Kresse Kern Neu_kontroll
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Colours of Happiness<br />
Dodo <strong>Kresse</strong><br />
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Impressum:<br />
1. Aufl age, 2015<br />
Copyright © 2015 Edition Summerhill e.U., St. Magarethen/Raab, Österreich<br />
Umschlaggestaltung: Dodo <strong>Kresse</strong>-Wallner, Wien, www.dodokresse.com<br />
Coverfoto: DoverPictura<br />
Satz, Grafi ken und Fotos: Dodo <strong>Kresse</strong>, Box of Arts, DoverPictura, iStockfoto, www.dodokresse.com<br />
Korrektorat: Büro Knöspel, Deutschland<br />
Druck und Bindung: DGS, Druck- und Graphikservice GmbH, Wien<br />
Printed in Austria<br />
ISBN 978-3-9504083-0-0<br />
Für dieses Buch verwendeten wir das FSC®-zertifi zierte Recycling-Papier Cyclo-Offset®. Durch dessen<br />
Verwendung wurden im Vergleich zu herkömmlichen Papier aus Frischefasern 476 kg Holz, 293 kg Deponie,<br />
934 kWh Elektrizität und 7.378 Liter Wasser eingespart (Quelle: Arjowiggins Graphic/Umweltrechner).<br />
FSC ist ein internationales Zertifi zierungssystem für Waldwirtschaft, das garantiert, dass Holz- und Papierprodukte<br />
aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammen. Dabei müssen bei der Waldbewirtschaftung<br />
sowohl Umwelt- als auch Sozialstandards eingehalten werden.<br />
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner<br />
Form (durch Fotografi e, Mikrofi lm und andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert<br />
oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />
Der Verlag Edition Summerhill e.U. weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text angeführte Links zu externen<br />
Internetseiten vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen wurden. Spätere<br />
Veränderungen kann der Verlag nicht beeinfl ussen. Eine Haftung des Verlages ist daher für externe Links stets<br />
ausgeschlossen.<br />
Bleiben Sie mit uns in Kontakt auf Pinterest und Facebook unter Edition Summerhill<br />
Verlag Edition Summerhill: www.summerhill.at<br />
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Dodo <strong>Kresse</strong><br />
Die 5 Prinzipien erfolgreicher Veränderung<br />
Nach einem Entwicklungsmodell von<br />
Univ.Prof. DI Kurt Völkl und<br />
Dr. Heinz Peter Wallner<br />
Edition Summerhill<br />
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INHALTSVERZEICHNIS<br />
DAÑIEL FLIRTET MIT DEM ANFANG Seite 07<br />
Die Zeichen deuten Seite 11<br />
DAÑIEL KOMMT IN RESONANZ Seite 13<br />
Auf der Welle reiten Seite 19<br />
DAÑIEL SCHMECKT POLARITÄTEN Seite 21<br />
Die duale Welt begreifen Seite 33<br />
DAÑIEL TRIFFT EINE DOPPELTE ENTSCHEIDUNG Seite 35<br />
Sich ständig neu bekennen Seite 55<br />
DAÑIEL WIEDERHOLT SEINE ENTSCHEIDUNG Seite 57<br />
Glück ist eine unaufhörliche Aufgabe Seite 61<br />
Zur Vertiefung Seite 62<br />
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DAÑIEL FLIRTET MIT DEM ANFANG<br />
In jeder Faser seines Körpers konnte er es spüren: das würde kein normaler Tag werden. Normal<br />
in dem Sinn, als er mit den vorherigen Tagen des Einerleis in eine Reihe zu stellen gewesen<br />
wäre. Dañiel streckte seinen Körper, gähnte und atmete tief ein. Es war ungewöhnlich still für<br />
acht Uhr. Die Sonne schickte einen Strahl beim Fenster herein, in dem aufgewirbelte Staubpartikel<br />
einer geheimnisvollen Choreographie folgten.<br />
Exakt fünfzehn Minuten reservierte er täglich für sein Morgenritual: fünf Minuten duschen,<br />
zwei Minuten zähneputzen, eine Minute gurgeln, fünf Minuten rasieren und zwei Minuten<br />
frisieren. Über dem stummen Diener hing sein Anzug und das Hemd, das er gestern abend<br />
für den heutigen Tag bereit gelegt hatte. Sorgsam zog er sich an und entfernte mit einem Fusselroller<br />
drei Katzenhaare vom linken Hosenbein. Dann breitete er die Tagesdecke über das Bett,<br />
strich sie sorgfältig glatt, erfrischte die Luft mit einem Sprühstoß Desinfektionsspray und ging in<br />
die Küche. Als er eine Kapsel in die Kaffeemaschine drückte, hörte er plötzlich ein leises Rascheln<br />
aus der anderen Ecke des Zimmers. Doch es war nicht die Katze, wie er anfangs vermutete, denn<br />
sie lag eingerollt, mit geschlossenen Lidern, auf dem Klavierdeckel und rührte sich nicht. Angestrengt<br />
suchte er nach der Ursache des Geräusches und entdeckte ein weißes Kuvert, das auf<br />
dem Boden lag. Das hatte doch vorhin noch nicht hier gelegen oder doch? Verwundert öffnete<br />
er es, entnahm ihm einen Bogen Papier, faltete ihn auseinander und las eine einzige Zeile, die<br />
quer über das Blatt geschrieben stand: „Pfeif auf deine Gewohnheiten!“ <strong>Neu</strong>gierig drehte er den<br />
Zettel um, es stand aber nichts weiter darauf. Hätte er denselben Satz als Post in der Timeline<br />
seines Facebook-Accounts gelesen, wäre ihm dazu nichts weiter eingefallen, er hätte genervt weitergescrollt<br />
und auf gehaltvollere Inspirationen gehofft. Doch hier hatte sich jemand die Mühe<br />
gemacht und mit einem realen Bleistift (wer benutzt heutzutage noch einen Bleistift?) eine reale<br />
Aufforderung verfasst und leider nicht dazugeschrieben, wer derjenige sein sollte, der seinen<br />
Gewohnheiten-Tempel verlassen sollte. Genausowenig konnte er über die Identität des Absenders<br />
herausfinden. Die Rückseite des Kuverts war unbeschriftet und unter dem launigen Befehl<br />
stand keine Unterschrift. Und wenn Luise...? Er lächelte bei dem Gedanken an seine Frau. Sollte<br />
sie vielleicht? Nein, weder die Handschrift ähnelte der ihren, noch war sie der Typ zu anonymen<br />
Briefen. Obendrein war sie - so hoffte er - froh, dass er nicht zu den Männern gehörte, die auf<br />
irgendetwas pfiffen. Nachdenklich setzte er die Kaffeemaschine in Gang, den Brief in der Hand<br />
haltend. Mit einem Zischen lief der Kaffee in die Tasse und verbreitete angenehmen Duft.<br />
Normalerweise ging Dañiel an Montagen, wie dieser einer war, um halb acht ins Büro. Er<br />
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arbeitete als technischer Zeichner in einem Architekturbüro. Obwohl er seinen Job mochte, war<br />
er nun sehr froh, heute erst um neun beginnen zu müssen. Luise war zwei Stunden vor ihm aufgestanden<br />
und bereits ins Spital gefahren, wo sie als Krankenschwester arbeitete.<br />
In der Nacht hatte es zu schneien begonnen. Er sah aus dem Fenster. Die Weinberge vor Wien<br />
schliefen unter einem zuckrigen Teppich. Jedes Jahr fühlte er diese kindliche Freude über den<br />
ersten Schnee. Dazu gesellte sich heute ein neues Gefühl, das so gar nicht in seine Routine passen<br />
wollte. Er wußte es nicht recht zu deuten, es schien ihm wie die Ahnung eines „Anfangs“. Die<br />
wunderbare, leicht nervöse Erregung des „Beginns“ nahm langsam von ihm Besitz. Dabei konnte<br />
er nicht ahnen, was heute seinen Anfang nehmen würde. Irgendwo, ganz hinten in den Katakomben<br />
seiner Erinnerungen, lag eine Sehnsucht verborgen, die sich nun, Schicht um Schicht,<br />
ans Licht arbeitete. Dañiel hatte das Gefühl, als würde sich der Tag vor ihm ausbreiten wie der<br />
Schnee, der auf den Hügeln lag: makellos und ohne Spuren. Nicht ein Wort, nicht ein Zeichen<br />
war zu lesen - nur ein Blatt Schnee voller Möglichkeiten.<br />
Sachte, wie auf Hasenpfoten, kam ihm der Gedanke, dass es nur an ihm liegen würde, wie<br />
und wodurch diese Unberührtheit von ihm belebt werden könnte. In den vergangenen Monaten<br />
hatte er oft daran gedacht, etwas völlig <strong>Neu</strong>es zu beginnen. Er wollte sich an das Gefühl des Anfangs<br />
und der Frische schmiegen und nochmals einer überraschenden Leidenschaft begegnen,<br />
hatte sich aber dagegen gesträubt, denn er war glücklich mit Luise und führte ein zufriedenes<br />
Leben. An diesem Morgen aber klärte sich der ambivalente Zustand durch die Entdeckung, dass<br />
es gar nicht um eine Leidenschaft in diesem banalen Sinne ging. Etwas anderes wollte entdeckt<br />
werden. Mit dieser Beruhigung im Hinterkopf tastete er weiter: Wenn er nun tatsächlich seine<br />
Gewohnheiten ändern würde? Nur für heute? Einfach so?<br />
Er hielt inne und stellte den Kaffee, den er eben trinken wollte, wieder ab. Die Entscheidung,<br />
die Dañiel nun traf, sollte sein Leben verändern: Gut, dachte er, ändern wir also unsere Gewohnheiten.<br />
Er müsse gleich damit beginnen, sagte er sich, und statt des üblichen Espresso etwas<br />
anderes trinken. Nach kurzem Zögern öffnete er ein Regal und holte eine Dose hervor. Er wärmte<br />
etwas Milch und streute Kakaopulver hinein. Heiß dampfte die schokoladenduftende Milch in<br />
der Schale und er musste die Oberfläche anblasen, damit er sie trinken konnte. Überrascht von<br />
den angenehmen Empfindungen, die das Getränk in ihm auslöste, setzte er sich an den Küchentisch.<br />
Wann hatte er zuletzt Kakao getrunken? Als kleiner Junge? Er grinste, steckte den Brief in<br />
seine Hose, nahm seine Tasche und verließ das Haus.<br />
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Das Prinzip Anfang - die Zeichen deuten<br />
Die Magie des Anfangs bestimmt den weiteren Verlauf entscheidend mit. Wie fühlt sich das an, etwas zum<br />
„ersten Mal“ zu tun? Ist dabei nicht immer ein schnellerer Herzschlag, der Anfl ug von Freude und eine Art<br />
kindliche Heiterkeit zu verspüren? Das Abstreifen der bedrückenden Monotonie versetzt uns in wunderbare<br />
Leichtigkeit. Deshalb tut es so gut, etwas zum „ersten Mal“ zu tun, etwas zu entdecken, etwas zu beginnen. Was<br />
immer wir uns vornehmen, ein Vorhaben wird sich so entwickeln, wie wir es begonnen haben. Durch einen<br />
gut überlegten Anfang können wir die Chancen für eine gute Entwicklung deutlich erhöhen. Deshalb feiern<br />
wir den Jahresbeginn mit leuchtenden Raketen und Musik und unser neues Lebensjahr, indem wir Kerzen<br />
