Komplett DAS Sauerlandmagazin Ausgabe November/Dezember 2016
84 Seiten Informationen und Geschichten aus dem Sauerland u.a. mit den Themen Windkraft scheidet die Geister, Weihnachtsbaum & mehr, Backofen mitten im Wald
84 Seiten Informationen und Geschichten aus dem Sauerland u.a. mit den Themen Windkraft scheidet die Geister, Weihnachtsbaum & mehr, Backofen mitten im Wald
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<strong>DAS</strong> SAUERLANDMAGAZIN<br />
Ein starkes Stück Sauerland<br />
3,80 Euro<br />
zwischen Verse und Sorpe<br />
<strong>DAS</strong> SAUERLANDMAGAZIN NOVEMBER/DEZEMBER <strong>2016</strong><br />
Sauerland<br />
Sauerland<br />
Windkraft scheidet die Geister<br />
Bürgerprotest gegen Windräder<br />
Weihnachtsbaum & mehr<br />
Hier wird der Baumkauf zum Event<br />
Herscheid<br />
Backofen mitten im Wald<br />
Holzofenbrot von der Wiehardt<br />
ISSN 2363-6777<br />
www.<strong>Komplett</strong>-magazin.de
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Wo immer wir gebraucht werden, wir sind da. Geballte Kompetenz<br />
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VORWORT<br />
<strong>Komplett</strong>. . .<br />
. . . berührt hat KOMPLETT-Autorin Cristin Schmelcher die Geschichte von Tanja und Stephan<br />
Scherweit. Das Ehepaar gab sich zehn Jahre nach seiner Hochzeit erneut das Ja-Wort. Warum,<br />
das haben die beiden Cristin Schmelcher erzählt. Diese Geschichte wird auch Ihnen, liebe Leserin,<br />
lieber Leser, zu Herzen gehen. Eine weitere bewegende Geschichte ist die von Heike Reininghaus.<br />
Die Werdohlerin fand in der Musik einen Weg, ihre Ängste und Hoffnungen mitzuteilen,<br />
anderen Menschen Mut zu machen. Martin Büdenbender besuchte Heike Reininghaus in<br />
ihrem Werdohler Elternhaus und durfte dort auch familiäre Hausmusik erleben. Etwas bewegt<br />
hat Pfarrer Achim Schwarz aus Plettenberg in Tansania. Mit einigen Mitstreitern besuchte er<br />
den Partnerkirchenkreis Missenye und hatte Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung im Gepäck.<br />
Kurz nach seiner Abreise wurde das Land von einem schweren Erdbeben erschüttert. Wolfgang<br />
Teipel sprach mit Achim Schwarz über seine Erlebnisse.<br />
Mit dieser <strong>Ausgabe</strong> des KOMPLETT-Magazins sind Sie, liebe Leserin, lieber Leser, für die schauderhaften<br />
Tage, die die Jahreszeit unvermeidlich mit sich bringt, bestens gerüstet. Machen Sie<br />
es sich zu Hause gemütlich und lesen Sie bewegende, fröhliche und informative Geschichten,<br />
die wir für Sie entdeckt, aufgeschrieben und fotografiert haben. Spüren Sie förmlich die Wärme,<br />
wenn Uwe Tonscheidt Werdohls ältesten Holzofen auf Hof Repke beschreibt oder Bernhard<br />
Schlütter in Rönkhausen dem Messerschmied Kilian Kreutz über die gar nicht so breiten Schultern<br />
schaut.<br />
Das Thema Windenergie und der Bau von Windkraftanlagen bewegen aktuell die Menschen in<br />
fast allen Kommunen zwischen Sorpe und Verse. Das KOMPLETT-Team sprach mit unterschiedlichen<br />
Akteuren in Sachen Windkraft: Verantwortlichen der Kommunalverwaltungen, Energieversorgern,<br />
Windradgegnern und Betroffenen, die seit Jahren in Nachbarschaft von Windrädern<br />
leben. So erhalten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, den Überblick und können sich Ihre Meinung<br />
bilden. Und wir versprechen: Wir bleiben dran am Thema Windkraft und Windkraftanlagen.<br />
Ein weiteres Schwerpunktthema dieser KOMPLETT-<strong>Ausgabe</strong> ist das Duale Studium. Viele junge<br />
Leute sehen in diesem Ausbildungsweg die Auffahrt zur Karriere-Autobahn. Werden Ausbildung<br />
und Studium erfolgreich abgeschlossen, stehen sicher viele Türen offen. Manch einer<br />
verzweifelt aber auch an der immensen Belastung und fehlender Freizeit. Rüdiger Kahlke<br />
und Bernhard Schlütter schildern Chancen und Risiken anhand von<br />
konkreten Beispielen.<br />
Mit der Pizza komplett startet eine neue Serie im KOMPLETT-Magazin.<br />
Wir Kolleginnen und Kollegen laden uns gegenseitig zum Essen<br />
ein. Ziel ist nicht das perfekte Dinner, sondern eine gesellige<br />
Zeit, wobei die Gastgeber das zubereiten, was sie können. Und<br />
das ist sehr unterschiedlich und verspricht, spannend zu werden.<br />
Den Auftakt macht KOMPLETT-Kameramann Martin Büdenbender<br />
mit Pizza aus seinem Holzofen. Schon mal vorweg:<br />
Das ist zur Nachahmung empfohlen, laden Sie doch auch mal<br />
wieder Ihre Freunde zum Essen ein!<br />
Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, einen hoffentlich<br />
in großen Teilen goldenen <strong>November</strong> und eine möglichst besinnliche<br />
Weihnachtszeit und vor allem:<br />
Bleiben Sie komplett!<br />
Bernhard Schlütter,<br />
Heiko Höfner und das komplette Team<br />
vom KOMPLETT-Magazin<br />
3
Titelfoto: Martin Büdenbender<br />
Zukunft gestalten - Das zweite Ja<br />
Alles drin<br />
Zukunft gestalten<br />
Der Bürgerbus - Sozialarbeit auf Rädern.........................8<br />
Plettenberger bringen Hilfe nach Tansania...................16<br />
An Windenergie scheiden sich die Geister....................22<br />
Schulprojekt Neue Helden für Werdohl.........................34<br />
Echte Sauerländer - Der Messerschmied<br />
Das zweite Ja nach Krankheit und Schmerzen..............48<br />
Crowdfunding fürs Waldorf-Theater.......................... 72<br />
Utopia: Junge Menschen sprechen Klartext<br />
zur Region .................................................................. 80<br />
Echte Sauerländer<br />
Werdohls ältester Holzofen steht auf Hof Repke..... 11<br />
Eine Backstube mitten im Wald.....................................60<br />
An Papas Schmiede-Esse Feuer gefangen................ 64<br />
In Petras kleiner Welt ist viel Platz für Schönes....... 68<br />
<strong>Komplett</strong> lecker - Pizza komplett<br />
<strong>Komplett</strong> lecker und gemütlich<br />
Pizza komplett - Laden Sie mal Freunde ein!........... 62<br />
Von Schnepfen-Hirn und Sägespänen in der Sauce 67<br />
Kultur komplett<br />
Heike Reininghaus macht Mut mit Musik................. 46<br />
Loblied mit Psalter und Harfe................................... 50<br />
Neue Bücher aus dem Sauerland ............................. 71<br />
Die steile Karriere des Heinrich Steinhoff................. 74<br />
Kultur komplett - Bau mittelalterlicher Musikinstrumente
<strong>Komplett</strong> erleben<br />
Festival Acappellissimo................................................ 7<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv - Hoffentlich Winter<br />
Honig im Kopf.............................................................. 7<br />
Ein Riesenrad wird Denkmal..................................... 14<br />
Tabakschmuggler bei Matta Heyne.......................... 38<br />
Weihnachtsmärkte komplett..................................... 40<br />
Veranstaltungskalender: Nichts wie hin! ...........42/43<br />
Frisches Grün und heißer Punsch.............................. 44<br />
Stöbern in der Bilddatenbank des MK...................... 58<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv<br />
Hoffentlich Winter........................................................ 6<br />
<strong>Komplett</strong> beraten - Starker Partner<br />
E-Bike-Leasing: preiswert und gesund..................... 36<br />
<strong>Komplett</strong> beraten<br />
Radprax - ein starker Partner fürs<br />
Krankenhaus Plettenberg.......................................... 59<br />
Berufswelt Sauerland<br />
Familienunternehmen mit Leidenschaft für Stahl ... 18<br />
Ein Gerüstsystem für alle Anforderungen................. 21<br />
Duales Studium I: Ausbildung ohne Freizeit............. 52<br />
Duales Studium II: Auffahrt auf Karriereautobahn... 54<br />
Berufswelt Sauerland - Leidenschaft für Stahl<br />
Duales Studium III: Gewerkschaft im Interview....... 55<br />
GAH Alberts stellt Weichen....................................... 56<br />
W. Schröder erhält Mittelstands-Oskar...................... 57<br />
<strong>Komplett</strong> in eigener Sache<br />
Hubbi-Krimi Fingerspitzengefühl .............................. 76<br />
Impressum ................................................................. 81<br />
Hankes Döneken ........................................................ 82<br />
<strong>Komplett</strong> erleben - Weihnachtsmärkte komplett
HOFFENTLICH WINTER<br />
Bekenntnis eines Schnee-Fans<br />
Bernhard Schlütter<br />
Foto Martin Büdenbender<br />
6<br />
Ich bekenne: Ich bin ein kompletter Winterfan! Was gibt<br />
es Schöneres, als durch verschneite Wälder zu gehen,<br />
der Schnee knirscht unter den Schuhsohlen? Schlitten<br />
und Ski fahren, Skilanglauf – das Sauerland bietet uns<br />
dafür vielfältige Möglichkeiten. Hoffentlich bekommen<br />
wir mal wieder richtig Schnee!
FESTIVAL ACAPPELLISSIMO MIT GROOPHONIK<br />
Für das Festival Acappellissimo am<br />
Samstag, 19. <strong>November</strong>, in der Aula<br />
des Schulzentrums Böddinghausen<br />
haben die Four Valleys erneut den<br />
Pop- und Showchor Groophonik aus<br />
Ostwestfalen verpflichtet.<br />
Damit sind die Damen und Herren<br />
und ihr charismatischer Chorleiter<br />
Tobias Richter nach 2014 erneut zu<br />
Gast in Plettenberg. Nach dem Auftritt<br />
in Plettenberg startete der Chor<br />
richtig durch. Beim WDR-Wettbewerb<br />
um den beliebtesten Chor in<br />
NRW belegten die Groophoniks im<br />
vergangenen Jahr den überragenden<br />
zweiten Platz und sind auch im<br />
Jahr <strong>2016</strong> als einer von 20 Chören<br />
für die Vorausscheide zum Live-TV-<br />
Finale nominiert worden. Mit seinem<br />
Programm „Colour<br />
your life!“ begeisterte<br />
der Chor mehrere tausend<br />
Besucher. Das neue<br />
Groophonik-Programm<br />
befindet sich im Endstadium<br />
der Vorbereitung.<br />
Erste Premieren hat Tobias<br />
Richter für das Festival angekündigt.<br />
Im Anschluss ans Konzert wird es einen<br />
Afterglow geben, bei dem die<br />
Besucher sich nicht nur mit leckeren<br />
Snacks und kühlen Getränken versorgen<br />
können, sondern ganz sicher<br />
noch einige musikalische Kostproben<br />
der beiden Chöre erleben werden.<br />
Einlass in die Aula ist am 19. <strong>November</strong><br />
ab 19 Uhr, das Konzert beginnt<br />
um 19.30 Uhr. Eintrittskarten<br />
zum Preis von 19 Euro gibt es bei<br />
den Sängern der Four Valleys und<br />
im Onlineshop auf four-valleys.de.<br />
Vom Eintrittspreis spenden die Four<br />
Valleys 50 Cent pro verkaufter Karte<br />
an die neu gegründete „VocalFactory<br />
Plettenberg“.<br />
TRAGIKOMÖDIE „HONIG IM KOPF“<br />
Mit prominenter Besetzung wird<br />
am Samstag, 12. <strong>November</strong>, um<br />
19.30 Uhr im Saal des Hotels Kaisergarten<br />
in Neuenrade von der<br />
Komödie am Altstadtmarkt aus<br />
Braunschweig die Bühnenfassung<br />
des Til-Schweiger-Kino-Hits „Honig<br />
im Kopf“ aufgeführt.<br />
Schawag_AZ_Arbeitgebermarke_54x155 ZW.indd 1 19.09.16 16:23<br />
Amadeus, der bisher das geschätzte<br />
U.a. ist Karsten Speck zu sehen,<br />
der dem Publikum aus zahlreichen<br />
Fernsehengagements bekannt ist.<br />
Er moderierte die Unterhaltungssendung<br />
„Ein Kessel Buntes“ und<br />
spielte die Hauptrolle in der ZDF-Serie<br />
„Hallo Robbie“. Eine<br />
weitere Rolle wird von<br />
Achim Wolff bekleidet,<br />
der große Bekanntheit<br />
durch die ZDF-Sitcom<br />
„Salto Postale“ erlangte.<br />
Die Tragikomödie „Honig<br />
im Kopf“ erzählt die<br />
Geschichte vom Großvater<br />
Familienoberhaupt war, sich durch<br />
seine Alzheimererkrankung jedoch<br />
plötzlich zurück zu seinen kindlichen<br />
Ursprüngen entwickelt. Nur seine<br />
Enkelin Tilda scheint mit ihm umgehen<br />
zu können.<br />
Eintrittskarten für diese Kulturveranstaltung<br />
der Stadt Neuenrade<br />
sind an der Bürgerrezeption im Rathaus,<br />
in der Buchhandlung Kettler-<br />
Cremer, bei Lotto Gester-Schwarzer<br />
sowie im Hotel Kaisergarten zum<br />
Preis von 13 Euro (erm. 9 Euro)<br />
erhältlich oder können verbindlich<br />
unter Tel. 02392/6930 reserviert<br />
und Lebemann<br />
werden.<br />
7
Feuerwehr und Freizeitangebote, Sozialverbände und<br />
Sportvereine, Kirchen und Katastrophenschutz, dazu Kinderbetreuung,<br />
Altenhilfe, Rettungsdienste – laut Umfragen<br />
sind in deutschlandweit rund 13,4 Millionen Menschen<br />
ehrenamtlich tätig. Mit dem internationalen Tag des Ehrenamtes<br />
am 5. <strong>Dezember</strong> soll ihnen Anerkennung zuteil<br />
werden. Ehrenamtliche sind das Öl im Getriebe der Zivilgesellschaft.<br />
Die Bürgerbusvereine und ihre Fahrer bringen<br />
für viele Bewegung in Alltags und sichern so Teilhabe<br />
am gesellschaftlichen Leben. Rüdiger Kahlke fuhr mit.<br />
DER BÜRGERBUS LÄSST<br />
NIEMANDEN STEHEN<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Sozialarbeit auf Rädern - Ehrenamtliche sorgen für Mobilität in Randbereichen -<br />
Fahrer kennen ihre Kundschaft<br />
8<br />
„Hans, heute mit Karre unterwegs?“. - Hans, ein älterer<br />
Herr, wuchtet seinen Rolli in den Mercedes Sprinter. 9.32<br />
Uhr am Busbahnhof Finnentrop: Helmut Adler drückt auf<br />
den Knopf, schließt die Schiebetür und startet zu seiner<br />
2. Runde mit dem Bürgerbus. 8.08 Uhr hatte er an diesem<br />
Donnerstag seinen Dienst angetreten. Nacheinander<br />
fährt der 74-Jährige drei Linien ab. Das dreimal an<br />
diesem Vormittag. Wer morgens nach Bamenohl zum<br />
Einkaufen, zum Arzt oder einer bestimmten Apotheke<br />
fährt, steht auf einer der späteren Touren wieder an der<br />
Haltestelle.<br />
Wobei Haltestelle nicht so eng zu sehen ist. Helmut Adler<br />
hält auch vor dem Rathaus-Eingang, wenn ein Fahrgast<br />
das wünscht, statt gut 50 Meter entfernt an der Bürgerbus-Haltestelle.<br />
Und eine Seniorin, die mitfahren möchte,<br />
aber die Haltestelle noch nicht erreicht hat, kann unterwegs<br />
zusteigen. Adler kennt seine Fahrgäste. Die kennen<br />
den Rentner am Steuer. „Wir dürfen in allen Nebenstraßen<br />
halten, wo die Fahrgäste es wünschen“, sagt Adler.<br />
Ausnahme: die B 236 – da stoppt der Bürgerbus nur an<br />
den regulären Stationen.<br />
Günstige Spazierfahrt als Abwechslung im Alltagstrott.<br />
Den Fahrdienst nimmt auch Heinz Threrfelder (88) gerne<br />
in Anspruch. „Berg runter laufen geht noch“, sagt er.<br />
Nach Hause, den Berg hoch, schafft er es nicht mehr per<br />
pedes. „Der Bürgerbus ist die günstigste Sache, die es<br />
gibt“, bilanziert der Senior. Fünf Euro kostet der Vierer-<br />
Block. „Für 1,25 kann damit jeder so weit fahren wie er<br />
will“, preist Adler den Bus als Nahverkehrsmittel und<br />
Freizeitvehikel an. „Manche sagen auch ‚ich fahr mal
spazieren‘. Da kommen sie wenigsten mal raus“, weiß<br />
Adler. Der Bürgerbus verbindet so nicht nur Wohngebiete<br />
mit Einkaufszentrum und Discountern, mit Bahnhof oder<br />
Behörde, mit Arzt und Apotheke. Er bindet Wohngebiete<br />
an, in denen keine Linienbusse fahren. – Der ehrenamtlich<br />
betriebene Bus hat auch eine soziale Komponente.<br />
Genau das war für Adler vor acht Jahren auch der Grund,<br />
beim Bürgerbus-Verein mitzumachen. Als ehemaligem<br />
Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall, erst in Plettenberg,<br />
später in Lüdenscheid und Iserlohn, lag ihm das<br />
Soziale am Herzen. Kontakt zu anderen Menschen war<br />
sein Metier. Den bietet auch der neue Job. „80 Prozent<br />
der Mitfahrer kenne ich“, sagt Adler. Als es um die Gründung<br />
des Bürgerbus-Vereins und die Fahrten ging, waren<br />
sich Helmut Adler und „eine Reihe von Bekannten<br />
einig: ‚Jo, da machen wir mit‘.“ Und: Sie sind dabei geblieben.<br />
Seit acht Jahren halten sie den Bus am Rollen.<br />
Fahrer wenden viel Freizeit auf<br />
Mehrmals im Monat sitzt jeder Fahrer oder die einzige<br />
Fahrerin „auf dem Bock“, kutschiert Fahrgäste zum<br />
Bahnhof, zum Friedhofsbesuch oder Kunden zum Metten<br />
Werksverkauf. Die Haltestelle der Fleischfabrik war<br />
eigens auf Wunsch der Fahrgäste eingerichtet worden.<br />
„Einmal Kreuzchen machen“, ein Fahrgast hält beim Einstieg<br />
seine Viererkarte hin. Ein „X“ mit Kuli und die Fahrt<br />
auf dem Vierer-Ticket ist entwertet. In einem Berichtsbogen<br />
trägt der Fahrer ein, wer als Schwerbehinderter<br />
kostenlos fährt, welcher Altersgruppe die Fahrgäste angehören,<br />
wo sie einsteigen – Statistik gehört zum Job.<br />
Zwischen vier und fünf Stunden investiert Helmut Adler<br />
wöchentlich für die Arbeit im Bürgerbusverein. Zu den<br />
Fahrten kommen die Fahrersitzungen mit Termin- und<br />
Einsatzplanung. Am Wochenende wird der Bus gereinigt.<br />
Auch eine Aufgabe, die die 17 Bürgerbus-Fahrer in<br />
Finnentrop reihum in Eigenregie erledigen.<br />
Durch enge Kurven ruckeln wir bergauf. Leute am Straßenrand<br />
winken. Man kennt sich. 10.15 Uhr, vier Erwachsene<br />
und ein Kind steigen an der Haltestelle „Volksbank“ zu,<br />
dabei auch die Dame, die auf der Hinfahrt zur Apotheke<br />
wollte. Der Bus ist voll besetzt. Was, wenn noch ein Fahrgast<br />
mehr mitgewollt hätte? „Es bleibt keiner stehen“,<br />
erklärt der Fahrer. „Wenn mehr Gäste da sind als Plätze,<br />
rufen wir ein Taxi“. Auch das fährt dann zum regulären<br />
Bürgerbus-Preis.<br />
Kleine Wünsche werden gleich erfüllt<br />
Hinweise der Fahrgäste, wie „Heizung kannse jetzt ausmachen“<br />
oder Wünsche nach einem anderen Sender werden<br />
möglichst gleich erledigt. „Die singen hier auch schon mal<br />
mit“, schildert Adler die lockere Stimmung auf den Touren,<br />
wenn gerade das Passende auf WDR 4 läuft. Solange der<br />
Betriebsarzt keine Einwände hat, will er weiter mit dem<br />
Sprinter durch die Gemeinde zockeln. „Wenn die Leute so<br />
dankbar sind, macht es Spaß weiter zu fahren“. Für Adler<br />
und seine Kollegen ist die Zufriedenheit der Fahrgäste,<br />
was für den Künstler Applaus ist: Motivation und Lohn<br />
fürs Ehrenamt.<br />
Finanziert wird der Bürgerbus vom Land. Der Verein<br />
kommt für die Betriebskosten auf und stellt die Fahrer.<br />
Das könnte zunehmend zum Problem werden. „Unter 70<br />
sind die wenigsten“, sagt Kassierer Gerhard Loth mit Blick<br />
auf seine Crew. Die Rekrutierung von Nachwuchs für das<br />
Ehrenamt läuft schleppend. „Das wollen wir wieder intensivieren“,<br />
kündigt Loth an. Denn: Der Bürgerbus ist auch<br />
ein Stück soziale Daseinsvorsorge, „Es gibt viele Leute, die<br />
täglich mitfahren“, weiß der Kassierer. Zur Kundschaft zählen<br />
viele Rentner, die vorher auf ein Taxi angewiesen waren.<br />
Und da wird Mobilität schnell zur Frage des Einkommens,<br />
zur Frage, ob man es sich noch leisten kann, zum<br />
Discounter zu fahren oder mal unter Leute zu kommen.<br />
Abfahrt...... steht auf dem Plan. Leichte Verspätung. „Auf<br />
den Zug warten wir noch. Da sollte man ein, zwei Minuten<br />
einplanen“, erklärt Adler. Er weiß, wo die Leute arbeiten,<br />
mit welchem Zug sie eintrudeln. „Da warten wir<br />
dann drauf,“ erklärt er mit Blick zu den Fahrgästen hinter<br />
ihm. Die wissen die unbürokratische und kundenfreundliche<br />
Atmosphäre zu schätzen. An positiven Rückmeldungen<br />
für die ehrenamtlichen Fahrer mangelt es nicht. Adler:<br />
„Die sagen schon mal: Was machten wir bloß, wenn<br />
wir den Bürgerbus nicht hätten.“ Viele Fahrgäste sind früher<br />
selbst zum Einkaufszentrum gefahren. Jetzt, älter geworden,<br />
trauen sie sich nicht mehr. „Die fahren jetzt mit<br />
uns“, ist Adler stolz auf den bürgernahen Service.<br />
„Es würde viele enttäuschen, wenn der Dienst mangels<br />
Fahrern eingestellt werden müsste“, sagt Loth und geht<br />
davon aus, dass der Bus auch in den nächsten Jahren weiter<br />
rollt. Das wäre auch im Sinne von Svetlana Fabienzen<br />
(65): „Ich finde es sehr, sehr gut, dass es den Bus gibt. Der<br />
kommt auch immer pünktlich.“ Neben dem persönlichen<br />
Lob sind auch die Zahlen eine Anerkennung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements. Seit dem Start des Bürgerbusses<br />
vor acht Jahren haben Adler und seine Kollegen weit<br />
mehr als 110.000 Fahrgäste durch Finnentrop kutschiert.<br />
Und hat er sich schon mal verfahren? „Ich bin ein Finnentroper<br />
Junge. Ich wohne hier“, sagt er. - Und so einer verfährt<br />
sich nicht.<br />
9
NFO<br />
• Zwölf Bürgerbus-Vereine gibt es im Märkischen Kreis, die<br />
alle auf ehrenamtlicher Basis arbeiten. Der erste Bürgerbus<br />
im Kreis fuhr 1988 in Schalksmühle.<br />
• Die Idee stammt aus England, wo öffentliche Verkehrsbetriebe<br />
privatisiert wurden und nur noch rentable Strecken<br />
bedient wurden. Viele Menschen wurden dadurch<br />
in ihrer Mobilität eingeschränkt und versuchten Abhilfe<br />
zu schaffen.<br />
• Eingesetzt werden in der Regel Kleinbusse mit acht Sitzplätzen.<br />
Die Fahrer müssen mindestens über den Führerschein<br />
der Klasse B verfügen und gesundheitlich tauglich<br />
sein.<br />
• Das Land NRW fördert die Anschaffung der Busse und<br />
zahlt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss an die<br />
Vereine.<br />
• Die Wartung der Busse, die Schulung der Fahrer und den<br />
Gesundheitscheck übernimmt normalerweise das regionale<br />
Nahverkehrsunternehmen.<br />
• Link: www.mvg-online.de/wir-ueber-uns/produktpalette/buergerbus<br />
• Einige Vereine verfügen über einen eigenen Internet-<br />
Auftritt (Homepage):<br />
Balve: www.buergerbus-balve.de<br />
Herscheid: www.buergerbus-herscheid.de<br />
Neuenrade: www.buergerbus-neuenrade.de<br />
Finnentrop: www.buergerbus-finnentrop.de<br />
ZITAT<br />
Bürgerbusse sind für uns als ÖPNV-Unternehmen....<br />
… die ideale Ergänzung für alle Menschen im MK, die Mobilität<br />
dort benötigen, wo die MVG mit ihren großen Linienbussen<br />
nicht hinkommt oder wegen geringer Fahrgastnachfrage<br />
nicht bedienen kann.<br />
Jochen Sulies, Pressesprecher der MVG<br />
Zahlen - Daten - Fakten<br />
• Im Märkischen Kreis fahren 12 Bürgerbusse.<br />
• Etwa 300 Fahrerinnen und Fahrer übernehmen dabei das<br />
Steuer – ehrenamtlich.<br />
• 2015 wurden rund 138.000 Fahrgäste befördert.<br />
• Dabei wurden etwa 446.000 Kilometer zurückgelegt.<br />
Quelle: MVG<br />
140.000 Fahrgäste pro Tag<br />
10<br />
AZ Image 2x_168x124_4c_iO.indd 1 08.02.16 15:16
Bäcker Detlef Hurst in Aktion<br />
HOF-REPKE-GESCHICHTEN<br />
Werdohls ältester Holzofen, das Backes, die Eistorte und der König von Korsika<br />
Alle vier Wochen freitags hat Birgit Hurst auf dem Hof<br />
Repke eine nahezu schlaflose Nacht. Dann heißt es 24<br />
Stunden lang Holz nachlegen im ältesten Holzofen Werdohls.<br />
Wenn ein halber Festmeter Buchenholz aus dem<br />
hofeigenen Forst die Schamottesteine so weit erhitzt<br />
hat, dass die Farbe vom Rotbraun ins Weiße wechselt,<br />
ist Detlef Hurst an der Reihe, Birgits Bruder. Der ist gelernter<br />
Bäcker und seit 24 Jahren fürs Backes zuständig.<br />
Am 1. Samstag im Monat<br />
wird Brot gebacken<br />
Das alte Backhaus auf Hof Repke war damals seit 35 Jahren<br />
stillgelegt und zur Werkstatt umfunktioniert. „Mit<br />
meinem besten Kumpel, der auch Bäcker gelernt hat,<br />
haben wir den Ofen wieder fit gemacht“, erinnert sich<br />
der damalige Geselle gerne an seine Zeit kurz vor der<br />
Meisterschule. Das war eine gute Idee. Zwei Jahre lang<br />
hat er jeden Mittwoch gebacken. Für sechs Öfen reicht<br />
die Hitze. Das sind sechs Brot-Back-Durchgänge à 25<br />
Stück. Erst Backes, dann Körner- und Schinkenbrot und<br />
zum Schluss Stuten - mit und ohne Rosinen. Das ist bis<br />
heute so geblieben, nur wird nicht mehr wöchentlich<br />
sondern monatlich gebacken. Von Mai bis <strong>November</strong>,<br />
dann ist Winterpause.<br />
Text Uwe Tonscheidt · Fotos Martin Büdenbender<br />
In der Weihnachtszeit Krippenlandschaft<br />
mit der Siedlergemeinschaft<br />
Mitte <strong>November</strong> werfen die Hursts den Ofen allerdings<br />
noch einmal an. Dann wird darin Spekulatius für die Advents-<br />
und Weihnachtszeit gebacken. Die ist an der Repke<br />
seit Jahren ein besonderes Erlebnis. Bis zum 6. Januar<br />
stellt die Siedlergemeinschaft in ihrer Straße eine<br />
beleuchtete Krippenlandschaft aus. Der Auftakt der gemeinnützigen<br />
Aktion ist am 1. Advent ein Krippennachmittag<br />
auf dem Hof Repke mit lebenden Tieren.<br />
Jeder ist in dieser Zeit willkommen, sich das anzuschauen.<br />
Gäste, die am Wochenende kommen, können sich<br />
anschließend im Bauerncafé stärken. Das hat samstags<br />
und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.<br />
11
Birgit Hursts Sortiment umfasst über 30 verschiedene<br />
Torten und Kuchen. Die gibt es natürlich nicht an jedem<br />
Wochenende. Der absolute Renner ist allerdings immer<br />
zu haben: Die Eistorte „Köster-Spezial“.<br />
Torte „Köster-Spezial“ reist gekühlt<br />
durch die Republik<br />
Das Rezept aus dem ehemaligen Café Köster ist so spezial,<br />
dass sie bereits in weiten Teilen der Republik die Gaumen<br />
erfreute. Als echte Spezialität vom Lennestrand, haben<br />
sich etliche Werdohlerinnen und Werdohler die Torte<br />
als Mitbringsel für Freunde ausgeguckt. Bis nach Hamburg<br />
im Norden und Stuttgart im Süden hat es die sauerländische<br />
Leckerei schon geschafft. Der Transport ist<br />
bisweilen ein engagiertes Vorhaben. „Die Eistorte passt<br />
genau in eine Kühlbox, eingepackt in Kühlakkus“, berichtet<br />
Birgit Hurst: „Sie wird bei der Reise als Letztes im<br />
Auto verstaut und muss bei der Ankunft als Erstes wieder<br />
raus.“ Dann kann man sich die Komposition aus Schokolade,<br />
Marzipan und Preiselbeeren schmecken lassen.<br />
Für Kinder ist die Spezialität allerdings nichts. Es ist auch<br />
Kirschwasser drin.<br />
Für den Nachwuchs hat Birgit Hursts Passenderes im üppigen<br />
Sortiment. Manchmal ist auch etwas dabei, bei<br />
dem die Kinder selbst mitgebacken haben. Wenn Detlef<br />
Hurst am Samstag im historischen Ofen backt, haben<br />
zum Beispiel Ferien- und andere Kinder Gelegenheit sich<br />
das anzuschauen und es selbst auszuprobieren.<br />
Seit 1991 Urlaub auf dem Bauernhof<br />
Urlaub auf dem Bauernhof bieten die Hursts schon seit<br />
1991. Da haben Wilhelm und Edith Hurst die erste Ferienwohnung<br />
eingerichtet. Die Nachfrage war groß. „Manche<br />
Familie verbrachte über Jahre ihren Urlaub in Werdohl“,<br />
erinnert sich Detlef Hurst. Es gibt sogar Kinder von<br />
damals, die heute als Erwachsene vorbeischauen. „Die<br />
haben bei meinen Eltern Familienanschluss.“<br />
Auch heute kommen gerne Familien mit Kindern auf den<br />
Hof Repke. Mittlerweile gibt es dort sieben Wohnungen.<br />
„Da ist für Kinder die Chance groß, gleich bei der Ankunft<br />
neue Freunde zu finden“, berichtet Birgit Hurst. Sie<br />
hat 2005 den Betrieb von ihren Eltern übernommen und<br />
kann sich auch jenseits der Ferien nicht über Gästemangel<br />
beklagen. Dann sind es besonders beruflich Reisende,<br />
die gern auf dem Hof Repke einchecken. Da hat man<br />
Ruhe, die praktischen Annehmlichkeiten einer Wohnung<br />
und bezahlbare Preise. Im vergangenen Jahr war das für<br />
Handwerker und Monteure, die an der A45 den Rasthof<br />
Sauerland errichtet haben, über Monate genau das<br />
Richtige. Und wenn Gäste so lange bleiben, dann ist das<br />
auch ein Grund für eine besondere Aktion. „Ich mach<br />
mal Spanferkel im Holzofen“, hat sich Detlef Hurst gesagt.<br />
Eine Premiere, die bestens geklappt hat.<br />
Wer den Hof Repke kennen lernen will, hat nicht nur zu<br />
den Bauerncafé-Zeiten am Samstag und Sonntag von 14<br />
bis 18 Uhr dazu Gelegenheit. Die Café-Räumlichkeiten<br />
stehen von Montag bis Freitag auch für allerlei Tagesfestivitäten<br />
zur Verfügung, vom Kindergeburtstag bis zum<br />
Familienjubiläum.<br />
Wer eine fröhliche Aktion im Freien möchte, der kann<br />
eine Planwagenfahrt versuchen. Bis zu 20 Personen haben<br />
dort Platz. Bei den Feriengästen steht der immer<br />
dienstags hoch im Kurs, da gibt‘s ein Picknick im Wald.<br />
Für heimische Gäste gibt es das auch an anderen Wochentagen,<br />
so Birgit Hurst: „Einfach melden.“<br />
Vertelleken und Fakten<br />
zum König von Korsika<br />
Bei leckeren Backes-Handschnittchen mit Wurst vom<br />
12
Detlef Hurst (M.) mit Peter Lux (r.) und Thortsten Hirzbruch<br />
von der Siederlergemeinschaft An der Repke und den<br />
Heiligen Drei Königen.<br />
Werdohler Hof Knoche kann man sich dann ein wenig<br />
fühlen wie der König von Korsika. Der hieß Theodor Stephan<br />
von Neuhoff und kannte Hof Repke bestens. Er<br />
hat sich, so sagt man, im 18. Jahrhundert das Brot aus<br />
dem Holzofen schmecken lassen; immer dann, wenn er<br />
bei seinem Onkel Franz Bernhard Johann auf Burg Pungelscheid<br />
zu Gast war. Es ist ein gern erzähltes sauerländisches<br />
Vertelleken, zu dem die Online-Enzyklopädie<br />
Wikipedia durchaus passende Fakten liefert.<br />
