tom clancy im sturm

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schulte.josefine23
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09.12.2012 Aufrufe

Deutschland, VR V 17 Die Traumland-Frisbees Der Ausblick hätte den meisten Piloten Angst eingejagt. Zwölfhundert Meter über ihm hing eine dichte Wolkendecke. Er flog durch Schauer, die er in dieser schwarzen Nacht eher hörte als sah, und die dunklen Silhouetten der Bäume schienen nach seinem dahinjagenden Kampfflugzeug zu greifen. In einer solchen Nacht flog nur ein Verrückter so tief - um so besser. Er grinste hinter seiner Sauerstoffmaske. Colonel Douglas Ellington hielt den Steuerknüppel seines Kampfflugzeugs F-I9A Ghostrider mit den Fingerspitzen; seine linke Hand lag auf den parallel angeordneten beiden Schubkontrollhebeln. Das auf die Windschutzscheibe projizierte Head-up- Display zeigte 615 Knoten (1 Knoten - 1,852 km) Geschwindigkeit, hundertsechzig Fuß Höhe und Kurs 013 an. Umgeben waren die Zahlen von einem monochromen holographischen Bild des vor ihm liegenden Terrains. Das Bild kam von einer Infrarot-Kamera im Bug des Flugzeugs und wurde von einem unsichtbaren Laserstrahl, der den Boden achtmal pro Sekunde abtastete, ergänzt. Zur Erweiterung des Gesichtsfeldes war sein übergroßer Helm mit einem Nachtsichtgerät ausgerüstet. »Über uns ist der Teufel los«, meldete sein Kampfbeobachter vom Rücksitz. Major Don Eisly überwachte nicht nur die Funkund Radarsignale, sondern auch ihre eigenen Instrumente. »Alle Systeme weiterhin nominal, Distanz zum Ziel nun neunzig Meilen.« »Stimmt", antwortete Douglas »Duke« Ellington, der dem Musiker sogar ein wenig ähnlich sah. Ellington mochte diesen Auftrag. Sie flogen gefährlich tief über die Mittelgebirge Ostdeutschlands, und ihre »Frisbee«, nie höher als sechzig Meter, hüpfte auf die konstanten Kursänderungen des Piloten hin auf und ab. 170

Den Namen Ghostrider, »Geisterreiter«, hatte der Maschine die Herstellerfirma Lockheed verpasst. Die Piloten nannten sie »Frisbee«, den unter dem Deckmantel der Geheimhaltung entwickelten Stealth-Fighter F-I9A. Das Flugzeug hatte keine scharfen Ecken und Kanten, die Radarsignale sauber reflektierten. Ihre Düsentriebwerke mit hohem Nebenstromverhältnis waren auf eine bestenfalls unscharfe Infrarot-Signatur hin entwickelt worden. Von oben erinnert der Umriss ihrer Tragflächen an eine Kirchenglocke. Von vorne gesehen schienen sie sich seltsam Bodenwärts zu krümmen, was ihr den Spitznamen »Frisbee« eingetragen hatte. Obwohl sie mit modernster Elektronik voll gestopft war, setzte sie ihre aktiven Systeme gewöhnlich nicht ein. Radar- und Funkanlagen erzeugen elektronischen »Lärm«, den ein Feind orten konnte, und die ganze Idee bei der Entwicklung des Frisbees war ja seine scheinbare Nichtexistenz im Flug gewesen. Hoch über ihnen blufften Hunderte von Kampfflugzeugen, jagten über die Grenze, drehten wieder ab; jede Seite versuchte, die andere zu einem Gefecht zu verleiten. Beide Seiten hatten Radarflugzeuge zur Steuerung der Luftschlacht starten lassen, um einen Vorteil in einem Krieg zu gewinnen, von dessen Ausbruch bisher nur wenige Menschen etwas ahnten. Und wir landen einen raschen Schlag, dachte Ellington. Endlich mal was Vernünftiges! In Vietnam hatte er mit Jagdbombern des Typs F-IIIA über hundert Einsätze geflogen und galt bei der Luftwaffe als führender Fachmann für geheime Tiefflugmissionen. Er fand zwar, dass die Frisbee ansprach wie eine müde Sau, aber das störte ihn nicht. Besser unsichtbar als agil, fand er und war sich bewusst, dass er gerade im Begriff war, diese Behauptung unter Beweis zu stellen. Die Frisbee-Staffel drang nun in den dichtesten Flugabwehrgürtel der Welt ein. »Distanz zum Hauptziel nun sechzig Meilen«, berichtete Eisly. »Alle Bordsysteme weiterhin nominal. Kein Feindradar hat uns erfasst. Sieht gut aus, Duke.« »Roger.« Ellington drückte den Knüppel nach vorn, als sie einen kleinen Berg überflogen hatten, und fing die Maschine fünfundzwanzig Meter über einem Weizenfeld wieder ab. Der Duke nutzte seine langjährige Erfahrung und trieb dieses Spiel bis an seine Grenzen. Ihr Hauptziel war eine sowjetische IL-76 Mainstay, ein 171

