Ölpresse NF 500 - Pflanzenöl Fachmagazin
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1<br />
2012 AusgAbe 1 • 2012 · ISSN 1866-6345<br />
<strong>Fachmagazin</strong> für Produktion, Verarbeitung und Logistik<br />
Schwerpunkt<br />
nachhaltig in der Landwirtschaft<br />
mit pflanzenölkraftstoff<br />
weitere themen<br />
�Leindotter<br />
�Langzeitstabile Schmieröle<br />
�Indirekte Landnutzungsänderung durch pflanzenölkraftstoff?
<strong>Ölpresse</strong> <strong>NF</strong> <strong>500</strong><br />
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Sehr geehrte Damen<br />
und Herren, liebe<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>freunde,<br />
Stillstand beim Kraftstoff? Oder ist der <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoff<br />
endlich als umweltschädlicher<br />
„Agrosprit“, der den Regenwald ruiniert und<br />
für den Hunger in der Welt verantwortlich ist<br />
abschließend aus der Diskussion verbannt?<br />
Es kommt darauf an, fängt so manche Antwort<br />
an. Es kommt darauf an, was, wie viel<br />
und woher. Wir haben in den vergangenen<br />
Ausgaben so viele Einsatzmöglichkeiten<br />
für <strong>Pflanzenöl</strong> als Kraftstoff, Brennstoff und<br />
Energieträger vorgestellt. Aber natürlich<br />
werden wir weder alle Mobilitätsprobleme<br />
der Zukunft lösen, noch die Energiewende<br />
allein durch <strong>Pflanzenöl</strong> bewältigen oder gar<br />
den Hunger auf der Welt besiegen, wenn wir<br />
nicht mit <strong>Pflanzenöl</strong> fahren. Wir sollten uns<br />
von dieser Schwarzweißmalerei verabschieden<br />
und sachlich die Optionen prüfen.<br />
Wir wissen – und das wird von Experten<br />
unbestritten bestätigt – dass es für Arbeitsmaschinen<br />
auf lange Sicht keine Alternative<br />
zum Verbrennungsmotor gibt. Wir wissen,<br />
dass wir solche Maschinen brauchen, um<br />
unsere Nahrungsmittel anzubauen und zu<br />
ernten. Was liegt also näher, als dass Bauern<br />
den Rohstoff für die Nahrungsmittelproduktion<br />
selber produzieren – und das funktioniert<br />
überall auf der Welt (Haferprinzip).<br />
Dazu muss niemand Regenwälder roden. Im<br />
Gegenteil wird die Nahrungsmittelproduktion<br />
eines jeden Landes – ob Erste oder Dritte<br />
Welt – unabhängig von den Marktschwankungen<br />
und Spekulationen der volatilen<br />
Börsen. Ist es nicht ein Wahnsinn, dass wir<br />
möglicherweise Produktionstechniken im<br />
Rahmen der Entwicklungshilfe exportieren,<br />
für die die ärmsten Länder der Welt wieder<br />
gegen Devisen, die sie nicht haben, fossile<br />
Rohstoffe einkaufen müssen?<br />
Auch unserer Ernährungspolitik stünde es<br />
gut an, wenn die „Brotpreise“, die gerne in<br />
der Boulevardpresse zum Aufzeigen von Horrorszenarien<br />
herangezogen werden, nicht von<br />
Konflikten im Nahen Osten, oder zwischen<br />
Russland und der Ukraine abhängen würden.<br />
Wie das geht? Hierzu hat sich ein Netzwerkprojekt,<br />
gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium<br />
(BMWi) etabliert. Mehr darüber<br />
finden Sie in dieser Ausgabe und unter www.<br />
agrarantrieb.de.<br />
In diesem Zusammenhang stehen auch die<br />
iLUC-Faktoren. Sicher beeinflusst der Anbau<br />
von Rohstoffen für die Energiegewinnung<br />
die Anbaupläne der Landwirte. Aber auch<br />
hier gilt es, von der Schwarz-Weiß-Malerei<br />
Abstand zu nehmen. Abgesehen davon, dass<br />
das Haferprinzip hier bereits eine saubere<br />
Lösung bietet, gilt auch das vom Geschäftsführer<br />
der UFOP, Stefan Ahrens, zuletzt in<br />
einem Interview mit der DLG Gesagte:“…..<br />
Die Hauptleidtragenden der Einführung von<br />
iLUC-Faktoren wären aber die deutschen<br />
und europäischen Rapserzeuger. Sie können<br />
ihr Rapsöl nicht mehr für die Biokraftstoffproduktion<br />
vermarkten, obwohl die Emissionen,<br />
die dazu führen, im Wesentlichen in anderen<br />
Regionen der Erde verursacht werden. Und<br />
dann müssen sie erleben, dass die Agrarprodukte,<br />
die diese Emissionen verursacht haben,<br />
wie beispielsweise Soja- und Palmöl aus<br />
Brasilien und Indonesien in Europa weiterhin<br />
auch als Biokraftstoff vermarktet<br />
werden dürfen. Wer soll das denn noch<br />
nachvollziehen können?“<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
Ihr Stephan von Felbert<br />
Editorial<br />
Inhalt<br />
Meldungen und Berichte<br />
4 ILUC-Faktoren führen zu Fehlentwicklungen<br />
4 Erfolgreicher Abschluss des EU-Projekts<br />
„2ndVegOil“<br />
5 Biokraftstoffe benötigen differenzierte<br />
Einsatzgebiete<br />
5 Chance auf 13 Mio. Tonnen weniger Treibhausgasausstoß<br />
vertan<br />
6 Weiter Bangen um neue Nachhaltigkeitsauflagen<br />
für Biotreibstoffe<br />
6 Treiber der Palmölnachfrage anderswo<br />
7 Dr. Norbert Heim in den Ruhestand verabschiedet<br />
7 11. Tagung Kraftstoff <strong>Pflanzenöl</strong> – Dresden<br />
Pillnitz, 11.-12.10.2012<br />
8 Nur „Power“ und saubere Luft<br />
Technische Nutzung<br />
9 Pflanzenkraftstoff sinnvoll nutzen<br />
10 Langzeitstabile Schmieröle für den Biodiesel-<br />
und <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb<br />
12 pflanzenölbetriebene Traktoren funktionieren ...<br />
13 Pilot <strong>Pflanzenöl</strong>technologie Magdeburg e.V.<br />
15 BMELV setzt Roadmap Bioraffinerie um<br />
Global<br />
16 Palm-, Soja- und Rapsöl sind weilweit die<br />
wichtigsten <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
17 Weltweiter Markt<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
18 Rückblick Fachtagung: Ressource Leindotter<br />
20 Leindotterforum in der Orangerie Blieskastel<br />
21 Rapsöl konnte Spitzenplatz bei den beliebtesten<br />
Speiseölen ausbauen<br />
Speiseöl<br />
22 Neue Frühlingsaktion zum Bestellen<br />
23 Ölfiltration in der Lebensmittelindustrie<br />
23 Geringere trans-Fettsäuregehalte in<br />
Lebensmitteln<br />
IMPRESSUM ISSN 1866-6345 | www.pflanzenoelmagazin.com Herausgeber und Verlag: Sustainability Network Company | Dr. Becker und von Felbert | Schulstraße 12 | 86697 Oberhausen Redaktion:<br />
Stephan von Felbert (sf) | Dr. Petra Becker (pb) | Tel. (0 84 31) 5 36 54 35 | redaktion@pflanzenoelmagazin.de Satz & Layout: daopan media | Jens Raeder Anzeigen und Kundenbetreuung: Sustainability<br />
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Bilder und Bücher wird keine Haftung übernommen.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 3
Meldungen & Berichte<br />
ILUC-Faktoren führen zu zahlreichen Fehlentwicklungen<br />
DBV-Präsident Sonnleitner wendet sich an EU-Energiekommissar Oettinger<br />
Deutscher Bauernverband, Berlin 27. Mai<br />
2012. Die Einführung von sogenannten<br />
ILUC-Faktoren für Biokraftstoffe (ILUC: Indirekte<br />
Landnutzungsänderung) würde zu<br />
zahlreichen Fehlentwicklungen in der landwirtschaftlichen<br />
Bioenergieerzeugung führen.<br />
Darauf hat der Präsident des Deutschen<br />
Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner,<br />
den EU-Energiekommissar Günther Oettinger<br />
in einem Brief hingewiesen und gebeten,<br />
dass die EU-Kommission auf einen Vorschlag<br />
für „quantitative Treibhausgasfaktoren bei<br />
indirekten Landnutzungsänderungen“ möglichst<br />
verzichten möge. Durch die Einführung<br />
dieser Faktoren soll ein Klimaeffekt durch die<br />
weltweit steigende Agrarproduktion auf die<br />
Biokraftstoffproduktion in der Europäischen<br />
Union aufgeschlagen werden.<br />
ILUC-Faktoren wären nicht nur eine einseitige<br />
Belastung für Biokraftstoffe aus europäischer<br />
Erzeugung, machte Sonnleitner<br />
klar. Sie würden sogar zu dem widersinnigen<br />
Ergebnis führen, dass die umweltfreundliche<br />
europäische Biokraftstoffproduktion durch<br />
zusätzliche Importe verdrängt wird. Das<br />
wiederum würde weitere indirekte Landnutzungsänderungen<br />
in anderen Teilen der Welt<br />
nach sich ziehen.<br />
„Sicherlich kann angesichts der weltweit<br />
steigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln<br />
und Bioenergie nicht bestritten werden,<br />
dass es bei der globalen Landnutzung zu<br />
Erfolgreicher Abschluss des EU-Projekts „2ndVegOil“<br />
Verlagerungen und Verdrängungseffekten<br />
kommen kann“, schrieb Sonnleitner. Der<br />
Versuch jedoch, die ILUC-Effekte auf die europäische<br />
Biokraftstoffproduktion rückzubelasten<br />
und hierüber eine Steuerungswirkung<br />
zu erzielen, sei von vornherein zum Scheitern<br />
verurteilt. Um den Landnutzungsänderungen<br />
entgegenzuwirken, müssen bessere<br />
ordnungsrechtliche Schutzmaßnahmen zum<br />
Beispiel in Südamerika und in Asien ergriffen<br />
werden, vor allem zum Waldschutz. „Ich<br />
möchte Sie sehr bestärken, weiterhin auf<br />
eine stringente und logische Politik zu setzen,<br />
anstatt auf eine Scheinlösung wie den<br />
ILUC-Faktor“, machte Sonnleitner abschließend<br />
deutlich.<br />
regineering leistet Feldtestbetreuung sowie Motoren- und <strong>Pflanzenöl</strong>entwicklung<br />
regineering – Duft & Innerhofer GbR (IBDI)<br />
ist Partner im EU-Projekt „2ndVegOil“ innerhalb<br />
des siebten Forschungsrahmenprogramms<br />
der Europäischen Kommission.<br />
Zusammen mit Firmen und Institutionen wie<br />
John Deere, Lubrizol oder der TU München<br />
wurden in den vergangen drei Jahren Traktormotoren<br />
für den Betrieb von <strong>Pflanzenöl</strong>kraftsstoffen<br />
zweiter Generation umgerüstet<br />
und im Feldtest in Frankreich, Polen, Österreich<br />
und Deutschland getestet. Der kombinierte<br />
Ansatz, sowohl den Kraftstoff an den<br />
Motor als auch den Motor an den Kraftstoff<br />
anzupassen, erwies sich als voller Erfolg.<br />
Hohes Ziel war es, die beste Motorleistung<br />
bei Erfüllung aktueller und zukünftiger Abgasnormen<br />
zu erreichen. Begleitend wurde<br />
Anzeige<br />
u.a. an der Normierung von <strong>Pflanzenöl</strong>en<br />
gearbeitet.<br />
regineering betreute den Feldtest der Traktoren,<br />
koordinierte Abläufe, gab technische<br />
Hilfestellung bei Problemen und wertete<br />
anschließend Daten selbst und in Zusammenarbeit<br />
mit Partnern aus. Unterschiedlich<br />
stark war regineering weiterhin an<br />
den Arbeitspaketen Motorenentwicklung<br />
am Prüfstand, <strong>Pflanzenöl</strong>entwicklung und<br />
Kraftstoffnormung beteiligt. Gemeinsam<br />
mit den anderen Projektpartnern nahmen<br />
sie an wissenschaftlichen Konferenzen teil<br />
und leisteten/(nahmen Aufgaben im Bereich)<br />
Öffentlichkeitsarbeit (wahr). Die miterarbeiteten<br />
Erfolge des EU-Projekts stellen sich für<br />
regineering wie folgt dar:<br />
Regenerative Energie aus <strong>Pflanzenöl</strong><br />
Ziele und Aufgaben des BDOel:<br />
• Qualitätssicherung<br />
• Informationsmanagement<br />
• Sicherung und Ausbau der Marktposition<br />
• Interessenvertretung<br />
• Aus- und Weiterbildung für Ölmüller<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
• 16 Traktoren aus 4 Nationen fuhren<br />
24.000 Stunden mit <strong>Pflanzenöl</strong>en der<br />
2. Generation (2ndVegOils) ohne Schäden.<br />
• Sonnenblume, Leindotter, Maiskeim und<br />
Jatropha eignen sich wie auch Raps hervorragend<br />
als 2ndVegOils.<br />
• Überraschenderweise erwies sich Leindotteröl<br />
mit einem nahezu reibungslosen<br />
Testverlauf als besonders geeignet.<br />
Reine <strong>Pflanzenöl</strong>e haben sich in diesem umfangreich<br />
angelegten Forschungsprojekt als<br />
sehr geeigneter, zukunftsfähiger Treibstoff<br />
erwiesen. Dezentral produziert und verarbeitet,<br />
können sie gerade in landwirtschaftlichen<br />
Motoren hervorragend zum Einsatz<br />
kommen.<br />
BDOel e.V. � Hofgut Harschberg � 66606 St. Wendel � Tel. 0 68 51 - 80 24 8-29 Fax: 0 68 51 - 80 24 8-22 � e-mail: info@bdoel.de � www.bdoel.de
Biokraftstoffe benötigen differenzierte Einsatzgebiete<br />
Meldungen & Berichte<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe in der Landwirtschaft sichern Nahrungsmittelversorgung und schützen Klima<br />
„Die Beimischung von Biokraftstoffen im<br />
Verkehrssektor kann weder das knapp<br />
werdende fossile Öl abfedern noch trägt<br />
sie wesentlich zum Klima- und Umweltschutz<br />
bei“, sagt Lutz Ribbe, Manager des<br />
ZIM-NEMO Netzwerkprojekts agrarAN-<br />
TRIEB und Umweltpolitischer Direktor von<br />
EuroNatur. Deshalb sei die Entscheidung<br />
der EU-Kommission, bei den Biokraftsoffen<br />
„auf die Bremse zu treten, richtig<br />
und überfällig“. Gleichzeitig sei es jedoch<br />
falsch, alle potentiellen Einsatzgebiete<br />
von Biomasse pauschal zu verdammen,<br />
„genaues hinsehen und differenzieren ist<br />
angesagt“. So sei z.B. der Einsatz von reinen<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen in ausgewählten<br />
Bereichen wie der Landwirtschaft oder<br />
in umweltsensiblen Gebieten durchaus<br />
sehr sinnvoll. Für die Personenmobilität<br />
und den Transportsektor hingegen seien<br />
Alternativen zur Biomasse zu suchen. Der<br />
Gesetzesentwurf der EU, in dem von<br />
einer Senkung des Biokraftstoffanteils<br />
der ursprünglich geplanten<br />
zehn auf fünf Prozent im Jahr 2020<br />
Chance auf 13 Mio. Tonnen weniger Treibhausgasausstoß vertan<br />
Drastischer Absatzrückgang bei Bio-Reinkraftstoffen verhindert Einsparung<br />
Berlin, 6. März – Der Ausstoß von 13 Millionen<br />
Tonnen Treibhausgas (THG) hätte vermieden<br />
werden können, wäre der Absatz<br />
von Bio- Reinkraftstoffen auf dem Niveau<br />
von 2007 geblieben. Waren es 2007 noch<br />
2,7 Millionen Tonnen Rapsölkraftstoff und<br />
Biodiesel, so wurden 2011 nur noch 0,1<br />
Millionen Tonnen abgesetzt. Das ergab die<br />
aktuelle Veröffentlichung vom Bundesamt<br />
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).<br />
Da Biodiesel und <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoff in<br />
Reinform über ein sehr gutes THG-Einsparpotential<br />
verfügen, sank die Treibhausgasminderung<br />
2011 im Vergleich zu 2007 um<br />
knapp 96 Prozent. Der Bundesverband Dezentraler<br />
Ölmühlen und <strong>Pflanzenöl</strong>technik<br />
e.V. (BDOel) fordert daher erneut bessere<br />
Rahmenbedingungen für eine Wiederbelebung<br />
des Bio-Reinkraftstoffmarktes. Als<br />
Einsatzgebiet ist zum Beispiel die deutsche<br />
Land- und Forstwirtschaft prädestiniert, da<br />
sich in ihr Mengenbedarf und ökologischnachhaltiges<br />
Anbaupotential abdecken.<br />
die Rede ist, sei deshalb aus ökologischer<br />
Sicht ein Schritt in die richtige Richtung,<br />
löse das Problem im Kern aber nicht. Benötigt<br />
werde vielmehr ein Mix aus Erneuerbaren<br />
Energien, der für verschiedene<br />
Anwendungsbereiche die besten Möglichkeiten<br />
bereithält. „Im Tank der Traktoren<br />
sind reine <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe eine hoch<br />
sinnvolle Lösung, weil nur so dauerhaft die<br />
