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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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24 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

• Zugleich s<strong>in</strong>d alle Menschen vom (maßlosen) Drang ihrer Leidenschaften und ihrem (legi-<br />

timen) Bedürfnis nach Selbsterhaltung geprägt: +Zuvör<strong>der</strong>st wird also angenommen, daß<br />

alle Menschen […] beständig und unausgesetzt e<strong>in</strong>e Macht nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en sich zu<br />

verschaffen bemüht s<strong>in</strong>d; nicht darum, weil sie […] sich mit e<strong>in</strong>er mäßigeren nicht begnügen<br />

können, son<strong>der</strong>n weil sie ihre gegenwärtige Macht und die Mittel, glücklich zu leben, zu<br />

verlieren fürchten, wenn sie sie nicht vermehren.* (Ebd.; S. 90f. [Kap. 11])<br />

• Der Mensch ist ke<strong>in</strong> zoon politikon, son<strong>der</strong>n – gemäß <strong>der</strong> Hobbesschen Devise +homo<br />

hom<strong>in</strong>i lupus* (Der Mensch ist e<strong>in</strong> Wolf für den Menschen) – im Pr<strong>in</strong>zip sozialfe<strong>in</strong>dlich<br />

e<strong>in</strong>gestellt. (Vgl. Vom Bürger; S. 59 [Widmungsschreiben])<br />

Die angenommene Gleichheit <strong>der</strong> Menschen, verbunden mit ihrem Streben nach Macht und<br />

Reichtum, wird zur Quelle e<strong>in</strong>es im Naturzustand unlösbaren Konflikts, denn dieser ist –<br />

so Hobbes’ strukturelle Prämisse – durch e<strong>in</strong>e ausgesprochene Güterknappheit gekennzeichnet.<br />

62<br />

Das von ihm zunächst postulierte natürliche Recht des Menschen auf alles, d.h. zur ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

ten Verfolgung se<strong>in</strong>er (egoistischen) Interessen, gerät damit <strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zum natürlichen<br />

Gesetz <strong>der</strong> Vernunft: +Suche Frieden, solange nur Hoffnung darauf besteht* (Leviathan; S.<br />

119).<br />

Nur durch e<strong>in</strong>en künstlichen Zusammenschluß läßt sich <strong>der</strong> vernunftgebotene Friede ver-<br />

wirklichen, <strong>der</strong> den Genuß <strong>der</strong> <strong>in</strong> ständiger gegenseitiger Konkurrenz erworbenen Güter erst<br />

ermöglicht. So ist es also letztendlich e<strong>in</strong> Akt <strong>der</strong> (ökonomischen) Rationalität, daß sich die<br />

Menschen durch e<strong>in</strong>en wechselseitig geschlossenen Vertrag zu e<strong>in</strong>em gesellschaftlichen Gesamt-<br />

körper, dem +sterblichen Gott* des Leviathan, vere<strong>in</strong>en und den unproduktiven, kriegerischen<br />

63<br />

Naturzustand durch die Etablierung e<strong>in</strong>es staatlichen Gewaltmonopols überw<strong>in</strong>den. Weniger<br />

rational ist es, daß sie sich dabei e<strong>in</strong>em Dritten – dem (Ober-)Haupt des +Staatswesens*,<br />

auf das man sich durch Mehrheitsentscheid gee<strong>in</strong>igt hat – gänzlich ungeschützt ausliefern<br />

sollen. Der von Hobbes entworfene Text des Gesellschaftsvertrags lautet nämlich:<br />

+Ich übergebe me<strong>in</strong> Recht, mich selbst zu beherrschen, diesem Menschen o<strong>der</strong> dieser Gesellschaft unter<br />

<strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gung, daß du ebenfalls de<strong>in</strong> Recht über dich ihm o<strong>der</strong> ihr abtrittst.* (Ebd.; S. 155 [Kap. 17])<br />

E<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>standsrecht gegen den Mißbrauch <strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal übertragenen Herrschaftsgewalt gibt<br />

64<br />

es laut Hobbes nicht. Er begründet dieses Fehlen e<strong>in</strong>es Wi<strong>der</strong>standsrechtes +korporatistisch*

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