Info<br />
- Hof Rekpe, Repke 3, 58791 Werdohl<br />
- Tel. 02392/507700<br />
- info@ferienhof-repke.de<br />
- www.ferienhof-repke.de<br />
- Öffnungszeiten:<br />
- Bauerncafé Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr.<br />
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13
ALTES RIESENRAD SOLL NEUES<br />
DENKMAL WERDEN<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Karussell seit 1928 in Betrieb – Salzwasseranlasser sorgt für sanften Anlauf – TÜV-<br />
Siegel ein Freifahrtschein für weitere drei Jahre<br />
Jahre hat das Gefährt auf dem Buckel, das er vor einem<br />
Jahr von seinem Bruder übernommen hat. Seit 1928,<br />
als Feldmanns Opa das Karussell gekauft hatte, ist es im<br />
Familienbesitz. 2015 musste sich Sven Feldmann entscheiden.<br />
„Entweder nimmst du es oder es geht zurück<br />
nach Orla ins Museum“, habe sein Bruder ihn vor die<br />
Wahl stellt, erzählt der neue Besitzer, der aus einer alten<br />
Schausteller-Familie stammt.<br />
Bewegliches Denkmal hat Werbeeffekt<br />
14<br />
Der TÜV-Aufkleber ist noch ganz frisch. Der Prüfer hatte<br />
das Fahrgeschäft genau inspiziert, die Steuerung selbst<br />
in die Hand genommen „und richtig Gas gegeben“, erzählt<br />
Sven Feldmann, kaum dass der Techniker weg ist.<br />
Mit Zahlung der TÜV-Gebühr und dem Eintrag ins Baubuch<br />
kann der Plettenberger Schausteller sein kleines<br />
Riesenrad zunächst drei Jahre weiter betreiben – bis September<br />
2019. Dann wird das nur 12,50 Meter hohe Himmels-Karussell<br />
gerade seinen 90. Geburtstag hinter sich<br />
haben. Dass es bis dahin „fit“ bleibt, dafür werden Sven<br />
Feldmann und sein Sohn Toni (18) schon sorgen.<br />
Das Betriebsgelände des Schaustellers in Rönkhausen<br />
war gerade vier Tage vor der TÜV-Abnahme auch Ziel eines<br />
Vertreters der Denkmalbehörde aus Münster gewesen.<br />
Denn: Feldmanns Riesenrad ist zwar nur ein kleines<br />
Fahrgeschäft, zugleich aber eine große Rarität. 88<br />
So bleibt das Riesenrad in der Familie – und hat eine Zukunft.<br />
Denn: der Betreiber hat bei der Stadt Plettenberg<br />
den Denkmal-Status beantragt, berichtet Christel Rautenberg,<br />
im Plettenberger Bauamt für Denkmalschutz<br />
zuständig. Vom Riesenrad als beweglichem Denkmal<br />
verspricht sich der Schausteller einen besonderen Werbeeffekt.<br />
Sein Cousin betreibt in Telgte ebenfalls ein altes<br />
Riesenrad, das unter Schutz gestellt wurde. Es gilt als<br />
„exemplarisches Beispiel für die Entwicklungsgeschichte<br />
des Schaustellerwesens“. Christel Rautenberg hat das<br />
Verfahren zur Unter-Schutz-Stellung eingeleitet. „In diesem<br />
Fall ist davon auszugehen, dass es Denkmal wird“,<br />
schätzt sie die Chancen in Sachen Riesenrad als gut ein.<br />
Nach dem Gutachten der Denkmalbehörde beim Landschaftsverband<br />
muss dann noch der Plettenberger Rat<br />
zustimmen – eine Formsache.<br />
Zu Dritt haben die Feldmanns 30 Stunden gebraucht, um<br />
das Rad für TÜV-Abnahme und Begutachtung durch den<br />
Denkmalschützer aufzubauen. „Ein Auto-Scooter steht<br />
in acht Stunden“, rechnet der Chef vor. Vater und Sohn<br />
mussten sich erst einmal in das alte Schätzchen reindenken,<br />
verstehen, wie es auf- und abgebaut wird. Die<br />
Teile werden noch am Seil hochgehievt. Das will Sven<br />
Feldmann ändern – mit einem kleinen Kran, der er auf<br />
den Zugwagen montiert hat. Die braun lackierten Stufen<br />
vorbei am Kassenhäuschen zu den Gondeln „sehen<br />
aus wie Kunststoff“, sagt er, „das sind aber Eichenbretter.“<br />
So sollen sie auch demnächst auch wieder aussehen,<br />
wenn sie abgeschliffen und klar lackiert sind, wie<br />
früher eben. Auch farblich ist dem Betreiber das Riesenrad<br />
an manchen Stellen zu bunt, zu grell. Das soll wieder
dezenter werden, einen nostalgischen Touch bekommen.<br />
Der Vertreter der Denkmalbehörde wird’s gern gehört<br />
haben. Auch wenn es etwas dauert: Die Feldmanns „machen<br />
alles selber: reparieren, lackieren. Es gibt nichts,<br />
was ich wegbringen muss“, ist der Schausteller stolz auf<br />
sein Know-how.<br />
Vor sechs Jahren ist das Riesenrad zuletzt lackiert worden<br />
und sieht noch top aus. „Man muss vorsichtig damit<br />
umgehen.“ Die Fahrgeschäfte sind sein Kapital und<br />
die alten „sind auch mein Hobby“, sagt er. Moderne Karussells<br />
gebe es „an jeder Ecke“. Alte Fahrgeschäfte sind<br />
rar. Und weil sein Opa das Riesenrad schon 1928 gekauft<br />
hatte, war es für ihn auch keine Frage, es zu übernehmen<br />
und weiter zu betreiben.<br />
Decken schützen vor Schrammen<br />
Zwischen Lagerhalle und Gewerbebetrieben an der<br />
Rönkhauser Bahnhofstraße fallen Feldmanns bunte Fahrgeschäfte<br />
auf. Hier lagert, was gerade nicht auf Festen<br />
fährt oder steht. Nach der Inspektion verpacken Vater<br />
und Sohn das historische Riesenrad in zwei Wagen. Eine<br />
Vielzahl von Decken sorgt dafür, dass die Teile möglichst<br />
unbeschadet und ohne Schrammen den Transport überstehen.<br />
„Herzenssache“, sagt der Senior. Neben dem<br />
Rad steht ein altes Kettenkarussell auf dem Lagerplatz<br />
in Rönkhausen. „Da sind wir dran, das aufzuarbeiten“,<br />
sagt Sven Feldmann. Langeweile kommt nicht auf, auch<br />
wenn die Reise-Saison, die im April beginnt, im September<br />
endet.<br />
Mit auf Reisen, von Fest zu Fest, geht das alte Rad aber<br />
nicht. Zweimal im Jahr soll es sich öffentlich drehen. Vor<br />
allem zu Events, die über mehrere Tage gehen. „Das ist<br />
sonst zu arbeitsintensiv“, erklärt der Sven Feldmann. Der<br />
Aufwand soll sich in Grenzen halten. 50 Kilometer im<br />
Umkreis sind die Zielmarke für den Aufbau des Riesenrades.<br />
Eine Station im Reise-Plan ist der Pollhansmarkt<br />
in Schloß Holte-Stukenbrock, der jeweils am dritten Wochenende<br />
im Oktober öffnet. Auf dem Markt dabei zu<br />
sein, hat bei Feldmanns Tradition. Zudem suchen sie<br />
noch einen Weihnachtsmarkt, auf dem sie das alte Riesenrad<br />
aufstellen können. Vielleicht in Celle? Das Angebot<br />
steht, die Organisation macht noch Probleme.<br />
Geschichten für Generationen<br />
Egal, ob in Holte Stukenbrock oder sonstwo. Immer kommen<br />
Omas und Opas mit ihren Enkeln, stehen vor dem<br />
Riesenrad und erzählen dem Nachwuchs: „Da sind wir<br />
schon drin gefahren.“ Wo heute Elektronik den sanften<br />
Anlauf regelt, dafür sorgt, dass die Gondeln genau vor<br />
den Fahrgästen stoppen, regelt das bei Feldmanns historischem<br />
Riesenrad Sohn Toni. Langsam dreht er am Rad,<br />
einst Lenkrad in einem alten Opel Kapitän. Unter den<br />
Trittplatten des Riesenrads, versteckt zwischen den Balken<br />
des Unterbaus, steht ein rechteckiger Behälter. Ebenso<br />
langsam wie der Riesenrad-Fahrer oben den Lenker<br />
bewegt, schließt - durch Seile verbunden - unten der<br />
Deckel des Behälters. Damit senken sich drei Eisenstäbe<br />
ins Salzwasser. Die Flüssigkeit leitet den Strom und das<br />
Riesenrad nimmt langsam, aber schneller werdend Fahrt<br />
auf. Ein Salzwasser-Anlasser als Anfahrregler. Auch der<br />
ist eine Rarität, erfordert Fingerspitzengefühl. Wie alles,<br />
was die Feldmanns in Bewegung setzen.<br />
Dass alles funktioniert und sicher ist, hat der TÜV-Prüfer<br />
gecheckt. „Zweieinhalb Stunden hat die Abnahme gedauert“,<br />
erzählt Sven Feldmann. Danach gab es das TÜV-<br />
Siegel. Damit kann auch das Baubuch verlängert werden:<br />
eine dicke, schwarze Schwarte noch mit Leineneinband<br />
und Ur-Zeichnungen des in Orla (Thüringen) gebauten<br />
Riesenrads auf Leinenblättern. Dazu seitenweise Stempel<br />
und Freigaben – dokumentierte Technik- und Verwaltungsgeschichte.<br />
Mit dem neuen TÜV-Siegel wird sie<br />
nicht enden. Junior Toni Feldmann teilt die Leidenschaft<br />
seines Vaters für die alten Fahrgeschäfte. Für den 18-Jährigen<br />
ist jetzt schon klar: „Ich übernehme das.“<br />
„Ich übernehme gern Verantwortung!“<br />
Wir auch! Denn als starker Vermieter investiert die<br />
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15
EINFACHES LEBEN,<br />
LEBENDIGE KIRCHE<br />
Plettenberger besuchen Partnerkirchenkreis in Tansania<br />
Foto: Olaf Polke<br />
Von Wolfgang Teipel<br />
Pastor Achim Schwarz. Foto: Wolfgang Teipel<br />
20 Tage voller Eindrücke. Eine Reise nach Missenye, dem<br />
Partnerkirchenkreis des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-<br />
Plettenberg, hat Pastor Achim Schwarz und seine beiden<br />
Mitreisenden Beate Krah-Schulte und Olaf Polke aus Plettenberg<br />
mit Erlebnissen überschüttet. Das will erst mal<br />
verarbeitet werden. Pastor Achim Schwarz fällt das zurzeit<br />
nicht leicht. Die Bilder und Begegnungen, die er mit<br />
sich trägt, werden von den Folgen eines schweren Erdbebens<br />
in der Region überschattet. „Ein schwerer Schlag<br />
für die Kagera-Region“, sagt er. 16 Tote und über 500<br />
zum Teil schwer verletzte Menschen, eingestürzte Gebäude<br />
und Häuser, die auf lange Zeit unbewohnbar sein<br />
werden, darunter auch das Pfarrhaus von Minziro: „Eine<br />
schwere Zeit für die Menschen, für unsere Partner in Tansania“,<br />
sagt Achim Schwarz.<br />
20 Tage lang hatte er mit seinen beiden Begleitern die<br />
Region bereist. Wenige Tage nach dem Rückflug nach<br />
Deutschland bebte im Osten nach Tansania die Erde. Viele<br />
Nachbeben folgten. „Das geht einem schon nahe“,<br />
stellt er im Gespräch mit <strong>Komplett</strong> fest.<br />
Dann schiebt er die Gedanken an die Katastrophe doch<br />
für eine Weile zur Seite und denkt an den Besuch zurück.<br />
An das einfache Leben der Menschen auf dem Land,<br />
die Freundlichkeit, mit der die Tansanier den Gästen aus<br />
Deutschland begegnen, an die lebendige Kirche und, ja,<br />
an eine Art Aufbruchsstimmung. „Es wird viel gebaut“,<br />
hat Achim Schwarz beobachtet.<br />
Hunger ist nicht das Problem. „Die Menschen schaffen<br />
es, sich selbst zu versorgen. Was sie nicht selbst benötigen,<br />
verkaufen sie auf den kleinen Märkten.“ Nach wie<br />
vor sei aber die Versorgung mit Trinkwasser sehr schwierig.<br />
Deshalb hatte die Plettenberger Delegation neben<br />
der Botschaft von Gemeinschaft und Partnerschaft auch<br />
ganz praktische Hilfe im Gepäck.<br />
Zusammen mit Beate Krah-Schulte, Olaf Polke und Achim<br />
Schwarz traten zwei Wasseraufbereitungsanlagen die<br />
rund 7200 Kilometer lange Reise über Düsseldorf, Amsterdam<br />
und Dar es Salam nach Missenye an. „Der Wasserrucksack<br />
PAUL (Portable Aqua Unit for Lifesaving) ist<br />
ein Segen für die Region“, sagt Achim Schwarz. PAUL<br />
bietet ohne weitere technische Hilfsmittel die Möglichkeit,<br />
Menschen mit sauberem Wasser zu versorgen. Die<br />
Anlage ist einfach zu bedienen und kommt ganz ohne<br />
Fachpersonal und sogar ohne den Einsatz von Energie<br />
und Chemikalien aus.<br />
PAUL kann circa 400 Menschen ausreichend mit gefiltertem<br />
Wasser versorgen. Die tägliche Filtermenge liegt bei<br />
ca. 1200 Liter Wasser. Eingebaute Membranfilter holen<br />
16
Ein wenig Kisuaheli hat Achim Schwarz<br />
vor und während der Reise gelernt. Und<br />
so konnte er sich von vielen Menschen in<br />
der offiziellen Landessprache verabschieden.<br />
Und das geht so: „Mpao, Omukama<br />
kaligonza tulibonangana“ (Tschüss, so Gott<br />
will werden wir uns wiedersehen).<br />
Und dann denkt Achim Schwarz wieder<br />
an die Menschen, die neu gewonnenen<br />
Freunde in Tansania, und betet, dass sie<br />
die schwere Zeit nach dem Erdbeben überstehen.<br />
Foto: Olaf Polke<br />
Schmutz und 99 Prozent aller Bakterien aus dem Wasser.<br />
Die beiden neuen Einheiten wurden an den Gemeindehäusern<br />
in Kyaka und Minziro aufgestellt. „Wieder ein westlich des Viktoriasees in der Nordwest-Diözese der<br />
Der Kirchenkreis Missenye (Kaskazini B) befindet sich<br />
kleiner, aber wichtiger Schritt“, bilanziert Achim Schwarz. ELCT mit Sitz in Bukoba. Die Bevölkerung gehört zum<br />
Der Transport der rund 23 Kilogramm schweren Kästen Volk der Haya. „Kihaya“ ist die Muttersprache. Kisuaheli,<br />
die offizielle Landessprache, wird nicht von allen<br />
aus Kunststoff bereitete dem Plettenberger Trio im Wesentlichen<br />
keine Probleme. Nur einmal wurde es von gesprochen. Der Kirchenkreis Missenye ist flächenmäßig<br />
größer als der Alt-Kirchenkreis Plettenberg. Er glie-<br />
einem Flughafenmitarbeiter außerhalb des Airport-Geländes<br />
von Dar es Salam in Verlegenheit gebracht. „Der dert sich in fünf Gemeinden: Bugnago, Kashozi, Kyaka,<br />
Minziro und Ngando.<br />
Mann wollte wohl für sich ein Bakschisch herausschlagen“,<br />
vermutet Achim Schwarz. „Wir haben ihm erklärt, Die Gemeinden sind in mehrere Bezirke unterteilt; es<br />
was es mit den blauen Kunststoffkästen auf sich hat und gibt 33 Filialgemeinden. Zusammen mit den ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern arbeiten in Missenye 30 Evan-<br />
ihn dann einfach stehengelassen.“<br />
Im Gedächtnis bleiben ihm aber eher die freundlichen gelisten, vier Pastoren und der Superintendent. Jeder<br />
Menschen, die geben, was sie haben. „Bargeld ist knapp Gemeindebezirk hat etwa 200 bis 1000 Gemeindemitglieder,<br />
die verstreut in Siedlungen und inmitten<br />
in Tansania“, sagt Achim Schwarz. „Wer keins hat, bringt<br />
zur Kollekte in der Kirche eben Früchte aus seinem Garten<br />
kleiner Bananenpflanzungen („Shambas“) wohnen.<br />
mit.“<br />
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17
18<br />
Advertorial<br />
FAMILIENUNTERNEHMEN<br />
MIT LEIDENSCHAFT FÜR STAHL<br />
Westfälische Stahlgesellschaft überzeugt seit 1919 durch Qualität und Zuverlässigkeit<br />
Familienunternehmen in der 3. Generation:<br />
die Geschäftsführer Dr. Markus Krummenerl, Thomas W. Schaumann<br />
und Friedrich Wilhelm Krummenerl jun. (v.l.)<br />
Der Leidenschaft für Stahl hat sich die Firmengruppe<br />
Westfälische Stahlgesellschaft voll und ganz verschrieben.<br />
Das mittelständische Familienunternehmen bietet<br />
seinen Kunden Produkte, die so vielfältig sind wie deren<br />
Anforderungen – von normgemäß bis maßgeschneidert.<br />
Dabei sind Qualität und Zuverlässigkeit die herausragenden<br />
Eigenschaften, auf die die Westfälische Stahlgesellschaft<br />
schon seit drei Generationen setzt und mit denen<br />
sie sich das Vertrauen von Kunden aus der ganzen Welt<br />
und aus vielfältigen Branchen verdient.<br />
Die Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft wird<br />
seit der Gründung 1919 von den Familien Krummenerl<br />
und Schaumann generationenübergreifend geführt. Heute<br />
sind Friedrich Wilhelm Krummenerl sen., Dr. Markus<br />
Krummenerl und Friedrich Wilhelm Krummenerl jun. sowie<br />
Thomas W. Schaumann die geschäftsführenden Gesellschafter<br />
der Gruppe. Die Firmengruppe ragt durch die<br />
Kombination von breit aufgestelltem Stahlhandel, der eigenen<br />
Blankstahlproduktion Ziehwerk Plettenberg, einer<br />
außergewöhnlichen Werkstoffkompetenz sowie einer auf<br />
die Anforderungen der Kunden abgestimmte eigene Logistik<br />
aus der Masse der Stahllieferanten heraus.<br />
Seit 1953 produziert die Firmengruppe hochwertige<br />
Blankstähle im Ziehwerk Plettenberg an der Herscheider<br />
Straße. Jährlich werden hier rund 100.000 Tonnen Stahl<br />
verarbeitet. Das Produktspektrum des Ziehwerks umfasst<br />
gezogene, geschälte oder geschliffene Blankstähle, gefertigt<br />
mit und ohne Wärmebehandlung in unterschiedlichsten<br />
Abmessungen, Ausführungen und Spezifikationen<br />
sowie geschälte Rohre. Das Werkstoffspektrum der<br />
Firmengruppe erstreckt sich von Automaten-, Wälzlager-,<br />
Edelbau- und Werkzeugstählen über hartverchromte Kolbenstangen<br />
bis hin zu Profilen und nahtlosen Rohren.<br />
Neben Blankstahl hat die Firmengruppe Westfälische<br />
Stahlgesellschaft auch gewalzten und geschmiedeten<br />
Stabstahl, Rohre und Edelstahl im Angebot. Jährlich gehen<br />
mehr als 250.000 Tonnen Stahl auf die Reise zum<br />
Kunden.<br />
Das Blankstahlcenter im Ziehwerk<br />
Plettenberg ist eine der modernsten<br />
und komplexesten Anlagen zur<br />
Herstellung geschälten Blankstahles<br />
weltweit.
Während der Produktion werden laufend Qualitätsprüfungen<br />
vorgenommen.<br />
Entsprechend finden die hochwertigen Produkte in den<br />
verschiedensten Märkten Anwendung: in der Automobilund<br />
deren Zuliefererindustrie, dem Schiffs- und Maschinenbau,<br />
der Hydraulikindustrie oder bei der Herstellung<br />
von Windkraftanlagen. „Unser Anspruch ist es dabei, Lösungen<br />
in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden<br />
zu definieren“, betont Dr. Markus Krummenerl. „So liefern<br />
wir Produkte, die optimal auf die spezifischen Anforderungen<br />
unserer Kunden abgestimmt sind.“<br />
Seit Juli 2012 verfügt die Firmengruppe mit ihrem neuen<br />
Blankstahlcenter im Ziehwerk Plettenberg über eine der<br />
modernsten Schälanlagen weltweit. Auf 55 Meter Länge<br />
werden Stabstähle mit einem Durchmesser von 10 bis 54<br />
Millimetern vollautomatisch in einer Linie geschält, gerichtet,<br />
zerstörungsfrei geprüft und endbearbeitet. Dabei<br />
werden Verfahren eingesetzt, die die Eigenspannungen<br />
im Querschnitt der geschälten Stäbe deutlich reduzieren.<br />
Dies sorgt für höchste Präzision und die Einhaltung enger<br />
Formtoleranzen. Die Erweiterung der Kapazität im Ziehwerk<br />
Plettenberg war den Unternehmern einiges wert:<br />
Sie investierten zehn Millionen Euro in das Blankstahlcenter.<br />
Ein weiterer wichtiger Bereich der Gruppe ist die Werkstoffanalytik.<br />
Für die Werkstoffprüfung stehen in der<br />
Metallografie nicht nur Lichtmikroskope im Vergrößerungsbereich<br />
von 5- bis 1500-facher Vergrößerung zur<br />
Verfügung, sondern auch ein Feldemissions-Rasterelektronenmikroskop<br />
(FE-REM) mit der Möglichkeit der Elektronenstrahl-Mikroanalyse.<br />
„Das REM hat nicht nur eine<br />
extreme Schärfentiefe, sondern ermöglicht auch Aufnahmen<br />
mit einer Auflösung bis zu 0,8 nm. Ein Nanometer<br />
ist ein Millionstel Millimeter“, erklärt der Werkstoffingenieur<br />
Thomas Schaumann. Für ihn bedeutet Leidenschaft<br />
für Stahl, täglich werkstoffkundliches Wissen und<br />
modernste Produktionstechnik in stabilen Fertigungsprozessen<br />
zusammenzuführen.<br />
Mit ihrem breiten Spektrum mechanischer, technologischer,<br />
physikalischer und metallografischer Untersuchungen<br />
stellen die Werkstoffspezialisten im Ziehwerk Plettenberg<br />
Tag für Tag sicher, dass jedes Stahlprodukt genau<br />
den Anforderungen entspricht: für eine perfekte Qualität,<br />
zuverlässige Produkte und zufriedene Kunden.<br />
Im Zugversuch wird die Einhaltung der<br />
mechanischen Kennwerte überprüft.<br />
Das hochmoderne Feldemmissions-Rasterelektronenmikroskop<br />
bildet das Herzstück der Werkstoffanalytik.<br />
19
„Wir sind in der Lage, Prüfungen von Werkstoffeigenschaften<br />
vorzunehmen, die nicht jeder kann“, stellt<br />
Thomas Schaumann nicht ohne Stolz fest. Der Werkstoff<br />
Stahl wird in der Industrie immer mehr ausgereizt. Daher<br />
ist eine immer bessere Prüftechnik Voraussetzung,<br />
um den Ansprüchen gerecht zu werden.<br />
Die Inhaber der Westfälischen Stahlgesellschaft handeln<br />
nach dem Prinzip, möglichst wenig auszulagern. „Unsere<br />
Philosophie lautet: Das wollen wir selbst können“,<br />
erklärt Friedrich Wilhelm Krummenerl jun. Das gilt auch<br />
für den Bereich der Logistik. Die Lagerkapazitäten der<br />
Westfälischen Stahlgesellschaft erlauben es ihr, jederzeit<br />
flexibel auf Materialanforderungen zu reagieren. Rund<br />
50.000 Tonnen Stahl lagern als Roh- und Fertigmaterial<br />
in Freilagern und modernsten Lagerhallen. Aber auch<br />
die kurzfristige Herstellung und Lieferung von Sonderwünschen<br />
in Form von kundenindividuell bearbeiteten<br />
Walz- bzw. Blankstählen sind für die Plettenberger Stahlspezialisten<br />
selbstverständlich. Ein durchdachtes und<br />
kompetentes Logistikmanagement sorgt dafür, dass die<br />
Produkte just in time bei den Kunden angeliefert werden<br />
– in Deutschland und in der ganzen Welt.<br />
Als inhabergeführtes Unternehmen betreibt die Westfälische<br />
Stahlgesellschaft eine positive Standortpolitik.<br />
Sichtbarer Ausdruck dieser Politik ist das neue Hochregallager<br />
in Plettenberg, das noch in diesem Jahr in Betrieb<br />
genommen werden soll. Auf der Gesamtfläche von<br />
1600 Quadratmetern und 22 Meter hoch stehen 3550<br />
Kassettenplätze für Stablängen bis sieben Meter zur Verfügung.<br />
Diese Kassettenplätze werden vollautomatisch<br />
angefahren.<br />
Das Hochregallager wird zwischen zwei Produktionshallen<br />
errichtet und bildet eine Schnittstelle zwischen Produktion<br />
und Handel. „Wir optimieren die Flächennutzung<br />
und erhöhen die Kapazität um das vier- bis fünffache“,<br />
erklärt Dr. Markus Krummenerl. Darüber hinaus wird mit<br />
dem Hochregallager die Voraussetzung für weitere Investitionen<br />
am Standort Plettenberg geschaffen. Der gewonnene<br />
Platz wird u.a. für einen weiteren Glühofen<br />
genutzt. In diesem können unter Schutzgas nicht nur<br />
Weich- und Entspannungsglühungen durchgeführt werden,<br />
sondern auch Glühungen zur Einstellung spezieller<br />
magnetischer Eigenschaften.<br />
Es ist also sichergestellt, dass die Westfälische Stahlgesellschaft<br />
in Plettenberg auch in Zukunft ihrer Leidenschaft<br />
für Stahl nachgeht. Mit etwa 175 Mitarbeitern am<br />
Standort Plettenberg und knapp 300 Mitarbeitern in der<br />
gesamten Gruppe ist die Westfälische Stahlgesellschaft<br />
ein wichtiger Arbeitgeber. Qualität und Zuverlässigkeit -<br />
diese Eigenschaften zeichnen das Familienunternehmen<br />
auch in dieser Hinsicht aus.<br />
INFO<br />
• Die Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft<br />
besteht aus vier Firmen an drei Standorten.<br />
• Neben Ziehwerk Plettenberg und dem Handelshaus<br />
Westfälische Stahlgesellschaft am Stammsitz<br />
in Plettenberg gehören dazu Handelshäuser<br />
in Löhne (Ostwestfalen) und Stuhr-Brinkum (bei<br />
Bremen).<br />
ZAHLEN<br />
• Knapp 300 Mitarbeiter sind bei der Firmengruppe<br />
Westfälische Stahlgesellschaft beschäftigt, davon<br />
175 am Standort Plettenberg.<br />
• 100.000 Tonnen Stahl werden pro Jahr im Ziehwerk<br />
Plettenberg verarbeitet.<br />
• Mehr als 250.000 Tonnen Stahl liefert die Firmengruppe<br />
jährlich an ihre Kunden.<br />
• Bis zu 50.000 Tonnen Stahl werden als Roh- und<br />
Fertigmaterial in Freilagern und modernsten Lagerhallen<br />
bevorratet.<br />
• 3.550 Kassettenplätze à 4 Tonnen stehen im neuen<br />
Hochregallager in Plettenberg zur Verfügung.<br />
20
Advertorial<br />
EIN HOCHREGALLAGER<br />
WIRD GEBAUT<br />
Mit System plettac SL 70 von<br />
ALTRAD plettac assco für alle Aufgaben<br />
bestens gerüstet<br />
Die Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft (WS)<br />
muss am Stammsitz in Plettenberg im Sauerland die<br />
Lagerkapazität erhöhen. Es wird dringend mehr Platz<br />
für die Stahllagerung benötigt. Aus diesem Grund lässt<br />
die Firma im Elsetal ein 22 Meter hohes Hochregallager<br />
bauen.<br />
Die System Gerüstbau GmbH aus Lüdenscheid erstellte<br />
das Gerüst, mit dessen Hilfe die Dachdeckerarbeiten<br />
erfolgten sowie eine wärmedämmende Fassadenverkleidung<br />
angebracht wurde. Eine Firma mit dem Knowhow<br />
von über 40 Jahren Erfahrung als kompetenter Gerüstpartner,<br />
die auf Anforderungen der Kunden und den<br />
komplexen Herausforderungen des Marktes optimal vorbereitet<br />
ist. Für Auftraggeber und Kunden bedeutet dies<br />
ein Höchstmaß an Planungssicherheit.<br />
Mit dem bewährten plettac SL 70 der ALTRAD plettac<br />
assco GmbH kann diese Aufgabe bestens gemeistert<br />
werden. Das plettac SL 70 ist ein flexibles Rahmen-<br />
Gerüstsystem, dessen verschiedene Bauteile sich einfach<br />
zusammenstecken lassen. Mit einem breit gefächerten<br />
Angebot an Belägen in Feldlängen von 0,74 - 4,00<br />
Meter aus den unterschiedlichen Materialien, Holz,<br />
Aluminium und Stahl. So passt sich das Gerüst optimal<br />
an unterschiedlichste Grundrisse an und ein Überrüsten<br />
wird verhindert. Ein weiterer Vorteil: Man muss die<br />
Lotjustierung nur einmal ausrichten, bei allen weiteren<br />
Gerüstlagen erfolgt dann eine automatische Ausrichtung.<br />
Durch statisch ideal definierte Knotenpunktanschlüsse<br />
für die außen liegenden Diagonalen kann sehr einfach<br />
ein - auch in der Bauphase - stabiles Gerüst erstellt<br />
werden. Da die Diagonalen außen liegen, steht die<br />
Arbeitsfläche voll zur Verfügung. Diese Diagonalen lassen<br />
sich sehr schnell und ohne Werkzeug montieren. Die<br />
Belagkopfstücke liegen direkt auf den Vertikalrahmen auf<br />
und werden durch Sternbolzen gehalten, dadurch wird die<br />
Abtragung der Kräfte und die Stabilisierung des Gerüstes<br />
sichergestellt - ein zusätzliches Plus an Sicherheit.<br />
Der Aufbau in Plettenberg erfolgte nach der statischen<br />
Berechnung von Joachim Specht in Schalksmühle, die auf<br />
Grund der abweichenden Verankerungsmöglichkeiten<br />
durch den hohen Wandabstand vorgenommen werden<br />
musste. Für die Verankerung wurden Rohrschlösser<br />
an den Stahlträgern des Hochregallagers angebracht,<br />
die nach der Fassadenmontage durch Daueranker<br />
ersetzt werden sollen. Um die Parallelverschiebung<br />
des Gerüstes zur Fassade zu unterbinden, musste fast<br />
jedes Gerüstfeld mit Diagonalen ausgestattet werden.<br />
Zum jetzigen Zeitpunkt beträgt der Wandabstand zur<br />
Stahlkonstruktion ca. 50 cm, so dass zur Absturzsicherung<br />
ein innenliegender Seitenschutz vorzusehen ist.<br />
Für die Montage der Innengeländer wurde die neue<br />
plettac Geländerschiene verwendet, die sich schnell<br />
am Innenstiel montieren lässt und zwei Kippstifte und<br />
eine Bordbretthalterung bietet. Die Fanglage wurde<br />
mit 0,32 m breiten Konsolen nach innen und Dachfang<br />
ausgestattet.<br />
Mithilfe eines Böcker Schrägbauaufzuges haben<br />
fünf Mitarbeiter der System Gerüstbau GmbH das<br />
Gerüstmaterial in die Höhe befördert. Er ist eine<br />
besonders leichte und flexible Transportlösung. Dank<br />
unterschiedlichster Lastaufnahmemittel und Zubehörteile<br />
werden die Geräte praktisch allen Anforderungen auf<br />
einer Baustelle gerecht. Der vorgegebene Zeitrahmen<br />
zur Gerüsterstellung von 10 Tagen konnte spielend<br />
eingehalten werden.<br />
www.plettac-asco.de<br />
21
WINDENERGIE - FLUCH ODER<br />
SEGEN?<br />
Text Bernhard Schlütter<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Städte und Gemeinden sehen sich<br />
unter Handlungszwang – Gegner<br />
prangern Naturzerstörung an –<br />
eine komplette Bestandsaufnahme<br />
Für die einen ist sie der Heilsbringer schlechthin im<br />
Prozess der Energiewende, andere beurteilen sie als<br />
Natur zerstörend und uneffektiv – an der Windenergie<br />
scheiden sich die Geister.<br />
Im Sauerland sind derzeit viele Kommunen dabei,<br />
über Änderungen in ihren Flächennutzungsplänen<br />
Konzentrationszonen für den Bau von Windkraftanlagen<br />
auszuweisen. Die Kommunalverwaltungen<br />
sehen darin das Instrument, einerseits den<br />
Ausbau erneuerbarer Energien auf ihrer Fläche<br />
zu unterstützen, andererseits ungeplanten negativen<br />
Entwicklungen – Stichwort „Verspargelung<br />
der Landschaft“ – vorzubeugen. Durch die Festlegung<br />
von Vorrangflächen für Windräder würden<br />
sie die Planungshoheit behalten. Weise<br />
man nicht Flächen in substanzieller<br />
Größenordnung aus, mache man sich<br />
juristisch angreifbar und laufe Gefahr,<br />
Windräder an nicht gewünschten Standorten<br />
genehmigen zu müssen, lautet der Tenor.<br />
Doch gegen die Ausweisung von Konzentrationsflächen<br />
für Windräder wächst der Widerstand<br />
unter den Bürgerinnen und Bürgern. Gerade<br />
im Sauerland würde durch den Bau von<br />
Windkraftanlagen, deren moderne Ausführungen<br />
200 Meter und höher ausfallen, in Waldgebieten<br />
nicht hinnehmbare Zerstörungen der<br />
Natur angerichtet, argumentieren die Gegner.<br />
Sie beurteilen die Planungen als vorauseilenden<br />
Gehorsam, zusätzlich angetrieben durch<br />
Profitgier, denn Windenergieinvestoren würden<br />
Kommunen und Grundstücksbesitzern satte<br />
Pachteinnahmen und Gewinnbeteiligungen<br />
in Aussicht stellen.<br />
Das <strong>Komplett</strong>-Magazin macht eine Bestandsaufnahme.<br />
Welche Planungen für Windenergie<br />
werden zwischen Verse und Sorpe verfolgt?<br />
Beispielhaft werden Positionen von<br />
Kommunen, Bürgerinitiativen gegen den Bau<br />
von Windrädern, Investoren und Energieversorgern<br />
dargestellt.<br />
22
GEGENWIND FÜR WINDRÄDER<br />
AUF DER HOHEN MOLMERT<br />
„Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Stromerzeugung<br />
aus erneuerbaren Energieträgern auf mindestens 35 Prozent<br />
steigen. Im Energiemix der Zukunft wird die Windenergie<br />
eine zentrale Rolle übernehmen.“ Das erklärte<br />
Ziel der Bundesregierung ist auf der Internetpräsenz<br />
bundesregierung.de nachzulesen. Diesen energie- und<br />
klimaschutzpolitischen Zielen will sich die Stadt Plettenberg<br />
nicht verschließen. Durch eigene Planungen sollen<br />
die zukünftigen Entwicklungen geordnet und verträglich<br />
umgesetzt werden. Durch die Änderung des Flächennutzungsplans<br />
sollen Konzentrationszonen für Windenergieanlagen<br />
dargestellt werden.<br />
Nach systematischer Betrachtung des gesamten Stadtgebiets<br />
wurden die Flächen Lenneraum West-Zentrum<br />
(nördlich von Ohle an der Stadtgrenze zu Neuenrade),<br />
Hohe Molmert und Wüstung Höh (zwischen Holthausen<br />
und Grimminghausen) als geeignet auserkoren. In der<br />
Summe sind das rund 260 Hektar und damit 2,6 Prozent<br />
des Stadtgebietes. Abzüglich der Tabuflächen, auf denen<br />
aufgrund tatsächlicher und rechtlicher Gründe die Errichtung<br />
von Windenergieanlagen ausgeschlossen ist, sind<br />
das sogar fast 4 Prozent. Damit läge Plettenberg deutlich<br />
über dem landesplanerischen Ziel, in NRW 2 Prozent der<br />
Landesfläche für Windenergie bereitzustellen.<br />
Zum Widerstand gegen einen Windpark auf der Hohen<br />
Molmert ist die Bürgerinitiative Gegenwind Plettenberg<br />
angetreten. Aus acht Gründungsmitgliedern im Mai <strong>2016</strong><br />
sind inzwischen über 80 Mitglieder geworden, aus der<br />
Initiative ein Verein. Vereinszweck ist der Schutz der Natur<br />
im Waldgebiet der Stadt Plettenberg, insbesondere<br />
im Bereich Hohe Molmert/Wüstung Höh und der dort<br />
lebenden besonders geschützten Tierarten sowie der<br />
menschlichen Gesundheit der Bürger vor den Folgen des<br />
geplanten Windparks.<br />
„Windräder sind industrielle Anlagen und die gehören<br />
nicht in den Wald“, macht Robert Lützenkirchen, 1. Vorsitzender<br />
von Gegenwind Plettenberg, die Position des<br />
Vereins klar. Der 2. Vorsitzende Dirk E. Brockhaus ergänzt:<br />
„Das Stadtgebiet würde völlig verschandelt und das wegen<br />
nichts.“<br />
Die Mitglieder von Gegenwind Plettenberg haben in den<br />
vergangenen Monaten umfangreiche Informationen zum<br />
Thema Windenergie gesammelt, Stellungnahmen von<br />
einer auf Windenergie spezialisierten Anwaltskanzlei<br />
eingeholt und selbst Ausschau nach geschützten Vogelarten<br />
im Einflussbereich des geplanten Windparks auf<br />
der Hohen Molmert gehalten. „Wir haben Sichtungen<br />
von zum Beispiel Rotmilanen und Schwarzstörchen dokumentiert“,<br />
berichtet der erfahrene Jäger Robert Lützenkirchen<br />
im Gegensatz zum von der Stadt in Auftrag<br />
gegebenen Artenschutzgutachten. Mit der Weitergabe<br />
dieser Informationen an Bürger, Politik und Behörden<br />
wollen die Vereinsmitglieder ein Umdenken erreichen.<br />
23
Unterstützung fanden die Windparkgegner<br />
u.a. vom Landschaftsbeirat<br />
des Märkischen Kreises. Dieser empfiehlt<br />
in seiner Stellungnahme, auf<br />
die Konzentrationszone Hohe Molmert/Wüstung<br />
Höh zu verzichten.<br />
Dem Landschaftsbeirat gehören 16<br />
Organisationen an. „Nicht nur Naturschützer,<br />
sondern auch Naturnutzer“,<br />
betont Dirk Brockhaus das Gewicht<br />
dieser Stellungnahme.<br />
„Ein Problem ist, dass seit 2012 im<br />
Prinzip Einigkeit über die Teilnahme<br />
an der Windenergie herrscht. Die Bedingungen<br />
haben sich seitdem geändert, aber die Handelnden<br />
in Rat und Verwaltung wollen nicht umdenken“,<br />
meint Robert Lützenkirchen. „Unser Ziel ist es, das Projekt<br />
anzuhalten und einen Weg zu finden, ohne Windräder<br />
im Wald zu bauen.“ Dafür spreche man direkt mit<br />
Rat und Verwaltung. „Wir wollen nicht öffentlich aufeinander<br />
eindreschen.“<br />
Die Windkraftgegner nehmen allerdings kein Blatt vor den<br />
Mund. Die Stadt verfolge die Windparkpläne auf der Hohen<br />
Molmert so beharrlich, weil sie plane, sich selbst über<br />
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die Stadtwerke an den Windkraftprojekten zu beteiligen.<br />
In der Tat sind beträchtliche Flächen im Plangebiet im<br />
Besitz der Stadt Plettenberg. Und die PNE Wind AG, die<br />
als Projektierer den Windpark errichten will, teilte dazu<br />
bereits im März <strong>2016</strong> mit: „PNE Wind plant, auf dem<br />
Bergrücken im Bereich Hohe Molmert und Wüstung Höh<br />
mit hohen Investitionen einen Windpark mit fünf Windkraftanlagen<br />
zu errichten. Etwa die Hälfte der Fläche, die<br />
für den Windpark benötigt wird, gehört privaten Grundstücksbesitzern,<br />
mit denen sich PNE Wind bereits vertraglich<br />
über die Flächennutzung geeinigt hat. Ein anderer<br />
Teil der Potentialfläche für Windenergie gehört der<br />
Stadt, die sie verpachten will. „In einer Ratssitzung warb<br />
das Unternehmen für die Zustimmung der Stadt zu dem<br />
geplanten Windpark.“ Etwa 100.000 Euro jährlich stellt<br />
PNE als Pachteinnahmen für die Stadt in Aussicht. Dazu<br />
kämen Einnahmen aus der Gewerbesteuer und die Beteiligung<br />
heimischer Firmen bei den Baumaßnahmen.<br />
Dirk Brockhaus hält diese vermeintlichen Gewinnaussichten<br />
für Wunschdenken. „Der Bau von Windparks ist ein<br />
reines Fördermodell ohne Umweltnutzen.“ Daran verdienen<br />
würden nur die Projektgesellschaften, die für<br />
den Bau Subventionen kassierten. „Die Übernahme des<br />
Windparks würde für die Stadtwerke eine Investition von<br />
20 Millionen Euro bedeuten und das Risiko eines Verlusts<br />
von einer Million Euro pro Jahr. Es gibt reichlich Beispiele<br />
von Kommunen, die schon Verluste einfahren.“<br />
Die Initiative Gegenwind Plettenberg will daher weiter<br />
darauf hinwirken, möglichst einen Herbststurm gegen<br />
die Windparkpläne zu entfesseln. „Wir informieren<br />
über unsere Homepage, mit Broschüren und Newsletter“,<br />
zählt Robert Lützenkirchen Aktionen auf. Dirk Brockhaus<br />
schließt für die Zukunft aber auch den Rechtsweg<br />
nicht aus: „Wenn sachliche Argumente nicht ausreichen,<br />
sind eben rechtliche Schritte nötig.“<br />
Dingeringhausen: Direkt<br />
hinterm Dorf kreist das Windrad<br />
24
IN NEUENRADE SOLL EIN<br />
WINDPARK MIT SECHS<br />
ENERCON E115 ENTSTEHEN<br />
Von Uwe Tonscheidt<br />
Geht es in Neuenrade planmäßig weiter, dann werden<br />
im kommenden Jahr sechs Windkraftanlagen im Bereich<br />
Giebel/Kohlberg entstehen. Das Gladbecker Unternehmen<br />
SL-Naturenergie hat beim Märkischen Kreis einen<br />
entsprechenden Bauantrag gestellt. Projektentwickler Joachim<br />
Schulenburg hofft in den kommenden Monaten<br />
auf eine Baugenehmigung. Die Bezirksregierung Arnsberg<br />
hat im September den Beschluss des Neuenrader<br />
Rates genehmigt, im Bereich Giebel/Kohlberg eine Vorrangfläche<br />
für Windkraftanlagen auszuweisen.<br />
Bürgermeister: Planerische Steuerung<br />
gegen Verspargelung der Landschaft<br />
Dass die Bezirksregierung in Arnsberg binnen sechs Wochen<br />
die Neuenrader Beschlüsse genehmigte, sieht Bürgermeister<br />
Antonius Wiesemann als Beleg, dass im Rathaus<br />
gute planerische Arbeit geleistet worden ist. Ziel sei<br />
es gewesen, so der Rathauschef im Gespräch mit dem<br />
<strong>Komplett</strong>-Magazin, eine „Verspargelung“ der Landschaft<br />
zu verhindern. Mit Verspargelung ist gemeint, dass rund<br />
um Neuenrade an verschiedenen Stellen Windkraftanlagen<br />
entstehen. Das wäre planungsrechtlich möglich,<br />
wenn die Stadt nicht von ihrem Recht Gebrauch macht,<br />
den Bau von Windkraftanlagen auf eine oder mehrere<br />
Vorrangflächen zu begrenzen.<br />
Neuenrades erste und bislang einzige<br />
Windkraftanlage wurde 1994 errichtet.<br />
Ganz unbekannt ist solch ein Verfahren in der Hönnestadt<br />
nicht. Vor Jahren hatte Neuenrade in der Nähe<br />
Altenaffelns eine Vorrangfläche für Windkraftanlagen<br />
ausgewiesen und damit Anlagen an anderer Stelle verhindert.<br />
Diese Fläche hatten immer mal wieder Interessenten<br />
in ihre Planungen aufgenommen, realisiert wurden<br />
Anlagen dort nicht.<br />
Die Kapazität dieser Altenaffelner Fläche reiche nach<br />
aktuellen Anforderungen nicht aus, erläutert Wiesemann<br />
im Gespräch mit dem <strong>Komplett</strong>-Magazin. Deshalb<br />
habe man sich ersatzweise auf die Suche nach<br />
einer neuen Fläche gemacht. Für die Fläche auf der<br />
Giebel nahe des Kohlbergs habe man sich entschieden,<br />
weil dort 84 Hektar als Konzentrationsfläche<br />
für Windkraftanlagen ausgewiesen werden können.<br />
25
Alle anderen möglichen Lösungen hätten letztlich dazu<br />
geführt, dass an mehreren Stellen Windkraftanlagen ins<br />
Landschaftsbild eingreifen.<br />
Bürgerinitiative kritisiert Projekt und<br />
erwägt juristische Schritte<br />
Mit der Entscheidung ist die Bürgerinitiative „Rettet den<br />
Kohlberg e.V.“ überhaupt nicht einverstanden. Sie hat im<br />
vergangenen Jahr besonders in Dahle Widerstand gegen<br />
die Neuenrader Windkraftplanungen organisiert. „Wir<br />
gehen davon aus, dass die Planungen rechtlich nicht in<br />
Ordnung sind“, sagt der Neuenrader Rechtsanwalt Ulrich<br />
Schorner im Gespräch mit dem <strong>Komplett</strong>-Magazin.<br />
Er ist stellvertretender Vorsitzender der Initiative. Man<br />
werde das anstehende Genehmigungsverfahren mit einem<br />
Verwaltungsrechtler bewerten und dann entscheiden,<br />
welche juristischen Schritte möglich sind. Das könne<br />
auch dazu führen, dass die jetzt vom Neuenrader Rat<br />
geschaffenen planungsrechtlichen Voraussetzungen, dabei<br />
noch einmal überprüft werden.<br />
Projektplaner: Alle geforderten<br />
Sicherheitsaspekte berücksichtigt<br />
Dass vor Ort mit juristischen Schritten zu rechnen ist, ist<br />
für Projektplaner Schulenburg mittlerweile alles andere<br />
als die Ausnahme: „Das ist für uns Alltag geworden“.<br />
Sollte es nach einer Baugenehmigung rechtliche Schritte<br />
geben, werde man sich diese genau ansehen. Wenn<br />
dabei keine neuen Aspekte vorgetragen werden, werde<br />
man sich um eine zügige Realisierung bemühen. Die<br />
Planungen würden alle gesetzlich geforderten Aspekte<br />
enthalten. Abstände, Schall, Schattenwurf seien so geplant,<br />
dass es keine Belastung für Wohngebiete gebe.<br />
Die Standorte seien so gewählt, dass die Rotorblätter<br />
nicht die Hauptwanderwege überdrehen. Die Anlage sei<br />
mit einer Rotorblattheizung ausgestattet, damit es keine<br />
Probleme mit Eis gebe.<br />
206 Meter hoch -<br />
„Das ist sechsmal der Floriansturm“<br />
Einen Kritikpunkt könne man allerdings nicht entkräften,<br />
so Schulenberg. Das ist die optische Beeinflussung der<br />
Landschaft. Die Windkraftanlagen der Firma Enercon sind<br />
inklusive Rotorspitze 206 Meter hoch. „Das ist sechsmal<br />
der Dortmunder Floriansturm“, kritisiert Ulrich Schorner<br />
die außerordentlichen Dimensionen der Anlagen, mitten<br />
in Neuenrades Naherholungsgebiet. Er wünscht sich eine<br />
geeignetere Fläche.<br />
„Naherholungsgebiet habe man in Südwestfalen fast<br />
überall“, sagt dazu Antonius Wiesemann. Wenn es dort<br />
keine Windkraftanlagen geben soll, sei das Sache des<br />
Landesgesetzgebers.<br />
Die Dimension der Anlage ist allerdings auch ein Argument<br />
für Wirtschaftlichkeit. Schulenberg: Der höhere Ertrag sorge<br />
dafür, „dass das betriebswirtschaftliche Risiko abnimmt“.<br />
Die für den geplanten Windpark angestellten Messungen,<br />
so der Projektplaner, lasse einen Stromertrag zwischen 50<br />
bis 60 Mio. Kilowattstunden erwarten. Das sei der durchschnittliche<br />
Jahresverbrauch von 13.500 Haushalten, rund<br />
40.000 Menschen. Ein solches Projekt könne ein Schritt in<br />
Richtung örtliche Energie-Autakie sein.<br />
Private Beteiligungen sind möglich<br />
Der wirtschaftliche Ertrag solle vorwiegend vor Ort zugute<br />
kommen. Deshalb würde nach Genehmigung der<br />
Anlagen dort das Gespräch gesucht, um Bürger und heimische<br />
Wirtschaft an dem über 30-Mio.-Euro-Projekt zu<br />
beteiligen. Das sei Teil der Firmenphilosophie von Firmengründer<br />
Klaus Schulze Langenhorst, sagt Schulenberg.<br />
Diejenigen, die die Anlagen vor Ort haben, sollen<br />
auch Teil der Wertschöpfung sein, „Renditen generieren<br />
können.“ Finanzierungen würden mit Geldinstituten vor<br />
Ort bewerkstelligt und bei Beteiligungen gelte „private<br />
Beteiligung vor gewerblicher“, „lokale/regionale Beteiligung<br />
vor externer“.<br />
Die finanziellen Erträge, mutmaßt Kritiker Ulrich Schorner,<br />
könnten die eigentliche Motivation sein, die Anlagen im<br />
Bereich Giebel/Kohlberg zu ermöglichen. Fünf der sechs<br />
Standorte befänden sich auf städtischem Grund.<br />
Dass es sich überwiegend um städtische Grundstücke<br />
handelt, wird von der Stadtverwaltung bestätigt. Heftig<br />
widersprochen wird allerdings der Mutmaßung, dass das<br />
bei der Entscheidungsfindung eine Rolle gespielt habe.<br />
Bürgermeister Wiesemann weist darauf hin, dass es<br />
2012 Zielsetzung eines CDU Antrages war, sich bei Windkraftprojekten<br />
vor Ort um einen Bürgerwindpark zu bemühen.<br />
Eine Perspektive, die im Neuenrader Rat eine<br />
breite Mehrheit hat.<br />
Bestehende Windkraftanlagen im MK:<br />
Altena (0), Balve (6), Halver (1), Hemer (1),<br />
Herscheid (1), Iserlohn (2), Kierspe (1), Lüdenscheid<br />
(1), Meinerzhagen (5), Menden (1), Nachrodt-<br />
Wiblingwerde (3), Neuenrade (1), Plettenberg (3),<br />
Schalksmühle (3), Werdohl (0)<br />
Aktuell beantragte Windkraftanlagen im MK:<br />
Neuenrade (6), Nachrodt-Wiblingwerde (2),<br />
Lüdenscheid (1), Halver (1)<br />
Quelle: Märkischer Kreis<br />
26
WINDKRAFTANLAGE AUF DEM<br />
BERGHAHN VERBESSERT<br />
LÜDENSCHEIDS CO2-BILANZ<br />
Forstwirt Hermann-Josef Freiherr von Hövel legt Wert auf Nachhaltigkeit -<br />
Flächenwahl bildet Kompromiss zwischen Klima- und Naturschutz Von Wolfgang Teipel<br />
Leichter Nieselregen legt sich über die Lüdenscheider<br />
Wälder. Hermann-Josef Freiherr von Hövel steht auf<br />
dem Berghahn hoch über der Versetalsperre. Der Diplom-Forstwirt<br />
aus Havixbeck hält ein kleines Windrad<br />
aus Holz in der Hand. Es stammt aus dem Büro der städtischen<br />
Klimaschutz-Managerin Sara Kunkel. Hinter ihm<br />
erstreckt sich eine rund 2500 Quadratmeter große gerodete<br />
Waldfläche, die seiner Familie gehört. Schon im<br />
ersten Quartal 2017 soll hier eine Windkraftanlage mit<br />
einer Gesamthöhe von 195 Metern und einer Leistung<br />
von drei Megawatt (Typ E 115, Hersteller Enercon) in Betrieb<br />
gehen.<br />
Vor zwei Wochen wurde das Fundament gegossen. Es<br />
muss rund einen Monat aushärten, bevor Anfang <strong>Dezember</strong><br />
die ersten Elemente verbaut werden können.<br />
Bauherr und Betreiber der Anlage, die den Strombedarf<br />
von 2000 Haushalten decken kann, ist die „Windkraft<br />
Versetalsperre GmbH & Co. KG“. An ihr sind die Stadtwerke<br />
Iserlohn (70 Prozent) und Mark-E (30 Prozent)<br />
beteiligt. „Die Beteiligung weiterer Stadtwerke aus der<br />
Region ist vorgesehen“, heißt es in einer Mitteilung der<br />
Projektgesellschaft.<br />
„Mit dem Bau dieser Anlage wird ein weiterer zentraler<br />
Punkt des Klimaschutzkonzeptes der Stadt Lüdenscheid<br />
umgesetzt“ freut sich Sara Kunkel. Drehen sich die mächtigen<br />
Rotoren wie geplant, verbessere sich die Klimabilanz<br />
der Stadt jährlich um rund 5200 Tonnen CO2. Ein,<br />
um ein Modewort zu benutzen, nachhaltiges Projekt.<br />
Für Hermann-Josef Freiherr von Hövel, dessen Familie<br />
zahlreiche Wälder, unter anderem im Raum Hagen und<br />
im Märkischen Kreis gehören, ist Nachhaltigkeit nichts<br />
Neues. „Der Begriff wurde vor 300 Jahren von einem<br />
Forstmann geprägt“, lacht er. Nicht mehr entnehmen<br />
als nachwächst, so hält es seine Familie seit inzwischen<br />
über 300 Jahren.<br />
Anlage kann in 25 Jahren<br />
komplett zurückgebaut werden<br />
Über Windenergie habe er schon länger nachgedacht,<br />
berichtet der Forstwirt. Nach der Reaktor-Katastrophe<br />
von Fukushima und der von der Bundesregierung ausgerufenen<br />
Energiewende, sei er zur Tat geschritten. Von<br />
Hövel ging selbst auf die regionalen Energieversorger<br />
zu. So kam das Projekt mit einem Artenschutzgutachten<br />
2013 in Gang.<br />
„Anfragen hatte ich en masse“, blickt der Forstwirt zurück.<br />
Sie passten nicht zu seinen klaren Vorstellungen<br />
von Waldwirtschaft und Nachhaltigkeit. Auf dem Berghahn<br />
lässt sich sein Wunsch nach schonendem Umgang<br />
mit der Natur umsetzen.<br />
Ein bereits vorhandener Forstweg wird zur Anlieferung<br />
der Bauteile genutzt. Über diesen Weg sind schon viele<br />
Langholztransporter gerollt. Er muss lediglich an einigen<br />
Stellen ein wenig aufgeweitet und geschottert werden.<br />
Über diese Verbindung läuft auch die Kabeltrasse Richtung<br />
Schwiendahl. Hier wird Mark-E neben einer bereits<br />
vorhandenen eine zweite Station errichten.<br />
Als Standort wählten Eigentümer und Projektgesellschaft<br />
schließlich einen lichten Fichtenbestand, der durch Borkenkäfer,<br />
Blitzschlag und den Orkan Kyrill in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden war.<br />
„Es ist wahrscheinlich nicht der ertragreichste Standort“,<br />
sagt Klaus Leßmann, Elektrotechnikmeister der Mark-E.<br />
27
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„Aber alles andere passt.“ Man müsse eben Kompromisse<br />
machen. Die Fachklinik Spielwigge liegt einen Kilometer<br />
entfernt. Bis Schwiendahl seien es rund 600 Meter.<br />
„Damit sind alle Abstände nach dem Bundesimmissionsschutz<br />
eingehalten.“ Niemand könne sich vom Schattenwurf<br />
der Rotoren oder Lärm bedrängt fühlen.<br />
Unsichtbar machen kann sich die 195 Meter hohe Windkraftanlage<br />
allerdings nicht. Vom Parkplatz an der Klamer<br />
Brücke oder auch vom Kreisverkehr Piepersloh aus<br />
werden der Turm und die mächtigen Rotoren deutlich<br />
zu sehen sein.<br />
Klaus Leßmann und auch Hermann-Josef Freiherr von<br />
Hövel denken schon weit in die Zukunft. „Sollte es in 25<br />
Jahren eine noch bessere Form der Energiegewinnung<br />
geben“, sagt der Elektrotechnikmeister, „könnte die Anlage<br />
komplett zurückgebaut werden.“ Und von Hövel<br />
meint: „Dann könnten meine Urenkel hier spielen.“ Er<br />
hat das Wohl nachfolgender Generationen fest im Blick.<br />
So wie seine Vorfahren, die als Forstwirte in Menschenaltern<br />
und nicht in kurzfristigen Wirtschaftszyklen gedacht<br />
und gehandelt haben.<br />
Selbst vom Betonsockel würde nichts übrig bleiben. Der<br />
geschredderte Beton könne andernorts wieder als Material<br />
im Tiefbau eingesetzt werden. Nur mit Windkraftanlagen<br />
sei so etwas möglich. Das sei an Standorten ehemaliger<br />
Atomkraftwerke undenkbar.<br />
Ein Stück Energiewende<br />
made in Lüdenscheid<br />
Für Klimaschutzmanagerin<br />
Sara Kunkel bedeutet das<br />
Projekt auf dem Berghahn<br />
auch ein Stück Energiewende<br />
„made in Lüdenscheid“.<br />
Allerdings betont<br />
sie: „Wir dürfen das<br />
Gesamtziel nicht aus den<br />
Augen verlieren.“ Immerhin<br />
habe sich Lüdenscheid<br />
verpflichtet, seine CO2-Emissionen von 718.000 Tonnen<br />
im Jahr 2007 bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Die neue<br />
Windkraftanlage könne dazu nur einen Bruchteil beisteuern.<br />
Ihr Fazit lautet: „Die bisherigen Überlegungen gehen<br />
nicht weit genug. Wir brauchen mehr Klimaschutzprojekte<br />
dieser und anderer Art.“<br />
Darauf hofft auch der Freiherr aus Havixbeck. „Ich bin<br />
sicherlich nicht der große Umweltretter“, sagt er, „aber<br />
ich werfe hier einen Stein ins Wasser und hoffe, dass er<br />
viele Wellen schlägt.“<br />
28
EIN RIESIGER AKKU FÜR<br />
ERNEUERBARE ENERGIEN<br />
Pumpspeicherkraftwerk in Rönkhausen galt als Baustein der Energiewende,<br />
aber Strom-Überangebot bedroht den Fortbestand<br />
Von Martin Droste<br />
Pumpspeicherkraftwerke - wie die von der Enervie-Tochtergesellschaft<br />
Mark-E in Rönkhausen-Glinge betriebene<br />
Anlage - galten bislang als wichtiger Baustein der Energiewende.<br />
„Eine Technik, die mit Blick auf den Ausbau<br />
der Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien unerlässlich<br />
ist. Denn ein Pumpspeicherkraftwerk ist wie ein<br />
riesiger Akku“, heißt es nach wie vor auf der Internetseite<br />
des Versorgungsunternehmens mit Sitz in Hagen.<br />
Noch vor ein paar Jahren stellten Mark-E und die Grünwerke<br />
GmbH, eine Tochter der Stadtwerke Düsseldorf,<br />
Die Pläne für das Millionenprojekt sind wegen der geänderten<br />
energiepolitischen Rahmenbedingungen längst in<br />
der Schublade verschwunden. Und auch für den Standort<br />
in Finnentrop-Rönkhausen war die Zukunftsprognose nicht<br />
rosig: Bei der Bundesnetzagentur beantragte Mark-E im<br />
Sommer 2014 eine vorläufige Stilllegung aller konventionellen<br />
Kraftwerke – auch für das Pumpspeicherkraftwerk.<br />
Diese Stilllegung hat Mark-E mittlerweile auf Eis gelegt.<br />
Wie die Enervie Gruppe mitteilt, kann sie ihr Pumpspeicherkraftwerk<br />
am Standort Finnentrop-Rönkhausen<br />
„zunächst bis zum ersten Quartal des Jahres 2018 weiterbetreiben“.<br />
Die Grundlage dafür ist eine aktuelle Genehmigung<br />
der Bezirksregierung Arnsberg, die die Frist<br />
zur anstehenden Sanierung des Oberbeckens bis zum<br />
30. Juni 2018 verlängert hat. Ursprünglich war die Frist<br />
und damit der Weiterbetrieb nur bis zum Ende des Jahres<br />
<strong>2016</strong> vorgesehen. Der Betreiber aus Hagen strebt<br />
jetzt einen Weiterbetrieb der Anlage an, an der neben<br />
umfangreichen Sanierungsarbeiten am Oberbecken auch<br />
Energie aus der Lenne: Wehranlage<br />
und Wasserkraftwerk Wilhelmsthal<br />
bei Werdohl<br />
Das Oberbecken bei Rönkhausen.<br />
Fotos: Sebastian Loer<br />
Pläne für ein neues Pumpspeicherkraftwerk mit fast der<br />
dreifachen Größe und Leistung von Rönkhausen-Glinge<br />
vor - mit einem Oberbecken auf dem Sorpeberg bei Sundern-Wildewiese<br />
und einem Unterbecken im Ermecketal<br />
bei Rönkhausen. In der Sitzungsvorlage für die Räte<br />
der betroffenen Kommunen hieß es damals optimistisch:<br />
„Mit diesem Partnerprojekt wollen sich Mark-E und Grünwerke<br />
gemeinsam mit der Stadt Sundern und der Gemeinde<br />
Finnentrop aktiv an der Mitgestaltung des zukünftigen<br />
Energiemarktes in der Region beteiligen.“<br />
Fristverlängerung bis Mitte 2018<br />
eine <strong>Komplett</strong>revision der Maschinen geplant war.<br />
Pumpspeicherkraftwerke funktionierten in der Vergangenheit,<br />
weil es im Laufe eines Tages starke Strompreisdifferenzen<br />
gab. Mit billigerem Nachtstrom wurde das<br />
Wasser des Unterbeckens in das Oberbecken gepumpt,<br />
wenn das Stromangebot die -nachfrage übertroffen hat.<br />
Umgekehrt wurde das Wasser bei hohem Bedarf durch<br />
eine 900 Meter lange Leitung nach unten in die Turbinen<br />
gejagt und erzeugte dort Strom.<br />
Kaum noch wirtschaftliche Anreize<br />
Heute werden die für Pumpspeicherkraftwerke lukrativen<br />
Tagesspitzen vielfach über die vorrangig eingespeiste<br />
Photovoltaik abgedeckt. Dieser im Sinne der Energiewende<br />
durchaus erwünschte Effekt führt zusammen mit<br />
den bestehenden fossilen Erzeugungsanlagen zu einem<br />
Überangebot und damit zu niedrigen Großhandelspreisen<br />
für Strom. Für die umweltfreundliche Energiespeicherung<br />
u.a. im Pumpspeicherwerk Rönkhausen reduzieren<br />
sich die wirtschaftlichen Anreize und das Kraftwerk<br />
muss noch kurzfristiger eingesetzt werden.<br />
29
Als eine Konsequenz aus den Folgen der Energiewende<br />
hatte die Enervie Gruppe im Mai 2014 den Rückzug aus<br />
der konventionellen Stromerzeugung beschlossen. Der<br />
Unternehmensverbund aus Hagen sieht seine Zukunft<br />
unter anderem als Projektentwickler und Vermarkter regenerativer<br />
Energie mit regionalem Fokus. Daher schaltet<br />
Enervie seine konventionellen Gas- und Kohle-Kraftwerke<br />
wie den Steinkohleblock in Werdohl-Elverlingsen<br />
schrittweise ab.<br />
„Es müssten energiepolitische Rahmenbedingungen<br />
geschaffen werden“<br />
Über das Pumpspeicherwerk<br />
Rönkhausen und<br />
andere Themen sprach<br />
<strong>Komplett</strong>-Autor Martin<br />
Droste mit Jörg Ohliger,<br />
Bereichsleiter Erzeugung<br />
bei Enervie.<br />
Wie sieht die Zukunft<br />
des von Mark-E betriebenen<br />
Pumpspeicherwerks<br />
Rönkhausen aus?<br />
Das Pumpspeicherwerk in Finnentrop-Rönkhausen wird<br />
mindestens noch bis zum ersten Quartal 2018 weiter<br />
betrieben. Hintergrund ist eine aktuelle Genehmigung<br />
der Bezirksregierung Arnsberg, die die Frist zur<br />
anstehenden Sanierung des Oberbeckens bis zum 30.<br />
Juni 2018 verlängert hat. Mit der Betriebsverlängerung<br />
sichert sich Enervie diverse Handlungsoptionen: Für die<br />
Sanierung und einen damit verbundenen langfristigen<br />
Weiterbetrieb entwickelt die Unternehmensgruppe<br />
derzeit verschiedene Verkaufs-, Partnerschafts- und<br />
Kooperationsmodelle. Möglich ist zum Beispiel der<br />
Verkauf des Pumpspeicherwerks an einen Investor<br />
oder ein Teil-Verkauf des Pumpspeicherwerks in<br />
Form von Kraftwerksscheiben. Neben internationalen<br />
und überregionalen Investoren sind auch regionale<br />
Energieversorger angesprochen. Derzeit wird das<br />
Kraftwerk ohne Einschränkungen in den kurzfristigen<br />
Strom- und Flexibilitätsmärkten eingesetzt und<br />
erwirtschaftet positive Deckungsbeiträge. Generell<br />
sind Pumpspeicherkraftwerke aufgrund ihrer<br />
Speicherfähigkeit insbesondere für die stetig steigende<br />
Einspeisung erneuerbarer Energien ein unerlässlicher<br />
Baustein für die zukünftige Energieversorgung. Daher<br />
müssten zeitnah entsprechende energiepolitische<br />
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30
Rahmenbedingungen geschaffen werden, um einen<br />
wirtschaftlichen Betrieb sicherzustellen.<br />
Und was passiert mit den Wasserkraftwerken an der<br />
Lenne?<br />
Die drei Laufwasserkraftwerke an der Lenne -<br />
Wilhelmsthal, Bockeloh und Siesel - sind in der<br />
Substanz (Gebäude, Wasserführung, Maschinentechnik)<br />
mittlerweile über 90 Jahre alt. Soweit erforderlich bzw.<br />
technisch, wirtschaftlich oder ökologisch sinnvoll,<br />
haben wir immer wieder Anlagenteile - insbesondere<br />
elektrische Anlagen - erneuert, saniert (z.B. Wehranlage<br />
in Wilhelmsthal) oder ökologisch aufgewertet. Somit<br />
laufen die Anlagen mit hoher Verfügbarkeit und<br />
wirtschaftlich. Mark-E plant, die Anlagen in dieser Form<br />
weiter zu betreiben.<br />
Was ist aus den Windenergieplänen am Oberbecken in<br />
Rönkhausen geworden?<br />
Mark-E hat nach wie vor Interesse, Windkraftanlagen am<br />
Oberbecken in Finnentrop zu errichten. Da die Gemeinde<br />
Finnentrop die Entwicklung von Windkraft mit der Hilfe<br />
von Konzentrationszonen im Flächennutzungsplan (FNP)<br />
steuert, werden Windkraftanlagen am Oberbecken<br />
aber nur dann genehmigungsfähig werden, wenn<br />
die Gemeinde im laufenden FNP-Änderungsverfahren<br />
dort eine Konzentrationszone ausweist. Zum<br />
Stand des Verfahrens und zu den Chancen einer<br />
„Konzentrationszone Oberbecken“ müssen wir Sie daher<br />
an die Gemeinde Finnentrop verweisen.<br />
Das von der Enervie-Tochtergesellschaft Mark-E betriebene<br />
Pumpspeicherkraftwerk Rönkhausen wurde<br />
1969 fertiggestellt und hat eine Leistung von 140<br />
Megawatt. Das Unterbecken bildet im Tal des Glingebachs<br />
die Glingebachtalsperre, die etwa 1,3 Million<br />
Kubikmeter Wasser fasst. Das ebenfalls künstlich<br />
angelegte Oberbecken hat ein Nutzvolumen von<br />
gut einer Million Kubikmeter und liegt über 270 m<br />
höher auf dem Dahlberg (Höhe: 570 m ü. NN). Bei<br />
maximalem Füllstand hat jedes der beiden Becken<br />
eine Wasserfläche von etwa 100.000 m². Durch den<br />
etwa 900 Meter langen Druckstollen wird das Wasser<br />
zum Oberbecken hinauf gepumpt und über zwei<br />
Francis-Turbinen wieder herab gelassen. Ein Großteil<br />
der Kraftwerksanlagen ist unterirdisch angelegt.<br />
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31
„BEI OFFENEM FENSTER NICHT<br />
AN SCHLAF ZU DENKEN“<br />
Drei Windräder belasten Menschen in Dingeringhausen –<br />
Michael Rimbach würde heute energischen Widerstand leisten<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
„Die Wohn- und Lebensqualität in unserem Dorf ist schlechter<br />
geworden.“ Michael Rimbach wohnt im Dörfchen Dingeringhausen<br />
bei Plettenberg. Auf der Höhe zwischen<br />
Elsetal und Oestertal wurden vor zehn Jahren drei Windkraftanlagen<br />
errichtet.<br />