Nahrung für den Teller krisensicher und<br />
unabhängig produziert werden kann.“ Wir<br />
wollen und müssen weg vom fossilen Öl,<br />
auch in der Landwirtschaft. Die Landwirte<br />
erwirtschaften auf ihren Feldern eines der<br />
wesentlichsten Grundbedürfnisse jeder<br />
Gesellschaft: die Ernährung für Mensch<br />
und Tier, doch dafür benötigen auch sie<br />
Energie. „<strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe sind hier<br />
die einfachste, logischste und sinnvollste<br />
Einsatzvariante.“ Länder, die heute wie<br />
künftig durch zunehmende Verknappung<br />
Der Absatz von reinem Biodiesel ist seit<br />
2007 von rund 1,9 Millionen auf 90.000<br />
Tonnen gesunken; der von reinem <strong>Pflanzenöl</strong><br />
im gleichen Zeitraum von 800.000<br />
auf 20.000 Tonnen. „Bio-Reinkraftstoffe<br />
spielen dennoch auch zukünftig eine wichtige<br />
Rolle im Erneuerbare- Energien-Mix.<br />
Sie stützen maßgeblich die von der Europäischen<br />
Union vorgegebenen Einsparziele<br />
bei den THG-Emmissionen“, erläutert<br />
Günter Hell, Präsident des BDOel. Die EU-<br />
Richtlinie 2009/28/EG gibt vor, diese bis<br />
zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken<br />
(Basis 1990) und den Anteil am biogenen<br />
Kraftstoffmix auf zehn Prozent zu erhöhen.<br />
Der stark eingebrochene Markt für Bio-<br />
Reinkraftstoffe hat darüber hinaus zu<br />
einem starken Rückgang der Zahl der<br />
dezentralen Ölmühlen geführt. Von einst<br />
600 produzieren derzeit nur noch 274 Ölmühlen,<br />
und das auch nur mit einer durchschnittlichen<br />
Auslastung von 45 Prozent.<br />
„Wir bedauern diese Entwicklung sehr, da<br />
und Teuerung keinen Zugang zum fossilen<br />
Öl haben, erhielten gerade mit selbst<br />
produzierten <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen erst<br />
die Teilhabe an einer effektiven Landwirtschaft<br />
mit entsprechend höheren Erträgen<br />
bei reduziertem Energieeinsatz. Für<br />
die Fütterung von Zugtieren wie Pferden<br />
und Ochsen wurden einst ca. 25 Prozent<br />
der Ackerfläche benötigt. Für den Energiebedarf<br />
von Traktoren, die mit reinen<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>en betrieben würden, würde<br />
die deutsche Landwirtschaft hingegen<br />
nur rund zehn Prozent der Fläche benötigen;<br />
zwei Drittel der entsprechenden<br />
Ernte stünden zudem als hochwertiges,<br />
eiweißreiches Tierfutter zur Verfügung und<br />
würden Importe z. B. aus den Regenwäldern<br />
Brasiliens ersetzen. Für die heimische<br />
Kraftstoffproduktion werden somit rund<br />
drei bis vier Prozent der Ackerfläche benötigt.<br />
Weltweit reichen die Ackerflächen für<br />
eine nachhaltige Produktion.<br />
www.agrarantrieb.de<br />
uns ein regionaler Wertschöpfungsfaktor<br />
und im Mittelstand ein wichtiger Erwerbszweig<br />
verloren geht“, sagt Günter Hell.<br />
Die in den dezentralen Ölmühlen produzierten<br />
Reinkraftstoffe könnten auch vom<br />
Quotenhandel profitieren, wenn sie zu<br />
diesem Zweck nachversteuert werden. Da<br />
bei der Ölgewinnung zudem zwei Drittel<br />
der Pflanze als eiweißreiches Tierfutter<br />
anfallen, werden mit dem heimischen<br />
Kraftstoffanbau gleichzeitig Importe etwa<br />
aus Übersee ersetzt und wiederum THG-<br />
Emissionen eingespart.<br />
Für Rückfragen steht Ihnen gerne<br />
zur Verfügung:<br />
Bundesverband Dezentraler Ölmühlen und<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>technik e.V. (BDOel)<br />
Geschäftsstelle Hofgut Harschberg<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2012 5
6<br />
Meldungen & Berichte<br />
Weiter Bangen um neue Nachhaltigkeitsauflagen für Biotreibstoffe<br />
Wie nachhaltig ist Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen?<br />
Der Streit um zusätzliche Nachhaltigkeitskriterien<br />
für Biotreibstoffe geht weiter: Das Kollegium<br />
der EU-Kommissare hielt am vergangenen<br />
Mittwoch eine Orientierungsdebatte über das<br />
Thema ab, ohne jedoch zu einer abschließenden<br />
Einigung zu gelangen. Offenbar ist es innerhalb<br />
der Kommission mittlerweile unstrittig, dass den<br />
sogenannten indirekten Landnutzungsänderungen<br />
(iLUC), die Forschern zufolge durch die<br />
Produktion von Biodiesel und Bioethanol entstehen,<br />
Rechnung getragen werden sollte.<br />
Die Frage lautet jedoch, auf welche Weise<br />
dies am besten geschieht. Dem Vernehmen<br />
nach wurden drei Optionen diskutiert:<br />
Treiber der Palmölnachfrage<br />
anderswo<br />
Eine Ursache hat die iLUC-Debatte in der<br />
Abnützung des Regenwaldes in Südostasien,<br />
unter anderem in Indonesien. Seltene Tier-<br />
und Pflanzenarten sind durch die Rodung<br />
der Wälder vom Aussterben bedroht. Die<br />
Vernichtung von Regenwald geht zudem mit<br />
der Freisetzung von Klimagasen in großem<br />
Stile einher. Mit der Nachfrage nach Biokraftstoffen<br />
haben diese Probleme aber kaum etwas<br />
zu tun.<br />
Laut Branchenschätzungen kommt nur etwa<br />
jede zwanzigste Tonne des in Deutschland<br />
produzierten Biodiesels aus Palmöl. Und<br />
für dieses Palmöl gelten – anders als für die<br />
Lebensmittel-, Futtermittel- und Chemieindustrie<br />
– die strengen Umwettvorschriften<br />
der EU-Nachhaltigkeitsstandards. Im globalen<br />
Maßstab sieht es ähnlich aus: Nicht<br />
einmal 5 Prozent der weltweiten Nachfrage<br />
nach Palmöl entfallen auf den Energiesektor.<br />
Mehr als 70 Prozent beansprucht hingegen<br />
der Nahrungsmittelsektor. Rund ein Viertel<br />
die globale Kosmetikindustrie, Diese Branchen<br />
sollten daher Nachhaltigkeitsstandards<br />
wie die Bio-kraftstoffbranche übernehmen,<br />
was auch die Bundesregierung befürwortet.<br />
Raubbau und Verdrängungseffekte könnten<br />
so ein Riegel vorgeschoben werden.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2012<br />
1. Einmal könnte das geforderte Einsparpotential<br />
eines Biokraftstoffs verglichen<br />
mit den Emissionen fossiler Energieträger<br />
von 35 % auf 60 % angehoben werden –<br />
schrittweise mit langen Übergangsfristen.<br />
Nur solche Kraftstoffe würden dann auf die<br />
EU-Klimaziele angerechnet – also auf das Erreichen<br />
von 10 % erneuerbaren Energien im<br />
Transportbereich und 20 % am Gesamtenergieverbrauch<br />
sowie auf die Verringerung der<br />
Treibhausgasbelastung durch Transportkraftstoffe<br />
um 6 %, jeweils bis 2020.<br />
2. Ferner könnten kraftstoffspezifische Faktoren<br />
eingeführt werden, die vermutlich dazu<br />
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führen würden, dass Biodiesel aus Raps gegenüber<br />
Ethanol aus Zuckerrohr schlechter<br />
dasteht.<br />
3. Oder – und dies scheint die wahrscheinlichste<br />
Version – eine Kombination aus<br />
beiden Optionen. Dabei würde eine unterschiedliche<br />
Behandlung von Diesel und<br />
Ethanol nur in der Treibstoffqualitätsrichtlinie<br />
erfolgen, der Domäne von EU-Klimaschutzkommissarin<br />
Connie Hedegaard, nicht aber<br />
in der Richtlinie zu Erneuerbaren Energien,<br />
die von Energiekommissar Günter Oettinger<br />
betreut wird.<br />
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Dr. Norbert Heim in den Ruhestand verabschiedet<br />
Auszeichnung mit Ehrenplakette des Deutschen Bauernverbandes<br />
Nach mehr als 36 Jahren Dienst für den<br />
Deutschen Bauernverband (DBV) und die<br />
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen<br />
(UFOP) wurde Dr. Norbert Heim in<br />
den Ruhestand verabschiedet. Der Präsident<br />
des Deutschen Bauernverbandes (DBV),<br />
Gerd Sonnleitner, würdigte in seiner Laudatio<br />
den langjährigen Ackerbauexperten des<br />
DBV als einen äußerst verbandserfahrenen,<br />
sachkundigen und klugen Ratgeber. Heim<br />
habe die Interessen der deutschen Bauern<br />
in der Bundesanstalt für Landwirtschaftliche<br />
Marktordnung (BALM), später in der Bundesanstalt<br />
für Landwirtschaft und Ernährung<br />
(BLE), im Europäischen Bauernverband<br />
COPA, im Weltbauernverband IFAP und in<br />
Wirtschaftskreisen von Getreide, Raps, Zucker<br />
und Kartoffeln immer erfolgreich vertreten.<br />
Heim sei zu jeder Zeit ein hartnäckiger<br />
und anerkannter Sachwalter seiner Verantwortungsbereiche<br />
gewesen. Dabei habe er<br />
immer den Berufstand als Ganzes im Blick<br />
gehabt. Im Namen des DBV-Vorstandes<br />
zeichnete Präsident Sonnleitner Dr. Heim für<br />
seine langjährigen Verdienste für die deutsche<br />
Landwirtschaft mit der Ehrenplakette<br />
des Deutschen Bauernverbandes aus.<br />
Der Vorsitzende der UFOP, Dr. Klaus Kliem,<br />
würdigte Heim als erfolgreichen Geschäftsführer<br />
der UFOP, die er in den letzten acht<br />
Jahren führte. Kliem hob Heims fachliche<br />
Anerkennung auf nationaler und interna-<br />
Meldungen & Berichte<br />
Dr. Heim mit der hessischen Rapskönigin und Herrn Hell, BDOel, Grüne Woche 2010. (Quelle: <strong>Pflanzenöl</strong>magazin)<br />
tionaler Ebene hervor. Insbesondere seine<br />
Kontakte zu den französischen oder osteuropäischen<br />
Erzeugerverbänden waren für<br />
die Verbandsarbeit in Brüssel wichtig und<br />
wesentlicher Grund für die mittlerweile internationale<br />
Anerkennung der UFOP.<br />
In dieser Funktion hatte Dr. Heim auch die<br />
Plattform für die Gründungsveranstaltung<br />
des BDOel geboten und dessen Entwicklung<br />
wohlwollend begleitet. Die Integration des<br />
BDOel in die politische Zusammenarbeit mit<br />
den Biokraftstoffverbänden und z.B. in die<br />
internationale Fachtagung „Kraftstoffe der<br />
Zukunft“ und die „NatureTec“ im Rahmen<br />
der Grünen Woche in Berlin kann maßgeblich<br />
Dr. Heim zugeschrieben werden.<br />
Auch das <strong>Pflanzenöl</strong>magazin bedankt sich<br />
bei Dr. Heim für die sehr gute Zusammenarbeit<br />
und wünscht alles Gute für den Ruhestand.<br />
(DBV/SF)<br />
11. Tagung Kraftstoff <strong>Pflanzenöl</strong> – Dresden Pillnitz, 11.-12.10.2012<br />
Vom 11. bis 12. Oktober wird wieder die<br />
Fachtagung Kraftstoff <strong>Pflanzenöl</strong> auf Initiative<br />
der Grünen Liga Sachsen, Bundeskontaktstelle<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> stattfinden. Traditionell<br />
findet die Tagung wieder in Dresden<br />
Pillnitz statt und wird in diesem Jahr durch<br />
das Netzwerktreffen von agrarANTRIEB im<br />
Netzwerkprojekt Food-Feed-Fuel flankiert.<br />
Neben der Haupttagung am 12. Oktober<br />
werden für den 11. Oktober bereits das<br />
Netzwerktreffen, eine Podiumsdiskussion<br />
und eine Praktiker-Exkursion geplant. Bitte<br />
den Termin bereits in den Kalender eintragen.<br />
Hinweise und Anregungen richten Sie bitte<br />
an Michel Matke, Bundeskontaktstelle<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> [pflanzenoel@grueneliga.de]<br />
(SF)<br />
Foto: Jerzy Sawluk (pixelio)<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2012 7
8<br />
Meldungen & Berichte<br />
Nur „Power“ und<br />
saubere Luft<br />
Mit in der Titelüberschrift genannten Motto<br />
verspricht sich das John Deere European<br />
Technology Innovation Center (ETIC)<br />
vom neu gestarteten Projekt PraxTrak,<br />
die Entwicklung eines praxistauglichen<br />
Traktors der Abgasstufe EU STUFE 4 aber<br />
betrieben mit 100% <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoff!<br />
Die EU STUFE 4 für Off-Road-Dieselmotoren,<br />
die in etwa EURO 6 für Straßenfahrzeuge<br />
entspricht, schreibt ab 2014 vor<br />
allem für Partikel- und Stickoxidemissionen<br />
strengere Werte vor. PraxTrak schließt an<br />
das sehr erfolgreich abgeschlossene EU-<br />
Projekt 2ndVegOil (www.2ndvegoil.eu)<br />
an, das unter John Deere-Federführung<br />
die Einhaltung der Stufen EU STUFE 3a<br />
und 3b mit <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen bewiesen<br />
und Grundlagen für EU STUFE 4 gelegt<br />
hat.<br />
Im EU-Projekt 2ndVegOil konnte vor allem<br />
ein Treibhausgasminderungspotenzial<br />
von 60% und mehr bei Nutzung in der<br />
Landwirtschaft nachgewiesen werden.<br />
Bei Einsatz von <strong>Pflanzenöl</strong>en außerhalb<br />
der Landwirtschaft nimmt das CO2-<br />
Anzeige<br />
Anlagen zur Aufbereitung<br />
von Sonnenblumenkernen<br />
Der Anspruch an hochwertige und gesunde<br />
Nahrungsmittel wächst kontinuierlich.<br />
SCHULE ist darauf eingestellt.<br />
Ein Sonnenblumenkernöl, mit SCHULE<br />
Maschinen aufbereitet, wird in Deutschland als<br />
Bio-Qualität aus umweltgerechter Herstellung<br />
sehr erfolgreich vertrieben.<br />
F. H. SCHULE Mühlenbau GmbH<br />
Dieselstrasse 5, D-21465 Reinbek / Hamburg<br />
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schule@amandus-kahl-group.de<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2012<br />
Das PraxTrac-Team: John Deere, Regineering, TFZ Straubing, TU Kaiserslautern, Institut für Energie- und Umwelttechnik,<br />
B.A.U.M Consult<br />
Reduktionspotenzial ab. Da die <strong>Pflanzenöl</strong>produktion<br />
an die Herstellung von<br />
Tierfutter (etwa 2/3 des Masseertrags<br />
sind der eiweißreiche Presskuchen) gekoppelt<br />
ist, wird auch die Erzeugung von<br />
Futtermitteln (und damit mittelbar auch<br />
die menschliche Ernährung) unterstützt.<br />
Heute notwendige Futtermittelimporte<br />
könnten bei verstärktem <strong>Pflanzenöl</strong>ein-<br />
satz als Kraftstoff in der Landwirtschaft in<br />
die EU teilweise substituiert werden.<br />
PraxTrak zielt unter anderem auf eine<br />
Senkung des Kraftstoffverbrauchs, eine<br />
optimierte Auslegung der Abgasnachbehandlungssysteme<br />
und eine Erhöhung der<br />
Motorleistung beim Betrieb mit <strong>Pflanzenöl</strong>.<br />
Neben der Forschung und Erprobung<br />
im Feld soll eine weitergehende ganzheitliche<br />
Bewertung der Auswirkungen auf<br />
Klima und Umwelt – auch unter Einbeziehung<br />
nicht-limitierter Abgasbestandteile<br />
– erfolgen. Im Rahmen des Projekts sollen<br />
eine große Bandbreite einsatzfähiger<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe (u.a. Leindotteröl)<br />
und so weitere Chancen für eine erhöhte<br />
Biodiversität, Wert¬schöpfung und Arbeitsplätze<br />
analysiert werden.<br />
Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz (BMELV).<br />
Projektträger für das BMELV ist die Fachagentur<br />
Nachwachsende Rohstoffe e.V.<br />
(FNR) in Gülzow. JD führt PraxTrak gemeinsam<br />
mit den Projektpartnern Technologie-<br />
und Förderzentrum (TFZ), Straubing,<br />
sowie der Technischen Universität<br />
Kaiserslautern (TU KL) aus und bindet<br />
des Weiteren langjährige Forschungspartner<br />
wie regineering GmbH, Denkendorf,<br />
B.A.U.M Consult GmbH und das Institut<br />
für Energie und Umwelttechnik, beide<br />
München, in die Arbeiten ein. Das erste<br />
Konsortialtreffen fand am 16. Juli 2012<br />
am in Kaiserslautern statt.
