tom clancy im sturm

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schulte.josefine23
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09.12.2012 Aufrufe

»Immerhin keine Atomsprengköpfe«, merkte ein Captain an. »Die lassen hundert Raketen auf uns los - das reicht auch so«, versetzte ein anderer. Edwards betrachtete über die Schulter eines Offiziers hinweg das Radarbild. Große, sich langsam bewegende Leuchtflecke stellten die Flugzeuge dar, kleine, schnellere, die mit Mach 2 anfliegenden Raketen. »Treffer!« johlte der Radaroperator. Der erste Eagle war bis auf Raketenreichweite an die Badger herangekommen und hatte einen mit einem Sparrow-Flugkörper abgeschossen, doch zwei Sekunden zu spät, denn der Russe hatte seine Luft-Boden-Raketen bereits abgefeuert. Eine zweite Sparrow verfehlte ein separates Ziel, doch die dritte schien es erfasst zu haben. Der Flügelmann des ersten Eagle- Piloten griff gerade einen weiteren Russen an. Die Sowjets haben diesen Angriff gut durchdacht, überlegte Edwards. Sie attackierten entlang der ganzen Nordküste und wahrten weite Abstände zwischen den Bombern, so dass ein einzelner Jäger nie mehr als einen oder zwei angreifen konnte. Es hatte fast den Anschein, als - »Hat sich mal jemand Gedanken über die Geometrie dieser Attacke gemacht?« fragte er. »Was meinen Sie damit?« Der Captain drehte sich um. »Warum sind Sie nicht auf Ihrem Posten?« Edwards ignorierte die Frage. »Besteht die Möglichkeit, dass sie versuchen, unsere Jäger vom Stützpunkt wegzulocken?« »Teure Köder.« Der Captain tat die Idee ab. »Sie wollen sagen, sie hätten ihre Raketen auch schon aus größerer Entfernung abschießen können. Vielleicht ist ihre Reichweite aber nicht so groß, wie wir annahmen. Entscheidend ist: Die Raketen sind nun auf dem Weg, die ersten seit zehn Minuten, die letzten mit einer Verzögerung von fünf oder sieben. Und wir können nichts dagegen machen.« »Hm.« Edwards nickte. Das Gebäude, in dem sich die Meteorologie und der Leitstand befanden, bestand aus Holz und vibrierte, wenn die Windgeschwindigkeit fünfzig Knoten erreichte. Der Lieutenant holte ein Kaugummi heraus und steckte es in den Mund. In zehn Minuten mussten hundert Raketen, jede mit einer Tonne Hochbrisanzsprengstoff oder einem Kernsprengkopf beladen, auf sie herabzuregnen beginnen. Das Ärgste würden die Männer im Freien abbekommen; die Mannschaftsgrade und das Bodenpersonal, das versuchte, Flugzeuge klar für den Alarmstart zu machen. Er 190

hatte den Auftrag, niemandem im Weg zu stehen. Das beschämte ihn, und die Angst, die er nun zusammen mit dem Pfefferminzkaugummi schmeckte, beschämte ihn noch mehr. Alle Eagle waren nun in der Luft und rasten nach Norden. Die letzten Backfire-Bomber hatten gerade ihre Raketen abgefeuert und drehten mit voller Leistung nach Nordwesten ab, während die Eagle mit zwölfhundert Knoten dahinjagten und aufzuholen versuchten. Drei Abfangjäger schössen Raketen ab, holten zwei Backfire vom Himmel und beschädigten einen dritten. Die gestarteten »Zulu«-Jäger konnten die Backfire nicht einholen, wie der befehlshabende Lotse in Sentry 1 feststellte; er verfluchte sich, weil er sie nicht auf die älteren, langsameren Badger losgelassen hatte. Nun befahl er ihnen, langsamer zu fliegen, und ließ sie auf die Überschauschnellen sowjetischen Raketen zuhalten. Penguin 8, das erste U-Boot-Abwehrflugzeug P-3C Orion, rollte nun auf Startbahn 2-2 an. Es war erst vor fünf Stunden von einem Patrouillenflug zurückgekehrt, und die Besatzung der Turboprop- Maschine rieb sich noch den Schlaf aus den Augen. »Sie gehen in den Sturzflug«, meldete der Radar-Operator. Die erste russische Rakete war nun fast über ihnen und begann den Zielanflug. Die Eagle hatten zwei anfliegende russische Raketen abgeschossen, doch da Kurs und Höhen ungünstig gewesen waren, hatten ihre Sparrows die Mach-2-Geschosse verfehlt oder nicht einholen können. Die F-15 flogen weit von ihrem Stützpunkt entfernt über Island Kreise, und die Piloten fragten sich, ob sie überhaupt noch einen Flugplatz vorfinden würden, auf den sie zurückkehren konnten. Edwards zuckte zusammen, als die erste Rakete landete - oder nicht landete. Der Luft-Boden-Flugkörper hatte einen Radarannäherungszünder und detonierte zwanzig Meter überm Boden. Die Folgen waren verheerend. Der Sprengkopf explodierte direkt über der Flughafenstraße und gerade 200 Meter von ihrem Gebäude entfernt. Splitter fetzten durch mehrere Häuser, das Schlimmste bekam die Feuerwache ab. Edwards stürzte zu Boden, als Fragmente die Holzwand durchschlugen. Die Druckwelle riss die Tür aus den Angeln, Staub erfüllte die Luft. Augenblicke später ging an einer Esso-Anlage ein Tanklaster in die Luft, sandte einen turmhohen Feuerball zum Himmel und versprühte über Blocks hinweg brennendes Kerosin. Der Strom fiel auf der Stelle aus. Radar- und 191