Michael Rimbach wohnt seit 1988 in Dingeringhausen und<br />
weiß, wie es vorher – ohne die Windräder – war. „Wir haben<br />
bei offenem Fenster geschlafen. Das können wir seit<br />
dem Bau der Windräder nicht mehr.“ Bei stärkerem Wind<br />
höre man das Rotorengeräusch deutlich. „Wupp-wuppwupp“,<br />
ahmt er das nervende Geräusch nach. „Meine<br />
Frau schläft ganz schlecht. Mir macht das offenbar weniger<br />
aus“, stellt er fest, dass die Auswirkungen bei jedem<br />
anders sind.<br />
Eine weitere Belästigung durch die Windräder ist der Schattenschlag.<br />
„Den kompletten Sommer von Ende Mai bis<br />
Ende Juli haben wir bei laufenden Rotoren morgens den<br />
Schattenschlag in unserem Schlafzimmer“, erzählt Michael<br />
Rimbach. Selbst mit geschlossenen Augen würde man<br />
die sich drehenden Rotorblätter als Schattenbilder sehen.<br />
Eine Gefahr für Menschen gehe ebenfalls von den Anlagen<br />
aus. „Eiswurf komme so gut wie nie vor, heißt es.<br />
Ich habe aber auf einer Wiese rund um eines der Windräder<br />
Eiszapfen gefunden, die wie Speerspitzen im Schnee<br />
steckten. Es ist Glückssache, dass bisher niemandem etwas<br />
passiert ist.“<br />
Dingeringhausen ist von drei Windkraftanlagen regelrecht<br />
eingekesselt. „Der Immobilienpreis bei uns ist dadurch um<br />
etwa 30 Prozent gesunken“, stellt Michael Rimbach fest. Er<br />
sei eigentlich kein Windradgegner, aber die Abstandsregelungen<br />
in NRW finde er unangemessen: „In Bayern muss<br />
der Abstand zur Wohnbebauung viel größer sein.“<br />
Damals, als die Windkraftanlagen genehmigt wurden, hätten<br />
die Dingeringhauser zwar Argumente wie die Lärmbelästigung<br />
und den Vogelschutz vorgebracht, aber die hätten<br />
nicht gezählt. Inzwischen bereut Michael Rimbach, dass er<br />
sich nicht energischer zu Wehr gesetzt hat. Mit Blick auf die<br />
geplanten Windkraftanlagen auf der Hohen Molmert meint<br />
er: „Da werden sich viele noch wundern.“<br />
Für 25 Jahre ist der Betrieb der Windräder bei Dingeringhausen<br />
genehmigt. Etwa 15 Jahre müssen Familie Rimbach<br />
und die anderen Dorfbewohner die Belastungen noch<br />
aushalten. Einem eventuellen Aufrüsten der bestehenden<br />
durch moderne Windräder hat Michael Rimbach durch den<br />
Erwerb von dafür notwendigen Wiesen einen Riegel vorgeschoben.<br />
„Notfalls würde ich dann auch klagen und wenn<br />
ich es nicht mehr erlebe, klagt mein Sohn“, hat er die<br />
Schnauze voll von Windrädern.<br />
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32
„WIR LASSEN UNS NICHT<br />
UNTER DRUCK SETZEN“<br />
Interview mit Wolfgang Schrader, Aufsichtsratsvorsitzender Stadtwerke Plettenberg<br />
Wolfgang Schrader ist Vorsitzender<br />
der SPD-Fraktion<br />
im Plettenberger Stadtrat<br />
und Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Stadtwerke Plettenberg.<br />
<strong>Komplett</strong>-Autor Bernhard<br />
Schlütter spricht mit<br />
ihm über eine mögliche Beteiligung<br />
der Stadtwerke an<br />
Windkraftanlagen, die die Projektgesellschaft PNE Wind<br />
AG im Bereich Hohe Molmert/Wüstung Höh errichten will.<br />
Herr Schrader, gibt es bereits Absprachen zwischen der<br />
Stadt bzw. den Stadtwerken Plettenberg und der PNE<br />
Wind AG über die Verpachtung der städtischen Grundstücke<br />
auf der Hohen Molmert?<br />
Es haben Gespräche zwischen Stadtwerken und PNE<br />
stattgefunden. PNE wollte eine Absichtserklärung von<br />
uns haben, doch dem habe ich nicht zugestimmt. Tatsache<br />
ist: Es gibt nach wie vor keinerlei Verpflichtung. Das<br />
Verfahren ist völlig offen. Die städtischen Grundstücke<br />
auf der Hohen Molmert sind auch nach wie vor im städtischen<br />
Besitz. Es gibt zwar einen Ratsbeschluss, dass die<br />
Flächen an die Stadtwerke verpachtet werden können,<br />
das ist aber ein Vorratsbeschluss, der erst zu gegebener<br />
Zeit umgesetzt würde.<br />
Unter welchen Voraussetzungen würden denn konkrete<br />
Verhandlungen mit dem Investor geführt werden?<br />
Wir haben im Stadtrat beschlossen, dass wir die Entwicklung<br />
bei der Änderung des Flächennutzungsplans abwarten.<br />
Dann werden wir sehen, ob überhaupt die rechtlichen<br />
Voraussetzungen für die Errichtung eines Windparks<br />
gegeben sind. Erst nachdem das geklärt ist, würden wir<br />
erneut Gespräche mit PNE führen. Dann müssten aber zunächst<br />
auch noch Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt<br />
werden, ob sich eine Beteiligung überhaupt lohnt.<br />
Derzeit ruht das Verfahren und das passt PNE natürlich<br />
nicht. Wir lassen uns aber nicht unter Druck setzen.<br />
Wie konkret sind die Überlegungen der Stadtwerke<br />
Plettenberg, sich am Betrieb der Windkraftanlagen zu<br />
beteiligen?<br />
Sollte der Bereich Hohe Molmert/Wüstung Höh als Konzentrationszone<br />
ausgewiesen werden, können dort fünf<br />
Windräder errichtet werden. Eine Überlegung ist, dass<br />
die PNE drei Anlagen errichtet und wir zwei, was dann<br />
zu recht günstigen Konditionen möglich wäre. Es würde<br />
sich aber um eine Investition von etwa 11 Millionen<br />
Euro handeln und das könnten die Stadtwerke auf keinen<br />
Fall alleine machen. Dafür müssten weitere Partner<br />
gewonnen werden. Gespräche in diese Richtung haben<br />
aber noch nicht stattgefunden.<br />
Gegner der Windkraft in Plettenberg behaupten aber,<br />
dass hinter den Kulissen längst Einigkeit zwischen<br />
Stadt und PNE herrsche.<br />
Ich habe schon bei mehreren Gelegenheiten gesagt,<br />
dass diese Behauptungen auch durch ständiges Wiederholen<br />
nicht richtig werden. Ich betone: Wir sind Herr des<br />
Verfahrens.<br />
Wann rechnen Sie mit einer Entscheidung über die Änderung<br />
des Flächennutzungsplans?<br />
In diesem Jahr wird auf keinen Fall eine Entscheidung<br />
getroffen. Wir lassen uns da auf keinen Fall drängen.<br />
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33
HeRoes kämpfen für<br />
Selbstbestimmung und<br />
Gleichberechtigung<br />
von Martin Büdenbender<br />
Werdohls Realschüler machen mit beim HeRoes-Projekt.<br />
NEUE HELDEN<br />
FÜR WERDOHL<br />
Samed Coskun und Alper Kurul tragen Jeans und lässige<br />
Shirts wie viele andere Jugendliche auch. Nur die kleine<br />
Aufschrift „HeRoes Köln“ auf ihren Hemden unterscheidet<br />
sie von der Gruppe der Werdohler Schülerinnen und<br />
Schüler, in deren Mitte sie sitzen. Zugegeben, man kann<br />
sehen, dass sie mit ihren 19 Jahren ein bisschen älter<br />
als die 13 bis 16-jährigen Realschüler sind, mit denen<br />
sie sich gerade unterhalten. Aber sie sprechen eine Sprache,<br />
die die Jugendlichen verstehen. „Wenn ich mit den<br />
Schülern rede, hören sie mir zu.“, versichert Samed Coskun.<br />
Und die Themen, um die sich die Gespräche drehen,<br />
sind wichtig. Es geht um Menschenrechte, um die<br />
Gleichberechtigung der Geschlechter, um Unterschiede in<br />
den Kulturen und Religionen, um Toleranz und das friedliche<br />
Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft.<br />
In Werdohl, zeitweise die Kommune mit dem höchsten<br />
Ausländeranteil in NRW, leben Menschen aus über 50<br />
Nationen. Früher benötigte die Stahlindustrie hier so viel<br />
Arbeitsplätze, dass zwei Einwanderungswellen tausende<br />
Menschen aus Südeuropa und der Türkei an die Lenne<br />
führten. Nach wie vor ist die Industrie der größte Arbeitgeber.<br />
Aber die Stadt ist im Wandel. Mit vielen guten Ansätzen<br />
bemüht sie sich, ein lebenswertes Umfeld für ihre<br />
Bürger zu schaffen und macht sich besonders für die Integration<br />
der verschiedenen Bevölkerungsgruppen stark.<br />
„Wir wollen hier miteinander leben!“, fordert Andrea<br />
Grafe-Falke. Die Werdohlerin ist Vorstandsassistentin der<br />
Vossloh AG und sieht dort jeden Tag, wie wichtig es ist,<br />
Samed Coskun und Alper Kurul, die beiden in Werdohl<br />
tätigen HeRoes<br />
„dass die Menschen sich respektieren und nicht auf ihre<br />
Nationalität oder ihren Glauben reduziert werden.“ Aber<br />
das Miteinander, das am Arbeitsplatz längst funktioniert,<br />
scheitert im Privatleben immer noch zu oft an unterschiedlichen<br />
Wertvorstellungen, an Unwissenheit, Ignoranz<br />
und fehlender Toleranz. Mit diesem Problem steht<br />
Werdohl nicht alleine da. Mehr denn je ist das Thema Integration<br />
in aller Munde.<br />
Integration einmal anders<br />
Vor acht Jahren wurde in Berlin das HeRoes-Projekt gegründet,<br />
das inzwischen in mehreren deutschen Städten<br />
vertreten ist, unter anderem in Köln und jetzt auch in<br />
Werdohl. Es richtet sich vor allem an Jungen und junge<br />
Männer aus sogenannten „Ehrenkulturen“, deren Alltag<br />
von der Zerrissenheit zwischen unterschiedlichen Traditionen<br />
und Werten geprägt ist. Es richtet sich aber auch<br />
an jeden anderen Schüler. Denn es ist ein Trugschluss,<br />
dass Integration nur eine Seite betrifft.<br />
HeRoes unterscheidet sich von anderen Integrationsprojekten.<br />
Tutoren sind junge Menschen, die selber einen<br />
Migrationshintergrund haben, und damit sowohl<br />
aufgrund ihres Alters aber auch aufgrund ihrer Herkunft<br />
von den Teilnehmern akzeptiert und anerkannt<br />
werden. Es setzt auf die Vorbildfunktion junger, bereits<br />
eingegliederter Migranten. Die jungen Männer werden<br />
über ein Jahr hinweg zu HeRoes ausgebildet. In dieser<br />
Zeit setzen sie sich mit Themen wie Gleichberechtigung,<br />
Ehre, Rassismus und Menschenrechte auseinander.<br />
34
Anschließend führen sie, jeweils von Gruppenleitern begleitet,<br />
Workshops in Schulen durch. Von den Schülern<br />
werden die HeRoes als Vorbilder wahrgenommen. Denn<br />
gerade bei schwierigen Themen nehmen Jugendliche am<br />
ehesten alternative Perspektiven an, wenn diese durch<br />
andere Jugendliche vermittelt werden. Dabei richtet sich<br />
das Projekt nicht nur an die Schülerinnen und Schüler.<br />
Auch Lehrer und Eltern werden einbezogen. Die Einbeziehung<br />
der Elterngeneration durch Elternabende, geleitet<br />
von den jeweiligen HeRoes-Teams, hat sich in allen<br />
Städten als positiv für den Anschub einer Veränderung,<br />
eines neuen Denkens innerhalb der jeweiligen Gemeinschaft<br />
erwiesen.<br />
Als Andrea Grafe-Falke vom Projekt „HeRoes“ und seinen<br />
Erfolgen erfuhr, war sie sofort begeistert und überzeugt,<br />
dass Werdohl mit seiner hohen Migrationsdichte<br />
davon profitieren kann. Mit Unterstützung von Industrie,<br />
Banken, Dienstleitern und sozial engagierten Clubs holte<br />
sie „HeRoes“ für die Schülerinnen und Schüler, Eltern<br />
und Lehrer der Städtischen Realschule und der Albert-<br />
Einstein-Gesamtschule nach Werdohl.<br />
Alte Strukturen und Normen hinterfragen<br />
Samed Coskun und Alper Kurul, die beiden in Werdohl tätigen<br />
HeRoes, kommen aus liberalen Elternhäusern, wissen<br />
aber auch, dass noch die Generation ihrer Großeltern<br />
mit ganz anderen Wertmaßstäben lebte. Sie ließen<br />
sich zu HeRoes ausbilden, weil sie der festen Überzeugung<br />
sind, dass Selbstbestimmung für Männer und Frauen,<br />
gleich welcher Nationalität und Religion, eine Selbstverständlichkeit<br />
sein sollte. Andere Mitstreiter, die für das<br />
HeRoes-Projekt eintreten, haben sich gegen große Widerstände<br />
in ihrer Familie und in ihrem Lebensumfeld behaupten<br />
müssen. Bestes Beispiel ist HeRoes-Gruppenleiterin<br />
Sonja Fatma Bläser. Als junge Kurdin sollte sie<br />
zwangsverheiratet werden. Sie hat den für noch immer<br />
viele Frauen fast aussichtslosen Kampf gegen alte Traditionen<br />
und Wertvorstellungen geführt und zum Schluss<br />
Erfolg gehabt. Mit aller Energie setzt sie sich nun für das<br />
Projekt ein. Sie wünscht sich von den Schülern die Bereitschaft,<br />
über die eigene Kultur und Religion zu reden und<br />
alte Strukturen und Normen zu hinterfragen. Ausdrücklich<br />
richtet sie ihren Appell an beide Seiten, an Schüler mit<br />
und ohne Migrationshintergrund: „Wir leben alle gemeinsam<br />
und haben viele Berührungspunkte, deshalb gehen<br />
uns auch alle diese Probleme an. Nur wenn wir alle wissen,<br />
wie bestimmte Strukturen funktionieren, können wir<br />
etwas dagegen tun und anderen helfen.“<br />
Nur zweieinhalb Stunden dauert so ein Workshop. Nur<br />
zweieinhalb Stunden, für Gespräche und Diskussionen<br />
mit den HeRoes Samed Coskun und Alper Kurul, für ein<br />
paar Rollenspiele und das Ansehen kurzer Filmsequenzen.<br />
Viel zu wenig, um etwas zu verändern, möchte<br />
man meinen. Und doch zeigt die Intensität, mit der die<br />
Schüler in diesem Workshop mitmachen, zeigen die Fragen<br />
die sie stellen und verdeutlicht die Art und Weise,<br />
mit der sie auf die Einwürfe von Samed Coskun und Alper<br />
Kurul reagieren, dass Sie ihre eigenen Wertvorstellungen<br />
hinterfragen und Verständnis für die Denkweise<br />
anderer entwickeln. „Man muss andere Menschen<br />
so akzeptieren wie sie sind“, meint der 15-jährige Nico.<br />
„Niemand kann etwas für seine Hautfarbe, oder dafür,<br />
aus welchem Land er kommt“, stellt Christos (13 Jahre)<br />
fest. „Wenn alle zusammenhalten, können wir anderen<br />
helfen, die sich schlecht und einsam fühlen“, ist Mounir<br />
(13 Jahre) überzeugt.<br />
Auffallend ist aber auch, dass in dem Gespräch im Anschluss<br />
an das Workshop fast ausschließlich Jungen ihre<br />
Eindrücke beschreiben und ihre Gedanken äußern. Der<br />
Weg zu Selbstbestimmung und Gleichberechtigung ist<br />
weit.<br />
Werdohler Beispiel soll im Sauerland<br />
Schule machen<br />
In Werdohl wurde Heroes im Sommer für die achten<br />
Klassen der Real- und der Gesamtschule gestartet. Die<br />
Finanzierung der Workshops ist auch für das Schuljahr<br />
2017/2018 gesichert. Die Initiative, die mit ihren Unterstützungsgeldern<br />
das Projekt in Werdohl ermöglicht,<br />
plant sogar für mindestens vier bis fünf Jahre. „Ich bin<br />
überzeugt, dass der Kreis der Sponsoren noch größer<br />
wird. “, verspricht Andrea Grafe-Falke. Sie blickt aber<br />
auch über die Stadtgrenzen hinaus: „Ich bin ganz zuversichtlich,<br />
dass sich die Werdohler Initiative auch auf andere<br />
Städte im Märkischen Kreis übertragen lässt. Wir<br />
hoffen, im Sauerland eine Art Vorreiterrolle zu bekleiden.<br />
Es wäre toll, wenn das Werdohler Beispiel andere<br />
Gemeinden des Sauerlandes zur Zusammenarbeit mit<br />
den HeRoes inspirieren würde.“<br />
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35
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MITARBEITERN IN DEN SATTEL<br />
E-Bike-Leasing boomt – Gesundheitsmanagement und Imagepflege<br />
E-Bike statt Arzt oder Apotheke? Nicht immer eine Alternative,<br />
aber gesund allemal. Ein 63-jähriger Mitarbeiter<br />
fährt seit Mai ein Elektrorad, erzählt Christof Brüggemann,<br />
Personaler bei der Junior-Gruppe in Plettenberg.<br />
Seitdem sei der Mitarbeiter 3.500 Kilometer geradelt.<br />
„Sein Fazit: Mir tut nichts mehr weh“, erzählt Brüggemann.<br />
Junior ist eines von etlichen Unternehmen, die ihren<br />
Beschäftigten E-Bike-Leasing ermöglichen.<br />
39 der rund 300 Mitarbeiter radeln schon – dank bequemer<br />
Ratenzahlung. „Das nimmt absolut zu“, bestätigt<br />
Holger Rahn, Geschäftsführer bei 2-Rad-Meyer in Plettenberg.<br />
Gründe für den Trend sieht der Zweirad-Industrie-Verband<br />
(ZIV) neben der Modellvielfalt auch darin,<br />
dass „Fahrräder und E-Bikes inzwischen gesetzlich dem<br />
Dienstwagen gleichgestellt sind“. Damit könnten „Unternehmen<br />
diese ihren Mitarbeitern als attraktive Alternative<br />
zum Auto anbieten“.<br />
Seit 2012 sind die Zweiräder den Pkw steuerlich gleichgestellt.<br />
Der Boom begann aber erst Ende 2015, berichtet<br />
Rahn. Inzwischen haben die Rad-Händler Lieferzeiten<br />
bis März 2017 – wenn es nicht gerade ein „Rad von Stange“<br />
sein soll, wie es im Geschäft steht. „Es wird mehr“,<br />
bestätigt auch Ute Schröder vom gleichnamigen Rad-Laden<br />
in Holthausen. Der Markt sei da, vor allem, wenn es<br />
um höherwertige Fahrräder gehe.<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Foto Martin Büdenbender<br />
Mehr Fitness - weniger Steuern<br />
Da kommen Arbeitnehmer durchs Leasing vielfach günstiger<br />
dran, als durch Direktkauf. Entweder muss ein Prozent<br />
des Listenpreises versteuert werden, wenn der Arbeitgeber<br />
das Rad least oder die Leasing-Raten werden<br />
durch Gehaltsumwandlung erbracht. Die Rate wird vom<br />
Bruttolohn abgezogen. Das erspart dem Arbeitnehmer<br />
etwas Lohnsteuer und Aufwand für Sozialabgaben. Das<br />
Unternehmen spart ebenfalls – bei den Sozialkosten.<br />
„Es rechnet sich für beide Seiten“, sagt Philipp Verbnik,<br />
Marketing-Leiter bei VDM in Werdohl. Auf Vorschlag<br />
des Betriebsrates ist VDM vor ein paar Monaten ins Rad-<br />
Leasing eingestiegen. Mehr als zehn Prozent der bundesweit<br />
1.600 Beschäftigten nutzen die Möglichkeiten<br />
schon. „Wir haben uns das Gesundheitsmanagement auf<br />
die Fahnen geschrieben“, begründet der Marketing-Chef<br />
das VDM-Engagement. Da passe die Radler-Förderung<br />
ins Konzept. Markus Linke, Sprecher der AOK Nordwest<br />
in Lüdenscheid, hält das Leasing für eine „gute Maßnahme,<br />
Mitarbeiter zu überzeugen, sich sportlich zu betätigen“.<br />
Für VDM ist es zudem ein Schlüssel, Mitarbeiter für<br />
das Unternehmen zu gewinnen oder im Betrieb zu halten.<br />
„Weiche Faktoren werden bei der Anwerbung neben<br />
dem Entgelt wichtiger“, weiß Philipp Verbnik.<br />
36
Lieferengpässe im Handel<br />
„Mitarbeitern was Gutes tun und<br />
sie fit halten“, sieht auch Radhändler<br />
Rahn als Motivation bei<br />
den Unternehmen. Für manche<br />
sei das „auch eine Imagefrage“.<br />
Da sich mit den neuen, leistungsfähigeren<br />
Akkus auch die Reichweite<br />
vergrößert hat, hätten viele Kunden, die lange<br />
nicht mehr geradelt seien, „Mobilität zurück gewonnen“,<br />
sagt Holger Rahn.<br />
In der Regel laufen die Leasing-Verträge über drei Jahre.<br />
Danach können die Arbeitnehmer entscheiden, ob<br />
sie einen neuen Vertrag abschließen oder ihr Rad zum<br />
Restwert kaufen. Die Unternehmen begrüßen das. Manche<br />
bauen auch schon neue Fahrradständer, um den Umstieg<br />
vom Auto aufs Rad zu forcieren. Auch das spart:<br />
Platz und Kosten.<br />
Junior-Personaler Christoph Brüggemann rechnet zum<br />
Frühjahr mit weiterhin starker Nachfrage der Arbeitnehmer.<br />
Denn: „Die Händler konnten nicht mehr liefern.“<br />
Beerdigungsinstitut Göhausen<br />
• Erledigung sämtlicher Formalitäten<br />
• Erd-, Feuer- und Seebestattungen<br />
• Überführungen<br />
• Träger werden auf Wunsch gestellt<br />
• Sarglager<br />
• Bestattungsvorsorge<br />
• Trauerkarten und -briefe<br />
• Danksagungen<br />
Tag und Nacht erreichbar!<br />
Tel. 02391-508 87 · www.goehausen.net<br />
Breddestr. 23 · Plettenberg<br />
Gut zu wissen:<br />
• E-Bike-Leasing bieten verschiedene Unternehmen<br />
an.<br />
• Die Raten können durch Gehaltsumwandlung aufgebracht<br />
werden. Dann kann der Arbeitnehmer Steuern<br />
sparen, zahlt aber die Leasing-Rate.<br />
• Der Arbeitgeber kann das Rad auch leasen und dem<br />
Arbeitnehmer zur Verfügung stellen. Der muss dann<br />
ein Prozent des Listenpreises versteuern (analog zur<br />
Dienstwagen-Regelung).<br />
• Übersicht: bikeleasing-service.bike/Leasing<br />
• Vorteilsrechner: bikeleasing-service.bike/Vorteilsrechner<br />
INFO<br />
• In Deutschland wurden 2014 mehr als 250.000<br />
E-Bikes produziert. Das waren doppelt so viele wie<br />
noch im Jahr 2010.<br />
• 535.000 Elektrofahrräder wurden hierzulande allein<br />
im vergangenen Jahr verkauft, 2014 waren es<br />
480.000 (Quelle: Die Welt, 29.05.16)<br />
• Etwa 95 Prozent aller verkauften E-Bikes sind sogenannte<br />
Pedelecs. Dabei wird die muskuläre Tretkraft<br />
bis zu einer Geschwindigkeit von max. 25 km/h<br />
durch den Elektroantrieb unterstützt.<br />
Ihr Fachmann für<br />
• Fassadensanierung<br />
• Verlegung von Fußböden<br />
• Schimmelpilzsanierung<br />
• Vollwärmeschutz<br />
58840 Plettenberg - Tel. 0 23 91/5 01 28<br />
37
TABAKSCHMUGGLER<br />
BEI MATTA HEYNE<br />
Text und Fotos Cristin Schmelcher<br />
Eine Geschichte, 60 Minuten Zeit, ein Ziel – Jede Menge Spannung und Rätselspaß für Alt und<br />
Jung verspricht das Story House in Plettenberg<br />
38<br />
Ein Live Escape Game im Sauerland? – Was in Großstädten<br />
schon längst Spielebegeisterte aus allen Regionen<br />
anzieht, ist jetzt auch Bestandteil der Plettenberger<br />
Freizeitmöglichkeiten. René Schauties-Kordt erfüllte sich<br />
einen lang ersehnten Traum und eröffnete im Oktober<br />
den ersten Escape Room in der Vier-Täler-Gemeinde.<br />
Im geschichtsträchtigen Haus von Matta Heyne in der<br />
Wilhelmstraße, die hier wohnte und im Untergeschoss<br />
des Gebäudes Tabakwaren verkaufte, scheint die Zeit<br />
in den 1950er Jahren stehen geblieben zu sein, wovon<br />
sich der Plettenberger zu seinen Geschichten inspirieren<br />
ließ. Bereits Marthas Vater verkaufte hier zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts nicht nur Tabakwaren, sondern wickelte<br />
als gelernter Zigarrenmachermeister diese zunächst<br />
selbst auf dem heimischen Dachboden.<br />
Adrenalin und Nervenkitzel im Team<br />
In der Geschichte „Die Tabakfabrik“ werden die Spieler<br />
Zeugen von Korruption und Tabakschmuggel. Ziel des<br />
Spiels ist es, innerhalb von 60 Minuten die drei Schmuggelrouten<br />
samt dem verschwundenen Geld zu finden<br />
und aus dem Raum zu entkommen und das funktioniert<br />
nur im Team. Jeweils bis zu vier Spieler werden nach kurzer<br />
Einweisung durch einen Spielleiter in den gewählten<br />
Raum geführt und die Tür wird verschlossen. Nun gilt es<br />
mit Geschick, logischem Verstand, richtigem Kombinieren<br />
und viel Teamgeist den verlorenen Schlüssel zu finden,<br />
um in der vorgegeben Zeit das Rätsel zu lösen und<br />
sich aus dem Raum zu befreien. – Das verspricht jede<br />
Menge Nervenkitzel und Adrenalin. Aber keine Sorge:<br />
Sollte das Weiterkommen ab und an unmöglich erscheinen,<br />
kann Hilfe beim Spielleiter angefordert werden, der<br />
das Spiel auf dem Monitor im Überwachungsraum live<br />
mitverfolgt und immer erreichbar ist.<br />
Lösungen der Spiele müssen vertraulich bleiben!<br />
„Die Tabakfabrik“ eignet sich für geübte Anfänger und<br />
fortgeschrittene Spieler. Wer etwas leichter beginnen
Plus für Plettenberg<br />
Im Rahmen der Eröffnungsfeier des Story<br />
House freute sich auch der Plettenberger Bürgermeister<br />
Ulrich Schulte über die neue Attraktion<br />
in der Altstadt: „Es ist eine super Idee und<br />
ein Plus für Plettenberg.“<br />
Das Story House ist immer freitags von<br />
17.30 bis 20.30 Uhr, samstags und<br />
sonntags von 9.30 bis 21 Uhr<br />
geöffnet. Ohne Begleitung Erziehungsberichtigter<br />
dürfen<br />
Jugendliche ab 16 Jahren an<br />
den Spielen teilnehmen. Die<br />
Teilnahmegebühr ist von der<br />
Anzahl der Spieler abhängig<br />
und beträgt bei zwei Spielern 25<br />
Euro, bei drei Spielern 23 Euro und<br />
bei vier Spielern 20 Euro pro Person.<br />
Die Räume können auf der Internetseite<br />
www.story-house.de online direkt gebucht<br />
werden, alternativ per E-Mail oder telefonisch:<br />
info@story-house.de, 0176/44267949.<br />
möchte, entscheidet sich zunächst für „Das Kinderzimmer“,<br />
wo die Geschichte von der entführten Lucy erlebt<br />
wird. Hier gilt es den Weg des Mädchens zurückzuverfolgen<br />
und die Entführer zu finden, um gemeinsam aus<br />
dem Zimmer zu entkommen. Dieses Spiel eignet sich<br />
für Einsteiger und Familien mit Kindern ab acht Jahren.<br />
Pro Raum gilt es fünf Rätsel zu lösen und sich an ein<br />
paar Regeln zu halten. Die wichtigste Regel darunter<br />
ist natürlich, das Geheimnis nicht weiter zu geben, da<br />
sonst für alle, die den Spielspaß noch nicht live erleben<br />
durften, die Spannung vorbei wäre. Je nach Resonanz<br />
denkt sich René Schauties-Kordt natürlich auch irgendwann<br />
neue Geschichten und Rätsel aus. Das Gebäude,<br />
das in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, bietet<br />
zudem noch Platz für einen dritten, eventuell sogar<br />
einen vierten Spieleraum.<br />
Der 37-Jährige hat schon immer gerne Rätsel gelöst und<br />
ist Indianer Jones Fan. Orientiert an den Escape Rooms<br />
in einigen Großstädten hat sich der Familienvater die<br />
beiden Geschichten passend zu dem historischen Haus<br />
selbst ausgedacht und hat auch schon eine dritte Geschichte<br />
im Kopf. Für die Gestaltung der Räume sucht<br />
sich der gelernte Industriemechaniker passende Accessoires<br />
und Möbelstücke zusammen, die er teilweise zu<br />
Spielgeräten umbaut. Unterstützt bei den Spieldurchführungen<br />
wird er von seinen zwei Mitarbeiterinnen<br />
Ann-Celina Giesler und Naemi Gierling aus Plettenberg.<br />
Da staunt<br />
ihr, was?<br />
Weihnachten kommt<br />
schneller, als ihr denkt!<br />
Original Handwerkskunst aus<br />
dem erzgebirge – ab dem 21.11.<br />
aucH auf dem lüdenscHeider<br />
weiHnacHtsmarkt<br />
39
WEIHNACHTSMÄRKTE<br />
Winterspektakulum Altena, 25. bis 27. <strong>November</strong>, Altena<br />
Die Burg im Fackelschein, weihnachtliche Wohlgerüche und ausgelassene<br />
Stimmung – diese romantische Atmosphäre lässt einen Besuch des Winter–<br />
Spektakulums zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Gaukelei,<br />
Akrobatik, alte Handwerkskunst, Mitmach-Aktionen im Museum, Märchen und<br />
Geschichten, viel Musik und die beliebten Lichter-Führungen rund um die Burg<br />
Altena entführen die Besucher in eine andere Zeit. Info: maerkischer-kreis.de<br />
Öffnungszeiten: Freitag 17 – 22 Uhr, Samstag 11 – 22 Uhr, Sonntag 11 – 18 Uhr.<br />
Weihnachtsmarkt auf dem Lande, 27. <strong>November</strong>, Affeln<br />
Zum Weihnachtsmarkt auf dem Lande lädt für Sonntag, 27. <strong>November</strong>, der<br />
Landmaschinenverein Affeln ein. Los geht es am 1. Advent um 11 Uhr auf dem<br />
Vereinsgelände und in der Mühlenstraße. Der alte Kuhstall des Vereins wird<br />
als geheizte Festhalle eingerichtet. Die musikalische Gestaltung übernehmen<br />
der Affelner Männergesangverein und einige Affelner Blasmusiker.<br />
40<br />
SCHROTT- UND<br />
METALLGROSS HANDEL<br />
Eisenschrott · Kernschrott<br />
Blechschrott · Eisenspäne<br />
Mischschrott · Gratschrott<br />
Stanzabfälle · Maschinenschrott<br />
Kühlschrott · Nirosta-Schrott<br />
VA-Schrott · Chromschrott<br />
NE-Metalle · Aluminium · Messing<br />
Kupfer · Bronze<br />
CONTAINERDIENST<br />
Bauschutt · Baumischabfälle<br />
Abfall zur Verwertung<br />
Sperrmüll · Holz · Pappe/Papier<br />
A. Menshen GmbH & Co. KG<br />
Im Ohl 7 . 58791 Werdohl<br />
Tel. 02392 9296–0<br />
Fax 02392 9296–60<br />
menshen@menshen.de<br />
wwww.menshen.de<br />
Johanni-Markt, 3. bis 10. <strong>Dezember</strong>, Eiringhausen<br />
Die gemütliche Budenstadt an der Johanni-Kirche ist Jahr für Jahr ein beliebter<br />
Treffpunkt – nicht nur für Eiringhauser und Plettenberger. Täglich von 17 bis<br />
21 Uhr und am Familiensonntag (4. <strong>Dezember</strong>) schon ab 16 Uhr erwarten<br />
heimische Geschäftsleute und Vereine die Besucher. Am Sonntag gibt es für<br />
Kinder von der EWG organisiertes Bastelangebot.<br />
Weihnachtsmarkt, 3. und 4. <strong>Dezember</strong>, Herscheid<br />
Immer am zweiten Adventswochenende findet in der Gemeinschaftshalle<br />
der Weihnachtsmarkt statt. Zahlreiche Händler bieten Geschenke und<br />
schmückendes Beiwerk rund um das Weihnachtsfest an. Die Öffnungszeiten:<br />
Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr.<br />
Weihnachtsmarkt, 4. <strong>Dezember</strong>, Balve<br />
Der Weihnachtsmarkt findet von 11.30 bis 18 Uhr in der Innenstadt von<br />
Balve statt. Zahlreiche Händler und Vereine bieten ihre Waren an den festlich<br />
geschmückten Ständen an. Besonderer Höhepunkt ist die „Lebende Krippe“<br />
auf dem Drostenplatz. Schauspieler und lebende Tiere wirken bei den<br />
mehrfachen Aufführungen des Krippenspiels mit.<br />
Weihnachtshüttendorf und Kreativmarkt, 10. und 11. <strong>Dezember</strong>, Werdohl<br />
Das heimelige Weihnachtshüttendorf auf dem Alfred-Colsman-Platz und ein<br />
Kreativmarkt in der Stadtbücherei laden am dritten Adventswochenende zum<br />
stimmungsvollen Vorweihnachtsbummel in der Werdohler Innenstadt ein. Die<br />
Geschäfte haben auch am Sonntagnachmittag geöffnet.<br />
Hüttenzauber, 15. bis 18. <strong>Dezember</strong>, Plettenberg<br />
Unterm Stephansdachstuhl auf dem Alten Markt kuscheln sich die Hütten<br />
aneinander, an denen Geschäftsleute und Vereine die Besucher bewirten.<br />
Die Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 17 bis 22 Uhr, Samstag 16 bis<br />
22 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr (verkaufsoffener Sonntag der Geschäfte in der<br />
Innenstadt).