anzünden und unsere Freunde einladen. Jeder <strong>Neu</strong>anfang kann eine entscheidende Kursänderung für unser<br />
Leben bringen.<br />
Der Zauber des Anfangs und die Freude am Ende sind eins<br />
Was Sie vom Prinzip Anfang für Ihr Leben lernen können: Schenken Sie jedem <strong>Neu</strong>anfang, was immer Sie<br />
auch neu in Ihr Leben bringen wollen, ganz besondere Beachtung! Zelebrieren Sie den <strong>Neu</strong>anfang und freuen<br />
Sie sich auf einen guten Entwicklungsweg. Nutzen Sie den <strong>Neu</strong>beginn für eine Refl exion Ihrer bisherigen Entwicklung.<br />
Danach: durchatmen und neue Kraft für den Lebensweg schöpfen durch das Schmieden von Plänen<br />
und das Setzen neuer Ziele.<br />
Ein zweiter Aspekt des Prinzips Anfang führt uns zu unserer Intuition. Sind es nicht die allerersten Eingebungen,<br />
die ersten Gefühle, die allerersten Gedanken, die sich schlussendlich als die maßgeblichen herauskristallisieren?<br />
Wenn wir wieder lernen, unserer Intuition zu folgen, eröffnet sich eine Quelle der Weisheit für<br />
unser Leben. Vertrauen Sie dem ersten Gefühl, wenn Sie eine Beziehung beginnen, dem ersten Gedanken,<br />
wenn Sie eine Entscheidung treffen müssen und dem ersten Eindruck über einen Menschen.<br />
Sie verfügen mit Ihrer Intuition über ein Werkzeug, das Sie rasant mit jenem innerem Wissen versorgt, das<br />
Sie kaum in Büchern oder im Internet fi nden können. Lernen Sie wieder auf die ersten leisen Töne zu hören<br />
und vertrauen Sie auf Ihre ersten Gedanken. Und versuchen Sie, so oft wie möglich etwas <strong>Neu</strong>es zu beginnen,<br />
das hält die Seele jung und den Geist elastisch.<br />
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DAÑIEL KOMMT IN RESONANZ<br />
Die Straßenbahn war gut geheizt, er saß bequem auf dem vordersten Sitz und betrachtete die<br />
winterliche Szenerie: Touristen strömten trotz Kälte schnatternd und gestikulierend Richtung<br />
Burggarten und Heldenplatz, ein paar Radfahrer, den Schal bis über die Nase gezogen, fuhren<br />
den platanengesäumten Ringradweg entlang, Kinder versuchten aus den spärlichen Schneemengen<br />
Schneebälle zu formen und einige junge Mädchen trugen immer noch sommerliche<br />
Ballerinas und litten sichtlich. Sie hüpften von einem Bein aufs andere, um sich halbwegs warm<br />
zu halten. Dañiel lächelte und dachte an seine Tochter, die gerade zu Besuch bei ihrer Tante in<br />
Berlin war. Auch seine Steffi fror draußen in Ballerinas und schwitzte im Haus in pelzigen Boots.<br />
Die Straßenbahn ruckelte, er betrachtete die Hausfassaden und Portallösungen, die langsam<br />
an ihm vorüberzogen. Da er im Büro gerade an einem Portal für ein Mehrfamilienhaus arbeitete,<br />
sah er sich die verschiedenen Eingänge der Häuser noch genauer an. Sein Blick blieb an<br />
einem Fenster hängen und ohne es zu wollen, beobachtete er hinter der Scheibe eine Gruppe von<br />
Menschen, die sich um ein Aktmodell versammelt hatten. Sein Interesse galt nicht dem Modell,<br />
sondern den Schülern, die vor ihren Staffeleien standen und mit geneigten Köpfen und ausgestreckten<br />
Daumen die Proportionen maßen. Ihre Gesichter waren gleichermaßen konzentriert<br />
wie entspannt. Trotz der Distanz konnte er sehen, wie einer einen gekonnten Strich auf seine<br />
Leinwand setzte und damit seine Figur zum Leben erweckte. Rechts neben der Biedermeier-<br />
Haustüre hing ein Schild, von dem er gerade noch die ersten Zeilen entziffern konnte, bevor die<br />
Straßenbahn wieder anfuhr und die Station verließ: „Kunstkurse - Öl - Acryl - Tempera“, darunter<br />
der Satz „Come as you are“ mit einem dicken Filzstift rasch dazugefügt. Er spürte eine leichte<br />
Zerrung im Nacken, als er sich nach dem Schild umdrehte, das nun kleiner und kleiner wurde.<br />
Nach einem Blick auf die Uhr sprang er zum Ausgang und drückte den Halte-Knopf. Die vorige<br />
Station war bloß zweihundert Meter entfernt, sodass er die Strecke bis zur Haustüre in ein paar<br />
Minuten wieder zurückgelegt hatte. Außer Atem kam er vor dem Fenster, in das er vorher hinein<br />
gestarrt hatte, zu stehen. Fasziniert betrachtete er das Treiben der Kunststudenten. Plötzlich sah<br />
er sich um und schämte sich für seine Indiskretion. Aber keiner der Passanten interessierte sich<br />
für ihn. Nochmals sah er auf die Uhr und musste feststellen, dass er, wenn er sich nun beeilte,<br />
gerade noch rechtzeitig ins Büro kommen würde. Die morgendliche Karte fiel ihm ein. Ganz gegen<br />
seine Liebe zur Pünktlichkeit entschloss er sich dazu, sein Smartphone herauszukramen und<br />
die Nummer seines Büros anzuwählen. Nachdem er der Sekretärin seine Verspätung bekannt<br />
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gegeben hatte, stieß er die Haustüre auf und folgte einem weiteren Schild, das den Malkurs im<br />
Mezzanin ankündigte.<br />
Die Vorzimmerdame des Ateliers übte sich im Yogasitz und schien zu meditieren. Als er<br />
nähertrat, öffnete sie langsam die Augen und sah ihn überrascht an: „Bitte?“<br />
Dañiel stotterte etwas von Kurs und Malen und wußte nicht recht, was er sagen sollte.<br />
„Wollen Sie sich einschreiben?“, fragte sie.<br />
„Naja“, sagte Dañiel und sah sie hilfesuchend an.<br />
Sie schob ihm ein Formular entgegen und bat ihn, es rasch auszufüllen. Dann könne er noch in<br />
den Kurs hinein, er hätte erst vor einer halben Stunde angefangen.<br />
„Ich habe nichts mit“, wandte Dañiel ein, doch die fürsorgliche Empfangsdame hatte ihm schon<br />
einen großen Skizzenblock, ein paar Pinsel und einen Kasten mit Acrylfarbe in kleinen Tuben<br />
bereit gelegt.<br />
„Das macht nichts, mein Herr“, lachte sie, „für‘s erste werden sie damit klarkommen, wir<br />
sind hier nicht so streng. Die Ausrüstung für das nächste Mal steht auf dem Beiblatt aufgelistet.<br />
Am besten sie gehen dazu in einen der großen Künstlerbedarfsmärkte am Rande der Stadt.“<br />
Und ehe er es sich versah, stand er mitten unter den Malenden an einer Staffelei und versuchte,<br />
Körperproportionen halbwegs stimmig aufs Papier zu bringen. Seine Ausbildung kam ihm dabei<br />
durchaus zu Hilfe, in Sachen Perspektive war er ziemlich gut, doch sobald es um Farben ging,<br />
wußte Dañiel nicht weiter. „Schauen Sie genau hin“, empfahl der Professor, „es gibt kein Hautfarben.<br />
Die Haut hat tausend unterschiedliche Farben. Da, wo die Adern verlaufen, geht sie ins<br />
Bläulich-Grünliche, dort, wo sie von Pigmentflecken unterbrochen wird, ins Bräunliche, bei den<br />
Falten ins Umbra und dort, wo das Licht hinfällt, scheint sie geradezu unverschämt gelb, und am<br />
Rand hier, das sieht doch nach einem Türkis aus, was meinen Sie?“<br />
Dañiel nickte und runzelte die Stirn. Er sah genau hin und kniff die Augen zusammen.<br />
„So ist es gut“, lobte der alte Professor, „und nun versuchen Sie ganz gezielt Farben zu<br />
verwenden, die sie nicht wirklich sehen, sondern eher fühlen. Etwa ein Violett hier an der Hüftkante<br />
und ein Orange am Oberschenkel entlang. Mischen Sie sorgfältig auf der Palette, solange,<br />
bis sie das Gefühl haben, dass sie die Farbe einfach unwiderstehlich finden. Sie haben mich schon<br />
richtig verstanden: Unwiderstehlich. Das ist wichtig. Sie müssen davon ganz durchdrungen sein.<br />
Sich fast ein bisschen lächerlich dabei vorkommen, wie begeistert sie in diesem Augenblick von<br />
ihrer Farbmischung sind. Nur dann wird es auch funktionieren.“ Der Professor nahm ihm die<br />
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Palette aus der Hand, drückte etwas Preußischblau aus einer Tube darauf und holte sich etwas<br />
Grün dazu. Mit raschem Pinsel zauberte er ein paar ungewöhnliche Farbfelder auf Dañiels Skizze<br />
und lachte leise: „Sehen Sie, was ich meine?“<br />
Dañiel sah beeindruckt auf seine Zeichnung und nickte.<br />
„Wir sind nicht mehr in der spanischen Inquisition, wo Farbverzicht etwas Frommes an<br />
sich hatte“, erklärte der Professor weiter und zwinkerte mit den Augen:, „schalten Sie Ihr Gehirn<br />
aus und vertrauen Sie Ihrem Gefühl, dann kommt alles in Ordnung. Und legen Sie das Titanweiß<br />
aus der Hand. Jede Farbe wird damit milchig und unbrauchbar, heben Sie sich das auf - für ein<br />
paar Lichtreflexe am Schluss. Für das Mischen nehmen Sie am besten Zinkweiß, das ist verträglicher!“<br />
Während seiner Lehrjahre im Planungsbüro war Dañiel regelmäßig mit dem Thema Farbe<br />
konfrontiert worden, hatte sich aber immer dagegen gewehrt. Es war ihm zu vielschichtig<br />
erschienen. Wenn man im Schwarzweiß-Bereich bliebe, mit ein paar Naturtönen gemischt, war<br />
man immer auf der sicheren Seite, ganz gleich worum es sich handelte. Ob es sich um Entwürfe<br />
für Package-Design, architektonische Besonderheiten, Grafiken, Einrichtungsstile oder Kleiderordnungen<br />
handelte - schlicht und puristisch bleiben hieß seine Maxime. Sogar seine Colorationen,<br />
die er manchmal bei technischen Skizzen eingesetzt hatte, wirkten seltsam unbunt. Doch<br />
plötzlich schien ihm diese Einstellung feige und langweilig. Er begann rote und blaue Farbe auf<br />
seiner Palette zu mischen, fügte etwas Mischweiß dazu, ein bisschen Pink und nochmals Kardinalrot.<br />
Die Farbmischung glänzte und lockte, wurde immer röter und lebendiger, bis sie das<br />
zu sein schien, was der Professor mit „unwiderstehlich“ betitelt hatte. Das nennt man wohl in<br />
Resonanz geraten, dachte Dañiel noch mit einem Rest von Sachlichkeit, bis ihn die Begeisterung<br />
vollends mitriss und kleine Entzückensseufzer ausstoßen ließ.<br />
„Was für eine Kraft hat doch dieses Kadmiumrot!“, flüsterte er zu sich selbst und tauchte<br />
die Borsten des Pinsels erneut in den Batzen Farbe, „So dominant und lebendig, als wäre es reines<br />
Blut.“<br />
So fuhr er fort, kleine Inseln unwiderstehlicher Farben auf seiner Palette zusammen zu<br />