»Immerhin keine A<strong>tom</strong>sprengköpfe«, merkte ein Captain an.<br />

»Die lassen hundert Raketen auf uns los - das reicht auch so«,<br />

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Edwards betrachtete über die Schulter eines Offiziers hinweg das<br />

Radarbild. Große, sich langsam bewegende Leuchtflecke stellten die<br />

Flugzeuge dar, kleine, schnellere, die mit Mach 2 anfliegenden<br />

Raketen.<br />

»Treffer!« johlte der Radaroperator. Der erste Eagle war bis auf<br />

Raketenreichweite an die Badger herangekommen und hatte einen<br />

mit einem Sparrow-Flugkörper abgeschossen, doch zwei Sekunden<br />

zu spät, denn der Russe hatte seine Luft-Boden-Raketen bereits<br />

abgefeuert. Eine zweite Sparrow verfehlte ein separates Ziel, doch<br />

die dritte schien es erfasst zu haben. Der Flügelmann des ersten Eagle-<br />

Piloten griff gerade einen weiteren Russen an. Die Sowjets haben<br />

diesen Angriff gut durchdacht, überlegte Edwards. Sie attackierten<br />

entlang der ganzen Nordküste und wahrten weite Abstände zwischen<br />

den Bombern, so dass ein einzelner Jäger nie mehr als einen<br />

oder zwei angreifen konnte. Es hatte fast den Anschein, als -<br />

»Hat sich mal jemand Gedanken über die Geometrie dieser<br />

Attacke gemacht?« fragte er.<br />

»Was meinen Sie damit?« Der Captain drehte sich um. »Warum<br />

sind Sie nicht auf Ihrem Posten?«<br />

Edwards ignorierte die Frage. »Besteht die Möglichkeit, dass sie<br />

versuchen, unsere Jäger vom Stützpunkt wegzulocken?«<br />

»Teure Köder.« Der Captain tat die Idee ab. »Sie wollen sagen, sie<br />

hätten ihre Raketen auch schon aus größerer Entfernung abschießen<br />

können. Vielleicht ist ihre Reichweite aber nicht so groß, wie wir<br />

annahmen. Entscheidend ist: Die Raketen sind nun auf dem Weg, die<br />

ersten seit zehn Minuten, die letzten mit einer Verzögerung von fünf<br />

oder sieben. Und wir können nichts dagegen machen.«<br />

»Hm.« Edwards nickte. Das Gebäude, in dem sich die Meteorologie<br />

und der Leitstand befanden, bestand aus Holz und vibrierte,<br />

wenn die Windgeschwindigkeit fünfzig Knoten erreichte. Der Lieutenant<br />

holte ein Kaugummi heraus und steckte es in den Mund. In<br />

zehn Minuten mussten hundert Raketen, jede mit einer Tonne<br />

Hochbrisanzsprengstoff oder einem Kernsprengkopf beladen, auf<br />

sie herabzuregnen beginnen. Das Ärgste würden die Männer <strong>im</strong><br />

Freien abbekommen; die Mannschaftsgrade und das Bodenpersonal,<br />

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