Mehr Leistung – Mehr Zuhause<br />
Mehr Gelassenheit –<br />
für die Gestaltung Ihres Wohntraums<br />
Dietmar Hammecke (Baufinanzierungsspezialist<br />
und Immobilienmakler Plettenberg)<br />
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
Mit den richtigen Partnern an Ihrer Seite kann selbst ein herausfordernder<br />
Neubau oder eine Modernisierung entspannt<br />
verlaufen. Wir unterstützen Sie mit der individuellen Finanzierung,<br />
die Ihnen den erforderlichen finanziellen Spielraum<br />
verschafft. Fordern Sie uns – für Ihr MEHR an Vorfreude.<br />
41
Tipp des Monats Sa., 19.11. und 26.11., 20 Uhr<br />
Festival der Liebe Musikevent mit den Amigos. Veranstaltung<br />
von Musikverein und Männerchor Amicitia in der Schützenhalle<br />
Garbeck<br />
Eintritt 11 Euro,<br />
dieamigos.de<br />
Sa., 5.11., 20 Uhr<br />
Irish Night<br />
Irish Folk mit dem Duo Glengar im Vereinsheim<br />
Elfer des TuS Plettenberg<br />
Lennestadion Böddinghausen<br />
Eintritt 7 Euro (Vorverkauf 5 Euro)<br />
Mi., 9.11., 20 Uhr<br />
The Beats Of Celtic Ireland<br />
Irish Dance Show<br />
Festsaal Riesei<br />
Eintritt 36 Euro<br />
www.werdohl.de<br />
Fr., 18.11., 19.30 Uhr<br />
Die Zähmung der Widerspenstigen<br />
Eine Komödie von William Shakespeare präsentiert<br />
vom Theater der Molke<br />
Alte Molkerei Allendorf<br />
www.kulturtrichter.de<br />
Sa., 19.11., 15 - 22 Uhr<br />
Holthauser Dorfzauber<br />
Dorfmarkt der Holthauser Einzelhändler<br />
mit gemütlicher Hüttenatmosphäre unterm<br />
Fünf-Ührken-Zelt<br />
Feuerwehrhaus, Am Nocken, Plbg.-Holthausen<br />
Sa., 19.11., 19.30 Uhr<br />
Festival Acappelissimo<br />
Konzert mit Four Valleys und Groophonik<br />
Aula Böddinghausen<br />
Eintritt 19 Euro<br />
www.four-valleys.de<br />
19., 20., 26. und 27.11., jew. 16 Uhr<br />
Herr Rot in Not<br />
Weihnachtsmusical der Festspiele Balver Höhle<br />
Aula des Schulzentrums Balve<br />
www.festspiele-balver-hoehle.de<br />
So., 27.11., 15 Uhr<br />
Wunschkonzert<br />
des Feuerwehr-Musikzugs Langenholthausen<br />
Schützenhalle Langenholthausen<br />
www.musikzug-la.de<br />
So., 27.11., 15 Uhr<br />
Vorweihnachtliches Konzert<br />
Gitarren-Musikschule Meffert, Jugendblasorchester<br />
Lennetal, MGV Sängerbund Rärin<br />
Rammberghalle Herscheid-Hüinghausen<br />
Eintritt 10 Euro<br />
<strong>November</strong> <strong>2016</strong><br />
1 Di<br />
2 Mi<br />
3 Do<br />
4 Fr<br />
5 Sa<br />
6 So<br />
7 Mo<br />
8 Di<br />
9 Mi<br />
10 Do<br />
11 Fr<br />
12 Sa<br />
13 So<br />
14 Mo<br />
15 Di<br />
16 Mi<br />
17 Do<br />
18 Fr<br />
19 Sa<br />
20 So<br />
21 Mo<br />
22 Di<br />
23 Mi<br />
24 Do<br />
25 Fr<br />
26 Sa<br />
27 So<br />
28 Mo<br />
29 Di<br />
30 Mi<br />
Do<br />
44<br />
45<br />
46<br />
47<br />
48<br />
VERANSTALTUNGEN ### NICHTS WIE HIN!
<strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />
So., 4.12., 12 - 14 Uhr<br />
Das Paul-Seuthe-Museum präsentiert die<br />
Privatsammlung Galla (Werke von Paul<br />
Seuthe aus den Jahren 1949 bis 1996)<br />
Neustadtstr. 26, Werdohl<br />
1<br />
Do<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
3., 4., 10. & 11.12.,<br />
jeweils 14, 15.10, 16.20 & 17.30 Uhr<br />
Nikolausfahrten der Sauerländer Kleinbahn, Bahnhof<br />
Hüinghausen, Fahrkarten nur im Vorverkauf<br />
oder unter www.sauerlaender-kleinbahn.de<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Mo<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
49<br />
Sa., 17.12., 20 Uhr<br />
Irish Christmas<br />
Festhalle Finnentrop<br />
Eintritt ab 20 Euro<br />
www.finnentrop.de<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
So., 18.12., 16 Uhr<br />
Weihnachtskonzert<br />
Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Heggen, Schützenhalle<br />
www.musikzug-heggen.de<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Mo<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
50<br />
So., 18.12., 17 Uhr<br />
Bald nun ist Weihnachten<br />
Konzert mit dem Madrigalchor Plettenberg<br />
Aula Böddinghausen, Eintritt 15 Euro<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
51<br />
Fr., 18.12., 17 Uhr<br />
Weihnachtskonzert<br />
mit den Neuenrader Musik- und<br />
Gesangvereinen: Die Tonträger,<br />
Chorgemeinschaft Affeln, Kirchenchor Cäcilia<br />
und Musikverein,Saal im Hotel Kaisergarten<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
Fr<br />
Sa., 24.12., ab 18 Uhr<br />
Plettenberger Weihnachtschor<br />
Nach alter Tradition zieht der<br />
Männerchor durch die Straßen,<br />
Abschluss-Singen an der<br />
Christuskirche ist gegen 22.30 Uhr.<br />
24<br />
25<br />
26<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
52<br />
Mo., 26.12., 20 Uhr<br />
Rockige Weihnacht mit Finest Fathers<br />
öffentliche Bandprobe der Hardrock-<br />
Coverband im „Plettenberger“,<br />
Wilhelmstraße, Eintritt frei<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
Fr<br />
Sa<br />
Tipp des Monats<br />
10. & 28.12., 19 Uhr, 26.12., 16 Uhr<br />
Stadtschatten - Kino. Theater. Musical.<br />
Multimediashow für die ganze Familie<br />
nach dem Roman „Jule und ein Herz voll<br />
Licht“. Aula Böddinghausen<br />
Eintritt 8,90 Euro (online)<br />
www.stadtschatten.de
FRISCHES<br />
GRÜN UND<br />
WARMER<br />
Von Wolfgang Teipel<br />
PUNSCH<br />
Weihnachtsbaum-Kauf wird zum<br />
Wochenend-Trip<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Waffeln und Glühwein, Kakao und Kunsthandwerk. Der<br />
Kauf eines Weihnachtsbaumes ist längst zum Event<br />
geworden. Baumkulturen und Bauernhöfe werden im<br />
Advent zum winterlichen Ausflugsziel. Die <strong>Komplett</strong>-<br />
Redaktion sah sich um, wo der Baumkauf zum<br />
kompletten Erlebnis wird.<br />
Beim Weihnachtsbaum-Verkauf auf dem Hof Lösse ist<br />
das Motto „Holz“. An den vier Adventswochenenden<br />
hat das Holzlädchen in einer alten Werkstatt<br />
geöffnet. Die lebensgroßen Krippenfiguren sind aus<br />
Holzstämmen gesägt. Auf die Besucher warten zudem<br />
ein Adventscafe mit gemütlicher Atmosphäre und ein<br />
Grill, auf Wildschweinwürstchen bruzzeln. Wer einen<br />
ausgefallen Baum fürs Fest sucht, ist hier auch richtig.<br />
Beim Hofverkauf gibt es besondere Sorten.<br />
www.loesse-jungferngut.de<br />
Eine „rundum Wohlfühlatmosphäre“ verspricht<br />
Matthias Müller am 2. bis 4. Adventswochenende auf<br />
dem Hof in Altenaffeln. Neben einer breiten Palette<br />
von Weihnachtsäumen können Besucher zwischen<br />
süß und herzhaft beim Speiseangebot wählen. In der<br />
Scheune gibt es Würstchen, Leberkäse, Kaffee, Kuchen,<br />
Waffeln. Kinder können kostenlos ihr Stockbrot selbst<br />
am offenen Feuer backen und sind so gut beschäftigt,<br />
wenn die Großen klönen oder feiern.<br />
www.weihnachtsbäume-müller.de<br />
Der letzte Winter war so mild,<br />
dass dieser Weihnachtsbaum<br />
tatsächlich mit dem offenen<br />
Cabriolet abgeholt wurde.<br />
Kaffee, Kakao stehen auf der Speisekarte. Drumherum<br />
gibt es etliche Stände mit Schmuck, Deko-Artikeln und<br />
Kunsthandwerk aus der Region.<br />
www.fewo-belkenscheid.de<br />
Lagerfeuer-Romantik bietet die Waldjugend auf dem<br />
Hof Fischer in Meinerzhagen. Dazu ist am Wochenende<br />
vor Weihnachten ein kleines Programm geplant. Zur<br />
Auswahl an Weihnachtsbäumen gibt es Waffeln und<br />
Würstchen.<br />
Meinerzhagen, Volmehof 1, Tel. 02354 - 2263<br />
44<br />
Bäume kaufen oder selbst schlagen, auf jeden Fall<br />
richtig gut gehen lassen können es sich Besucher in<br />
Kierspe-Belkenscheid. Der Weihnachtsmarkt der Familie<br />
Gelzhäuser, am 3. und 4. Adventswochenende ist für<br />
viel Kult. Waffeln, Wildschein-Würstchen, Schnittchen<br />
mit Hausmacher Blut- und Leberwurt, Glühwein,<br />
Der Baumverkauf startet zum 1. Advent. Kurz vorm<br />
Fest bietet Baumschulen Wiesemann in Neuenrade<br />
diesmal auch eine Verkostung von Feinkost. Kunden<br />
können den Baum beim Glühwein und Verpflegung<br />
aussuchen.<br />
baumschulen-wiesemann.de
Getopfte Bäume für weihnachtliche Deko, aber auch<br />
Bäume selber schlagen bietet der Tannen-Hof Teipel in<br />
Plettenberg – nach telefonischer Anmeldung. Grilllgut,<br />
Glühwein und Waffeln warten auf Besucher an den<br />
Hof-Aktionstagen am 3. und 4. Adventswochenende.<br />
www.tannen-teipel.de<br />
„Die ganze Palette“ bietet der Hof Crone in Werdohl-<br />
Dösseln, wenn es um Weihnachtsbäume geht. Und<br />
einen Glühwein gibt es auch immer. Der Verkauf ab<br />
Hof läuft in der gesamten Adventszeit.<br />
• Tipps, worauf man beim Kauf achten sollte und wie<br />
der Baum frisch bleibt:<br />
www.weihnachtsbaumerlebnis.de<br />
Ihr kompetenter Partner im Bereich Holzbau- und Dacharbeiten<br />
GmbH<br />
Holzbau - Bedachung - Innenausbau<br />
Auf dem Stahl 12 · 58840 Plettenberg<br />
Tel. 0 23 91/13 444 · www.zimmerei-kahl.de<br />
45
„<strong>DAS</strong> IST MEIN WEG“<br />
Heike Reininghaus‘ Lieder machen Mut<br />
von Martin Büdenbender<br />
46<br />
Oben in Werdohl-Pungelscheid, im<br />
Haus am Repkering 16, bin ich zu<br />
Gast bei Familie Reininghaus. Ein<br />
milder Spätsommertag lädt zum gemütlichen<br />
Plausch auf der Terrasse<br />
ein. Doch nach ein paar Minuten findet<br />
sich die fröhliche Runde im Keller<br />
wieder. Dort hat Hannelore Reininghaus<br />
ihr Musikzimmer. Dutzende<br />
Fotos an den holzvertäfelten Wänden<br />
erinnern an tausend schöne Erlebnisse.<br />
Rechts steht ein Klavier, links die<br />
Gitarre, überall liegen Notenblätter,<br />
und spielbereit auf einem Tisch steht<br />
die Zither. Gemeinsam mit Tochter<br />
Heike und Schwiegersohn Jürgen<br />
wird spontan musiziert.<br />
Zugegeben, die kleine Hausmusik<br />
kam nicht wirklich so spontan zustande.<br />
Die Situation war inszeniert,<br />
extra für ein Foto für das <strong>Komplett</strong>-<br />
Magazin. Aber aus der Luft gegriffen<br />
ist sie nicht: „In unserer Familie<br />
hat Musik immer eine große Rolle<br />
gespielt“, versichert Heike Reininghaus.<br />
Allen voran ihre Mutter Hannelore,<br />
aber auch Vater, Schwester und<br />
Schwager, jeder spielt ein Musikinstrument<br />
oder singt.<br />
Während Hannelore Reininghaus<br />
durch zahllose Auftritte mit ihrer Zither<br />
in und rund um Werdohl bekannt<br />
ist, hat sich ihre Tochter noch<br />
nicht so sehr ins Bewusstsein der<br />
Sauerländer gespielt. Doch das liegt<br />
nur daran, dass sie ihren Lebensraum<br />
schon mit 18 Jahren ins hessische<br />
Bad Nauheim verlegt hat. Wie<br />
es dazu kam, erzählt Heike Reininghaus<br />
- bei aller Tragik - offen und<br />
ohne Umschweife.<br />
Als erst Fünfjährige wurde bei ihr Diabetes<br />
Typ 1 diagnostiziert, damals<br />
noch mehr als heute eine schreckliche<br />
Diagnose. Dass die Krankheit<br />
nicht nur eine verringerte Lebenserwartung<br />
bedeutet, sondern auch andere<br />
Konsequenzen hat, wurde ihr<br />
als junge Frau bitter bewusst. „Auf<br />
der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />
wurde ich damals weniger nach<br />
meinen schulischen Leistungen bewertet<br />
und nicht nach meinen Neigungen<br />
und Interessen gefragt. Vielmehr<br />
drehte sich alles um das Thema<br />
Diabetes und Gesundheit.“ Einen<br />
Ausbildungsplatz fand sie nicht. Heike<br />
Reininghaus fühlte sich ausgegrenzt<br />
und benachteiligt.<br />
Oft lassen Schicksalsschläge Menschen<br />
resignieren. Aber genauso oft<br />
sind sie auch Impulsgeber und setzen<br />
Energien frei. Heike Reininghaus<br />
zählt zu den Kämpfern. Sie ließ sich<br />
damals nicht entmutigen. In einem<br />
offenen Brief wandte sie sich empört<br />
an den damaligen Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl. „Jeder bekommt<br />
seinen Ausbildungsplatz, hatte er in<br />
seinen Wahlreden versprochen. Und<br />
einen Ausbildungsplatz habe ich in<br />
dem Brief auch gefordert.“
Vom Bundeskanzler kam keine Antwort.<br />
Doch das offene Schreiben fand<br />
seinen Weg in ein Fachmagazin zum<br />
Thema Diabetes und wurde von Dr.<br />
Bernt Kampmann, dem Leiter der Diabetes-Klinik<br />
in Bad Nauheim gelesen.<br />
Der zeigte sich beeindruckt von<br />
der Moral der jungen Werdohlerin,<br />
rief an und bot ihr ohne wenn und<br />
aber einen Ausbildungsplatz in seiner<br />
Klinik an.<br />
Oft gezweifelt,<br />
nie verzweifelt<br />
Heike Reininghaus hat in ihrem Leben<br />
oft gezweifelt, ist aber nie verzweifelt.<br />
Sie ist ihren Weg gegangen,<br />
hat in Bad Nauheim 27 Jahre<br />
als medizinisch technische Assistentin<br />
gearbeitet, eine Familie gegründet,<br />
eine Tochter zur Welt gebracht<br />
und groß gezogen. Und in all den<br />
Jahren hat sie mit Leidenschaft musiziert<br />
und gesungen.<br />
Lange Zeit waren ihre Auftritte eng<br />
Hannelore Reininghaus an der Zither. Tochter Heike<br />
und Schwiegersohn Jürgen singen gerne mit.<br />
an ihre Tätigkeit in der Bad Nauheimer<br />
Klinik gebunden. Gesungen hat<br />
sie zunächst auf Weihnachtsfeiern<br />
der Klinik, dann auf Ärzte-Tagungen.<br />
Lieder bekannter Stars hat sie<br />
interpretiert, aber nach und nach immer<br />
häufiger auch eigene Kompositionen<br />
vorgetragen. Musik wurde<br />
für sie dabei zu einem Weg, ihre<br />
Ängste und Hoffnungen mitzuteilen.<br />
In ihren ausdrucksstarken, berührenden<br />
Texte gibt sie viel von sich und<br />
ihren Gefühlen preis. „Am Anfang<br />
waren meine Lieder nicht für fremde<br />
Ohren gedacht.“ Doch als Heike<br />
Reininghaus spürte, was ihre Musik<br />
in anderen Menschen anrührte<br />
und bewegte, nahm sie mit ihrer<br />
Band die erste CD auf. „Das ist mein<br />
Weg“ lautet bezeichnender Weise<br />
der Titel. Ihre einfachen Worte, verpackt<br />
in populäre Musik, berühren so<br />
stark, weil sie von Herzen kommen.<br />
Nichts wirkt unecht oder aufgesetzt,<br />
alles ist authentisch. Mit ihren Liedern<br />
teilt sie sich mit. Sie singt von<br />
Angst, Wut und Verzweiflung, aber<br />
noch mehr von Mut, Hoffnung und<br />
Lebenslust:<br />
„Ich stehe wieder auf und gebe niemals<br />
auf. Ich kämpf‘ für mich, dass<br />
mein Leben nie von Neid und Gier<br />
erstarrt. Ich kämpf‘ für dich, dass du<br />
nie im Nichts das Träumen je verlierst,<br />
dass du in dieser kalten Welt<br />
niemals erfrierst.<br />
Ich schrieb dir dieses<br />
Lied und ich<br />
weiß, du fühlst genauso.<br />
Wir stehen<br />
beide auf und geben<br />
niemals auf.<br />
Kämpf‘ für dich,<br />
dass dein Leben<br />
voller Wärme wird<br />
erfüllt. Kämpf‘ für<br />
die Menschen in<br />
deiner kleinen<br />
Welt. Kämpf‘ für<br />
mich.“<br />
Musik steht jetzt<br />
ganz oben<br />
Vor zwei Jahren ist Heike Reininghaus<br />
in der Klinik Bad Nauheim ausgestiegen<br />
und setzt seitdem ganz<br />
auf die Musik. Ausschlaggebend für<br />
diesen mutigen Schritt war nicht nur<br />
der Plattenvertrag, den ihr ihr Produzent,<br />
Volker Katzmarzcyk (bekannt<br />
als ehemaliges Mitglied der Kultband<br />
Panta Rhei, später Karat) angeboten<br />
hatte. Ausschlaggebend war auch die<br />
Bekanntschaft mit dem Pianisten Jürgen<br />
Kammer. Beide musizieren seit<br />
2005 zusammen und kamen sich<br />
dabei nicht nur musikalisch näher.<br />
Zuletzt ist das inzwischen verheiratete<br />
Paar im Oktober auf Einladung<br />
des kleinen Kulturforums in Werdohl<br />
aufgetreten.<br />
Wer die Gelegenheit, Heike Reininghaus<br />
und ihre Musik kennenzulernen,<br />
nicht nutzen konnte, erfährt im Internet<br />
unter www.reininghaus-band.de<br />
mehr über die sympathische Künstlerin<br />
und ihre gleichnamige Band. Dort<br />
gibt es unter anderem das Musikvideo<br />
zur aktuellen CD „Lizenz zum<br />
Leben“ zu sehen und zu hören. Und<br />
dort wird auch zu lesen sein, wann<br />
die für Ende des Jahres angekündigte<br />
neue CD auf den Markt kommt.<br />
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47
<strong>DAS</strong> ZWEITE JA NACH<br />
KRANKHEIT UND SCHMERZEN<br />
Tanja und Stephan Scherweit erneuern zur Rosenhochzeit ihr Eheversprechen –<br />
Pfarrer Uwe Brühl erfüllt diesen Wunsch gerne<br />
Text und Fotos Cristin Schmelcher<br />
„Wenn wir das alles weiterhin gemeinsam überstehen,<br />
sagen wir in zehn Jahren noch einmal JA zueinander“,<br />
schworen sich die Plettenberger Tanja und<br />
Stephan Scherweit damals nach Tanjas schwerer Tumor-OP.<br />
In diesem Jahr setzten sie mit Hilfe von Pfarrer<br />
Uwe Brühl ihr Versprechen in die Tat um und feierten<br />
ihre Rosenhochzeit so - vielleicht sogar noch glücklicher<br />
-, als stünden sie zum ersten Mal gemeinsam vor<br />
dem Altar.<br />
„Wir feiern die Liebe und die Hoffnung“<br />
„Der Krebs war vor der Hochzeit und der Krebs war<br />
nach der Hochzeit“, erklärt Uwe Brühl die Beweggründe<br />
des Paares in seinem Danksagungsgottesdienst mit<br />
Segenszuspruch in der Evangelischen Johanniskirche in<br />
Plettenberg-Eiringhausen. „Wir feiern heute die Liebe,<br />
glauben und hoffen, dass die Liebe Zukunft<br />
haben wird.“ Die Hoffnung, dass Belastendes<br />
und Negatives abnimmt, wolle gelebte<br />
Hoffnung sein, deren Fundament ein gegründeter<br />
Glaube sein dürfe. Ein erneutes JA<br />
will er dabei von den Liebenden nicht hören,<br />
ein Kuss nach der Segnung gehört aber<br />
schon dazu.<br />
„Ich war überhaupt nicht aufgeregt bis wir<br />
vor der Kirche standen, von da an war alles<br />
wie in einem Tunnel“, erzählt Stephan Scherweit<br />
im Gespräch mit <strong>Komplett</strong>. „20 Jahre Beziehung<br />
rattern einem auf einmal durch den Kopf mit vielen<br />
schönen, aber auch negativen Emotionen“, so Ehefrau<br />
Tanja. Einige Angehörige, wie Tanjas Mutter, empfinden<br />
während des Gottesdienstes ebenfalls noch einmal so<br />
einige gemeinsame Ängste mit. Uwe Brühl beschreibt<br />
die Schritte zum Altar als bewegende 25 Meter: „Hier<br />
reflektiert man die Dinge anders, als man damit im<br />
Alltag umgeht.“<br />
Tanja und Stephan erlebten gemeinsam Jahre mit vielen<br />
glücklichen Momenten, aber auch vielen negativen<br />
Ereignissen. Von 1996 bis 2004 muss das Paar mehrere<br />
Fehlgeburten verkraften. 2004 heiraten die beiden<br />
standesamtlich. Nach der Geburt und Taufe des Sohnes<br />
Sebastian im Jahre 2005 lassen sich der Maschineneinrichter<br />
und die Büroangestellte 2006 während Tanjas<br />
Bewegende 25 Meter zum Altar<br />
48
schwerer Krankheit von Pfarrer Fuchs in der Böhler Kirche<br />
trauen. Nach der Diagnose einer schweren Nervenkrankheit,<br />
die Lähmungen verursacht, und einer ersten<br />
Tumor-OP kommt zwei Tage nach der Hochzeit die<br />
Nachricht einer notwendigen Total-OP. Vor der Narkose<br />
geben sich die Vermählten das Versprechen, ihr Ja-<br />
Wort nach zehn Jahren zu wiederholen. Sie bleiben leider<br />
auch in den folgenden Ehejahren nicht von Unfällen<br />
und weiteren schweren Krankheiten, wie zum Beispiel<br />
drei geplatzten Bandscheiben, verschont.<br />
„Die beste Entscheidung unseres Lebens“<br />
Weihnachten 2015 erinnert Stephan Tanja an ihr einstiges<br />
Versprechen und gemeinsam mit Pfarrer Brühl<br />
beginnen sie mit den Planungen für diesen besonderen<br />
Tag. Das Ehepaar kennt den Pfarrer schon sehr lange<br />
und schätzt u.a. seine jährlichen Weihnachtsgottesdienste:<br />
„Er ist offen, ehrlich, hört zu und lebt Kirche so,<br />
wie wir uns das vorstellen.“ So erklärt Uwe Brühl sich<br />
schnell zu diesem nicht alltäglichen Anliegen bereit. Er<br />
freut sich, dass die beiden Gott danken und dieses mit<br />
vielen Menschen teilen möchten.<br />
Einige Tränen werden nicht nur während des Gottesdienstes,<br />
sondern auch noch vor der Kirche vergossen,<br />
als die frisch Gesegneten von Tanjas Kinder- und Jugendtanzgruppen<br />
des Skiclubs Oestertal gesanglich begrüßt<br />
werden. Im Anschluss daran gibt es eine ausgelassene<br />
Scheunenfeier auf dem idyllisch gelegenen<br />
Wohnsitz der beiden Plettenberger.<br />
„Es war keine spontane Idee, sondern ein langes Versprechen,<br />
mit Sicherheit aber die beste Entscheidung<br />
unseres Lebens, diesen Tag für uns so zu gestalten“,<br />
erinnern sich der 39-Jährige und die 41-Jährige jetzt<br />
an ihre Rosenhochzeit zurück. Der Pfarrer freute sich<br />
zudem über die Kollekte, die der Umgestaltung des<br />
Spielplatzes des Evangelischen Familienzentrums in der<br />
Reichsstraße zugute kommt.<br />
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49
50<br />
Das Psalterium oder der Psalter, ein mittelalterliches<br />
Musikinstrument, ist heute kaum noch bekannt. Die<br />
Plettenberger Holzbildhauerin Ute Langhans, in Kreisen<br />
der Kunsthandwerker besser unter ihrem Mädchennamen<br />
Weniger (ute.weniger@gmx.de) bekannt, trägt<br />
dazu bei, dass dieses historische Instrument nicht völlig<br />
in Vergessenheit gerät. In ihrer Werkstatt in Ohle<br />
schnitzt sie nicht nur kunstvolle Figuren, Broschen oder<br />
andere Schmuckstücke aus Holz, seit ein paar Jahren<br />
baut sie auch Psalter.<br />
Eine Zarge aus Harthölzern, Boden und Decke aus fein<br />
gemasertem Fichtenholz, vier Dutzend Cembalowirbel,<br />
ein Steg für die Spannung der Saiten und eine feingliedrig<br />
geschnitzte Rosette aus dünnem Sperrholz, die das<br />
Schallloch verziert, das alles fügt sie zu einem kunstvollem<br />
Musikinstrument zusammen. Für den richtigen<br />
Klang sorgt Ute Wenigers Mutter Christine. Sie stimmt<br />
das fertige Musikinstrument, bevor es seinem neuen Besitzer<br />
übergeben wird.<br />
Wie kommt eine junge Plettenbergerin auf die Idee, einen<br />
Psalter zu bauen? „Den Anstoß hat im Grunde meine<br />
Mutter gegeben“, erzählt Ute Weniger.<br />
Ute Weniger baut historische<br />
Musikinstrumentet von Martin Büdenbender<br />
„Sie musiziert leidenschaftlich gerne und spielt viele<br />
Musikinstrumente. Vor etwa 12 Jahren hat sie beim<br />
Heilbronner Musikinstrumentenbauer Rainer Pauly einen<br />
Psalter gekauft. Beim Kauf des Instrumentes ist es<br />
aber nicht geblieben. Zu Rainer Pauly und zu seiner<br />
Gattin Edith entwickelte sich damals schnell ein freundschaftliches<br />
Verhältnis. Meine Mutter ist mit den Beiden<br />
auf Handwerkermärkte gefahren und half beim Verkauf<br />
der Musikinstrumente. Bald schon hat man sich gegenseitig<br />
besucht, und so habe auch ich Rainer Pauly kennengelernt.“<br />
Was ein Musikinstrumentenbauer in seiner Werkstatt so<br />
alles treibt, interessierte die junge Tischlergesellin natürlich<br />
brennend. Für traditionelle Handwerkskünste hatte<br />
ihr Herz schon immer geschlagen. 2008 absolvierte<br />
sie daher bei Rainer Pauly ein erstes Praktikum. Weitere<br />
Praktika folgten. Und schließlich hat sie dann ihr erstes<br />
eigenes Psalter gebaut.<br />
Die Freundschaft der Familien hat bis heute Bestand.<br />
Edith Pauly war zuletzt im Sommer in Plettenberg zu<br />
Besuch. Rainer Pauly ist vor wenigen Jahren verstorben.<br />
Einen Teil seiner Werkzeuge hat Ute Weniger übernommen<br />
und setzt sie im Sinne ihres Mentors zum Bau von<br />
Musikinstrumenten ein. Neben dem Bau von Psaltern<br />
legt sie auch bei den mittelalterlichen Drehleiern Hand<br />
an. „Die baue ich nicht selber, sondern verziere im Auftrag<br />
die Radabdeckung und den Tangentendeckel mit<br />
meinen Schnitzereien.“
Die von Ute Weniger kunstvoll verzierte Drehleier ist das Schmuckstück im Musikzimmer ihrer Mutter.<br />
Psalter klingt gezupft dem Harfenspiel ganz ähnlich.<br />
Was Ute Weniger baut, ist eine Sonderform des<br />
Psalters, ein Streichpsalter, das erst im 20. Jahrhundert<br />
entwickelt wurde. Ebenso wie beim normalen<br />
Psalter sind eine Reihe von Saiten über einen hölzernen<br />
Resonanzkasten gespannt. Die Saiten werden<br />
jedoch nicht gezupft, sondern mit einem Bogen<br />
gestrichen.<br />
Die Rosette wird für das<br />
Schallloch einer Psalter zieren.<br />
Eine Drehleier fehlt selbstverständlich auch nicht in der<br />
Instrumentensammlung von Mutter Christine Weniger.<br />
Auf der Kommode im Musikzimmer nimmt sie einen<br />
Ehrenplatz ein.<br />
Info: Was ist ein Psalter?<br />
Das Wort Psalter hat gleich mehrere Bedeutung:<br />
Psalter steht für das Buch der Psalmen. Psalter ist<br />
aber auch der Name für das heute kaum noch bekannte<br />
mittelalterliche Musikinstrument. Die Namensgleichheit<br />
erklärt sich, wenn man weiß, das<br />
die Pslamen, die Loblieder auf Gott, schon vor Jahrtausenden<br />
von Harfenspiel bekleidet wurden. Der<br />
So sieht ein fertiger<br />
Psalter aus<br />
51
Die Kombination von betrieblicher Ausbildung und Studium,<br />
das Duale Studium, erfreut sich größer werdender<br />
Beliebtheit sowohl bei den Auszubildenden als auch bei<br />
den Unternehmen. Die verhältnismäßig wenigen Ausbildungsstellungen<br />
werden stark nachgefragt. Dieser<br />
Ausbildungsweg ist höchst anspruchsvoll. Die Verantwortlichen<br />
in den Betrieben suchen daher die besten<br />
Bewerber/-innen dafür aus. Nach erfolgreichem Abschluss<br />
haben sie sehr gute Aufstiegschancen. Aber nicht<br />
jede/r kommt mit der intensiven Beanspruchung durch<br />
Ausbildung, Berufsschule und Hochschule klar, wie das<br />
<strong>Komplett</strong>-Magazin anhand von Beispielen erzählt.<br />
„ES WAR EINFACH ZUVIEL“ -<br />
DUALES STUDIUM LÄSST WENIG<br />
FREIRAUM FÜR PRIVATES<br />
Erfolg hängt auch von Unterstützung im Unternehmen ab<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Viereinhalb Jahre fast ohne Freizeit. Montags bis freitags<br />
arbeiten oder in die Berufsschule gehen, jeden<br />
zweiten Samstag zur Hochschule. Dauerstress. Und bei<br />
Fragen „ist man auf sich gestellt“, bilanziert Michael<br />
(22)* . Er hatte 2013 eine Ausbildung zum Industriekaufmann<br />
begonnen und gleichzeitig an der Fachhochschule<br />
(FH) Südwestfalen in Hagen Betriebswirtschaft<br />
(BWL) studiert. „Ich habe mittendrin abgebrochen“,<br />
sagt er. Grund: „Es war einfach zu viel.“<br />
Kehrseite“, sagt er und findet, dass die FH „nicht auf<br />
diese Kundschaft eingestellt ist. Es wird alles schnell<br />
abgefertigt.“<br />
Strammer Fahrplan<br />
52<br />
Denn: nach der Arbeit mussten noch Lernbriefe der FH<br />
durchgearbeitet werden. Freizeit, Freunde – Fehlanzeige.<br />
„Zirka 50 Prozent haben abgebrochen“, schätzt<br />
Michael und blickt zurück: „Manchmal war das mit den<br />
Klausuren nicht zu schaffen.“ Er hatte in einem mittelständischen<br />
Betrieb gearbeitet. Unterstützung für<br />
das Nebeneinander von Ausbildung und Studium gab<br />
es nicht, bilanziert er. „Es wird immer beworben, wie<br />
schön das Verbundstudium ist, man vergisst aber die<br />
Ein positiveres Fazit seiner Ausbildung zieht Martin<br />
*(23). Parallel zur Ausbildung zum Industriekaufmann<br />
hat er BWL an einer privaten Hochschule studiert. Das<br />
Programm: in eineinhalb statt drei Jahren zum Industriekaufmann.<br />
Drei Jahre dauerte es noch bis zum Bachelor<br />
in BWL. „Die haben sich spezialisiert auf das berufsbegleitende<br />
Studium“, erläutert Martin mit Blick auf die<br />
Privat-Akademie.<br />
Aber auch hier gab es einen strammen Fahrplan, der<br />
kaum Raum für Freizeit oder Privates lässt: montags<br />
bis donnerstags im Betrieb, freitags Berufsschule bis 13<br />
Uhr, danach Studium bis 17 Uhr. Dazu jeden Samstag<br />
von 8 bis 15 Uhr Hochschule. „In Klausurphasen ging
es sieben Tage durch“, erinnert sich Martin. Immerhin<br />
erhielt er Unterstützung von dem großen mittelständischen<br />
Unternehmen, das ihn eingestellt hatte. Nach<br />
der Ausbildung bekam er einen 3/5 Vertrag als Industriekaufmann.<br />
Das hieß von montags bis mittwochs im<br />
Betrieb arbeiten, den Rest der Woche Zeit fürs Studium.<br />
Spritgeld für die Fahrt zur Hochschule gab es und er<br />
musste nur die Hälfte der Studiengebühren zahlen. Da<br />
waren dann jeden Monat 130 Euro fällig.<br />
Erfahrung: Besser nacheinander<br />
Schon beim Vorstellungsgespräch hat das Unternehmen<br />
Martin auf die stressige Ausbildung hingewiesen. „Duale<br />
Studienplätze sind extrem begehrt“, weiß der Betriebswirtschaftler<br />
aus seinem Umfeld. Alle, die er aus<br />
dem Betrieb kennt, haben die Ausbildung trotz Doppelbelastung<br />
