom organisierten bzw. Staatsmonopolkapitalismus (vgl. Kocka: Organisierter Kapitalismus<br />

30<br />

o<strong>der</strong> Staatsmonopolistischer Kaptalismus?). Im +organisierten Kapitalismus* (Hilferd<strong>in</strong>g) über-<br />

nimmt nicht nur <strong>der</strong> Staat die Regulation des Marktes, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Klassengegensatz ist durch<br />

das +sozialpartnerschaftliche* System von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden solcher-<br />

31<br />

maßen <strong>in</strong>stitutionalisiert, daß dem Klassenkampf die Spitze genommen wird. E<strong>in</strong>e (begrenzte)<br />

wohlfahrtsstaatliche Umverteilung schafft dafür die materielle Basis.<br />

Fassen wir also noch e<strong>in</strong>mal zusammen und betrachten wir die Folgen für den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Handel: Die Klammer des durch e<strong>in</strong>e begrenzte Umverteilung erkauften und auch dem Kapital<br />

dienlichen sozialen Friedens ist <strong>der</strong> (National-)Staat, <strong>der</strong>, um diese Funktion erfüllen zu können,<br />

se<strong>in</strong>e Grenzen nach außen auch ökonomisch sichern muß. Schließlich können die Mittel<br />

für die wohlfahrtsstaatliche Grundsicherung nur durch die (maßvolle) Besteuerung des nationalen<br />

Kapitals bereitgestellt werden. Zum Schutz dieses nationalen Kapitals und da sich fremdes<br />

Kapital nicht direkt besteuern läßt, versuchte man deshalb, die Reichweite des staatlichen<br />

Gewaltmonopols durch Zölle und Kont<strong>in</strong>gentierungen künstlich zu verlängern.<br />

Doch was lange Zeit <strong>der</strong> Entwicklung des Kapitalismus diente, begann, als die Grenze des<br />

auf dieser Basis möglichen Wachstums erreicht war, se<strong>in</strong>e Entfaltung zu beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Instrumente<br />

wie das 1947 geschlossene +General Agreement on Trade and Tarifs* (GATT), das mittlerweile<br />

schon mehrere Erweiterungen erfahren hat und dem <strong>in</strong>zwischen weit über 100 Staaten bei-<br />

32<br />

getreten s<strong>in</strong>d (1994 waren es 125), setzten hier zwar politisch an und versuchten e<strong>in</strong>e Liberali-<br />

sierung des Welthandels durch die Festschreibung des Abbaus von Zöllen und E<strong>in</strong>fuhr-<br />

33<br />

beschränkungen sowie durch die sog. +Meistbegünstigungsklausel* herbeizuführen. In <strong>der</strong><br />

Praxis än<strong>der</strong>te sich aber wenig. Der freie Welthandel blieb Theorie. In <strong>der</strong> Tat griff man nun<br />

zwar nicht mehr so leicht zum Mittel direkter Zölle, doch viele Staaten versuchten durch<br />

den Aufbau nicht-tarifärer Handelsh<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse (wie z.B. spezifische technische Normen o<strong>der</strong><br />

Verbote von bestimmten Inhaltsstoffen <strong>in</strong> Nahrungsmitteln) das GATT-Abkommen zu unterlaufen.

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