tom clancy im sturm

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schulte.josefine23
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09.12.2012 Aufrufe

schnell kann die Nato unmöglich reagieren. Bis ihre Offiziere die Geheimdienstmeldungen verarbeitet und ihren Ministern vorgelegt haben, rollen unsere Panzer schon in der Bundesrepublik durchs Kinzigtal.« »Zuviel kann schief gehen!« Der OB West erhob sich so rasch, dass ihm das Handtuch von den Hüften zu rutschen drohte. Er hielt es mit einer Hand fest und ballte die andere. »Die Verkehrsregelung muss ausgearbeitet werden. Unsere Männer müssen an den neuen Waffensystemen üben. Unsere Heeresflieger müssen auf den Fronteinsatz gegen die Imperialisten vorbereitet werden. Bitte sehr, da haben Sie ein unüberwindliches Problem. Die Piloten müssen mindestens einen Monat lang intensiv üben. Und meine Panzerbesatzungen, Geschützbedienungen und Infanteristen auch.« Wenn du eine Ahnung von deiner Arbeit hättest, wärst du jetzt bereit, du nichtsnutziger Hurenbock! dachte Alexejew. Der OB West war ein Mann von einundsechzig, der unter Vernachlässigung seiner Dienstpflichten gerne seine Potenz unter Beweis stellte. Aber der Mann galt als politisch zuverlässig. So geht das also in unserem System, sagte sich der jüngere General. Zur Verteidigung des Vaterlandes brauchen wir Kämpfer, und was kriegen wir? Politisch zuverlässige Bürohengste. Alexejew spielte seine letzte Karte aus: »Genosse General, Ihre Divisions-, Regiments- und Bataillonskommandeure sind tüchtige Männer. Vertrauen Sie ihnen.« Es konnte nicht schaden, das Banner der Roten Armee zu schwenken, fand Alexejew. Roschkow erhob sich. »Was Sie sagen, Pawel Leonidowitsch, hat Hand und Fuß, aber dürfen wir ein Vabanquespiel um die Sicherheit des Landes wagen?« Er schüttelte den Kopf und zitierte wie schon oft die Militärdoktrin: »Nein. Gewiss, wir setzen auf den Überraschungseffekt, wenn unser erster schwerer Schlag den Weg für den kühnen Vorstoß unserer Panzer freimacht. Während das Politbüro den Westen mit Friedensangeboten in Sicherheit wiegt, bereiten wir unseren Schlag vor, und wenn er fällt, trifft er den Gegner, der erst drei Tage vorher Verdacht geschöpft hat, unvorbereitet.« Die Offiziere folgten Roschkow, um sich unter der kalten Dusche den Schweiß von den Leibern zu waschen. Zehn Minuten später versammelten sie sich erfrischt im Speisesaal im zweiten Stock. Die Kellner, größtenteils KGB-Informanten, stellten fest, dass eine et­ 40

was gedrückte Stimmung herrschte. Unterhaltungen wurden so leise geführt, dass sie nichts mitbekamen. Die Generale wussten wohl, dass das Lefortowo-Gefängnis des KGB nur einen knappen Kilometer entfernt war. »Unsere Pläne? fragte der OB Südwest seinen Stellvertreter. »Wie oft haben wir die schon durchgespielt?« bemerkte Alexejew. »Alle Karten und Formeln haben wir seit Jahren studiert, wissen, wo die gegnerischen Truppen und Panzerverbände konzentriert sind, kennen die Straßen und Autobahnen, die wir benutzen werden. Unsicher ist nur, ob unsere sorgfältig ausgearbeiteten Pläne auch Erfolg haben werden. Wir sollten sofort angreifen. Dann hätten nämlich beide Seiten mit diesem Unsicherheitsfaktor zu kämpfen.« »Und wenn unsere Offensive zu erfolgreich ist und die Nato Kernwaffen einsetzt?« fragte Roschkow. Alexejew gestand zu, dass dieser Faktor entscheidend wichtig und unberechenbar war. »Das könnte ohnehin eintreffen. Genosse, alle unsere Pläne setzen einen Überraschungseffekt voraus. Die Kombination von Überraschung und Erfolg wird den Westen zwingen, die nukleare Option zu erwägen -« »Irrtum, junger Freund«, rügte der OB Südwest. »Das ist eine rein politische Entscheidung. Auch die Entscheidung für den Nichteinsatz von Kernwaffen ist ein politischer Prozess, der seine Zeit braucht.« »Wie können wir uns des strategischen Überraschungseffekts sicher sein, wenn wir vier Monate lang warten?« fragte Alexejew. »Die politische Führung hat uns die entsprechenden Maßnahmen versprochen.« »In dem Jahr, in dem ich an die Frunse-Akademie kam, verkündete die Partei, wann wir ins Stadium des wahren Kommunismus eintreten würden. Das war ein feierliches Versprechen. Der Termin war vor sechs Jahren.« »Pascha, bei mir können Sie sich so etwas erlauben, ich habe Verständnis. Aber wenn Sie nicht lernen, Ihre Zunge im Zaum zu halten -« »Verzeihung, Genosse General, aber wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, dass uns die Überraschung nicht gelingt. >Im Gefecht sind trotz sorgfältigster Vorbereitungen Risiken unvermeidlich'«, zitierte Alexejew aus einem Lehrbuch der Frunse-Akademie. 41