durchgezogen. „Es geht viel Zeit drauf“,<br />
bilanziert er. Obwohl er sich durchgebissen und beide<br />
Abschlüsse geschafft hat, würde auch Martin es in der<br />
Rückschau anders machen: „Erst die Ausbildung und<br />
dann das Studium anhängen“, sagt er. Da könne man<br />
sich mit der Ausbildung mehr Zeit lassen. Die Entscheidung<br />
gut im Betrieb, in der Schule und im Studium zu<br />
sein oder auch noch ein soziales Leben zu haben, falle<br />
dann nicht so krass aus. „Man muss abwägen, ob es<br />
einem das wert ist“.<br />
Viele, die abbrechen<br />
„Es viel besser, wenn man Praxis dabei hat und mehr<br />
versteht“, favorisiert auch Jessica M. (20) die Doppelstrategie.<br />
Auch sie hat erst studiert, dann zusätzlich<br />
eine Ausbildung begonnen. Vor Klausuren wird sie bis<br />
zu drei Tage freigestellt, um sich vorbereiten zu können.<br />
Aber: beide junge Frauen haben auch beobachtet, dass<br />
etliche das Studium abbrechen. „Man sieht es an den<br />
Parkplätzen, die werden leerer“, sagt Magdalena F. Sie<br />
schätzt, dass von den 120 Studenten, die mit ihr angefangen<br />
haben, noch etwa 80 dabei sind, also ein Drittel<br />
das Studium bereits geschmissen hat.<br />
Martin bemängelt, dass die Chancen ungleich verteilt<br />
sind. Wer Unterstützung vom Betrieb erfährt, hat es<br />
deutlich leichter. Im <strong>Komplett</strong>-Gespräch raten alle, eine<br />
Ausbildung mit Studium möglichst nur dort zu beginnen,<br />
„wo Betriebe Erfahrung mit dem Modell haben.“<br />
Zudem seien gesetzliche oder tarifliche Regelungen nötig,<br />
meint Martin, der sich auch als Jugend- und Ausbildungsvertreter<br />
engagiert hat.<br />
Für Michael hat der Studienabbruch zu einer völligen<br />
Neuorientierung geführt. Er ist inzwischen im IT-Bereich<br />
unterwegs und froh, „etwas Praktisches“ gefunden zu<br />
haben. Späteres Studium nicht ausgeschlossen.<br />
* Namen von der Redaktion geändert<br />
„Es ist machbar, wenn man die nötige Motivation hat<br />
und die Unterstützung durch die Firma“, sagt Magdalena<br />
F. (29). Sie hatte zuvor ein Semester Maschinenbau<br />
studiert, sich dann, wegen des Praxisbezugs für die<br />
duale Ausbildung entschieden. Ihr Ausbildungsbestrieb<br />
hat Erfahrung mit jungen Leuten, die beides machen,<br />
Ausbildung und Studium. „Wenn ich viel aufzuarbeiten<br />
habe, kann ich mich auch mal in ein leeres Büro setzen<br />
und lernen“, sagt Magalena F.<br />
• Fast jeder vierte Studierende an der Fachhochschule<br />
Südwestfalen (FH) ist Verbundstudent (24 %).<br />
• In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Verbundstudenten<br />
deutlich angestiegen.<br />
• Zu den Abbrecherquoten liegen keine offiziellen Zahlen vor.<br />
• Für einen Studienabbruch werden persönliche oder<br />
berufliche Gründe angeführt, die mit der für das<br />
Studium verfügbaren Zeit zusammenhängen. Hinzu<br />
kommen mangelnde Vorkenntnisse oder Erwartungen,<br />
die sich nicht erfüllt haben.<br />
• Verbundstudiengänge werden seit 20 Jahren an der<br />
FH angeboten.<br />
• Der Anteil der Selbststudienabschnitte beträgt etwa<br />
70 Prozent, 30 Prozent entfallen auf Präsenzveranstaltungen<br />
an der FH.<br />
• Weitere Informationen:<br />
– FH Südwestfalen: www4.fh-swf.de/de/home/<br />
studieninteressierte/beruf_studium<br />
duales_studium.php<br />
– Verbundstudium allgemein: www.verbundstudium.de<br />
– Information und Beratung: www.ifv-nrw.de<br />
53
DISZIPLIN IST UNBEDINGTE<br />
VORAUSSETZUNG<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
Seit vier Jahren bietet die Vereinigte Sparkasse im Märkischen<br />
Kreis die Kombination Ausbildung und Duales Studium<br />
an. Lisa Arndt war im Jahr 2012 die erste Auszubildende,<br />
die diesen Weg einschlug. Acht Semester später<br />
hat die 24-jährige Neuenraderin nicht nur ihren Bachelor<br />
of Science in der Tasche, sondern auch die Abschlüsse als<br />
Bankkauffrau und Sparkassenbetriebswirtin.<br />
„Lernen und studieren.“ Nach diesem Motto hatte die<br />
leistungsstarke Abiturientin und besonders engagierte<br />
Auszubildende die Möglichkeit erhalten, bereits während<br />
der Ausbildung ein Studium an der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
in Bonn zu beginnen. Anfang des<br />
zweiten Ausbildungsjahres nahm sie das Studium zum<br />
Bachelor of Science auf. Nach dem Ende der Ausbildung<br />
zur Bankkauffrau absolvierte sie im Rahmen des dualen<br />
Studienprogrammes die sparkasseninterne Weiterbildung<br />
zur Sparkassenbetriebswirtin an der Sparkassenakademie<br />
NRW in Münster und erwarb damit im April 2015 ihren<br />
zweiten berufsqualifizierenden Abschluss.<br />
Das Bachelor-Studium durchlief Lisa Arndt parallel dazu<br />
an der Sparkassenhochschule (University of Applied Sciences)<br />
in Bonn. „Das ist eine Mischung aus Fernstudium<br />
und Online-Campus“, berichtet sie. „Ein bis zwei Tage pro<br />
Fach und Semester werden Vorlesungen in Bonn gehalten.<br />
Gelernt wird zu Hause. Die Prüfungen werden als<br />
Zentralklausuren geschrieben.“ Ein hohes Maß an Disziplin<br />
und den Verzicht auf manches Freizeitvergnügen nennt<br />
die junge Frau als Voraussetzungen für den erfolgreichen<br />
Abschluss dieses anspruchsvollen Ausbildungsweges.<br />
Lisa Arndt ist die erste Auszubildende<br />
mit Dualem Studienabschluss der<br />
Vereinigten Sparkasse Märkischen Kreis<br />
Nur die Besten werden ausgewählt<br />
„Wir wählen leistungsfähige junge Leute mit sehr gutem<br />
Abitur aus“, erklärt Daria Hein, bei der Sparkasse<br />
MK zuständig für die<br />
Personalentwicklung,<br />
dass „nur die Besten“<br />
den Zuschlag für ein<br />
Duales Studium bekommen.<br />
Zuvor durchlaufen<br />
sie einen Eignungstest<br />
im Assessment Center<br />
zur Potenzialanalyse für<br />
ein Studium an der S-<br />
Hochschule. Dazu gehören Persönlichkeitstests, Führen<br />
von Verkaufs- und Mitarbeitergesprächen und Leitung<br />
einer Projektrunde. „Das sind auf jeden Fall völlig ungewohnte<br />
Situationen für eine junge Auszubildende“,<br />
erinnert sich Lisa Arndt. Ihre Erfahrungen mit dem Dualen<br />
Studium gibt sie an die heutigen Auszubildenden<br />
der Sparkasse MK weiter und informiert z.B. auf Ausbildungsmessen<br />
interessierte Schüler/-innen. „Mit meinem<br />
Wissen von heute würde ich das Studium etwas<br />
anders organisieren. Man bekommt gerade am Anfang<br />
unwahrscheinlich viel Input.“<br />
Die Vorteile des Studiums parallel zur betrieblichen Ausbildung<br />
und zur Berufsschule werden am Beispiel von<br />
Lisa Arndt offensichtlich: Obwohl sie erst im April dieses<br />
Jahres das Studium zum Bachelor of Science beendet<br />
hat, ist sie seit über einem Jahr als Kundenberaterin<br />
im Marktbereich Plettenberg eingesetzt. Lob erhält sie<br />
auch von ihrem Chef: „Wir sind stolz auf die Leistungen<br />
von Frau Arndt“, betont Kai Hagen, Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse MK. „Wir sind gleichzeitig überzeugt<br />
davon, dass unsere Kunden vom hohen Ausbildungsniveau<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren.“<br />
„Für Frau Arndt ist mit dieser Ausbildung ihre Karriere<br />
vorprogrammiert“, weiß Tomislav Majic, Marketingleiter<br />
der Sparkasse MK. Diszipliniertes Lernen und Verzicht<br />
auf Freizeit zahlen sich für Lisa Arndt also aus. Und<br />
sie lernt weiter: im Master-Studiengang Finance and<br />
Accounting an der Hochschule für Ökonomie und Management<br />
in Dortmund.<br />
54
KARRIERESPRUNG BLEIBT OFT<br />
NUR EIN TRAUM<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Gewerkschaften wollen Regelungen für<br />
Verbundstudenten<br />
Ein Verbundstudium erscheint attraktiv. Allein an der<br />
Fachhochschule Südwestfalen ist die Zahl der Verbundstudenten<br />
in den vergangenen fünf Jahren um rund 68<br />
Prozent auf 2450 angestiegen. Gleichzeitig gibt es auch<br />
viele, die das Studium aufgeben. Über steigende Studentenzahlen,<br />
Risiken, Chancen und Belastungen sprach<br />
Rüdiger Kahlke mit Fabian Ferber, bei der IG Metall im<br />
Märkischen Kreis für Jugend und Ausbildung zuständig.<br />
Das Verbundstudium wird als<br />
Karrieresprungbrett angesehen.<br />
Ferber: Unternehmen versuchen<br />
damit Abiturienten in den Betrieben<br />
und in der Region zu halten.<br />
Es werden Karriereversprechen<br />
gemacht, das ist für einige verlockend.<br />
Was ist da dran?<br />
Ferber: Das ist eine Chance. Es gibt aber auch Betriebe,<br />
die stellen bis zu zehn Verbundstudenten pro Jahr ein.<br />
Soviel Plätze gibt es später in der Führungsebene nicht.<br />
Manche arbeiten dann als Facharbeiter oder Industriekaufmann<br />
weiter. Da ist erstmal nichts mit großer Karriere.<br />
Die Belastung durch Ausbildung oder Berufstätigkeit<br />
und gleichzeitigem Studium ist groß, grenzt das an<br />
Selbstausbeutung?<br />
Ferber: Ja, vielfach haben die jungen Menschen keine<br />
Zeit mehr für sich selbst. Es ist gut, wenn man Zeit hat<br />
auch das Leben rechts und links des Wegs kennen zu<br />
lernen.<br />
Wer im Verbund studiert gilt als belastbar. Erhöht das<br />
auch die Job-Chancen?<br />
Ferber: Je nach Vertrag müssen sie ein paar Jahre im<br />
Unternehmen bleiben oder Studienkosten zurückzahlen.<br />
Sie bleiben auch oft im Betrieb, weil die Ausbildung<br />
zu spezifisch ist. Unternehmen haben dazu noch<br />
den Mehrwert, weil durch die Arbeiten der Studenten<br />
Abläufe optimiert werden können. Schon im Studium<br />
werden qualifiziertere Tätigkeiten ausgeübt, aber nicht<br />
immer auch bezahlt. Je nach Hochschule ermöglicht der<br />
Abschluss auch kein aufbauendes Masterstudium. Darüber<br />
muss man sich im Vorfeld klar sein.<br />
Verbundstudenten haben eine besondere Stellung.<br />
Ist die Vertretung durch Betriebsräte und Gewerkschaften<br />
angemessen?<br />
Ferber: Regelungen sind über Betriebsvereinbarungen<br />
zu treffen. Wir versuchen Betriebsräte fit zu machen für<br />
diese Probleme. So kann das duale Studium (Ausbildung<br />
und Studium, die Red.) auch genutzt werden, die<br />
tariflich garantierte Übernahme nach der Ausbildung<br />
zu umgehen. Die IG Metall hat die Aktion „modern bilden“<br />
gestartet. Wir wollen, dass dual Studierende mit<br />
Auszubildenden gleichgestellt werden und drängen auf<br />
eine Modernisierung des Berufsbildungsgesetzes. Als<br />
IG Metall bieten wir verstärkt Hilfen und Beratung an.<br />
Mit einer Impulstagung „Duales Studium“ Mitte Oktober<br />
haben wir eine Plattform angeboten, auf der sich dual<br />
Studierende austauschen und vernetzen können.<br />
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Landeskriminalamtes NRW aufgenommen.<br />
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55
GAH ALBERTS STELLT WEICHEN<br />
Neues Logistikzentrum eine Investition in den Standort Herscheid – Alexander<br />
Alberts führt Familienunternehmen in fünfter Generation weiter<br />
Das Unternehmen GAH Alberts stellt Weichen für die<br />
Zukunft an seinem Stammsitz in Herscheid-Grünenthal.<br />
Zum einen konnte Firmenchef Dietrich Alberts bekannt<br />
geben, dass sein Sohn Alexander im nächsten Jahr ins<br />
Unternehmen eintritt und GAH Alberts damit in der<br />
fünften Generation ein inhabergeführtes Unternehmen<br />
bleibt. Zum anderen wurde das neue Logistikzentrum im<br />
Industriegebiet Friedlin pünktlich fertiggestellt. Mit dem<br />
Neubau tätigte GAH-Alberts eine weitere große Investition<br />
zur Zukunftssicherung an seinem Hauptstandort.<br />
In den neuen Hallen im Industriegebiet Friedlin wird das<br />
komplette Gartensortiment von GAH Alberts gelagert<br />
und kommissioniert. „Das hat ausschließlich Vorteile. Wir<br />
Ihr Urlaub ist<br />
unsere Leidenschaft!<br />
Foto Carsten Engel<br />
haben einen Abholstandort, vermeiden doppelte Lagerhaltung<br />
und werden dadurch effektiver“, zählt Dietrich<br />
Alberts auf. Bisher war das umfangreiche Gartensortiment<br />
auf zwei Standorte in Herscheid und Lüdenscheid<br />
aufgeteilt.<br />
Nach einjähriger Bauzeit wurde der 7200 Quadratmeter<br />
große Gebäudekomplex fertiggestellt. Drei Hallenschiffe<br />
wurden errichtet, die vielfach nutzbar sind. Darüber<br />
hinaus seien noch Flächenreserven vorhanden, die<br />
Platz für zukünftiges Wachstum geben würden, erklärt<br />
Dietrich Alberts.<br />
Die neue Anlage umfasst neben Lagerfläche auch Büros<br />
und Sozialräume, Parkplätze für die Belegschaft und<br />
entsprechende Abstell- und Rangierplätze für LKW. Die<br />
frei werdenden Flächen der anderen Halle wird GAH Alberts<br />
für das stetig wachsende Sortiment an Profilen und<br />
Blechen nutzen.<br />
Petra, Dietrich (rechts) und Alexander Alberts<br />
Foto: Bernhard Schlütter<br />
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Zur Feier der Fertigstellung des Logistikzentrums waren<br />
die GAH-Mitarbeiter und ihre Familien, Mitarbeiter der<br />
am Bau beteiligten Unternehmen sowie Geschäftspartner<br />
eingeladen worden. Das Forum der gut 1000 Gäste<br />
nutzte Dietrich Alberts, um den Eintritt seines Sohnes ins<br />
Unternehmen bekannt zu geben. Alexander Alberts (30)<br />
sammelte in den vergangenen fünf Jahren Praxiserfahrung<br />
bei Procter & Gamble in Frankfurt/Main. „Ich bin<br />
als Category Manager für die Marke Gilette in Deutschland<br />
und Österreich zuständig“, erklärte er im Gespräch<br />
mit <strong>Komplett</strong>-Autor Bernhard Schlütter. Zum 1. September<br />
2017 werde er in der elterlichen Firma anfangen,<br />
seinen Wohnsitz dann in Lüdenscheid nehmen. obs<br />
56
Das Führungsteam der Schröder GmbH mit ihren Ehefrauen auf der feierlichen Gala der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung im Düsseldorfer Maritim-Hotel.<br />
GROSSER PREIS DES<br />
MITTELSTANDES<br />
Begehrter Preis geht nach Herscheid zur Wilhelm Schröder GmbH<br />
Herscheid. Zum zweiten Mal in Folge<br />
wurde die Wilhelm Schröder GmbH<br />
für den „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
nominiert. Und gehört dieses<br />
Jahr zu den Preisträgern aus NRW.<br />
„Schon letztes Jahr waren wir außerordentlich<br />
stolz, als wir neben den<br />
drei Preisträgern als Finalist ausgezeichnet<br />
wurden“, freut sich Kai Oulla,<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Wilhelm Schröder GmbH. „Dass<br />
wir dieses Jahr den Oskar des Mittelstandes<br />
erhalten haben, ist eine<br />
sehr große Ehre für uns.“ Bundesweit<br />
wurden fast 4800 Unternehmen nominiert.<br />
Die feierliche Auszeichnungsgala der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung fand am Samstag,<br />
10. September <strong>2016</strong>, im Düsseldorfer<br />
Maritim-Hotel statt. Mehr als<br />
400 Unternehmer und geladene Gäste<br />
nahmen an der Gala im Rahmen<br />
des 22. Wettbewerbes für die Regionen<br />
Niedersachsen/Bremen, Nordrhein-Westfalen,<br />
Rheinland-Pfalz/<br />
Saarland und Schleswig-Holstein/<br />
Hamburg teil. Insgesamt elf Unternehmen<br />
konnten die begehrte Preisträger-Statue<br />
entgegennehmen.<br />
„Die nominierten Unternehmen repräsentieren<br />
die sozial engagierte<br />
Wachstumselite des deutschen Mittelstandes“,<br />
heißt es von Seiten der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung. „Es sind innovative<br />
Unternehmen, die mit starken<br />
Werten ihren Kurs steuern. Die<br />
sich um die Menschen kümmern und<br />
dadurch nicht nur den sozialen Frieden<br />
bewahren, sondern auch die heimatlichen<br />
Regionen und Wirtschaftskreisläufe<br />
stabilisieren.“<br />
Als Partner der Industrie forscht die<br />
Wilhelm Schröder GmbH laufend<br />
an Optimierungspotenzialen durch<br />
den Einsatz neuer, innovativer Material-<br />
und Werkstoffkombinationen.<br />
Das Unternehmen verbindet<br />
eine professionelle Forschungs- und<br />
Entwicklungsabteilung mit modernen<br />
Fertigungslinien aus Stanz- und<br />
Gussspritzmaschinen zur Produktion<br />
hochwertiger Industriebauteile. Hightech-Prozessüberwachungstechnik<br />
sowie modernste Messtechnik sorgen<br />
für 1A-Qualität „Made in Germany“.<br />
Zudem hat die Wilhelm Schröder<br />
GmbH das Falschfahrer-Warnsystem<br />
kurz MFDS entwickelt.<br />
Das Unternehmen legt großen Wert<br />
auf die persönliche und fachliche<br />
Weiterentwicklung seiner Beschäftigten.<br />
„Ohne unsere 148 Mitarbeiter<br />
und elf Auszubildenden hätten<br />
wir diesen Preis niemals bekommen.<br />
Wir sind unglaublich stolz auf<br />
unser Team und danken jedem einzelnen<br />
für seine täglichen Leistungen.<br />
Unsere Mitarbeiter sind das Fundament<br />
für den Erfolg in Gegenwart<br />
und Zukunft“, fasst Kai Okulla nach<br />
der Preisübergabe seine Freude und<br />
Dankbarkeit zusammen.<br />
57<br />
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200.000 ZUGRIFFE AUF BILDDATEN-<br />
BANK CANTO CUMULUS<br />
Auf große Resonanz bei den Bürger/<br />
innen stößt die neue Online-Bilddatenbank<br />
des Märkischen Kreises. Seit<br />
der Einführung der Datenbank mit der<br />
Software Canto Cumulus im Februar<br />
zählte das Kreisarchiv rund 200.000<br />
Zugriffe. „Das sind weit mehr als ich<br />
je gedacht hätte“, freut sich Diplom-<br />
Archivar Ulrich Biroth, beim Kreisarchiv zuständig für die<br />
Bilddatenbank. Mittlerweile sind mehr als 10.000 historische<br />
Bilder, Ansichtskarten, Briefköpfe und Fotos von<br />
Medaillen aus dem umfangreichen Fundus des Archivs<br />
digitalisiert und in die Datenbank eingepflegt.<br />
Eine Hoffnung des Diplom-Archivars hat sich mit der Einführung<br />
von Canto Cumulus ebenfalls erfüllt. „Mit Hilfe<br />
der Nutzer konnten wir 450 Bilder aus unserem Archiv<br />
zuordnen und wir wissen jetzt, was darauf zu sehen ist“,<br />
so Ulrich Biroth. 100 Zugriffe pro Bild, Ansichtskarte oder<br />
Briefkopf seien keine Seltenheit. Renner bei den Interessierten<br />
seien beispielweise die historischen Fotos von<br />
der Fabrikanlage Maste-Barendorf in Iserlohn – „aber<br />
AZ_90x135.qxd 20.06.2011<br />
auch Schützenfeste jeglicher Art“, erzählt<br />
Ulrich Biroth.<br />
Von der digitalen Neuerung können<br />
alle Interessierten profitieren. Sie<br />
können sich unter http://medien.<br />
maerkischer-kreis.de/archiv direkt<br />
in die Datenbank einloggen, Suchbegriffe<br />
eingeben, die historischen<br />
Bilder, Postkarten, Karten und Pläne ansehen und sie<br />
in einer zunächst geringen Auflösung mit Wasserzeichen<br />
versehen herunterladen. Hat der Märkische Kreis<br />
die Rechte an den Bildern, können sie auf Wunsch jedem<br />
Bürger in einer höheren Auflösung zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Nutzer helfen, 450 historische<br />
Fotos zu identifizieren<br />
„Canto Cumulus“ ist die Software eines deutsch-amerikanischen<br />
Unternehmens. Genutzt wird es in erster<br />
Linie von Agenturen, Unternehmen und Behörden zur<br />
Archivierung, Organisation und Distribution von Mediendateien<br />
innerhalb einer Netzwerk-Infrastruktur. Das<br />
Kreisarchiv des Märkischen Kreises ist das erste Kommunal-Archiv,<br />
das so ein Angebot macht.<br />
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58
ADVERTORIAL<br />
RADPRAX – EIN STARKER PARTNER FÜR<br />
<strong>DAS</strong> KRANKENHAUS PLETTENBERG<br />
Zusammenarbeit ermöglicht radiologische Untersuchung für alle Patienten<br />
Mit Hilfe der Computertomographie (CT) und der Magnetresonanztomographie<br />
(MRT) ist es möglich, ohne<br />
aufwändige und belastende operative Eingriffe in den<br />
menschlichen Körper zu schauen. Im Plettenberger<br />
Krankenhaus stehen beide Diagnoseverfahren auch für<br />
ambulante kassenärztliche Patienten zur Verfügung.<br />
Dies wurde vor fünf Jahren durch die Partnerschaft mit<br />
der radprax MVZ GmbH Arnsberg möglich.<br />
Die Geschäftsführung hatte mit Unterstützung der<br />
Plettenberger Kommunalpolitik jahrelang für die Kassenzulassung<br />
der Radiologie gekämpft. Doch erst mit<br />
dem starken Partner radprax an der Seite gelang der<br />
Durchbruch. Seit Oktober 2011 steht die Radiologie<br />
im Plettenberger Krankenhaus unter der Leitung von<br />
Chefarzt Dr. Till Hoja allen Patienten zur Verfügung. Das<br />
bedeutete eine enorme Verbesserung, denn für die<br />
Plettenberger entfielen damit nicht nur lange Wege<br />
nach Attendorn, Lüdenscheid oder gar Iserlohn, sondern<br />
es verkürzten sich auch die Wartezeiten auf einen Untersuchungstermin<br />
enorm.<br />
Die Ursprünge von radprax reichen zurück bis zur Gründung<br />
der radiologischen Praxen in Solingen im Jahr<br />
1942 und in Wuppertal 1952. Aus zwei Einzelpraxen,<br />
die ausschließlich die jeweilige Region ambulant versorgten,<br />
wurde im Laufe der Jahre die radprax-Gruppe.<br />
Heute ist sie ein mittelständischer Verbund von mehreren<br />
Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Praxen<br />
für Radiologie, Kardiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin<br />
und Vorsorge. radprax hat zwölf Standorte<br />
in acht Städten in Nordrhein-Westfalen.<br />
Mit einem Team aus über 50 Fachärzten (Radiologen,<br />
Nuklearmedizinern, Kardiologen und Strahlentherapeuten)<br />
sowie mehr als 300 Mitarbeitern bietet die<br />
radprax-Gruppe ihren Patienten eine höchstmögliche<br />
Qualität der ärztlichen Leistung.<br />
Mit mehr als 300.000 Untersuchungen (davon rund<br />
78.000 MRT- und 44.000 CT-Untersuchungen) im Jahr<br />
gehört die radprax-Gruppe zu den führenden Medizinischen<br />
Versorgungszentren in Nordrhein-Westfalen.<br />
Der Aufbau einer Matrixorganisation sorgt neben der<br />
voll entwickelten vertikalen Spezialisierung der Ärztinnen<br />
und Ärzte hinsichtlich der Untersuchungsmethoden<br />
zusätzlich für die horizontale Fachkompetenz entlang<br />
der verschiedenen klinischen Fächer.<br />
Die Zusammenarbeit innerhalb der radprax-Gruppe hat<br />
enorme Vorteile für die Patienten:<br />
• Vergleich mit Voraufnahmen,<br />
die in einer anderen radprax-<br />
Niederlassung erstellt wurden<br />
• Vermeidung von<br />
Doppeluntersuchungen<br />
• Austausch von<br />
Informationen über<br />
Voruntersuchungen und<br />
evtl. Bestrahlungen<br />
• Konferenz bei schwierigen<br />
Befunden, Doppelbefundung<br />
Sprechzeiten für ambulante Untersuchungen in der<br />
Radiologie:<br />
Montag, Dienstag und Donnerstag von 8 bis 16 Uhr,<br />
Mittwoch und Freitag von 8 bis 14 Uhr und nach persönlicher<br />
Vereinbarung unter<br />
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59
Einmal im Monat<br />
Knuspriges aus dem<br />
SGV-Holzofen<br />
auf der Wiehardt<br />
von Martin Büdenbender<br />
Eine<br />
Backstube<br />
mitten<br />
im Wald<br />
Hans<br />
Dinkgrefe,<br />
Bäckermeister im<br />
Ruhestand, liebt seinen<br />
Beruf. Auch mit 75 Jahren denkt er<br />
nicht daran, die Hände in den Schoß zu legen.<br />
Einmal im Monat steht er in der Backstube.<br />
Morgens um halb vier klingelt sein Wecker. „Kein Problem<br />
für mich“, lacht er „früher fing mein Arbeitstag oft schon<br />
um Mitternacht an“. Raus aus den Federn, schnell eine<br />
Tasse Kaffee getrunken und ab in den Wald.<br />
In den Wald? Ja richtig gelesen. Hans Dinkgrefes Backstube<br />
befindet sich mitten im Wald. Oberhalb von Grimminghausen,<br />
neben dem SGV-Heim Wiehardt befeuert der<br />
Bäckermeister am frühen Samstagmorgen den Holzofen.<br />
Traditionen werden beim SGV gepflegt. Und so ist es nur<br />
folgerichtig, dass die Wanderfreunde Wert darauf legen,<br />
dass das tägliche Brot nicht im Elektroherd sondern im<br />
Holzofen gebacken wird. Hans Dinkgrefe kennt sich damit<br />
gut aus. In den 50er Jahren hat er sein Handwerk gelernt.<br />
„Da haben wir<br />
nur mit dem Holzofen<br />
gebacken“.<br />
Aber warum macht er sich heute, wo alles<br />
maschinell funktioniert, so viel Umstände? „Ja,“<br />
bricht der Bäckermeister eine Lanze für sein Handwerk,<br />
„heute muss immer alles schnell gehen. Ich dagegen backe<br />
das Brot wie früher und setze während das brennende<br />
Holz den Ofen auf Temperatur bringt, in Ruhe einen Vorteig<br />
an“. Gut Ding will eben Weile haben. Und das trifft<br />
besonders für einen guten Sauerteig zu. Verfeuert wird<br />
im Ofen nur bestes Buchenholz, und das nicht zu knapp.<br />
„Ein halber Raummeter geht schon rein.“ Das Buchenholz<br />
verleiht den Broten das typische Aroma.<br />
Für gutes Brot ist kein Weg zu weit<br />
Was gutes Brot angeht, sind die Sauerländer in den letzten<br />
Jahren wieder auf den Geschmack gekommen. Zwischen<br />
Sorpe und Verse gibt es immer mal wieder die<br />
Möglichkeit, frisches Holzofenbrot zu erwerben. Ein paar<br />
Bäcker setzten inzwischen sogar ganz auf diese traditionelle<br />
Form des Brotbackens. Auch Hans Dinkgrefes Brot ist<br />
außerordentlich beliebt. Man könnte auch sagen, seinen<br />
Käufern ist kein Weg zu weit. Es sind tatsächlich überwiegend<br />
Wandergruppen, die den Brotbacktag zu einem Ausflug<br />
zur Wiehardt auf sich nehmen, um dann die leckere<br />
Ware „rucksackweise“ mit nach Hause zu schleppen.<br />
60
Aber bis<br />
es so weit ist, hat Hans<br />
Dinkgrefe noch allerhand zu tun. Gegen<br />
6.30 Uhr kommt Ralf Wittemund vorbei um zu helfen.<br />
„Wir sind seit zwei Jahren ein Team“, lachen die Beiden.<br />
Ralf Wittemund ist nicht vom Fach, hat aber einen guten<br />
Grund Hans Dinkgrefe zur Hand zu gehen. Er wohnt mit<br />
seiner Familie am Rande von Plettenberg, mitten im Grünen<br />
in einem alten Bauernhof. Und zu dem gehört, wie<br />
früher oft üblich, ein „Backes“. Den hat er sich restauriert.<br />
Und mit den Erkenntnissen, die er beim Backen an der<br />
Wiehardt erwirbt, will er schon bald auch sein eigenes<br />
knuspriges Brot herstellen.<br />
Gegen 7 Uhr hat ist der Ofen richtig aufgeheizt. Dann wird<br />
die restliche Glut schön an den Rand des Backraums geschoben<br />
und in der Mitte alles fein säuberlich ausgefegt.<br />
300 Grad zeigt das Thermometer. Der Natursauerteig, der<br />
zuvor in aller Ruhe „gehen“ konnte, wird nun zu Brotlaiben<br />
geformt und in den Ofen eingebracht. Geschickt hantiert<br />
Hans Dinkgrefe mit dem Holzschieber. In kürzester<br />
Zeit sind die Laibe platziert. Deckel zu, Uhr gestellt<br />
und fertig ist.<br />
Ein prüfender Blick in den Ofen zeigt nach<br />
zwanzig Minuten: „Das wird was“. Der Bäckermeister<br />
legt Bleche auf die Laibe, damit<br />
die Kruste nicht zu dunkel wir. Nochmal 15<br />
Minuten und die erste Lage knusprigbrauner,<br />
aromatisch duftender Graubrote ist fertig.<br />
In der Wartezeit ist das eingespielte Team nicht<br />
tatenlos geblieben. Zwei Bleche mit Streuselkuchen<br />
werden vorbereitet, Rosinenbrötchen<br />
und Stuten geformt und herzhafte Schwarzbrote<br />
zum „gehen“ warm gestellt.<br />
Der Zeitplan richtet sich genau nach den fallenden Temperaturen<br />
im Ofen. Schnell wird die nächste Lage in den<br />
Ofen geschoben. Schwarzbrot und Streuselkuchen backen<br />
bei 220 Grad. Dann kommen Butterkuchen und süße Brötchen<br />
an die Reihe. Zum Schluss steht der Rosinenstuten<br />
auf dem Zeitplan.<br />
Es ist inzwischen Mittag geworden und das Ofenthermometer<br />
zeigt immer noch 180 Grad an. Die Männer<br />
wischen sich den Schweiß von der Stirn. Ihre Arbeit ist<br />
getan. Den Verkauf der leckeren Teigwaren übernimmt<br />
das SGV-Team.<br />
Info:<br />
Unter https://www.youtube.com/<br />
watch?v=E0KFmK0F_oM hat Georg Prüß(HECHMECKE<br />
STUDIO) einen Film über das Holzofenbrotbacken auf<br />
der Wiehardt ins Internet gestellt.<br />
„Das wird was!“<br />
61
Pizza komplett,<br />
einfach großartig!<br />
Der Ofen und das Holz sorgen<br />
für den einzigartigen Geschmack<br />
Text Wolfgang Teipel<br />
Fotos Guido Raith<br />
Kochen für Kollegen. Eine gute Idee. Der Name für die<br />
Veranstaltung war schnell gefunden: „Das <strong>Komplett</strong>-<br />
Dinner“. Mit dem Termin wurde es schon schwieriger.<br />
Das <strong>Komplett</strong>-Redaktionsteam ist ja ständig unterwegs.<br />
Es klappte dennoch. Und es wird zur Nachahmung<br />
empfohlen.<br />
Nach vielem Hin und Her erscheint der 15. September<br />
