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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 1: POLITIK – ETYMOLOGIE UND SEMANTIK EINES +RECYCLINGFÄHIGEN* BEGRIFFS 33<br />

objektiver Natur, und sie vermittelt dementsprechend auch zwischen dem Recht und <strong>der</strong><br />

Moral:<br />

+Das Rechtliche und das Moralische kann nicht für sich existieren, und sie müssen das Sittliche zum<br />

Träger und zur Grundlage haben, denn dem Recht fehlt das Moment <strong>der</strong> Subjektivität, das die Moral<br />

wie<strong>der</strong>um für sich alle<strong>in</strong> hat.* (Ebd.; Zusatz zu § 141)<br />

+Substantialität* wird dem Sittlichen durch die (patriarchalische) Familie (vgl. ebd.; §§ 158–181)<br />

und die bürgerliche Gesellschaft verliehen (vgl. ebd.; §§ 182–256), die sich im dialektischen<br />

geschichtlichen Prozeß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Staat überführen läßt, +<strong>in</strong> welchem die Freiheit zu ihrem<br />

höchsten Recht kommt* (ebd.; § 258) – was Hegel aber gerade durch die bed<strong>in</strong>gungslose<br />

Pflichterfüllung und Unterordnung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen unter das an sich Vernünftige des Staates<br />

erfüllt sieht, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e +organische Totalität* darstellt (vgl. ebd.; § 256).<br />

Wenn man nun abschließend die Frage nach e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>samkeit <strong>der</strong> hier nachgezeichneten<br />

neuzeitlichen Konzepte des Politischen stellt, so kann man – wie schon e<strong>in</strong>gangs vorweg<br />

genommen – zum Resultat gelangen, daß die neuzeitlichen Theoretiker, an<strong>der</strong>s als ihre antiken<br />

und mittelalterlichen Vorgänger, zumeist von e<strong>in</strong>er getrennten Sphäre des Politischen ausg<strong>in</strong>gen,<br />

die im sich konstituierenden bürgerlichen Staat auch e<strong>in</strong>e praktische Entsprechung hatte.<br />

Wo, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> absolutistischen Staatsphilosophie, e<strong>in</strong>e solche getrennte Sphäre des Politischen<br />

nicht gedacht wurde und, aufgrund des umfassenden absolutistischen Anspruchs, auch praktisch<br />

fehlte, g<strong>in</strong>g man zum<strong>in</strong>dest von e<strong>in</strong>em Primat <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> aus.<br />

Diese Prioritätsverschiebung hatte ihren guten Grund: Die B<strong>in</strong>dekraft und das Weltdeutungs-<br />

monopol <strong>der</strong> Theologie schwand mit <strong>der</strong> Aufsplitterung <strong>der</strong> christlichen Religion (im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Reformation) und den Erfolgen <strong>der</strong> +mo<strong>der</strong>nen* Naturwissenschaft. Seit <strong>der</strong> Renaissance<br />

verlagerte sich die Heilserwartung deshalb immer mehr <strong>in</strong>s Säkulare, <strong>in</strong>s Hier und Jetzt, also<br />

auch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Bereich von Gesellschaft und <strong>Politik</strong>. Auf diese Funktion <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> als<br />

säkulare Religion ist schon vielfach, vor allem von konservativer Seite aus, h<strong>in</strong>gewiesen worden<br />

86<br />

(z.B. durch Schmitt, Voegel<strong>in</strong>, Kamlah, Sternberger u.a.). Die Tendenz zur +Theologiesierung*<br />

<strong>der</strong> <strong>Politik</strong> spiegelt sich auch <strong>in</strong> vielen frühneuzeitlichen utopischen Entwürfen (so etwa bei<br />

87<br />

Morus, Campanella etc.) wi<strong>der</strong>. Doch noch e<strong>in</strong> weiteres, damit <strong>in</strong> Zusammenhang stehendes<br />

Merkmal neuzeitlicher politischer Philosophie kommt h<strong>in</strong>zu: nämlich <strong>der</strong>en immer wichtigere<br />

legitimatorische Funktion. Die theologische Rechtfertigung <strong>der</strong> politischen Herrschaft reichte

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