Seit Januar läuft es, das Netzwerkprojekt<br />
Food-Feed-Fuel. Ausgehend von einer initiativen<br />
Gruppe um das Ingenieurbüro<br />
regineering, das Institut für Energie- und<br />
Umwelttechnik und das <strong>Pflanzenöl</strong>magazin<br />
wurde für den dahinsiechenden <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffmarkt<br />
nach einer Möglichkeit der<br />
Reaktivierung gesucht.<br />
Das ZIM-Nemo-Programm des BMWi wurde<br />
als geeignet identifiziert, mit viel Mühe und<br />
Engagement wurde das Projekt skizziert, Projektpartner<br />
akquiriert und das Projekt vorgestellt.<br />
Was ist nun der Kern des Projektes? Weiter<br />
wie bisher? Sicher nicht! Bei realistischer Betrachtung<br />
müssen wir feststellen, dass – trotz<br />
technischer Möglichkeiten – nicht die komplette<br />
Transportbranche, geschweige die gesamte<br />
Mobilität, weder aus der Region noch<br />
weltweit umweltverträglich aus <strong>Pflanzenöl</strong><br />
versorgt werden können. Aber die Tatsache,<br />
dass der Kraftstoffverbrauch der deutschen<br />
Landwirtschaft sich nahezu identisch mit der<br />
Produktionskapazität der dezentralen Ölmühlen<br />
deckt, ist offenbar noch niemandem<br />
vorher aufgefallen. Da liegt der Vergleich mit<br />
dem Haferprinzip nahe. Das Futter für die<br />
Ochsen und Pferde in der Landwirtschaft, die<br />
die Zugarbeiten durchgeführt haben, wurde<br />
doch auch im eigenen Betrieb erwirtschaftet<br />
– und zwar steuerfrei, nebenbei gesagt.<br />
Das überzeugt auch die – nicht zu Unrecht<br />
– sehr kritischen Umwelt- und Naturschutzorganisationen<br />
im zunehmenden Maße. Gilt<br />
dieses Prinzip doch überall in der Welt und<br />
sorgt für eine umweltgerechte, nachhaltige<br />
und darüber hinaus auch von den Weltmärkten<br />
nahezu unabhängige Kraftstoffversorgung<br />
der Nahrungsmittelproduktion. So<br />
konnte als Netzwerkmanager die EuroNatur<br />
Stiftung, ein Schwergewicht im Naturschutzbereich<br />
gewonnen werden.<br />
Zur Unterstützung für den Direktor der naturschutzpolitischen<br />
Abteilung, Lutz Ribbe,<br />
wurden Thomas Kaiser, Leiter des Instituts<br />
Potential<br />
Agrar-Dieselverbrauch in der deutschen<br />
Landwirtschaft:<br />
2 Mio t/a<br />
Nachhaltig produzierbare Rapsölmenge<br />
unter Berücksichtigung von THG und<br />
ILUC: 2 Mio t/a auf ca. 10% der landwirtschaftlichen<br />
Ackerfläche (bei 4 t Raps/ha<br />
und 1/3 Ölertrag) – dies entspricht ca. 4,2<br />
% des deutschen Flächenpotentials<br />
für Energie- und<br />
Umweltechnik,<br />
und Anita Walter,<br />
früher Bioenergiereferentin<br />
des<br />
Bundesverbandes<br />
der Maschinenringe<br />
e.V., als<br />
weitere Netzwerkmanager<br />
gewonnen<br />
werden. Netzwerkpartner sind die<br />
Ölmühlen Pfälzer Naturenergie und Juraps<br />
sowie die Agrargenossenschaft Bergland<br />
und Kramerbräu, die Maschinenfabrik Egon<br />
Keller, Landtechnik Nürnberger und das Ingenieurbüro<br />
regineering. Weiterhin sind das<br />
Analyselabor ASG mit von der Partie und das<br />
Technologie- und Förderzentrum in Straubing,<br />
der BDOel, Biomasse Freiberg, die<br />
Grüne Liga Sachsen und Regiooel sowie last<br />
but not least das Magazin <strong>Pflanzenöl</strong>. Das<br />
Netzwerk, mit seinen komplexen Aufgabenfeldern,<br />
wird wissenschaftlich und fachlich<br />
vom TFZ sowie dem Experten für Nachhaltigkeits-<br />
und Potentialfragen, Christian Duft,<br />
unterstützt. Seit dem 1. Juni 2012 ist nun<br />
das firmenunabhängige Informationsportal<br />
www.agrarantrieb. de online. Hier sind alle<br />
relevanten Informationen gebündelt und verständlich<br />
dargestellt. Insbesondere wird dabei<br />
deutlich, dass auch die Nachhaltigkeits- und<br />
iLUC-Diskussion hier nicht wirklich zutreffen,<br />
wenn die Landwirtschaft ihren eigenen Kraftstoff<br />
produziert. Im Rahmen des Netzwerk-<br />
Zentrale Aufgaben des Projekts<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>technik<br />
• Optimierung der Ölqualitäten dezentraler<br />
Ölmühlen durch einheitliches QM<br />
• Erstellung eines Marktkonzeptes<br />
• Sicherstellung der geltenden DIN-<br />
Normen für Rapsölkraftstoff<br />
• Entwicklung von Beprobungsverfahren<br />
und Analysemethoden Motorentechnik<br />
• Einführung der <strong>Pflanzenöl</strong>technik in<br />
serienmäßigen Landmaschinenmotoren<br />
• Anpassung der Motorentechnik an die<br />
gültigen Abgasverordnungen Lobbyarbeit<br />
• Verbesserung der Akzeptanz von Bio-<br />
Reinkraftstoffen in der Öffentlichkeit<br />
und bei Entscheidungsträgern<br />
• Prüfung rechtlicher Rahmenbedingungen<br />
und Hervorheben der privilegierten<br />
Sonderstellung bei Eigennutzung<br />
in der Landwirtschaft<br />
Technische Nutzung<br />
Wissenschaft und Analytik<br />
ASG Analytik-Service GmbH<br />
(www.asg-analytik.de)<br />
Technologie- und Förderzentrum – TFZ<br />
(www.tfz.bayern.de)<br />
Verbände und Presse<br />
Verein zur Förderung von Biomasse<br />
und nachwachsenden Rohstoffen<br />
Freiberg e.V.<br />
(www.biomasse-freiberg.de)<br />
BDOel e.V.<br />
(www.bdoel.de)<br />
GRÜNE LIGA Sachsen e.V.<br />
(www.grueneliga.de)<br />
P.R.O.e.V.<br />
(www.regiooel.de)<br />
<strong>Fachmagazin</strong> <strong>Pflanzenöl</strong><br />
(www.pflanzenoelmagazin.com)<br />
Ölmühlen<br />
Juraps GmbH<br />
(www.maschinenring.com)<br />
Pfälzer Natur Energie GmbH & Co.KG<br />
(www.pfaelzer-natur-energie.de)<br />
Öl und Bioenergie GmbH<br />
(www.waldland.at)<br />
Technik<br />
Landtechnik Nürnberger<br />
(www.landtechnik-nuernberger.de)<br />
regineering<br />
(www.regineering.com)<br />
Egon Keller GmbH & Co.KG<br />
(www.keller-kek.de)<br />
Landwirtschaft<br />
Kramerbräu Agro & Food GmbH<br />
(www.kramerbraeu.de)<br />
Agrargenossenschaft „Bergland“<br />
Clausnitz e.G<br />
(www.biomasse-freiberg.de)<br />
projektes sollen weitere Projekte entwickelt<br />
und umgesetzt werden. Weiterhin arbeitet<br />
das Netzwerkmanagement daran, Phase 2<br />
zur Fortführung des Projektes zu entwickeln.<br />
Dazu werden weitere Partner gesucht. In<br />
welche Richtung die Projekte zu entwickeln<br />
sind, was zielführend und umsetzbar ist,<br />
kann grundsätzlich vom Netzwerkmanagement<br />
erfragt werden. Für die Ausarbeitung<br />
stehen bei Bedarf Fachleute zur Verfügung.<br />
anita.walter@euronatur.org (SF)<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 9
Technische Nutzung<br />
Langzeitstabile Schmieröle für den Biodiesel- und <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb<br />
Beim Motorbetrieb mit Biodiesel bzw. <strong>Pflanzenöl</strong><br />
erfolgt betriebsbedingt ein signifikanter<br />
Eintrag von Kraftstoff in das Motorschmieröl.<br />
Aufgrund der hohen Siedelage der <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe<br />
kommt es innerhalb eines Ölwechselintervalls<br />
zu einer Anreicherung dieser<br />
Kraftstoffe im Schmieröl, die zunächst zu einer<br />
Ölverdünnung führt. Mit zunehmender Kraftstoffkonzentration<br />
im Schmieröl und hoher<br />
thermischer Belastung steigt jedoch die Gefahr<br />
unerwünschter Wechselwirkungen von<br />
Kraftstoffalterungsprodukten mit dem Motorschmieröl.<br />
Im Extremfall kommt es zu einem<br />
plötzlichen Gelieren des Öls, verbunden mit<br />
einem exponentiellen Viskositätsanstieg und<br />
dem Totalausfall der Schmierung (vgl. Abb. 1).<br />
Die Folge sind schwere Motorschäden. Aus<br />
Sicherheitsgründen sind die Schmierölwechselintervalle<br />
im Biodiesel- und <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb<br />
auf die Hälfte reduziert worden, woraus<br />
höhere Betriebskosten resultieren.<br />
Anforderungen an moderne<br />
Hochleistungsmotorenöle im<br />
Biokraftstoffbetrieb<br />
Steigende Anforderungen an die Kompatibilität<br />
mit modernen Abgasnachbehandlungsanlagen<br />
sowie steigende Anteile an<br />
Biokomponenten in Kraftstoffen erfordern<br />
eine stetige Weiterentwicklung der Formulierungen<br />
moderner Hochleistungsmotorenöle<br />
und maßgeschneiderte Konzepte für den jeweiligen<br />
Einsatzzweck.<br />
Hauptentwicklungsziele sind hierbei:<br />
• Kraftstoffersparnis, schnelle Durchölung<br />
• Niedrige Gehalte an Sulfatasche,<br />
Phosphor und Schwefel (Low SAPS)<br />
• Niedrige Gehalte an Metallen, z. B. Zinkfreiheit<br />
(Lebensdauer Rußpartikelfilter,<br />
Katalysator)<br />
• Längere Ölwechselintervalle<br />
• Umweltfreundlichkeit<br />
bei gleicher bzw. verbesserter Performance (extreme<br />
Belastbarkeit und Alterungsstabilität, hoher<br />
Verschleißschutz) und vertretbaren Kosten.<br />
Dieser Entwicklungstrend führt gleichzeitig zu<br />
Ölen mit niedriger alkalischer Reserve und vermehrt<br />
zum Einsatz aschefreier Detergentien/<br />
DD-Systeme. Das Ziel der Aschefreiheit wird<br />
zum Teil mit Einbußen in der Alterungsstabilität<br />
in Gegenwart von Biokraftstoffalterungsprodukten<br />
erkauft. Deshalb wurden im Rahmen<br />
von umfangreichen Laboruntersuchungen verschiedene<br />
Schmieröle mit Biokraftstoffzusatz<br />
forciert gealtert und dabei auf ihre Verträglichkeit<br />
mit Biodiesel- bzw. Rapsölkraftstoffalterungsprodukten<br />
untersucht.<br />
Abb. 1: Eingedicktes Rapsöl im Kipphebelraum eines Traktors nach 270 Bh im <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb.<br />
Eingesetzte Schmieröle und<br />
Versuchsdurchführung<br />
Für die Alterungsversuche an Biokraftstoff-<br />
Schmieröl-Gemischen kamen folgende Ausgangsprodukte<br />
zum Einsatz: Rapsölkraftstoff<br />
(Raffinat) nach DIN 51605:2006-07, Biodiesel<br />
nach DIN EN 14214:2009-02 und sechs<br />
Schmieröle verschiedener ACEA-Spezifikationen.<br />
Aus diesen Ausgangsstoffen wurden die<br />
entsprechenden Mischungen für die Alterungsversuche<br />
angesetzt. Ausgewählte Kennwerte<br />
der Schmieröle sind Tabelle 1 zu entnehmen.<br />
Als Referenzöl für die Laborversuche wurde<br />
ein Schmieröl der inzwischen zurückgezogenen<br />
Klassifikation ACEA E3 gewählt. Bei den Testölen<br />
2 bis 5 handelte es sich um sogenannte<br />
„low SAPS“-Öle mit niedrigen Sulfatasche-,<br />
Phosphor- und Schwefelgehalten, die speziell<br />
im Hinblick auf die Verträglichkeit mit moder-<br />
nen Abgasnachbehandlungssystemen (DPF)<br />
entwickelt worden sind. Testöl 5 war ein vollsynthetisches<br />
Schmieröl auf Esterbasis. Die<br />
Rapsöl- bzw. Biodiesel-Schmieröl-Gemische<br />
(1,5 Liter) für die Laborversuche wurden in<br />
2-Liter-Bechergläsern angesetzt, sorgfältig<br />
homogenisiert und im offenen Ölbad auf die<br />
entsprechende Versuchstemperatur temperiert.<br />
Über eine Glaskapillare wurde Druckluft mit<br />
ausgewählten Durchsätzen durch das Ölgemisch<br />
geleitet. Während der Alterung wurden<br />
die Versuchsansätze mit einer Geschwindigkeit<br />
von 220 U/min gerührt.<br />
Ausgewählte Ergebnisse der<br />
Schmieröluntersuchungen<br />
In verschiedenen Versuchsreihen wurden die<br />
Einflussgrößen Temperatur, Sauerstoffkonzentration,<br />
Kraftstoffart und -konzentration,<br />
Tab. 1: Kennwerte der eingesetzten Schmieröle<br />
Ölbezeichnung Referenz Testöl 1 Testöl 2 Testöl 3 Testöl 4 Testöl 5<br />
Basisöl (Gruppe) l III III II III V<br />
ACEA Spezifkationen<br />
(* Empfehlung)<br />
E3 E4 E6 E7 / E9 E6 / E7 E3 *<br />
SAE Klasse 15W - 40 10W - 40 10W - 40 15W - 40 10W - 40 5W - 40<br />
Sulfatasche [%]
Technische Nutzung<br />
Schmierölqualität sowie Additiveffekte (Antioxidantien<br />
und VI-Verbesserer) im Hinblick<br />
auf die Schmieröleindickung untersucht. Beispielhaft<br />
werden im Folgenden der Einfluss<br />
des Kraftstoffgehaltes und des Schmieröltyps<br />
dargestellt. Die Ölalterung wurde anhand der<br />
Messgrößen Viskosität, Viskositätsindex, Total<br />
Base Number (TBN), Neutralisationszahl (NZ)<br />
und Polymergehalt verfolgt. Für die Früherkennung<br />
kritischer Ölzustände erwies sich die<br />
Neutralisationszahl als besonders geeignet. Ein<br />
Anstieg der NZ auf größer 4 mg KOH/g kann<br />
als Warnwert für die beginnende Öleindickung<br />
angesehen werden.<br />
Einfluss des Biokraftstoffgehaltes<br />
Derzeit wird in der Praxis ein Anteil von 10 %<br />
(m/m) Kraftstoff im Schmieröl als Grenzwert<br />
für den Ölwechsel im Biodieselbetrieb angesehen.<br />
Für <strong>Pflanzenöl</strong> gibt es noch keine entsprechenden<br />
Vorgaben. Zur quantitativen Bestimmung<br />
des <strong>Pflanzenöl</strong>- bzw. Biodieselgehaltes<br />
im Schmieröl stehen IR-spektrometrische und<br />
chromatographische Verfahren zur Verfügung<br />
[1]. Wie aus Abb. 2 zu erkennen ist, hängt der<br />
Zeitpunkt der Öleindickung wesentlich vom<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>- bzw. Biodieselgehalt ab. Allerdings<br />
ist der Eintrag hoher <strong>Pflanzenöl</strong>anteile deutlich<br />
kritischer zu bewerten. Selbst bei Verwendung<br />
eines extrem oxidationsstabilen Schmieröls<br />
waren Öle mit 10 oder 15 % <strong>Pflanzenöl</strong>anteil<br />
bei einer Öltemperatur von 150 °C nur ca.<br />
250 h stabil.<br />
Bei Biodiesel wirkt die Ölverdünnung zunächst<br />
der Eindickung entgegen. Erst nach<br />
150 bis 200 h wird bei einer Alterungstemperatur<br />
von 150 °C der Frischölwert wieder<br />
erreicht. Bis 450 h wird noch kein exponentieller<br />
Viskositätsanstieg beobachtet, obwohl<br />
bei dem Öl mit 15 % Biodieselanteil hier die<br />
obere Grenze für den Ölwechsel erreicht wird,<br />
siehe Abb. 2, gestrichelte Linien, Frischölviskosität<br />
±25 %). Der Grenzwert für den Biodieselgehalt<br />
im Schmieröl von 10 % beinhaltet<br />
bei halbierten Ölwechselintervallen somit<br />
eine ausreichende Sicherheitsspanne. Eine<br />
Verlängerung der Ölwechselintervalle ist<br />
denkbar. Beim Einsatz von Rapsölkraftstoff<br />
wäre bei verlängerten Ölwechselintervallen<br />
ein Grenzwert von 5 % (m/m) empfehlenswert.<br />
Es muss allerdings beachtet werden,<br />
dass es sich hierbei zunächst nur um die<br />
Ergebnisse von Laborversuchen handelt, die<br />
sich auf das jeweils untersuchte Schmieröl<br />
beziehen. In der Praxis können veränderte<br />
Bedingungen vorliegen (z. B. anderes Temperaturprofil<br />
oder anderer Luftdurchsatz)<br />
bzw. weitere Einflussgrößen wie Scherkräfte,<br />
katalytisch wirksame Metallspuren u. a. einen<br />
signifikanten Einfluss auf die Ölalterung<br />
ausüben.<br />
pflanzenöl 1 /<br />
Einfluss des Schmieröltyps<br />
Abb. 3 zeigt beispielhaft für Schmieröle mit<br />
15 % Biodieselzusatz, dass auch durch die<br />
Wahl des Basisöls bzw. der Ölformulierung<br />
die Öleindickung signifikant verzögert werden<br />
kann. In diesem Versuch trat der exponentielle<br />
Viskositätsanstieg beim Referenzöl (ACEA<br />
E3) sowie den Testölen 2 (ACEA E6) und 3<br />
(ACEA E7 / E9) nach einer Alterungsdauer<br />
von ca. 200 bis 350 h ein. Am stabilsten gegen<br />
die oxidative Alterung erwiesen sich die<br />
Testöle 1 (ACEA E4), 4 (ACEA E6 / E7) und<br />
5. Eine ähnliche Reihenfolge hinsichtlich der<br />
Stabilität der Öle wurde in Versuchen mit 15<br />
% <strong>Pflanzenöl</strong>zusatz gefunden. Positiv auf die<br />
Alterungsstabilität wirkten sich generell die<br />
Wahl hochwertiger Basisöle der Gruppen III<br />
oder V und die Verwendung von hochstabilen<br />
VI-Verbesserern aus.<br />
Technische Nutzung<br />
Abb. 2: Forcierte Alterung des Testöls 4 mit unterschiedlichen Biokraftstoffgehalten bei 150 °C und 100 l/h<br />
Luftdurchsatz.<br />
Die beschriebenen Laborversuche wurden<br />
für ausgewählte Schmieröle in Motorprüfstandstests<br />
und einem Feldtest verifiziert.<br />