mischen und merkte kaum, wie die Zeit verflog.<br />
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Das Prinzip Resonanz - Auf der Welle reiten<br />
Das Prinzip Resonanz ist das bekannteste unter den Lebensprinzipien. Es wird auch das Prinzip der Anziehung genannt. Es<br />
meint, dass wir nur das wahrnehmen und letztlich erleben können, womit wir in unserem Inneren in Resonanz kommen<br />
können. Das bedeutet nicht, dass alle unsere oberflächlichen Wünsche „ans Universum“ sofort erfüllt werden. Die Bedeutung<br />
geht viel tiefer: Nur wer sein Herz für die Liebe öffnet, kann Liebe im Leben erfahren. Nur wer sich im Inneren als „erfolgreich“<br />
spürt und wahrnimmt, wird auch im Außen ein erfolgreicher Mensch sein. Nur wer in seinem Geist positive Gedanken<br />
hegt und pflegt, wird seine Welt positiv gestalten können und schöne Dinge, Gefühle und Erlebnisse im Leben erfahren. Dieses<br />
Prinzip macht uns Menschen mit einem Fernsehgerät vergleichbar. Ein Fernseher kann nur jenes Programm empfangen<br />
und ausstrahlen, auf das der Empfänger des Gerätes eingestellt ist. Und so läuft es auch in unserem Leben. Wir können uns auf<br />
sehr verschiedene Lebensprogramme selbst „programmieren“. Es ist keine Magie, sondern lediglich ein Lebensprinzip. Was<br />
wir also am Ende empfangen, hängt zu einem großen Teil davon ab, worauf wir uns innerlich einstellen. Daher ist es sinnvoll,<br />
mit den Dingen und Erlebnissen, die wir in unserem Alltag begrüßen wollen, innerlich in Resonanz zu gehen.<br />
Sie erleben in der Welt sehr wahrscheinlich all das,<br />
wofür Sie in Ihrem Inneren wirklich bereit sind!<br />
Was Sie vom Prinzip Resonanz für Ihr Leben lernen können: Es ist ungeheuer wichtig, welche Gedanken Sie als „Gewohnheiten“<br />
abspeichern und welche Gedankenspiralen Sie immer wieder ablaufen lassen. Wie wir aus der modernen Gehirnforschung<br />
wissen, erzeugen Gedanken auch physisch sozusagen „Wege“ im Gehirn, die sich immer tiefer einfräsen. Es wird<br />
immer schwieriger werden, diese „Wege“ zu verlassen. Auch das ist unter anderem ein Grund dafür, warum Veränderung ein<br />
wenig anstrengend ist. Wenn Sie Ihren Geist mit Sorgen, Ängsten, Zweifeln und Gedanken der Minderwertigkeit füttern, dann<br />
sind Sie für genau dieses Lebensprogramm auf Resonanz geschaltet. Achten Sie darauf, Ihren Geist mit positiven Gedanken<br />
zu füllen und schöne Bilder in sich zu erzeugen. Es sollen Bilder des Glücks, der Gesundheit, der Liebe und des Erfolgs sein;<br />
sie alle werden dazu beitragen, dass Ihr Leben zu dem wird, was Sie sich wünschen. Das Prinzip Resonanz macht Ihr Leben<br />
zu einem Spiegel Ihrer Gedanken und Gefühle. Wenn Sie unzufrieden sind, dann können Sie einen ersten Schritt der Veränderung<br />
immer selbst setzen. Das Prinzip weist Ihnen den Weg, es zeigt auf Ihre wunden Stellen und es liegt an Ihnen, ob<br />
Sie mit der Veränderung und Heilung beginnen. Das Prinzip Resonanz wirkt umso stärker, wenn Sie in Ihren Wünschen von<br />
einer guten Entwicklung der Welt ausgehen. Stellen Sie sich, so oft es möglich ist, die Frage: Was kann ich zur Entwicklung der<br />
Welt Positives beitragen? Dann wird das Gesetz der Resonanz wahre Wunder in Ihnen und in Ihrer Außenwelt vollbringen.<br />
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DAÑIEL SCHMECKT POLARITÄTEN<br />
Dañiel horchte auf. Was war das plötzlich für ein Unruhe unter den Studenten? Die Holzbeine<br />
der Staffeleien scharrten über den Boden, Pinsel wurden in einem großen Waschbecken<br />
gesäubert, Arbeitsmäntel in Rucksäcken verstaut und nun hörte er den Professor rufen: „Meine<br />
Lieben, wir sehen einander morgen um neun Uhr wieder. Denken Sie daran, lernen Sie, das<br />
Nicht-Perfekte als eigene Qualität zu schätzen. Klingt einfach, ist aber sauschwer! Bis morgen<br />
und auf Wiedersehen!“<br />
Dañiel sah auf die Uhr und erschrak: Sechs Uhr! Wie war das möglich? Draußen war es<br />
bereits stockdunkel, blauweißes Licht fiel von den großen Deckenflutern in das Atelier. Er klappte<br />
den Deckel über seine Mischpalette, um die Farben vor dem Austrocknen zu bewahren. Dann<br />
trat er ein paar Schritte zurück und betrachtete seinen Akt. Unzufrieden verzog er den Mund zu<br />
einem welligen Strich und knurrte. Unbemerkt war der Professor hinter ihn getreten und meinte<br />
nun: „Sehr schön, lassen Sie sich Zeit, Sie dürfen nichts übereilen. Für heute haben Sie sowieso<br />
mit dem Mischen schon genug an sich gearbeitet. Morgen werden Sie die Früchte des heutigen<br />
Tages ernten - oder übermorgen.“<br />
„Ich...“, begann Dañiel und stockte. Wie sollte er diesem engagierten Lehrer beibringen,<br />
dass ihn nur der Zufall hierher verschlagen hatte? Und dass er morgen wieder ins Büro müsse? Er<br />
brachte es nicht fertig, seinen Lehrer zu enttäuschen. So verabschiedetet er sich rasch und stand<br />
zwei Minuten später draußen auf der Straße.<br />
Auf dem Heimweg bemerkte er, dass er eine Melodie pfiff. Das war nicht seine Art, im<br />
Gegenteil, er brachte einer übertrieben fröhlichen Art meist eine gehörige Portion Misstrauen<br />
entgegen. Aber heute konnte er nicht anders. Seine Füße trugen ihn leicht und tänzelnd dahin.<br />
Der Schnee hatte sich in städtischen Matsch verwandelt und er musste an sich halten, damit er<br />
nicht aus Jux in eine Lacke sprang, dass es nur so spritzte.<br />
Die Wohnungstür fiel mit einem lauten Krachen hinter ihm ins Schloss und Luise kam erschrocken<br />
aus der Küche gelaufen. „Was ist denn los?“, rief sie.<br />
„Nichts, mein Liebes“, flötete Dañiel und küsste sie auf den Mund.<br />
Sie sah ihn erstaunt an. Seine Wangen waren gerötet, sein Blick hell und fröhlich.<br />
„Wo kommst denn du her?“, fragte sie skeptisch.<br />
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Dañiel hatte sich keine Antwort überlegt, die Frage traf ihn völlig unvorbereitet und er wollte<br />
Luise schon von seinem erstaunlichen Tag erzählen, als er ihr sorgenvolles Gesicht sah. Um sie<br />
zu beruhigen, beschloss er die aktuellen Ereignisse, zumindest für heute, für sich zu behalten.<br />
„Ich mach uns ein Schinkenomelett, ja?“, lenkte er ein und umarmte sie.<br />
Luise nickte ungläubig: „Du kochst?“<br />
Er schlug vier Eier auf und verrührte sie in einer gläsernen Schüssel. Was für ein Gelb!, dachte er<br />
begeistert, dazu mache ich einen maigrünen Salat und feuerrote Tomaten. Was für eine Kombination!<br />
Luise betrachtete ihren Mann nachdenklich. Er wirkte irgendwie anders.<br />
Am nächsten Morgen erwachte Dañiel um 6 uhr 30. Luise hatte Frühdienst und war bereits<br />
auf dem Weg in die Arbeit. Ihre Bettdecke lag, frisch aufgeschüttelt und akkurat gefaltet, neben<br />
ihm. Als er unter der Dusche stand und sich den Schlaf von den Muskeln spülte, begann er wieder<br />
zu summen. Als es ihm auffiel, freute er sich. Er blieb volle zwanzig Minuten in der Dusche<br />
und genoss das warme Wasser, das über seinen Kopf lief. In der Küche wollte er automatisch<br />
nach der Kaffeedose greifen und hielt inne. Warum nicht wieder ein heißer Kakao? Als er mit der<br />
duftenden Tasse am Küchentisch saß, meldete sich sein zweites Ich: „Gehen wir heute wieder<br />
zum Malen?“<br />
„Bist du verrückt? Ich muss ins Büro“, antwortete Dañiel.<br />
„Wer sagt das?“, kam es kampflustig zurück.<br />
„Mein Dienstvertrag?“, Dañiel versuchte es mit Ironie.<br />
„Der wird‘s aushalten, wenn du mal nicht da bist“, gab sich sein zweites Ich unbeeindruckt.<br />
„Tja, wenn ich krank wäre, okay, aber so?“.<br />
„Das weiß doch keiner“, lockte das zweite Ich, „lass uns noch einmal hingehen. Dann lass<br />
ich dich wieder in Ruhe. Versprochen.“<br />
„Hm, ich weiß nicht. Ich glaube, das ist keine gute Idee“, antwortete Dañiel und verschlang<br />
ein Honigbrot.<br />
Die Nacht hatte wieder Schnee gebracht, auf den Dächern der Stadt hielt er sich zwar<br />
nicht lange, doch der Verkehr versank im Chaos. Die Straßenbahn ließ sich im Gegensatz zu den<br />
Autos, die hilflos durch den Schnee schlitterten, nicht irritieren und ratterte den Ring entlang.<br />
Dañiel fand keinen Sitzplatz, soviele Menschen hatten heute entschieden, der Bahn den Vorzug<br />
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zu geben. Er stand, eingeengt durch nasse Jacken und Mäntel, bei der automatischen Falttür. Mit<br />
einem Ruck hielt die Bahn bei der Station vor dem bewussten Biedermeierhaus. „Come as you<br />
are“, verführte das Schild, als wäre es eine pulsierende Neonreklame. Er brauchte nicht einmal<br />
hinzusehen, um den Satz zu lesen. Ein kurzes Zögern, dann griff er in die Tür, die bereits wieder<br />
zuklappen wollte und drückte sie energisch auseinander. Mit einem Satz war er draußen, rasch<br />
schlossen sich die Faltflügel hinter ihm.<br />
„Das ist doch verrückt“, sagte er zu sich selbst und lief die Treppen zum Studio entlang.<br />
Dort angekommen, entschuldigte er sich dafür, immer noch kein Material gekauft zu haben. Die<br />
Yoga-Dame, heute in himbeerfarbenen Strick-Leggings, winkte ab und lachte: „Kein Problem,<br />
wann immer Sie wollen. Aber Sie sind zu früh, es ist noch keiner da.“<br />
„Macht nichts, ich fang‘ schon mal an“, meinte Dañiel und betrat das menschenleere Atelier.<br />
Er tippte auf das Smartphone und rief sein Büro an. Grippe. Sorry.<br />
Es war acht Uhr und vor den übergroßen Fenstern spannte sich der Himmel still und<br />
steinfarben über Wien. Ein paar weiße Wolken zogen gemächlich dahin. Die Äste der großen<br />
Nussbäume gegenüber waren längst entlaubt und stachen schwarzglänzend ins Grau. Dañiel<br />
hatte das Gefühl, als wären alle Farben heute intensiver als sonst, selbst das Grau. Er ging zu<br />
seiner Staffelei, tackerte ein neues Blatt auf und warf mit einem Stück Zeichenkohle eine flüchtige<br />
Skizze der Fensterreihe des Ateliers darauf. Dann begann er das Grau des Himmels auf seiner<br />
