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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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68 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

2 ZUR DIALEKTIK VON SOZIO-ÖKONOMISCHEM WANDEL UND<br />

POLITISCHER STATIK – EINE ÖKOLOGIE DER POLITIK<br />

In <strong>der</strong> noch weitgehend ungebrochenen Mo<strong>der</strong>nität <strong>der</strong> Nachkriegs-Ära bestand im wesentlichen<br />

nur e<strong>in</strong> Dissens über die Ziele <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> und die Wege zu <strong>der</strong>en Verwirklichung. Liberale,<br />

Konservative und Sozialisten waren sich, so unterschiedlich ihre konkreten Entwürfe auch<br />

se<strong>in</strong> mochten, im Pr<strong>in</strong>zip darüber e<strong>in</strong>ig, wor<strong>in</strong> <strong>Politik</strong> bestand: nämlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausübung von<br />

Herrschaft und <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>verb<strong>in</strong>dlichen Regelung <strong>der</strong> strittigen sozialen Fragen. Die prägnan-<br />

teste Verkörperung dieses machtzentrierten <strong>Politik</strong>verständnisses war und ist <strong>der</strong> (National-)Staat,<br />

wobei (<strong>in</strong> den gewaltenteiligen westlichen Systemen) – zum<strong>in</strong>dest <strong>der</strong> Theorie nach – <strong>der</strong><br />

Exekutive die e<strong>in</strong>e, <strong>der</strong> Legislative die an<strong>der</strong>e Funktion zufällt. Die Judikative hat (im Rahmen<br />

des politischen Prozesses) nur über die korrekte Abwicklung des politischen +Geschäfts* zu<br />

wachen.<br />

Die politische <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne beg<strong>in</strong>nt, wo auch dieser Konsens über das Wesen des Politischen<br />

als Frage von Macht und Herrschaft sich auflöst. Gleichzeitig mit dieser verunsichernden Infrage-<br />

stellung des politischen (Selbst-)Verständnisses zerfallen die zuvor klar abgrenzbaren politischen<br />

Lager, und es kommt zur Delegitimierung <strong>der</strong> etablierten politischen Institutionen. Im letzten<br />

Abschnitt des vorangegangenen Kapitels wurden erste Ansätze e<strong>in</strong>es +postmo<strong>der</strong>nen* <strong>Politik</strong>ver-<br />

ständnisses dargestellt, die diesen Wandel reflektieren. Aber warum kommt es ausgerechnet<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gegenwärtigen Situation zur Auflösung des Konsenses über <strong>Politik</strong>? – Die Gründe dafür<br />

1<br />

liegen außerhalb <strong>der</strong> <strong>Politik</strong>, des politischen Systems. Sie liegen <strong>in</strong> den tiefgreifenden strukturel-<br />

len Transformationsprozessen, die die Welt des ausgehenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts prägen und<br />

auch die +alte* <strong>Politik</strong> mit ihrer Fixierung auf den Nationalstaat <strong>in</strong> Frage stellen.<br />

Dieser Wandel hat sich zuerst im Bewußtse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Intellektuellen nie<strong>der</strong>geschlagen – zum<strong>in</strong>dest,<br />

wenn man Zygmunt Bauman folgen will, dessen +Ansichten* zur postmo<strong>der</strong>nen <strong>Politik</strong> bereits<br />

dargelegt wurden (siehe S. 59f.) und <strong>der</strong> die <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne als +Überbau-Phänomen* e<strong>in</strong>es<br />

an die eigenen Grenzen stoßenden Intellektualismus <strong>in</strong>terpretiert (siehe auch Anmerkung<br />

119, Prolog). Selbst Bauman sieht jedoch +e<strong>in</strong>e Reihe spezifisch ›postmo<strong>der</strong>ner‹ Phänomene,

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