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Komplett DAS Sauerlandmagazin Ausgabe November/Dezember 2016

84 Seiten Informationen und Geschichten aus dem Sauerland u.a. mit den Themen Windkraft scheidet die Geister, Weihnachtsbaum & mehr, Backofen mitten im Wald

84 Seiten Informationen und Geschichten aus dem Sauerland u.a. mit den Themen Windkraft scheidet die Geister, Weihnachtsbaum & mehr, Backofen mitten im Wald

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<strong>DAS</strong> SAUERLANDMAGAZIN<br />

Ein starkes Stück Sauerland<br />

3,80 Euro<br />

zwischen Verse und Sorpe<br />

<strong>DAS</strong> SAUERLANDMAGAZIN NOVEMBER/DEZEMBER <strong>2016</strong><br />

Sauerland<br />

Sauerland<br />

Windkraft scheidet die Geister<br />

Bürgerprotest gegen Windräder<br />

Weihnachtsbaum & mehr<br />

Hier wird der Baumkauf zum Event<br />

Herscheid<br />

Backofen mitten im Wald<br />

Holzofenbrot von der Wiehardt<br />

ISSN 2363-6777<br />

www.<strong>Komplett</strong>-magazin.de


THE POWER OF BOTH.<br />

THE POWER FOR YOU.<br />

Wo immer wir gebraucht werden, wir sind da. Geballte Kompetenz<br />

auf dem Gebiet der Warmumformung und der Bearbeitung.<br />

In nahezu allen Projekten der namhaften Automobilhersteller<br />

und Systemlieferanten stecken Teile und Baugruppen von uns.<br />

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VORWORT<br />

<strong>Komplett</strong>. . .<br />

. . . berührt hat KOMPLETT-Autorin Cristin Schmelcher die Geschichte von Tanja und Stephan<br />

Scherweit. Das Ehepaar gab sich zehn Jahre nach seiner Hochzeit erneut das Ja-Wort. Warum,<br />

das haben die beiden Cristin Schmelcher erzählt. Diese Geschichte wird auch Ihnen, liebe Leserin,<br />

lieber Leser, zu Herzen gehen. Eine weitere bewegende Geschichte ist die von Heike Reininghaus.<br />

Die Werdohlerin fand in der Musik einen Weg, ihre Ängste und Hoffnungen mitzuteilen,<br />

anderen Menschen Mut zu machen. Martin Büdenbender besuchte Heike Reininghaus in<br />

ihrem Werdohler Elternhaus und durfte dort auch familiäre Hausmusik erleben. Etwas bewegt<br />

hat Pfarrer Achim Schwarz aus Plettenberg in Tansania. Mit einigen Mitstreitern besuchte er<br />

den Partnerkirchenkreis Missenye und hatte Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung im Gepäck.<br />

Kurz nach seiner Abreise wurde das Land von einem schweren Erdbeben erschüttert. Wolfgang<br />

Teipel sprach mit Achim Schwarz über seine Erlebnisse.<br />

Mit dieser <strong>Ausgabe</strong> des KOMPLETT-Magazins sind Sie, liebe Leserin, lieber Leser, für die schauderhaften<br />

Tage, die die Jahreszeit unvermeidlich mit sich bringt, bestens gerüstet. Machen Sie<br />

es sich zu Hause gemütlich und lesen Sie bewegende, fröhliche und informative Geschichten,<br />

die wir für Sie entdeckt, aufgeschrieben und fotografiert haben. Spüren Sie förmlich die Wärme,<br />

wenn Uwe Tonscheidt Werdohls ältesten Holzofen auf Hof Repke beschreibt oder Bernhard<br />

Schlütter in Rönkhausen dem Messerschmied Kilian Kreutz über die gar nicht so breiten Schultern<br />

schaut.<br />

Das Thema Windenergie und der Bau von Windkraftanlagen bewegen aktuell die Menschen in<br />

fast allen Kommunen zwischen Sorpe und Verse. Das KOMPLETT-Team sprach mit unterschiedlichen<br />

Akteuren in Sachen Windkraft: Verantwortlichen der Kommunalverwaltungen, Energieversorgern,<br />

Windradgegnern und Betroffenen, die seit Jahren in Nachbarschaft von Windrädern<br />

leben. So erhalten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, den Überblick und können sich Ihre Meinung<br />

bilden. Und wir versprechen: Wir bleiben dran am Thema Windkraft und Windkraftanlagen.<br />

Ein weiteres Schwerpunktthema dieser KOMPLETT-<strong>Ausgabe</strong> ist das Duale Studium. Viele junge<br />

Leute sehen in diesem Ausbildungsweg die Auffahrt zur Karriere-Autobahn. Werden Ausbildung<br />

und Studium erfolgreich abgeschlossen, stehen sicher viele Türen offen. Manch einer<br />

verzweifelt aber auch an der immensen Belastung und fehlender Freizeit. Rüdiger Kahlke<br />

und Bernhard Schlütter schildern Chancen und Risiken anhand von<br />

konkreten Beispielen.<br />

Mit der Pizza komplett startet eine neue Serie im KOMPLETT-Magazin.<br />

Wir Kolleginnen und Kollegen laden uns gegenseitig zum Essen<br />

ein. Ziel ist nicht das perfekte Dinner, sondern eine gesellige<br />

Zeit, wobei die Gastgeber das zubereiten, was sie können. Und<br />

das ist sehr unterschiedlich und verspricht, spannend zu werden.<br />

Den Auftakt macht KOMPLETT-Kameramann Martin Büdenbender<br />

mit Pizza aus seinem Holzofen. Schon mal vorweg:<br />

Das ist zur Nachahmung empfohlen, laden Sie doch auch mal<br />

wieder Ihre Freunde zum Essen ein!<br />

Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, einen hoffentlich<br />

in großen Teilen goldenen <strong>November</strong> und eine möglichst besinnliche<br />

Weihnachtszeit und vor allem:<br />

Bleiben Sie komplett!<br />

Bernhard Schlütter,<br />

Heiko Höfner und das komplette Team<br />

vom KOMPLETT-Magazin<br />

3


Titelfoto: Martin Büdenbender<br />

Zukunft gestalten - Das zweite Ja<br />

Alles drin<br />

Zukunft gestalten<br />

Der Bürgerbus - Sozialarbeit auf Rädern.........................8<br />

Plettenberger bringen Hilfe nach Tansania...................16<br />

An Windenergie scheiden sich die Geister....................22<br />

Schulprojekt Neue Helden für Werdohl.........................34<br />

Echte Sauerländer - Der Messerschmied<br />

Das zweite Ja nach Krankheit und Schmerzen..............48<br />

Crowdfunding fürs Waldorf-Theater.......................... 72<br />

Utopia: Junge Menschen sprechen Klartext<br />

zur Region .................................................................. 80<br />

Echte Sauerländer<br />

Werdohls ältester Holzofen steht auf Hof Repke..... 11<br />

Eine Backstube mitten im Wald.....................................60<br />

An Papas Schmiede-Esse Feuer gefangen................ 64<br />

In Petras kleiner Welt ist viel Platz für Schönes....... 68<br />

<strong>Komplett</strong> lecker - Pizza komplett<br />

<strong>Komplett</strong> lecker und gemütlich<br />

Pizza komplett - Laden Sie mal Freunde ein!........... 62<br />

Von Schnepfen-Hirn und Sägespänen in der Sauce 67<br />

Kultur komplett<br />

Heike Reininghaus macht Mut mit Musik................. 46<br />

Loblied mit Psalter und Harfe................................... 50<br />

Neue Bücher aus dem Sauerland ............................. 71<br />

Die steile Karriere des Heinrich Steinhoff................. 74<br />

Kultur komplett - Bau mittelalterlicher Musikinstrumente


<strong>Komplett</strong> erleben<br />

Festival Acappellissimo................................................ 7<br />

<strong>Komplett</strong> aktiv - Hoffentlich Winter<br />

Honig im Kopf.............................................................. 7<br />

Ein Riesenrad wird Denkmal..................................... 14<br />

Tabakschmuggler bei Matta Heyne.......................... 38<br />

Weihnachtsmärkte komplett..................................... 40<br />

Veranstaltungskalender: Nichts wie hin! ...........42/43<br />

Frisches Grün und heißer Punsch.............................. 44<br />

Stöbern in der Bilddatenbank des MK...................... 58<br />

<strong>Komplett</strong> aktiv<br />

Hoffentlich Winter........................................................ 6<br />

<strong>Komplett</strong> beraten - Starker Partner<br />

E-Bike-Leasing: preiswert und gesund..................... 36<br />

<strong>Komplett</strong> beraten<br />

Radprax - ein starker Partner fürs<br />

Krankenhaus Plettenberg.......................................... 59<br />

Berufswelt Sauerland<br />

Familienunternehmen mit Leidenschaft für Stahl ... 18<br />

Ein Gerüstsystem für alle Anforderungen................. 21<br />

Duales Studium I: Ausbildung ohne Freizeit............. 52<br />

Duales Studium II: Auffahrt auf Karriereautobahn... 54<br />

Berufswelt Sauerland - Leidenschaft für Stahl<br />

Duales Studium III: Gewerkschaft im Interview....... 55<br />

GAH Alberts stellt Weichen....................................... 56<br />

W. Schröder erhält Mittelstands-Oskar...................... 57<br />

<strong>Komplett</strong> in eigener Sache<br />

Hubbi-Krimi Fingerspitzengefühl .............................. 76<br />

Impressum ................................................................. 81<br />

Hankes Döneken ........................................................ 82<br />

<strong>Komplett</strong> erleben - Weihnachtsmärkte komplett


HOFFENTLICH WINTER<br />

Bekenntnis eines Schnee-Fans<br />

Bernhard Schlütter<br />

Foto Martin Büdenbender<br />

6<br />

Ich bekenne: Ich bin ein kompletter Winterfan! Was gibt<br />

es Schöneres, als durch verschneite Wälder zu gehen,<br />

der Schnee knirscht unter den Schuhsohlen? Schlitten<br />

und Ski fahren, Skilanglauf – das Sauerland bietet uns<br />

dafür vielfältige Möglichkeiten. Hoffentlich bekommen<br />

wir mal wieder richtig Schnee!


FESTIVAL ACAPPELLISSIMO MIT GROOPHONIK<br />

Für das Festival Acappellissimo am<br />

Samstag, 19. <strong>November</strong>, in der Aula<br />

des Schulzentrums Böddinghausen<br />

haben die Four Valleys erneut den<br />

Pop- und Showchor Groophonik aus<br />

Ostwestfalen verpflichtet.<br />

Damit sind die Damen und Herren<br />

und ihr charismatischer Chorleiter<br />

Tobias Richter nach 2014 erneut zu<br />

Gast in Plettenberg. Nach dem Auftritt<br />

in Plettenberg startete der Chor<br />

richtig durch. Beim WDR-Wettbewerb<br />

um den beliebtesten Chor in<br />

NRW belegten die Groophoniks im<br />

vergangenen Jahr den überragenden<br />

zweiten Platz und sind auch im<br />

Jahr <strong>2016</strong> als einer von 20 Chören<br />

für die Vorausscheide zum Live-TV-<br />

Finale nominiert worden. Mit seinem<br />

Programm „Colour<br />

your life!“ begeisterte<br />

der Chor mehrere tausend<br />

Besucher. Das neue<br />

Groophonik-Programm<br />

befindet sich im Endstadium<br />

der Vorbereitung.<br />

Erste Premieren hat Tobias<br />

Richter für das Festival angekündigt.<br />

Im Anschluss ans Konzert wird es einen<br />

Afterglow geben, bei dem die<br />

Besucher sich nicht nur mit leckeren<br />

Snacks und kühlen Getränken versorgen<br />

können, sondern ganz sicher<br />

noch einige musikalische Kostproben<br />

der beiden Chöre erleben werden.<br />

Einlass in die Aula ist am 19. <strong>November</strong><br />

ab 19 Uhr, das Konzert beginnt<br />

um 19.30 Uhr. Eintrittskarten<br />

zum Preis von 19 Euro gibt es bei<br />

den Sängern der Four Valleys und<br />

im Onlineshop auf four-valleys.de.<br />

Vom Eintrittspreis spenden die Four<br />

Valleys 50 Cent pro verkaufter Karte<br />

an die neu gegründete „VocalFactory<br />

Plettenberg“.<br />

TRAGIKOMÖDIE „HONIG IM KOPF“<br />

Mit prominenter Besetzung wird<br />

am Samstag, 12. <strong>November</strong>, um<br />

19.30 Uhr im Saal des Hotels Kaisergarten<br />

in Neuenrade von der<br />

Komödie am Altstadtmarkt aus<br />

Braunschweig die Bühnenfassung<br />

des Til-Schweiger-Kino-Hits „Honig<br />

im Kopf“ aufgeführt.<br />

Schawag_AZ_Arbeitgebermarke_54x155 ZW.indd 1 19.09.16 16:23<br />

Amadeus, der bisher das geschätzte<br />

U.a. ist Karsten Speck zu sehen,<br />

der dem Publikum aus zahlreichen<br />

Fernsehengagements bekannt ist.<br />

Er moderierte die Unterhaltungssendung<br />

„Ein Kessel Buntes“ und<br />

spielte die Hauptrolle in der ZDF-Serie<br />

„Hallo Robbie“. Eine<br />

weitere Rolle wird von<br />

Achim Wolff bekleidet,<br />

der große Bekanntheit<br />

durch die ZDF-Sitcom<br />

„Salto Postale“ erlangte.<br />

Die Tragikomödie „Honig<br />

im Kopf“ erzählt die<br />

Geschichte vom Großvater<br />

Familienoberhaupt war, sich durch<br />

seine Alzheimererkrankung jedoch<br />

plötzlich zurück zu seinen kindlichen<br />

Ursprüngen entwickelt. Nur seine<br />

Enkelin Tilda scheint mit ihm umgehen<br />

zu können.<br />

Eintrittskarten für diese Kulturveranstaltung<br />

der Stadt Neuenrade<br />

sind an der Bürgerrezeption im Rathaus,<br />

in der Buchhandlung Kettler-<br />

Cremer, bei Lotto Gester-Schwarzer<br />

sowie im Hotel Kaisergarten zum<br />

Preis von 13 Euro (erm. 9 Euro)<br />

erhältlich oder können verbindlich<br />

unter Tel. 02392/6930 reserviert<br />

und Lebemann<br />

werden.<br />

7


Feuerwehr und Freizeitangebote, Sozialverbände und<br />

Sportvereine, Kirchen und Katastrophenschutz, dazu Kinderbetreuung,<br />

Altenhilfe, Rettungsdienste – laut Umfragen<br />

sind in deutschlandweit rund 13,4 Millionen Menschen<br />

ehrenamtlich tätig. Mit dem internationalen Tag des Ehrenamtes<br />

am 5. <strong>Dezember</strong> soll ihnen Anerkennung zuteil<br />

werden. Ehrenamtliche sind das Öl im Getriebe der Zivilgesellschaft.<br />

Die Bürgerbusvereine und ihre Fahrer bringen<br />

für viele Bewegung in Alltags und sichern so Teilhabe<br />

am gesellschaftlichen Leben. Rüdiger Kahlke fuhr mit.<br />

DER BÜRGERBUS LÄSST<br />

NIEMANDEN STEHEN<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

Sozialarbeit auf Rädern - Ehrenamtliche sorgen für Mobilität in Randbereichen -<br />

Fahrer kennen ihre Kundschaft<br />

8<br />

„Hans, heute mit Karre unterwegs?“. - Hans, ein älterer<br />

Herr, wuchtet seinen Rolli in den Mercedes Sprinter. 9.32<br />

Uhr am Busbahnhof Finnentrop: Helmut Adler drückt auf<br />

den Knopf, schließt die Schiebetür und startet zu seiner<br />

2. Runde mit dem Bürgerbus. 8.08 Uhr hatte er an diesem<br />

Donnerstag seinen Dienst angetreten. Nacheinander<br />

fährt der 74-Jährige drei Linien ab. Das dreimal an<br />

diesem Vormittag. Wer morgens nach Bamenohl zum<br />

Einkaufen, zum Arzt oder einer bestimmten Apotheke<br />

fährt, steht auf einer der späteren Touren wieder an der<br />

Haltestelle.<br />

Wobei Haltestelle nicht so eng zu sehen ist. Helmut Adler<br />

hält auch vor dem Rathaus-Eingang, wenn ein Fahrgast<br />

das wünscht, statt gut 50 Meter entfernt an der Bürgerbus-Haltestelle.<br />

Und eine Seniorin, die mitfahren möchte,<br />

aber die Haltestelle noch nicht erreicht hat, kann unterwegs<br />

zusteigen. Adler kennt seine Fahrgäste. Die kennen<br />

den Rentner am Steuer. „Wir dürfen in allen Nebenstraßen<br />

halten, wo die Fahrgäste es wünschen“, sagt Adler.<br />

Ausnahme: die B 236 – da stoppt der Bürgerbus nur an<br />

den regulären Stationen.<br />

Günstige Spazierfahrt als Abwechslung im Alltagstrott.<br />

Den Fahrdienst nimmt auch Heinz Threrfelder (88) gerne<br />

in Anspruch. „Berg runter laufen geht noch“, sagt er.<br />

Nach Hause, den Berg hoch, schafft er es nicht mehr per<br />

pedes. „Der Bürgerbus ist die günstigste Sache, die es<br />

gibt“, bilanziert der Senior. Fünf Euro kostet der Vierer-<br />

Block. „Für 1,25 kann damit jeder so weit fahren wie er<br />

will“, preist Adler den Bus als Nahverkehrsmittel und<br />

Freizeitvehikel an. „Manche sagen auch ‚ich fahr mal


spazieren‘. Da kommen sie wenigsten mal raus“, weiß<br />

Adler. Der Bürgerbus verbindet so nicht nur Wohngebiete<br />

mit Einkaufszentrum und Discountern, mit Bahnhof oder<br />

Behörde, mit Arzt und Apotheke. Er bindet Wohngebiete<br />

an, in denen keine Linienbusse fahren. – Der ehrenamtlich<br />

betriebene Bus hat auch eine soziale Komponente.<br />

Genau das war für Adler vor acht Jahren auch der Grund,<br />

beim Bürgerbus-Verein mitzumachen. Als ehemaligem<br />

Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall, erst in Plettenberg,<br />