Farbpalette anzumischen. Er tupfte etwas Ultramarin und Kobalt dazu, dann ein Hauch Zitronengelb.<br />
Sanft trug er die Farbe auf das Kartonblatt auf - und mischte wieder und wieder - Siena<br />
und Umbra - Schwarz und Schwefelgelb und dazu etwas vom gestrigen Farbrest der Palette, um<br />
die Stimmung natürlicher zu machen. Der gemalte Himmel begann allmählich dem wirklichen<br />
Himmel draußen vor den Fenstern ähnlich zu sehen. Inzwischen waren die Studenten und auch<br />
der Professor angekommen und hatten ihre Plätze eingenommen. Er arbeitete viele Stunden, bis<br />
er müde wurde und den Pinsel aus der Hand legte. Erschöpft setzte er sich auf eine umgedrehte<br />
Palettenkiste und stützte das Kinn in seine Hände. Wie anstrengend das war! Die anderen hatten<br />
das Atelier bereits wieder verlassen, nur der Professor war noch da und sah ihn jetzt aufmerksam<br />
an.<br />
„Nun, Sie scheinen rechtschaffen müde“, bemerkte er fröhlich.<br />
„Das kann man so sagen“, bestätigte Dañiel, „wovon man so müde wird?“<br />
„Arbeit. Das ist eben richtige Arbeit, wenn man seiner Berufung folgt.“<br />
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„Berufung? Ich hab bloß ein paar Farben zusammengemischt“, spielte Dañiel die ganze<br />
Sache herunter.<br />
„Papperlapapp“, rief der Professor, „fangen Sie mir nicht so überheblich an.“ Auf seiner<br />
Stirn bildete sich eine steile Falte; er schimpfte: „Sie müssen sich selbst ernster nehmen, mein<br />
Herr. Wenn einem ein Talent mitgegeben ist, darf man es nicht gering schätzen, sonst verlässt es<br />
einen und man bleibt grau und einsam zurück. In einer kalten Welt.“ Seine Stimme war schneidend<br />
und eindringlich geworden.<br />
Dañiel sah ihn erstaunt an und antwortete: „Ich habe einen ganz anderen Beruf, ich bin<br />
technischer Zeichner und eigentlich sollte ich in diesem Augenblick an meinem Schreibtisch sitzen<br />
- im Büro.“<br />
Der Professor legte den Kopf schief: „Ach so. Das ist schwierig. Technischer Zeichner? Das<br />
ist wohl die andere Seite des Pols.“<br />
„Wie meinen Sie das?“, fragte Dañiel.<br />
„Als technischer Zeichner arbeiten Sie in engen, vorgegeben Strukturen. Das gibt einerseits<br />
Halt und Sicherheit, engt aber auch ganz schön ein. Man gewöhnt sich an diese Sicherheiten wie<br />
an die Ausleger eines Fahrrads. Wenn sie mal wegbrechen, kann man gar nicht mehr richtig radeln...“,<br />
er unterbrach sich und setzte milder fort: „aber ich sehe an ihren Augen und auch an den<br />
Fortschritten, die Sie machen, dass Ihnen das freie Gestalten sehr liegt. Das bildet den anderen<br />
Pol, die Freiheit, die Kreation, die Kunst.“<br />
Dañiel erhob sich und meinte bedauernd: „Ja, es macht mir viel Freude, aber ich habe eine<br />
Familie zu ernähren, meinen Job muss ich wohl weitermachen.“<br />
„Kein Grund zur Traurigkeit, im Gegenteil“, sagte der Professor und klopfte ihm auf die<br />
Schulter, „Sie sind ein Glückspilz! Denn erst in der Verbindung der Polaritäten kann man das<br />
große Ganze begreifen! Wir dürfen nicht nur eine Seite in unserem Leben betonen und die andere<br />
verteufeln und unterdrücken. Damit erreichen wir doch nur, dass diese Seite irgendwo im Verborgenen<br />
vor sich hinbrodelt und un<strong>kontroll</strong>iert hervorbricht und dann mehr Schaden als Nutzen<br />
bringt. Das, was wir bekämpfen, stärken wir. Finden Sie eine Synthese, eine Verschmelzung<br />
der beiden Sehnsüchte auf höherer Ebene - sie werden mehr lernen und ein spannenderes Leben<br />
führen.“ Mit den letzten Worten wandte sich der Professor ab, breitete die Arme aus und schritt<br />
das Atelier ab wie ein Feldherr seine Armeen.<br />
Dañiel sah ihm nach. Es schien ihm, als würde ihn der Professor besser verstehen, als er<br />
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sich selbst. War dies wirklich erst der zweite Tag seiner heimlichen Flucht? Er verabschiedete<br />
sich und machte sich auf den Heimweg. Dañiel verließ die Straßenbahn eine Station früher, als<br />
er eigentlich musste, um einen klaren Kopf zu bekommen. Der Wind blies nasskalt gegen sein<br />
Gesicht, er wickelte seinen Schal fester um den Hals. Dañiel und seine Familie wohnten in einem<br />
Haus am Stadtrand, weil er die Natur liebte. Die Bäume beruhigten ihn und erinnerten ihn daran,<br />
was wesentlich ist. Sogar jetzt, wo die exponierte Lage des Hauses dem Wind, der sich mittlerweile<br />
zu einem Sturm entwickelt hatte, eine ausgesprochen günstige Angriffsfläche bot, würde<br />
er dieses Haus niemals tauschen wollen für ein Innenstadt-Appartment. Er lief die Steintreppe<br />
zum Haus hinauf, indem er nur jede zweite Stufe benutzte. Oben angekommen entdeckte er<br />
einen Haufen Scherben, dazwischen ein paar welke Blätter und lose Erde. Der Sturm hatte das<br />
Rosenbäumchen, eingepflanzt in einen großen Tontopf, umgeworfen. Er kehrte die Erde zusammen,<br />
soweit es die Windböen erlaubten, klaubte die Scherben auf und warf sie in den Restmüll.<br />
Der Ballen des Bäumchens hatte viel Erde verloren, die Wurzeln standen kläglich ab. Er nahm<br />
das mitgenommene Pflänzchen mit ins Haus und stellte es auf eine alte Zeitung, Luise würde es<br />
retten und in einen neuen Topf setzen. Sie hatte einen grünen Daumen. Die Rosenerde mischte<br />
sie nach eigenem Rezept aus Erde, Hornspänen, Sand und Kalk. Er warf noch einmal einen Blick<br />
auf den Wurzelballen und musste daran denken, was Luise gemeint hatte: Rosen bräuchten irgendwann<br />
einmal einen kompletten Austausch der Erde. Sie würden dem Boden soviele Nährstoffe<br />
entziehen, dass er sozusagen unbrauchbar wird. Hatte er nicht auch das Gefühl, dass seine<br />
„Erde“ langsam unbrauchbar wurde? Woran konnte man feststellen, dass die eigene „Erde“,<br />
also die Rahmenbedingungen, unter denen man seinen Alltag verbrachte, noch stimmig waren?<br />
Vielleicht, dachte er hoffend, bräuchte er ja nur ein wenig frischen Dünger, damit alles wieder in<br />
Ordnung käme.<br />
Die Wohnung war leer, warum war Luise nicht zu Hause? War sie bei einer Freundin? Sie<br />
hatte keine Nachricht hinterlassen. Er beschloss, trotz Sturmwetters, in den Künstlergroßmarkt<br />
zu fahren, um sich für den morgigen Tag mit Farbtuben einzudecken.<br />
Vor den Regalen des Großmarkts stehend, war die seltsam nachdenkliche Stimmung mit<br />
einem Mal verflogen. Reihe an Reihe lockten die Farben in unterschiedlich großen Tuben und<br />
Gefäßen. Die Mustertafeln ließen seine Augen leuchten. Er konnte sich nicht entscheiden, welche<br />
der üppigen Farben ihm am besten gefiel. Wie eine kleine Sonne verhieß das Kadmiumgelb<br />
südliche Temperaturen und ausgelassene Lebensfreude. Daneben erzählte das Preußischblau in<br />
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seiner vornehmen Zurückhaltung von Adelsfamilien und ellenlangen Stammbäumen.<br />
Ganz frech und gegenwärtig spielte sich das Chinacridon, eine pinke Variante<br />
des Violetts, in den Vordergrund: selbstbewusst und leicht egozentrisch. Und<br />
das gebrannte Umbra? Zusammen mit ein bisschen Olivgrün entstanden in Dañiels<br />
Kopf die sonnendurchfluteten, heißen Hügel der Cinque Terre im Juli. Er packte viel<br />
zu viel in seinen Einkaufswagen, so als wäre er hungrig in den Lebensmittelmarkt<br />
gefahren. Doch es macht ihm nichts aus. Als hätte er kiloweise gute Laune gekauft,<br />
verließ er das Kaufhaus und freute sich darauf, die Farben zu Hause gleich auszuprobieren.<br />
Doch dazu sollte es nicht kommen.<br />
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Das Prinzip der Polarität -<br />
Die duale Welt begreifen und lieben<br />
Zwei Pole stehen einander gegenüber: Licht und Schatten, Yin und Yang, Himmel und Hölle, Geburt und Tod. Das Prinzip<br />
Polarität ist das Prinzip der Gegensätze. Es schafft Einsicht in einen wichtigen Teil unseres Lebens. Das Prinzip begegnet uns<br />
das ganze Leben über in mannigfaltiger Weise. Wir müssen uns damit abfinden, dass es in unserem Leben immer beide Seiten,<br />
beide Pole geben wird. Wir können niemals nur glücklich sein, niemals nur Erfolge feiern, niemals ganz gut oder ganz schlecht<br />
sein. Wir tragen immer beide Pole in uns und wir sind gut beraten, beide in uns wahrzunehmen, beide anzunehmen und in<br />
unser Leben zu integrieren. Jede Veränderung braucht am Anfang die Polarität, sie braucht Motivation und Widerstand, damit<br />
unser Weg ein guter werden kann. Bei jeder Polarität gilt: Die eine Seite verliert ohne die andere ihre Bedeutung. Das Licht<br />
braucht den Schatten. Beide bedingen einander. Wer ein guter Mensch sein will, braucht die Referenz des Bösen, sonst bleibt<br />
das Gute ohne Sinn.<br />
Um in den Fluss zu kommen, müssen Sie sich zuerst zwischen die Pole bringen!<br />
Was Sie vom Prinzip Polarität für Ihr Leben lernen können: Sie können nicht das ganze Leben auf der einen Seite verbringen.<br />
Alleine der Versuch dazu wird in Ihnen den zweiten Pol wachsen lassen und dessen Durchbruch Sie nicht verhindern können.<br />
Wenn Sie lernen, Ihre zweite Seite, also jene, die Ihnen nicht ganz so sympathisch ist, jene, die Sie lieber verdrängen wollen,<br />
anzunehmen, werden Sie „ganz“. Dann erst können Sie wirklich reifen. Der zweite Aspekt des Prinzips Polarität besagt, dass<br />
Sie am Beginn einer Entwicklung sehr wahrscheinlich auch dem Gegenteil von dem begegnen, was Sie eigentlich erreichen<br />
wollen. Vor einem Entwicklungsschritt stellt Sie das Leben oft vor eine Prüfung. Wenn Sie das Prinzip dahinter kennen, lassen<br />
Sie sich vom Gegenteil dessen, was Sie wollen, nicht mehr entmutigen. Im Gegenteil. Sie können es als sicheres Indiz nehmen,<br />
auf einem guten Weg zu sein. Wenn Sie Heilung anstreben, kann an deren Beginn auch eine Verschlechterung Ihrer Krankheit<br />