was gedrückte St<strong>im</strong>mung herrschte. Unterhaltungen wurden so<br />

leise geführt, dass sie nichts mitbekamen. Die Generale wussten<br />

wohl, dass das Lefortowo-Gefängnis des KGB nur einen knappen<br />

Kilometer entfernt war.<br />

»Unsere Pläne? fragte der OB Südwest seinen Stellvertreter.<br />

»Wie oft haben wir die schon durchgespielt?« bemerkte Alexejew.<br />

»Alle Karten und Formeln haben wir seit Jahren studiert,<br />

wissen, wo die gegnerischen Truppen und Panzerverbände konzentriert<br />

sind, kennen die Straßen und Autobahnen, die wir benutzen<br />

werden. Unsicher ist nur, ob unsere sorgfältig ausgearbeiteten<br />

Pläne auch Erfolg haben werden. Wir sollten sofort angreifen.<br />

Dann hätten nämlich beide Seiten mit diesem Unsicherheitsfaktor<br />

zu kämpfen.«<br />

»Und wenn unsere Offensive zu erfolgreich ist und die Nato<br />

Kernwaffen einsetzt?« fragte Roschkow. Alexejew gestand zu, dass<br />

dieser Faktor entscheidend wichtig und unberechenbar war.<br />

»Das könnte ohnehin eintreffen. Genosse, alle unsere Pläne setzen<br />

einen Überraschungseffekt voraus. Die Kombination von Überraschung<br />

und Erfolg wird den Westen zwingen, die nukleare Option<br />

zu erwägen -«<br />

»Irrtum, junger Freund«, rügte der OB Südwest. »Das ist eine<br />

rein politische Entscheidung. Auch die Entscheidung für den Nichteinsatz<br />

von Kernwaffen ist ein politischer Prozess, der seine Zeit<br />

braucht.«<br />

»Wie können wir uns des strategischen Überraschungseffekts<br />

sicher sein, wenn wir vier Monate lang warten?« fragte Alexejew.<br />

»Die politische Führung hat uns die entsprechenden Maßnahmen<br />

versprochen.«<br />

»In dem Jahr, in dem ich an die Frunse-Akademie kam, verkündete<br />

die Partei, wann wir ins Stadium des wahren Kommunismus<br />

eintreten würden. Das war ein feierliches Versprechen. Der Termin<br />

war vor sechs Jahren.«<br />

»Pascha, bei mir können Sie sich so etwas erlauben, ich habe<br />

Verständnis. Aber wenn Sie nicht lernen, Ihre Zunge <strong>im</strong> Zaum zu<br />

halten -«<br />

»Verzeihung, Genosse General, aber wir müssen mit der Möglichkeit<br />

rechnen, dass uns die Überraschung nicht gelingt. >Im Gefecht<br />

sind trotz sorgfältigster Vorbereitungen Risiken unvermeidlich'«,<br />

zitierte Alexejew aus einem Lehrbuch der Frunse-Akademie.<br />

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