tom clancy im sturm

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schulte.josefine23
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09.12.2012 Aufrufe

Vermutung nach. Im Lauf der vergangenen fünf Jahre hat die Rote Armee die Namen von vierzehn hingerichteten Offizieren publik gemacht. Darunter war ein Oberst, ein Personaloffizier in Georgien, der gegen Bestechungsgeld Versetzungen arrangierte. Bei den anderen handelte es sich um einen Fall von Spionage, drei Vernachlässigungen der Dienstpflicht unter Alkoholeinfluss und neun ganz normale Korruptionsfälle - die Burschen hatten alles mögliche, vom Treibstoff bis hin zum Großrechner, naljewo, links herum, auf dem Schwarzmarkt verhökert. Und nun werden auf einmal allein in einem Militärbezirk vier Regimentskommandeure hingerichtet.» »Das könntest du Redman vorlegen.« »Reine Zeitverschwendung.« »Hast du Kontakt zu Leuten vom zivilen Nachrichtendienst?« »Nein, meine Kollegen beschäftigen sich alle mit militärischer Telekommunikation.« »Vergangenen Montag habe ich beim Mittagessen mit einem Mann von der CIA gesprochen, den ich schon seit einer Ewigkeit kenne. Wie auch immer, er riss Witze über eine neue Knappheit in der Sowjetunion.« »Schon wieder eine?« Bob war amüsiert. Versorgungsengpässe waren in Russland nichts Neues. Zahnpasta, Toilettenpapier, Scheibenwischer - davon hörte er in der Kantine immer wieder. »Ja, und diesmal geht es um Batterien für Autos und Lastwagen. Seit vier Wochen ist nirgends eine Batterie aufzutreiben. Viele Autos sind stillgelegt, und weil überall gestohlen wird, klemmen die Leute abends ihre Batterien ab und nehmen sie mit ins Haus.« »Aber in Togliatti gibt es doch eine große Batteriefabrik!« Toland meinte ein mit Hilfe von Fiat errichtetes riesiges Kraftfahrzeugwerk im europäischen Russland. »Die fährt drei Schichten. Was hältst du davon?« Norfolk, Virginia Toland musterte in der Offiziersmesse in Norfolk sein Spiegelbild. Die Uniform passte noch, wenngleich sie um die Taille herum etwas eng saß. Seine Ordensspange wies nur kümmerliche anderthalb Riemen auf, aber er hatte immerhin das Seedienstabzeichen, seine 56

»Schwimmflügel«, er war nicht immer nur ein glorifizierter Funker gewesen. An den Ärmeln trug er die zweieinhalb Streifen eines Lieutenant Commander. Noch einmal kurz über die Schuhe gefahren, und dann war er zur Tür hinaus, an diesem hellen Montagmorgen bereit, seine jährlichen zwei Wochen Dienst bei der Flotte anzutreten. Fünf Minuten später fuhr er die Mitcher Avenue hinunter zum Hauptquartier des Oberbefehlshabers der Atlantikflotte - CIN­ CLANTFLT -, einem niedrigen, nichts sagenden Gebäude, das einmal ein Krankenhaus gewesen war. Toland, ein Frühaufsteher, fand den Parkplatz an der Ingersoll Street halb leer vor, suchte sich aber trotzdem einen unmarkierten Platz, um nicht den Zorn eines hohen Offiziers heraufzubeschwören. »Bob? Bob Toland?« rief jemand. »Ed Morris!« Inzwischen war er Commander Edward Morris, USN, stellte Toland fest, und der goldene Stern am Uniformrock identifizierte ihn als Kommandanten eines Schiffes. Toland salutierte, ehe er seinem Freund die Hand gab. Nachdem sie Erinnerungen ausgetauscht und von ihren Familien gesprochen hatten, wies Toland auf den Stern. »Dann erzähl mal von deiner neuen Liebe.« »Schau dir mein Auto an.« Toland drehte sich um. Morris' Ford trug das Kennzeichen FF­ 1094. Dem Uneingeweihten war das eine ganz gewöhnliche Nummer, aber ein Seemann wusste, dass sie ein Kommando signalisierte: U-Jagdfregatte 1094 ~ USS Pharris. »Bescheidenheit war ja schon immer deine Stärke«, bemerkte Toland grinsend. »Gratuliere, Ed. Seit wann hast du sie?« »Seit zwei Jahren. Sie ist groß, schön und mein. Hättest dabeibleiben sollen, Bob. Der Tag, an dem ich sie übernahm, war wie Jimmys Geburt.« »Fein, Ed, aber es stand doch schon immer fest, dass du ein Schiff bekommst und ich nicht.« Tolands Personalakte enthielt einen Tadel, weil er als Wachhabender einen Zerstörer auf Grund gesetzt hatte. Eigentlich nur Pech: eine unklare Eintragung auf der Seekarte und eine ungünstige Tide hatten den Irrtum ausgelöst, aber eine Karriere in der Navy war rasch ruiniert. »Reißt also deine zwei Wochen runter.« »Stimmt.« 57