eintreten. Wenn Sie sich Erfolg vornehmen, soll es Sie nicht wundern, wenn der Misserfolg ab und zu als lästiger, aber mahnender<br />
Begleiter erscheint. Aus Gelassenheit, Hartnäckigkeit und heiterem Eigensinn besteht das Dreiergespann, das Sie ans<br />
Ziel bringen wird.<br />
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DAÑIEL TRIFFT EINE DOPPELTE ENTSCHEIDUNG<br />
Als Dañiel mit zwei großen Plastiksäcken ins Vorzimmer rauschte, sah er Licht im Wohnzimmer.<br />
Wie fein, Luise war nach Hause gekommen. Trotz vieler Ehejahre und gleichmäßiger<br />
Tagesabläufe freute sich Dañiel immer wieder auf seine Frau. Drei Weingläser standen auf dem<br />
Tisch neben einer Schale mit Walnüssen. Drei? Er sah Luise neugierig an, als jemand von hinten<br />
auf seine Schulter tippte.<br />
„Meine Güte, hast du mich erschreckt!“ rief er lachend, als er sich umdrehte und seinen<br />
Freund und Nachbarn Friedrich erkannte.<br />
Sie setzten sich um den runden Tisch und entkorkten den Wein. Luise wirkte entspannt, wie<br />
immer nach ihrem Yoga-Kurs. Den hatte er glatt vergessen, ja, richtig, Dienstag war Yoga-Abend.<br />
„Friedrich ist ein bisschen durch den Wind“, flüsterte ihm Luise beim Holen einer Serviette<br />
zu, „seine Frau will kündigen.“<br />
„Da brauchst du gar nicht so zu flüstern“, sagte Friedrich, „ist ja kein Staatsdrama. Allerdings<br />
beunruhigt es mich schon. Die Wirtschaftslage ist nicht rosig, sie ist auch nicht mehr so jung<br />
und vor allem hat sie keinen richtigen Grund. Es scheint mir eher eine momentane Laune. Man<br />
kündigt doch nicht so einfach, ohne was Besseres zu haben, nicht wahr?“<br />
„Warum gefällt ihr die Arbeit im Labor nicht mehr?“<br />
„Sie sagt, sie will keine gefährlichen Bakterienstämme um sich haben“, antwortete Friedrich,<br />
„sowas kindisches. Wie lang ist sie dort als Chemikerin angestellt - zwanzig Jahre?“<br />
Luise sah Friedrich mitfühlend an: „Vielleicht sollte sie einmal längeren Urlaub nehmen - eine<br />
Art Auszeit.“<br />
„Sind wir jetzt auf einmal alle feige geworden?“, hörte sich Dañiel poltern, „darf man nicht<br />
einfach kündigen, wenn die Dinge nicht mehr passen?“ Seine Stimme war aggressiv geworden.<br />
Friedrich und Luise sahen ihn überrascht an.<br />
„Na, und du nimmst ja regen Anteil?“, sagte Friedrich und schenkte seinem Freund noch<br />
einmal ein.<br />
„Danke, Friedrich“, Dañiel senkte die Stimme, er versuchte seine Fassung wieder zu gewinnen,<br />
„ich meine, es ist ja wirklich nicht so erhebend, ständig mit lebensgefährlichen Substanzen<br />
zu hantieren. Mich würde das auch belasten.“<br />
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„Ach was, das ist es nicht. Das wußte sie, als sie Forscherin wurde. Ich denke, ihr ist einfach langweilig“,<br />
entgegnete Friedrich.<br />
„Kommst du ihr da nicht ein bisschen oberflächlich entgegen, Friedrich?“, tastete sich<br />
Dañiel vor.<br />
„Ich weiß nicht, was du heute hast“, mischte sich Luise ein, „man könnte glauben, du wärest<br />
derjenige, der Kündigungsgelüste hat.“<br />
Dañiel schwieg.<br />
Luise sah ihn irritiert an.<br />
„Prost, meine Lieben!“, rief Friedrich, „lassen wir uns den Wein schmecken. Wer weiß,<br />
vielleicht überlegt sie es sich wieder anders. Anderes Thema, okay? Ich will euch den Abend<br />
nicht verderben.“<br />
„Unsinn, wir freuen uns, wenn du kommst“, antwortete Luise und tätschelte seine Hand.<br />
Friedrich wechselte das Thema und plauderte über den neuesten Film, den er im Kino gesehen<br />
hatte und bald hatten die drei ihre ursprüngliche Heiterkeit wiedergefunden.<br />
Die nächsten Tage waren für Dañiel intensiver als die letzten Jahre. Zwischen ihm und den<br />
anderen Studenten entspann sich so manch hitzige Diskussion, deren <strong>Kern</strong> sich meist um die<br />
künstlerische Auseinandersetzung mit der Welt drehte. Über Farben kann mich nicht streiten,<br />
hatte er stets gedacht und sich dabei sehr geirrt. Er liebte die schwungvollen Statements, ob an<br />
einer Stelle ein heiteres Maigrün oder lieber doch eine Art Schlammgrün die richtige Wahl wäre.<br />
Am liebsten gingen er und seine Kollegen mittags in ein nahe gelegenes mexikanisches Lokal,<br />
um dort zu essen und - zu plaudern. Es wurde viel gelacht. Die meisten seiner Kollegen empfand<br />
er als außergewöhnlich inspirierend. Er fühlte sich ihnen nach nur einer Woche näher als seinen<br />
Bürokollegen nach drei Jahren.<br />
Als er nächsten Montag mittags wieder seine Tasche packte, um seinen Kollegen zu folgen<br />
und den Mexikaner aufzusuchen, hörte er den Professor fragen: „Was dagegen, wenn ich mich<br />
anschließe?“<br />
Er grinste und schüttelte den Kopf: „Sie werden von der Guacamole begeistert sein.“<br />
Sie fanden einen Platz an dem riesigen Tisch, der in der Mitte des Lokals stand und die Gäste zur<br />
Geselligkeit animierte. Ein paar Studenten waren im farbbeklecksten Arbeitsmantel erschienen<br />
und so war es kein Wunder, dass der Besitzer des Lokals auf den Professor zukam und ihn rundheraus<br />
fragte, ob sie Künstler wären.<br />
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„Gott sei Dank, ich dachte schon, sie fragen nie!“, antwortete der Professor und alle stimmten<br />
in sein Lachen ein.<br />
„Ich hätte gern eine Wand hier bemalt von ihren Studenten, was halten Sie davon?“, fragte<br />
der Mexikaner weiter.<br />
Der Professor sah ihn eine Weile prüfend an und antwortete dann gedehnt: „Ich werde es<br />
mir überlegen und melde mich bei Ihnen. Und jetzt kein Wort mehr davon. Wir widmen uns dem<br />
lukullischen Teil des Tages, alles zu seiner Zeit.“ Man aß, trank, lachte und trollte sich nach zwei<br />
Stunden wieder zurück ins Atelier, um die Arbeit dort fortzusetzen, wo man sie unterbrochen<br />
hatte.<br />
Als Dañiel wieder an seiner Staffelei stand, tauchte plötzlich das Gesicht des Professors<br />
neben seinem Zeichenblatt auf: „Und - wann gehen Sie wieder ins Büro?“<br />
„Ich hab mich noch nicht entschieden“, antwortete Dañiel.<br />
„Schwierig?“, fragte der Professor.<br />
Dañiel nickte.<br />
„Jede gute Entscheidung ist eine doppelte, Dañiel“, sagte der Professor.<br />
„Sie meinen für etwas zu sein bedeutet auch immer gegen etwas anderes zu sein?“<br />
„Nein, das meine ich ganz und gar nicht“, stellte der Professor richtig, „im Gegenteil. Wir<br />
haben ein Herz und ein Hirn, nicht wahr? Und so dürfen wir auch nicht einseitig entscheiden.<br />
Sobald unser Gefühl sich für etwas entscheiden möchte - und darauf ist eine ganze Menge Wert<br />
zu legen - ist es auch an unserer Vernunft, eine Entscheidung zu fällen. Im Vollbesitz aller Erkenntnisse,<br />
die wir bisher angehäuft haben. Nutzen Sie die Intelligenz Ihrer Seele, mein Lieber.<br />
Wenn Ihre Intuition und Ihr rationaler Verstand zur Einigung kommen und gemeinsam eine<br />
Entscheidung treffen, dann wird sie gut sein. Doppelt gut. So einfach ist es.“<br />
„Doppelt gut?“, Dañiel fuhr sich durch die Haare, „ja, wenn Sie es sagen.“<br />
Dañiel hatte den Vorfall schon wieder vergessen, als der Professor zwei Tage später an seine<br />
Staffelei trat und ihn durchdringend ansah. Wieso starrte er ihn so an? Was hatte der Mann vor?<br />
„Dañiel?“<br />
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„Ja?“, er unterbrach seine Skizze, ließ den Pinsel sinken und sah den Professor an, „was gibt‘s?“<br />
Als dieser sich vorbeugte und ihn sachte bei der Schulter nahm, ahnte er noch nicht, dass<br />
ihm ein großes Projekt bevorstand.<br />
„Es ist Zeit, dass Sie sich an etwas heranwagen. Genug der Experimente“, sagte der Professor<br />
geheimnisvoll.<br />
„An etwas heranwagen?“, fragte Dañiel.<br />
„Erinnern Sie sich an die nackte Wand beim Mexikaner?“<br />
„Freilich.“<br />
„Das wird Ihre neue Leinwand.“<br />
„Da gibt es Fähigere“, wandte Dañiel ein, „unter Ihren Studenten.“<br />
„Keine Ausflüchte. Sie machen das. Und machen Sie mir keine Schande. Sie fangen morgen<br />
früh an. Sie haben sechs Tage Zeit. Es gibt keine Vorgaben, außer diese eine: finden Sie sich.“<br />
Der Professor hatte die letzten Worte mehr geknurrt als gesprochen und als er geendet hatte,<br />
klopfte er ihm noch einmal kurz auf die Schulter, grinste und verließ das Atelier.<br />
Dañiel sah ihm kopfschüttelnd nach. Der Professor war ihm sehr ans Herz gewachsen und<br />
er spürte, dass dessen Worte nicht einfach so dahergeredet waren, sondern seltsam viel Gewicht<br />
hatten. Nachdenklich widmete er sich wieder seiner Farbskizze und versuchte, sich noch mehr<br />
anzustrengen. Inzwischen war er zu einem Farbexperten unter den Studenten geworden. Wann<br />
immer eine Frage zum Thema Farbe auftauchte, fragte man Dañiel. Und der wußte zu antworten,<br />
so diffizil der Fall auch liegen mochte.<br />
Als er am nächsten Morgen gut gelaunt im Atelier auftauchte, fand er die Vorzimmerdame<br />
mit verweinten Augen vor. Er dachte zuerst an Liebeskummer, wurde jedoch von ihr unter zwei<br />
langgezogenen Schluchzern davon unterrichtet, dass der Professor in der Nacht verstorben war.<br />
„Herzinfarkt, dabei war er noch so jung!“, stöhnte sie.<br />
„Wie alt ist er geworden?“, fragte er.<br />
„97 - es ist ein Jammer!“, weinte sie, „er hätte gut über 100 werden können. Aber wenigstens<br />
hat er nicht gelitten. Ist einfach eingeschlafen nach seinem Glas Rotwein und nicht mehr<br />
aufgewacht. Das Begräbnis ist nächste Woche.“<br />
Dañiel versuchte sie so gut wie möglich zu trösten und deutete auf den leeren Ateliersaal:<br />
„Und wo sind alle?“<br />
„Nach Hause gegangen“, antwortete sie, „der Kurs wird ausgesetzt, bis ein neuer Lehrer<br />
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gefunden wird. Das kann dauern. Überhaupt bei dieser Klasse. Sie haben alle gesagt, dass sie<br />
keinen anderen akzeptieren würden.“<br />
„Soso“, sagte Dañiel und die Vorstellung, dass ein anderer Professor in diesem Atelier stehen<br />