später in Lüdenscheid und Iserlohn, lag ihm das<br />

Soziale am Herzen. Kontakt zu anderen Menschen war<br />

sein Metier. Den bietet auch der neue Job. „80 Prozent<br />

der Mitfahrer kenne ich“, sagt Adler. Als es um die Gründung<br />

des Bürgerbus-Vereins und die Fahrten ging, waren<br />

sich Helmut Adler und „eine Reihe von Bekannten<br />

einig: ‚Jo, da machen wir mit‘.“ Und: Sie sind dabei geblieben.<br />

Seit acht Jahren halten sie den Bus am Rollen.<br />

Fahrer wenden viel Freizeit auf<br />

Mehrmals im Monat sitzt jeder Fahrer oder die einzige<br />

Fahrerin „auf dem Bock“, kutschiert Fahrgäste zum<br />

Bahnhof, zum Friedhofsbesuch oder Kunden zum Metten<br />

Werksverkauf. Die Haltestelle der Fleischfabrik war<br />

eigens auf Wunsch der Fahrgäste eingerichtet worden.<br />

„Einmal Kreuzchen machen“, ein Fahrgast hält beim Einstieg<br />

seine Viererkarte hin. Ein „X“ mit Kuli und die Fahrt<br />

auf dem Vierer-Ticket ist entwertet. In einem Berichtsbogen<br />

trägt der Fahrer ein, wer als Schwerbehinderter<br />

kostenlos fährt, welcher Altersgruppe die Fahrgäste angehören,<br />

wo sie einsteigen – Statistik gehört zum Job.<br />

Zwischen vier und fünf Stunden investiert Helmut Adler<br />

wöchentlich für die Arbeit im Bürgerbusverein. Zu den<br />

Fahrten kommen die Fahrersitzungen mit Termin- und<br />

Einsatzplanung. Am Wochenende wird der Bus gereinigt.<br />

Auch eine Aufgabe, die die 17 Bürgerbus-Fahrer in<br />

Finnentrop reihum in Eigenregie erledigen.<br />

Durch enge Kurven ruckeln wir bergauf. Leute am Straßenrand<br />

winken. Man kennt sich. 10.15 Uhr, vier Erwachsene<br />

und ein Kind steigen an der Haltestelle „Volksbank“ zu,<br />

dabei auch die Dame, die auf der Hinfahrt zur Apotheke<br />

wollte. Der Bus ist voll besetzt. Was, wenn noch ein Fahrgast<br />

mehr mitgewollt hätte? „Es bleibt keiner stehen“,<br />

erklärt der Fahrer. „Wenn mehr Gäste da sind als Plätze,<br />

rufen wir ein Taxi“. Auch das fährt dann zum regulären<br />

Bürgerbus-Preis.<br />

Kleine Wünsche werden gleich erfüllt<br />

Hinweise der Fahrgäste, wie „Heizung kannse jetzt ausmachen“<br />

oder Wünsche nach einem anderen Sender werden<br />

möglichst gleich erledigt. „Die singen hier auch schon mal<br />

mit“, schildert Adler die lockere Stimmung auf den Touren,<br />

wenn gerade das Passende auf WDR 4 läuft. Solange der<br />

Betriebsarzt keine Einwände hat, will er weiter mit dem<br />

Sprinter durch die Gemeinde zockeln. „Wenn die Leute so<br />

dankbar sind, macht es Spaß weiter zu fahren“. Für Adler<br />

und seine Kollegen ist die Zufriedenheit der Fahrgäste,<br />

was für den Künstler Applaus ist: Motivation und Lohn<br />

fürs Ehrenamt.<br />

Finanziert wird der Bürgerbus vom Land. Der Verein<br />

kommt für die Betriebskosten auf und stellt die Fahrer.<br />

Das könnte zunehmend zum Problem werden. „Unter 70<br />

sind die wenigsten“, sagt Kassierer Gerhard Loth mit Blick<br />

auf seine Crew. Die Rekrutierung von Nachwuchs für das<br />

Ehrenamt läuft schleppend. „Das wollen wir wieder intensivieren“,<br />

kündigt Loth an. Denn: Der Bürgerbus ist auch<br />

ein Stück soziale Daseinsvorsorge, „Es gibt viele Leute, die<br />

täglich mitfahren“, weiß der Kassierer. Zur Kundschaft zählen<br />

viele Rentner, die vorher auf ein Taxi angewiesen waren.<br />

Und da wird Mobilität schnell zur Frage des Einkommens,<br />

zur Frage, ob man es sich noch leisten kann, zum<br />

Discounter zu fahren oder mal unter Leute zu kommen.<br />

Abfahrt...... steht auf dem Plan. Leichte Verspätung. „Auf<br />

den Zug warten wir noch. Da sollte man ein, zwei Minuten<br />

einplanen“, erklärt Adler. Er weiß, wo die Leute arbeiten,<br />

mit welchem Zug sie eintrudeln. „Da warten wir<br />

dann drauf,“ erklärt er mit Blick zu den Fahrgästen hinter<br />

ihm. Die wissen die unbürokratische und kundenfreundliche<br />

Atmosphäre zu schätzen. An positiven Rückmeldungen<br />

für die ehrenamtlichen Fahrer mangelt es nicht. Adler:<br />

„Die sagen schon mal: Was machten wir bloß, wenn<br />

wir den Bürgerbus nicht hätten.“ Viele Fahrgäste sind früher<br />

selbst zum Einkaufszentrum gefahren. Jetzt, älter geworden,<br />

trauen sie sich nicht mehr. „Die fahren jetzt mit<br />

uns“, ist Adler stolz auf den bürgernahen Service.<br />

„Es würde viele enttäuschen, wenn der Dienst mangels<br />

Fahrern eingestellt werden müsste“, sagt Loth und geht<br />

davon aus, dass der Bus auch in den nächsten Jahren weiter<br />

rollt. Das wäre auch im Sinne von Svetlana Fabienzen<br />

(65): „Ich finde es sehr, sehr gut, dass es den Bus gibt. Der<br />

kommt auch immer pünktlich.“ Neben dem persönlichen<br />

Lob sind auch die Zahlen eine Anerkennung des bürgerschaftlichen<br />

Engagements. Seit dem Start des Bürgerbusses<br />

vor acht Jahren haben Adler und seine Kollegen weit<br />

mehr als 110.000 Fahrgäste durch Finnentrop kutschiert.<br />

Und hat er sich schon mal verfahren? „Ich bin ein Finnentroper<br />

Junge. Ich wohne hier“, sagt er. - Und so einer verfährt<br />

sich nicht.<br />

9


NFO<br />

• Zwölf Bürgerbus-Vereine gibt es im Märkischen Kreis, die<br />

alle auf ehrenamtlicher Basis arbeiten. Der erste Bürgerbus<br />

im Kreis fuhr 1988 in Schalksmühle.<br />

• Die Idee stammt aus England, wo öffentliche Verkehrsbetriebe<br />

privatisiert wurden und nur noch rentable Strecken<br />

bedient wurden. Viele Menschen wurden dadurch<br />

in ihrer Mobilität eingeschränkt und versuchten Abhilfe<br />

zu schaffen.<br />

• Eingesetzt werden in der Regel Kleinbusse mit acht Sitzplätzen.<br />

Die Fahrer müssen mindestens über den Führerschein<br />

der Klasse B verfügen und gesundheitlich tauglich<br />

sein.<br />

• Das Land NRW fördert die Anschaffung der Busse und<br />

zahlt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss an die<br />

Vereine.<br />

• Die Wartung der Busse, die Schulung der Fahrer und den<br />

Gesundheitscheck übernimmt normalerweise das regionale<br />

Nahverkehrsunternehmen.<br />

• Link: www.mvg-online.de/wir-ueber-uns/produktpalette/buergerbus<br />

• Einige Vereine verfügen über einen eigenen Internet-<br />

Auftritt (Homepage):<br />

Balve: www.buergerbus-balve.de<br />

Herscheid: www.buergerbus-herscheid.de<br />

Neuenrade: www.buergerbus-neuenrade.de<br />

Finnentrop: www.buergerbus-finnentrop.de<br />

ZITAT<br />

Bürgerbusse sind für uns als ÖPNV-Unternehmen....<br />

… die ideale Ergänzung für alle Menschen im MK, die Mobilität<br />

dort benötigen, wo die MVG mit ihren großen Linienbussen<br />

nicht hinkommt oder wegen geringer Fahrgastnachfrage<br />

nicht bedienen kann.<br />

Jochen Sulies, Pressesprecher der MVG<br />

Zahlen - Daten - Fakten<br />

• Im Märkischen Kreis fahren 12 Bürgerbusse.<br />

• Etwa 300 Fahrerinnen und Fahrer übernehmen dabei das<br />

Steuer – ehrenamtlich.<br />

• 2015 wurden rund 138.000 Fahrgäste befördert.<br />

• Dabei wurden etwa 446.000 Kilometer zurückgelegt.<br />

Quelle: MVG<br />

140.000 Fahrgäste pro Tag<br />

10<br />

AZ Image 2x_168x124_4c_iO.indd 1 08.02.16 15:16


Bäcker Detlef Hurst in Aktion<br />

HOF-REPKE-GESCHICHTEN<br />

Werdohls ältester Holzofen, das Backes, die Eistorte und der König von Korsika<br />

Alle vier Wochen freitags hat Birgit Hurst auf dem Hof<br />

Repke eine nahezu schlaflose Nacht. Dann heißt es 24<br />

Stunden lang Holz nachlegen im ältesten Holzofen Werdohls.<br />

Wenn ein halber Festmeter Buchenholz aus dem<br />

hofeigenen Forst die Schamottesteine so weit erhitzt<br />

hat, dass die Farbe vom Rotbraun ins Weiße wechselt,<br />

ist Detlef Hurst an der Reihe, Birgits Bruder. Der ist gelernter<br />

Bäcker und seit 24 Jahren fürs Backes zuständig.<br />

Am 1. Samstag im Monat<br />

wird Brot gebacken<br />

Das alte Backhaus auf Hof Repke war damals seit 35 Jahren<br />

stillgelegt und zur Werkstatt umfunktioniert. „Mit<br />

meinem besten Kumpel, der auch Bäcker gelernt hat,<br />

haben wir den Ofen wieder fit gemacht“, erinnert sich<br />

der damalige Geselle gerne an seine Zeit kurz vor der<br />

Meisterschule. Das war eine gute Idee. Zwei Jahre lang<br />

hat er jeden Mittwoch gebacken. Für sechs Öfen reicht<br />

die Hitze. Das sind sechs Brot-Back-Durchgänge à 25<br />

Stück. Erst Backes, dann Körner- und Schinkenbrot und<br />

zum Schluss Stuten - mit und ohne Rosinen. Das ist bis<br />

heute so geblieben, nur wird nicht mehr wöchentlich<br />

sondern monatlich gebacken. Von Mai bis <strong>November</strong>,<br />

dann ist Winterpause.<br />

Text Uwe Tonscheidt · Fotos Martin Büdenbender<br />

In der Weihnachtszeit Krippenlandschaft<br />

mit der Siedlergemeinschaft<br />

Mitte <strong>November</strong> werfen die Hursts den Ofen allerdings<br />

noch einmal an. Dann wird darin Spekulatius für die Advents-<br />

und Weihnachtszeit gebacken. Die ist an der Repke<br />

seit Jahren ein besonderes Erlebnis. Bis zum 6. Januar<br />

stellt die Siedlergemeinschaft in ihrer Straße eine<br />

beleuchtete Krippenlandschaft aus. Der Auftakt der gemeinnützigen<br />

Aktion ist am 1. Advent ein Krippennachmittag<br />

auf dem Hof Repke mit lebenden Tieren.<br />

Jeder ist in dieser Zeit willkommen, sich das anzuschauen.<br />

Gäste, die am Wochenende kommen, können sich<br />

anschließend im Bauerncafé stärken. Das hat samstags<br />

und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.<br />

11


Birgit Hursts Sortiment umfasst über 30 verschiedene<br />

Torten und Kuchen. Die gibt es natürlich nicht an jedem<br />

Wochenende. Der absolute Renner ist allerdings immer<br />

zu haben: Die Eistorte „Köster-Spezial“.<br />

Torte „Köster-Spezial“ reist gekühlt<br />

durch die Republik<br />

Das Rezept aus dem ehemaligen Café Köster ist so spezial,<br />

dass sie bereits in weiten Teilen der Republik die Gaumen<br />

erfreute. Als echte Spezialität vom Lennestrand, haben<br />

sich etliche Werdohlerinnen und Werdohler die Torte<br />

als Mitbringsel für Freunde ausgeguckt. Bis nach Hamburg<br />

im Norden und Stuttgart im Süden hat es die sauerländische<br />

Leckerei schon geschafft. Der Transport ist<br />

bisweilen ein engagiertes Vorhaben. „Die Eistorte passt<br />

genau in eine Kühlbox, eingepackt in Kühlakkus“, berichtet<br />

Birgit Hurst: „Sie wird bei der Reise als Letztes im<br />

Auto verstaut und muss bei der Ankunft als Erstes wieder<br />

raus.“ Dann kann man sich die Komposition aus Schokolade,<br />

Marzipan und Preiselbeeren schmecken lassen.<br />

Für Kinder ist die Spezialität allerdings nichts. Es ist auch<br />

Kirschwasser drin.<br />

Für den Nachwuchs hat Birgit Hursts Passenderes im üppigen<br />

Sortiment. Manchmal ist auch etwas dabei, bei<br />

dem die Kinder selbst mitgebacken haben. Wenn Detlef<br />

Hurst am Samstag im historischen Ofen backt, haben<br />

zum Beispiel Ferien- und andere Kinder Gelegenheit sich<br />

das anzuschauen und es selbst auszuprobieren.<br />

Seit 1991 Urlaub auf dem Bauernhof<br />

Urlaub auf dem Bauernhof bieten die Hursts schon seit<br />

1991. Da haben Wilhelm und Edith Hurst die erste Ferienwohnung<br />

eingerichtet. Die Nachfrage war groß. „Manche<br />

Familie verbrachte über Jahre ihren Urlaub in Werdohl“,<br />

erinnert sich Detlef Hurst. Es gibt sogar Kinder von<br />

damals, die heute als Erwachsene vorbeischauen. „Die<br />

haben bei meinen Eltern Familienanschluss.“<br />

Auch heute kommen gerne Familien mit Kindern auf den<br />

Hof Repke. Mittlerweile gibt es dort sieben Wohnungen.<br />

„Da ist für Kinder die Chance groß, gleich bei der Ankunft<br />

neue Freunde zu finden“, berichtet Birgit Hurst. Sie<br />

hat 2005 den Betrieb von ihren Eltern übernommen und<br />

kann sich auch jenseits der Ferien nicht über Gästemangel<br />

beklagen. Dann sind es besonders beruflich Reisende,<br />

die gern auf dem Hof Repke einchecken. Da hat man<br />

Ruhe, die praktischen Annehmlichkeiten einer Wohnung<br />

und bezahlbare Preise. Im vergangenen Jahr war das für<br />

Handwerker und Monteure, die an der A45 den Rasthof<br />

Sauerland errichtet haben, über Monate genau das<br />

Richtige. Und wenn Gäste so lange bleiben, dann ist das<br />

auch ein Grund für eine besondere Aktion. „Ich mach<br />

mal Spanferkel im Holzofen“, hat sich Detlef Hurst gesagt.<br />

Eine Premiere, die bestens geklappt hat.<br />

Wer den Hof Repke kennen lernen will, hat nicht nur zu<br />

den Bauerncafé-Zeiten am Samstag und Sonntag von 14<br />

bis 18 Uhr dazu Gelegenheit. Die Café-Räumlichkeiten<br />

stehen von Montag bis Freitag auch für allerlei Tagesfestivitäten<br />

zur Verfügung, vom Kindergeburtstag bis zum<br />

Familienjubiläum.<br />

Wer eine fröhliche Aktion im Freien möchte, der kann<br />

eine Planwagenfahrt versuchen. Bis zu 20 Personen haben<br />

dort Platz. Bei den Feriengästen steht der immer<br />

dienstags hoch im Kurs, da gibt‘s ein Picknick im Wald.<br />

Für heimische Gäste gibt es das auch an anderen Wochentagen,<br />

so Birgit Hurst: „Einfach melden.“<br />

Vertelleken und Fakten<br />

zum König von Korsika<br />

Bei leckeren Backes-Handschnittchen mit Wurst vom<br />

12


Detlef Hurst (M.) mit Peter Lux (r.) und Thortsten Hirzbruch<br />

von der Siederlergemeinschaft An der Repke und den<br />

Heiligen Drei Königen.<br />

Werdohler Hof Knoche kann man sich dann ein wenig<br />

fühlen wie der König von Korsika. Der hieß Theodor Stephan<br />

von Neuhoff und kannte Hof Repke bestens. Er<br />

hat sich, so sagt man, im 18. Jahrhundert das Brot aus<br />

dem Holzofen schmecken lassen; immer dann, wenn er<br />

bei seinem Onkel Franz Bernhard Johann auf Burg Pungelscheid<br />

zu Gast war. Es ist ein gern erzähltes sauerländisches<br />

Vertelleken, zu dem die Online-Enzyklopädie<br />

Wikipedia durchaus passende Fakten liefert.<br />

Info<br />

- Hof Rekpe, Repke 3, 58791 Werdohl<br />

- Tel. 02392/507700<br />

- info@ferienhof-repke.de<br />

- www.ferienhof-repke.de<br />

- Öffnungszeiten:<br />

- Bauerncafé Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr.<br />

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13


ALTES RIESENRAD SOLL NEUES<br />

DENKMAL WERDEN<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

Karussell seit 1928 in Betrieb – Salzwasseranlasser sorgt für sanften Anlauf – TÜV-<br />

