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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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34 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

nicht mehr aus, da zunehmend rationale Argumentationen und Begründungsweisen gefragt<br />

waren.<br />

Zusammengenommen hatte all dies für den <strong>Politik</strong>begriff <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit e<strong>in</strong>e dreifache Be-<br />

deutung: Zum e<strong>in</strong>en erlebte das Feld <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> e<strong>in</strong>e semantische und praktische Beschränkung,<br />

<strong>in</strong>dem <strong>Politik</strong> als von Gesellschaft allgeme<strong>in</strong> abgrenzbarer Bereich gedacht wurde. Zum an<strong>der</strong>en<br />

(und ke<strong>in</strong>esfalls ersterem Befund wi<strong>der</strong>sprechend) erlebte <strong>der</strong> <strong>Politik</strong>begriff e<strong>in</strong>en praktischen<br />

wie theoretischen Bedeutungszugew<strong>in</strong>n, <strong>in</strong>dem <strong>Politik</strong> gleichzeitig <strong>in</strong>s Zentrum <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

rückte und e<strong>in</strong> Primat <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> gegenüber an<strong>der</strong>en Bereichen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Theologie,<br />

gefor<strong>der</strong>t wurde. Damit e<strong>in</strong>her g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e emotionale Überladung des <strong>Politik</strong>begriffs durch<br />

die so mit ihr verbundenen Heilserwartungen. 88<br />

1.3 DIE UNTERSCHIEDLICHEN POLITIKVERSTÄNDNISSE IN KONSERVATISMUS, SOZIA-<br />

LISMUS UND LIBERALISMUS<br />

Mit Hegel wurde e<strong>in</strong> erster Schritt <strong>in</strong>s 19. Jahrhun<strong>der</strong>t unternommen. In diesem Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Revolution (siehe S. XVIIff.) kann man e<strong>in</strong>e deutliche Aufsplitterung des Poli-<br />

tikbegriffs ausmachen, die mit <strong>der</strong> Formierung <strong>der</strong> politischen Lager, wie sie auch noch die<br />

Gegenwart prägen, e<strong>in</strong>her g<strong>in</strong>g. Das klassische rechts-l<strong>in</strong>ks-Koord<strong>in</strong>atensystem, das erst <strong>in</strong><br />

letzter Zeit an Relevanz e<strong>in</strong>gebüßt hat, begann sich auszudifferenzieren.<br />

Natürlich erfolgte im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t ke<strong>in</strong> absoluter Neubeg<strong>in</strong>n, ke<strong>in</strong>e politische und politik-<br />

theoretische tabula rasa. Man baute durchaus auf dem bestehenden Gedankengut auf, und<br />

man kann sogar von e<strong>in</strong>em (vielfach geglückten) Versuch <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>nahmung bestimmter<br />

politischer Philosophen durch die ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>driftenden politischen Strömungen sprechen.<br />

Schließlich gibt es signifikante Unterschiede im politischen Denken e<strong>in</strong>es Platon und e<strong>in</strong>es<br />

Aristoteles o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Hobbes und e<strong>in</strong>es Locke. Diese Unterschiede wurden nun erstmals<br />

explizit gemacht, <strong>in</strong>dem man sie systematisierte und kategorisierte, und genauso explizit verstand<br />

man sich selbst als liberal, sozialistisch o<strong>der</strong> konservativ.<br />

Der Versuch e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen Zuordnung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Denker unter diese drei Kategorien<br />

fällt aber trotzdem mitunter schwer. Am leichtesten fällt sie noch bei Locke, den man als<br />

Begrün<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er liberalen, bürgerlichen Tradition sehen kann. Vielleicht könnte man auch<br />

Kant – trotz gewisser konservativer, obrigkeitsstaatlicher Züge – hier e<strong>in</strong>ordnen. Bei Machiavelli

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