Es konnte gezeigt werden, dass <strong>500</strong> h-Ölwechselintervalle<br />
im Biodiesel- und <strong>Pflanzenöl</strong>reinkraftstoffbetrieb<br />
mit geeigneten<br />
Schmierölen erreichbar sind und sogar noch<br />
eine ausreichend Sicherheitsspanne verbleibt<br />
[3, 4].<br />
Schlussfolgerungen und Ausblick<br />
Die vorliegenden Forschungsergebnisse [2, 3,<br />
4] bilden die Basis für weiterführende Arbeiten<br />
zur Entwicklung von maßgeschneiderten Hochleistungsschmierölen<br />
mit einer verbesserten<br />
Verträglichkeit gegenüber steigenden Biodiesel-<br />
bzw. <strong>Pflanzenöl</strong>anteilen sowie den Anforderungen<br />
moderner Abgasnachbehandlungssysteme.<br />
Die zielgerichtete Abb. 2: Forcierte<br />
Abb. 3: Forcierte Alterung verschiedener Schmieröle mit 15 % Biodieselgehalt bei 150 °C und 100 l/h Luftdurchsatz.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 11
12<br />
Technische Nutzung<br />
Alterung des Testöls 4 mit unterschiedlichen<br />
Biokraftstoffgehalten bei 150 °C und 100 l/h<br />
Luftdurchsatz. Abb. 3: Forcierte Alterung verschiedener<br />
Schmieröle mit 15 % Biodieselgehalt<br />
bei 150 °C und 100 l/h Luftdurchsatz.<br />
Technische Nutzung <strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2012 13<br />
Auswahl und Formulierung der Schmieröle<br />
kann in Zukunft dazu beitragen, Kompatibilitätsprobleme<br />
bereits im Vorfeld zu vermeiden<br />
und die verkürzten Ölwechselintervalle im<br />
Biokraftstoffbetrieb wieder auf dieselkraftstoffübliche<br />
Intervalle auszudehnen. Positiv in<br />
Bezug auf einen deutlich verzögerten Zeitpunkt<br />
der Öleindickung wirken sich hierbei die Wahl<br />
hochwertiger Basisöle der Gruppen III bzw. V<br />
und die Verwendung von hochstabilen VI-Verbesserern<br />
aus. Neben der Ölformulierung führt<br />
auch eine Schmieröltemperaturabsenkung im<br />
Motor zu einer deutlichen Absenkung der Koagulationsneigung.<br />
pflanzenölbetriebene Traktoren funktionieren ...<br />
... doch der Markt fehlt<br />
Der pflanzenölbetriebene John-Deere-<br />
Traktor war auf der Grünen Woche ein<br />
Publikumsmagnet. Bundeslandwirtschaftsministerin<br />
Ilse Aigner und Bauernverbandspräsident<br />
Gerd Sonnleitner waren da,<br />
viele weitere Kollegen aus der Politik und<br />
viele Landwirte. Das zeigt: Es gibt ein sehr<br />
großes Interesse an pflanzenölbetriebenen<br />
Traktoren – obwohl es derzeit keinen Markt<br />
gibt. Das liegt an den noch immer fehlenden<br />
politischen Rahmenbedingungen.<br />
Ihr drastischer Absatzrückgang zwang in<br />
den vergangenen Jahren viele Ölmüller,<br />
ihre Anlage vorübergehend oder sogar<br />
komplett stillzulegen. Darüber informierte<br />
BDOel-Präsident Günter Hell Verkehrsminister<br />
Dr. Peter Ramsauer, der ebenfalls<br />
den Stand besuchte und zumindest Unterstützung<br />
in Aussicht stellte: Kraftstoffe<br />
aus Rapsöl werden in die Überlegungen<br />
zur Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie mit<br />
einbezogen, ein Gesprächstermin wurde<br />
vereinbart.<br />
Von den einst 585 dezentralen Ölmühlen<br />
sind gerade noch 274 aktiv, das ergab<br />
eine Studie des Technologie- und Förderzentrums<br />
(TFZ) Straubing aus dem Jahr<br />
2011. Die Ursache hierfür liegt im massiv<br />
eingebrochenen Absatz von Rapsölkraftstoff,<br />
der hauptsächlich in der Land- und<br />
Forstwirtschaft wie auch im Speditionsgewerbe<br />
sowie bei Blockheizkraftwerken<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011<br />
Literaturverzeichnis<br />
[1] Winkler, M.; Schümann, U.: “Bestimmung des <strong>Pflanzenöl</strong>anteils<br />
in gebrauchten Dieselmotorenölen<br />
– Motorische Auswirkungen und verfügbare Analysenverfahren,<br />
Tribologie und Schmierungstechnik,<br />
Heft 04 - 2010 (Juli/August 2010). expert Verlag<br />
[2] Schümann, U.; Berndt, S.; Harndorf, H.; Malicki, D.:<br />
„In-service behaviour of lubricating oil in biodiesel<br />
and plant oil operation”, 8th International Colloquium<br />
Fuels, Conventional and Future Energy for<br />
Automobiles, Stuttgart/Ostfildern, 19.- 20. Januar<br />
2011<br />
[3] Harndorf, H.; Wichmann, V.; Schümann, U.: Betriebsverhalten<br />
von Schmieröl im <strong>Pflanzenöl</strong>- und Biodieselbetrieb.<br />
FVV-Frühjahrstagung 2011, S. 277-309,<br />
Bad Neuenahr<br />
[4] Schümann, U.; Berndt, S.; Flügge, E.; Wichmann, V.;<br />
Harndorf, H.: „Unerwünschte Wechselwirkungen<br />
von Biokraftstoffkomponenten mit dem Motorenschmieröl<br />
– Einflussgrößen und Prävention“, 5.<br />
Rostocker Bioengergieforum, 02.- 03.11.2011, S.<br />
181-195<br />
eingesetzt wurde. Waren es im Jahr 2007<br />
noch 772.000 Tonnen, sank der Absatz bis<br />
2011 auf 19.000 Tonnen – ein Einbruch,<br />
den viele Ölmühlen nicht mehr kompensieren<br />
konnten und schließen mussten. "Das<br />
Ölmühlensterben geht weiter. Damit geht<br />
uns im Mittelstand ein wichtiger Erwerbszweig<br />
in Deutschland verloren", sagte Hell.<br />
Zudem sind die dezentral produzierenden<br />
Ölmühlen gerade für den ländlichen Raum<br />
ein guter Wertschöpfungsfaktor.<br />
Dabei würde genau der am meisten profitieren,<br />
käme endlich zum Zug, was viele<br />
Branchenteilnehmer lange fordern: Die<br />
deutsche Land- und Forstwirtschaft als Absatzmarkt<br />
für <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe zu etablieren.<br />
In ihr decken sich Mengenbedarf<br />
und ökologisch-nachhaltiges Anbaupotential.<br />
Bei der Pressung entfallen zwei Drittel<br />
der Ölpflanze auf proteinreiches, heimisches<br />
Tierfutter und ersetzen so Importe<br />
etwa aus Übersee. Darüber hinaus verfügen<br />
reine <strong>Pflanzenöl</strong>e über außerordentlich<br />
gute Werte bei der Treibhausgasminderung<br />
und erfüllen so die Vorgaben der EU-Richtlinien<br />
28/2009/EC und 30/2009/EC.<br />
Die Landmaschinenindustrie hält serienreife<br />
Traktorenkonzepte in der Hand – aber<br />
solange zurück, bis reine <strong>Pflanzenöl</strong>e als<br />
Kraftstoffe ökonomisch rentabel und für<br />
die Landwirte wieder attraktiv werden.<br />
Da ist die Politik gefragt. Wie jede andere<br />
Die hier dargestellten Ergebnisse sind Teil des<br />
Projektes „Betriebsverhalten von Schmieröl<br />
im <strong>Pflanzenöl</strong>- und Biodieselbetrieb“.<br />
Dieses Projekt wurde durch die Fachagentur<br />
für Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) und<br />
die Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen<br />
(FVV) gefördert.<br />
Wir bedanken uns für die Bereitstellung der<br />
Schmierölproben bei der Fa. Fuchs Europe<br />
Schmierstoffe GmbH.<br />
Kontakt<br />
Ulrike Schümann, Silvia Berndt, Horst Harndorf<br />
Universität Rostock, Lehrstuhl für Kolbenmaschinen<br />
und Verbrennungsmotoren<br />
Albert-Einstein-Str. 2<br />
18059 Rostock<br />
Email ulrike.schuemann@uni-rostock.de<br />
Telefon 03 81 - 4 98 91 56<br />
Energieform brauchen Bio-Reinkraftstoffe<br />
eine Anschubhilfe in Form von flankierenden<br />
Steuersystemen, um sich am Markt<br />
etablieren zu können. In der ARD-Talkshow<br />
bei Günter Jauch war jüngst von bislang<br />
200 Milliarden Euro Anschubförderung für<br />
Atomstrom die Rede. Damit wird eine jährliche<br />
Stromproduktion von 150 Milliarden<br />
kWh in Deutschland (Quelle: BMWi-Energiestatistik)<br />
unterstützt. Zum Vergleich: Der<br />
Kraftstoffbedarf der Landwirtschaft beträgt<br />
energetisch gut 17 Milliarden kWh pro Jahr<br />
(Berechnung: C.Duft, regineering).<br />
Der Prototyp, den die John Deere Werke<br />
Mannheim auf der Grünen Woche gemeinsam<br />
mit dem BDOel (Bundesverband<br />
Dezentraler Ölmühlen und <strong>Pflanzenöl</strong>technik<br />
e.V.) ausgestellt haben, hat sich im<br />
EU-geförderten Projekt „Demonstration<br />
of 2nd Generation Vegetable Oil Fuels in<br />
Advanced Engines (2ndVegOil)“ bestens<br />
bewährt. In dreijähriger Forschungs- und<br />
Entwicklungsarbeit sowie im Feldtest wurde<br />
der Nachweis erbracht, dass moderne<br />
Abgasnachbehandlungssysteme (DOC/<br />
DPF-, SCR-Systeme) auch beim Einsatz mit<br />
Kraftstoffen aus reinen <strong>Pflanzenöl</strong>en funktionieren.<br />
Für das perfekte Zusammenspiel<br />
zwischen Motor und Kraftstoff wurden beide<br />
Komponenten aufeinander abgestimmt<br />
und erfüllen so aktuelle wie auch künftige<br />
Abgasrichtlinien. Irene Beringer
Pilot <strong>Pflanzenöl</strong>technologie Magdeburg e.V. (PPM)<br />
Forschungspartner und Dienstleister für die Ölmühlenindustrie<br />
Die Magdeburger Börde ist Synonym für<br />
beste Ackerflächen. Erzeugung und Verarbeitung<br />
landwirtschaftlicher Produkte im<br />
Umfeld waren die Basis für die Entwicklung<br />
des Magdeburger Maschinenbaus in<br />
den letzten 150 Jahren. Heute prägen die<br />
Herstellung hochwertiger Lebensmittel und<br />
die Nutzung nachwachsender Rohstoffe<br />
mehr denn je die Region. Deshalb ist der<br />
Pilot <strong>Pflanzenöl</strong>technologie Magdeburg e.V.<br />
(PPM) hier gut angesiedelt.<br />
PPM ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung<br />
der privaten Wirtschaft in der Rechtsform<br />
eines gemeinnützigen Vereines und wurde<br />
im Jahr 1993 gegründet. Satzungsgemäß<br />
hat PPM „den Zweck, den Einsatz neuer Ölpflanzen<br />
zur Gewinnung von pflanzlichen Ölen,<br />
Fetten und Kuppelprodukten sowie deren Weiterverarbeitung<br />
zu fördern“. Die Mitglieder von<br />
PPM repräsentieren die komplette Wertschöpfungskette:<br />
Firmen und Persönlichkeiten aus<br />
der Pflanzenzüchtung, der <strong>Pflanzenöl</strong> herstellenden<br />
und verarbeitenden Industrie, des Apparate-<br />
und Anlagenbaus für diese Branche sowie<br />
der Bioenergieindustrie aus ganz Deutschland,<br />
darunter auch einige Weltmarktführer.<br />
Ein breites Aktivitätsspektrum<br />
Die wissenschaftliche Expertise von PPM ist<br />
stark technologieorientiert und besteht vor<br />
allem in der experimentellen<br />
• Entwicklung neuer Technologien zur Herstellung<br />
und Verarbeitung von <strong>Pflanzenöl</strong>en,<br />
Pflanzenproteinen und sekundären Ölpflanzeninhaltsstoffen,<br />
• Entwicklung neuer Produkte aus nativen<br />
und modifizierten <strong>Pflanzenöl</strong>en, Pflanzenproteinen<br />
und sekundären Ölpflanzeninhaltsstoffen<br />
für den Lebensmittel-, Futtermittel- sowie Non-<br />
Food-Bereich, zum Beispiel für Kunststoffe.<br />
Dazu betreibt PPM eine in Deutschland einzigartige<br />
kleintechnische Pilot-Versuchsanlage<br />
zur Gewinnung, Verarbeitung und Modifizierung<br />
von <strong>Pflanzenöl</strong>en, bestehend aus<br />
verschiedenen Verfahren zur Saatkonditionierung,<br />
Ölpressung, Lösungsmittelextraktion,<br />
Raffination, Kuchen-bzw. Schrotaufbereitung<br />
und Ölsynthese. Eine weitere kleintechnische<br />
Pilot-Versuchsanlage dient der Gewinnung und<br />
Aufreinigung von Pflanzenproteinen mit den<br />
realisierten Prozessstufen Extraktion, Aufreinigung<br />
und Sprüh- bzw. Gefriertrocknung. Die<br />
gewonnenen Proteine können auch chemisch<br />
und/oder enzymatisch modifiziert werden.<br />
Schließlich verfügt PPM über ein Compoundier-<br />
Technikum, in dem Kunststoffe auf der Basis<br />
nachwachsener Rohstoffe (z.B. Pflanzenfasern)<br />
oder unter Verwendung <strong>Pflanzenöl</strong> bzw.<br />
Pflanzenprotein basierter Additive hergestellt<br />
werden können, sowie verschiedene Speziallabore.<br />
Deshalb ist PPM vor allem ein gefragter<br />
Partner für die versuchsweise Verarbeitung von<br />
Ölsaaten, <strong>Pflanzenöl</strong>en und -proteinen sowie<br />
die Erzeugung von Produktmustern. Neben Labormengen<br />
können auch Mengen im 100 kg<br />
– bzw. 100 Liter – Maßstab hergestellt werden.<br />
Derzeit sind 26 Ingenieure, Chemiker und Laboranten<br />
bei PPM beschäftigt. Darüber hinaus<br />
arbeiten bei uns ständig Studenten an ihrer Bachelor-,<br />
Master-, Diplomarbeit oder Promotion.<br />
PPM betreibt sowohl öffentlich geförderte<br />
Forschung und Entwicklung, in den meisten<br />
Fällen gemeinsam mit Unternehmen und anderen<br />
Forschungsinstituten, z.B. im Rahmen des<br />
ZIM-Programmes des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />
als auch Auftragsforschung direkt für<br />
die Industrie. Ausgewählte Ergebnisse unserer<br />
Arbeiten präsentieren wir regelmäßig auf den<br />
wichtigen internationalen Branchenkongressen<br />
(EuroFedLipid, AOCS) sowie auf der durch PPM<br />
selbst veranstalteten NAROSSA®- Tagung. Einen<br />
guten Überblick über die laufenden und<br />
abgeschlossenen FuE-Projekte erhält man auf<br />
der PPM-Homepage.<br />
Optimierung der Ölgewinnung<br />
Ein wichtiger Aspekt unserer Forschungsaktivitäten<br />
liegt darin, den Ölgewinnungsprozess<br />
selbst stets weiter zu optimieren. Dabei geht<br />
es sowohl um Verbesserung der Ausbeute als<br />
auch um die Erhöhung der Ölqualität. So wurde<br />
Ende letzten Jahres ein FuE-Verbundprojekt<br />
erfolgreich abgeschlossen, in dem gezeigt<br />
werden konnte, dass durch online-Messung<br />
von Feuchte und Fasergehalt von Rapssamen<br />
die Ölausbeute deutlich erhöht werden kann.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>technikum<br />
Technische Nutzung<br />
In einem anderen Projekt wurde der Einfluss<br />
des Luftsauerstoffes auf den Pressvorgang untersucht<br />
und gemeinsam mit einer Maschinenbaufirma<br />
eine Pressanlage entwickelt, in der<br />
sich sensible Ölsaaten vollständig inert verarbeiten<br />
lassen, was die Qualität des Öles und vor<br />
allem seine Lagerstabilität deutlich verbessert.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Forschungstätigkeit<br />
besteht in der Erhöhung der Wertschöpfung<br />
der Ölsamenverarbeitung durch Gewinnung<br />
und Nutzung der neben dem Öl im Samen<br />
enthaltenen Proteine. Dazu entwickeln wir<br />
gemeinsam mit verschiedenen Partnern neue<br />
Verfahren zur schonenden Rapsverarbeitung,<br />
um geeignete Rohstoffe für die anschließende<br />
Proteinextraktion zu erhalten, Verfahren für die<br />
Proteinextraktion und -aufbereitung selbst sowie<br />
Anwendungen, z.B. in der Aquakultur, der<br />
Kunststoff- oder Papierindustrie.<br />
Gesunde Nahrungsmittel und<br />
Zukunfstmärkte<br />
Insbesondere die Aquakultur stellt einen bedeutenden<br />
Zukunftsmarkt für pflanzliche Proteine<br />
dar. Während sich die Produktion von Fisch aus<br />
Aquakultur weltweit mit jährlich zweistelligen<br />
Zuwachsraten entwickelt, stagniert das Aufkommen<br />
an Fischmehl, der wichtigsten Proteinquelle<br />
für Aquakulturfisch. Dementsprechend<br />
steigt der Preis für Fischmehl ständig an und es<br />
wird nach alternativen Proteinquellen gesucht.<br />
In einem gemeinsam mit der GMA Gesellschaft<br />
für Marine Aquakultur, Büsum, durchgeführten<br />
FuE-Projekt konnte gezeigt werden, dass<br />
Fischmehl durch Rapsproteinkonzentrate<br />
in der Fütterung von Regenbogenforellen<br />
vollständig, bei Steinbutt, Karpfen oder<br />
Wels zumindest teilweise zu ersetzen ist.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 13
Technische Nutzung<br />
Über Proteine hinaus werden bei PPM auch<br />
Projekte zur Gewinnung und Nutzung anderer<br />
sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, wie<br />
Canolol aus Raps, Lignanen aus Lein oder<br />
DCQA aus Sonnenblumenkernen, bearbeitet.<br />
Nicht zuletzt sind unsere Forschungsaktivitäten<br />
durch Beiträge zu einer gesunden<br />
Ernährung und zur Gewährleistung<br />
von Lebensmittelsicherheit charakterisiert.<br />
Beispielsweise wurde im Rahmen eines von<br />
den Spitzenverbänden der Deutschen Ernährungswirtschaft<br />