Siegel ein Freifahrtschein für weitere drei Jahre<br />

Jahre hat das Gefährt auf dem Buckel, das er vor einem<br />

Jahr von seinem Bruder übernommen hat. Seit 1928,<br />

als Feldmanns Opa das Karussell gekauft hatte, ist es im<br />

Familienbesitz. 2015 musste sich Sven Feldmann entscheiden.<br />

„Entweder nimmst du es oder es geht zurück<br />

nach Orla ins Museum“, habe sein Bruder ihn vor die<br />

Wahl stellt, erzählt der neue Besitzer, der aus einer alten<br />

Schausteller-Familie stammt.<br />

Bewegliches Denkmal hat Werbeeffekt<br />

14<br />

Der TÜV-Aufkleber ist noch ganz frisch. Der Prüfer hatte<br />

das Fahrgeschäft genau inspiziert, die Steuerung selbst<br />

in die Hand genommen „und richtig Gas gegeben“, erzählt<br />

Sven Feldmann, kaum dass der Techniker weg ist.<br />

Mit Zahlung der TÜV-Gebühr und dem Eintrag ins Baubuch<br />

kann der Plettenberger Schausteller sein kleines<br />

Riesenrad zunächst drei Jahre weiter betreiben – bis September<br />

2019. Dann wird das nur 12,50 Meter hohe Himmels-Karussell<br />

gerade seinen 90. Geburtstag hinter sich<br />

haben. Dass es bis dahin „fit“ bleibt, dafür werden Sven<br />

Feldmann und sein Sohn Toni (18) schon sorgen.<br />

Das Betriebsgelände des Schaustellers in Rönkhausen<br />

war gerade vier Tage vor der TÜV-Abnahme auch Ziel eines<br />

Vertreters der Denkmalbehörde aus Münster gewesen.<br />

Denn: Feldmanns Riesenrad ist zwar nur ein kleines<br />

Fahrgeschäft, zugleich aber eine große Rarität. 88<br />

So bleibt das Riesenrad in der Familie – und hat eine Zukunft.<br />

Denn: der Betreiber hat bei der Stadt Plettenberg<br />

den Denkmal-Status beantragt, berichtet Christel Rautenberg,<br />

im Plettenberger Bauamt für Denkmalschutz<br />

zuständig. Vom Riesenrad als beweglichem Denkmal<br />

verspricht sich der Schausteller einen besonderen Werbeeffekt.<br />

Sein Cousin betreibt in Telgte ebenfalls ein altes<br />

Riesenrad, das unter Schutz gestellt wurde. Es gilt als<br />

„exemplarisches Beispiel für die Entwicklungsgeschichte<br />

des Schaustellerwesens“. Christel Rautenberg hat das<br />

Verfahren zur Unter-Schutz-Stellung eingeleitet. „In diesem<br />

Fall ist davon auszugehen, dass es Denkmal wird“,<br />

schätzt sie die Chancen in Sachen Riesenrad als gut ein.<br />

Nach dem Gutachten der Denkmalbehörde beim Landschaftsverband<br />

muss dann noch der Plettenberger Rat<br />

zustimmen – eine Formsache.<br />

Zu Dritt haben die Feldmanns 30 Stunden gebraucht, um<br />

das Rad für TÜV-Abnahme und Begutachtung durch den<br />

Denkmalschützer aufzubauen. „Ein Auto-Scooter steht<br />

in acht Stunden“, rechnet der Chef vor. Vater und Sohn<br />

mussten sich erst einmal in das alte Schätzchen reindenken,<br />

verstehen, wie es auf- und abgebaut wird. Die<br />

Teile werden noch am Seil hochgehievt. Das will Sven<br />

Feldmann ändern – mit einem kleinen Kran, der er auf<br />

den Zugwagen montiert hat. Die braun lackierten Stufen<br />

vorbei am Kassenhäuschen zu den Gondeln „sehen<br />

aus wie Kunststoff“, sagt er, „das sind aber Eichenbretter.“<br />

So sollen sie auch demnächst auch wieder aussehen,<br />

wenn sie abgeschliffen und klar lackiert sind, wie<br />

früher eben. Auch farblich ist dem Betreiber das Riesenrad<br />

an manchen Stellen zu bunt, zu grell. Das soll wieder


dezenter werden, einen nostalgischen Touch bekommen.<br />

Der Vertreter der Denkmalbehörde wird’s gern gehört<br />

haben. Auch wenn es etwas dauert: Die Feldmanns „machen<br />

alles selber: reparieren, lackieren. Es gibt nichts,<br />

was ich wegbringen muss“, ist der Schausteller stolz auf<br />

sein Know-how.<br />

Vor sechs Jahren ist das Riesenrad zuletzt lackiert worden<br />

und sieht noch top aus. „Man muss vorsichtig damit<br />

umgehen.“ Die Fahrgeschäfte sind sein Kapital und<br />

die alten „sind auch mein Hobby“, sagt er. Moderne Karussells<br />

gebe es „an jeder Ecke“. Alte Fahrgeschäfte sind<br />

rar. Und weil sein Opa das Riesenrad schon 1928 gekauft<br />

hatte, war es für ihn auch keine Frage, es zu übernehmen<br />

und weiter zu betreiben.<br />

Decken schützen vor Schrammen<br />

Zwischen Lagerhalle und Gewerbebetrieben an der<br />

Rönkhauser Bahnhofstraße fallen Feldmanns bunte Fahrgeschäfte<br />

auf. Hier lagert, was gerade nicht auf Festen<br />

fährt oder steht. Nach der Inspektion verpacken Vater<br />

und Sohn das historische Riesenrad in zwei Wagen. Eine<br />

Vielzahl von Decken sorgt dafür, dass die Teile möglichst<br />

unbeschadet und ohne Schrammen den Transport überstehen.<br />

„Herzenssache“, sagt der Senior. Neben dem<br />

Rad steht ein altes Kettenkarussell auf dem Lagerplatz<br />

in Rönkhausen. „Da sind wir dran, das aufzuarbeiten“,<br />

sagt Sven Feldmann. Langeweile kommt nicht auf, auch<br />

wenn die Reise-Saison, die im April beginnt, im September<br />

endet.<br />

Mit auf Reisen, von Fest zu Fest, geht das alte Rad aber<br />

nicht. Zweimal im Jahr soll es sich öffentlich drehen. Vor<br />

allem zu Events, die über mehrere Tage gehen. „Das ist<br />

sonst zu arbeitsintensiv“, erklärt der Sven Feldmann. Der<br />

Aufwand soll sich in Grenzen halten. 50 Kilometer im<br />

Umkreis sind die Zielmarke für den Aufbau des Riesenrades.<br />

Eine Station im Reise-Plan ist der Pollhansmarkt<br />

in Schloß Holte-Stukenbrock, der jeweils am dritten Wochenende<br />

im Oktober öffnet. Auf dem Markt dabei zu<br />

sein, hat bei Feldmanns Tradition. Zudem suchen sie<br />

noch einen Weihnachtsmarkt, auf dem sie das alte Riesenrad<br />

aufstellen können. Vielleicht in Celle? Das Angebot<br />

steht, die Organisation macht noch Probleme.<br />

Geschichten für Generationen<br />

Egal, ob in Holte Stukenbrock oder sonstwo. Immer kommen<br />

Omas und Opas mit ihren Enkeln, stehen vor dem<br />

Riesenrad und erzählen dem Nachwuchs: „Da sind wir<br />

schon drin gefahren.“ Wo heute Elektronik den sanften<br />

Anlauf regelt, dafür sorgt, dass die Gondeln genau vor<br />

den Fahrgästen stoppen, regelt das bei Feldmanns historischem<br />

Riesenrad Sohn Toni. Langsam dreht er am Rad,<br />

einst Lenkrad in einem alten Opel Kapitän. Unter den<br />

Trittplatten des Riesenrads, versteckt zwischen den Balken<br />

des Unterbaus, steht ein rechteckiger Behälter. Ebenso<br />

langsam wie der Riesenrad-Fahrer oben den Lenker<br />

bewegt, schließt - durch Seile verbunden - unten der<br />

Deckel des Behälters. Damit senken sich drei Eisenstäbe<br />

ins Salzwasser. Die Flüssigkeit leitet den Strom und das<br />

Riesenrad nimmt langsam, aber schneller werdend Fahrt<br />

auf. Ein Salzwasser-Anlasser als Anfahrregler. Auch der<br />

ist eine Rarität, erfordert Fingerspitzengefühl. Wie alles,<br />

was die Feldmanns in Bewegung setzen.<br />

Dass alles funktioniert und sicher ist, hat der TÜV-Prüfer<br />

gecheckt. „Zweieinhalb Stunden hat die Abnahme gedauert“,<br />

erzählt Sven Feldmann. Danach gab es das TÜV-<br />

Siegel. Damit kann auch das Baubuch verlängert werden:<br />

eine dicke, schwarze Schwarte noch mit Leineneinband<br />

und Ur-Zeichnungen des in Orla (Thüringen) gebauten<br />

Riesenrads auf Leinenblättern. Dazu seitenweise Stempel<br />

und Freigaben – dokumentierte Technik- und Verwaltungsgeschichte.<br />

Mit dem neuen TÜV-Siegel wird sie<br />

nicht enden. Junior Toni Feldmann teilt die Leidenschaft<br />

seines Vaters für die alten Fahrgeschäfte. Für den 18-Jährigen<br />

ist jetzt schon klar: „Ich übernehme das.“<br />

„Ich übernehme gern Verantwortung!“<br />

Wir auch! Denn als starker Vermieter investiert die<br />

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15


EINFACHES LEBEN,<br />

LEBENDIGE KIRCHE<br />

Plettenberger besuchen Partnerkirchenkreis in Tansania<br />

Foto: Olaf Polke<br />

Von Wolfgang Teipel<br />

Pastor Achim Schwarz. Foto: Wolfgang Teipel<br />

20 Tage voller Eindrücke. Eine Reise nach Missenye, dem<br />

Partnerkirchenkreis des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-<br />

Plettenberg, hat Pastor Achim Schwarz und seine beiden<br />

Mitreisenden Beate Krah-Schulte und Olaf Polke aus Plettenberg<br />

mit Erlebnissen überschüttet. Das will erst mal<br />

verarbeitet werden. Pastor Achim Schwarz fällt das zurzeit<br />

nicht leicht. Die Bilder und Begegnungen, die er mit<br />

sich trägt, werden von den Folgen eines schweren Erdbebens<br />

in der Region überschattet. „Ein schwerer Schlag<br />

für die Kagera-Region“, sagt er. 16 Tote und über 500<br />

zum Teil schwer verletzte Menschen, eingestürzte Gebäude<br />

und Häuser, die auf lange Zeit unbewohnbar sein<br />

werden, darunter auch das Pfarrhaus von Minziro: „Eine<br />

schwere Zeit für die Menschen, für unsere Partner in Tansania“,<br />

sagt Achim Schwarz.<br />

20 Tage lang hatte er mit seinen beiden Begleitern die<br />

Region bereist. Wenige Tage nach dem Rückflug nach<br />

Deutschland bebte im Osten nach Tansania die Erde. Viele<br />

Nachbeben folgten. „Das geht einem schon nahe“,<br />

stellt er im Gespräch mit <strong>Komplett</strong> fest.<br />

Dann schiebt er die Gedanken an die Katastrophe doch<br />

für eine Weile zur Seite und denkt an den Besuch zurück.<br />

An das einfache Leben der Menschen auf dem Land,<br />

die Freundlichkeit, mit der die Tansanier den Gästen aus<br />

Deutschland begegnen, an die lebendige Kirche und, ja,<br />

an eine Art Aufbruchsstimmung. „Es wird viel gebaut“,<br />

hat Achim Schwarz beobachtet.<br />

Hunger ist nicht das Problem. „Die Menschen schaffen<br />

es, sich selbst zu versorgen. Was sie nicht selbst benötigen,<br />

verkaufen sie auf den kleinen Märkten.“ Nach wie<br />

vor sei aber die Versorgung mit Trinkwasser sehr schwierig.<br />

Deshalb hatte die Plettenberger Delegation neben<br />

der Botschaft von Gemeinschaft und Partnerschaft auch<br />

ganz praktische Hilfe im Gepäck.<br />

Zusammen mit Beate Krah-Schulte, Olaf Polke und Achim<br />

Schwarz traten zwei Wasseraufbereitungsanlagen die<br />

rund 7200 Kilometer lange Reise über Düsseldorf, Amsterdam<br />

und Dar es Salam nach Missenye an. „Der Wasserrucksack<br />

PAUL (Portable Aqua Unit for Lifesaving) ist<br />

ein Segen für die Region“, sagt Achim Schwarz. PAUL<br />

bietet ohne weitere technische Hilfsmittel die Möglichkeit,<br />

Menschen mit sauberem Wasser zu versorgen. Die<br />

Anlage ist einfach zu bedienen und kommt ganz ohne<br />

Fachpersonal und sogar ohne den Einsatz von Energie<br />

und Chemikalien aus.<br />

PAUL kann circa 400 Menschen ausreichend mit gefiltertem<br />

Wasser versorgen. Die tägliche Filtermenge liegt bei<br />

ca. 1200 Liter Wasser. Eingebaute Membranfilter holen<br />

16


Ein wenig Kisuaheli hat Achim Schwarz<br />

vor und während der Reise gelernt. Und<br />

so konnte er sich von vielen Menschen in<br />

der offiziellen Landessprache verabschieden.<br />

Und das geht so: „Mpao, Omukama<br />

kaligonza tulibonangana“ (Tschüss, so Gott<br />

will werden wir uns wiedersehen).<br />

Und dann denkt Achim Schwarz wieder<br />

an die Menschen, die neu gewonnenen<br />

Freunde in Tansania, und betet, dass sie<br />

die schwere Zeit nach dem Erdbeben überstehen.<br />

Foto: Olaf Polke<br />

Schmutz und 99 Prozent aller Bakterien aus dem Wasser.<br />

Die beiden neuen Einheiten wurden an den Gemeindehäusern<br />

in Kyaka und Minziro aufgestellt. „Wieder ein westlich des Viktoriasees in der Nordwest-Diözese der<br />

Der Kirchenkreis Missenye (Kaskazini B) befindet sich<br />

kleiner, aber wichtiger Schritt“, bilanziert Achim Schwarz. ELCT mit Sitz in Bukoba. Die Bevölkerung gehört zum<br />

Der Transport der rund 23 Kilogramm schweren Kästen Volk der Haya. „Kihaya“ ist die Muttersprache. Kisuaheli,<br />

die offizielle Landessprache, wird nicht von allen<br />

aus Kunststoff bereitete dem Plettenberger Trio im Wesentlichen<br />

keine Probleme. Nur einmal wurde es von gesprochen. Der Kirchenkreis Missenye ist flächenmäßig<br />

größer als der Alt-Kirchenkreis Plettenberg. Er glie-<br />

einem Flughafenmitarbeiter außerhalb des Airport-Geländes<br />

von Dar es Salam in Verlegenheit gebracht. „Der dert sich in fünf Gemeinden: Bugnago, Kashozi, Kyaka,<br />

Minziro und Ngando.<br />

Mann wollte wohl für sich ein Bakschisch herausschlagen“,<br />

vermutet Achim Schwarz. „Wir haben ihm erklärt, Die Gemeinden sind in mehrere Bezirke unterteilt; es<br />

was es mit den blauen Kunststoffkästen auf sich hat und gibt 33 Filialgemeinden. Zusammen mit den ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern arbeiten in Missenye 30 Evan-<br />

ihn dann einfach stehengelassen.“<br />

Im Gedächtnis bleiben ihm aber eher die freundlichen gelisten, vier Pastoren und der Superintendent. Jeder<br />

Menschen, die geben, was sie haben. „Bargeld ist knapp Gemeindebezirk hat etwa 200 bis 1000 Gemeindemitglieder,<br />

die verstreut in Siedlungen und inmitten<br />

in Tansania“, sagt Achim Schwarz. „Wer keins hat, bringt<br />

zur Kollekte in der Kirche eben Früchte aus seinem Garten<br />

kleiner Bananenpflanzungen („Shambas“) wohnen.<br />

mit.“<br />

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17


18<br />

Advertorial<br />

FAMILIENUNTERNEHMEN<br />

MIT LEIDENSCHAFT FÜR STAHL<br />

Westfälische Stahlgesellschaft überzeugt seit 1919 durch Qualität und Zuverlässigkeit<br />

Familienunternehmen in der 3. Generation:<br />

die Geschäftsführer Dr. Markus Krummenerl, Thomas W. Schaumann<br />

und Friedrich Wilhelm Krummenerl jun. (v.l.)<br />

Der Leidenschaft für Stahl hat sich die Firmengruppe<br />

Westfälische Stahlgesellschaft voll und ganz verschrieben.<br />

Das mittelständische Familienunternehmen bietet<br />

seinen Kunden Produkte, die so vielfältig sind wie deren<br />

Anforderungen – von normgemäß bis maßgeschneidert.<br />

Dabei sind Qualität und Zuverlässigkeit die herausragenden<br />

Eigenschaften, auf die die Westfälische Stahlgesellschaft<br />

schon seit drei Generationen setzt und mit denen<br />

sie sich das Vertrauen von Kunden aus der ganzen Welt<br />

und aus vielfältigen Branchen verdient.<br />

Die Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft wird<br />

seit der Gründung 1919 von den Familien Krummenerl<br />

und Schaumann generationenübergreifend geführt. Heute<br />

sind Friedrich Wilhelm Krummenerl sen., Dr. Markus<br />

Krummenerl und Friedrich Wilhelm Krummenerl jun. sowie<br />

Thomas W. Schaumann die geschäftsführenden Gesellschafter<br />

der Gruppe. Die Firmengruppe ragt durch die<br />

Kombination von breit aufgestelltem Stahlhandel, der eigenen<br />

Blankstahlproduktion Ziehwerk Plettenberg, einer<br />

außergewöhnlichen Werkstoffkompetenz sowie einer auf<br />

die Anforderungen der Kunden abgestimmte eigene Logistik<br />

aus der Masse der Stahllieferanten heraus.<br />

Seit 1953 produziert die Firmengruppe hochwertige<br />

Blankstähle im Ziehwerk Plettenberg an der Herscheider<br />

Straße. Jährlich werden hier rund 100.000 Tonnen Stahl<br />

verarbeitet. Das Produktspektrum des Ziehwerks umfasst<br />

gezogene, geschälte oder geschliffene Blankstähle, gefertigt<br />

mit und ohne Wärmebehandlung in unterschiedlichsten<br />

Abmessungen, Ausführungen und Spezifikationen<br />

sowie geschälte Rohre. Das Werkstoffspektrum der<br />

Firmengruppe erstreckt sich von Automaten-, Wälzlager-,<br />

Edelbau- und Werkzeugstählen über hartverchromte Kolbenstangen<br />

bis hin zu Profilen und nahtlosen Rohren.<br />

Neben Blankstahl hat die Firmengruppe Westfälische<br />

Stahlgesellschaft auch gewalzten und geschmiedeten<br />

Stabstahl, Rohre und Edelstahl im Angebot. Jährlich gehen<br />

mehr als 250.000 Tonnen Stahl auf die Reise zum<br />

Kunden.<br />

Das Blankstahlcenter im Ziehwerk<br />

Plettenberg ist eine der modernsten<br />

und komplexesten Anlagen zur<br />

Herstellung geschälten Blankstahles<br />

weltweit.