»Schw<strong>im</strong>mflügel«, er war nicht <strong>im</strong>mer nur ein glorifizierter Funker<br />

gewesen. An den Ärmeln trug er die zweieinhalb Streifen eines<br />

Lieutenant Commander. Noch einmal kurz über die Schuhe gefahren,<br />

und dann war er zur Tür hinaus, an diesem hellen Montagmorgen<br />

bereit, seine jährlichen zwei Wochen Dienst bei der Flotte<br />

anzutreten.<br />

Fünf Minuten später fuhr er die Mitcher Avenue hinunter zum<br />

Hauptquartier des Oberbefehlshabers der Atlantikflotte - CIN­<br />

CLANTFLT -, einem niedrigen, nichts sagenden Gebäude, das einmal<br />

ein Krankenhaus gewesen war. Toland, ein Frühaufsteher,<br />

fand den Parkplatz an der Ingersoll Street halb leer vor, suchte sich<br />

aber trotzdem einen unmarkierten Platz, um nicht den Zorn eines<br />

hohen Offiziers heraufzubeschwören.<br />

»Bob? Bob Toland?« rief jemand.<br />

»Ed Morris!«<br />

Inzwischen war er Commander Edward Morris, USN, stellte<br />

Toland fest, und der goldene Stern am Uniformrock identifizierte<br />

ihn als Kommandanten eines Schiffes. Toland salutierte, ehe er<br />

seinem Freund die Hand gab. Nachdem sie Erinnerungen ausgetauscht<br />

und von ihren Familien gesprochen hatten, wies Toland auf<br />

den Stern. »Dann erzähl mal von deiner neuen Liebe.«<br />

»Schau dir mein Auto an.«<br />

Toland drehte sich um. Morris' Ford trug das Kennzeichen FF­<br />

1094. Dem Uneingeweihten war das eine ganz gewöhnliche Nummer,<br />

aber ein Seemann wusste, dass sie ein Kommando signalisierte:<br />

U-Jagdfregatte 1094 ~ USS Pharris.<br />

»Bescheidenheit war ja schon <strong>im</strong>mer deine Stärke«, bemerkte<br />

Toland grinsend. »Gratuliere, Ed. Seit wann hast du sie?«<br />

»Seit zwei Jahren. Sie ist groß, schön und mein. Hättest dabeibleiben<br />

sollen, Bob. Der Tag, an dem ich sie übernahm, war wie<br />

J<strong>im</strong>mys Geburt.«<br />

»Fein, Ed, aber es stand doch schon <strong>im</strong>mer fest, dass du ein Schiff<br />

bekommst und ich nicht.« Tolands Personalakte enthielt einen<br />

Tadel, weil er als Wachhabender einen Zerstörer auf Grund gesetzt<br />

hatte. Eigentlich nur Pech: eine unklare Eintragung auf der Seekarte<br />

und eine ungünstige Tide hatten den Irrtum ausgelöst, aber eine<br />

Karriere in der Navy war rasch ruiniert.<br />

»Reißt also deine zwei Wochen runter.«<br />

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