geführten Projektes gemeinsam<br />
mit Forschungspartnern aus Detmold,<br />
Garching und Quakenbrück die Entstehung<br />
von 3-MCPD-Fettsäureestern in raffinierten<br />
Speiseölen untersucht und Strategien zu deren<br />
Vermeidung erarbeitet. Im Nachfolgeprojekt,<br />
das im März dieses Jahres begonnen hat, werden<br />
diese Lösungsansätze so weiterentwickelt,<br />
dass sie durch die Industrie umgesetzt werden<br />
können.<br />
Neben der Forschung unterstützt PPM Unternehmen<br />
auch in Form von Beratungen oder<br />
Qualifizierungsmaßnahmen. So ist PPM der<br />
Partner der Fachagentur Nachwachsende<br />
Rohstoffe für die Beratung land- und forstwirt-<br />
Anzeige<br />
Compoundiertechnikum<br />
schaftlicher Betriebe Sachsen-Anhalts auf dem<br />
Gebiet des Einsatzes von Bioenergie und des<br />
Anbaus von Energiepflanzen. Verschiedene<br />
Ölmühlen, Raffinationsbetriebe, Biodieselhersteller<br />
oder auch Ingenieurbüros haben in den<br />
letzten Jahren Mitarbeiter bei PPM qualifizieren<br />
lassen, jeweils speziell auf das entsprechende<br />
Profil zugeschnitten und incl. praktischer Arbeiten<br />
im Labor oder Technikum.<br />
Autor:<br />
Dr. Frank Pudel<br />
Pilot <strong>Pflanzenöl</strong>technologie Magdeburg e.V.<br />
Berliner Chaussee 66<br />
39114 Magdeburg<br />
Tel./Fax: 0391-8189-180<br />
Email: info@ppm-magdeburg.de<br />
www.ppm-magdeburg.de
BMELV setzt Roadmap Bioraffinerie um<br />
In einer Roadmap wurden die Förderaktivitäten der Bundesregierung definiert<br />
Auf insgesamt 14 Einzelprojekte wächst der<br />
Forschungsverbund <strong>Pflanzenöl</strong>-Bioraffinerie<br />
an, den das Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV) nun in zweiter Phase bis<br />
zum Jahr 2014 unterstützt. Rund 4,6 Mio.<br />
Euro an Fördermitteln investiert das BMELV,<br />
um <strong>Pflanzenöl</strong>e als Rohstoffe in bestehende<br />
Prozessketten der Chemischen Industrie zu<br />
integrieren und so deren Abhängigkeit vom<br />
Rohöl zu mindern.<br />
Mit ca. 12 % nachwachsenden Rohstoffen<br />
am gesamten Rohstoff-Portfolio setzt die<br />
Chemische Industrie bereits heute erhebliche<br />
Mengen an – zumeist importierten<br />
– pflanzlichen Ressourcen ein. Die Rohstoffversorgung<br />
weiter zu diversifizieren, ist<br />
eines der Ziele der jüngst von der Bundesregierung<br />
verabschiedeten Roadmap Bioraffinerien.<br />
Einen der Schwerpunkte der Roadmap,<br />
die <strong>Pflanzenöl</strong>-Bioraffinerie, greift der<br />
jetzt zeitlich verlängerte und erweiterte<br />
Forschungsverbund auf. Er entwickelt<br />
die gesamtheitliche Nutzung<br />
von heimischen <strong>Pflanzenöl</strong>en<br />
für die Produktion<br />
von Polymeren, grenzflächenaktivenSubstanzen,<br />
Schmierstoffen und<br />
Flockungshilfsmitteln.<br />
Dabei stehen nicht nur<br />
die klassischen <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
aus Raps und Sonnenblume<br />
auf der Liste der<br />
Forscher und Unternehmen, sondern<br />
auch Tallöl aus der Zellstoffproduktion<br />
oder bislang weitgehend unbedeutende<br />
Die Partner des Verbunds „Integrierte BioProduktion“ sind ...<br />
ADDINOL Lube Oil GmbH<br />
DHW Deutsche Hydrierwerke GmbH Rodleben<br />
EUCODIS<br />
Bioscience GmbH Deutschland<br />
Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT)<br />
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB)<br />
Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP)<br />
Linde Engineering Dresden GmbH<br />
InfraLeuna GmbH<br />
Karlsruhe Institut für Technologie (KIT)<br />
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
Taminco Germany GmbH<br />
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL)<br />
Umicore AG & Co. KG<br />
Technische Nutzung<br />
Über ein Drittel der von der Industrie verarbeiteten pflanzlichen Öle und Fette geht in die Herstellung von<br />
Tensiden. Sie werden nicht nur für Wasch- und Reinigungsmittel benötigt, sondern auch in der Pharma-, Kosmetik-<br />
und Textilindustrie. Darüber hinaus sind Fette und Öle auch für Bioschmierstoffe und -öle, Polymere und<br />
Polymeradditive sowie Lacke und Farben wichtige Rohstoffe. Quelle: FNR 2010<br />
wie Krambe- und<br />
Drachenkopföl.<br />
Der Forschungsverbund<br />
sucht vorrangig<br />
Wege, über chemische<br />
und/oder biotechnologische<br />
Konversionen die Schnittstellen<br />
zu etablierten Stammbäumen<br />
der Chemie zu bedienen und am<br />
Standort Leuna zu demonstrieren.<br />
Wichtig ist den Partnern das Schließen von<br />
Kreisläufen – Abfallströme und Reststoffe<br />
sollen dabei nicht entstehen: Mit der Linde<br />
EngineeringGmbH wurde das Verbundprojekt<br />
deshalb um einen Partner erweitert, der<br />
Abfälle und Reststoffe über Pyrolyseverfahren<br />
zu Synthesegas verarbeitet und so für<br />
die Prozesse wieder verfügbar macht.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 15
16<br />
Global<br />
Meldungen<br />
Meldungen<br />
&<br />
Berichte<br />
Berichte<br />
Meldungen Palm-, Soja- & Berichte und Rapsöl sind weilweit die<br />
palm-, wichtigsten Soja- <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
palm-, Soja- und rapsöl sind weilweit die wichtigsten pflanzenöle<br />
palm-, Soja- und rapsöl sind weilweit die wichtigsten<br />
pflanzenöle<br />
pflanzenöle<br />
Die acht bedeutendsten P�anzenöle<br />
In Deutschland ist weiterhin Rapsöl die Produktion Nummer weltweit 1, mit 2011 rund<br />
In Deutschland ist weiterhin Rapsöl die Nummer 1, mit rund 60 % des <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauchs<br />
60 % des <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauchs<br />
in Mio. t<br />
Berlin, 15. Mai 2012. Rapssaaten, Soja-<br />
P almöl<br />
33<br />
%<br />
Palmkernöl / 4 %<br />
bohnen und Palmfrüchte sind sind die weltweit<br />
50,2<br />
5,6<br />
bedeutendsten Ölsaaten bzw. Ölfrüchte: S ojaöl<br />
27<br />
%<br />
Rund 80 % des <strong>Pflanzenöl</strong>s wird aus die-<br />
41,4<br />
sen drei Pflanzen gewonnen. Insgesamt R aps<br />
öl<br />
15<br />
%<br />
23,7<br />
ist der globale globale <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch auch<br />
im letzten Jahr weiter gestiegen, wie wie die Sonnenblumenöl 9 %<br />
13,2<br />
aktuell die aktuell veröffentlichten Grafiken Grafiken von OVID von<br />
Baumwollsaatöl 3 %<br />
Verband OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden der ölsaatenverarbeitenden In-<br />
4,8<br />
dustrie Industrie in in Deutschland zeigen: Wurden Erdnussöl 3 %<br />
1991 noch 57 Mio. Tonnen <strong>Pflanzenöl</strong><br />
4,1<br />
weltweit verbraucht, stieg der Verbrauch Kokosnussöl 2 %<br />
3,0<br />
2001 auf auf 89 Mio. Tonnen und erreichte<br />
2011 145 Mio. Tonnen; d. h. allein in den Die acht © OVID bedeutendsten 2012 <strong>Pflanzenöl</strong>e weltweit: Produktion 2011 (in Mio t, Prozentangaben bezogen auf<br />
letzten 10 Jahren ist der <strong>Pflanzenöl</strong>ver<strong>Pflanzenöl</strong>ver-<br />
Quelle: Oil World<br />
brauch um 63 % gestiegen. gestiegen.<br />
Dabei ist ist die die Ölpalme mittlerweile der wich- der<br />
tigste wichtigste <strong>Pflanzenöl</strong>lieferant, 2011 wurden 2011<br />
ca. wurden 56 Mio. ca. Tonnen 56 Mio. Palmöl Tonnen und Palmöl Palmkern- und<br />
öl Palmkernöl aus der aus Palmölfrucht der Palmölfrucht gewonnen. gewon- Die<br />
Palmölproduktion nen. Die Palmölproduktion verzeichnet verzeichnet auch das<br />
größte auch das Wachstum: größte Wachstum: 2011 ist 2011 rund ist 10 rund %<br />
mehr 10 % mehr Palm- Palm- und und Palmkernöl produziert produ-<br />
worden ziert worden als im als Vorjahr. im Vorjahr. Asien Asien – allen – allen voran<br />
voran Indien, gefolgt von Indonesien Indonesien und und<br />
China – ist der größte Markt für Palmöl.<br />
Der Anteil der EU EU am am weltweiten Palmöl-/ Palm-<br />
Palmkernölverbrauch öl-/ Palmkernölverbrauch ist mit ist 10 mit % 10 relativ %<br />
gering. relativ gering. „Palmöl „Palmöl ist nicht ist nur nicht das nur wich- das<br />
tigste wichtigste <strong>Pflanzenöl</strong> <strong>Pflanzenöl</strong> für die für Versorgung die Versorgung der<br />
Weltbevölkerung der Weltbevölkerung mit mit Ölen Ölen und und Fetten, Fetten, mit<br />
den mit höchsten den höchsten Erträgen Erträgen von bis von zu 7 bis Tonnen zu 7<br />
Palmöl Tonnen pro Palmöl Hektar pro und Hektar zusätzlich und zusätzlich maximal<br />
0,8 maximal Tonnen 0,8 Palmkernöl Tonnen Palmkernöl pro Hektar pro braucht Hek-<br />
die tar braucht Ölpalme die auch Ölpalme weniger auch Fläche weniger als andeFläreche Ölsaaten. als andere Erfreulicherweise Ölsaaten. Erfreulicherweise wird immer<br />
mehr wird immer nachhaltig mehr produziertes nachhaltig produziertes und zertifiziertes<br />
und zertifiziertes Palmöl im Palmöl Markt im nachgefragt; Markt nachgedamitfragt; werden damit ökologisch werden ökologisch wertvolle wertvolle Gebiete<br />
geschützt“, Gebiete geschützt“, so Petra Sprick, so Petra Geschäftsfüh- Sprick, Gererinschäftsführerin<br />
von OVID. von OVID.<br />
In Deutschland ist der ist <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch<br />
der <strong>Pflanzenöl</strong>ver-<br />
2011 brauch leicht 2011 gesunken, leicht gesunken, auf 5,6 auf Mio. 5,6 Ton- Mio.<br />
nen. Tonnen. Im Im Gegensatz zum Weltmarkt ist<br />
hierzulande Rapsöl das mit Abstand wichtigste<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> <strong>Pflanzenöl</strong> und macht rund 60 %<br />
des gesamten gesamten Verbrauchs in Deutschland Deutschland<br />
aus. Rapsöl wird als Speiseöl und in der<br />
Ernährungsindustrie eingesetzt und und ist zu- ist<br />
dem zudem Rohstoff für die für Oleochemie, die Oleochemie, für tech- für<br />
nische technische Anwendungen sowie sowie für Biodiesel. für Bio-<br />
Daten diesel. und Grafiken zu Produktion, Handel<br />
und Daten Verbrauch und Grafiken von <strong>Pflanzenöl</strong>en zu Produktion, weltweit Handel load auf der OVID Homepage http://www. Kirstin Karotki<br />
und Verbrauch in Deutschland von <strong>Pflanzenöl</strong>en finden Sie zum weltweit Down- ovid-verband.de/unsere-branche/daten- www.ovid-verband.de<br />
load und in auf Deutschland der OVID Homepage finden Sie http://www. zum Down- und -grafiken/<br />
karotki@ovid-verband.de<br />
ovid-verband.de/unsere-branche/datenund-grafiken/<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2010<br />
© Verbrauch<br />
anzenöle weltweit 1991 - 2011<br />
OVID, Quelle: Oil World).<br />
150<br />
145<br />
3<br />
4<br />
5 Kokosnussöl<br />
5<br />
117<br />
13<br />
120<br />
Erdnussöl<br />
3<br />
4<br />
5<br />
4<br />
24<br />
89<br />
11<br />
90<br />
4<br />
5<br />
Palmkernöl<br />
4<br />
18<br />
70<br />
3<br />
3<br />
9<br />
42<br />
4<br />
57<br />
4<br />
60<br />
2<br />
14<br />
3<br />
4<br />
9<br />
35<br />
4<br />
2<br />
Rapsöl<br />
8<br />
12<br />
27<br />
9<br />
30<br />
20<br />
Sojaöl<br />
49<br />
16<br />
36<br />
24<br />
Palmöl<br />
16<br />
11<br />
0<br />
1991 1996 2001 2006 2011<br />
© OVID Weltweiter 2012 <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch im 5-Jahresvergleich 1991 - 2011 (in Mio t,<br />
Quelle: Oil World<br />
© Die acht bedeutendsten P�anzenöle<br />
Produktion weltweit 2011<br />
In Deutschland ist weiterhin Rapsöl die Nummer 1, mit rund 60 % des <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauchs<br />
in Mio. t<br />
Berlin, 15. Mai 2012. Rapssaaten, Soja-<br />
P almöl<br />
33<br />
%<br />
Palmkernöl / 4 %<br />
bohnen und Palmfrüchte sind die weltweit<br />
50,2<br />
5,6<br />
bedeutendsten Ölsaaten bzw. Ölfrüchte: S ojaöl<br />
27<br />
%<br />
Rund 80 % des <strong>Pflanzenöl</strong>s wird aus die-<br />
41,4<br />
sen drei Pflanzen gewonnen. Insgesamt R aps<br />
öl<br />
15<br />
%<br />
23,7<br />
ist der globale <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch auch<br />
im letzten Jahr weiter gestiegen, wie die Sonnenblumenöl 9 %<br />
13,2<br />
aktuell veröffentlichten Grafiken von OVID<br />
Baumwollsaatöl 3 %<br />
Verband der ölsaatenverarbeitenden In-<br />
4,8<br />
dustrie in Deutschland zeigen: Wurden Erdnussöl 3 %<br />
1991 noch 57 Mio. Tonnen <strong>Pflanzenöl</strong><br />
4,1<br />
weltweit verbraucht, stieg der Verbrauch Kokosnussöl 2 %<br />
3,0<br />
2001 auf 89 Mio. Tonnen und erreichte<br />
2011 145 Mio. Tonnen; d. h. allein in den Die acht bedeutendsten <strong>Pflanzenöl</strong>e weltweit: Produktion 2011 (in Mio. t, ©OVID, Quelle: Qil World).<br />
Die acht © OVID bedeutendsten 2012 <strong>Pflanzenöl</strong>e weltweit: Produktion 2011 (in Mio t, Prozentangaben bezogen auf<br />
letzten 10 Jahren ist der <strong>Pflanzenöl</strong>ver-<br />
Quelle: Oil World<br />
brauch um 63 % gestiegen.<br />
Dabei ist die Ölpalme mittlerweile der wichtigste<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>lieferant, 2011 wurden<br />
ca. 56 Mio. Tonnen Palmöl und Palmkernöl<br />
aus der Palmölfrucht gewonnen. Die<br />
Palmölproduktion verzeichnet auch das<br />
größte Wachstum: 2011 ist rund 10 %<br />
mehr Palm- und Palmkernöl produziert<br />
worden als im Vorjahr. Asien – allen voran<br />
Indien, gefolgt von Indonesien und<br />
China – ist der größte Markt für Palmöl.<br />
Der Anteil der EU am weltweiten Palmöl-/<br />
Palmkernölverbrauch ist mit 10 % relativ<br />
gering. „Palmöl ist nicht nur das wichtigste<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> für die Versorgung der<br />
Weltbevölkerung mit Ölen und Fetten, mit<br />
Verbrauch<br />
P�anzenöle Deutschland 2011<br />
den höchsten Erträgen von bis zu 7 Tonnen<br />
OVID, Quelle: Oil World).<br />
Palmöl pro Hektar und zusätzlich maximal<br />
0,8 Tonnen Palmkernöl pro Hektar braucht<br />
die Ölpalme auch weniger Fläche als ande- 5,61 Mio. t<br />
re Ölsaaten. Erfreulicherweise wird immer<br />
17% Palmöl<br />
mehr nachhaltig produziertes und zertifiziertes<br />
Palmöl im Markt nachgefragt; damit<br />
werden ökologisch wertvolle Gebiete<br />
6% Palmkernöl<br />
geschützt“, so Petra Sprick, Geschäftsfüh-<br />
59% Rapsöl<br />
rerin von OVID.<br />
In Deutschland ist der <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch<br />
6% Kokosnussöl<br />
2011 leicht gesunken, auf 5,6 Mio. Tonnen.<br />
Im Gegensatz zum Weltmarkt ist<br />
5% Sonnenblumenöl<br />
hierzulande Rapsöl das mit Abstand wich-<br />
sonstiges Öle:<br />
tigste <strong>Pflanzenöl</strong> und macht rund 60 %<br />
5% Sojaöl<br />
des gesamten Verbrauchs in Deutschland<br />
2% sonstige Öle<br />
aus. Rapsöl wird als Speiseöl und in der<br />
Ernährungsindustrie eingesetzt und ist zu- <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch in Deutschland 2011<br />
dem Rohstoff für die Oleochemie, für tech-<br />
Kirstin Karotki<br />
Tel +49 (0) 30 / 726 259 30<br />
nische Anwendungen sowie für Biodiesel.<br />
Stellv. Geschäftsführerin /<br />
Mobil +49 (0) 171 / 655 04 67<br />
Daten und Grafiken zu Produktion, Handel<br />
Leiterin Kommunikation & PR<br />
Fax +49 (0) 30 / 726 259 99<br />
und Verbrauch von <strong>Pflanzenöl</strong>en weltweit<br />
ovid<br />
Email karotki@ovid-verband.de<br />
und in Deutschland finden Sie zum Down-<br />
Verband der ölsaatenverarbeitenden Indus- Web www.ovid-verband.de<br />
load auf der OVID Homepage http://www.<br />
trie in Deutschland e.V.<br />
Twitter @OVIDverband<br />
ovid-verband.de/unsere-branche/daten-<br />
Am Weidendamm 1a, 10117 Berlin<br />
Facebook facebook.com/ovidverband<br />
und-grafiken/<br />
© Verbrauch<br />
anzenöle weltweit 1991 - 2011<br />
OVID, Quelle: Oil World).<br />
150<br />
145<br />
3<br />
4<br />
5 Kokosnussöl<br />
5<br />