Während der Produktion werden laufend Qualitätsprüfungen<br />

vorgenommen.<br />

Entsprechend finden die hochwertigen Produkte in den<br />

verschiedensten Märkten Anwendung: in der Automobilund<br />

deren Zuliefererindustrie, dem Schiffs- und Maschinenbau,<br />

der Hydraulikindustrie oder bei der Herstellung<br />

von Windkraftanlagen. „Unser Anspruch ist es dabei, Lösungen<br />

in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden<br />

zu definieren“, betont Dr. Markus Krummenerl. „So liefern<br />

wir Produkte, die optimal auf die spezifischen Anforderungen<br />

unserer Kunden abgestimmt sind.“<br />

Seit Juli 2012 verfügt die Firmengruppe mit ihrem neuen<br />

Blankstahlcenter im Ziehwerk Plettenberg über eine der<br />

modernsten Schälanlagen weltweit. Auf 55 Meter Länge<br />

werden Stabstähle mit einem Durchmesser von 10 bis 54<br />

Millimetern vollautomatisch in einer Linie geschält, gerichtet,<br />

zerstörungsfrei geprüft und endbearbeitet. Dabei<br />

werden Verfahren eingesetzt, die die Eigenspannungen<br />

im Querschnitt der geschälten Stäbe deutlich reduzieren.<br />

Dies sorgt für höchste Präzision und die Einhaltung enger<br />

Formtoleranzen. Die Erweiterung der Kapazität im Ziehwerk<br />

Plettenberg war den Unternehmern einiges wert:<br />

Sie investierten zehn Millionen Euro in das Blankstahlcenter.<br />

Ein weiterer wichtiger Bereich der Gruppe ist die Werkstoffanalytik.<br />

Für die Werkstoffprüfung stehen in der<br />

Metallografie nicht nur Lichtmikroskope im Vergrößerungsbereich<br />

von 5- bis 1500-facher Vergrößerung zur<br />

Verfügung, sondern auch ein Feldemissions-Rasterelektronenmikroskop<br />

(FE-REM) mit der Möglichkeit der Elektronenstrahl-Mikroanalyse.<br />

„Das REM hat nicht nur eine<br />

extreme Schärfentiefe, sondern ermöglicht auch Aufnahmen<br />

mit einer Auflösung bis zu 0,8 nm. Ein Nanometer<br />

ist ein Millionstel Millimeter“, erklärt der Werkstoffingenieur<br />

Thomas Schaumann. Für ihn bedeutet Leidenschaft<br />

für Stahl, täglich werkstoffkundliches Wissen und<br />

modernste Produktionstechnik in stabilen Fertigungsprozessen<br />

zusammenzuführen.<br />

Mit ihrem breiten Spektrum mechanischer, technologischer,<br />

physikalischer und metallografischer Untersuchungen<br />

stellen die Werkstoffspezialisten im Ziehwerk Plettenberg<br />

Tag für Tag sicher, dass jedes Stahlprodukt genau<br />

den Anforderungen entspricht: für eine perfekte Qualität,<br />

zuverlässige Produkte und zufriedene Kunden.<br />

Im Zugversuch wird die Einhaltung der<br />

mechanischen Kennwerte überprüft.<br />

Das hochmoderne Feldemmissions-Rasterelektronenmikroskop<br />

bildet das Herzstück der Werkstoffanalytik.<br />

19


„Wir sind in der Lage, Prüfungen von Werkstoffeigenschaften<br />

vorzunehmen, die nicht jeder kann“, stellt<br />

Thomas Schaumann nicht ohne Stolz fest. Der Werkstoff<br />

Stahl wird in der Industrie immer mehr ausgereizt. Daher<br />

ist eine immer bessere Prüftechnik Voraussetzung,<br />

um den Ansprüchen gerecht zu werden.<br />

Die Inhaber der Westfälischen Stahlgesellschaft handeln<br />

nach dem Prinzip, möglichst wenig auszulagern. „Unsere<br />

Philosophie lautet: Das wollen wir selbst können“,<br />

erklärt Friedrich Wilhelm Krummenerl jun. Das gilt auch<br />

für den Bereich der Logistik. Die Lagerkapazitäten der<br />

Westfälischen Stahlgesellschaft erlauben es ihr, jederzeit<br />

flexibel auf Materialanforderungen zu reagieren. Rund<br />

50.000 Tonnen Stahl lagern als Roh- und Fertigmaterial<br />

in Freilagern und modernsten Lagerhallen. Aber auch<br />

die kurzfristige Herstellung und Lieferung von Sonderwünschen<br />

in Form von kundenindividuell bearbeiteten<br />

Walz- bzw. Blankstählen sind für die Plettenberger Stahlspezialisten<br />

selbstverständlich. Ein durchdachtes und<br />

kompetentes Logistikmanagement sorgt dafür, dass die<br />

Produkte just in time bei den Kunden angeliefert werden<br />

– in Deutschland und in der ganzen Welt.<br />

Als inhabergeführtes Unternehmen betreibt die Westfälische<br />

Stahlgesellschaft eine positive Standortpolitik.<br />

Sichtbarer Ausdruck dieser Politik ist das neue Hochregallager<br />

in Plettenberg, das noch in diesem Jahr in Betrieb<br />

genommen werden soll. Auf der Gesamtfläche von<br />

1600 Quadratmetern und 22 Meter hoch stehen 3550<br />

Kassettenplätze für Stablängen bis sieben Meter zur Verfügung.<br />

Diese Kassettenplätze werden vollautomatisch<br />

angefahren.<br />

Das Hochregallager wird zwischen zwei Produktionshallen<br />

errichtet und bildet eine Schnittstelle zwischen Produktion<br />

und Handel. „Wir optimieren die Flächennutzung<br />

und erhöhen die Kapazität um das vier- bis fünffache“,<br />

erklärt Dr. Markus Krummenerl. Darüber hinaus wird mit<br />

dem Hochregallager die Voraussetzung für weitere Investitionen<br />

am Standort Plettenberg geschaffen. Der gewonnene<br />

Platz wird u.a. für einen weiteren Glühofen<br />

genutzt. In diesem können unter Schutzgas nicht nur<br />

Weich- und Entspannungsglühungen durchgeführt werden,<br />

sondern auch Glühungen zur Einstellung spezieller<br />

magnetischer Eigenschaften.<br />

Es ist also sichergestellt, dass die Westfälische Stahlgesellschaft<br />

in Plettenberg auch in Zukunft ihrer Leidenschaft<br />

für Stahl nachgeht. Mit etwa 175 Mitarbeitern am<br />

Standort Plettenberg und knapp 300 Mitarbeitern in der<br />

gesamten Gruppe ist die Westfälische Stahlgesellschaft<br />

ein wichtiger Arbeitgeber. Qualität und Zuverlässigkeit -<br />

diese Eigenschaften zeichnen das Familienunternehmen<br />

auch in dieser Hinsicht aus.<br />

INFO<br />

• Die Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft<br />

besteht aus vier Firmen an drei Standorten.<br />

• Neben Ziehwerk Plettenberg und dem Handelshaus<br />

Westfälische Stahlgesellschaft am Stammsitz<br />

in Plettenberg gehören dazu Handelshäuser<br />

in Löhne (Ostwestfalen) und Stuhr-Brinkum (bei<br />

Bremen).<br />

ZAHLEN<br />

• Knapp 300 Mitarbeiter sind bei der Firmengruppe<br />

Westfälische Stahlgesellschaft beschäftigt, davon<br />

175 am Standort Plettenberg.<br />

• 100.000 Tonnen Stahl werden pro Jahr im Ziehwerk<br />

Plettenberg verarbeitet.<br />

• Mehr als 250.000 Tonnen Stahl liefert die Firmengruppe<br />

jährlich an ihre Kunden.<br />

• Bis zu 50.000 Tonnen Stahl werden als Roh- und<br />

Fertigmaterial in Freilagern und modernsten Lagerhallen<br />

bevorratet.<br />

• 3.550 Kassettenplätze à 4 Tonnen stehen im neuen<br />

Hochregallager in Plettenberg zur Verfügung.<br />

20


Advertorial<br />

EIN HOCHREGALLAGER<br />

WIRD GEBAUT<br />

Mit System plettac SL 70 von<br />

ALTRAD plettac assco für alle Aufgaben<br />

bestens gerüstet<br />

Die Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft (WS)<br />

muss am Stammsitz in Plettenberg im Sauerland die<br />

Lagerkapazität erhöhen. Es wird dringend mehr Platz<br />

für die Stahllagerung benötigt. Aus diesem Grund lässt<br />

die Firma im Elsetal ein 22 Meter hohes Hochregallager<br />

bauen.<br />

Die System Gerüstbau GmbH aus Lüdenscheid erstellte<br />

das Gerüst, mit dessen Hilfe die Dachdeckerarbeiten<br />

erfolgten sowie eine wärmedämmende Fassadenverkleidung<br />

angebracht wurde. Eine Firma mit dem Knowhow<br />

von über 40 Jahren Erfahrung als kompetenter Gerüstpartner,<br />

die auf Anforderungen der Kunden und den<br />

komplexen Herausforderungen des Marktes optimal vorbereitet<br />

ist. Für Auftraggeber und Kunden bedeutet dies<br />

ein Höchstmaß an Planungssicherheit.<br />

Mit dem bewährten plettac SL 70 der ALTRAD plettac<br />

assco GmbH kann diese Aufgabe bestens gemeistert<br />

werden. Das plettac SL 70 ist ein flexibles Rahmen-<br />

Gerüstsystem, dessen verschiedene Bauteile sich einfach<br />

zusammenstecken lassen. Mit einem breit gefächerten<br />

Angebot an Belägen in Feldlängen von 0,74 - 4,00<br />

Meter aus den unterschiedlichen Materialien, Holz,<br />

Aluminium und Stahl. So passt sich das Gerüst optimal<br />

an unterschiedlichste Grundrisse an und ein Überrüsten<br />

wird verhindert. Ein weiterer Vorteil: Man muss die<br />

Lotjustierung nur einmal ausrichten, bei allen weiteren<br />

Gerüstlagen erfolgt dann eine automatische Ausrichtung.<br />

Durch statisch ideal definierte Knotenpunktanschlüsse<br />

für die außen liegenden Diagonalen kann sehr einfach<br />

ein - auch in der Bauphase - stabiles Gerüst erstellt<br />

werden. Da die Diagonalen außen liegen, steht die<br />

Arbeitsfläche voll zur Verfügung. Diese Diagonalen lassen<br />

sich sehr schnell und ohne Werkzeug montieren. Die<br />

Belagkopfstücke liegen direkt auf den Vertikalrahmen auf<br />

und werden durch Sternbolzen gehalten, dadurch wird die<br />

Abtragung der Kräfte und die Stabilisierung des Gerüstes<br />

sichergestellt - ein zusätzliches Plus an Sicherheit.<br />

Der Aufbau in Plettenberg erfolgte nach der statischen<br />

Berechnung von Joachim Specht in Schalksmühle, die auf<br />

Grund der abweichenden Verankerungsmöglichkeiten<br />

durch den hohen Wandabstand vorgenommen werden<br />

musste. Für die Verankerung wurden Rohrschlösser<br />

an den Stahlträgern des Hochregallagers angebracht,<br />

die nach der Fassadenmontage durch Daueranker<br />

ersetzt werden sollen. Um die Parallelverschiebung<br />

des Gerüstes zur Fassade zu unterbinden, musste fast<br />

jedes Gerüstfeld mit Diagonalen ausgestattet werden.<br />

Zum jetzigen Zeitpunkt beträgt der Wandabstand zur<br />

Stahlkonstruktion ca. 50 cm, so dass zur Absturzsicherung<br />

ein innenliegender Seitenschutz vorzusehen ist.<br />

Für die Montage der Innengeländer wurde die neue<br />

plettac Geländerschiene verwendet, die sich schnell<br />

am Innenstiel montieren lässt und zwei Kippstifte und<br />

eine Bordbretthalterung bietet. Die Fanglage wurde<br />

mit 0,32 m breiten Konsolen nach innen und Dachfang<br />

ausgestattet.<br />

Mithilfe eines Böcker Schrägbauaufzuges haben<br />

fünf Mitarbeiter der System Gerüstbau GmbH das<br />

Gerüstmaterial in die Höhe befördert. Er ist eine<br />

besonders leichte und flexible Transportlösung. Dank<br />

unterschiedlichster Lastaufnahmemittel und Zubehörteile<br />

werden die Geräte praktisch allen Anforderungen auf<br />

einer Baustelle gerecht. Der vorgegebene Zeitrahmen<br />

zur Gerüsterstellung von 10 Tagen konnte spielend<br />

eingehalten werden.<br />

www.plettac-asco.de<br />

21


WINDENERGIE - FLUCH ODER<br />

SEGEN?<br />

Text Bernhard Schlütter<br />

Fotos Martin Büdenbender<br />

Städte und Gemeinden sehen sich<br />

unter Handlungszwang – Gegner<br />

prangern Naturzerstörung an –<br />

eine komplette Bestandsaufnahme<br />

Für die einen ist sie der Heilsbringer schlechthin im<br />

Prozess der Energiewende, andere beurteilen sie als<br />

Natur zerstörend und uneffektiv – an der Windenergie<br />

scheiden sich die Geister.<br />

Im Sauerland sind derzeit viele Kommunen dabei,<br />

über Änderungen in ihren Flächennutzungsplänen<br />

Konzentrationszonen für den Bau von Windkraftanlagen<br />

auszuweisen. Die Kommunalverwaltungen<br />

sehen darin das Instrument, einerseits den<br />

Ausbau erneuerbarer Energien auf ihrer Fläche<br />

zu unterstützen, andererseits ungeplanten negativen<br />

Entwicklungen – Stichwort „Verspargelung<br />

der Landschaft“ – vorzubeugen. Durch die Festlegung<br />

von Vorrangflächen für Windräder würden<br />

sie die Planungshoheit behalten. Weise<br />

man nicht Flächen in substanzieller<br />

Größenordnung aus, mache man sich<br />

juristisch angreifbar und laufe Gefahr,<br />

Windräder an nicht gewünschten Standorten<br />

genehmigen zu müssen, lautet der Tenor.<br />

Doch gegen die Ausweisung von Konzentrationsflächen<br />

für Windräder wächst der Widerstand<br />

unter den Bürgerinnen und Bürgern. Gerade<br />

im Sauerland würde durch den Bau von<br />

Windkraftanlagen, deren moderne Ausführungen<br />

200 Meter und höher ausfallen, in Waldgebieten<br />

nicht hinnehmbare Zerstörungen der<br />

Natur angerichtet, argumentieren die Gegner.<br />

Sie beurteilen die Planungen als vorauseilenden<br />

Gehorsam, zusätzlich angetrieben durch<br />

Profitgier, denn Windenergieinvestoren würden<br />

Kommunen und Grundstücksbesitzern satte<br />

Pachteinnahmen und Gewinnbeteiligungen<br />

in Aussicht stellen.<br />

Das <strong>Komplett</strong>-Magazin macht eine Bestandsaufnahme.<br />

Welche Planungen für Windenergie<br />

werden zwischen Verse und Sorpe verfolgt?<br />

Beispielhaft werden Positionen von<br />

Kommunen, Bürgerinitiativen gegen den Bau<br />

von Windrädern, Investoren und Energieversorgern<br />

dargestellt.<br />

22


GEGENWIND FÜR WINDRÄDER<br />

AUF DER HOHEN MOLMERT<br />

„Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Stromerzeugung<br />

aus erneuerbaren Energieträgern auf mindestens 35 Prozent<br />

steigen. Im Energiemix der Zukunft wird die Windenergie<br />

eine zentrale Rolle übernehmen.“ Das erklärte<br />

Ziel der Bundesregierung ist auf der Internetpräsenz<br />

bundesregierung.de nachzulesen. Diesen energie- und<br />

klimaschutzpolitischen Zielen will sich die Stadt Plettenberg<br />

nicht verschließen. Durch eigene Planungen sollen<br />

die zukünftigen Entwicklungen geordnet und verträglich<br />

umgesetzt werden. Durch die Änderung des Flächennutzungsplans<br />

sollen Konzentrationszonen für Windenergieanlagen<br />

dargestellt werden.<br />

Nach systematischer Betrachtung des gesamten Stadtgebiets<br />

wurden die Flächen Lenneraum West-Zentrum<br />

(nördlich von Ohle an der Stadtgrenze zu Neuenrade),<br />

Hohe Molmert und Wüstung Höh (zwischen Holthausen<br />

und Grimminghausen) als geeignet auserkoren. In der<br />

Summe sind das rund 260 Hektar und damit 2,6 Prozent<br />

des Stadtgebietes. Abzüglich der Tabuflächen, auf denen<br />

aufgrund tatsächlicher und rechtlicher Gründe die Errichtung<br />

von Windenergieanlagen ausgeschlossen ist, sind<br />

das sogar fast 4 Prozent. Damit läge Plettenberg deutlich<br />

über dem landesplanerischen Ziel, in NRW 2 Prozent der<br />

Landesfläche für Windenergie bereitzustellen.<br />

Zum Widerstand gegen einen Windpark auf der Hohen<br />

Molmert ist die Bürgerinitiative Gegenwind Plettenberg<br />

angetreten. Aus acht Gründungsmitgliedern im Mai <strong>2016</strong><br />

sind inzwischen über 80 Mitglieder geworden, aus der<br />

Initiative ein Verein. Vereinszweck ist der Schutz der Natur<br />

im Waldgebiet der Stadt Plettenberg, insbesondere<br />

im Bereich Hohe Molmert/Wüstung Höh und der dort<br />

lebenden besonders geschützten Tierarten sowie der<br />

menschlichen Gesundheit der Bürger vor den Folgen des<br />

geplanten Windparks.<br />

„Windräder sind industrielle Anlagen und die gehören<br />

nicht in den Wald“, macht Robert Lützenkirchen, 1. Vorsitzender<br />

von Gegenwind Plettenberg, die Position des<br />

Vereins klar. Der 2. Vorsitzende Dirk E. Brockhaus ergänzt:<br />

„Das Stadtgebiet würde völlig verschandelt und das wegen<br />

nichts.“<br />

Die Mitglieder von Gegenwind Plettenberg haben in den<br />

vergangenen Monaten umfangreiche Informationen zum<br />

Thema Windenergie gesammelt, Stellungnahmen von<br />

einer auf Windenergie spezialisierten Anwaltskanzlei<br />

eingeholt und selbst Ausschau nach geschützten Vogelarten<br />

im Einflussbereich des geplanten Windparks auf<br />

der Hohen Molmert gehalten. „Wir haben Sichtungen<br />

von zum Beispiel Rotmilanen und Schwarzstörchen dokumentiert“,<br />

berichtet der erfahrene Jäger Robert Lützenkirchen<br />

im Gegensatz zum von der Stadt in Auftrag<br />

gegebenen Artenschutzgutachten. Mit der Weitergabe<br />

dieser Informationen an Bürger, Politik und Behörden<br />

wollen die Vereinsmitglieder ein Umdenken erreichen.<br />

23


Unterstützung fanden die Windparkgegner<br />

u.a. vom Landschaftsbeirat<br />

des Märkischen Kreises. Dieser empfiehlt<br />

in seiner Stellungnahme, auf<br />

die Konzentrationszone Hohe Molmert/Wüstung<br />

Höh zu verzichten.<br />

Dem Landschaftsbeirat gehören 16<br />

Organisationen an. „Nicht nur Naturschützer,<br />

sondern auch Naturnutzer“,<br />

betont Dirk Brockhaus das Gewicht<br />

dieser Stellungnahme.<br />

„Ein Problem ist, dass seit 2012 im<br />

Prinzip Einigkeit über die Teilnahme<br />

an der Windenergie herrscht. Die Bedingungen<br />

haben sich seitdem geändert, aber die Handelnden<br />

in Rat und Verwaltung wollen nicht umdenken“,<br />

meint Robert Lützenkirchen. „Unser Ziel ist es, das Projekt<br />

anzuhalten und einen Weg zu finden, ohne Windräder<br />

im Wald zu bauen.“ Dafür spreche man direkt mit<br />

Rat und Verwaltung. „Wir wollen nicht öffentlich aufeinander<br />

eindreschen.“<br />

Die Windkraftgegner nehmen allerdings kein Blatt vor den<br />

Mund. Die Stadt verfolge die Windparkpläne auf der Hohen<br />

Molmert so beharrlich, weil sie plane, sich selbst über<br />

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die Stadtwerke an den Windkraftprojekten zu beteiligen.<br />