würde, erzeugte auch in ihm gehörigen Widerwillen.<br />
„Wo bleiben Sie denn?“, eine tiefe Stimme ertönte hinter ihnen.<br />
Im Türrahmen stand - der Mexikaner. Er trug einen langen Mantel und starrte ihn mit versteinerter<br />
Miene an.<br />
„Ach, die Wand“, erinnerte sich Dañiel, „tja, ich weiß nicht...“<br />
„Wollen Sie sich drücken?“, warnte der Mexikaner.<br />
„Drücken?“, echote Dañiel.<br />
„Ihr Professor hat mich davor gewarnt. Er sagte, wenn sie sich drücken wollen, soll ich<br />
darauf bestehen. Es wäre sein letzter Wunsch. Ein bisschen unheimlich hörte sich das an.“<br />
„Das kann man sagen, er ist letzte Nacht von uns gegangen“, antwortete Dañiel.<br />
„Hu!“, machte der Mexikaner und aus der versteinerten Miene wurde ein trauriges Gesicht.<br />
Er sah Dañiel hilfesuchend an: „Was machen wir jetzt?“<br />
„Wir erfüllen seinen letzten Wunsch, was sonst?“, sagte Dañiel, „kommen Sie, ich möchte<br />
gleich beginnen.“<br />
Als sie das Restaurant betraten, deutete der Mexikaner auf eine Ecke mit Kübeln und Pinseln.<br />
„Der Professor hat bereits alles vorbereiten lassen. Das ganze Material ist da. Ich hab den<br />
Laden geschlossen für sechs Tage. Schaffen Sie das?“<br />
„Wie sind die Vorgaben?“<br />
„Keine“, antwortete der Mexikaner, „er sagte, sie wüssten schon Bescheid.“<br />
Dañiel nickte.<br />
Als der Mexikaner gegangen war, verschloss Dañiel die Tür des Lokals von innen und betrachtete<br />
die weiße, riesige Wand. Sie war schön eben vorgrundiert worden und das im hinteren Teil<br />
des Raumes zusammen geschobene Mobiliar war mit Plastikplanen abgedeckt, sodass er keine<br />
wesentlichen Vorarbeiten mehr zu erledigen hatte.<br />
Nach kurzer Suche fand er eine CD mit Klavierkonzerten von Debussy und bald tönten dessen<br />
lange, sehnsüchtige Melodien durch den Raum. Die großen Fenster waren mit dünnen Tüchern<br />
verhängt, sodass zwar Tageslicht hereinfiel, Dañiel aber vor den neugierigen Blicken der Passanten<br />
geschützt blieb.<br />
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Er setzte sich auf eine umgedrehte Bierkiste und betrachtete die Farbtiegel, die sorgsam vor ihm<br />
aufgebaut waren. Daneben lagen verschieden große Pinsel und eine neue Farbpalette. Wie gerne<br />
hätte er vor diesem Projekt mit dem Professor darüber gesprochen. Über die Formen und Farben<br />
und wie man alles am besten anlegte. Er griff traurig nach der Palette und überlegte, ob er nicht<br />
lieber nach Hause gehen sollte. An der Unterseite der Palette klebte ein Kuvert, das an ihn adressiert<br />
war. Verwundert löste er das Kuvert und fand eine Karte darin. Er glaubte seinen Augen<br />
kaum zu trauen, als er in der krakeligen Handschrift jene erkannte, die ihn vor drei Wochen dazu<br />
veranlasst hatte, auf seine Gewohnheiten zu pfeifen. „Lieber Dañiel, ich bin ein bisschen unheilbar<br />
krank und werde bald hinübergehen. (Siehst du, jetzt lächelst du wieder mitten im Traurigen,<br />
und das ist zugleich mein Vermächtnis an dich: Lächeln - mitten im Traurigen, denke immer<br />
daran!) Aber du bist noch jung und hast einen Haufen Zukunft vor dir! Mach es so wie ich, feiere<br />
das Leben bis zur letzten Minute und gib Dein Bestes. Mal, was das Zeug hält, du hast Talent! Wir<br />
sehen uns wieder - im Paradies, wo jede Farbe die Schönste ist! Dein zufriedener Professor. p.s.:<br />
Ich habe dir einen Scheinwerfer hinstellen lassen, du wirst ihn brauchen.“<br />
Sorgfältig faltete Dañiel die Karte und schob sie in das Kuvert zurück, das er in die Tasche<br />
seines Arbeitsmantels fallen ließ. Mit einem Plop öffnete er den ersten Farbkübel, dann den<br />
zweiten und dritten und stellte die ersten Mischungen auf dem Plastikdeckel des Gebindes zusammen.<br />
Er tauchte den Pinsel in die Farbe und trug sie zögerlich auf. Dann trat er zurück und<br />
betrachtete die Striche. Er stieß einen langen Seufzer aus und dachte ängstlich an die Möglichkeit,<br />
zu scheitern. Doch plötzlich umfingen ihn die ersten Takte von Debussys Claire de lune - die<br />
Töne schwebten durch die Luft und berührten ihn sanft, traurig und heiter zugleich. Ein paar<br />
Tränen rannen über seine Wangen, tropften mitten auf seine Mixpalette, und er mischte sie rasch<br />
unter die Farbinseln. Wie durch einen Zauber wurden seine Hände ruhig. Im Takt der Musik zog<br />
der Pinsel seine Bahn über das Weiß der Wand. Eine blaue Qualle war das erste Motiv, das unter<br />
den tanzenden Borsten entstand. In feiner, indigoblauer Lasur schwebte sie über das Mauerwerk,<br />
als würde sie atmen. Der leichte Glanz an den Rändern ihres fallschirmartigen Mantels verstärkte<br />
den Eindruck des Lebendigen, Fliegenden. Dañiel hatte aufgehört zu denken - das ansonsten<br />
ständig arbeitende Kopfkino war geschlossen. Endlich. Eine andere Kraft hatte das Kommando<br />
übernommen, etwas, das größer und richtungsweisender war als seine Vernunft. Ein überdimensionaler,<br />
kadmiumgelber Fisch begann über die Wand zu schwimmen. Seine Schuppen schillerten<br />
in allen Regenbogenfarben und schienen ihn geschickt an der Qualle vorbei zu dirigieren.<br />
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Von unten stach nun ein Meerestier in See, das Dañiel gar nicht kannte. Es hatte orangefarbene<br />
Tentakel und eine Unzahl roter Münder, die nach allen Seiten schnappten. Dañiel kicherte, mit<br />
rascher Hand entstanden nacheinander die unglaublichsten Meerestiere in einer Farbenpracht,<br />
die ihn berauschte. Immer schneller drückte er gelb, rot, blau und grün auf seine Palette, mischte<br />
und malte - inzwischen hatte er sich unzählige Suppenteller aus der Restaurantküche geholt, da<br />
er nicht dulden konnte, dass sich die Farben un<strong>kontroll</strong>iert vermischten - für jedes Wesen an der<br />
Wand ersann er die einzig mögliche Farbe - die einzige, die er für wirklich unwiderstehlich hielt.<br />
Die Stunden verrannen - er war kurz eingenickt und schrak plötzlich auf - sein Handy<br />
leuchtete auf. Es war stumm geschalten. Benommen tastete er danach und sah auf dem Display<br />
Luises Namen. Schnell schickte er ein SMS zurück: „Liebes, sorge dich nicht - habe dringendes<br />
zu erledigen, alles in Ordnung, ich komme, wenn alles fertig ist. Bleib nicht auf. Dein Dañiel.“<br />
Er wußte, er durfte mit niemandem sprechen, nicht jetzt, so mittendrin, nicht einmal mit Luise.<br />
Er klickte den Scheinwerfer an, der auf die Wand gerichtet war. Der helle Strahl hauchte<br />
seiner Korallenbank neues Leben ein - Dañiel war plötzlich hellwach. Wieder erklangen die vertrauten<br />
Melodien, er tauchte den Pinsel in die Farbe und staunte über Linien, Formen, Farben<br />
und Muster, die auf der Wand entstanden. Alle Müdigkeit fiel von ihm ab, die letzten Reste der<br />
Trauer um seinen Freund waren verschwunden. Zu großartig war das, was hier im Schutz der<br />
Nacht vor sich ging. Ein Delphin grinste ihn an und zappelte mit seiner Schwanzflosse, während<br />
er weiter hinten den breiten Rücken eines Wals erkennen konnte. Die mysteriöse Farbskala der<br />
Jahrtausende zierte dessen dunkle Fischhaut. Ein riesiger Kerl war das, aber niemand würde sich<br />
fürchten, da er sich beruhigend im Hintergrund hielt. Ein Schwarm leuchtend zitronengelber<br />
Butterfischchen zog über Wal und Delphin hinweg, zart und flatternd wie ein Harfenklang. Der<br />
Pinsel kam nicht zur Ruhe - erst als der Morgen dämmerte, schaltete Dañiel den Scheinwerfer aus<br />
und legte sich auf ein Sofa im Entree, um ein paar Stunden zu schlafen.<br />
Als er nach traumloser Tiefe erwachte, fühlte er sich energiegeladen, wie schon lange nicht<br />
mehr. Nach einem Glas Wasser machte er sich rasch wieder ans Werk. Der Pinsel war noch nicht<br />
trocken, sodass er ohne Schwierigkeiten weitermalen konnte. Das morgendliche SMS an Luise,<br />
um sie zu besänftigen, ließ auf seinem Handy bunte Farbflecken zurück. Er schaltete es wieder<br />
auf stumm, verstaute es in der Hosentasche und versank in dem Bemühen, den muskulösen<br />
Körper einer Seedahlie darzustellen. Die durchscheinenden Tentakel griffen gierig in Richtung<br />
Fisch-Schwarm. „Achtung!“, warnte Dañiel den gelben Schwarm, der daraufhin ruckartig in die<br />
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andere Richtung schwamm. „Ja, mit Seeanemonen ist nicht zu spaßen, die sind äußerst gefräßig“,<br />
erklärte er und setzte noch eine Dahlienschwester dazu, damit das arme Tier nicht einsam sei.<br />
„Sienna gebrannt ist für dich das ideale Skelett“, sagte Dañiel und warf einen perfekten Einsiedlerkrebs<br />
auf den Maluntergrund. Er mischte noch einen Hauch Kadmiumgelb dazu und setzte<br />
geschickte Reflexe, die das Quirlige des Krebses so betonten, dass der Betrachter das Gefühl haben<br />
musste, sich mit dem Schauen zu beeilen, so hurtig war der Kerl auf dem Meeresboden unterwegs.<br />
Dem durchscheinenden, zylindrischen Körper einer Garnele verpasste Dañiel ein paar<br />
Tupfer Ultramarin, gemixt mit Pink, sodass der Eindruck des Ultravioletten entstand. Er arbeitete<br />
in Windeseile, riss sich den Arbeitsmantel herunter und werkte im Unterhemd weiter. Für die<br />
oberen Stellen stieg er rasch auf eine Leiter, für die unteren legte er sich bäuchlings auf den Boden.<br />
Im Zeitraffer besehen wirkte er wie ein Schmetterling, der eine bunte Rosenhecke entlang<br />
torkelte. Als er die letzte Stelle Mauerweiß mit Farbe bedeckt hatte, atmete er tief ein und aus.<br />
„So!“, sagte Dañiel und schloss die Farbtöpfe. Er wusch die Pinsel aus, ging nach Hause und legte<br />
sich mitsamt seiner Kleidung ins Bett. Eine Minute später schlief er erschöpft und lächelnd ein.<br />
Es war fünf Uhr und schon wieder finster, als Luise von der Arbeit heimkam. Da im Haus<br />
kein Licht brannte, war sie überrascht, als sie Dañiels Schuhe im Vorzimmer stehen sah. Erleichtert<br />