117<br />
13<br />
120<br />
Erdnussöl<br />
3<br />
4<br />
5<br />
4<br />
24<br />
89<br />
11<br />
90<br />
4<br />
5<br />
Palmkernöl<br />
4<br />
18<br />
70<br />
3<br />
3<br />
9<br />
42<br />
4<br />
57<br />
4<br />
60<br />
2<br />
14<br />
3<br />
4<br />
9<br />
35<br />
4<br />
2<br />
Rapsöl<br />
8<br />
12<br />
27<br />
9<br />
30<br />
20<br />
Sojaöl<br />
49<br />
16<br />
36<br />
24<br />
Palmöl<br />
16<br />
11<br />
0<br />
1991 1996 2001 2006 2011<br />
© OVID Weltweiter 2012 <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch im 5-Jahresvergleich 1991 - 2011 (in Mio t,<br />
Quelle: Oil World<br />
© Die acht bedeutendsten P�anzenöle<br />
Produktion weltweit 2011<br />
In Deutschland ist weiterhin Rapsöl die Nummer 1, mit rund 60 % des <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauchs<br />
in Mio. t<br />
Berlin, 15. Mai 2012. Rapssaaten, Soja-<br />
P almöl<br />
33<br />
%<br />
Palmkernöl / 4 %<br />
bohnen und Palmfrüchte sind die weltweit<br />
50,2<br />
5,6<br />
bedeutendsten Ölsaaten bzw. Ölfrüchte: S ojaöl<br />
27<br />
%<br />
Rund 80 % des <strong>Pflanzenöl</strong>s wird aus die-<br />
41,4<br />
sen drei Pflanzen gewonnen. Insgesamt R aps<br />
öl<br />
15<br />
%<br />
23,7<br />
ist der globale <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch auch<br />
im letzten Jahr weiter gestiegen, wie die Sonnenblumenöl 9 %<br />
13,2<br />
aktuell veröffentlichten Grafiken von OVID<br />
Baumwollsaatöl 3 %<br />
Verband der ölsaatenverarbeitenden In-<br />
4,8<br />
dustrie in Deutschland zeigen: Wurden Erdnussöl 3 %<br />
1991 noch 57 Mio. Tonnen <strong>Pflanzenöl</strong><br />
4,1<br />
weltweit verbraucht, stieg der Verbrauch Kokosnussöl 2 %<br />
3,0<br />
2001 auf 89 Mio. Tonnen und erreichte<br />
2011 145 Mio. Tonnen; d. h. allein in den Die acht © OVID bedeutendsten 2012 <strong>Pflanzenöl</strong>e weltweit: Produktion 2011 (in Mio t,<br />
letzten 10 Jahren ist der <strong>Pflanzenöl</strong>ver-<br />
Quelle: Oil World<br />
brauch um 63 % gestiegen.<br />
Dabei ist die Ölpalme mittlerweile der wichtigste<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>lieferant, 2011 wurden<br />
ca. 56 Mio. Tonnen Palmöl und Palmkernöl<br />
aus der Palmölfrucht gewonnen. Die<br />
Palmölproduktion verzeichnet auch das<br />
größte Wachstum: 2011 ist rund 10 %<br />
mehr Palm- und Palmkernöl produziert<br />
worden als im Vorjahr. Asien – allen voran<br />
Indien, gefolgt von Indonesien und<br />
China – ist der größte Markt für Palmöl.<br />
Der Anteil der EU am weltweiten Palmöl-/<br />
Palmkernölverbrauch ist mit 10 % relativ<br />
gering. „Palmöl ist nicht nur das wichtigste<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> für die Versorgung der<br />
Verbrauch<br />
Weltbevölkerung mit Ölen und Fetten, mit<br />
P�anzenöle Deutschland 2011<br />
den höchsten Erträgen von bis zu 7 Tonnen Weltweiter <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch im 5-Jahresvergleich 1991 - 2011 (in Mio. t, ©OVID, OVID, Quelle: Oil World).<br />
Palmöl pro Hektar und zusätzlich maximal<br />
0,8 Tonnen Palmkernöl pro Hektar braucht<br />
die Ölpalme auch weniger Fläche als ande- 5,61 Mio. t<br />
re Ölsaaten. Erfreulicherweise wird immer<br />
17% Palmöl<br />
mehr nachhaltig produziertes und zertifiziertes<br />
Palmöl im Markt nachgefragt; damit<br />
werden ökologisch wertvolle Gebiete<br />
6% Palmkernöl<br />
geschützt“, so Petra Sprick, Geschäftsfüh-<br />
59% Rapsöl<br />
rerin von OVID.<br />
6% Kokosnussöl<br />
In Deutschland ist der <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch<br />
2011 leicht gesunken, auf 5,6 Mio. Tonnen.<br />
Im Gegensatz zum Weltmarkt ist<br />
5% Sonnenblumenöl<br />
hierzulande Rapsöl das mit Abstand wich-<br />
sonstiges Öle:<br />
tigste <strong>Pflanzenöl</strong> und macht rund 60 %<br />
5% Sojaöl<br />
des gesamten Verbrauchs in Deutschland<br />
2% sonstige Öle<br />
aus. Rapsöl wird als Speiseöl und in der<br />
Ernährungsindustrie eingesetzt und ist zu- <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch in Deutschland 2011<br />
dem Rohstoff für die Oleochemie, für tech-<br />
Kirstin Karotki<br />
Tel +49 (0) 30 / 726 259 30<br />
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Mobil +49 (0) 171 / 655 04 67<br />
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© Verbrauch<br />
anzenöle weltweit 1991 - 2011<br />
OVID, Quelle: Oil World).<br />
150<br />
145<br />
3<br />
4<br />
5 Kokosnussöl<br />
5<br />
117<br />
13<br />
120<br />
Erdnussöl<br />
3<br />
4<br />
5<br />
4<br />
24<br />
89<br />
11<br />
90<br />
4<br />
5<br />
Palmkernöl<br />
4<br />
18<br />
70<br />
3<br />
3<br />
9<br />
42<br />
4<br />
57<br />
4<br />
60<br />
2<br />
14<br />
3<br />
4<br />
9<br />
35<br />
4<br />
2<br />
Rapsöl<br />
8<br />
12<br />
27<br />
9<br />
30<br />
20<br />
Sojaöl<br />
49<br />
16<br />
36<br />
24<br />
Palmöl<br />
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11<br />
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1991 1996 2001 2006 2011<br />
© OVID Weltweiter 2012 <strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch im 5-Jahresvergleich 1991 - 2011 (in Mio t,<br />
Quelle: Oil World<br />
© Verbrauch<br />
P�anzenöle Deutschland 2011<br />
OVID, Quelle: Oil World).<br />
5,61 Mio. t<br />
17% Palmöl<br />
6% Palmkernöl<br />
59% Rapsöl<br />
6% Kokosnussöl<br />
5% Sonnenblumenöl<br />
sonstiges Öle:<br />
5% Sojaöl<br />
2% sonstige Öle<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>verbrauch in Deutschland 2011<br />
Kirstin Karotki<br />
Tel +49 (0) 30 / 726 259 30<br />
Stellv. Geschäftsführerin /<br />
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Fax +49 (0) 30 / 726 259 99<br />
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Am Weidendamm 1a, 10117 Berlin<br />
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P Panzenölverbrauch Panzenölverbrauch anzenölverbrauch<br />
= 79%<br />
= 79%<br />
= 79%<br />
gesamte P�anzenölproduktion<br />
gesamte Prozentangaben P�anzenölproduktion<br />
bezogen auf<br />
gesamte P�anzenölproduktion<br />
Baumwollsaatöl<br />
Baumwollsaatöl<br />
Baumwollsaatöl<br />
Sonnenblumenöl<br />
Sonnenblumenöl<br />
Sonnenblumenöl<br />
Leinöl 1,0 %<br />
Leinöl Olivenöl 1,0 % %<br />
Leinöl Maiskeimöl Olivenöl 0,2 1,0 %<br />
Erdnussöl Maiskeimöl Olivenöl 0,1 0,2 1,0 %<br />
Erdnussöl Maiskeimöl 0,1 0,2 %<br />
Erdnussöl 0,1 %<br />
= Summe<br />
= Summe<br />
= Summe
Weltweiter Markt<br />
Jede Form der Landwirtschaft weltweit<br />
braucht Energie – und damit Fläche – für<br />
den eigenen Betrieb.<br />
Im Gegensatz zu den Industriestaaten besitzen<br />
Entwicklungsländer jedoch kaum<br />
Zugang zu fossilen Energien. Häufig ist<br />
deren Landwirtschaft geprägt durch kleinbäuerliche<br />
Strukturen, ein hohes Maß an<br />
Handarbeit und nur wenig technische Unterstützung.<br />
Das Konzept agrarANTRIEB bietet gerade Entwicklungsstaaten<br />
die Chance, ihre Lebensbedingungen<br />
zu verbessern und einen Zugang<br />
zur Energieversorgung zu erlangen. Denn Ölpflanzen<br />
sind so vielfältig wie die Menschheit<br />
selbst. Manche Ölfrüchte, wie beispielsweise<br />
Jatropha, lassen sich sogar auf ärmsten Böden<br />
kultivieren und tragen auch in Trockenperioden<br />
stark ölhaltige Früchte. Durch eine dezentrale<br />
Erzeugung und Verarbeitung in vereinfachten<br />
mechanischen Schritten könnte so in Entwicklungsländern<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> gewonnen und zu<br />
unterschiedlichen Zwecken verwendet werden<br />
(im <strong>Pflanzenöl</strong>kocher, als Kraftstoff für die regionale<br />
Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen<br />
Flächen, zur Stromerzeugung etc.). Ziel<br />
des Projektes ist aber nicht die Produktion von<br />
Rohstoffen für eine immer stärker werdende<br />
Nachfrage aus den Industriestaaten, sondern<br />
vielmehr eine Stärkung der regionalen Versorgungssicherheit<br />
und dementsprechend eine<br />
Unabhängigkeit von fossilen Ressourcen.<br />
Mit knapper werdenden fossilen Rohstoffen<br />
und dem Anstieg der Weltbevölkerung wird<br />
dieser Projektansatz immer mehr Bedeutung<br />
erlangen. Die Ausweitung landwirtschaftlich<br />
nutzbarer Flächen ist sehr begrenzt, die<br />
Möglichkeiten, durch einfache Technik die<br />
Lebens- und Versorgungsbedingungen der<br />
Entwicklungsländer zu verbessern sind dagegen<br />
immens. Darin liegt die Verantwortung<br />
der Industriestaaten, solche Techniken zu<br />
entwickeln und dadurch Hilfe zur Selbsthilfe<br />
anzubieten. agrarANTRIEB will hierzu einen<br />
Beitrag leisten und Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
anschieben.<br />
Nachhaltigkeit / iLUC<br />
Eine wichtige Erkenntnis in der Biokraftstoffdiskussion<br />
der letzten Jahre ist, dass es nicht<br />
nur auf die produzierte Menge ankommt. Es<br />
kommt vielmehr auch darauf an, dass diese<br />
Menge auch unter ökologischen Gesichtspunkten<br />
nachhaltig angebaut werden kann.<br />
Aus diesem Grund hat die Europäische Union<br />
neben rein quantitativen Zielen für Biokraftstoffe<br />
auch Nachhaltigkeitsziele, insbesondere<br />
im Zusammenhang mit der gewünschten<br />
CO2-Einsparung, aufgestellt. Es soll verhindert<br />
werden, dass durch die Nebenwirkungen<br />
von Biokraftstoffanbau und -produktion die<br />
Vorteile wieder aufgehoben werden. Ein wesentlicher<br />
Aspekt sind dabei die benötigten<br />
landwirtschaftlichen Flächen: Will man einen<br />
nennenswerten Anteil des weltweiten Kraftstoffbedarfs<br />
durch nachwachsende Kraftstoffe<br />
ersetzen, werden weltweit große Anbauflächen<br />
benötigt. Vor dem Hintergrund der steigenden<br />
Weltbevölkerung mit wachsendem<br />
Bedarf an Nahrungsmitteln, Rohstoffen und<br />
Energie ist das eine enorme Herausforderung.<br />
Für die Kraftstoffproduktion kommen daher<br />
zwei Flächennutzungskonzepte in Betracht<br />
(siehe Grafik UFOP):<br />
Direkte Landnutzungsänderung: hier werden<br />
für den Biokraftstoffanbau Flächen genutzt,<br />
auf denen bisher keine Landwirtschaft stattgefunden<br />
hat (Torfmoor, Wald, Regenwald,<br />
Brachland, …). Die ökologischen Nebeneffekte<br />
sind hier oft so groß, dass diese Art der<br />
Landumnutzung politisch abgelehnt wird. So<br />
ist beispielsweise der CO2-Ausstoß bei der<br />
Umwandlung von Waldfläche zu Ackerland<br />
oftmals so groß, dass er auch durch langjäh-<br />
Abb. 1. Indirekte Landnutzungsänderung (iLUC). (Quelle: UFOP)<br />
Global<br />
rige CO2-Einsparungen durch Biokraftstoffnutzung<br />
kaum mehr wettgemacht werden<br />
kann. Die EU hat Regelungen innerhalb der<br />
Nachhaltigkeitsrichtlinie geschaffen, die solche<br />
Effekte verhindern sollen. Biokraftstoffe, die<br />
auf solchen Flächen angebaut werden, sind in<br />
der EU nicht anerkannt. Es gibt weltweit auch<br />
Flächen, durch deren Umnutzung insbesondere<br />
in extensiven Biokraftstoffanbaukonzepten<br />
keine oder kaum ökologische Nachteile entstehen.<br />
Aber solche Konzepte werden für den<br />
globalen Biokraftstoffhandel in großem Stil vor<br />
allem aus ökonomischen Gründen (geringe Ertragserwartung<br />
/ Kosten- Nutzen-Berechnung)<br />
nicht ernsthaft verfolgt. Indirekte Landnutzungsänderung<br />
(iLUC): dieser Effekt entsteht,<br />
wenn Biokraftstoffe auf bereits in Nutzung befindlichen<br />
Ackerflächen angebaut werden, auf<br />
denen vorher Nahrungsmittel angebaut wurden.<br />
Diese Form der Biokraftstoffproduktion ist<br />
zwar erlaubt, steht aber in der Kritik. Entweder<br />
werden damit dem weltweiten Nahrungsmittelanbau<br />
Flächen weggenommen, die er dringend<br />
benötigt, oder der Nahrungsmittelanbau<br />
weicht aus auf bisher nicht genutzte Flächen<br />
(siehe oben). Da an den Nahrungsmittelanbau<br />
keine gleichwertigen Nachhaltigkeitsanforderungen<br />
gestellt werden wie an den Biokraftstoffanbau<br />
ist das zwar erst mal erlaubt – führt<br />
aber zu den gleichen ungewünschten Nebenwirkungen<br />
wie die direkte Landnutzungsänderung.<br />
Die EU diskutiert seit Jahren einen<br />
sogenannten iLUC-Faktor als Ergänzung der<br />
CO2-Bilanz von Biokraftstoffen. Neben dem<br />
CO2-Ausstoß für Anbau, Verarbeitung und<br />
Transport von Biokraftstoffen soll ein zusätzlicher<br />
CO2-Faktor für die Landnutzungsänderung<br />
eingeführt werden. Da es sich um einen<br />
indirekten Effekt handelt, wird die Diskussion<br />
im Kreis der Wissenschaft, Lobbyisten und<br />
Politik sehr kontrovers – und bis heute (2012)<br />
ergebnislos geführt.<br />
Der iLUC-Faktor hängt aus o.g. Gründen wie<br />
ein Damoklesschwert über der gesamten<br />
Branche und hemmt die Entwicklungen in<br />
allen Bereichen. Im Gegensatz zu allen anderen<br />
Biokraftstoff-Nutzungskonzepten hat<br />
das agrarANTRIEB-Konzept in der iLUC-Frage<br />
einen zentralen Vorteil: es nutzt als Nischenmarkt<br />
systembedingt nur einen kleinen Teil der<br />
landwirtschaftlichen Fläche und es sichert und<br />
steigert langfristig und nachhaltig die landwirtschaftliche<br />
Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion.<br />
Wie? Indem es der Landwirtschaft<br />
weltweit eigene regionale Antriebsenergie zur<br />
Verfügung stellt – was in vielen Ländern der<br />
Welt keine Selbstverständlichkeit ist!<br />
Dipl.-Ing. (FH) Christian Duft<br />
www.cd-projekte.de<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2010 17
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
Rückblick Fachtagung: Ressource Leindotter<br />
Veranstaltung der Camelina sativa Projekt GmbH in Leipzig, den 16. März 2012<br />
Am Freitag, den 16. März 2012 fand im<br />
Kubus Leipzig, Helmholtzzentrum für Umweltforschung<br />
e.V. die Fachtagung „Ressource<br />
Leindotter – von der Nachtcreme<br />
bis zum Flugzeugkerosin“ statt.<br />
Mit insgesamt über 50 Teilnehmern bot die<br />
Tagung dem interessierten Fachpublikum aktuelle<br />
Informationen zum Rohstoff Leindotteröl<br />
der in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie,<br />
in der chemischen Industrie sowie in der<br />
Herstellung von Biokraftstoffen Anwendung<br />
findet. Spezieller Fokus der Veranstaltung war<br />
die Nutzung von Leindotteröl für die Produktion<br />
von Biokraftstoffen, hier speziell Biodiesel<br />
und Biokerosin.<br />
Als Auftakt zur Leindotterfachtagung richteten<br />
Dr. Raissa Steinigk und Alois Paffe von der<br />
Camelina sativa Projekt GmbH Grußworte an<br />
das versammelte Publikum. Mit Wünschen<br />
und Anregungen für eine interessante und<br />
aufschlussreiche Veranstaltung übergaben<br />
die beiden das Wort an Wladimir Wolkow,<br />
Mitglied der russischen Teilnehmerdelegation<br />
und Vertreter der Penzaer Gebietsregierung.<br />
Eröffnet wurde die Tagung vom stellvertretenden<br />
Gouverneur der Oblast Penza, Wladimir<br />
Wolkow. In seiner Funktion als Leiter der<br />
Abteilung für Investitionspolitik, stellte er die<br />
Oblast als Standort für ausländische Unternehmern<br />
vor und warb für die Gründung von<br />
deutsch – russischen Gemeinschaftsunternehmen<br />
speziell im Bereich des Anbaus und<br />
der Erstverarbeitung von Leindotter.<br />
Die Oblast Penza, in der Mittleren Wolgaregion<br />
gelegen, sei, so der Politiker, sehr an<br />
ausländischen Investitionen und Gemeinschaftsprojekten<br />
im Bereich Landwirtschaft<br />
interessiert. Gerade der Anbau von Leindotter<br />
mit seinen vielfältigen Anwendungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten,<br />
sei für die Region<br />
sehr gut geeignet. Sowohl klimatische als<br />