In der Tat sind beträchtliche Flächen im Plangebiet im<br />

Besitz der Stadt Plettenberg. Und die PNE Wind AG, die<br />

als Projektierer den Windpark errichten will, teilte dazu<br />

bereits im März <strong>2016</strong> mit: „PNE Wind plant, auf dem<br />

Bergrücken im Bereich Hohe Molmert und Wüstung Höh<br />

mit hohen Investitionen einen Windpark mit fünf Windkraftanlagen<br />

zu errichten. Etwa die Hälfte der Fläche, die<br />

für den Windpark benötigt wird, gehört privaten Grundstücksbesitzern,<br />

mit denen sich PNE Wind bereits vertraglich<br />

über die Flächennutzung geeinigt hat. Ein anderer<br />

Teil der Potentialfläche für Windenergie gehört der<br />

Stadt, die sie verpachten will. „In einer Ratssitzung warb<br />

das Unternehmen für die Zustimmung der Stadt zu dem<br />

geplanten Windpark.“ Etwa 100.000 Euro jährlich stellt<br />

PNE als Pachteinnahmen für die Stadt in Aussicht. Dazu<br />

kämen Einnahmen aus der Gewerbesteuer und die Beteiligung<br />

heimischer Firmen bei den Baumaßnahmen.<br />

Dirk Brockhaus hält diese vermeintlichen Gewinnaussichten<br />

für Wunschdenken. „Der Bau von Windparks ist ein<br />

reines Fördermodell ohne Umweltnutzen.“ Daran verdienen<br />

würden nur die Projektgesellschaften, die für<br />

den Bau Subventionen kassierten. „Die Übernahme des<br />

Windparks würde für die Stadtwerke eine Investition von<br />

20 Millionen Euro bedeuten und das Risiko eines Verlusts<br />

von einer Million Euro pro Jahr. Es gibt reichlich Beispiele<br />

von Kommunen, die schon Verluste einfahren.“<br />

Die Initiative Gegenwind Plettenberg will daher weiter<br />

darauf hinwirken, möglichst einen Herbststurm gegen<br />

die Windparkpläne zu entfesseln. „Wir informieren<br />

über unsere Homepage, mit Broschüren und Newsletter“,<br />

zählt Robert Lützenkirchen Aktionen auf. Dirk Brockhaus<br />

schließt für die Zukunft aber auch den Rechtsweg<br />

nicht aus: „Wenn sachliche Argumente nicht ausreichen,<br />

sind eben rechtliche Schritte nötig.“<br />

Dingeringhausen: Direkt<br />

hinterm Dorf kreist das Windrad<br />

24


IN NEUENRADE SOLL EIN<br />

WINDPARK MIT SECHS<br />

ENERCON E115 ENTSTEHEN<br />

Von Uwe Tonscheidt<br />

Geht es in Neuenrade planmäßig weiter, dann werden<br />

im kommenden Jahr sechs Windkraftanlagen im Bereich<br />

Giebel/Kohlberg entstehen. Das Gladbecker Unternehmen<br />

SL-Naturenergie hat beim Märkischen Kreis einen<br />

entsprechenden Bauantrag gestellt. Projektentwickler Joachim<br />

Schulenburg hofft in den kommenden Monaten<br />

auf eine Baugenehmigung. Die Bezirksregierung Arnsberg<br />

hat im September den Beschluss des Neuenrader<br />

Rates genehmigt, im Bereich Giebel/Kohlberg eine Vorrangfläche<br />

für Windkraftanlagen auszuweisen.<br />

Bürgermeister: Planerische Steuerung<br />

gegen Verspargelung der Landschaft<br />

Dass die Bezirksregierung in Arnsberg binnen sechs Wochen<br />

die Neuenrader Beschlüsse genehmigte, sieht Bürgermeister<br />

Antonius Wiesemann als Beleg, dass im Rathaus<br />

gute planerische Arbeit geleistet worden ist. Ziel sei<br />

es gewesen, so der Rathauschef im Gespräch mit dem<br />

<strong>Komplett</strong>-Magazin, eine „Verspargelung“ der Landschaft<br />

zu verhindern. Mit Verspargelung ist gemeint, dass rund<br />

um Neuenrade an verschiedenen Stellen Windkraftanlagen<br />

entstehen. Das wäre planungsrechtlich möglich,<br />

wenn die Stadt nicht von ihrem Recht Gebrauch macht,<br />

den Bau von Windkraftanlagen auf eine oder mehrere<br />

Vorrangflächen zu begrenzen.<br />

Neuenrades erste und bislang einzige<br />

Windkraftanlage wurde 1994 errichtet.<br />

Ganz unbekannt ist solch ein Verfahren in der Hönnestadt<br />

nicht. Vor Jahren hatte Neuenrade in der Nähe<br />

Altenaffelns eine Vorrangfläche für Windkraftanlagen<br />

ausgewiesen und damit Anlagen an anderer Stelle verhindert.<br />

Diese Fläche hatten immer mal wieder Interessenten<br />

in ihre Planungen aufgenommen, realisiert wurden<br />

Anlagen dort nicht.<br />

Die Kapazität dieser Altenaffelner Fläche reiche nach<br />

aktuellen Anforderungen nicht aus, erläutert Wiesemann<br />

im Gespräch mit dem <strong>Komplett</strong>-Magazin. Deshalb<br />

habe man sich ersatzweise auf die Suche nach<br />

einer neuen Fläche gemacht. Für die Fläche auf der<br />

Giebel nahe des Kohlbergs habe man sich entschieden,<br />

weil dort 84 Hektar als Konzentrationsfläche<br />

für Windkraftanlagen ausgewiesen werden können.<br />

25


Alle anderen möglichen Lösungen hätten letztlich dazu<br />

geführt, dass an mehreren Stellen Windkraftanlagen ins<br />

Landschaftsbild eingreifen.<br />

Bürgerinitiative kritisiert Projekt und<br />

erwägt juristische Schritte<br />

Mit der Entscheidung ist die Bürgerinitiative „Rettet den<br />

Kohlberg e.V.“ überhaupt nicht einverstanden. Sie hat im<br />

vergangenen Jahr besonders in Dahle Widerstand gegen<br />

die Neuenrader Windkraftplanungen organisiert. „Wir<br />

gehen davon aus, dass die Planungen rechtlich nicht in<br />

Ordnung sind“, sagt der Neuenrader Rechtsanwalt Ulrich<br />

Schorner im Gespräch mit dem <strong>Komplett</strong>-Magazin.<br />

Er ist stellvertretender Vorsitzender der Initiative. Man<br />

werde das anstehende Genehmigungsverfahren mit einem<br />

Verwaltungsrechtler bewerten und dann entscheiden,<br />

welche juristischen Schritte möglich sind. Das könne<br />

auch dazu führen, dass die jetzt vom Neuenrader Rat<br />

geschaffenen planungsrechtlichen Voraussetzungen, dabei<br />

noch einmal überprüft werden.<br />

Projektplaner: Alle geforderten<br />

Sicherheitsaspekte berücksichtigt<br />

Dass vor Ort mit juristischen Schritten zu rechnen ist, ist<br />

für Projektplaner Schulenburg mittlerweile alles andere<br />

als die Ausnahme: „Das ist für uns Alltag geworden“.<br />

Sollte es nach einer Baugenehmigung rechtliche Schritte<br />

geben, werde man sich diese genau ansehen. Wenn<br />

dabei keine neuen Aspekte vorgetragen werden, werde<br />

man sich um eine zügige Realisierung bemühen. Die<br />

Planungen würden alle gesetzlich geforderten Aspekte<br />

enthalten. Abstände, Schall, Schattenwurf seien so geplant,<br />

dass es keine Belastung für Wohngebiete gebe.<br />

Die Standorte seien so gewählt, dass die Rotorblätter<br />

nicht die Hauptwanderwege überdrehen. Die Anlage sei<br />

mit einer Rotorblattheizung ausgestattet, damit es keine<br />

Probleme mit Eis gebe.<br />

206 Meter hoch -<br />

„Das ist sechsmal der Floriansturm“<br />

Einen Kritikpunkt könne man allerdings nicht entkräften,<br />

so Schulenberg. Das ist die optische Beeinflussung der<br />

Landschaft. Die Windkraftanlagen der Firma Enercon sind<br />

inklusive Rotorspitze 206 Meter hoch. „Das ist sechsmal<br />

der Dortmunder Floriansturm“, kritisiert Ulrich Schorner<br />

die außerordentlichen Dimensionen der Anlagen, mitten<br />

in Neuenrades Naherholungsgebiet. Er wünscht sich eine<br />

geeignetere Fläche.<br />

„Naherholungsgebiet habe man in Südwestfalen fast<br />

überall“, sagt dazu Antonius Wiesemann. Wenn es dort<br />

keine Windkraftanlagen geben soll, sei das Sache des<br />

Landesgesetzgebers.<br />

Die Dimension der Anlage ist allerdings auch ein Argument<br />

für Wirtschaftlichkeit. Schulenberg: Der höhere Ertrag sorge<br />

dafür, „dass das betriebswirtschaftliche Risiko abnimmt“.<br />

Die für den geplanten Windpark angestellten Messungen,<br />

so der Projektplaner, lasse einen Stromertrag zwischen 50<br />

bis 60 Mio. Kilowattstunden erwarten. Das sei der durchschnittliche<br />

Jahresverbrauch von 13.500 Haushalten, rund<br />

40.000 Menschen. Ein solches Projekt könne ein Schritt in<br />

Richtung örtliche Energie-Autakie sein.<br />

Private Beteiligungen sind möglich<br />

Der wirtschaftliche Ertrag solle vorwiegend vor Ort zugute<br />

kommen. Deshalb würde nach Genehmigung der<br />

Anlagen dort das Gespräch gesucht, um Bürger und heimische<br />

Wirtschaft an dem über 30-Mio.-Euro-Projekt zu<br />

beteiligen. Das sei Teil der Firmenphilosophie von Firmengründer<br />

Klaus Schulze Langenhorst, sagt Schulenberg.<br />

Diejenigen, die die Anlagen vor Ort haben, sollen<br />

auch Teil der Wertschöpfung sein, „Renditen generieren<br />

können.“ Finanzierungen würden mit Geldinstituten vor<br />

Ort bewerkstelligt und bei Beteiligungen gelte „private<br />

Beteiligung vor gewerblicher“, „lokale/regionale Beteiligung<br />

vor externer“.<br />

Die finanziellen Erträge, mutmaßt Kritiker Ulrich Schorner,<br />

könnten die eigentliche Motivation sein, die Anlagen im<br />

Bereich Giebel/Kohlberg zu ermöglichen. Fünf der sechs<br />

Standorte befänden sich auf städtischem Grund.<br />

Dass es sich überwiegend um städtische Grundstücke<br />

handelt, wird von der Stadtverwaltung bestätigt. Heftig<br />

widersprochen wird allerdings der Mutmaßung, dass das<br />

bei der Entscheidungsfindung eine Rolle gespielt habe.<br />

Bürgermeister Wiesemann weist darauf hin, dass es<br />

2012 Zielsetzung eines CDU Antrages war, sich bei Windkraftprojekten<br />

vor Ort um einen Bürgerwindpark zu bemühen.<br />

Eine Perspektive, die im Neuenrader Rat eine<br />

breite Mehrheit hat.<br />

Bestehende Windkraftanlagen im MK:<br />

Altena (0), Balve (6), Halver (1), Hemer (1),<br />

Herscheid (1), Iserlohn (2), Kierspe (1), Lüdenscheid<br />

(1), Meinerzhagen (5), Menden (1), Nachrodt-<br />

Wiblingwerde (3), Neuenrade (1), Plettenberg (3),<br />

Schalksmühle (3), Werdohl (0)<br />

Aktuell beantragte Windkraftanlagen im MK:<br />

Neuenrade (6), Nachrodt-Wiblingwerde (2),<br />

Lüdenscheid (1), Halver (1)<br />

Quelle: Märkischer Kreis<br />

26


WINDKRAFTANLAGE AUF DEM<br />

BERGHAHN VERBESSERT<br />

LÜDENSCHEIDS CO2-BILANZ<br />

Forstwirt Hermann-Josef Freiherr von Hövel legt Wert auf Nachhaltigkeit -<br />

Flächenwahl bildet Kompromiss zwischen Klima- und Naturschutz Von Wolfgang Teipel<br />

Leichter Nieselregen legt sich über die Lüdenscheider<br />

Wälder. Hermann-Josef Freiherr von Hövel steht auf<br />

dem Berghahn hoch über der Versetalsperre. Der Diplom-Forstwirt<br />

aus Havixbeck hält ein kleines Windrad<br />

aus Holz in der Hand. Es stammt aus dem Büro der städtischen<br />

Klimaschutz-Managerin Sara Kunkel. Hinter ihm<br />

erstreckt sich eine rund 2500 Quadratmeter große gerodete<br />

Waldfläche, die seiner Familie gehört. Schon im<br />

ersten Quartal 2017 soll hier eine Windkraftanlage mit<br />

einer Gesamthöhe von 195 Metern und einer Leistung<br />

von drei Megawatt (Typ E 115, Hersteller Enercon) in Betrieb<br />

gehen.<br />

Vor zwei Wochen wurde das Fundament gegossen. Es<br />

muss rund einen Monat aushärten, bevor Anfang <strong>Dezember</strong><br />

die ersten Elemente verbaut werden können.<br />

Bauherr und Betreiber der Anlage, die den Strombedarf<br />

von 2000 Haushalten decken kann, ist die „Windkraft<br />

Versetalsperre GmbH & Co. KG“. An ihr sind die Stadtwerke<br />

Iserlohn (70 Prozent) und Mark-E (30 Prozent)<br />

beteiligt. „Die Beteiligung weiterer Stadtwerke aus der<br />

Region ist vorgesehen“, heißt es in einer Mitteilung der<br />

Projektgesellschaft.<br />

„Mit dem Bau dieser Anlage wird ein weiterer zentraler<br />

Punkt des Klimaschutzkonzeptes der Stadt Lüdenscheid<br />

umgesetzt“ freut sich Sara Kunkel. Drehen sich die mächtigen<br />

Rotoren wie geplant, verbessere sich die Klimabilanz<br />

der Stadt jährlich um rund 5200 Tonnen CO2. Ein,<br />

um ein Modewort zu benutzen, nachhaltiges Projekt.<br />

Für Hermann-Josef Freiherr von Hövel, dessen Familie<br />

zahlreiche Wälder, unter anderem im Raum Hagen und<br />

im Märkischen Kreis gehören, ist Nachhaltigkeit nichts<br />

Neues. „Der Begriff wurde vor 300 Jahren von einem<br />

Forstmann geprägt“, lacht er. Nicht mehr entnehmen<br />

als nachwächst, so hält es seine Familie seit inzwischen<br />

über 300 Jahren.<br />

Anlage kann in 25 Jahren<br />

komplett zurückgebaut werden<br />

Über Windenergie habe er schon länger nachgedacht,<br />

berichtet der Forstwirt. Nach der Reaktor-Katastrophe<br />

von Fukushima und der von der Bundesregierung ausgerufenen<br />

Energiewende, sei er zur Tat geschritten. Von<br />

Hövel ging selbst auf die regionalen Energieversorger<br />

zu. So kam das Projekt mit einem Artenschutzgutachten<br />

2013 in Gang.<br />

„Anfragen hatte ich en masse“, blickt der Forstwirt zurück.<br />

Sie passten nicht zu seinen klaren Vorstellungen<br />

von Waldwirtschaft und Nachhaltigkeit. Auf dem Berghahn<br />

lässt sich sein Wunsch nach schonendem Umgang<br />

mit der Natur umsetzen.<br />

Ein bereits vorhandener Forstweg wird zur Anlieferung<br />

der Bauteile genutzt. Über diesen Weg sind schon viele<br />

Langholztransporter gerollt. Er muss lediglich an einigen<br />

Stellen ein wenig aufgeweitet und geschottert werden.<br />

Über diese Verbindung läuft auch die Kabeltrasse Richtung<br />

Schwiendahl. Hier wird Mark-E neben einer bereits<br />

vorhandenen eine zweite Station errichten.<br />

Als Standort wählten Eigentümer und Projektgesellschaft<br />

schließlich einen lichten Fichtenbestand, der durch Borkenkäfer,<br />

Blitzschlag und den Orkan Kyrill in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden war.<br />

„Es ist wahrscheinlich nicht der ertragreichste Standort“,<br />

sagt Klaus Leßmann, Elektrotechnikmeister der Mark-E.<br />

27


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„Aber alles andere passt.“ Man müsse eben Kompromisse<br />

machen. Die Fachklinik Spielwigge liegt einen Kilometer<br />

entfernt. Bis Schwiendahl seien es rund 600 Meter.<br />

„Damit sind alle Abstände nach dem Bundesimmissionsschutz<br />

eingehalten.“ Niemand könne sich vom Schattenwurf<br />

der Rotoren oder Lärm bedrängt fühlen.<br />

Unsichtbar machen kann sich die 195 Meter hohe Windkraftanlage<br />

allerdings nicht. Vom Parkplatz an der Klamer<br />

Brücke oder auch vom Kreisverkehr Piepersloh aus<br />

werden der Turm und die mächtigen Rotoren deutlich<br />

zu sehen sein.<br />

Klaus Leßmann und auch Hermann-Josef Freiherr von<br />

Hövel denken schon weit in die Zukunft. „Sollte es in 25<br />

Jahren eine noch bessere Form der Energiegewinnung<br />

geben“, sagt der Elektrotechnikmeister, „könnte die Anlage<br />

komplett zurückgebaut werden.“ Und von Hövel<br />

meint: „Dann könnten meine Urenkel hier spielen.“ Er<br />

hat das Wohl nachfolgender Generationen fest im Blick.<br />

So wie seine Vorfahren, die als Forstwirte in Menschenaltern<br />

und nicht in kurzfristigen Wirtschaftszyklen gedacht<br />

und gehandelt haben.<br />

Selbst vom Betonsockel würde nichts übrig bleiben. Der<br />

geschredderte Beton könne andernorts wieder als Material<br />

im Tiefbau eingesetzt werden. Nur mit Windkraftanlagen<br />

sei so etwas möglich. Das sei an Standorten ehemaliger<br />

Atomkraftwerke undenkbar.<br />

Ein Stück Energiewende<br />

made in Lüdenscheid<br />

Für Klimaschutzmanagerin<br />

Sara Kunkel bedeutet das<br />

Projekt auf dem Berghahn<br />

auch ein Stück Energiewende<br />

„made in Lüdenscheid“.<br />

Allerdings betont<br />

sie: „Wir dürfen das<br />

Gesamtziel nicht aus den<br />

Augen verlieren.“ Immerhin<br />

habe sich Lüdenscheid<br />

verpflichtet, seine CO2-Emissionen von 718.000 Tonnen<br />

im Jahr 2007 bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Die neue<br />

Windkraftanlage könne dazu nur einen Bruchteil beisteuern.<br />

Ihr Fazit lautet: „Die bisherigen Überlegungen gehen<br />

nicht weit genug. Wir brauchen mehr Klimaschutzprojekte<br />

dieser und anderer Art.“<br />

Darauf hofft auch der Freiherr aus Havixbeck. „Ich bin<br />

sicherlich nicht der große Umweltretter“, sagt er, „aber<br />

ich werfe hier einen Stein ins Wasser und hoffe, dass er<br />

viele Wellen schlägt.“<br />

28


EIN RIESIGER AKKU FÜR<br />

ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

Pumpspeicherkraftwerk in Rönkhausen galt als Baustein der Energiewende,<br />

aber Strom-Überangebot bedroht den Fortbestand<br />

Von Martin Droste<br />

Pumpspeicherkraftwerke - wie die von der Enervie-Tochtergesellschaft<br />

Mark-E in Rönkhausen-Glinge betriebene<br />

Anlage - galten bislang als wichtiger Baustein der Energiewende.<br />

„Eine Technik, die mit Blick auf den Ausbau<br />

der Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien unerlässlich<br />

ist. Denn ein Pumpspeicherkraftwerk ist wie ein<br />

riesiger Akku“, heißt es nach wie vor auf der Internetseite<br />

des Versorgungsunternehmens mit Sitz in Hagen.<br />

Noch vor ein paar Jahren stellten Mark-E und die Grünwerke<br />

GmbH, eine Tochter der Stadtwerke Düsseldorf,<br />

Die Pläne für das Millionenprojekt sind wegen der geänderten<br />

energiepolitischen Rahmenbedingungen längst in<br />

der Schublade verschwunden. Und auch für den Standort<br />

in Finnentrop-Rönkhausen war die Zukunftsprognose nicht<br />

rosig: Bei der Bundesnetzagentur beantragte Mark-E im<br />

Sommer 2014 eine vorläufige Stilllegung aller konventionellen<br />

Kraftwerke – auch für das Pumpspeicherkraftwerk.<br />

Diese Stilllegung hat Mark-E mittlerweile auf Eis gelegt.<br />

Wie die Enervie Gruppe mitteilt, kann sie ihr Pumpspeicherkraftwerk<br />

am Standort Finnentrop-Rönkhausen<br />

„zunächst bis zum ersten Quartal des Jahres 2018 weiterbetreiben“.<br />

Die Grundlage dafür ist eine aktuelle Genehmigung<br />

der Bezirksregierung Arnsberg, die die Frist<br />

zur anstehenden Sanierung des Oberbeckens bis zum<br />

30. Juni 2018 verlängert hat. Ursprünglich war die Frist<br />

und damit der Weiterbetrieb nur bis zum Ende des Jahres<br />

<strong>2016</strong> vorgesehen. Der Betreiber aus Hagen strebt<br />

jetzt einen Weiterbetrieb der Anlage an, an der neben<br />

umfangreichen Sanierungsarbeiten am Oberbecken auch<br />

Energie aus der Lenne: Wehranlage<br />

und Wasserkraftwerk Wilhelmsthal<br />

bei Werdohl<br />

Das Oberbecken bei Rönkhausen.<br />

Fotos: Sebastian Loer<br />

Pläne für ein neues Pumpspeicherkraftwerk mit fast der<br />

dreifachen Größe und Leistung von Rönkhausen-Glinge<br />

vor - mit einem Oberbecken auf dem Sorpeberg bei Sundern-Wildewiese<br />

und einem Unterbecken im Ermecketal<br />

bei Rönkhausen. In der Sitzungsvorlage für die Räte<br />

der betroffenen Kommunen hieß es damals optimistisch:<br />

„Mit diesem Partnerprojekt wollen sich Mark-E und Grünwerke<br />

gemeinsam mit der Stadt Sundern und der Gemeinde<br />

Finnentrop aktiv an der Mitgestaltung des zukünftigen<br />

Energiemarktes in der Region beteiligen.“<br />

Fristverlängerung bis Mitte 2018<br />

eine <strong>Komplett</strong>revision der Maschinen geplant war.<br />

Pumpspeicherkraftwerke funktionierten in der Vergangenheit,<br />

weil es im Laufe eines Tages starke Strompreisdifferenzen<br />

gab. Mit billigerem Nachtstrom wurde das<br />

Wasser des Unterbeckens in das Oberbecken gepumpt,<br />

wenn das Stromangebot die -nachfrage übertroffen hat.<br />

Umgekehrt wurde das Wasser bei hohem Bedarf durch<br />

eine 900 Meter lange Leitung nach unten in die Turbinen<br />

gejagt und erzeugte dort Strom.<br />

Kaum noch wirtschaftliche Anreize<br />

Heute werden die für Pumpspeicherkraftwerke lukrativen<br />

Tagesspitzen vielfach über die vorrangig eingespeiste<br />

Photovoltaik abgedeckt. Dieser im Sinne der Energiewende<br />

durchaus erwünschte Effekt führt zusammen mit<br />

den bestehenden fossilen Erzeugungsanlagen zu einem<br />

Überangebot und damit zu niedrigen Großhandelspreisen<br />

für Strom. Für die umweltfreundliche Energiespeicherung<br />

u.a. im Pumpspeicherwerk Rönkhausen reduzieren<br />

sich die wirtschaftlichen Anreize und das Kraftwerk<br />

muss noch kurzfristiger eingesetzt werden.<br />

29


Als eine Konsequenz aus den Folgen der Energiewende<br />

hatte die Enervie Gruppe im Mai 2014 den Rückzug aus<br />

der konventionellen Stromerzeugung beschlossen. Der<br />

Unternehmensverbund aus Hagen sieht seine Zukunft<br />

unter anderem als Projektentwickler und Vermarkter regenerativer<br />

Energie mit regionalem Fokus. Daher schaltet<br />

Enervie seine konventionellen Gas- und Kohle-Kraftwerke<br />

wie den Steinkohleblock in Werdohl-Elverlingsen<br />

schrittweise ab.<br />

„Es müssten energiepolitische Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden“<br />