hob sie einen davon auf und wunderte sich, weil er über und über mit Farbe bekleckert war.<br />
Irgendetwas ganz Eigenartiges ging hier vor, da war sie sich ganz sicher. Noch nie war Dañiel<br />
über nacht fortgeblieben. Da hatte er ihr wohl einiges zu erklären. Sie betrat das Schlafzimmer<br />
und sah ihn mit blauer, gelber und roter Farbe beschmiert im Bett liegen. Seit wann arbeitete ihr<br />
Mann mit Acrylfarben? Sie schüttelte den Kopf und betrachtete sein Gesicht. Er schien endlich<br />
entspannt. Gleichmäßig ging sein Atem. Sie streifte ihre Strümpfe ab, legte sich neben ihn und<br />
schlief ein.<br />
Am nächsten Tag frühmorgens wollte Dañiel den Mexikaner aufsuchen, um ihm den Abschluss<br />
der Arbeiten mitzuteilen. Als er sich dem Lokal näherte, sah er eine Traube von Menschen<br />
davor stehen. Was war hier los? Hoffentlich war nichts passiert. Hatte er alles abgedreht gestern?<br />
Er kam näher und mischte sich unter die <strong>Neu</strong>gierigen, die beim Fenster hinein gafften. Eines der<br />
Leintücher hatte sich gelöst und gab nun den Blick ins Lokal frei.<br />
„Unglaublich!“, stieß ein Passant aus, „schaut euch das an! Als wären sie lebendig.“<br />
„Wahnsinn“, bestätigte ein anderer ungläubig, „ist das gemalt oder ein gigantischer<br />
Screen? Wie das leuchtet.“<br />
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„Hammer!“, rief eine junge Frau und knipste das Wandgemälde mit ihrem Smartphone, „das<br />
kommt sofort auf Facebook!“<br />
„Na, die lebt wohl hinterm Mond! Da haben wir die Info doch her!“, sagte ein Bursch zu<br />
seinem Freund.<br />
„Da müssen wir heute abend essen gehen, Schatz“, bat eine Frau ihren Begleiter und starrte<br />
auf Dañiels Werk.<br />
„Ob wir da einen Platz bekommen? Du siehst doch, wieviele Leute hier sind“, entgegnete<br />
der, „außerdem scheint es noch nicht eröffnet zu haben. Nie gehört von dem Lokal. War da nicht<br />
so eine mexikanische Studentenbude?“<br />
Als Dañiel die Klingel betätigte, sagte einer der Zaungäste: „Zwecklos, es macht niemand<br />
auf, ich hab schon zigmal geläutet.“<br />
Dañiel warf noch einmal einen Blick auf sein Bild und war selbst beeindruckt. Der Professor<br />
wäre stolz auf ihn gewesen.<br />
Zwei Tage später läutete sein Telefon. Ein Journalist wollte ein Interview mit dem Maler<br />
des „Mexikanischen Meeresfreskos“, wie es in den Social Media genannt wurde. Nach Erscheinen<br />
seines Interviews meldete sich ein Galerist, der eine Ausstellung mit seinen Bildern machen<br />
wollte. Auf seinen Einwand, dass es noch keine Bilder gäbe und das Fresko sein erstes Gemälde<br />
wäre, meinte der Galerist, das wäre kein Problem. Er könne warten. Ein TV-Sender lud ihn in<br />
eine Talk-Show und Dañiel stellte fest, dass es ihm Spaß machte, im Rampenlicht zu stehen. Er<br />
begann eine Meerestiere-Trilogie auf Leinwand zu malen und die Bilder wurden ihm von seinem<br />
Galeristen förmlich aus der Hand gerissen. Er führte nun eine Liste mit Aufträgen zu weiteren<br />
Gemälden.<br />
Nach all den unruhigen öffentlichen Auftritten und einer fulminanten Eröffnung seiner<br />
Ausstellung, deren Bilder internationales Aufsehen erregten, saß er eines Abends mit Luise im<br />
Wohnzimmer. Sie tranken ein Glas Wein und aßen Nüsse.<br />
„Ah, bekomme ich auch ein Glas?“, Steffi, Dañiels Tochter, steckte den Kopf zur Tür herein.<br />
„Alkohol?“, fragte Dañiel besorgt.<br />
„Sie ist achtzehn, was willst du?“, brachte ihn Luise auf den Teppich zurück und schenkte<br />
ihrer Tochter ein Glas Chianti ein.<br />
„Alles in Ordnung?“, fragte Dañiel und sah seine Tochter prüfend an.<br />
„Soweit ja“, antwortete sie und setzte nach: „habt ihr irgendwo ein weißes Kuvert gese-<br />
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hen? Es müsste auf der Kommode im Wohnzimmer liegen.“<br />
„Kuvert? Ein Brief?“, fragte Luise.<br />
„Nicht direkt, bloß eine Karte. Von unserem alten Kunstprofessor. Ich wollte sie aufheben,<br />
er ist nämlich vor kurzem verstorben und es ist sozusagen seine letzte Botschaft an mich gewesen.“<br />
Dañiel sah sie verblüfft an: „Der Pfeif-auf-deine Gewohnheiten-Brief?“<br />
„Genau“, sagte Steffi.<br />
„Der Professor war dein Lehrer?“<br />
„Aushilfe für seinen Sohn“, antwortete Steffi und steckte sich eine Nuss in den Mund,<br />
„hm, schmeckt genial. Wir haben immer wieder solche Botschaften von ihm bekommen, das war<br />
sein Hobby sozusagen.“<br />
„Ein folgenschweres Hobby möchte ich meinen“, lachte Dañiel und prostete seiner<br />
Tochter zu.<br />
„Warum?“<br />
„Nur so.“<br />
„Und?“, unterbrach Luise die beiden, „hast du dich jetzt endlich entschieden, Dañiel? Die<br />
Technik oder die Kunst?“ Luise knackte ein Walnuss.<br />
„Ja“, nickte Dañiel, „hab ich. Doppelt entschieden, eindeutig.“<br />
„Und wofür?“<br />
„Für euch und das Leben in all seiner Pracht“, sagte Dañiel und es klang gar nicht kitschig.<br />
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Prinzip doppelte Entscheidung -<br />
sich ständig neu bekennen<br />
Wollen wir uns eine neue Gewohnheit verinnerlichen, kann dies nur mit dem Prinzip der doppelten Entscheidung gelingen.<br />
Warum doppelt? Die erste Entscheidung nährt sich aus zwei Quellen - einerseits denken wir rational an eine neue Sache<br />
oder eine neue Gewohnheit, wir machen uns ein erstes Bild im Kopf. Andererseits beginnen wir immer stärker zu fühlen, ob<br />
die Zeit reif dafür ist. Wenn wir für das <strong>Neu</strong>e genügend Geist-Herz-Resonanz aufgebaut haben, spüren wir zunehmend die<br />
freudige Ungeduld, endlich damit beginnen zu dürfen. Wir bringen etwas <strong>Neu</strong>es in unser Leben und erfrischen unseren Alltag<br />
mit ungewohnten Aktivitäten. Wir fühlen uns zur Tat enthemmt. Es ist also eine Entscheidung aus einem tiefen Gefühl heraus,<br />
eine Herzensentscheidung. Wir tun vielleicht nach langer Zeit wieder etwas zum allerersten Mal. Nun muss aber eine zweite<br />
Entscheidung folgen, um das <strong>Neu</strong>e in eine Gewohnheit zu verwandeln. Dem neuen Tun folgt immer eine Erkenntnis. Hat<br />
uns das <strong>Neu</strong>e weiter gebracht und hat es uns gut getan? Es ist Zeit für die bewusste Entscheidung zur Wiederholung, dem<br />
fünften Prinzip. Nur diese so wichtige zweite Entscheidung bringt uns in einen Veränderungszyklus, der eine neue Gewohnheit<br />
in unser Leben zaubern kann. Diese „zweite“ Entscheidung ist mehr im rationalen Bereich angesiedelt.<br />
Sich selbst hartnäckig Gutes tun macht Freude<br />
Was Sie vom Prinzip doppelte Entscheidung für Ihr Leben lernen können: Um wirklich gute Entscheidungen treffen zu können,<br />
müssen Sie sich erstens ein Bild im Kopf malen und dabei lernen, auf Ihr Herz zu hören. Ob etwas wirklich gut für Sie ist,<br />
weiß das Herz schon lange bevor es der Kopf zu wissen scheint. Sie fühlen eine gute Entscheidung in Ihrem Inneren. Zweitens<br />
wird Sie nur die Hartnäckigkeit, mit der Sie Ihre neue Gewohnheit immer wieder verfestigen, zum Erfolg bringen. Ob es sich<br />
nun um den Besuch im Fitnessstudio oder das Erlernen einer neuen Sprache dreht, stets muss der intuitiven Herzensentscheidung<br />
der Kopf nachfolgen. Und der will gute Gründe hören, die Ihre Entscheidung rechtfertigen, um die Dinge zu wiederholen<br />
und konsequent umzusetzen. Alles wirklich Wichtige in Ihrem Leben ruft also nach einer doppelten Entscheidung,<br />
einer Entscheidung des Herzens, endlich zu beginnen, und einer anschließenden Entscheidung zur Wiederholung aus guten<br />
Gründen. Nur dann können Sie sicher sein, mit großer Entschiedenheit hinter dem Gewählten zu stehen. Sie manifestieren<br />
damit Ihre Idee in Ihrem realen Leben in einem Zyklus der Veränderung.<br />
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DAÑIEL WIEDERHOLT SEINE ENTSCHEIDUNG<br />
Dañiel saß in seinem Büro und führte den Tuschestift vorsichtig an einem Lineal aus Metall entlang. Es<br />
war eine anspruchsvolle Zeichnung, die er für seinen Chef anfertigte. Anspruchsvoll, weil sich dieser<br />
eine Colorierung á la Dañiel gewünscht hatte. Die Anzahl der Kunden, die viel Geld für eine echte, von Dañiel<br />
handcolorierte Architekturskizze bezahlten, war rasant angestiegen. Dañiel liebte es, Zeichnungen händisch<br />
zu vollenden, während seine Kollegen vor dem Bildschirm saßen. Ein Jahr war vergangen, seit Dañiel zum<br />
ersten Mal in der Kunstschule des Professors aufgetaucht war. Nach dem Begräbnis des Professors hatte er<br />
die Vorzimmerdame besuchen wollen und war eine Stunde später als „neuer Professor“ von den Studenten<br />
gefeiert worden. Bis heute hatte er es nicht bereut, den Kurs übernommen zu haben. Dreimal in der Woche<br />
verbrachte er einen Nachmittag mit den Lernenden und lernte selbst jedes Mal dazu. Immer noch hatte er<br />
seine eigene Staffelei auf seinem Platz unter den Studenten stehen und versuchte das Grau des Himmels<br />
vor den Atelierfenstern aufs Papier zu bannen. Auf die Frage seiner Studenten, warum er immer wieder das<br />
gleiche Motiv malte, meinte er: „Wir sind zum Üben geboren, meine Lieben. Wer sich zu schade ist, zu üben,<br />
wird keine echte Meisterschaft erlangen. Der Übende hat keinen besonders hohen Status derzeit, aber er wird<br />
auf lange Sicht den Siegerpokal holen. Die Wiederholung ist ein Grundprinzip des Lernens und der positiven<br />
Veränderung, das fünfte Prinzip.“<br />
„Fünftes Prinzip?“, fragte man ihn.<br />
„Ja, die fünf Prinzipien der Veränderung, als da wären: erstens die Bedeutung von Anfang und Ende,<br />
zweitens das Verspüren der Resonanz, drittens die Polaritäten, viertens die doppelte Entscheidung und fünftens<br />
die gute Wiederholung. Man muss solange üben, bis sich das <strong>Neu</strong>e sozusagen ins Gehirn eingefräst hat. Und<br />
jetzt genug der Theorie. Macht euch ans Werk und übt.“<br />