im Nachhinein als glückliche Fügung. Er bescherte<br />
dem <strong>Komplett</strong>-Team einen lauen Sommerabend – wie<br />
gemacht für ein Dinner bei Martin.<br />
Wochenlang hatte der <strong>Komplett</strong>-Fotograf von einem<br />
prächtigen Rostbraten mit den dazugehörigen Beilagen<br />
geschwärmt. Aber es kam anders.<br />
Die ersten Autoren trudeln ein. Martins Hunde wuseln<br />
durch den Garten, Sabine nimmt noch schnell die<br />
Wäsche ab und der Gastgeber ist erst mal nicht zu<br />
finden. Ideale Dinner-Atmosphäre also. Und dann noch<br />
die Überraschung: Kein Rostbraten à la Martin. Auch kein<br />
Flammkuchen, der schon mal als Alternative angedacht<br />
war, sondern Pizza. Belegtes Fladenbrot aus einfachem<br />
Hefeteig aus der italienischen Küche. „Das gibt’s doch<br />
an jeder Ecke“, grummeln die Kollegen insgeheim.<br />
Rostbraten und Flammkuchen ade. Bei Martin hat das<br />
Glück fünf Buchstaben und es heißt PIZZA.<br />
Der <strong>Komplett</strong>-Fotograf und -Autor backt sie in seinem<br />
eigenen Backhaus mit Holzofen. Martin ist überhaupt<br />
ein Selbermacher. Die Bauteile für seinem Ofen hat er<br />
über einen Frankfurter Lieferanten aus Italien bezogen.<br />
Den Aufbau meisterte er allein und 2009 holte er<br />
seine erste Pizza aus dem Backfach. So wurde er zum<br />
Pizzabäcker, weiße, doppelte geknöpfte Bäckerjacke<br />
inklusive.<br />
Martin vertraut auf den Teig, den keiner so hinbekommt<br />
wie seine Schwiegermutter, und auf die perfekte Hitze<br />
in seinem Ofen. Glühen die Holzscheite erst mal so<br />
richtig, wird’s im Backfach zwischen 300 und 400 Grad<br />
heiß. „Dann muss ich dranbleiben“, sagt der Meister.<br />
Viel länger als drei Minuten darf der runde Fladen nicht<br />
im Ofen bleiben, sonst ist er hin.<br />
Aus Martin spricht die Erfahrung von sieben Jahren<br />
am Holzofen. Heiko, meist kein Freund großer Worte,<br />
beißt ins Probestück und sagt einfach nur: „Großartig.“<br />
Und tatsächlich: Die Pizza ist am Rand und unten leicht<br />
knusprig, der Teig schmeckt frisch und kein bisschen<br />
nach Hefe. Die zarten Details des Käses, der Oliven, der<br />
Tomatensauce, der Salami – alles ist zu schmecken. Dazu<br />
schwingt eine sehr milde holzige Nuance mit. „Das liegt<br />
am Buchenholz“, sagt der Küchenchef. Eichenscheite<br />
sind bei ihm verpönt. „Sie gasen zu viele Stoffe aus.“<br />
62
Und für die Pizza gibt’s von den ermatteten Kollegen<br />
eine glatte Eins. Ehrliche Pizza, vollendet zubereitet –<br />
dahinter kann sich so mancher verstecken, der beim<br />
perfekten TV-„Promi-Dinner“ schon an den Töpfen<br />
geschummelt hat.<br />
Ja, ja: „Ich und mein Holz“, so klingt es ja schon im<br />
Kulthit der „257ers“.<br />
Also her mit der Pizza. Ai-Lan, Pia, Bernhard, Heiko,<br />
Uwe und Wolfgang greifen zu. Pizza mit Schinken,<br />
mit Salami, nur mit Käse, alles geht. Dann beginnen<br />
die Experimente. Rucola und Lollo Rosso aus Martins<br />
Garten als Belag. Da braucht Heiko, der gern auch mal<br />
fleischlos isst, noch ein Extrastück. Und wieder sagt er:<br />
„Großartig. Das bekommen die in Italien nicht besser<br />
hin.“ Italien ist eben überall, auch am Kalver Landweg<br />
im Sauerland.<br />
Jetzt ist die Sauce aus, selbst gemacht aus selbst<br />
gezogenen Tomaten aus Martins Gewächshaus. Alle<br />
haben noch Heißhunger. Und so rennt der Meisterkoch,<br />
übrigens ein begeisterter Läufer, an diesem Abend zum<br />
x-ten Mal die gut 50 Meter vom Back- zum Wohnhaus<br />
und zurück, dieses Mal mit Nachschub aus der Konserve.<br />
Das Fitness-Programm zum Dinner.<br />
„So bleibt der Pizzabäcker schlank“, grinsen die<br />
<strong>Komplett</strong>-Kollegen. Nach mehr als drei Stunden am<br />
Ofen erhält Martin für seinen Einsatz fünf Sterne.<br />
63
AN PAPAS<br />
SCHMIEDE-ESSE<br />
FEUER GEFANGEN<br />
„Schmied – ich finde es gut, wenn man mich so nennt.“<br />
Kilian Kreutz wollte Schmied werden, seit er ein kleiner<br />
Junge war. Er weiß es noch genau: „Mein Papa hatte eine<br />
kleine Esse. Er schmiedete aus Hobby. An einem Samstagabend<br />
habe ich meine erste kleine Spitze geschmiedet.<br />
Da hat’s mich erfasst.“ Und hat ihn nicht mehr losgelassen.<br />
Heute, viele Jahre später, besitzt der 31-Jährige<br />
seine eigene Schmiede. In seinem Elternhaus an der Kilianstraße<br />
in Rönkhausen, dort, wo sein Vater seine kleine<br />
Hobby-Esse stehen hatte.<br />
Seit 2008 ist der Metallbaumeister in der Fachrichtung<br />
Metallgestaltung, so nennt sich Kilian Kreutz’ Beruf ganz<br />
korrekt, selbstständig. In der Szene hat er sich einen Namen<br />
mit handgeschmiedeten Messern gemacht. Experten<br />
erkennen ein Kreutz-Messer an der signifikanten Kantengestaltung,<br />
alle anderen am Monogramm auf der Klinge.<br />
64
Kilian Kreutz schmiedet Messer in Handarbeit –<br />
Begehrte Werkzeuge für Köche, Jäger und Sammler<br />
Text Bernhard Schlütter<br />
Fotos Heiko Höfner<br />
„Jeder entwickelt seinen eigenen Stil, aber die Funktion<br />
ist dem Design ganz klar übergeordnet“, erklärt Kilian<br />
Kreutz.<br />
Köche, Jäger, Angler, Sammler – seine Kunden sind anspruchsvoll.<br />
Am Anfang steht eine neue Entwurfsskizze<br />
und anhand dieser kann dann das Messer erarbeitet<br />
werden. „Es ist spannend, das genau passende Werkzeug<br />
herzustellen“, findet Kilian Kreutz. Wenn das Material<br />
zur Anwendung passe, sei auch die Lebensdauer<br />
lang, sachgerechte Verwendung vorausgesetzt. So sind<br />
die Kreutz-Messer auch schon mal als Erbstücke gefragt.<br />
Und es gibt die Kunden, die sich für das Handwerk selbst<br />
interessieren und dem Schmied komplett freie Hand bei<br />
der Gestaltung des Messers lassen.<br />
Seine Kundschaft verteilt sich auf das komplette Bundesgebiet.<br />
Sie finden Kilian Kreutz in einschlägigen Internetforen<br />
und gerne auch auf der Messermacher-Messe in<br />
der Klingenstadt Solingen. Anfragen haben ihn vereinzelt<br />
auch schon aus Südafrika und den USA erreicht, so<br />
dass er demnächst auch in englischsprachigen Internetforen<br />
für sich werben möchte.<br />
nicht. „Ich schätze die Abwechslung. Die Fülle des ganzen<br />
Handwerks macht mir Freude.“ So baut er Gitter,<br />
Geländer und Toranlagen, entwirft und fertigt Möbel,<br />
Skulpturen und Schmuck. „Ich habe Spaß an Kundenaufträgen.<br />
Aber wenn ich ganz frei nach meinen Vorstellungen<br />
etwas fertigen kann, dann ist das für mich ein Stück<br />
Glück.“ So möchte er seine Aktivitäten im Möbeldesign<br />
und -bau noch verstärken.<br />
Gelernt hat Kilian Kreuz das Handwerk bei Metallbau<br />
Duisberg in Werdohl. Nach der Ausbildung machte er ein<br />
Praktikum im Klappmesserbau beim Messerschmied Ulrich<br />
Hennicke, dem Gründer und Kopf der Hohenmoorer<br />
Messermanufaktur.Von 2007 bis 2008 absolvierte er<br />
die Meisterschule, um sich direkt danach selbstständig<br />
zu machen.<br />
„Die Fülle des ganzen Handwerks<br />
macht mir Freude“<br />
Die handgeschmiedeten Messer für Küche, Jagd und Freizeit<br />
nehmen einen großen Raum in Kilian Kreutz’ Tätigkeit<br />
ein, spezialisieren möchte sich der Individualist mit<br />
charakteristischem Kahlkopf und dichtem Vollbart aber<br />
65
Zu Hause in Rönkhausen. Selbstständig ist er aus Überzeugung.<br />
„Ich genieße die Freiheit der Gestaltung sowohl<br />
meiner Produkte als auch meines Alltags“, sagt er<br />
lachend und ist immer wieder aufs neue dankbar, die Arbeit<br />
machen zu dürfen, die ihm Spaß macht.<br />
„Ich bin froh, im Sauerland zu leben“<br />
Und er arbeitet dort, wo er sich wohl fühlt. „Ich bin froh,<br />
im Sauerland zu leben. Es ist so schön hier und das weiß<br />
ich zu schätzen.“ Die heimischen Wälder und Berge nutzt<br />
er für seine Hobbys Laufen und Mountainbike fahren.<br />
„Seit einigen Jahren habe ich auch das Bouldern für mich<br />
entdeckt“, zieht es ihn inzwischen regelmäßig in Kletterhallen<br />
in der Region.<br />
Kilian Kreutz ist mit seinem Leben, sich selbst und seiner<br />
Arbeit als Schmied im Reinen. „Ich hatte nie Zweifel,<br />
dass ich das Richtige für mich mache. Seit dem Abend<br />
mit Papa, als ich meine erste kleine Spitze geschmiedet<br />
habe.“<br />
www.kreutz-metallgestaltung.de<br />
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66
Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Klar, in wenigen<br />
Wochen und Sie wissen immer noch nicht, was Sie<br />
den Lieben in diesem Jahr auf den Teller zaubern sollen?<br />
Hummer, Kaviar, Gänseleber oder Trüffel? Altmodisch,<br />
sagt Deutschlands anerkanntester Gastro-Kritiker. Klischeehafte<br />
Gerichte einer alten Spitzenküche. Alternativ<br />
verweist Jürgen Dollase auf einen Schweizer Spitzenkoch,<br />
der seinen Gästen u. a. einen Gang mit neun Elementen<br />
anbietet, bei denen er alle Teile eines Nussbaums verwendet.<br />
Und zum Aromatisieren von Saucen werden Sägespäne<br />
eingesetzt. Verrückt. Und dennoch sind wir auch<br />
hier nicht allzu weit von der regionalen Küche entfernt,<br />
die auch im Sauerland immer größeren Anklang findet.<br />
Das<br />
<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />
KURIOSES IN DER KÜCHE:<br />
VON SCHNEPFEN-HIRN UND SÄGESPÄNEN<br />
IN DER SAUCE<br />
Zauberwort:<br />
„Nova-Regio-<br />
Küche“.<br />
Mischung<br />
Avantgarde<br />
Eine<br />
aus<br />
und<br />
Regionalität.<br />
Wahnsinn, so der<br />
Kritiker, wenn an<br />
der Nordsee oder<br />
in den Bergen mediterrane<br />
Küche<br />
angeboten wird. Es<br />
sei doch viel sinnvoller, alles Essbare zu erforschen und<br />
zu verarbeiten, was die nähere Umgebung hergibt. Dabei<br />
plädiert er auch für die „Nose-To-Tail“-Methode. Einer<br />
Küche also, die das ganze Tier verarbeitet und nicht<br />
nur dem Filet-Wahn frönt(darüber hatte ich mich schon<br />
in einer früheren <strong>Komplett</strong>-Kolumne ausgelassen). Alles<br />
plausibel und förderungswürdig. Wenn dann aber die<br />
Avantgardisten dieser Philosophie eine Schnepfe mit<br />
aufgeschnittenem Kopf servieren und den Gast auffordern,<br />
das „angeblich gut schmeckende“ Gehirn rauszulöffeln,<br />
wird’s wieder grenzwertig. Dann lob ich mir<br />
doch das Traditionelle zum Fest.<br />
Der wahre Genuss<br />
schon!) verraten. Diesmal<br />
möchte ich einfach nur für<br />
den Genuss plädieren. Essen<br />
ist ein Bedürfnis, genießen<br />
eine Kunst, schrieb schon der<br />
Literat Francois de La Rochefoucauld<br />
Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />
Und wer genießen<br />
kann, gilt als angenehmer Zeitgenosse, heiter und ausgeglichen.<br />
Dabei kommt es auch drauf an, dass wir mit<br />
allen Sinnen den Moment erfassen. Ich erinnere mich<br />
an eine anstrengende Alpenwanderung, wo zum Abschluss<br />
ein kräftiger Bergkäse, ein frisches Bauernbrot<br />
und ein eisgekühlter Sauvignon blanc als Belohnung<br />
warteten – einfach köstlich. Da passte alles zusammen,<br />
dieser<br />
Genuss<br />
bleibt für immer.<br />
In einem anderen<br />
Umfeld eher etwas<br />
Alltägliches,<br />
was<br />
schon am nächsten<br />
Tag aus der Erinnerung<br />
verschwindet.<br />
Wir können uns<br />
den Genuss zwar<br />
etwas kosten lassen,<br />
aber wahrer<br />
Genuss ist nicht käuflich. Es ist immer eine Frage des<br />
richtigen Augenblicks.<br />
Und vielleicht lohnt es sich ja auch mal, an Weihnachten<br />
auf den Stress in der Küche zu verzichten. Servieren<br />
Sie mal Einfaches aus guten Produkten und genießen<br />
Sie das Zusammensein mit Familie und Freunden. Denn<br />
echten Genuss findet man vor allem in den kleinen Dingen<br />
des Lebens . . .<br />
Ein frohes Fest wünscht Ihnen jedenfalls<br />
Detlef Schlüchtermann<br />
Wohl bekomm‘s!<br />
Was bei uns auf den Tisch kommt, habe ich Ihnen in den<br />
letzten drei Jahren (so lange gibt’s <strong>Komplett</strong> übrigens<br />
Anregungen und Kritik wie immer unter<br />
schluechtermann@komplett-magazin.de<br />
67
68<br />
Haus und künftige<br />
Hausherrin waren<br />
sich schnell einig –<br />
Hinter der Stadt 6<br />
gibt es Schönes,<br />
Dekoratives und<br />
Wohlbefinden<br />
Text Uwe Tonscheidt<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
PETRAS KLEINE WELT<br />
IN NEUENRADE IST<br />
GEWACHSEN<br />
Das Haus Hinter der Stadt 6 in Neuenrade ist ein sehr altes.<br />
Die Grundsteinlegung reicht Jahrhunderte zurück. Es<br />
ist voller alter Geschichten. Seitdem Petra Boland dieses<br />
Jahr dort „eingezogen“ ist, kommen ganz neue hinzu:<br />
Wie man in einem alten Ackerbürgerhaus „Prinzessin<br />
von Neuenrade“ wird. Wann das Verschenken von Gutscheinen<br />
ein kleines Abenteuer ist. Oder welch hilfreiche<br />
Freude ins Haus steht, wenn der eigene Nachwuchs<br />
was Praktisches gelernt hat.<br />
„Geh hier nicht mehr raus“<br />
Als sich Petra Boland 2006 das Haus Nummer sechs zum<br />
ersten Mal ganz genau betrachtet, passiert es. Die weit<br />
gereiste Hönnestädterin beginnt zu träumen. „Wenn ich<br />
das kaufe, dann bin ich die Prinzessin von Neuenrade“,<br />
sagt sie einer Freundin im Scherz. Ein schöner Traum.<br />
Die Neuenraderin pflegt ihn stetig. Sie fotografiert das<br />
schmucke Haus zu allen Jahreszeiten. „Ich würde so gerne<br />
reingehen“, sagt sie, tut es aber nicht. Es bleibt beim<br />
Anschauen. Bis vergangenen <strong>Dezember</strong>. Da steht das<br />
Haus zum Verkauf. Und als sie endlich drin ist, sagt<br />
das Haus zu ihr: „Geh hier nicht mehr raus.“ Haus<br />
und künftige Hausherrin sind sich einig.<br />
Aus dem Traum Wirklichkeit zu machen ist danach<br />
vor allem eines: Handwerk. Da trifft es sich gut,<br />
wenn man einen 32-jährigen Sohn hat, der Maler ist<br />
mit einem „kleinen Bruder“, der Elektriker gelernt<br />
hat. Die beiden schenkten ihrer Mutter zu Weihnachten<br />
einen Gutschein mit der Aufschrift: „Hilfe<br />
im Haus“. „Da kannten sie das Neuenrader Ackerbürgerhaus<br />
noch nicht“, erzählt Petra Boland mit<br />
dezentem Lächeln.<br />
Es gab gut zu tun, wie sich Interessierte auf der Facebookseite<br />
„Petras kleine Welt“ bebildert anschauen können.<br />
Tapeten abreißen gehörte auch dazu. Da fanden<br />
sich bis zu 20 Schichten. Die Tapeten sind jetzt alle neu.<br />
Die Möbel sind nicht neu. Da hat sich die erfahrene Second-Hand-Verwerterin<br />
auf dem Dachboden des Ackerbürgerhauses<br />
bedient. Was sie fand, „wäre viel zu<br />
schade gewesen“, es nicht dafür zu nutzen, die Vergangenheit<br />
des Hauses zu pflegen. Es wurde abgeschliffen,<br />
gestrichen, bespannt.<br />
Schönes und Dekoratives<br />
aus fernen Ländern<br />
Herausgekommen ist ein Haus mit einer Atmosphäre,<br />
wie es sie in Neuenrade kein zweites Mal geben dürfte.<br />
Schönes und Dekoratives aus fernen Ländern. Petras<br />
kleine Welt, ein „richtiges Mädchenhaus“, das auch<br />
ein wenig aus dem Leben der weit gereisten Hausherrin<br />
erzählt.<br />
Von Uwe Tonscheidt
Meditations- und Yogakurse<br />
Am erwachsenen Wohlbefinden will Petra Boland künftig<br />
in der ersten Etage arbeiten. Dort finden in Zusammenarbeit<br />
mit Ilona Sell, Gudrun Frank und Marion Denz Meditationskurse,<br />
Yoga, Schwangerschaftsbegleitung und andere<br />
Gesundheitsangebote statt.<br />
Wann die Eröffnung genau stattfindet, steht noch nicht<br />
fest. Da aus einem Wohnhaus ein Haus mit Publikumsverkehr<br />
wird, sind einige Vorschriften einzuhalten, z.B.<br />
der zweite Zugang als Fluchtweg. Das fertig zu stellen<br />
braucht Zeit. Freundinnen und Bekannte haben das neue<br />
Interieur mit den beruhigenden Klängen im Hintergrund<br />
aber schon in Augenschein genommen. Ein Kommentar:<br />
„Wenn ich `ne halbe Stunde hier bin, geht es mir besser.“<br />
Die neue Hausherrin hört es gern: „Prinzessin bin<br />
ich zwar immer noch nicht, aber rundum glücklich.“<br />
Ayurvedische Gewürze, asiatische Kunst, indische<br />
Duft-Öle und Räucherstäbchen, Tees und<br />
Traumfänger, Schmuck und Klangschalen, heitere<br />
Grußkarten und Hippie-Mode, tibetische<br />
Glücksschals und peruanische Sorgenpüppchen.<br />
In Peru, berichtet Petra Boland von Reisen<br />
nach Südamerika, erzählen Kinder abends<br />
beim Zubettgehen ihre Sorgen den Sorgenpüppchen.<br />
Dann geht es ihnen am anderen<br />
Morgen wieder gut. Das funktioniert, sagt<br />
ihr Enkel: „Oma. Mir geht es jetzt wieder<br />
richtig gut“.<br />
69
Info<br />
- Petras kleine Welt,<br />
Hinter der Stadt 6<br />
58809 Neuenrade<br />
- p.boland@gmx.net<br />
- 0175.9033933<br />
- www.facebook.com/<br />
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70
NEUER KRIMI VON KATHRIN<br />
HEINRICHS: „NICHTS WIE ES WAR“<br />
Nach neun Sauerlandkrimi-Bänden mit ihrer Hauptfigur<br />
Vincent Jakobs hat Kathrin Heinrichs neue Figuren<br />
entworfen: Anton ist alt. Zofia ist jung. Anton liebt sein<br />
Dorf. Zofia liebt Polen. Eins allerdings verbindet die<br />
beiden: Sie wollen aus ihrem Leben noch etwas machen.<br />
Zum Beispiel einen Mordfall lösen ...<br />
In einem sauerländischen Dorf wird eine polnische<br />
Pflegekraft erstochen. Von ihrem demenzkranken<br />
Patienten, so scheint es. Dessen Freund Anton will das<br />
nicht glauben. Aber so richtig tun kann er auch nichts. Er<br />
hat selbst einen Schlaganfall gehabt. Er braucht Hilfe, er<br />
braucht eine Polin. Wer kommt, ist Zofia. Eine spannende<br />
Tätersuche beginnt.<br />
Kathrin Heinrichs greift in diesem Buch auf eigene<br />
Erfahrungen zurück. Ihre Mutter wurde von einer<br />
polnischen Kraft gepflegt. „Sie wurde mit der Zeit Teil<br />
unserer Familie. Dabei hat<br />
mich das enge Verhältnis, das<br />
zwischen Patient und Pflegekraft<br />
entsteht, sehr interessiert“,<br />
erzählt die Krimiautorin aus<br />
Langenholthausen. „Die<br />
positiven Erfahrungen mit der<br />
Pflegekraft meiner Mutter<br />
haben in mir die Figur der Zofia entstehen lassen. Im<br />
Krimi habe ich ihr den warmherzigen, findigen Anton zur<br />
Seite gestellt. Zusätzlich mischt auch Thomas mit, der als<br />
Polizist den professionellen Teil der Ermittlung abdeckt.<br />
Die drei ungleichen Charaktere reiben und finden sich –<br />
und kommen am Ende gemeinsam ins Ziel.“<br />
Kathrin Heinrichs, Nichts wie es war, ISBN<br />
978-3-934327-27-6, Broschur, 340 Seiten, 11,90 Euro<br />
Kuh, Fuchs und Hase zu belauschen.<br />
KUHGEFLÜSTER<br />
Das Wappentier des Sauerlandes, die Kuh, verrät viel über Wesen und Seele der Sauerländer<br />
– sagt man. Rüdiger Tillmann und Peter P. Neuhaus haben genau hingesehen und zugehört,<br />
Feder und Pinsel gezückt und es festgehalten. „Kuhgeflüster – Geschichten und Gedichte<br />
aus dem Sauerland“ heißt das Werk, das nirgendwo anders als im WOLL-Verlag erscheinen<br />
konnte. Das Ergebnis ist das Gegenteil von fade und vorhersehbar, so dass ein Freund der<br />
fein geschwungenen sprachlichen Klinge wie Thomas Gsella, Ex-Chefredakteur des Satire-<br />
Flaggschiffs „Titanic“, nicht anders urteilen kann: „Das ganze Buch ist gut!“<br />
Rüdiger Tillmann zeichnet Cartoons und anderes, z. B. im „Wochenblatt für Landwirtschaft<br />
und Landleben“ (NRW). Aufgewachsen ist er in Balve auf einem Bauernhof. Dort hatte er Zeit,<br />
Peter P. Neuhaus ist Grafikdesigner und Autor aus Menden. Als Spross einer Schützenfamilie und nebenberuflicher<br />
Sonntagsspaziergänger weiß er genau, wovon er dichtet.<br />
Geschichten und Gedichte<br />
aus dem Sauerland<br />
71
BÜHNE FREI FÜRS<br />
CROWDFUNDING IN NEUENRADE<br />
Volksbank Plattform steht Vereinen bei der Suche<br />
nach Projektspenden zur Verfügung<br />
Von Uwe Tonscheidt<br />
Unsere Bühne<br />
braucht endlich einen<br />
Vorhang! Und<br />
eine bessere Beleuchtung<br />
wäre<br />
auch nicht schlecht,<br />
Mikrofone für die<br />
Bühnenakteure<br />
ebenfalls! Doch wie<br />
sollen wir das bezahlen?<br />
Das haben sich die<br />
Verantwortlichen der Waldorfschule Neuenrade gefragt.<br />
Theaterspiel gehört dort ganz selbstverständlich<br />
zur schulischen Arbeit. Von der ersten Klasse bis zum Abitur<br />
ist es ein wichtiger Baustein bei der Persönlichkeitsentwicklung<br />
der Schülerinnen und Schüler.<br />
Online vor Ort nach Spendern suchen<br />
Deshalb war schon bei der Schulgründung auf dem Remmelshagen<br />
die Aula mit Bühne ein ganz wesentlicher<br />
Raum für das Zusammenwirken aller Beteiligten. Ein<br />
Raum fürs Miteinander, z.B. für Versammlungen, Diskussionen,<br />
Monatsfeiern, Aufführungen.<br />
Viel Kreativität und Mühe stecken alle Beteiligten – auch<br />
die Eltern - in die Bühnen-Gestaltung und das gesamte<br />
Drumherum von Aufführungen, Darbietungen, Inszenierungen.<br />
Doch bei der technischen Ausstattung der Bühne<br />
braucht es kostspieligere<br />
Anschaffungen. Spenden<br />
würden da sehr helfen. Ein<br />
Fall für den gemeinnützigen<br />
Förderverein der Schule.<br />
Der geht seit Ende September<br />
beim Spendensammeln<br />
für die Waldorf-Theaterbühne<br />
neue Wege. Per<br />
Crowdfunding werben die<br />
Neuenrader „Waldorfs“<br />
via Internet für Bühnen-Spenden. Möglich<br />
gemacht hat das die Crowdfunding-Plattform der Volksbank<br />
im Märkischen Kreis. Das genossenschaftliche Geldinstitut<br />
hat diese Möglichkeit der gemeinnützigen Projektförderung<br />
geschaffen. Fördervereine, gemeinnützige<br />
Träger, öffentliche Einrichtungen können hier Projekte<br />
einstellen und sich auf die Suche nach Unterstützerinnen<br />
und Unterstützern begeben. Voraussetzungen sind: die<br />
Gemeinnützigkeit des Projektträgers, der Ort des Projektes<br />
muss sich im Geschäftsgebiet der Volksbank im<br />
MK befinden, eine volljährige Person muss das Projekt<br />
initiieren.<br />
Ist das erfüllt, steht die Plattform „Viele schaffen mehr“<br />
zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung. Bevor es mit<br />
dem Spendensammeln losgehen kann, ist allerdings<br />
noch ein wenig Mühe notwendig. Das Projekt sollte mit<br />
Bildern und Texten, wenn möglich auch einem Video<br />
72
stadt auf besonders lange und erfolgreiche Tradition zurück.<br />
Mit „Viele schaffen mehr“ übertragen sie die Idee<br />
der Gründer in die Neuzeit. Finanzierungen mit einer lokal<br />
und regional aufgestellten Crowdfunding-Plattform.<br />
Dass das nach genossenschaftlichem Prinzip in ganz<br />
Deutschland funktioniert, belegt der märkische Crowdfunding-Betreuer<br />
Marc Kostewitz mit bundesweiten Zahlen<br />
der Volksbank-Plattform. Über 70 Genossenschaften<br />
haben bislang dazu beigetragen, dass 1100 regionale<br />
Projekte beim Crowdfunding über 100.000 Unterstützerinnen<br />
und Unterstützer fanden. 4,2. Mio Euro wurden<br />
zusammen getragen.<br />
Geldinstitut stockt zurzeit die Spenden auf<br />
Theaterpädagoge Andreas Zemke mit Schülerinnen auf der Bühne<br />
der Waldorfschule. An Engagement und Dekoration mangelt es<br />
nicht, allerdings an guter Bühnentechnik.<br />
beschrieben werden. Damit müssen dann online Fans<br />
gesammelt werden. Hat man das geschafft, startet die<br />
dreimonatige Spenden-Sammel-Phase. Und auch da gilt:<br />
die Werbetrommel rühren, damit die Spendensumme<br />
zusammenkommt.<br />
„Technik ist nicht schwierig“<br />
Das Ziel zu erreichen ist wichtig. Misslingt es, ist das<br />
Crowdfunding gescheitert. Dann erhalten alle Spender<br />
ihr Geld zurück. Was man tun kann, um das Ziel zu erreichen,<br />
dafür steht bei der Volksbank im Märkischen Kreis<br />
Marc Kostewitz mit seinem Team für Tipps und Unterstützung<br />
zur Seite. „Wer ein interessantes Projekt hat, kann<br />
es uns vorstellen“, ruft der Volksbanker heimische Vereine<br />
und Gruppen zum mitmachen auf. Vor der Internettechnik<br />
brauche man dabei keine Scheu zu haben, sagt<br />
Claudia Malcus. Sie ist bei der Neuenrader Waldorfschule<br />
für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hat sich auch<br />
um den Plattform-Beitrag für eine neue Bühnentechnik<br />
gekümmert. „Das ist nicht schwierig“, lobt sie die einfach<br />
zu handhabende Technik, „das Einrichten ging richtig<br />
gut“.<br />
Dass zum Auftakt der heimischen Volksbank-Crowdfunding-Aktivitäten<br />
ein Neuenrader Projekt dabei ist, dürfte<br />
Volksbank-Chef Karl Michael Dommes durchaus freuen.<br />
Bei der Präsentation ließ er nicht unerwähnt, dass die<br />
„heutige Volksbank im Märkischen Kreis ihren Ursprung<br />
in Neuenrade“ hat. Im kommenden Jahr wird dort Jahrhundertjubiläum<br />
gefeiert.<br />
Bundesweit über 1100 Projekte<br />
Im Märkischen Kreis ist das noch ein zartes Pflänzchen.<br />
Um die Motivation zu Spenden und Projekte einzutragen<br />
zu fördern, hat die Volksbank einen Spendentopf<br />
über 15.000 Euro zur Verfügung gestellt. Zu jeder Spende<br />
packt das Geldinstitut noch einmal etwas oben drauf.<br />
Zurzeit gibt es auf der Plattform zwei Projekte. Neben<br />
der Waldorfschule Neuenrade sucht die aus Halver bekannte<br />
Marionettenbühne Mummenschanz Unterstützer.<br />
Bis zum 13. <strong>Dezember</strong> ist noch Gelegenheit die Vorhaben<br />
mit kleinen oder größeren Beträgen zu unterstützen.<br />
Dafür gibt‘s auch eine Spendenbescheinigung.<br />
Alle weiteren Details gibt‘s online unter<br />
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Marc Kostewitz (02351/177-1735),<br />
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73
HEINRICH STEINHOFF:<br />
DIE BISHER STEILSTE KARRIERE<br />
EINES PLETTENBERGERS<br />
Manche Sachen ändern sich nicht:<br />
gesellschaftlicher Aufstieg durch richtigen Riecher und Vitamin B<br />
Gastbeitrag von<br />
Friedrich W. Schulte<br />
Foto Klaus Sauerland, Märkischer Kreis<br />
74<br />
Aufmerksam werden wir auf die Familie<br />
Steinhoff in Plettenberg im Jahr<br />
1439. Johann Steinhoff – der Bruder<br />
Heinrichs - wird als Diener des<br />
Enea Silvio Piccolomini (des späteren<br />
Papstes Pius II.) genannt, der<br />
auf dem Basler Konzil zur Reform<br />
der Kirche die Interessen verschiedener<br />
italienischer Kardinäle und Bischöfe<br />
vertrat. Als Enea plötzlich an<br />
der Pest erkrankt und um sein Leben<br />
bangt, zählt Johann zu den wenigen<br />
Vertrauten, die in seiner Nähe<br />
verbleiben und nicht abreisen. Diese<br />
Treue hat Enea später großherzig<br />
belohnt – als er zum Papst aufgestiegen<br />
war.<br />
Enea und seine 17 Geschwister entstammen<br />
dem verarmten Landadel<br />
aus dem Gebiet um Siena (nördlich<br />
von Rom). Mit 18 Jahren besucht er<br />
die Hochschule, findet aber wenig<br />
Interesse am Studium der Jurisprudenz.<br />
In Diensten eines Bischofs reist<br />
er 1432 zum Basler Konzil. Schnell<br />
fallen seine Rede- und Schreibkünste<br />
auf. Wichtige Kardinäle nehmen<br />
Enea in ihre Dienste, Ende 1439 erlangt<br />
er das Amt des päpstlichen Sekretärs.<br />
Erkennend, dass das Basler<br />
Konzil an Bedeutung verliert,<br />
tritt Enea 1443 – 37 Jahre alt - in die<br />
Dienste der Reichskanzlei Friedrichs<br />
III. in Wiener Neustadt, sucht diese<br />
doch einen Kontaktmann zum päpstlichen<br />
Hof in Rom und zum Mailänder<br />
Herzogtum. Mehr als zehn Jahre<br />
lang vertritt Enea durch Reisen nach<br />
Rom die Interessen Friedrichs III. Die<br />
Organisation der Vermählung Friedrichs<br />
III. mit Eleonore von Portugal<br />
sowie der Kaiserkrönung durch den<br />
Papst 1452 in Rom bildet den Höhepunkt<br />
von Eneas Tätigkeiten.<br />
Diese Kontakte auf höchster gesellschaftlicher<br />
Ebene nutzt Enea konsequent<br />
zu eigenem Vorteil. Dies krönen<br />
kirchliche Ämter wie die Ernennung<br />
zum Bischof, Legaten, Nuntius und<br />
Kardinal. Schließlich folgt am 19. August<br />
1458 die Wahl zum Papst Pius II.,<br />
weil auch die römischen Adelsfamilien<br />
der Colonna und Orsini zustimmen.<br />
Heinrich überwindet<br />
Karrierehürden<br />
Diese persönlichen Kontakte des<br />
Enea bzw. des späteren Papstes zu<br />
höchsten und wichtigsten Persönlichkeiten<br />
stellen für Karrieristen natürlich<br />
einen Anreiz dar, sich im Umfeld<br />
des Enea aufzuhalten. So Johann<br />
Steinhoff – wenn auch in bescheidenem<br />
Umfang, besorgt er sich doch<br />
lediglich kirchliche Ämter in Münster,<br />