Den Namen Ghostrider, »Geisterreiter«, hatte der Maschine die<br />

Herstellerfirma Lockheed verpasst. Die Piloten nannten sie »Frisbee«,<br />

den unter dem Deckmantel der Gehe<strong>im</strong>haltung entwickelten<br />

Stealth-Fighter F-I9A. Das Flugzeug hatte keine scharfen Ecken<br />

und Kanten, die Radarsignale sauber reflektierten. Ihre Düsentriebwerke<br />

mit hohem Nebenstromverhältnis waren auf eine bestenfalls<br />

unscharfe Infrarot-Signatur hin entwickelt worden. Von oben erinnert<br />

der Umriss ihrer Tragflächen an eine Kirchenglocke. Von vorne<br />

gesehen schienen sie sich seltsam Bodenwärts zu krümmen, was ihr<br />

den Spitznamen »Frisbee« eingetragen hatte. Obwohl sie mit modernster<br />

Elektronik voll gestopft war, setzte sie ihre aktiven Systeme<br />

gewöhnlich nicht ein. Radar- und Funkanlagen erzeugen elektronischen<br />

»Lärm«, den ein Feind orten konnte, und die ganze Idee bei<br />

der Entwicklung des Frisbees war ja seine scheinbare Nichtexistenz<br />

<strong>im</strong> Flug gewesen.<br />

Hoch über ihnen blufften Hunderte von Kampfflugzeugen, jagten<br />

über die Grenze, drehten wieder ab; jede Seite versuchte, die<br />

andere zu einem Gefecht zu verleiten. Beide Seiten hatten Radarflugzeuge<br />

zur Steuerung der Luftschlacht starten lassen, um einen<br />

Vorteil in einem Krieg zu gewinnen, von dessen Ausbruch bisher<br />

nur wenige Menschen etwas ahnten.<br />

Und wir landen einen raschen Schlag, dachte Ellington. Endlich<br />

mal was Vernünftiges! In Vietnam hatte er mit Jagdbombern des<br />

Typs F-IIIA über hundert Einsätze geflogen und galt bei der Luftwaffe<br />

als führender Fachmann für gehe<strong>im</strong>e Tiefflugmissionen. Er<br />

fand zwar, dass die Frisbee ansprach wie eine müde Sau, aber das<br />

störte ihn nicht. Besser unsichtbar als agil, fand er und war sich<br />

bewusst, dass er gerade <strong>im</strong> Begriff war, diese Behauptung unter<br />

Beweis zu stellen.<br />

Die Frisbee-Staffel drang nun in den dichtesten Flugabwehrgürtel<br />

der Welt ein.<br />

»Distanz zum Hauptziel nun sechzig Meilen«, berichtete Eisly.<br />

»Alle Bordsysteme weiterhin nominal. Kein Feindradar hat uns<br />

erfasst. Sieht gut aus, Duke.«<br />

»Roger.« Ellington drückte den Knüppel nach vorn, als sie einen<br />

kleinen Berg überflogen hatten, und fing die Maschine fünfundzwanzig<br />

Meter über einem Weizenfeld wieder ab. Der Duke nutzte<br />

seine langjährige Erfahrung und trieb dieses Spiel bis an seine<br />

Grenzen. Ihr Hauptziel war eine sowjetische IL-76 Mainstay, ein<br />

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