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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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KAP. 1: POLITIK – ETYMOLOGIE UND SEMANTIK EINES +RECYCLINGFÄHIGEN* BEGRIFFS 29<br />

se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> +<strong>in</strong> je<strong>der</strong> H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong> außergewöhnlicher Mann im Staat* ist (ebd.), doch <strong>der</strong> die<br />

Gesetze nur formuliert und nicht selbst beschließt. Vor allem diese Konstruktion e<strong>in</strong>es +grand<br />

legislateur* hat Rousseau viel berechtigte Kritik e<strong>in</strong>gebracht. Trotz aller Schwachpunkte se<strong>in</strong>er<br />

Konzeption zählt er aber zu den großen politischen Philosophen <strong>der</strong> Neuzeit. Letzteres gilt<br />

selbstverständlich auch für Kant und Hegel, <strong>der</strong>en politische Vorstellungen zum Abschluß<br />

dieses Abschnitts kurz skizziert werden sollen.<br />

Die moral- bzw. rechtsphilosophischen Schriften von Kant und Hegel repräsentieren den<br />

(wichtigsten) deutschen Beitrag zum neuzeitlichen politischen Denken – denn <strong>in</strong> Deutschland<br />

vollzog sich bezeichnen<strong>der</strong>weise das Nachdenken über Staat und <strong>Politik</strong> hauptsächlich im<br />

Rahmen <strong>der</strong> (akademischen) (Rechts-)Philosophie. Diese Beson<strong>der</strong>heit ist sicher auch <strong>der</strong><br />

speziellen politischen Rahmensituation <strong>in</strong> deutschen Reich geschuldet, das im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

zweifellos e<strong>in</strong>en Entwicklungsrückstand im Vergleich zu England o<strong>der</strong> Frankreich aufwies.<br />

In relativer Kont<strong>in</strong>uität zu mittelalterlichen politischen Strukturen bestand auch ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher<br />

+Nationalstaat*, son<strong>der</strong>n das durch die Kaiserkrone nur schwach zusammengehaltene Reichsgebiet<br />

war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl weitgehend autonomer Fürstentümer zerstückelt. Die Stärke <strong>der</strong> regionalen<br />

Fürsten und das Fehlen e<strong>in</strong>es ausreichenden ökonomischen Impulses verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te wohl e<strong>in</strong>e<br />

ähnliche Emanzipationsbewegung des Bürgertums wie <strong>in</strong> England und Frankreich. Wie erwähnt<br />

war <strong>der</strong> im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t tobende Kampf um die politische Vormacht mit <strong>der</strong> +Glorious<br />

Revolution* von 1688 <strong>in</strong> England zugunsten <strong>der</strong> bürgerlichen Kräfte ausgegangen. In Frankreich<br />

hatte schließlich die Revolution von 1789 dem +Ancien Régime* e<strong>in</strong> blutiges Ende gesetzt.<br />

In Deutschland gab es ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Ereignisse, obwohl auch dort die Erschütterungen<br />

durch die +Grande Révolution* <strong>in</strong> Frankreich zu spüren waren.<br />

81<br />

Immanuel Kant (1724–1804) hatte die französische Revolution zunächst mit Sympathie<br />

beobachtet, war jedoch von ihren Exzessen enttäuscht und verurteilte den jakob<strong>in</strong>ischen +terreur*.<br />

Diese Enttäuschung spiegelt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em politischen Denken wi<strong>der</strong>, das sich <strong>in</strong> weiten Teilen<br />

als +obrigkeitsstaatlich* charakterisieren läßt. Zudem mußte Kant als Professor <strong>in</strong> Königsberg<br />

und damit preußischer Staatsbediensteter mit se<strong>in</strong>en Äußerungen sehr vorsichtig se<strong>in</strong>, wenn<br />

er nicht se<strong>in</strong>e Stellung gefährden wollte. Dies sollte man bedenken, wenn man sich mit se<strong>in</strong>em<br />

politischen Denken ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt:<br />

Auch Kant operiert mit den Begriffen Naturrecht und Vertrag. Er ist jedoch ke<strong>in</strong> Vertrags-<br />

theoretiker im eigentlichen S<strong>in</strong>n. Der Vertrag und se<strong>in</strong>e Vernünftigkeit dienen ihm nurmehr

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