Über das Pumpspeicherwerk<br />

Rönkhausen und<br />

andere Themen sprach<br />

<strong>Komplett</strong>-Autor Martin<br />

Droste mit Jörg Ohliger,<br />

Bereichsleiter Erzeugung<br />

bei Enervie.<br />

Wie sieht die Zukunft<br />

des von Mark-E betriebenen<br />

Pumpspeicherwerks<br />

Rönkhausen aus?<br />

Das Pumpspeicherwerk in Finnentrop-Rönkhausen wird<br />

mindestens noch bis zum ersten Quartal 2018 weiter<br />

betrieben. Hintergrund ist eine aktuelle Genehmigung<br />

der Bezirksregierung Arnsberg, die die Frist zur<br />

anstehenden Sanierung des Oberbeckens bis zum 30.<br />

Juni 2018 verlängert hat. Mit der Betriebsverlängerung<br />

sichert sich Enervie diverse Handlungsoptionen: Für die<br />

Sanierung und einen damit verbundenen langfristigen<br />

Weiterbetrieb entwickelt die Unternehmensgruppe<br />

derzeit verschiedene Verkaufs-, Partnerschafts- und<br />

Kooperationsmodelle. Möglich ist zum Beispiel der<br />

Verkauf des Pumpspeicherwerks an einen Investor<br />

oder ein Teil-Verkauf des Pumpspeicherwerks in<br />

Form von Kraftwerksscheiben. Neben internationalen<br />

und überregionalen Investoren sind auch regionale<br />

Energieversorger angesprochen. Derzeit wird das<br />

Kraftwerk ohne Einschränkungen in den kurzfristigen<br />

Strom- und Flexibilitätsmärkten eingesetzt und<br />

erwirtschaftet positive Deckungsbeiträge. Generell<br />

sind Pumpspeicherkraftwerke aufgrund ihrer<br />

Speicherfähigkeit insbesondere für die stetig steigende<br />

Einspeisung erneuerbarer Energien ein unerlässlicher<br />

Baustein für die zukünftige Energieversorgung. Daher<br />

müssten zeitnah entsprechende energiepolitische<br />

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30


Rahmenbedingungen geschaffen werden, um einen<br />

wirtschaftlichen Betrieb sicherzustellen.<br />

Und was passiert mit den Wasserkraftwerken an der<br />

Lenne?<br />

Die drei Laufwasserkraftwerke an der Lenne -<br />

Wilhelmsthal, Bockeloh und Siesel - sind in der<br />

Substanz (Gebäude, Wasserführung, Maschinentechnik)<br />

mittlerweile über 90 Jahre alt. Soweit erforderlich bzw.<br />

technisch, wirtschaftlich oder ökologisch sinnvoll,<br />

haben wir immer wieder Anlagenteile - insbesondere<br />

elektrische Anlagen - erneuert, saniert (z.B. Wehranlage<br />

in Wilhelmsthal) oder ökologisch aufgewertet. Somit<br />

laufen die Anlagen mit hoher Verfügbarkeit und<br />

wirtschaftlich. Mark-E plant, die Anlagen in dieser Form<br />

weiter zu betreiben.<br />

Was ist aus den Windenergieplänen am Oberbecken in<br />

Rönkhausen geworden?<br />

Mark-E hat nach wie vor Interesse, Windkraftanlagen am<br />

Oberbecken in Finnentrop zu errichten. Da die Gemeinde<br />

Finnentrop die Entwicklung von Windkraft mit der Hilfe<br />

von Konzentrationszonen im Flächennutzungsplan (FNP)<br />

steuert, werden Windkraftanlagen am Oberbecken<br />

aber nur dann genehmigungsfähig werden, wenn<br />

die Gemeinde im laufenden FNP-Änderungsverfahren<br />

dort eine Konzentrationszone ausweist. Zum<br />

Stand des Verfahrens und zu den Chancen einer<br />

„Konzentrationszone Oberbecken“ müssen wir Sie daher<br />

an die Gemeinde Finnentrop verweisen.<br />

Das von der Enervie-Tochtergesellschaft Mark-E betriebene<br />

Pumpspeicherkraftwerk Rönkhausen wurde<br />

1969 fertiggestellt und hat eine Leistung von 140<br />

Megawatt. Das Unterbecken bildet im Tal des Glingebachs<br />

die Glingebachtalsperre, die etwa 1,3 Million<br />

Kubikmeter Wasser fasst. Das ebenfalls künstlich<br />

angelegte Oberbecken hat ein Nutzvolumen von<br />

gut einer Million Kubikmeter und liegt über 270 m<br />

höher auf dem Dahlberg (Höhe: 570 m ü. NN). Bei<br />

maximalem Füllstand hat jedes der beiden Becken<br />

eine Wasserfläche von etwa 100.000 m². Durch den<br />

etwa 900 Meter langen Druckstollen wird das Wasser<br />

zum Oberbecken hinauf gepumpt und über zwei<br />

Francis-Turbinen wieder herab gelassen. Ein Großteil<br />

der Kraftwerksanlagen ist unterirdisch angelegt.<br />

(Quelle: Wikipedia)<br />

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31


„BEI OFFENEM FENSTER NICHT<br />

AN SCHLAF ZU DENKEN“<br />

Drei Windräder belasten Menschen in Dingeringhausen –<br />

Michael Rimbach würde heute energischen Widerstand leisten<br />

Von Bernhard Schlütter<br />

„Die Wohn- und Lebensqualität in unserem Dorf ist schlechter<br />

geworden.“ Michael Rimbach wohnt im Dörfchen Dingeringhausen<br />

bei Plettenberg. Auf der Höhe zwischen<br />

Elsetal und Oestertal wurden vor zehn Jahren drei Windkraftanlagen<br />

errichtet.<br />

Michael Rimbach wohnt seit 1988 in Dingeringhausen und<br />

weiß, wie es vorher – ohne die Windräder – war. „Wir haben<br />

bei offenem Fenster geschlafen. Das können wir seit<br />

dem Bau der Windräder nicht mehr.“ Bei stärkerem Wind<br />

höre man das Rotorengeräusch deutlich. „Wupp-wuppwupp“,<br />

ahmt er das nervende Geräusch nach. „Meine<br />

Frau schläft ganz schlecht. Mir macht das offenbar weniger<br />

aus“, stellt er fest, dass die Auswirkungen bei jedem<br />

anders sind.<br />

Eine weitere Belästigung durch die Windräder ist der Schattenschlag.<br />

„Den kompletten Sommer von Ende Mai bis<br />

Ende Juli haben wir bei laufenden Rotoren morgens den<br />

Schattenschlag in unserem Schlafzimmer“, erzählt Michael<br />

Rimbach. Selbst mit geschlossenen Augen würde man<br />

die sich drehenden Rotorblätter als Schattenbilder sehen.<br />

Eine Gefahr für Menschen gehe ebenfalls von den Anlagen<br />

aus. „Eiswurf komme so gut wie nie vor, heißt es.<br />

Ich habe aber auf einer Wiese rund um eines der Windräder<br />

Eiszapfen gefunden, die wie Speerspitzen im Schnee<br />

steckten. Es ist Glückssache, dass bisher niemandem etwas<br />

passiert ist.“<br />

Dingeringhausen ist von drei Windkraftanlagen regelrecht<br />

eingekesselt. „Der Immobilienpreis bei uns ist dadurch um<br />

etwa 30 Prozent gesunken“, stellt Michael Rimbach fest. Er<br />

sei eigentlich kein Windradgegner, aber die Abstandsregelungen<br />

in NRW finde er unangemessen: „In Bayern muss<br />

der Abstand zur Wohnbebauung viel größer sein.“<br />

Damals, als die Windkraftanlagen genehmigt wurden, hätten<br />

die Dingeringhauser zwar Argumente wie die Lärmbelästigung<br />

und den Vogelschutz vorgebracht, aber die hätten<br />

nicht gezählt. Inzwischen bereut Michael Rimbach, dass er<br />

sich nicht energischer zu Wehr gesetzt hat. Mit Blick auf die<br />

geplanten Windkraftanlagen auf der Hohen Molmert meint<br />

er: „Da werden sich viele noch wundern.“<br />

Für 25 Jahre ist der Betrieb der Windräder bei Dingeringhausen<br />

genehmigt. Etwa 15 Jahre müssen Familie Rimbach<br />

und die anderen Dorfbewohner die Belastungen noch<br />

aushalten. Einem eventuellen Aufrüsten der bestehenden<br />

durch moderne Windräder hat Michael Rimbach durch den<br />

Erwerb von dafür notwendigen Wiesen einen Riegel vorgeschoben.<br />

„Notfalls würde ich dann auch klagen und wenn<br />

ich es nicht mehr erlebe, klagt mein Sohn“, hat er die<br />

Schnauze voll von Windrädern.<br />

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32


„WIR LASSEN UNS NICHT<br />

UNTER DRUCK SETZEN“<br />

Interview mit Wolfgang Schrader, Aufsichtsratsvorsitzender Stadtwerke Plettenberg<br />

Wolfgang Schrader ist Vorsitzender<br />

der SPD-Fraktion<br />

im Plettenberger Stadtrat<br />

und Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der Stadtwerke Plettenberg.<br />

<strong>Komplett</strong>-Autor Bernhard<br />

Schlütter spricht mit<br />

ihm über eine mögliche Beteiligung<br />

der Stadtwerke an<br />

Windkraftanlagen, die die Projektgesellschaft PNE Wind<br />

AG im Bereich Hohe Molmert/Wüstung Höh errichten will.<br />

Herr Schrader, gibt es bereits Absprachen zwischen der<br />

Stadt bzw. den Stadtwerken Plettenberg und der PNE<br />

Wind AG über die Verpachtung der städtischen Grundstücke<br />

auf der Hohen Molmert?<br />

Es haben Gespräche zwischen Stadtwerken und PNE<br />

stattgefunden. PNE wollte eine Absichtserklärung von<br />

uns haben, doch dem habe ich nicht zugestimmt. Tatsache<br />

ist: Es gibt nach wie vor keinerlei Verpflichtung. Das<br />

Verfahren ist völlig offen. Die städtischen Grundstücke<br />

auf der Hohen Molmert sind auch nach wie vor im städtischen<br />

Besitz. Es gibt zwar einen Ratsbeschluss, dass die<br />

Flächen an die Stadtwerke verpachtet werden können,<br />

das ist aber ein Vorratsbeschluss, der erst zu gegebener<br />

Zeit umgesetzt würde.<br />

Unter welchen Voraussetzungen würden denn konkrete<br />

Verhandlungen mit dem Investor geführt werden?<br />

Wir haben im Stadtrat beschlossen, dass wir die Entwicklung<br />

bei der Änderung des Flächennutzungsplans abwarten.<br />

Dann werden wir sehen, ob überhaupt die rechtlichen<br />

Voraussetzungen für die Errichtung eines Windparks<br />

gegeben sind. Erst nachdem das geklärt ist, würden wir<br />

erneut Gespräche mit PNE führen. Dann müssten aber zunächst<br />

auch noch Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt<br />

werden, ob sich eine Beteiligung überhaupt lohnt.<br />

Derzeit ruht das Verfahren und das passt PNE natürlich<br />

nicht. Wir lassen uns aber nicht unter Druck setzen.<br />

Wie konkret sind die Überlegungen der Stadtwerke<br />

Plettenberg, sich am Betrieb der Windkraftanlagen zu<br />

beteiligen?<br />

Sollte der Bereich Hohe Molmert/Wüstung Höh als Konzentrationszone<br />

ausgewiesen werden, können dort fünf<br />

Windräder errichtet werden. Eine Überlegung ist, dass<br />

die PNE drei Anlagen errichtet und wir zwei, was dann<br />

zu recht günstigen Konditionen möglich wäre. Es würde<br />

sich aber um eine Investition von etwa 11 Millionen<br />

Euro handeln und das könnten die Stadtwerke auf keinen<br />

Fall alleine machen. Dafür müssten weitere Partner<br />

gewonnen werden. Gespräche in diese Richtung haben<br />

aber noch nicht stattgefunden.<br />

Gegner der Windkraft in Plettenberg behaupten aber,<br />

dass hinter den Kulissen längst Einigkeit zwischen<br />

Stadt und PNE herrsche.<br />

Ich habe schon bei mehreren Gelegenheiten gesagt,<br />

dass diese Behauptungen auch durch ständiges Wiederholen<br />

nicht richtig werden. Ich betone: Wir sind Herr des<br />

Verfahrens.<br />

Wann rechnen Sie mit einer Entscheidung über die Änderung<br />

des Flächennutzungsplans?<br />

In diesem Jahr wird auf keinen Fall eine Entscheidung<br />

getroffen. Wir lassen uns da auf keinen Fall drängen.<br />

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HeRoes kämpfen für<br />

Selbstbestimmung und<br />

Gleichberechtigung<br />

von Martin Büdenbender<br />

Werdohls Realschüler machen mit beim HeRoes-Projekt.<br />

NEUE HELDEN<br />

FÜR WERDOHL<br />

Samed Coskun und Alper Kurul tragen Jeans und lässige<br />

Shirts wie viele andere Jugendliche auch. Nur die kleine<br />

Aufschrift „HeRoes Köln“ auf ihren Hemden unterscheidet<br />

sie von der Gruppe der Werdohler Schülerinnen und<br />

Schüler, in deren Mitte sie sitzen. Zugegeben, man kann<br />

sehen, dass sie mit ihren 19 Jahren ein bisschen älter<br />

als die 13 bis 16-jährigen Realschüler sind, mit denen<br />

sie sich gerade unterhalten. Aber sie sprechen eine Sprache,<br />

die die Jugendlichen verstehen. „Wenn ich mit den<br />

Schülern rede, hören sie mir zu.“, versichert Samed Coskun.<br />

Und die Themen, um die sich die Gespräche drehen,<br />

sind wichtig. Es geht um Menschenrechte, um die<br />

Gleichberechtigung der Geschlechter, um Unterschiede in<br />

den Kulturen und Religionen, um Toleranz und das friedliche<br />

Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft.<br />

In Werdohl, zeitweise die Kommune mit dem höchsten<br />

Ausländeranteil in NRW, leben Menschen aus über 50<br />

Nationen. Früher benötigte die Stahlindustrie hier so viel<br />

Arbeitsplätze, dass zwei Einwanderungswellen tausende<br />

Menschen aus Südeuropa und der Türkei an die Lenne<br />

führten. Nach wie vor ist die Industrie der größte Arbeitgeber.<br />

Aber die Stadt ist im Wandel. Mit vielen guten Ansätzen<br />

bemüht sie sich, ein lebenswertes Umfeld für ihre<br />

Bürger zu schaffen und macht sich besonders für die Integration<br />

der verschiedenen Bevölkerungsgruppen stark.<br />

„Wir wollen hier miteinander leben!“, fordert Andrea<br />

Grafe-Falke. Die Werdohlerin ist Vorstandsassistentin der<br />

Vossloh AG und sieht dort jeden Tag, wie wichtig es ist,<br />

Samed Coskun und Alper Kurul, die beiden in Werdohl<br />

tätigen HeRoes<br />

„dass die Menschen sich respektieren und nicht auf ihre<br />

Nationalität oder ihren Glauben reduziert werden.“ Aber<br />

das Miteinander, das am Arbeitsplatz längst funktioniert,<br />

scheitert im Privatleben immer noch zu oft an unterschiedlichen<br />

Wertvorstellungen, an Unwissenheit, Ignoranz<br />

und fehlender Toleranz. Mit diesem Problem steht<br />

Werdohl nicht alleine da. Mehr denn je ist das Thema Integration<br />

in aller Munde.<br />

Integration einmal anders<br />

Vor acht Jahren wurde in Berlin das HeRoes-Projekt gegründet,<br />

das inzwischen in mehreren deutschen Städten<br />

vertreten ist, unter anderem in Köln und jetzt auch in<br />

Werdohl. Es richtet sich vor allem an Jungen und junge<br />

Männer aus sogenannten „Ehrenkulturen“, deren Alltag<br />

von der Zerrissenheit zwischen unterschiedlichen Traditionen<br />

und Werten geprägt ist. Es richtet sich aber auch<br />

an jeden anderen Schüler. Denn es ist ein Trugschluss,<br />

dass Integration nur eine Seite betrifft.<br />

HeRoes unterscheidet sich von anderen Integrationsprojekten.<br />

Tutoren sind junge Menschen, die selber einen<br />

Migrationshintergrund haben, und damit sowohl<br />

aufgrund ihres Alters aber auch aufgrund ihrer Herkunft<br />

von den Teilnehmern akzeptiert und anerkannt<br />

werden. Es setzt auf die Vorbildfunktion junger, bereits<br />

eingegliederter Migranten. Die jungen Männer werden<br />

über ein Jahr hinweg zu HeRoes ausgebildet. In dieser<br />

Zeit setzen sie sich mit Themen wie Gleichberechtigung,<br />

Ehre, Rassismus und Menschenrechte auseinander.<br />

34


Anschließend führen sie, jeweils von Gruppenleitern begleitet,<br />

Workshops in Schulen durch. Von den Schülern<br />

werden die HeRoes als Vorbilder wahrgenommen. Denn<br />

gerade bei schwierigen Themen nehmen Jugendliche am<br />

ehesten alternative Perspektiven an, wenn diese durch<br />

andere Jugendliche vermittelt werden. Dabei richtet sich<br />

das Projekt nicht nur an die Schülerinnen und Schüler.<br />

Auch Lehrer und Eltern werden einbezogen. Die Einbeziehung<br />

der Elterngeneration durch Elternabende, geleitet<br />

von den jeweiligen HeRoes-Teams, hat sich in allen<br />

Städten als positiv für den Anschub einer Veränderung,<br />

eines neuen Denkens innerhalb der jeweiligen Gemeinschaft<br />

erwiesen.<br />

Als Andrea Grafe-Falke vom Projekt „HeRoes“ und seinen<br />

Erfolgen erfuhr, war sie sofort begeistert und überzeugt,<br />

dass Werdohl mit seiner hohen Migrationsdichte<br />

davon profitieren kann. Mit Unterstützung von Industrie,<br />

Banken, Dienstleitern und sozial engagierten Clubs holte<br />

sie „HeRoes“ für die Schülerinnen und Schüler, Eltern<br />

und Lehrer der Städtischen Realschule und der Albert-<br />

Einstein-Gesamtschule nach Werdohl.<br />

Alte Strukturen und Normen hinterfragen<br />

Samed Coskun und Alper Kurul, die beiden in Werdohl tätigen<br />

HeRoes, kommen aus liberalen Elternhäusern, wissen<br />

aber auch, dass noch die Generation ihrer Großeltern<br />

mit ganz anderen Wertmaßstäben lebte. Sie ließen<br />

sich zu HeRoes ausbilden, weil sie der festen Überzeugung<br />

sind, dass Selbstbestimmung für Männer und Frauen,<br />

gleich welcher Nationalität und Religion, eine Selbstverständlichkeit<br />

sein sollte. Andere Mitstreiter, die für das<br />

HeRoes-Projekt eintreten, haben sich gegen große Widerstände<br />

in ihrer Familie und in ihrem Lebensumfeld behaupten<br />

müssen. Bestes Beispiel ist HeRoes-Gruppenleiterin<br />

Sonja Fatma Bläser. Als junge Kurdin sollte sie<br />

zwangsverheiratet werden. Sie hat den für noch immer<br />

viele Frauen fast aussichtslosen Kampf gegen alte Traditionen<br />

und Wertvorstellungen geführt und zum Schluss<br />

Erfolg gehabt. Mit aller Energie setzt sie sich nun für das<br />

Projekt ein. Sie wünscht sich von den Schülern die Bereitschaft,<br />

über die eigene Kultur und Religion zu reden und<br />

alte Strukturen und Normen zu hinterfragen. Ausdrücklich<br />

richtet sie ihren Appell an beide Seiten, an Schüler mit<br />

und ohne Migrationshintergrund: „Wir leben alle gemeinsam<br />

und haben viele Berührungspunkte, deshalb gehen<br />

uns auch alle diese Probleme an. Nur wenn wir alle wissen,<br />

wie bestimmte Strukturen funktionieren, können wir<br />

etwas dagegen tun und anderen helfen.“<br />

Nur zweieinhalb Stunden dauert so ein Workshop. Nur<br />

zweieinhalb Stunden, für Gespräche und Diskussionen<br />

mit den HeRoes Samed Coskun und Alper Kurul, für ein<br />

paar Rollenspiele und das Ansehen kurzer Filmsequenzen.<br />

Viel zu wenig, um etwas zu verändern, möchte<br />

man meinen. Und doch zeigt die Intensität, mit der die<br />

Schüler in diesem Workshop mitmachen, zeigen die Fragen<br />

die sie stellen und verdeutlicht die Art und Weise,<br />

mit der sie auf die Einwürfe von Samed Coskun und Alper<br />

Kurul reagieren, dass Sie ihre eigenen Wertvorstellungen<br />

hinterfragen und Verständnis für die Denkweise<br />

anderer entwickeln. „Man muss andere Menschen<br />

so akzeptieren wie sie sind“, meint der 15-jährige Nico.<br />

„Niemand kann etwas für seine Hautfarbe, oder dafür,<br />

aus welchem Land er kommt“, stellt Christos (13 Jahre)<br />

fest. „Wenn alle zusammenhalten, können wir anderen<br />

helfen, die sich schlecht und einsam fühlen“, ist Mounir<br />

(13 Jahre) überzeugt.<br />

Auffallend ist aber auch, dass in dem Gespräch im Anschluss<br />

an das Workshop fast ausschließlich Jungen ihre<br />

Eindrücke beschreiben und ihre Gedanken äußern. Der<br />

Weg zu Selbstbestimmung und Gleichberechtigung ist<br />

weit.<br />

Werdohler Beispiel soll im Sauerland<br />

Schule machen<br />

In Werdohl wurde Heroes im Sommer für die achten<br />

Klassen der Real- und der Gesamtschule gestartet. Die<br />

Finanzierung der Workshops ist auch für das Schuljahr<br />

2017/2018 gesichert. Die Initiative, die mit ihren Unterstützungsgeldern<br />

das Projekt in Werdohl ermöglicht,<br />

plant sogar für mindestens vier bis fünf Jahre. „Ich bin<br />

überzeugt, dass der Kreis der Sponsoren noch größer<br />

wird. “, verspricht Andrea Grafe-Falke. Sie blickt aber<br />

auch über die Stadtgrenzen hinaus: „Ich bin ganz zuversichtlich,<br />

dass sich die Werdohler Initiative auch auf andere<br />

Städte im Märkischen Kreis übertragen lässt. Wir<br />

hoffen, im Sauerland eine Art Vorreiterrolle zu bekleiden.<br />

Es wäre toll, wenn das Werdohler Beispiel andere<br />

Gemeinden des Sauerlandes zur Zusammenarbeit mit<br />

den HeRoes inspirieren würde.“<br />

HEROES Köln<br />

Ein Projekt für Gleichberechtigung von HennaMond e.V<br />

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Tel. 0221 16993101 · info@heroes-koeln.de<br />

35


UNTERNEHMEN HELFEN<br />

MITARBEITERN IN DEN SATTEL<br />

E-Bike-Leasing boomt – Gesundheitsmanagement und Imagepflege<br />

E-Bike statt Arzt oder Apotheke? Nicht immer eine Alternative,<br />

aber gesund allemal. Ein 63-jähriger Mitarbeiter<br />

fährt seit Mai ein Elektrorad, erzählt Christof Brüggemann,<br />

Personaler bei der Junior-Gruppe in Plettenberg.<br />

Seitdem sei der Mitarbeiter 3.500 Kilometer geradelt.<br />

„Sein Fazit: Mir tut nichts mehr weh“, erzählt Brüggemann.<br />

Junior ist eines von etlichen Unternehmen, die ihren<br />

Beschäftigten E-Bike-Leasing ermöglichen.<br />

39 der rund 300 Mitarbeiter radeln schon – dank bequemer<br />

Ratenzahlung. „Das nimmt absolut zu“, bestätigt<br />

Holger Rahn, Geschäftsführer bei 2-Rad-Meyer in Plettenberg.<br />

Gründe für den Trend sieht der Zweirad-Industrie-Verband<br />

(ZIV) neben der Modellvielfalt auch darin,<br />

dass „Fahrräder und E-Bikes inzwischen gesetzlich dem<br />

Dienstwagen gleichgestellt sind“. Damit könnten „Unternehmen<br />

diese ihren Mitarbeitern als attraktive Alternative<br />

zum Auto anbieten“.<br />

Seit 2012 sind die Zweiräder den Pkw steuerlich gleichgestellt.<br />

Der Boom begann aber erst Ende 2015, berichtet<br />

Rahn. Inzwischen haben die Rad-Händler Lieferzeiten<br />

bis März 2017 – wenn es nicht gerade ein „Rad von Stange“<br />

sein soll, wie es im Geschäft steht. „Es wird mehr“,<br />

bestätigt auch Ute Schröder vom gleichnamigen Rad-Laden<br />

in Holthausen. Der Markt sei da, vor allem, wenn es<br />

um höherwertige Fahrräder gehe.<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