Er sah von seinem Schreibtisch auf. Der Himmel hatte eine eigenartige Gelbfärbung angenommen.<br />
„Das sieht nach Schnee aus“, meinte er und ging zum Fenster des Büros. Als er den Seitenflügel öffnete,<br />
sah er die ersten Schneeflocken auf das Dach gegenüber fallen.<br />
Er tippte auf sein Handy-Display und legte es ans Ohr: „Luise?“<br />
„Hallo, Schatz!“<br />
„Der erste Schnee fällt“, sagte Dañiel.<br />
„Ich seh‘s“, antwortete Luise, „komm heute früher heim, wir machen Maroni.“<br />
„Ich komm gleich nach dem Kurs, bis dann“, sagte Dañiel und legte auf.<br />
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Er kehrte zurück an seinen Schreibtisch und lud seinen Bürokollegen zum Maroniessen ein.<br />
„Du bist viel geselliger als früher“, freute sich dieser und sagte zu.<br />
„Das machen sicher meine Studenten“, antwortete Dañiel, „die halten mich jung.“<br />
„Wie du das schaffst, vormittags hier im Büro die technischen Zeichnungen, nachmittags die Studenten<br />
unterrichten und abends Bilder malen. Und was für Bilder! Rätselhaft, mit welcher Technik du die Farben so<br />
zum Leuchten bringst. Du kannst doch längst davon leben, warum kündigst du hier nicht?“<br />
„Warum sollte ich kündigen, ich mag meine Arbeit. In den sicheren Strukturen ruhe ich mich von meiner<br />
anstrengenden Freiheit des Malens aus - und die Studenten erinnern mich täglich dran, dass gute Veränderung<br />
nur durch ständiges Wiederholen möglich ist. “<br />
„Du hast dich so verändert“, sagte sein Gegenüber und spannte ein digitales Gitternetz in die Millimeter-Struktur<br />
seines Bildschirms, „und dennoch bist du mehr du selbst als früher.<br />
Überrascht sah ihn Dañiel an und hob eine Augenbraue. „Ich bin immer noch ich selbst“, sagte er und<br />
vertiefte sich wieder in seine Zeichnung, „ein Übender.“<br />
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Prinzip Wiederholung -<br />
Das Glück ist eine unaufhörliche Aufgabe<br />
Das Prinzip Wiederholung entscheidet über Erfolg und Misserfolg all unserer Veränderungen im Leben. Es führt uns ins Zentrum<br />
des übenden Menschen. Fast alles, was uns wert und heilig ist, haben wir uns durch Übung angeeignet. Meisterschaft ist<br />
ein wichtiges Element für ein glückliches Leben. Sie ist ohne konsequente Wiederholung nicht möglich. Jeder Mensch ist dazu<br />
da, etwas zur Entwicklung der Welt beizutragen und in einer Sache dazu wirklich gut zu werden. Das Prinzip Wiederholung<br />
ruft uns nun zur „guten Wiederholung“ auf. Es ist nicht das ständige, unrefl ektierte Wiederholen alter Handlungsmuster und<br />
Strukturen. Es ist vielmehr eine ständige Verbesserung, ein Versuch, beim nächsten Mal die Dinge wieder ein Stückchen besser<br />
zu machen. Bei jeder Veränderung geht es auch um eine neue Gewohnheit. Verändern meint, eine alte Gewohnheit durch<br />
eine neue zu ersetzen. Somit wird sofort klar, welche Bedeutung der Wiederholung bei geglückten Veränderungen zukommt.<br />
Ohne wiederholtes Training wird nichts <strong>Neu</strong>es zur Gewohnheit. Wir müssen einüben, was in ein neues Zusammenspiel<br />
kommen soll. Mit jeder Wiederholung stellen sich kleine Erfolge und somit kleine Freuden ein. Nur mit dieser Freude am Tun<br />
werden die Anstrengungen der Veränderung belohnt und ausgeglichen.<br />
Das wahre Leben beginnt mit der Bereitschaft zur guten Wiederholung!<br />
Was Sie vom Prinzip Wiederholung für Ihr Leben lernen können: Wenn Sie mit Ihrem Leben nicht zufrieden sind, können Sie<br />
eine Veränderung beginnen. Dazu brauchen Sie nur eine alte Gewohnheit, die Ihnen hinderlich erscheint, durch eine neue<br />
zu ersetzen. Meist reicht dazu eine Kleinigkeit aus. Unser Leben verhält sich ähnlich einem Kreuzfahrtschiff. Es reicht oft eine<br />
kleine Kurskorrektur für eine letztlich große Veränderung. Leider dauert es recht lange, bis Sie die ersten Ergebnisse, seien sie<br />
auch noch so nachhaltig, bemerken. Bleiben Sie geduldig. Im <strong>Kern</strong> jeder Gewohnheit steckt eine Routinehandlung. Sie können<br />
Ihr Leben nach wenig hilfreichen oder gar hinderlichen Routinen absuchen: Welche Denkroutinen, welche Gefühlsroutinen,<br />
welche Handlungsroutinen sind es, die Sie blockieren? Alte Denkroutinen lassen sich durch neue Affi rmationen und positive<br />
Gedanken erfolgreich überschreiben. Gefühlsroutinen, also negative Gefühle, die sich in einer bestimmten Situation einstellen,<br />
lassen sich mit Übungen der Vergebung und der Dankbarkeit erfolgreich umwandeln. Störende Handlungsroutinen lassen<br />
sich durch hilfreiche ersetzen. Tun Sie einfach etwas anderes stattdessen und zwar sofort und immer. Damit Ihnen das gelingt,<br />
brauchen Sie mehr Achtsamkeit in Ihrem Leben. Zwischen dem Auslösereiz, der eine Routine „startet“ und ablaufen lässt,<br />
und der Routine selbst, vergehen wenige Sekundenbruchteile. Nur wenn Sie durch Achtsamkeit dazwischen eine „Lücke“<br />
schaffen, hat eine neue Routine eine wirkliche Chance.<br />
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Möglichkeiten zur Vertiefung:<br />
Dahlke, Rüdiger: Die Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben. 5. Auflage, Goldmann Arkana,<br />
München 2009<br />
Den größten Teil unserer Veränderungsprinzipien finden Sie als Schicksalsgesetze in vertiefter Form<br />
in diesem Buch beschrieben. Wenn Sie das Gesetz der Polarität oder das Gesetz der Resonanz in<br />
ihren Wirkungen auf das Leben weiter interessieren, werden Sie in diesem Buch fündig. Es ist eine<br />
Einführung in die ganzheitliche Denkwelt und eher dem esoterischen Wissen zuzuordnen.<br />
Sloterdijk, Peter: Du musst Dein Leben ändern – Über Anthropotechnik. 1. Auflage, Suhrkamp<br />
Verlag, Frankfurt 2009<br />
Völkl, Kurt; Wallner, Heinz Peter: Das innere Spiel – Wie Entscheidung und Veränderung spielerisch<br />
gelingen. 1. Auflage, BusinessVillage, 2013<br />
Völkl, Kurt; Wallner, Heinz Peter: Das LILA Management Prinzip – Unternehmen neu denken und<br />
erfolgreich verändern. 1. Auflage, Signum, München 2008<br />
Wallner, Heinz Peter: Im Zeichen der Veränderung – Persönliche Entwicklung, Führungsarbeit und<br />
Nachhaltigkeit. 1. Auflage, bloggingbooks, 2012 und der Blog http://hpwallner.at<br />
Essenzen für mehr Lebendigkeit und Leadership: www.hpwallner.at<br />
Ganzheitliche Entwicklung von Mensch und Organisation: www.trainthe8.com<br />
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DODO KRESSE<br />
geb. in Wien, schrieb als Redakteurin zahlreiche Artikel, Kolumnen und<br />
Essays für Tageszeitungen wie „DER STANDARD“, „Die Presse“ und<br />
„Wirtschaftswoche“, sowie für eine Vielzahl von Illustrierten. Nach einigen<br />
Jahren als Chefredakteurin der Zeitschrift „frau creativ“ sowie des<br />
„Journal Nachhaltigkeit“, widmet sie sich nun vermehrt dem Schreiben<br />
von Büchern.<br />
Lebt und arbeitet als Schriftstellerin in Wien und der Steiermark. Neben<br />
Wien-Büchern, Roman-Biographien und Kurzkrimis erschien zuletzt der<br />
historische Kriminalroman „Mona Lisas dunkles Lächeln“ gemeinsam<br />
mit Gerhard J. Rekel im Verlag Styria, 2014.<br />
Theodor-Körner-Preis für Literatur & ÖGUT Essay-Preis<br />
Kurt Völkl<br />
geb 1953, studierte Technische Mathematik. Er ist Generaldirektor einer österreichischen Sozialversicherung,<br />
Lehrender an der KF Universität Graz und mehrfacher Sachbuchautor. Seit über 20 Jahren<br />
ist er in Top-Managementpositionen mit Veränderung konfrontiert. In dieser Zeit hat er zahlreiche<br />
Change Projekte und Führungsentwicklungsvorhaben umgesetzt. Er lebt in Graz.<br />
Heinz Peter Wallner<br />
geb. 1965, studierte Verfahrenstechnik/Chemieanlagenbau und promovierte zum Thema „Inseln der<br />
Nachhaltigkeit“. Forschungsaufenthalt an der University of British Columbia, Vancouver, Canada. Er<br />
ist als Unternehmens- und Organisationsberater, Führungskräfteentwickler, Vortragender/Lektor und<br />
Autor tätig. Seine fünf bisherigen Sachbücher sind auf seinem Weblog: http://hpwallner.at/buecher/<br />
zu finden. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in der Steiermark und in Wien.<br />
Blog zum Thema Veränderung: www.hpwallner.at<br />
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<strong>Neu</strong>erscheinung im Herbst 2015<br />
Heiter und gelassen sein<br />
Die ewige Herausforderung für uns Menschen liegt<br />
im Wechselspiel zwischen Werden und Sein. Heinz<br />
Peter Wallner erforscht diese aktuelle Frage lebensnah<br />
und alltagtauglich. Mit seinem Take five-Ansatz,<br />
den fünf Schlüsseln, bietet er uns einen Weg an, wie<br />
wir zu mehr Lebendigkeit und gelassener Heiterkeit<br />
finden können. Er zeigt uns einfache Möglichkeiten,<br />
die Willenskraft für Veränderungen in unserem Inneren<br />
zu entwickeln und uns mit den Quellen des<br />
Lebens, der Kraft, der Liebe und dem Segen zu verbinden.<br />
Es sind die vielfältigen Möglichkeiten und<br />
die kleinen Übungen, die uns die weiteren Schritte<br />
der Befreiung von Zwängen und der Entfaltung unserer<br />
Talente leichter gehen lassen, um letztlich als<br />
Mensch in der Welt wirksam zu werden. Anders als<br />
übliche Ratgeberbücher bietet Heinz Peter Wallner<br />
auch extrem kurze Übungen an und entwickelt in<br />
diesem Buch eine intelligente Möglichkeit, den Weg<br />
der ganzheitlichen Entwicklung als Mensch, der mitten<br />
im Arbeitsleben steht und daher wenig Zeit für<br />
große Programme hat, auf jeden Fall zu schaffen. Es<br />
war noch nie so einfach und so kurzweilig, den eigenen<br />
Lebensalltag zur Übung zu machen.<br />
ISBN 978-3-9504083-1-7<br />
Heinz Peter Wallner<br />
Take Five - Fünf Schlüssel für mehr Lebendigkeit und innere Stärke,<br />
Edition Summerhill, 2015<br />
Erhältlich ab Herbst 2015 im gut sortierten Buchhandel und über www.summerhill.at<br />
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