auch geografische Voraussetzungen würden<br />
gute Bedingungen für Leindotter anbieten,<br />
sagte Wolkow. Desweiteren betonte er, dass<br />
die Gebietsregierung die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen<br />
mit vielfältigen Mitteln<br />
fördern könne, da in den russischen Regionen<br />
vor allem der landwirtschaftliche Sektor<br />
eine weitreichende staatliche Unterstützung<br />
erhalte. Sein Fazit für die stattfindende Veranstaltung<br />
lautete: russische landwirtschaftliche<br />
Anbaugebiete seien offen für den Anbau<br />
von Rohstoff- bzw. Energiepflanzen und man<br />
begrüße die Initiative Leindotter als nachhaltigen<br />
Rohstofflieferanten wieder zu beleben.<br />
18 <strong>Pflanzenöl</strong> 1/ 2011<br />
Die nächsten drei Vorträge im ersten Themenblock<br />
der Fachtagung widmeten sich inhaltlich<br />
bezugnehmend auf die Eröffnungsrede,<br />
den Anbaugebieten, den Anbaumethoden<br />
und der Sortenvielfalt- und Forschung von<br />
Saatleindotter. Als erster Referent sprach<br />
Wladimir Kasimovskij, der Geschäftsführer<br />
der Ölmühle Rami in Penza. Er stellte seine<br />
Erfahrungen mit dem seit 6 Jahren angebauten<br />
Winter- und Frühjahrsleindotter vor.<br />
Von besonderem Interesse für das Publikum<br />
waren hierbei seine Ausführungen zu den Anbaukapazitäten<br />
und Ernteprognosen für die<br />
kommende Anbausaison 2012. Auch die Gesamtprognosen<br />
für den Anbau von Leindotter<br />
bei entsprechender Nachfrage, diese Pflanze<br />
als ökologisch und ökonomisch nachhaltigen<br />
Rohstofflieferant zu rekultivieren, rief bei den<br />
Teilnehmern rege Fragen in der anschließenden<br />
Diskussionsrunde hervor. Der nächste<br />
Referent Prof. em. Dr. Ernst Schrimpff sprach<br />
über die Erfahrungen im Leindotteranbau in<br />
Deutschland. Mittelpunkt seines Vortrages<br />
war der nachhaltige Anbau von Leindotter auf<br />
der Grundlage des Mischfruchtanbaus. Prof.<br />
Schrimpff erörterte die Erfahrungen deutscher<br />
Landwirte und die ökologische Nachhaltigkeit<br />
dieses Anbauverfahrens in Hinblick<br />
auf eine notwendige, nachhaltige und umweltschonende<br />
Produktion von pflanzlichen<br />
Rohstoffen. Zentrale und durch Praxiserfolge<br />
belegte These ist, dass Mischfruchtanbauten<br />
bestens geeignet sind, stabile Erträge und<br />
sogar Ertragsteigerungen zu erwirtschaften.<br />
Dabei wird auf das natürliche Prinzip der<br />
sich unterstützenden Wachstumsförderung<br />
von Pflanzen zurückgegriffen, die sich durch<br />
unterschiedliche Wurzelsysteme, Wuchshöhe<br />
und Erntezeiten sehr gut kombinieren lassen.<br />
Dieses Anbauverfahren – betonte der<br />
Referent – sei nicht nur sehr ökologisch und<br />
nachhaltig sondern auch ökonomisch erfolgversprechend,<br />
gerade für die Landwirtschaft<br />
in Russland, die nach umweltschonenden Verfahren<br />
zur Rekultivierung von brachliegenden<br />
Anbauflächen suche. Im Anschluss an Prof.<br />
Schrimpff folgte der Vortrag von Igor Kiseljew,<br />
Vertriebsmanager und Betriebsleiter der Firma<br />
Sarepta in Wolgograd. Kiseljews Vortrag<br />
erläuterte den Zuhörern nochmals die Anbauverfahren<br />
und Kapazitäten von Leindot-<br />
ter im Wolgagebiet, wobei Sarepta einer der<br />
größten senfsaatenverarbeitenden Betriebe in<br />
Russland ist und seit mehr als 10 Jahren auch<br />
Leindotter anbaut. Der Redner sprach außerdem<br />
über die biochemische Zusammensetzung<br />
von Leindotteröl, welches durch seine<br />
ausgeglichene Kombination an ungesättigten<br />
Fettsäuren (hohe Werte von 3-6-9 Omega)<br />
ein über die Maßen wertvolles <strong>Pflanzenöl</strong><br />
sei. Durch den hohen Anteil an Eruca- und<br />
Eicosinsäure wiederum sei Leindotter gut geeignet<br />
für die Herstellung von Biokraftstoffen<br />
womit Kiseljew zum nächsten Themenblock –<br />
Leindotter für Biokraftstoffe überleitete.<br />
Der Themenblock »Leindotter für Biokraftstoffe<br />
« wurde eröffnet durch den Vortrag<br />
von Jan - Erik Kruse, Mitarbeiter der Deut-<br />
schen Lufthansa AG, Abteilung Biofuels. Der<br />
Referent präsentierte die Erwartungen und<br />
Vorstellungen der Fluggesellschaft zum Thema<br />
Biokerosin. Dabei sprach Kruse über die<br />
kürzlich abgeschlossenen Praxisversuche der<br />
Lufthansa mit Biokerosin, in dem auch bis<br />
zu 50% Leindotter verwendet wurde. Auch<br />
sprach Herr Kruse über das große Interesse<br />
der Fluggesellschaft an Biokerosin aus nachhaltig<br />
angebauten und zertifizierten Rohstoffen.<br />
Grundvoraussetzung für Rohstoffpflanzen<br />
sei die seit 2012 in Kraft getretene<br />
ISCC Zertifizierung. Leindotter sei ein potenzieller<br />
Rohstoff und vor allem der Anbau nach<br />
der Mischfruchtmethode besonders reich an<br />
Perspektiven. Diskussionswürdig seien auch<br />
Anbaugebiete in Russland, die im Projektverbund<br />
mit anderen Unternehmen erschlossen<br />
werden könnten.<br />
Als nächster Redner trat Sebastian Dörr für<br />
NesteOil auf, der unmittelbar anknüpfend<br />
über die Verarbeitungskriterien von Leindotter<br />
HVO NExBTL referierte. Für die Zuhörer<br />
besonders interessant war die Verknüpfung<br />
der beiden Vorträge, da die Lufthansatestflüge<br />
mit dem von NesteOil hergestelltem<br />
Biokerosin durchgeführt worden sind. Herr<br />
Dörr umriss knapp den Herstellungsprozess<br />
von NExBTL und richtete das Augenmerk der<br />
Zuhörerschaft ebenfalls auf das Faktum der<br />
unzureichenden nachhaltig zertifizierten Roh-<br />
Am Freitag, den 16. März 2012 fand im Kubus<br />
Leipzig, Helmholtzzentrum für Umweltforschung<br />
e.V. die Fachtagung „Ressource
Leindotter – von der Nachtcreme bis zum<br />
Flugzeugkerosin“ statt. stoffquellen. Auch<br />
wurde betont, dass das von NesteOil entwickelte<br />
wasserstoffbasierte Verarbeitungsverfahren<br />
mit Leindotter sehr gut funktioniere,<br />
Grundvoraussetzungen jedoch gesicherte<br />
stabile Rohstofflieferungen seien. Der Problematik<br />
der Nachhaltigkeitszertifizierung<br />
widmeten sich Dr. Bernd Freymann, Eufex<br />
Deutschland GmbH. Dieses Thema war insbesondere<br />
für die Tagungsgäste aus Russland<br />
von großer Bedeutung, da Herr Dr. Freymann<br />
sehr konkret über den Zertifizierungsvorgang<br />
für außerhalb der EU produzierte pflanzliche<br />
Rohstoffe berichtete. Da, wie die beiden<br />
Vorredner betont hatten, die Zertifizierung<br />
eine der grundlegenden Voraussetzungen<br />
für den Einkauf von Biorohstoffen ist, war<br />
wichtig zu erfahren, in welchem Umfang und<br />
von welcher Dauer die Zertifizierungsmaßnahmen<br />
sind. Der Hauptakzent lag dabei<br />
auf der Nachvollziehbarkeit der Lieferkette<br />
vom landwirtschaftlichen Betrieb bis zum<br />
Endabnehmer und den Anforderungen an die<br />
Minderung von THG bei der Herstellung von<br />
Leindotteröl.<br />
Die beiden nächsten Redner der Tagung<br />
widmeten ihre Vorträge der Thematik: Beimischung<br />
von Leindotteröl zu Biodiesel. Dr.<br />
Ralf Türck, Tecosol GmbH sprach über die<br />
Beimischung von Leindotter, die in der Biodieselanlage<br />
in Ochsenfurt durchgeführt<br />
wurde. Grundsätzlich, so Dr. Türck, lässt sich<br />
das Leindotteröl sehr gut unter alkalischer<br />
Katalyse und Zugabe des Alkohols Methanol<br />
in den resultierenden Fettsäuremethylester<br />
(Biodiesel, Fame) verarbeiten. Die Normparameter<br />
seien erfüllt und bei den verarbeiteten<br />
Lieferungen wurden die üblichen<br />
Technologien angewendet. Besonderes<br />
Augenmerk gelte bei der Verarbeitung dem<br />
Estergehalt. Unter anderem zeige auch die<br />
Filtrierbarkeitsgrenze (CFPP) bei Leindotteröl<br />
ein positives Potential des Rohstoffes. Als<br />
Beimischungskomponente im Rohstoffmix<br />
einer Biodieselanlage mit bis zu 10 % kann<br />
Leindotteröl eine Ergänzung sein.<br />
Im Anschluss an das Obengenannte sprach<br />
Thomas Kaiser, Vereinigte Europäische Werkstätten/<br />
IEU München über Kraftstoffe auf<br />
Leindotterölbasis und die Anwendung in<br />
Dieselmotoren. Im Projekt 2ndVegOil wurden<br />
pflanzenöltaugliche Motoren mit unterschiedlichen<br />
Kraftstoffen im Langzeittest geprüft. Zu<br />
den <strong>Pflanzenöl</strong>en gehörten Raps-, Leindotter-;<br />
Jatropha- und Sonnenblumenöl. Die Ergebnisse,<br />
so Kaiser, seien durchgehend positiv,<br />
wobei durchaus noch Verbesserungsbedarf<br />
und Entwicklungsmöglichkeit bestünden. Die<br />
sogenannte moderne Common- Rail-Technik<br />
eigne sich auch für Nicht- Rapsöle und in<br />
Bezug auf die Motorentechnik seien hier<br />
innovative Ideen und weitere Tests gefragt.<br />
In Bezug auf eine gesamthafte Entwicklung<br />
solle man sich nicht durch bestehende Normen<br />
einschränken lassen, sondern weitere<br />
praxisgestützte Forschung z. B. zu Säurezahl,<br />
Lagerstabilität, etc. und deren Auswirkung<br />
auf Motoren durchführen, so Kaiser.<br />
Im letzten Teil der Fachtagung, der sich noch<br />
einmal mit den Anbaukapazitäten und Anbauvarianten<br />
für Leindotter beschäftigte,<br />
sprach Prof. Alexandr Smirnow vom Penzaer<br />
Saatenforschungsinstitut über neu entwickelte<br />
Sorten mit gesteigertem Ertragspotenzial.<br />
Außerdem stellte Prof. Smirnow eine<br />
bisher wenig erforschte, aber ebenfalls sehr<br />
aussichtsreiche Ölpflanze vor, an der sein Institut<br />
seit einigen Jahren arbeite.<br />
Last but not Least erfrischte Markus Pscheidl,<br />
Kramerbräu GmbH, in seinem die Tagung abschließenden<br />
Vortrag die Teilnehmer mit seinen<br />
Erkenntnissen zum Anbau von Leindotter<br />
in Deutschland. Die Kramerbräu GmbH, die<br />
vor über zehn Jahren begonnen hatte, geeignete<br />
Pflanzen für den Mischfruchtanbau zu<br />
erproben, entschied sich für Leindotter, da die<br />
Ölfrucht als Stützpflanze für Braugerste sehr<br />
gute Resultate erzielt hatte. Hauptziele des<br />
ökologischen Landbaus wie Synergieeffekte<br />
und Erweiterung der Biodiversität ließen sich<br />
so gut umsetzen, betonte Markus Pscheidl.<br />
Außerdem würde durch die Einsaat von Leindotter<br />
kaum Platz für die Entwicklung und<br />
Ausbreitung unerwünschter Pflanzen zur<br />
Verfügung stehen und die aufwachsenden<br />
Bestände seien daher nahezu unkrautfrei. Der<br />
Entwicklungsrhythmus des Längenwachstums<br />
der kombinierten Arten weise wenige<br />
Unterschiede auf, so dass der Leindotter mit<br />
den ihm anvertrauten Kulturen einen sehr<br />
dichten Bestand ausbilde.<br />
Fazit<br />
Übereinstimmend meinten die Teilnehmer der<br />
Fachtagung, dass Saatleindotter perspektivreich<br />
und vielseitig verwendbar sei. Er erfülle<br />
die meisten Anforderungen als Rohstofflieferant<br />
und sei, wie vor allem von russischer Seite<br />
dargestellt wurde, in ausreichender Menge<br />
anbaubar. Russische Agrarstandorte haben<br />
den großen geografisch -ökonomischen Vorteil,<br />
den Flächenbedarf für den Anbau energetisch<br />
zu nutzender Rohstoffpflanzen decken<br />
zu können. Notwendig sei hier die Gründung<br />
effizient und nachhaltig operierender Unternehmen,<br />
die auf die unterschiedlichen Bedarfsformen<br />
der Industrie reagieren können.<br />
Das Motto „Camelina for Renewable Energy“<br />
war nur eines, das von vielen Teilnehmern der<br />
Veranstaltung mit auf den Nachhauseweg<br />
genommen wurde.<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1/ 2011 19
20<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
Leindotterforum in der Orangerie Blieskastel<br />
Ende Februar 2012 war die Orangerie im<br />
saarländischen Blieskastel zum zweiten Mal<br />
Tagungsort von fachkundigen und interessierten<br />
Leindotterfreunden. Nach dem erfolgreichen<br />
Debüt im Jahre 2009 haben sich<br />
auch dieses Jahr wieder rund 50 Öl-Kenner,<br />
Händler und Landwirte aus ganz Deutschland,<br />
Luxemburg, USA, und sogar der Mongolei<br />
in dem barocken Gebäude zusammen<br />
gefunden, um sich über die spezifischen<br />
Charakteristika der Leindotterpflanze auszutauschen.<br />
Anstoß zur Tagung gab Patric Bies von der<br />
Bliesgau-Ölmühle, die seit etwa sieben Jahren<br />
von heimischen Landwirten Leindotter<br />
im Saarland anbauen lässt. Wobei am<br />
Beginn noch nicht klar war, welchen geschmacklichen<br />
und gesundheitlichen Wert<br />
das Leindotteröl als Speiseöl besitzt. „Inzwischen<br />
habe sich das Saarland“, so Bies,<br />
„zu einer Leindotterölregion entwickelt“ und<br />
auch deutschlandweit nähme das Interesse<br />
an dem „Öl der Kelten“ zu. Über Leindotter<br />
recherchierte Bies in alter Literatur: Noch<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts war das Leindotteröl<br />
hoch gelobt, „welches dem Rapsöl<br />
noch vorzuziehen ist“, so ein Originalzitat.<br />
Doch es geht Bies nicht nur um eine reine<br />
Speiseölproduktion, sondern auch um die<br />
Darstellung der ökologischen und ökonomischen<br />
Chancen für Landwirte, weshalb<br />
viele seiner Einladung zum Expertengespräch<br />
gefolgt sind.<br />
Thomas Kaiser vom Institut für Energie- und<br />
Umwelttechnik (IEU) in München hielt sich bei<br />
seinem Vortrag nicht lange an der möglichen<br />
motorischen Verwendung des Leindotteröls<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1/ 2011<br />
auf, das er als hinreichend bewiesen ansieht.<br />
Vielmehr ging er auf die Schwierigkeiten ein,<br />
denen <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe heute unterworfen<br />
sind und damit auch die Optimierung<br />
besserer und ertragreicherer Leindottersorten<br />
für Technik und Lebensmittelbereich behindern.<br />
Im Reinanbau werden heutzutage nur<br />
etwa 1 bis 1,5 Tonnen pro Hektar geerntet.<br />
Vor 130 Jahren belief sich der Leindotterertrag<br />
auf etwa 0,75 bis 1 Tonne pro Hektar, was<br />
die vernachlässigte Züchtung widerspiegelt.<br />
Kaiser warb deshalb für ein von ihm und der<br />
Ludwig-Bölkow-Stiftung geplantes Zuchtprogramm<br />
für neue Leindottersorten.<br />
Das große Interesse an einer wirtschaftlichen<br />
Nutzung der Leindotterpflanze sei nichts<br />
neues, unterstreicht der Archäologe Dr. Julian<br />
Wiethold INRAP, Institut National de Recherches<br />
Archéologiques Préventives in Metz<br />
(Frankreich). Wiethold hat unzählige Keltensiedlungen<br />
im Osten Galliens, dieses umfasst<br />
heute etwa das Gebiet Ostfrankreich,<br />
Luxemburg und Saarland, untersucht und<br />
war dabei auf bedeutende Leindotterfunde<br />
gestoßen. Diese lassen nur einen Schluss<br />
zu: Leindotter war dort die bedeutendste<br />
Ölpflanze in der Zeit der Kelten. Warum die<br />
Pflanze später nahezu ausstarb, dazu gibt<br />
es mehrere Theorien. Einerseits könnte der<br />
Import von Olivenöl in römischen Amphoren<br />
dem Leindotter Konkurrenz gemacht haben.<br />
Zum Anderen war fruchtbarer Acker damals<br />
kostbar, weshalb man wohl bevorzugt Leinen<br />
und Hanf angebaut, weil durch deren Textil<br />
verwertbaren Fasern und Ölfrüchten Doppelnutzung<br />
möglich war. Das Herkunftsgebiet<br />
des Leindotters liegt im anatolisch-iranischen<br />
Bereich. Eine Wildform des gebauten<br />
Leindotters wurde in neolitischen Siedlungen<br />
in Armenien in großer Menge nachgewiesen,<br />
im 6. Jahrtausend v. Chr.<br />
„Traditionen Deutscher Ölmühlen“ hieß der<br />
Vortrag von Walter Bitzer. Sein Unternehmen<br />
„Oleofactum“ in Offenburg verarbeitet zurzeit<br />
noch kein Leindotter, dafür setzte sich<br />
Bitzer sehr kritisch mit dem „Kultöl“ Rapsöl<br />
auseinander, nach Bitzer eine „Marketingidee<br />
der Fettwissenschaft“. Diese habe einst<br />
das Sojaöl als das Beste, dann das Distelöl<br />
