tom clancy im sturm

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schulte.josefine23
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09.12.2012 Aufrufe

USS Reuben James 34 Fühler Der Wecker ging um sieben Uhr, viel zu früh für Jerry O'Malley. Er hatte die untere Koje in dieser Zweierkammer - sein Kopilot schlief oben - und seine erste bewusste Handlung war, drei Aspirin zu nehmen und sich dann wieder hinzulegen. Sein Schädel brummte. Als die Tabletten zu wirken begannen, ging er duschen, erst kalt und dann warm. Nun hatte er einen einigermaßen klaren Kopf. Die Messe war voll, aber still. Die Offiziere saßen in Altersgruppen beinander und unterhielten sich flüsternd. Die Jüngeren hatten noch keine Gefechtserfahrung, und ihr anfängliches Draufgängertum war einer nüchternen Einschätzung ihrer Aufgabe gewichen. Schiffe waren versenkt worden. Kameraden lebten nicht mehr. Für diese jungen Männer war die Furcht eine Unbekannte und viel bedrohlicher als die technischen Aspekte des Gefechts. Er sah Fragen in ihren Gesichtern, die nur die Zeit beantworten konnte. Sie mussten lernen, die Ungewißheit zu ertragen. O'Malley war gefechtserfahren. Diese jungen Kerls würden Angst haben und versuchen, sie zu überwinden, so gut sie konnten. Sinnlos, sich jetzt darüber zu verbreiten. »Guten Morgen, IO!« »Morgen, Jerry. Ich wollte gerade zum Kommandanten.« »Der hat Schlaf nötig.« Der Pilot hatte Morris' Wecker abgestellt. Frank Ernst verstand O'Malleys Wink. »Na gut, vor elf brauchen wir ihn ja nicht.« »Ich wusste ja, dass Sie ein guter Erster sind, Frank.« »Ich habe gestern abend die Übung an den Torpedos überwacht. Die Männer unterboten den Rekord um eine Minute - im dunkeln.« »Nicht übel«, lobte O'Malley. »Wann ist die Einsatzbesprechung?« 502

»Um vierzehn Uhr. Es nehmen Befehlshabende, Erste Offiziere und ausgewähltes anderes Personal teil. Und Sie bestimmt auch.« »Richtig.« Ernst senkte die Stimme. »Ist der Kommandant auch bestimmt gesund?« Auf einem Schiff gibt es keine Geheimnisse. »Seit dieser Zirkus losging, war er im Gefechtsdienst. Er musste sich mal richtig einen ansaufen - das ist eine uralte seemännische Tradition«, erwiderte O'Malley und fuhr lauter fort: »Ein Jammer nur, dass diese Knaben hier zu grün zum Mitmachen sind. Hat vielleicht jemand eine Zeitung besorgt? Die Mannschaften der Football-Liga gehen ins Trainingslager, und es ist keine Zeitung an Bord? Saustall!« »Echt, so einen Dinosaurier hab ich noch nie erlebt«, merkte ein junger Ingenieur sotto voce an. »Sie werden sich an ihn gewöhnen«, tröstete Ensign Ralston. Island Zwei Tage Rast konnten sie alle gebrauchen. Sergeant Nichols konnte wieder fast normal auftreten, und die Amerikaner, die keinen Fisch mehr sehen mochten, stopften sich mit von den Royal Marines mitgebrachten Extrarationen voll. Edwards suchte erneut den Horizont ab. Es war schwer, ja unmöglich, nicht hinzuschauen. Und der Gipfel war, dass Vigdis das noch komisch fand. Die englischen Soldaten hatten unter anderem Seife mitgebracht, und ein rund eine Meile von ihrem Berglager entfernter winziger See war zum Badeplatz erklärt worden. Da sich im feindlichen Land niemand allein so weit von den anderen entfernte, war es selbstverständlich dem Lieutnant zugefallen, auf Vigdis aufzupassen. Sie mit geladenem Gewehr beim Baden zu bewachen, kam ihm aber absurd vor. Wie er feststellte, waren ihre Blutergüsse fast verheilt. »Fertig, Michael.« Handtücher gab es keine, aber man roch wenigstens wieder menschlich. Sie kam mit feuchtem Haar auf ihn zu und lächelte schalkhaft. »War das peinlich? Tut mir leid.« »Dafür können Sie nichts.« »Ich werde dick.« Edwards konnte kaum etwas sehen, aber es war schließlich nicht seine Figur, die sich veränderte. 503

»Um vierzehn Uhr. Es nehmen Befehlshabende, Erste Offiziere<br />

und ausgewähltes anderes Personal teil. Und Sie best<strong>im</strong>mt auch.«<br />

»Richtig.«<br />

Ernst senkte die St<strong>im</strong>me. »Ist der Kommandant auch best<strong>im</strong>mt<br />

gesund?« Auf einem Schiff gibt es keine Gehe<strong>im</strong>nisse.<br />

»Seit dieser Zirkus losging, war er <strong>im</strong> Gefechtsdienst. Er musste<br />

sich mal richtig einen ansaufen - das ist eine uralte seemännische<br />

Tradition«, erwiderte O'Malley und fuhr lauter fort: »Ein Jammer<br />

nur, dass diese Knaben hier zu grün zum Mitmachen sind. Hat<br />

vielleicht jemand eine Zeitung besorgt? Die Mannschaften der<br />

Football-Liga gehen ins Trainingslager, und es ist keine Zeitung an<br />

Bord? Saustall!«<br />

»Echt, so einen Dinosaurier hab ich noch nie erlebt«, merkte ein<br />

junger Ingenieur sotto voce an.<br />

»Sie werden sich an ihn gewöhnen«, tröstete Ensign Ralston.<br />

Island<br />

Zwei Tage Rast konnten sie alle gebrauchen. Sergeant Nichols<br />

konnte wieder fast normal auftreten, und die Amerikaner, die<br />

keinen Fisch mehr sehen mochten, stopften sich mit von den Royal<br />

Marines mitgebrachten Extrarationen voll.<br />

Edwards suchte erneut den Horizont ab. Es war schwer, ja<br />

unmöglich, nicht hinzuschauen. Und der Gipfel war, dass Vigdis das<br />

noch komisch fand. Die englischen Soldaten hatten unter anderem<br />

Seife mitgebracht, und ein rund eine Meile von ihrem Berglager<br />

entfernter winziger See war zum Badeplatz erklärt worden. Da sich<br />

<strong>im</strong> feindlichen Land niemand allein so weit von den anderen entfernte,<br />

war es selbstverständlich dem Lieutnant zugefallen, auf<br />

Vigdis aufzupassen. Sie mit geladenem Gewehr be<strong>im</strong> Baden zu<br />

bewachen, kam ihm aber absurd vor. Wie er feststellte, waren ihre<br />

Blutergüsse fast verheilt.<br />

»Fertig, Michael.« Handtücher gab es keine, aber man roch<br />

wenigstens wieder menschlich. Sie kam mit feuchtem Haar auf ihn<br />

zu und lächelte schalkhaft. »War das peinlich? Tut mir leid.«<br />

»Dafür können Sie nichts.«<br />

»Ich werde dick.« Edwards konnte kaum etwas sehen, aber es<br />

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