Köln und der Diözese Salzburg.<br />
Johann verstirbt vor Oktober 1451.<br />
Anders sein Halbbruder Heinrich<br />
Steinhoff, der als Priestersohn in<br />
Plettenberg geboren wurde, ohne<br />
dass die Namen der Eltern bekannt<br />
sind. Heinrich beweist, dass auch
Karrierehürden wie uneheliche Geburt,<br />
mangelnde Ausbildung und<br />
fehlende Priesterweihe überwindbar<br />
sind.<br />
Netzwerk knüpfen und<br />
Pfründe sichern<br />
Heinrich sucht zunächst am Wiener<br />
Hof die Nähe seines Bruders Johann.<br />
Erstmals 1447 wird er mit einer Bittschrift<br />
um zwei kirchliche Benefizien<br />
in Österreich aktenkundig. 1455<br />
bezeichnet er sich als Kaplan Kaiser<br />
Friedrichs III., also als Mitglied eines<br />
exklusiven Kreises von Führungskräften<br />
am Kaiserhofe. Nicht überraschend,<br />
dass er jetzt einen Dispens<br />
vom Makel der unehelichen Geburt<br />
erbittet, gleichzeitig natürlich die Erlaubnis<br />
des Papstes, diesen Makel<br />
nicht erwähnen zu müssen.<br />
Heinrich bemerkt, wie energisch und<br />
umfassend Enea an seinem Ziel arbeitet,<br />
die Papstwürde zu erlangen.<br />
Im seinem Gefolge reist er häufig<br />
nach Siena und an den päpstlichen<br />
Hof. Beeindruckend, wie konsequent<br />
Heinrich seinen Lehrmeister<br />
nachahmt und ein eigenes Netzwerk<br />
und Pfründeneinkommen aufbaut.<br />
Die Mitgliedschaft in der Anima-Bruderschaft<br />
beispielsweise, zu der die<br />
deutschen Honoratioren in Rom und<br />
wichtige Rombesucher zählen, ist für<br />
Heinrich selbstverständlich.<br />
Die Dämme brechen, als Enea 1458<br />
zum Papst gewählt wird. Heinrich<br />
richtet bis Mitte 1461 etwa 30 Bittschriften<br />
an die päpstliche Kurie um<br />
kirchliche Ämter und Pfründe. Vermutlich<br />
geschieht dies auch unter<br />
dem Eindruck wachsender gesundheitlicher<br />
Probleme des Papstes, die<br />
Heinrich einen rechtzeitigen Rückzug<br />
in die Diözese Köln nahelegen.<br />
Doch vorher gilt es, wichtige persönliche<br />
Privilegien zu sichern: So<br />
erreicht Heinrich, dass ihn der Papst<br />
zum Priester weiht, seiner Familie<br />
die freie Wahl des Beichtvaters zugesteht<br />
und der Kapelle in Plettenberg<br />
auf dem Böhl einen fünfjährigen Ablass<br />
genehmigt. Ab 1463 residiert<br />
Heinrich Steinhoff in Köln als Kanoniker<br />
an St. Aposteln.<br />
Ein Plettenberger direkt<br />
neben dem Papst<br />
Bemerkenswert die Zielsetzung Heinrich<br />
Steinhoffs, sich nach der Zeit in<br />
Rom in seiner Heimatstadt ein Denkmal<br />
zu setzen: Er stiftet der St.-Lambertus-Kirche<br />
(heute Christuskirche)<br />
eine Kapelle nebst Altar. Auf dem Altarbild<br />
werden Patroziniumsheilige<br />
der Altäre dargestellt, an denen er<br />
und sein Bruder Johann einst gedient<br />
hatten. Die Mitteltafel stellt Heinrich<br />
- knieend auf gleicher Augenhöhe mit<br />
Papst Pius II. und seinem Bruder Johann<br />
- dar. Der sog. „Plettenberger<br />
Altar“ befindet sich heute in der Kapelle<br />
der Burg Altena. Im Plettenberger<br />
Heimathaus ist eine Kopie zu sehen.<br />
Damit nicht genug: Im Chorgewölbe<br />
der heutigen Christuskirche lässt er<br />
die Wappen von zehn Kardinälen darstellen,<br />
die er während seiner Romzeit<br />
kennengelernt hatte. Es ist noch<br />
nicht untersucht, ob und welche Vorteile<br />
Heinrich Steinhoff und seine Familie<br />
aus dieser Stiftung ziehen konnten.<br />
Ein Lehrstück für<br />
Karriereinteressierte<br />
Karriereinteressierten, die Hinweise<br />
zu Wegen und Verhaltensweisen für<br />
den eigenen Aufstieg suchen, bietet<br />
die Lektüre der Steinhoffschen Lebensgeschichte<br />
zahlreiche Empfehlungen<br />
(Friedrich W. Schulte, Papst<br />
Pius II. und die Brüder Steinhoff, Beeindruckende<br />
Karrieren im Spätmittelalter,<br />
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75
FINGERSPITZENGEFÜHL<br />
HUBBIS ZWEITER FALL (AUSZUG)<br />
Von Pia Mester<br />
76<br />
Voller Vorfreude stieg Hubbi aus dem Auto und sog die frische<br />
Frühlingsluft tief in die Lungen. Die Sonne schien auf<br />
das hellgrüne Blätterdach über dem gekiesten Parkplatz und<br />
das Geklapper von Gabeln auf Tellern war leise zu hören.<br />
Ihr Rauhaardackel Meter sprang an der Tür des Kofferraums<br />
hoch. Er wollte raus, aber schleunigst. Hubbi ging um ihren<br />
blauen Caddy herum und öffnete die Tür. Sofort hüpfte der<br />
Hund vor ihr auf den Boden und drehte sich wie ein Irrer um<br />
die eigene Achse.<br />
»Ist ja gut, krieg dich mal wieder ein«, sagte sie lachend.<br />
Hubbi verzichtete darauf, ihrem Dackel die Leine anzulegen.<br />
Er kannte die Umgebung. Außerdem würde er niemals weglaufen,<br />
solange die Chance bestand, etwas Fressbares zu ergattern.<br />
Sie gingen auf das Café mit dem ungewöhnlichen<br />
Namen »Sägespahn« zu, das in einem alten Bauernhaus aus<br />
grauem Stein untergebracht war. Efeu rankte bis unters Dach<br />
und in dem üppigen Bauerngarten neben dem Eingang blühten<br />
schon die ersten Pflanzen.<br />
Der Anblick erinnerte Hubbi immer wieder an ein verwunschenes<br />
Hexenhäuschen. Der alte Bauernhof war das einzige<br />
Gebäude an diesem Weg, der durch Wald und Wiesen<br />
führte und bei Wanderern und Radfahrern sehr beliebt war.<br />
Am Eingang hing eine Infotafel, der zufolge der Hof vor über<br />
200 Jahren errichtet worden war. Zu dieser Zeit mussten auch<br />
die riesigen Eichenbäume und die knorrigen Obstbäume gepflanzt<br />
worden sein.<br />
Meter hüpfte schon einmal vor, er kannte den Weg. Er verschwand<br />
in der Tür und kurz darauf hörte Hubbi ein erfreutes<br />
»Hallo, Meter! Was machst du denn hier?« und ein fröhliches<br />
Bellen. Sie ging an den rustikalen Holztischen vorbei, an denen<br />
sich schon ein paar Gäste eingefunden hatten, und folgte<br />
ihrem Hund ins Innere.<br />
Dort empfing sie eine energische Endvierzigerin mit lässig<br />
zurückgebundenen blondgrauen Haaren und blitzenden<br />
blauen Augen im sonnengebräunten Gesicht: Die Caféinhaberin<br />
Barbara Holzkamp.<br />
»Da ist dein Frauchen ja«, sagte sie zu Meter mit Blick auf<br />
Hubbi. »Hallo Hubbi, schön, dass du hier bist.«<br />
Hubbi lächelte. Sie war froh, dass Barbara sie mittlerweile bei<br />
ihrem Spitznamen nannte. Denn eigentlich hieß Hubbi Huberta<br />
Dötsch, ein selten dämlicher Name, wie sie fand. Aber<br />
ihre Urgroßmutter mütterlicherseits hatte diesen Vornamen<br />
schon getragen, weshalb Hubbis Mutter es als ihre Pflicht angesehen<br />
hatte, ihre erste und einzige Tochter ebenso zu nennen.<br />
Hubbi war ihr heute, 25 Jahre nach ihrer Geburt, noch<br />
böse deshalb.<br />
Barbara zeigte aus der Tür auf einen Zweiertisch im Schatten.<br />
»Setz dich doch, ich bringe dir gleich was. Heute gibt es Erdbeerkuchen<br />
und Schokoladentarte, was möchtest du?«<br />
»Beides.« Hubbi grinste verschmitzt. Alles, was Barbara backte<br />
oder kochte, schmeckte umwerfend, und Hubbi wollte sich<br />
nichts davon entgehen lassen.<br />
»Und einen Cappuccino?«<br />
Hubbi nickte.<br />
»Bringe ich dir gleich raus.«<br />
Hubbi setzte sich an den Tisch und dachte, dass es sich als<br />
Kneipenwirtin doch manchmal ganz gut leben ließ. Hätte alles<br />
so geklappt, wie Hubbi sich das als 19-jährige Studentin<br />
einmal ausgemalt hatte, würde sie an einem Freitagnachmittag<br />
wie diesem wohl in einem überfüllten Hörsaal sitzen. Ursprünglich<br />
hatte Hubbi einen coolen Job bei der Kriminalpolizei<br />
angestrebt. Profilerin oder etwas ähnliches. Doch daraus<br />
war aufgrund einer vermasselten Bachelorarbeit nichts geworden,<br />
weshalb sie wieder in ihr sauerländisches Heimatdorf<br />
Affeln, konkret wieder in ihr altes Kinderzimmer im Haus<br />
ihrer Eltern gezogen war. Kurz zuvor war ihr geliebter Opa<br />
gestorben und sowohl Hubbi als auch ihre Mutter Hannelore<br />
hatten es für eine gute Idee befunden, dass Hubbi die Kneipe<br />
des Opas, die Nuckelpinne, weiterführte. Mit wenig Talent<br />
und noch weniger Erfolg, wie sich mittlerweile herausgestellt<br />
hatte, aber Hubbi gab nicht auf. Immerhin hatte der Job den<br />
Vorteil, dass sie an so schönen Tagen wie heute in einem<br />
Café sitzen und Kuchen futtern konnte, anstatt wie der Rest<br />
der arbeitenden Bevölkerung auf den Feierabend zu warten.<br />
Barbara kam mit einem vollgepackten Teller und einer Tasse<br />
mit Blumenaufdruck zu Hubbis Tisch, stellte beides vor ihr<br />
ab und setzte sich. Hubbi dachte, dass Barbara jetzt hier im<br />
Sonnenlicht müde aussah: Sie war blass und hatte Ringe unter<br />
den Augen. Außerdem wanderte ihr Blick unruhig umher.<br />
»Viel los im Moment?«, fragte Hubbi.<br />
»Wie? Ja, ziemlich.«<br />
»Du siehst ein wenig gestresst aus.«<br />
Die Cafébetreiberin zuckte die Schultern. »Wird auch wieder<br />
weniger, mach dir keine Sorgen.«<br />
Hubbi probierte ein Stück Erdbeerkuchen und lehnte sich seufzend<br />
zurück. »Solange dein Kuchen noch so gut schmeckt, ist<br />
alles OK.«<br />
Sie schaute sich um. So viele Gäste waren gar nicht anwesend.<br />
Sie hatte das Sägespahn schon sehr viel voller erlebt.<br />
Ein schlacksiger junger Mann kam mit einem Tablett aus der<br />
Eingangstür und ging auf einen Tisch mit zwei älteren Ehepaaren<br />
zu.<br />
»Habt ihr eine neue Aushilfe?«<br />
Barbara nickte. »Timo. Netter Kerl. Manuel war eine Katastrophe.«
»Warum?«<br />
»War immer unpünktlich, hatte ständig schlechte Laune und<br />
am Ende hat er sogar in die Kasse gegriffen.«<br />
»Oh, das hätte ich ihm nicht zugetraut«, sagte Hubbi und<br />
dachte an den hübschen Studenten zurück, der Barbara und<br />
ihrer Tochter ein Jahr lang unter die Arme gegriffen hatte.<br />
Insgeheim hatte Hubbi Manuel ja für sehr bereichernd für<br />
das Sägespahn gehalten - zumindest optisch. Sie hatte sogar<br />
vermutet, dass die vielen Schulmädchengruppen, die dieses<br />
Café auf einmal für sich entdeckt hatten, nur seinetwegen<br />
gekommen waren.<br />
»Ist bestimmt schwer, jemanden rauszuwerfen«, murmelte<br />
Hubbi zwischen zwei Bissen Schokoladentarte. Sie war heilfroh,<br />
dass sie in der Nuckelpinne keine Kellner beschäftigen<br />
musste. Das bisschen Arbeit bekam sie auch ganz gut alleine<br />
erledigt. Ab und zu half ihr Hannelore beim Putzen, das genügte<br />
schon.<br />
»Hat einen riesen Aufstand gemacht und gemeint, wir würden<br />
das noch bereuen. Ich sag‘s dir, so eine Szene brauche ich<br />
nicht nochmal«, seufzte Barbara und blinzelte in die Sonne.<br />
»Wie geht`s denn Leonie?«, fragte Hubbi. Barbaras Tochter<br />
war ein paar Klassen unter Hubbi gewesen. Sie musste jetzt<br />
20 sein, rechnete sie im Geiste nach.<br />
Zeichnung<br />
Arnd Hawlina<br />
»Gut. Sie ist jetzt in Kanada.«<br />
»Ach, ich dachte die Reise sollte erst in zwei Wochen beginnen.«<br />
Bei ihrem letzten Besuch hatte Leonie ihr von ihren<br />
Reiseplänen erzählt. Sie wollte mit einer Freundin eine Art<br />
Road-Trip durch Nordamerika unternehmen. Es hatte ziemlich<br />
aufregend geklungen.<br />
»Hat einen günstigen Flug bekommen und ist deshalb eher<br />
los«, murmelte Barbara und erhob sich. »Ich muss wieder an<br />
die Arbeit. Bis später.« Sie verschwand im Bauernhaus.<br />
Hubbi aß beide Kuchenstücke mit Wonne auf, ließ nur jeweils<br />
ein Häppchen für Meter übrig. Der machte sich über den<br />
Schokokuchen her, ließ den Obstkuchen jedoch links liegen.<br />
»Iss schon, der ist gesund«, versuchte Hubbi, ihren Dackel zu<br />
drängen, doch der weigerte sich. Und Hubbi ärgerte sich über<br />
ihre Großzügigkeit.<br />
Sie winkte, um zu bezahlen, und der neue Kellner kam an<br />
ihren Tisch. »Macht 8,50 Euro«, flüsterte der so leise, dass<br />
Hubbi ihn fast nicht verstanden hätte. Sie gab ihm ein großzügiges<br />
Trinkgeld und stand auf. Nach so einem leckeren<br />
Snack würde ein kleiner Spaziergang gut tun, beschloss sie.<br />
Außerdem war es noch früh und der Tag zu schön, um schon<br />
wieder nach Hause zu fahren.<br />
Meter wusste, was sein Frauchen vorhatte, und rannte vor.<br />
Kurz darauf war er hinter einer Kurve verschwunden. Wahrscheinlich<br />
sucht er sich grad ein Stöckchen, das ich dann<br />
gleich werfen muss, dachte Hubbi. Sie hielt bei der Wiese<br />
von Schafsbock Emil an, den Leonie als Lämmchen adoptiert<br />
hatte und der sich ihr gegenüber seitdem mehr wie ein<br />
Schoßhund benahm. Er blökte Hubbi zu, ließ sich von ihr aber<br />
nicht von dem frischen Heu ablenken.<br />
Also schlenderte sie den Weg entlang, der leicht abschüssig<br />
war und durch Kuhwiesen und ein kleines Kiefernwäldchen<br />
führte. Nicht nur seine Lage und die Aussicht auf die Hügel<br />
des Sauerlandes machten diesen Weg zu einem Geheimtipp<br />
für Freiluftfreunde, sondern vor allem die Holzskulpturen. Ungefähr<br />
alle 50 Meter ragte ein geschnitzter Waldschrat, ein<br />
Holzelch oder ein Totempfahl empor. Highlight der Skulpturensammlung<br />
waren die drei Meter hohen Bremer Stadtmusikanten.<br />
Die Kunstwerke stammten von Barbara Holzkamp.<br />
Sie hatte nämlich nicht nur Talent zum Backen, sondern war<br />
auch eine begabte Künstlerin. In dem Garten hinter dem Bauernhaus<br />
befand sich ihre Werkstatt, ein umgebauter Schweinestall,<br />
in der sie in ihrer Freizeit Holzskulpturen mit der<br />
Kettensäge erschuf. Viele Stücke verkaufte sie, aber sie war<br />
so fleißig, dass ihre Sammlung die Lagerräume irgendwann<br />
sprengte. Also entschloss sie sich dazu, die schönsten Stücke<br />
an dem Wanderweg auszustellen. Von Anfang an waren die<br />
Besucher begeistert gewesen. Soweit Hubbi wusste, hatte<br />
sogar einmal eine überregionale Tageszeitung eine große<br />
Reportage über Barbaras Werke und ihr Café machen wollen,<br />
doch das hatte sie abgelehnt.<br />
Hubbi folgte ihrem Hund um die Kurve, konnte ihn aber nicht<br />
sehen. Sie passierte eine abstrakte Skulptur, die wohl zwei<br />
Liebende darstellen sollte, und eine gewaltige Eule mit Brille.<br />
Noch immer keine Spur vom Dackel. »Meter! Komm her!«,<br />
77
ief sie jetzt, obwohl sie wusste, dass er nur dann gehorchte,<br />
wenn es ihm in den Kram passte. Dafür wusste Meter auf sich<br />
aufzupassen.<br />
»Komm jetzt her, Meter!«, rief Hubbi etwas lauter. Da, endlich,<br />
kam der Gerufene um die Ecke gedackelt. In der Schnauze<br />
trug er allerdings nicht wie erwartet einen für seine geringe<br />
Körpergröße viel zu langen Stock. Er kaute auf etwas<br />
herum, aber Hubbi konnte nicht erkennen, was das war. Jedenfalls<br />
roch es ekelhaft.<br />
»Spuck das aus!«, befahl sie ihm, als er fast bei ihr war. Womöglich<br />
hatte er etwas Giftiges entdeckt und für schmackhaft<br />
befunden.<br />
Er schaute sie aus großen Augen an, kaute noch ein wenig<br />
und ließ das Ding dann auf den Boden fallen. Es war fast<br />
weiß, ein bisschen wie ein Würstchen, dachte Hubbi.<br />
Sie bückte sich, um sich die Sache näher anzuschauen. Meters<br />
Zähne hatten schon ganz schön Schaden angerichtet. Wo<br />
er das wohl gefunden hatte? Sie hob das Würstchen auf und<br />
hielt es ins Licht…<br />
… und ließ es gleich wieder fallen. Ein Finger!<br />
Instinktiv wischte sich Hubbi die Hand an ihrer Jeans ab. Meter<br />
wollte sich den Finger wieder holen, doch sie hielt ihn<br />
zurück: »Pfui! Wo hast du das denn her?«<br />
Was soll ich tun? Sie konnte den Finger nicht einfach hier<br />
auf dem Weg liegenlassen. Er war ein Beweisstück, wenn<br />
nicht sogar schlimmeres. Womöglich lag irgendwo der Rest<br />
der Person herum, der er einst gewachsen war.<br />
Hubbi kramte in ihrer schwarzen Lackledertasche und förderte<br />
eine zerknitterte Papiertüte zutage, in der sie morgens<br />
beim Bäcker ein Salamibrötchen erstanden hatte. Das sollte<br />
wohl erstmal genügen. Vorsichtig schob sie den Finger mit<br />
Hilfe eines kleines Stocks in die Tüte. Sie griff nach ihrem<br />
Handy, doch hier in der Pampa hatte sie kein Netz. Da musste<br />
sie wohl zurück zum Bauerncafé.<br />
Doch wo war Meter?<br />
»Komm her!«, zischte sie, aber ihr Hund gehorchte nicht. Sie<br />
lief noch ein Stück den Weg hinunter und entdeckte hinter<br />
einer geschnitzten Justizia einen wedelnden Dackelschwanz.<br />
Was hatte er denn jetzt schon wieder gefunden? Hubbi wurde<br />
eiskalt. Die Leiche womöglich?<br />
Zögerlich ging sie um die Skulptur herum. Meter leckte am<br />
Stamm. Warum, konnte Hubbi sehen, als sie näher trat: Dort<br />
war Blut den Stamm hinunter gelaufen. Etwa auf Hüfthöhe<br />
steckte ein Nagel im Holz, an dem noch ein Fetzen Haut hing.<br />
Hubbi wurde schlecht. Sie drehte dem Nagel und ihrem fröhlich<br />
wedelnden Hund den Rücken zu und atmete tief ein. Was<br />
für ein grausames Bild! Sie fühlte sich wie in einem falschen<br />
Film. So etwas passierte im Sauerland einfach nicht. Hier sind<br />
die Leute friedlich und freundlich und hacken sich nicht gegenseitig<br />
die Finger ab.<br />
Ruhig bleiben, nachdenken, ermahnte sie sich selber. Sie<br />
sollte die Polizei verständigen. Doch dafür musste sie zum<br />
Bauerncafé zurückkehren.<br />
Sie befestigte die Leine an Meters Halsband und zog ihn fort,<br />
wogegen er sich nach Leibeskräften wehrte. Schließlich gab<br />
er seinen Widerstand jedoch auf. Wahrscheinlich hoffte er auf<br />
noch mehr Schokokuchen.<br />
Etwas blass um die Nase stürmte Hubbi ins Haus. Barbara<br />
schnitt gerade die letzten beiden Stücke Erdbeerkuchen, hielt<br />
aber sofort inne, als sie Hubbi sah.<br />
»Was ist? Geht´s dir nicht gut?«<br />
Ohne ein Wort zu sagen ging Hubbi in die Küche. Sie kannte<br />
das Bauernhaus, war schon öfter hier gewesen und hatte Barbara<br />
einmal sogar ausgeholfen. Die Cafébetreiberin folgte ihr.<br />
Neben dem Geschirrschrank blieben sie stehen. Hubbi hob die<br />
Papiertüte hoch: »Wir müssen die Polizei rufen, sofort.«<br />
Verdutzt schaute Barbara von der Tüte in Hubbis Gesicht und<br />
zurück. »Warum?«<br />
Hubbi gab ihr die Tüte. Als Barbara hineinschaute, entfuhr<br />
ein Schrei ihrer Kehle und sie kippte um. Einfach so, wie ein<br />
gefällter Baum.<br />
Der Film wird immer schlechter, dachte Hubbi. Sie legte die<br />
Tüte mit dem Finger auf die Anrichte und beugte sich zu Barbara<br />
herab. Die atmete normal, war wohl einfach nur ohnmächtig<br />
geworden. Sie ließ sie liegen, ging zum Telefon und<br />
wählte 110.<br />
Darum geht es in „Fingerspitzengefühl“<br />
Dackel Meter findet beim Spazierengehen einen abgetrennten<br />
Finger und bringt sein Frauchen Hubbi, Kneipenwirtin<br />
und Hobbydetektivin aus dem Sauerland, damit in<br />
arge Schwierigkeiten. Denn auf einmal soll sie das Entführungsopfer,<br />
dem der Finger gehört, finden - und zwar<br />
ganz alleine. Da die Entführer angeblich schon fest stehen,<br />
schleicht sich Hubbi als Zimmermädchen in ein Hotel ein<br />
und ermittelt undercover. Mit mäßigem Erfolg. Denn ihre<br />
Auftraggeberin verschweigt ihr irgendetwas. Außerdem<br />
muss sich Hubbi mit ihrer Mutter Hannelore herumschlagen,<br />
die die ganze Familie auf Diät gesetzt hat. Doch dann<br />
erfährt sie, dass der Schlüssel zu dem Fall weit in der Vergangenheit<br />
liegt - und ein gefährliches Geheimnis birgt.<br />
Hobbydetektivin Huberta „Hubbi“ Dötsch begeisterte<br />
schon mit ihrem ersten Fall Tausende Leser. Im zweiten<br />
Buch muss sie alles geben, um einen Mord zu verhindern.<br />
„Fingerspitzengefühl - Hubbis zweiter Fall“ erscheint in<br />
Kürze als E-Book und als Taschenbuch.<br />
Mehr Informationen unter www.hubbi-ermittelt.de oder<br />
auf der Facebook-Seite der Autorin: www.facebook.com/<br />
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78
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Die lokale Online-Zeitung<br />
fürs Lennetal.<br />
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79
LIEBLINGSORT HINTERLAND?!<br />
Junge Menschen sprechen bei Jugendkonferenz UTOPIA Klartext zur Region<br />
Unter dem Motto „Frei denken.<br />
Anpacken.“ lädt die Südwestfalen-Agentur<br />
in Kooperation<br />
mit den Sparkassen<br />
in Südwestfalen<br />
16- bis<br />
26-Jährige<br />
aus den fünf<br />
südwestfälischen<br />
Kreisen<br />
für Samstag,<br />
19. <strong>November</strong>,<br />
in die Rock- und<br />
Popfabrik in Iserlohn-Letmathe<br />
ein. Bei der Jugendkonferenz UTOPiA geht<br />
es um die spannende Frage: Was braucht die Region, um<br />
für junge Menschen attraktiv zu bleiben? Wo hakt es?<br />
Und wie sieht eigentlich eine wirklich traumhafte Zukunftsvision<br />
für Südwestfalen aus?<br />
In der eintägigen Konferenz geht es darum, einen ebenso<br />
schonungslos ehrlichen wie liebevoll-kritischen Blick<br />
auf die Region zu richten – aus Sicht ihrer jungen Bewohner.<br />
Persönliche Gedanken zu einer Zukunftsvision<br />
„Südwestfalen 2030“ offen und kreativ zu äußern, darum<br />
geht’s. Denn zahlreiche Politiker, Wirtschaftsvertreter<br />
und viele Institutionen der Region haben sich auf Einladung<br />
der Südwestfalen Agentur GmbH in den letzten<br />
Monaten intensiv mit diesen Zukunftsüberlegungen befasst.<br />
Nun sollen jene zu Wort kommen, die ihre Zukunft<br />
hier sehen – oder eben auch nicht: junge Menschen zwischen<br />
16 und 26 Jahren. Mitbringen muss man dazu gar<br />
nichts – außer Lust mitzudenken, neue Kontakte zu knüpfen<br />
und kreative Ideen zu entwickeln.<br />
Die Themen von UTOPiA sind z.B.: Digitalisierung, Landleben,<br />
Work-Life-Balance. Wie stehen junge Menschen<br />
in Südwestfalen ihrer Zukunft hier gegenüber? Wie sind<br />
ihre Gedanken zur Weiterentwicklung der Region? Was<br />
sind ihre Ideen, um Südwestfalen positiv weiterzuentwickeln?<br />
„Wir möchten immer aufs Neue herausfinden,<br />
was sie bewegt“, sagt Hubertus Winterberg, Geschäftsführer<br />
der Südwestfalen Agentur. „Solange wir nicht genau<br />
wissen, was junge Menschen stört und was sie sich<br />
für die Zukunft wünschen, können wir auch nichts zu ihren<br />
Gunsten verändern.“<br />
Unter www.utopia-suedwestfalen.com können sich<br />
alle Interessierten bis zum Freitag, 11. <strong>November</strong>,<br />
anmelden. Neben den üblichen Anmeldedaten gilt es,<br />
eine Frage kurz zu beantworten: „Warum bist Du der<br />
oder die Richtige für UTOPiA Südwestfalen?“ Da die<br />
Teilnehmerplätze begrenzt sind, erfolgt die Auswahl<br />
nach Eingang der Anmeldung und Motivation. Auf alle<br />
Querdenker, Anpacker, Visionäre, Heimat-Liebhaber<br />
und Über-den- Tellerrand-Hinausschauer wartet ein<br />
interessanter und unterhaltsamer Tag in angenehmer<br />
Workshop-Atmosphäre, in der spannende und<br />
zukunftsweisende Projekte (weiter-) entwickelt werden.<br />
Noch Fragen? Alle weiteren Antworten gibt es auf der<br />
Website utopia-suedwestfalen.com.<br />
Hier finden Sie<br />
Ihren Traumboden<br />
Wand- und Deckenpaneele<br />
Innen- und Glastüren<br />
Parkett und Dielenböden<br />
Laminat und Korkböden<br />
Design-Vinylböden<br />
Teppichböden<br />
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www.parkett-welt-wagner.de<br />
80
„Mami, Impressum was für ein Paket?“, wollte Jonathan wissen und<br />
hüpfte HERAUSGEBER: auf und ab. <strong>Komplett</strong> Verlag<br />
„Möchtest Postadresse: du nicht noch eine Runde rutschen, bevor wir<br />
fahren, Am Galgenhagen mein Kleiner?“ 13, 58840 Plettenberg<br />
02391/606376 tel, 02391/606375 fax<br />
„Au www.komplett-magazin.de,<br />
ja!“, rief er und rannte davon.<br />
„Woher info@komplett-magazin.de<br />
wusstest du das? Und wie hast du das gemacht?“,<br />
flüsterte REDAKTION: Manuela.<br />
verantwortlich Bernhard Schlütter<br />
„Bio-Leistungskurs, weißt du nicht mehr?“, sagte Hubbi,<br />
Redaktionelle Mitarbeit Pia Mester,<br />
„Vererbungslehre?“<br />
Martin Büdenbender, Detlef Schlüchtermann,<br />
Rüdiger Kahlke, Uwe Tonscheidt, Cristin Schmelcher,<br />
Manuela schüttelte den Kopf.<br />
Martin Droste, Wolfgang Teipel, Guido Raith,<br />
„Also“, Ai-Lan begann Na-Schlütter Hubbi, „es gibt Merkmale, die vererben<br />
redaktion@komplett-magazin.de<br />
sich dominant und andere rezessiv. Braune Augen sind dominanter<br />
GESTALTUNG: als blaue Augen. Besonders, wenn die Vorfahren<br />
Heiko Höfner, www.perfect-art.de<br />
ebenfalls alle braune Augen hatten. Deine Eltern haben<br />
DRUCK:<br />
braune www.groll-druck.de, Augen, deine Schwiegereltern Meinerzhagen und du und Boris<br />
auch…“<br />
ERSCHEINUNGSWEISE:<br />
„…nur zweimonatlich Jonathan nicht.“ (Januar, März, Mai, Juli, September,<br />
<strong>November</strong>), Preis/Schutzgebühr 3,80 Euro.<br />
„Genau. Aber Robin hat blaue Augen.“<br />
Manuela Abonnement: zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche<br />
Abo gilt für ein Jahr/sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />
und 21 zündete Euro zzgl. sich Versandkosten eine an. Ihre (Heft-Einzelpreis Finger zitterten. 3,50 „Es Euro); war<br />
ein Bedingungen Ausrutscher. auf Ich dem liebe Abo-Bestellformular Boris wirklich. Das im musst Heft du und mir<br />
unter www.komplett-magazin.de<br />
glauben.“<br />
ISSN:<br />
Hubbi nahm ihre Freundin in den Arm und hielt sie einen<br />
2363-6777<br />
Moment fest. „Das tue ich.“<br />
ANZEIGENVERWALTUNG:<br />
„Danke, <strong>Komplett</strong>-Verlag Hubbi“, flüsterte sie.<br />
Bernhard Schlütter, Heiko Höfner<br />
Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg<br />
02391/606376 tel · 02391/606375 fax<br />
anzeigen@komplett-magazin.de<br />
Horst Hanke, Graf-Engelbert-Str. 21,<br />
58809 Neuenrade, 02392 6337 tel,<br />
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erscheint am 5. Januar.<br />
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ICH WAR MAL IM GEFÄNGNIS ...<br />
Von Horst Hanke<br />
... aber nicht als verurteilter<br />
Sünder, sondern als fußballspielender<br />
Gast.<br />
Fliegender Wechsel war vereinbart und als ich das zweite<br />
Mal eingewechselt wurde, stand es zwar 4:3 für die<br />
JVA, aber ich schoss noch ein Tor zum 4:4 Endstand.<br />
Ich spielte damals aktiv<br />
beim VFL Schwerte, als unsere<br />
Mannschaft zum alljährlichen<br />
Freundschaftsspiel in die JVA<br />
(Jugend-Vollzugs-Anstalt) in Ergste eingeladen wurde.<br />
Das gehörte zu einem Programm dieser JVA, um Häftlingen<br />
nicht gänzlich den Kontakt zur Außenwelt zu nehmen.<br />
Ich kam wegen verkehrsungünstigen Gründen zu spät<br />
und musste allein in das Gefängnisgebäude gehen. Es<br />
ist ein komisches Gefühl, mit einer Sporttasche über<br />
dem Arm vor einem großen Tor mit einer kleinen Eingangspforte<br />
zu stehen und schließlich mit einem Finger<br />
auf den Klingelknopf zu drücken.<br />
So einfach, wie ich es hier schreibe, war es natürlich<br />
nicht mit den insgesamt drei Toren, doch ich schwebte<br />
gerade in der Blütezeit meiner Fußballkarriere, hatte<br />
aber auch sehr viel Glück dabei.<br />
Als sich nach dem Spiel Gegner und eigene Spieler die<br />
„Fünf“ abklatschten, bekam ich plötzlich einen Zettel in<br />
die Hand gedrückt.<br />
Überrascht las ich das mit Bleistift beschriebene Stück<br />
Papier. Da stand wortwörtlich: „Mensch, dreh mal’n<br />
Ding, wir können hier so Spieler wie dich gebrauchen“.<br />
Ich kann es nicht leugnen, ich war stolz, aber mit dem<br />
„mal’n Ding drehen“ habe ich mich bis heute zurück gehalten.<br />
Beim Pförtner wurden ich und meine Sporttasche nach<br />
irgendetwas durchsucht. Die Shampooflaschen und<br />
Haarbürste musste ich zur Aufbewahrung in einen Beutel<br />
stecken und abgeben, dann ging es weiter.<br />
Aus Kriminalfilmen mir wohl bekannt, war es aber trotzdem<br />
ein beengendes Gefühl, als ein Aufsichtsbeamter<br />
mich durch einige Türen führte und jedes Mal vor und<br />
nach mir diese auf- und abschloss.<br />
Dann endlich kamen wir zu den Sportanlagen. Auf dem<br />
Kleinspielfeld lief das Match schon eine ganze Weile<br />
und es stand 3:1 für die Gastgeber.<br />
Nachdem ich den Trainingsanzug ablegte und schnell<br />
das Trikot überzog, wurde ich sofort eingewechselt und<br />
schoss kurz hintereinander zwei Tore zum 3:3.<br />
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