hoch gelobt, bis man dessen Krebsrisiko erkannte.<br />
Mit ihrer Werbung für Rapsöl setze<br />
die heutige Fettwissenschaft die NS-Propaganda<br />
fort, die einst hieß: „Vertraut nicht<br />
eurer Zunge, vertraut nicht eurem Gaumen,<br />
vertraut nur der Wissenschaft, die weiß, was<br />
gut für euch ist.“ Bitzer geißelte diese Desorientierung<br />
der Verbraucher und mahnte<br />
den Erhalt der Wissenskultur vom Öl als Lebensmittel,<br />
Schönheitsmittel und Heilmittel
an. Ilonka Zorn-Robeis aus Darmstadt beschäftige<br />
sich intensiv mit der Verwendung<br />
des Leindotter-Ölpresskuchen in klassischem<br />
Brotteig, um es als hochwertiges Lebensmittel<br />
zugänglich zu machen. Das „Leindotterbrot“<br />
käme zwar sehr kompakt und fest aus<br />
dem Backofen, ist dafür aber sehr dünn zu<br />
schneiden und schmecke wunderbar, wovon<br />
sich die Teilnehmer gleich vor Ort überzeugen<br />
konnten. In den weiteren Vorträgen berichtete<br />
Stefan Schmutz (Chiemgau-Korn) über die<br />
Erfahrungen mit Leindotter als Mischungspartner<br />
in alten Weizensorten. Jürgen Runkel<br />
(Weiterstadt) sieht in Leindotter eine Pflanze,<br />
die weltweit gut für technische Zwecke und<br />
Lebensmittel eingesetzt werden könne.<br />
Nach der Präsentation von Mohn-Fotokunst<br />
durch die Foto- und Konzeptkünstlerin Christine<br />
Wagner fand die Tagung ihren Abschluss<br />
mit einer Verkostung heimischer und<br />
internationaler Leindotteröle. Dabei zeigte<br />
sich: so verschieden die Herkunft der Teilnehmer<br />
war (einer traf erst Tags zuvor aus<br />
der Mongolei ein!), so unterschiedlich waren<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
auch die Geschmacksrichtungen der mitgebrachten<br />
Leindotteröle.<br />
Die Ölsomeliers waren sich einig: ähnlich<br />
dem Olivenöl kann Leindotteröl aromatisch,<br />
vollmundig, löwenzahnig, möhrig, fruchtig,<br />
obstlich, erbsig aber auch spargelig schmecken<br />
und darf auf eine große Karriere in den<br />
deutschen Küchen hoffen. Der gute Zuspruch<br />
für das Leindotterforum, ließ Bies in Aussicht<br />
stellen, in spätestens zwei Jahren wieder ein<br />
Leindotterforum durchzuführen.<br />
Wer einmal Leindotterfelder „live“ erleben<br />
möchte, dem bieten sich die größeren Flächen<br />
um die Bliesgau-Ölmühle im Saarland<br />
an. Eine geführte Besichtigung verschiedener<br />
ökologischer Mischfruchtfelder mit Leindotter<br />
findet am Mittwoch, 20. Juni statt. Dann<br />
laden Patric Bies und Thomas Kaiser ins<br />
oberbayerische Pfaffenhofen/Ilm ein. Interessenten<br />
wenden sich an: 0160-95209435<br />
oder bliesgauoele@web.de. Volker Lingen<br />
Rapsöl konnte Spitzenplatz bei den beliebtesten Speiseölen<br />
ausbauen<br />
Vor einigen Jahren noch nahezu unbekannt,<br />
hat sich Rapsöl 2010 erstmals auf Platz 1 der<br />
meist verwendeten Speiseöle etablieren können.<br />
Diesen Spitzenplatz konnte das wichtigste<br />
heimische Speiseöl in 2011 ausbauen:<br />
Gesundheitliche Vorteile, hohe Qualität und<br />
vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Küche<br />
lassen Verbraucher immer öfter zu Rapsöl<br />
greifen.<br />
Rapsöl gehört zu den erfolgreichsten Produkten<br />
im deutschen Lebensmitteleinzelhandel.<br />
Sein Marktanteil lag 2011 bei 37,3<br />
Prozent*. Jeder Haushalt hat im Schnitt rund<br />
Rapsöl konnte Spitzenplatz bei den beliebtesten<br />
Speiseölen ausbauen 1,7 Liter Rapsöl<br />
konsumiert. Insgesamt 65,6 Millionen Liter<br />
waren es im vergangenen Jahr. Damit hat<br />
Rapsöl seinen Vorsprung vor Sonnenblumenöl<br />
(33,0 Prozent / 58,1 Millionen Liter) und<br />
Olivenöl (17,5 Prozent / 30,8 Millionen Liter)<br />
nochmals ausbauen können. Insgesamt haben<br />
deutsche Verbraucher 2011 rund 176,1<br />
Millionen Liter Speiseöl eingekauft.<br />
War die Absatzentwicklung im gesamten<br />
Speiseölmarkt im vergangenen Jahr im Vergleich<br />
zum Vorjahr durch leichte Verluste von<br />
-1,1 Prozent gekennzeichnet, konnte in der<br />
Umsatzentwicklung im gleichen Zeitraum ein<br />
Plus von 10 % (2010: 425,1 Millionen EUR<br />
/ 2011: 467,5 Millionen EUR) verzeichnet<br />
werden. Mit Ausnahme von <strong>Pflanzenöl</strong> konnten<br />
alle Speiseölsorten ein Umsatzwachstum<br />
verbuchen. Für Rapsöl stieg der Umsatz von<br />
109,3 Millionen EUR (2010) auf 127,1 Millionen<br />
EUR (2011).<br />
Entsprechend der positiven Entwicklung innerhalb<br />
der wertmäßigen Nachfrage zeigen<br />
auch die durchschnittlichen Literpreise für<br />
Speiseöle einen positiven Verlauf. So ist der<br />
durchschnittliche Literpreis für das gesamte<br />
Segment von 2,40 EUR im Jahr 2010 auf 2,65<br />
EUR in 2011 angestiegen. Diese Entwicklung<br />
gilt für alle Ölsorten bis auf Olivenöl. Der Preis<br />
für einen Liter Olivenöl ging von durchschnittlich<br />
5,13 EUR (2010) auf 4,96 EUR (2011)<br />
zurück. Demgegenüber haben die Käufer von<br />
Rapsöl im vergangenen Jahr deutlich tiefer in<br />
die Tasche greifen müssen als im Vorjahr. Haben<br />
sie 2010 durchschnittlich 1,68 EUR bezahlen<br />
müssen, waren es 1,94 EUR in 2011.<br />
*Quelle: AMI-Analyse auf Basis GfK Haushaltspanel<br />
Redaktionskontakt:<br />
Dr. Manuela Specht<br />
UFOP e.V.<br />
Tel.: 0 30/31 90 4-298<br />
Email: m.specht@ufop.de<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1/ 2011 21
22<br />
Speiseöl<br />
Neue Frühlingsaktion zum Bestellen:<br />
Frische deutsche Küche mit Rapsöl<br />
Die Farbe des Frühlings? Gelb, keine Frage.<br />
Denn ab Ende April zaubern blühende Rapsfelder<br />
auf circa 1,5 Mio. Hektar Ackerfläche<br />
leuchtend gelbe Farbtupfer in die Landschaft.<br />
Und pünktlich zur Rapsblüte können Betriebe<br />
aus Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung<br />
ihren Gästen ein attraktives Frühlings-<br />
Highlight bieten. Unter dem Motto „Rapsöl<br />
entdecken – Die Farbe des Frühlings“ bietet<br />
die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen<br />
e. V. (UFOP) eine brandneue<br />
Gästeaktion zur Bestellung an. Interessierte<br />
Ölmühlen haben die Möglichkeit, ihren Kunden<br />
das Aktionspaket zu offerieren.<br />
Ganz unkompliziert können sich Betriebe<br />
des Außer-Haus-Marktes den Frühling in den<br />
eigenen Gastraum holen und die Rapsblüte<br />
2012 zum Anlass für die Durchführung einer<br />
attraktiven Aktion nehmen. Der Charme und<br />
die Beliebtheit der gelben Blütenteppiche<br />
bieten beste Voraussetzungen, um auf das<br />
wertvolle Lebensmittel Rapsöl aufmerksam<br />
zu machen. Dazu hat die UFOP verführerische<br />
Rezepte „Made in Germany“ zusammengestellt.<br />
Sie sind das Herzstück des kostenlosen<br />
Aktionspaketes und der Garant für ein umsatzstarkes<br />
Saison-Highlight im Frühling. Denn<br />
die deutsche Küche ist beliebter als je zuvor.<br />
Raffinierte Rezeptideen – liebevoll verjüngt<br />
und kreativ verfeinert – sorgen in allen Großverbrauchersegmenten<br />
für ein glanzvolles<br />
Comeback unserer heimischen Kochkunst.<br />
Und in diesen Küchentrend passt ein typisch<br />
deutsches Produkt wie Rapsöl perfekt hinein.<br />
Zusammen also eine gute Kombination.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011<br />
Kreative Rezepte<br />
Unter dem Motto „Rapsöl entdecken“ wurde<br />
ein aufmerksamkeitsstarkes Werbemittelpaket<br />
entwickelt, das alle Bestandteile für eine<br />
erfolgreiche Aktion sowohl in der Betriebsverpflegung<br />
als auch der Gastronomie umfasst. Im<br />
Mittelpunkt dabei: Eine professionelle Rezeptsammlung<br />
mit frühlingsfrischen deutschen Küchenideen<br />
wie „Radieschenschaumsüppchen<br />
mit grünem Petersilienöl und Zimtcroûtons“,<br />
„Gegrilltes Jungrindsteak mit Vanilleöl auf<br />
weißem Spargelsalat mit Zuckerschoten und<br />
Melone“ oder „Mini-Napfkuchen mit rotem<br />
Johannisbeerkompott und Sauerrahmeis“. Von<br />
allen Rezepten gibt es sowohl eine Gastronomieversion<br />
als auch eine für die Gemeinschaftsverpflegung<br />
geeignete Rezeptur.<br />
Attraktive Werbemittel<br />
Die optische Inszenierung der Gästeaktion<br />
ist denkbar einfach umzusetzen. Die modern<br />
und frisch gestalteten Werbemittel sorgen<br />
in den Gasträumen für das richtige Ambiente<br />
und wecken Appetit auf die Aktionsgerichte.<br />
Dazu stehen Plakate, Deckenhänger,<br />
Tischaufsteller und Speisekartenvordrucke<br />
zur Verfügung. Ein Rezeptflyer erlaubt den<br />
Gästen nicht nur, eine Auswahl der frischen,<br />
leichten Rezeptideen mit nach Hause zu nehmen,<br />
sondern erklärt die wichtigsten Besonderheiten<br />
des wertvollen Rapsöls.<br />
Wertvolle Inhaltsstoffe<br />
Die Tatsache, dass Ernährungswissenschaftler<br />
Rapsöl für seine mustergültige<br />
Fettsäurenzusammensetzung Bestnoten<br />
geben, ist für Betriebsleiter und Köche<br />
von besonderer Bedeutung. Denn sie<br />
tragen in zunehmendem Maße Verantwortung<br />
für das physische Wohlbefinden<br />
sowie die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit<br />
von Gästen, Mitarbeitern<br />
oder Patienten.<br />
Angebot für Ölmühlen<br />
Interessierte Ölmühlen können ihren Kunden<br />
aus Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung<br />
das Aktionspaket vorstellen<br />
und zur Bestellung anbieten. Dazu steht ein<br />
Salesfolder unter www.deutsches-rapsoel.<br />
de zum Download bereit. Er kann auch in<br />
größeren Mengen unter info@ufop.de bestellt<br />
werden.<br />
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Ölfiltration in der Lebensmittelindustrie<br />
Bei der Behandlung von Speiseölen fällt der<br />
Filtration eine besondere Bedeutung zu.<br />
Höchste Priorität hat zum einen der Erhalt der<br />
wertgebenden Inhaltsstoffe bei Nahrungsmittelölen,<br />
besonders bei kaltgepressten. Zum<br />
anderen gilt es, der Verbrauchererwartung zu<br />
entsprechen und Trübungserscheinungen in<br />
der Flasche zu minimieren, insbesondere bei<br />
klaren, ungefärbten Flaschen.<br />
BECO-Tiefenfilterschichten werden der Vielzahl<br />
anspruchsvoller Anwendungen in diesem<br />
Segment gerecht und überzeugen dabei<br />
durch hochwertige Rohstoffe und Verarbeitung.<br />
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Filtrationsprodukt.<br />
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Tiefenfilterschichtenprogramm mit Abscheideraten<br />
von der Grobfiltration bis zu<br />
< 1 μm ist die gezielte Auswahl der richtigen<br />
Filterschicht für die spezifische Anforderung<br />
gewährleistet. Dies sichert die Wirtschaftlichkeit<br />
der Filtration und die Qualität<br />
hochwertiger Öle. Unerwünschte Trub- und<br />
Schleimstoffe werden sicher abgetrennt und<br />
Geschmack, Vitamine und Fettsäurezusammensetzung<br />
weitestgehend erhalten.<br />
Bei der Filtration mit Tiefenfilterschichten<br />
kommt die Kombination unterschiedlicher Filtrationsmechanismen<br />
zum Tragen; durch das<br />
Zusammenwirken der einzelnen Retentionsmechanismen<br />
werden im Vergleich zu anderen Filtermedien<br />
deutlich bessere Ergebnisse erzielt.<br />
Besonders die Innovation BECOPAD zeichnet<br />
sich bei der Filtration hochwertiger, kaltgepresster<br />
Olivenöle aus. Durch das enge Fasergefüge<br />
und die hohe Verpressbarkeit ergeben<br />
sich geringe Produktverluste.<br />
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– Überlegene Filtrationsaufnahme durch<br />
Trubabscheidung im Fasergefüge.<br />
– Keine Geschmacksbeeinträchtigung durch<br />
Eintrag von Fremdionen (Ca +, Mg²+ und<br />
Fe-Ionen).<br />
– Es handelt sich um eine mineralstofffreie Filterschicht.<br />
Durch hydrophile Eigenschaften<br />
Speiseöl<br />
Geringere trans-Fettsäuregehalte in Lebensmitteln<br />
Verbände für Backzutaten, Margarine sowie pflanzliche Öle und Fette<br />
erarbeiten Leitlinien zur weiteren Minimierung von trans-Fettsäuren<br />
Berlin/Bonn, 20. Juni 2012. Trans-Fettsäuren<br />
(TFA) kommen von Natur aus in Milchprodukten<br />
sowie in pflanzlichen Ölen und Fetten<br />
vor. Die durchschnittliche TFAAufnahme<br />
in Deutschland liegt heute unterhalb des<br />
von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
(DGE) empfohlenen Aufnahmewertes<br />
von maximal 1 % der Nahrungsenergie. Ein<br />
sehr hoher Verzehr von trans-Fettsäuren,<br />
gleich welcher Herkunft – tierischer oder<br />
pflanzlicher – kann jedoch laut Europäischer<br />
Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)<br />
negative Effekte auf den Cholesterinspiegel<br />
haben. Das staatliche Bundesinstitut für Risikobewertung<br />
(BfR) sieht die mittlere TFAAufnahme<br />
durch Lebensmittel in Deutschland<br />
derzeit als gesundheitlich unbedenklich an:<br />
Auf Basis von Verzehrsdaten der Jahre 2005<br />
– 2006 und Messdaten der Lebensmittelüberwachung<br />
von 2008 – 2009 betrug die<br />
durchschnittliche Aufnahme von trans- Fettsäuren<br />
zwischen 0,77 und 0,92 Energie-<br />
Prozent, wobei laut Bundesregierung zwei<br />
Drittel aus tierischen, und ein Drittel aus<br />
pflanzlichen Quellen stammten. In einer Bevölkerungsgruppe<br />
war ein erhöhter Aufnahmewert<br />
festzustellen: bei jungen Männern<br />
zwischen 14 und 34 Jahren.<br />
Nach Einschätzung einer Arbeitsgruppe der<br />
Verbände Der Backzutatenverband, Verband<br />
der deutschen Margarineindustrie und OVID<br />
Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie<br />
in Deutschland konnten die TFA-Gehalte<br />
pflanzlicher trans-Fettsäuren in Lebensmitteln<br />
durch Minimierungsmaßnahmen<br />
der Unternehmen weiter gesenkt werden.<br />
„Hierdurch dürfte die durchschnittliche Aufnahme<br />
von trans-Fettsäuren aktuell unter<br />
den amtlichen Zahlen liegen“, so Christof<br />
Crone, Geschäftsführer des Backzutatenverbandes.<br />
OVID, Der Backzutatenverband<br />
sowie der Verband der deutschen Margarineindustrie<br />
haben sich federführend in<br />
einer gemeinsamen Initiative der deutschen<br />
Lebensmittelwirtschaft und des Bundesministeriums<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz (BMELV) engagiert und<br />
Minimierungsstrategien für trans-Fettsäuren<br />
pflanzlicher Herkunft aufgezeigt und in Leitlinien<br />
festgeschrieben. „Damit wurden die<br />
bereits 1995 für pflanzliche Öle und Fette<br />
begonnenen, freiwilligen Reduzierungen der<br />
TFA-Gehalte weitergeführt. Konkret konnten<br />
beispielsweise die trans-Fettsäuren in Haushaltsmargarinen<br />
und pflanzlichen Streichfetten<br />
inzwischen auf unter 2 % gesenkt<br />
kann Restfruchtwasser reduziert werden.<br />
Autor:<br />
Hubertus Althaus, Dipl.-Ing. (FH), Vertriebsleiter<br />
Lebensmittel – Food & Beverage BEGE-<br />
ROW Langenlonsheim, Germany<br />
werden“, so Karl-Heinz Legendre, Geschäftsführer<br />
des Margarineverbandes.<br />
Heute hat das BMELV die gemeinsam entwickelte<br />
Rahmen-Leitlinie sowie sieben<br />
Produkt-Leitlinien vorgestellt. „Mit den Leitlinien<br />
zur Minimierung von trans-Fettsäuren<br />
in Lebensmitteln existiert für verschiedene<br />
Produktkategorien pflanzlicher Öle und Fette<br />
ein weiteres wirkungsvolles Instrument zur<br />
Beherrschung der trans-Fettsäurethematik“,<br />
so Petra Sprick, Geschäftsführerin von OVID.<br />
Die Leitlinen stehen unter www.ovid-verband.<br />
de/Hintergrund zum Herunterladen<br />
bereit.<br />
Kirstin Karotki<br />
Stellv. Geschäftsführerin /<br />
Leiterin Kommunikation & PR<br />
ovid<br />
Verband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie<br />
in Deutschland e.V.<br />
Am Weidendamm 1a, 10117 Berlin<br />
Tel. +49 (0) 30 / 726 259 30<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 23