Foto Martin Büdenbender<br />

Mehr Fitness - weniger Steuern<br />

Da kommen Arbeitnehmer durchs Leasing vielfach günstiger<br />

dran, als durch Direktkauf. Entweder muss ein Prozent<br />

des Listenpreises versteuert werden, wenn der Arbeitgeber<br />

das Rad least oder die Leasing-Raten werden<br />

durch Gehaltsumwandlung erbracht. Die Rate wird vom<br />

Bruttolohn abgezogen. Das erspart dem Arbeitnehmer<br />

etwas Lohnsteuer und Aufwand für Sozialabgaben. Das<br />

Unternehmen spart ebenfalls – bei den Sozialkosten.<br />

„Es rechnet sich für beide Seiten“, sagt Philipp Verbnik,<br />

Marketing-Leiter bei VDM in Werdohl. Auf Vorschlag<br />

des Betriebsrates ist VDM vor ein paar Monaten ins Rad-<br />

Leasing eingestiegen. Mehr als zehn Prozent der bundesweit<br />

1.600 Beschäftigten nutzen die Möglichkeiten<br />

schon. „Wir haben uns das Gesundheitsmanagement auf<br />

die Fahnen geschrieben“, begründet der Marketing-Chef<br />

das VDM-Engagement. Da passe die Radler-Förderung<br />

ins Konzept. Markus Linke, Sprecher der AOK Nordwest<br />

in Lüdenscheid, hält das Leasing für eine „gute Maßnahme,<br />

Mitarbeiter zu überzeugen, sich sportlich zu betätigen“.<br />

Für VDM ist es zudem ein Schlüssel, Mitarbeiter für<br />

das Unternehmen zu gewinnen oder im Betrieb zu halten.<br />

„Weiche Faktoren werden bei der Anwerbung neben<br />

dem Entgelt wichtiger“, weiß Philipp Verbnik.<br />

36


Lieferengpässe im Handel<br />

„Mitarbeitern was Gutes tun und<br />

sie fit halten“, sieht auch Radhändler<br />

Rahn als Motivation bei<br />

den Unternehmen. Für manche<br />

sei das „auch eine Imagefrage“.<br />

Da sich mit den neuen, leistungsfähigeren<br />

Akkus auch die Reichweite<br />

vergrößert hat, hätten viele Kunden, die lange<br />

nicht mehr geradelt seien, „Mobilität zurück gewonnen“,<br />

sagt Holger Rahn.<br />

In der Regel laufen die Leasing-Verträge über drei Jahre.<br />

Danach können die Arbeitnehmer entscheiden, ob<br />

sie einen neuen Vertrag abschließen oder ihr Rad zum<br />

Restwert kaufen. Die Unternehmen begrüßen das. Manche<br />

bauen auch schon neue Fahrradständer, um den Umstieg<br />

vom Auto aufs Rad zu forcieren. Auch das spart:<br />

Platz und Kosten.<br />

Junior-Personaler Christoph Brüggemann rechnet zum<br />

Frühjahr mit weiterhin starker Nachfrage der Arbeitnehmer.<br />

Denn: „Die Händler konnten nicht mehr liefern.“<br />

Beerdigungsinstitut Göhausen<br />

• Erledigung sämtlicher Formalitäten<br />

• Erd-, Feuer- und Seebestattungen<br />

• Überführungen<br />

• Träger werden auf Wunsch gestellt<br />

• Sarglager<br />

• Bestattungsvorsorge<br />

• Trauerkarten und -briefe<br />

• Danksagungen<br />

Tag und Nacht erreichbar!<br />

Tel. 02391-508 87 · www.goehausen.net<br />

Breddestr. 23 · Plettenberg<br />

Gut zu wissen:<br />

• E-Bike-Leasing bieten verschiedene Unternehmen<br />

an.<br />

• Die Raten können durch Gehaltsumwandlung aufgebracht<br />

werden. Dann kann der Arbeitnehmer Steuern<br />

sparen, zahlt aber die Leasing-Rate.<br />

• Der Arbeitgeber kann das Rad auch leasen und dem<br />

Arbeitnehmer zur Verfügung stellen. Der muss dann<br />

ein Prozent des Listenpreises versteuern (analog zur<br />

Dienstwagen-Regelung).<br />

• Übersicht: bikeleasing-service.bike/Leasing<br />

• Vorteilsrechner: bikeleasing-service.bike/Vorteilsrechner<br />

INFO<br />

• In Deutschland wurden 2014 mehr als 250.000<br />

E-Bikes produziert. Das waren doppelt so viele wie<br />

noch im Jahr 2010.<br />

• 535.000 Elektrofahrräder wurden hierzulande allein<br />

im vergangenen Jahr verkauft, 2014 waren es<br />

480.000 (Quelle: Die Welt, 29.05.16)<br />

• Etwa 95 Prozent aller verkauften E-Bikes sind sogenannte<br />

Pedelecs. Dabei wird die muskuläre Tretkraft<br />

bis zu einer Geschwindigkeit von max. 25 km/h<br />

durch den Elektroantrieb unterstützt.<br />

Ihr Fachmann für<br />

• Fassadensanierung<br />

• Verlegung von Fußböden<br />

• Schimmelpilzsanierung<br />

• Vollwärmeschutz<br />

58840 Plettenberg - Tel. 0 23 91/5 01 28<br />

37


TABAKSCHMUGGLER<br />

BEI MATTA HEYNE<br />

Text und Fotos Cristin Schmelcher<br />

Eine Geschichte, 60 Minuten Zeit, ein Ziel – Jede Menge Spannung und Rätselspaß für Alt und<br />

Jung verspricht das Story House in Plettenberg<br />

38<br />

Ein Live Escape Game im Sauerland? – Was in Großstädten<br />

schon längst Spielebegeisterte aus allen Regionen<br />

anzieht, ist jetzt auch Bestandteil der Plettenberger<br />

Freizeitmöglichkeiten. René Schauties-Kordt erfüllte sich<br />

einen lang ersehnten Traum und eröffnete im Oktober<br />

den ersten Escape Room in der Vier-Täler-Gemeinde.<br />

Im geschichtsträchtigen Haus von Matta Heyne in der<br />

Wilhelmstraße, die hier wohnte und im Untergeschoss<br />

des Gebäudes Tabakwaren verkaufte, scheint die Zeit<br />

in den 1950er Jahren stehen geblieben zu sein, wovon<br />

sich der Plettenberger zu seinen Geschichten inspirieren<br />

ließ. Bereits Marthas Vater verkaufte hier zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts nicht nur Tabakwaren, sondern wickelte<br />

als gelernter Zigarrenmachermeister diese zunächst<br />

selbst auf dem heimischen Dachboden.<br />

Adrenalin und Nervenkitzel im Team<br />

In der Geschichte „Die Tabakfabrik“ werden die Spieler<br />

Zeugen von Korruption und Tabakschmuggel. Ziel des<br />

Spiels ist es, innerhalb von 60 Minuten die drei Schmuggelrouten<br />

samt dem verschwundenen Geld zu finden<br />

und aus dem Raum zu entkommen und das funktioniert<br />

nur im Team. Jeweils bis zu vier Spieler werden nach kurzer<br />

Einweisung durch einen Spielleiter in den gewählten<br />

Raum geführt und die Tür wird verschlossen. Nun gilt es<br />

mit Geschick, logischem Verstand, richtigem Kombinieren<br />

und viel Teamgeist den verlorenen Schlüssel zu finden,<br />

um in der vorgegeben Zeit das Rätsel zu lösen und<br />

sich aus dem Raum zu befreien. – Das verspricht jede<br />

Menge Nervenkitzel und Adrenalin. Aber keine Sorge:<br />

Sollte das Weiterkommen ab und an unmöglich erscheinen,<br />

kann Hilfe beim Spielleiter angefordert werden, der<br />

das Spiel auf dem Monitor im Überwachungsraum live<br />

mitverfolgt und immer erreichbar ist.<br />

Lösungen der Spiele müssen vertraulich bleiben!<br />

„Die Tabakfabrik“ eignet sich für geübte Anfänger und<br />

fortgeschrittene Spieler. Wer etwas leichter beginnen


Plus für Plettenberg<br />

Im Rahmen der Eröffnungsfeier des Story<br />

House freute sich auch der Plettenberger Bürgermeister<br />

Ulrich Schulte über die neue Attraktion<br />

in der Altstadt: „Es ist eine super Idee und<br />

ein Plus für Plettenberg.“<br />

Das Story House ist immer freitags von<br />

17.30 bis 20.30 Uhr, samstags und<br />

sonntags von 9.30 bis 21 Uhr<br />

geöffnet. Ohne Begleitung Erziehungsberichtigter<br />

dürfen<br />

Jugendliche ab 16 Jahren an<br />

den Spielen teilnehmen. Die<br />

Teilnahmegebühr ist von der<br />

Anzahl der Spieler abhängig<br />

und beträgt bei zwei Spielern 25<br />

Euro, bei drei Spielern 23 Euro und<br />

bei vier Spielern 20 Euro pro Person.<br />

Die Räume können auf der Internetseite<br />

www.story-house.de online direkt gebucht<br />

werden, alternativ per E-Mail oder telefonisch:<br />

info@story-house.de, 0176/44267949.<br />

möchte, entscheidet sich zunächst für „Das Kinderzimmer“,<br />

wo die Geschichte von der entführten Lucy erlebt<br />

wird. Hier gilt es den Weg des Mädchens zurückzuverfolgen<br />

und die Entführer zu finden, um gemeinsam aus<br />

dem Zimmer zu entkommen. Dieses Spiel eignet sich<br />

für Einsteiger und Familien mit Kindern ab acht Jahren.<br />

Pro Raum gilt es fünf Rätsel zu lösen und sich an ein<br />

paar Regeln zu halten. Die wichtigste Regel darunter<br />

ist natürlich, das Geheimnis nicht weiter zu geben, da<br />

sonst für alle, die den Spielspaß noch nicht live erleben<br />

durften, die Spannung vorbei wäre. Je nach Resonanz<br />

denkt sich René Schauties-Kordt natürlich auch irgendwann<br />

neue Geschichten und Rätsel aus. Das Gebäude,<br />

das in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, bietet<br />

zudem noch Platz für einen dritten, eventuell sogar<br />

einen vierten Spieleraum.<br />

Der 37-Jährige hat schon immer gerne Rätsel gelöst und<br />

ist Indianer Jones Fan. Orientiert an den Escape Rooms<br />

in einigen Großstädten hat sich der Familienvater die<br />

beiden Geschichten passend zu dem historischen Haus<br />

selbst ausgedacht und hat auch schon eine dritte Geschichte<br />

im Kopf. Für die Gestaltung der Räume sucht<br />

sich der gelernte Industriemechaniker passende Accessoires<br />

und Möbelstücke zusammen, die er teilweise zu<br />

Spielgeräten umbaut. Unterstützt bei den Spieldurchführungen<br />

wird er von seinen zwei Mitarbeiterinnen<br />

Ann-Celina Giesler und Naemi Gierling aus Plettenberg.<br />

Da staunt<br />

ihr, was?<br />

Weihnachten kommt<br />

schneller, als ihr denkt!<br />

Original Handwerkskunst aus<br />

dem erzgebirge – ab dem 21.11.<br />

aucH auf dem lüdenscHeider<br />

weiHnacHtsmarkt<br />

39


WEIHNACHTSMÄRKTE<br />

Winterspektakulum Altena, 25. bis 27. <strong>November</strong>, Altena<br />

Die Burg im Fackelschein, weihnachtliche Wohlgerüche und ausgelassene<br />

Stimmung – diese romantische Atmosphäre lässt einen Besuch des Winter–<br />

Spektakulums zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Gaukelei,<br />

Akrobatik, alte Handwerkskunst, Mitmach-Aktionen im Museum, Märchen und<br />

Geschichten, viel Musik und die beliebten Lichter-Führungen rund um die Burg<br />

Altena entführen die Besucher in eine andere Zeit. Info: maerkischer-kreis.de<br />

Öffnungszeiten: Freitag 17 – 22 Uhr, Samstag 11 – 22 Uhr, Sonntag 11 – 18 Uhr.<br />

Weihnachtsmarkt auf dem Lande, 27. <strong>November</strong>, Affeln<br />

Zum Weihnachtsmarkt auf dem Lande lädt für Sonntag, 27. <strong>November</strong>, der<br />

Landmaschinenverein Affeln ein. Los geht es am 1. Advent um 11 Uhr auf dem<br />

Vereinsgelände und in der Mühlenstraße. Der alte Kuhstall des Vereins wird<br />

als geheizte Festhalle eingerichtet. Die musikalische Gestaltung übernehmen<br />

der Affelner Männergesangverein und einige Affelner Blasmusiker.<br />

40<br />

SCHROTT- UND<br />

METALLGROSS HANDEL<br />

Eisenschrott · Kernschrott<br />

Blechschrott · Eisenspäne<br />

Mischschrott · Gratschrott<br />

Stanzabfälle · Maschinenschrott<br />

Kühlschrott · Nirosta-Schrott<br />

VA-Schrott · Chromschrott<br />

NE-Metalle · Aluminium · Messing<br />

Kupfer · Bronze<br />

CONTAINERDIENST<br />

Bauschutt · Baumischabfälle<br />

Abfall zur Verwertung<br />

Sperrmüll · Holz · Pappe/Papier<br />

A. Menshen GmbH & Co. KG<br />

Im Ohl 7 . 58791 Werdohl<br />

Tel. 02392 9296–0<br />

Fax 02392 9296–60<br />

menshen@menshen.de<br />

wwww.menshen.de<br />

Johanni-Markt, 3. bis 10. <strong>Dezember</strong>, Eiringhausen<br />

Die gemütliche Budenstadt an der Johanni-Kirche ist Jahr für Jahr ein beliebter<br />

Treffpunkt – nicht nur für Eiringhauser und Plettenberger. Täglich von 17 bis<br />

21 Uhr und am Familiensonntag (4. <strong>Dezember</strong>) schon ab 16 Uhr erwarten<br />

heimische Geschäftsleute und Vereine die Besucher. Am Sonntag gibt es für<br />

Kinder von der EWG organisiertes Bastelangebot.<br />

Weihnachtsmarkt, 3. und 4. <strong>Dezember</strong>, Herscheid<br />

Immer am zweiten Adventswochenende findet in der Gemeinschaftshalle<br />

der Weihnachtsmarkt statt. Zahlreiche Händler bieten Geschenke und<br />

schmückendes Beiwerk rund um das Weihnachtsfest an. Die Öffnungszeiten:<br />

Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr.<br />

Weihnachtsmarkt, 4. <strong>Dezember</strong>, Balve<br />

Der Weihnachtsmarkt findet von 11.30 bis 18 Uhr in der Innenstadt von<br />

Balve statt. Zahlreiche Händler und Vereine bieten ihre Waren an den festlich<br />

geschmückten Ständen an. Besonderer Höhepunkt ist die „Lebende Krippe“<br />

auf dem Drostenplatz. Schauspieler und lebende Tiere wirken bei den<br />

mehrfachen Aufführungen des Krippenspiels mit.<br />

Weihnachtshüttendorf und Kreativmarkt, 10. und 11. <strong>Dezember</strong>, Werdohl<br />

Das heimelige Weihnachtshüttendorf auf dem Alfred-Colsman-Platz und ein<br />

Kreativmarkt in der Stadtbücherei laden am dritten Adventswochenende zum<br />

stimmungsvollen Vorweihnachtsbummel in der Werdohler Innenstadt ein. Die<br />

Geschäfte haben auch am Sonntagnachmittag geöffnet.<br />

Hüttenzauber, 15. bis 18. <strong>Dezember</strong>, Plettenberg<br />

Unterm Stephansdachstuhl auf dem Alten Markt kuscheln sich die Hütten<br />

aneinander, an denen Geschäftsleute und Vereine die Besucher bewirten.<br />

Die Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 17 bis 22 Uhr, Samstag 16 bis<br />

22 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr (verkaufsoffener Sonntag der Geschäfte in der<br />

Innenstadt).


Mehr Leistung – Mehr Zuhause<br />

Mehr Gelassenheit –<br />

für die Gestaltung Ihres Wohntraums<br />

Dietmar Hammecke (Baufinanzierungsspezialist<br />

und Immobilienmakler Plettenberg)<br />

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

Wir machen den Weg frei.<br />

Mit den richtigen Partnern an Ihrer Seite kann selbst ein herausfordernder<br />

Neubau oder eine Modernisierung entspannt<br />

verlaufen. Wir unterstützen Sie mit der individuellen Finanzierung,<br />

die Ihnen den erforderlichen finanziellen Spielraum<br />

verschafft. Fordern Sie uns – für Ihr MEHR an Vorfreude.<br />

41


Tipp des Monats Sa., 19.11. und 26.11., 20 Uhr<br />

Festival der Liebe Musikevent mit den Amigos. Veranstaltung<br />

von Musikverein und Männerchor Amicitia in der Schützenhalle<br />

Garbeck<br />

Eintritt 11 Euro,<br />

dieamigos.de<br />

Sa., 5.11., 20 Uhr<br />

Irish Night<br />

Irish Folk mit dem Duo Glengar im Vereinsheim<br />

Elfer des TuS Plettenberg<br />

Lennestadion Böddinghausen<br />

Eintritt 7 Euro (Vorverkauf 5 Euro)<br />

Mi., 9.11., 20 Uhr<br />

The Beats Of Celtic Ireland<br />

Irish Dance Show<br />

Festsaal Riesei<br />

Eintritt 36 Euro<br />

www.werdohl.de<br />

Fr., 18.11., 19.30 Uhr<br />

Die Zähmung der Widerspenstigen<br />

Eine Komödie von William Shakespeare präsentiert<br />

vom Theater der Molke<br />

Alte Molkerei Allendorf<br />

www.kulturtrichter.de<br />

Sa., 19.11., 15 - 22 Uhr<br />

Holthauser Dorfzauber<br />

Dorfmarkt der Holthauser Einzelhändler<br />

mit gemütlicher Hüttenatmosphäre unterm<br />

Fünf-Ührken-Zelt<br />

Feuerwehrhaus, Am Nocken, Plbg.-Holthausen<br />

Sa., 19.11., 19.30 Uhr<br />

Festival Acappelissimo<br />

Konzert mit Four Valleys und Groophonik<br />

Aula Böddinghausen<br />

Eintritt 19 Euro<br />

www.four-valleys.de<br />

19., 20., 26. und 27.11., jew. 16 Uhr<br />

Herr Rot in Not<br />

Weihnachtsmusical der Festspiele Balver Höhle<br />

Aula des Schulzentrums Balve<br />

www.festspiele-balver-hoehle.de<br />

So., 27.11., 15 Uhr<br />

Wunschkonzert<br />

des Feuerwehr-Musikzugs Langenholthausen<br />

Schützenhalle Langenholthausen<br />

www.musikzug-la.de<br />

So., 27.11., 15 Uhr<br />

Vorweihnachtliches Konzert<br />

Gitarren-Musikschule Meffert, Jugendblasorchester<br />

Lennetal, MGV Sängerbund Rärin<br />

Rammberghalle Herscheid-Hüinghausen<br />

Eintritt 10 Euro<br />

<strong>November</strong> <strong>2016</strong><br />

1 Di<br />

2 Mi<br />

3 Do<br />

4 Fr<br />

5 Sa<br />

6 So<br />

7 Mo<br />

8 Di<br />

9 Mi<br />

10 Do<br />

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12 Sa<br />

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14 Mo<br />

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21 Mo<br />

22 Di<br />

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25 Fr<br />

26 Sa<br />

27 So<br />

28 Mo<br />

29 Di<br />

30 Mi<br />

Do<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

VERANSTALTUNGEN ### NICHTS WIE HIN!


<strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong><br />

So., 4.12., 12 - 14 Uhr<br />

Das Paul-Seuthe-Museum präsentiert die<br />

Privatsammlung Galla (Werke von Paul<br />

Seuthe aus den Jahren 1949 bis 1996)<br />

Neustadtstr. 26, Werdohl<br />

1<br />

Do<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Fr<br />

Sa<br />

So<br />

3., 4., 10. & 11.12.,<br />

jeweils 14, 15.10, 16.20 & 17.30 Uhr<br />

Nikolausfahrten der Sauerländer Kleinbahn, Bahnhof<br />

Hüinghausen, Fahrkarten nur im Vorverkauf<br />

oder unter www.sauerlaender-kleinbahn.de<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Mo<br />

Di<br />

Mi<br />

Do<br />

49<br />

Sa., 17.12., 20 Uhr<br />

Irish Christmas<br />

Festhalle Finnentrop<br />

Eintritt ab 20 Euro<br />

www.finnentrop.de<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Fr<br />

Sa<br />

So<br />

So., 18.12., 16 Uhr<br />

Weihnachtskonzert<br />

Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr<br />

Heggen, Schützenhalle<br />

www.musikzug-heggen.de<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

Mo<br />

Di<br />

Mi<br />

Do<br />

50<br />

So., 18.12., 17 Uhr<br />

Bald nun ist Weihnachten<br />

Konzert mit dem Madrigalchor Plettenberg<br />

Aula Böddinghausen, Eintritt 15 Euro<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

Fr<br />

Sa<br />

So<br />

Mo<br />

51<br />

Fr., 18.12., 17 Uhr<br />

Weihnachtskonzert<br />

mit den Neuenrader Musik- und<br />

Gesangvereinen: Die Tonträger,<br />

Chorgemeinschaft Affeln, Kirchenchor Cäcilia<br />

und Musikverein,Saal im Hotel Kaisergarten<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

Di<br />

Mi<br />

Do<br />

Fr<br />

Sa., 24.12., ab 18 Uhr<br />

Plettenberger Weihnachtschor<br />

Nach alter Tradition zieht der<br />

Männerchor durch die Straßen,<br />

Abschluss-Singen an der<br />

Christuskirche ist gegen 22.30 Uhr.<br />

24<br />

25<br />

26<br />

Sa<br />

So<br />

Mo<br />

52<br />

Mo., 26.12., 20 Uhr<br />

Rockige Weihnacht mit Finest Fathers<br />

öffentliche Bandprobe der Hardrock-<br />

Coverband im „Plettenberger“,<br />

Wilhelmstraße, Eintritt frei<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

Di<br />

Mi<br />

Do<br />

Fr<br />

Sa<br />

Tipp des Monats<br />

10. & 28.12., 19 Uhr, 26.12., 16 Uhr<br />

Stadtschatten - Kino. Theater. Musical.<br />

Multimediashow für die ganze Familie<br />

nach dem Roman „Jule und ein Herz voll<br />

Licht“. Aula Böddinghausen<br />

Eintritt 8,90 Euro (online)<br />

www.stadtschatten.de


FRISCHES<br />

GRÜN UND<br />

WARMER<br />

Von Wolfgang Teipel<br />

PUNSCH<br />

Weihnachtsbaum-Kauf wird zum<br />

Wochenend-Trip<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

Waffeln und Glühwein, Kakao und Kunsthandwerk. Der<br />

Kauf eines Weihnachtsbaumes ist längst zum Event<br />

geworden. Baumkulturen und Bauernhöfe werden im<br />

Advent zum winterlichen Ausflugsziel. Die <strong>Komplett</strong>-<br />

Redaktion sah sich um, wo der Baumkauf zum<br />

kompletten Erlebnis wird.<br />

Beim Weihnachtsbaum-Verkauf auf dem Hof Lösse ist<br />

das Motto „Holz“. An den vier Adventswochenenden<br />

hat das Holzlädchen in einer alten Werkstatt<br />

geöffnet. Die lebensgroßen Krippenfiguren sind aus<br />

Holzstämmen gesägt. Auf die Besucher warten zudem<br />

ein Adventscafe mit gemütlicher Atmosphäre und ein<br />

Grill, auf Wildschweinwürstchen bruzzeln. Wer einen<br />

ausgefallen Baum fürs Fest sucht, ist hier auch richtig.<br />

Beim Hofverkauf gibt es besondere Sorten.<br />

www.loesse-jungferngut.de<br />

Eine „rundum Wohlfühlatmosphäre“ verspricht<br />

Matthias Müller am 2. bis 4. Adventswochenende auf<br />

dem Hof in Altenaffeln. Neben einer breiten Palette<br />

von Weihnachtsäumen können Besucher zwischen<br />

süß und herzhaft beim Speiseangebot wählen. In der<br />

Scheune gibt es Würstchen, Leberkäse, Kaffee, Kuchen,<br />

Waffeln. Kinder können kostenlos ihr Stockbrot selbst<br />

am offenen Feuer backen und sind so gut beschäftigt,<br />

wenn die Großen klönen oder feiern.<br />

www.weihnachtsbäume-müller.de<br />

Der letzte Winter war so mild,<br />

dass dieser Weihnachtsbaum<br />

tatsächlich mit dem offenen<br />

Cabriolet abgeholt wurde.<br />

Kaffee, Kakao stehen auf der Speisekarte. Drumherum<br />

gibt es etliche Stände mit Schmuck, Deko-Artikeln und<br />

Kunsthandwerk aus der Region.<br />

www.fewo-belkenscheid.de<br />

Lagerfeuer-Romantik bietet die Waldjugend auf dem<br />

Hof Fischer in Meinerzhagen. Dazu ist am Wochenende<br />

vor Weihnachten ein kleines Programm geplant. Zur<br />

Auswahl an Weihnachtsbäumen gibt es Waffeln und<br />

Würstchen.<br />

Meinerzhagen, Volmehof 1, Tel. 02354 - 2263<br />

44<br />

Bäume kaufen oder selbst schlagen, auf jeden Fall<br />

richtig gut gehen lassen können es sich Besucher in<br />

Kierspe-Belkenscheid. Der Weihnachtsmarkt der Familie<br />

Gelzhäuser, am 3. und 4. Adventswochenende ist für<br />

viel Kult. Waffeln, Wildschein-Würstchen, Schnittchen<br />

mit Hausmacher Blut- und Leberwurt, Glühwein,<br />

Der Baumverkauf startet zum 1. Advent. Kurz vorm<br />

Fest bietet Baumschulen Wiesemann in Neuenrade<br />

diesmal auch eine Verkostung von Feinkost. Kunden<br />

können den Baum beim Glühwein und Verpflegung<br />

aussuchen.<br />

baumschulen-wiesemann.de


Getopfte Bäume für weihnachtliche Deko, aber auch<br />

Bäume selber schlagen bietet der Tannen-Hof Teipel in<br />

Plettenberg – nach telefonischer Anmeldung. Grilllgut,<br />

Glühwein und Waffeln warten auf Besucher an den<br />

Hof-Aktionstagen am 3. und 4. Adventswochenende.<br />

www.tannen-teipel.de<br />

„Die ganze Palette“ bietet der Hof Crone in Werdohl-<br />

Dösseln, wenn es um Weihnachtsbäume geht. Und<br />

einen Glühwein gibt es auch immer. Der Verkauf ab<br />

Hof läuft in der gesamten Adventszeit.<br />

• Tipps, worauf man beim Kauf achten sollte und wie<br />

der Baum frisch bleibt:<br />

www.weihnachtsbaumerlebnis.de<br />

Ihr kompetenter Partner im Bereich Holzbau- und Dacharbeiten<br />

GmbH<br />

Holzbau - Bedachung - Innenausbau<br />

Auf dem Stahl 12 · 58840 Plettenberg<br />

Tel. 0 23 91/13 444 · www.zimmerei-kahl.de<br />

45


„<strong>DAS</strong> IST MEIN WEG“<br />

Heike Reininghaus‘ Lieder machen Mut<br />

von Martin Büdenbender<br />

46<br />

Oben in Werdohl-Pungelscheid, im<br />

Haus am Repkering 16, bin ich zu<br />

Gast bei Familie Reininghaus. Ein<br />

milder Spätsommertag lädt zum gemütlichen<br />

Plausch auf der Terrasse<br />

ein. Doch nach ein paar Minuten findet<br />

sich die fröhliche Runde im Keller<br />

wieder. Dort hat Hannelore Reininghaus<br />

ihr Musikzimmer. Dutzende<br />

Fotos an den holzvertäfelten Wänden<br />

erinnern an tausend schöne Erlebnisse.<br />

Rechts steht ein Klavier, links die<br />

Gitarre, überall liegen Notenblätter,<br />

und spielbereit auf einem Tisch steht<br />

die Zither. Gemeinsam mit Tochter<br />

Heike und Schwiegersohn Jürgen<br />

wird spontan musiziert.<br />

Zugegeben, die kleine Hausmusik<br />

kam nicht wirklich so spontan zustande.<br />

Die Situation war inszeniert,<br />

extra für ein Foto für das <strong>Komplett</strong>-<br />

Magazin. Aber aus der Luft gegriffen<br />

ist sie nicht: „In unserer Familie<br />

hat Musik immer eine große Rolle<br />

gespielt“, versichert Heike Reininghaus.<br />

Allen voran ihre Mutter Hannelore,<br />

aber auch Vater, Schwester und<br />

Schwager, jeder spielt ein Musikinstrument<br />

oder singt.<br />

Während Hannelore Reininghaus<br />

durch zahllose Auftritte mit ihrer Zither<br />

in und rund um Werdohl bekannt<br />

ist, hat sich ihre Tochter noch<br />

nicht so sehr ins Bewusstsein der<br />

Sauerländer gespielt. Doch das liegt<br />

nur daran, dass sie ihren Lebensraum<br />

schon mit 18 Jahren ins hessische<br />

Bad Nauheim verlegt hat. Wie<br />

es dazu kam, erzählt Heike Reininghaus<br />

- bei aller Tragik - offen und<br />

ohne Umschweife.<br />

Als erst Fünfjährige wurde bei ihr Diabetes<br />

Typ 1 diagnostiziert, damals<br />

noch mehr als heute eine schreckliche<br />

Diagnose. Dass die Krankheit<br />

nicht nur eine verringerte Lebenserwartung<br />

bedeutet, sondern auch andere<br />

Konsequenzen hat, wurde ihr<br />

als junge Frau bitter bewusst. „Auf<br />

der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />

wurde ich damals weniger nach<br />

meinen schulischen Leistungen bewertet<br />

und nicht nach meinen Neigungen<br />

und Interessen gefragt. Vielmehr<br />

drehte sich alles um das Thema<br />

Diabetes und Gesundheit.“ Einen<br />

Ausbildungsplatz fand sie nicht. Heike<br />

Reininghaus fühlte sich ausgegrenzt<br />

und benachteiligt.<br />

Oft lassen Schicksalsschläge Menschen<br />

resignieren. Aber genauso oft<br />

sind sie auch Impulsgeber und setzen<br />

Energien frei. Heike Reininghaus<br />

zählt zu den Kämpfern. Sie ließ sich<br />

damals nicht entmutigen. In einem<br />

offenen Brief wandte sie sich empört<br />

an den damaligen Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl. „Jeder bekommt<br />

seinen Ausbildungsplatz, hatte er in<br />

seinen Wahlreden versprochen. Und<br />

einen Ausbildungsplatz habe ich in<br />

dem Brief auch gefordert.“


Vom Bundeskanzler kam keine Antwort.<br />

Doch das offene Schreiben fand<br />

seinen Weg in ein Fachmagazin zum<br />

Thema Diabetes und wurde von Dr.<br />

Bernt Kampmann, dem Leiter der Diabetes-Klinik<br />

in Bad Nauheim gelesen.<br />

Der zeigte sich beeindruckt von<br />

der Moral der jungen Werdohlerin,<br />

rief an und bot ihr ohne wenn und<br />

aber einen Ausbildungsplatz in seiner<br />

Klinik an.<br />

Oft gezweifelt,<br />

nie verzweifelt<br />

Heike Reininghaus hat in ihrem Leben<br />

oft gezweifelt, ist aber nie verzweifelt.<br />

Sie ist ihren Weg gegangen,<br />

hat in Bad Nauheim 27 Jahre<br />

als medizinisch technische Assistentin<br />

gearbeitet, eine Familie gegründet,<br />

eine Tochter zur Welt gebracht<br />

und groß gezogen. Und in all den<br />

Jahren hat sie mit Leidenschaft musiziert<br />

und gesungen.<br />

Lange Zeit waren ihre Auftritte eng<br />

Hannelore Reininghaus an der Zither. Tochter Heike<br />

und Schwiegersohn Jürgen singen gerne mit.<br />

an ihre Tätigkeit in der Bad Nauheimer<br />

Klinik gebunden. Gesungen hat<br />

sie zunächst auf Weihnachtsfeiern<br />

der Klinik, dann auf Ärzte-Tagungen.<br />

Lieder bekannter Stars hat sie<br />

interpretiert, aber nach und nach immer<br />

häufiger auch eigene Kompositionen<br />

vorgetragen. Musik wurde<br />

für sie dabei zu einem Weg, ihre<br />

Ängste und Hoffnungen mitzuteilen.<br />

In ihren ausdrucksstarken, berührenden<br />

Texte gibt sie viel von sich und<br />

ihren Gefühlen preis. „Am Anfang<br />

waren meine Lieder nicht für fremde<br />

Ohren gedacht.“ Doch als Heike<br />

Reininghaus spürte, was ihre Musik<br />

in anderen Menschen anrührte<br />

und bewegte, nahm sie mit ihrer<br />

Band die erste CD auf. „Das ist mein<br />

Weg“ lautet bezeichnender Weise<br />

der Titel. Ihre einfachen Worte, verpackt<br />

in populäre Musik, berühren so<br />

stark, weil sie von Herzen kommen.<br />

Nichts wirkt unecht oder aufgesetzt,<br />

alles ist authentisch. Mit ihren Liedern<br />

teilt sie sich mit. Sie singt von<br />

Angst, Wut und Verzweiflung, aber<br />

noch mehr von Mut, Hoffnung und<br />

Lebenslust:<br />

„Ich stehe wieder auf und gebe niemals<br />

auf. Ich kämpf‘ für mich, dass<br />

mein Leben nie von Neid und Gier<br />

erstarrt. Ich kämpf‘ für dich, dass du<br />

nie im Nichts das Träumen je verlierst,<br />

dass du in dieser kalten Welt<br />

niemals erfrierst.<br />

Ich schrieb dir dieses<br />

Lied und ich<br />

weiß, du fühlst genauso.<br />

Wir stehen<br />

beide auf und geben<br />

niemals auf.<br />

Kämpf‘ für dich,<br />

dass dein Leben<br />

voller Wärme wird<br />

erfüllt. Kämpf‘ für<br />

die Menschen in<br />

deiner kleinen<br />

Welt. Kämpf‘ für<br />

mich.“<br />

Musik steht jetzt<br />

ganz oben<br />

Vor zwei Jahren ist Heike Reininghaus<br />

in der Klinik Bad Nauheim ausgestiegen<br />

und setzt seitdem ganz<br />

auf die Musik. Ausschlaggebend für<br />

diesen mutigen Schritt war nicht nur<br />

der Plattenvertrag, den ihr ihr Produzent,<br />

Volker Katzmarzcyk (bekannt<br />

als ehemaliges Mitglied der Kultband<br />

Panta Rhei, später Karat) angeboten<br />

hatte. Ausschlaggebend war auch die<br />

Bekanntschaft mit dem Pianisten Jürgen<br />

Kammer. Beide musizieren seit<br />

2005 zusammen und kamen sich<br />

dabei nicht nur musikalisch näher.<br />

Zuletzt ist das inzwischen verheiratete<br />

Paar im Oktober auf Einladung<br />

des kleinen Kulturforums in Werdohl<br />

aufgetreten.<br />

Wer die Gelegenheit, Heike Reininghaus<br />

und ihre Musik kennenzulernen,<br />

nicht nutzen konnte, erfährt im Internet<br />

unter www.reininghaus-band.de<br />

mehr über die sympathische Künstlerin<br />

und ihre gleichnamige Band. Dort<br />

gibt es unter anderem das Musikvideo<br />

zur aktuellen CD „Lizenz zum<br />

Leben“ zu sehen und zu hören. Und<br />

dort wird auch zu lesen sein, wann<br />

die für Ende des Jahres angekündigte<br />

neue CD auf den Markt kommt.<br />

Besser sehen.<br />

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47


<strong>DAS</strong> ZWEITE JA NACH<br />

KRANKHEIT UND SCHMERZEN<br />

Tanja und Stephan Scherweit erneuern zur Rosenhochzeit ihr Eheversprechen –<br />

Pfarrer Uwe Brühl erfüllt diesen Wunsch gerne<br />

Text und Fotos Cristin Schmelcher<br />

„Wenn wir das alles weiterhin gemeinsam überstehen,<br />

sagen wir in zehn Jahren noch einmal JA zueinander“,<br />

schworen sich die Plettenberger Tanja und<br />

Stephan Scherweit damals nach Tanjas schwerer Tumor-OP.<br />

In diesem Jahr setzten sie mit Hilfe von Pfarrer<br />

Uwe Brühl ihr Versprechen in die Tat um und feierten<br />

ihre Rosenhochzeit so - vielleicht sogar noch glücklicher<br />

-, als stünden sie zum ersten Mal gemeinsam vor<br />

dem Altar.<br />

„Wir feiern die Liebe und die Hoffnung“<br />

„Der Krebs war vor der Hochzeit und der Krebs war<br />

nach der Hochzeit“, erklärt Uwe Brühl die Beweggründe<br />

des Paares in seinem Danksagungsgottesdienst mit<br />

Segenszuspruch in der Evangelischen Johanniskirche in<br />

Plettenberg-Eiringhausen. „Wir feiern heute die Liebe,<br />

glauben und hoffen, dass die Liebe Zukunft<br />

haben wird.“ Die Hoffnung, dass Belastendes<br />

und Negatives abnimmt, wolle gelebte<br />

Hoffnung sein, deren Fundament ein gegründeter<br />

Glaube sein dürfe. Ein erneutes JA<br />

will er dabei von den Liebenden nicht hören,<br />

ein Kuss nach der Segnung gehört aber<br />

schon dazu.<br />

„Ich war überhaupt nicht aufgeregt bis wir<br />

vor der Kirche standen, von da an war alles<br />

wie in einem Tunnel“, erzählt Stephan Scherweit<br />

im Gespräch mit <strong>Komplett</strong>. „20 Jahre Beziehung<br />

rattern einem auf einmal durch den Kopf mit vielen<br />

schönen, aber auch negativen Emotionen“, so Ehefrau<br />

Tanja. Einige Angehörige, wie Tanjas Mutter, empfinden<br />

während des Gottesdienstes ebenfalls noch einmal so<br />

einige gemeinsame Ängste mit. Uwe Brühl beschreibt<br />

die Schritte zum Altar als bewegende 25 Meter: „Hier<br />

reflektiert man die Dinge anders, als man damit im<br />

Alltag umgeht.“<br />

Tanja und Stephan erlebten gemeinsam Jahre mit vielen<br />

glücklichen Momenten, aber auch vielen negativen<br />

Ereignissen. Von 1996 bis 2004 muss das Paar mehrere<br />

Fehlgeburten verkraften. 2004 heiraten die beiden<br />

standesamtlich. Nach der Geburt und Taufe des Sohnes<br />

Sebastian im Jahre 2005 lassen sich der Maschineneinrichter<br />

und die Büroangestellte 2006 während Tanjas<br />

Bewegende 25 Meter zum Altar<br />

48


schwerer Krankheit von Pfarrer Fuchs in der Böhler Kirche<br />

trauen. Nach der Diagnose einer schweren Nervenkrankheit,<br />

die Lähmungen verursacht, und einer ersten<br />

Tumor-OP kommt zwei Tage nach der Hochzeit die<br />

Nachricht einer notwendigen Total-OP. Vor der Narkose<br />

geben sich die Vermählten das Versprechen, ihr Ja-<br />

Wort nach zehn Jahren zu wiederholen. Sie bleiben leider<br />

auch in den folgenden Ehejahren nicht von Unfällen<br />

und weiteren schweren Krankheiten, wie zum Beispiel<br />

drei geplatzten Bandscheiben, verschont.<br />

„Die beste Entscheidung unseres Lebens“<br />

Weihnachten 2015 erinnert Stephan Tanja an ihr einstiges<br />

Versprechen und gemeinsam mit Pfarrer Brühl<br />

beginnen sie mit den Planungen für diesen besonderen<br />

Tag. Das Ehepaar kennt den Pfarrer schon sehr lange<br />

und schätzt u.a. seine jährlichen Weihnachtsgottesdienste:<br />

„Er ist offen, ehrlich, hört zu und lebt Kirche so,<br />

wie wir uns das vorstellen.“ So erklärt Uwe Brühl sich<br />

schnell zu diesem nicht alltäglichen Anliegen bereit. Er<br />

freut sich, dass die beiden Gott danken und dieses mit<br />

vielen Menschen teilen möchten.<br />

Einige Tränen werden nicht nur während des Gottesdienstes,<br />

sondern auch noch vor der Kirche vergossen,<br />

als die frisch Gesegneten von Tanjas Kinder- und Jugendtanzgruppen<br />

des Skiclubs Oestertal gesanglich begrüßt<br />

werden. Im Anschluss daran gibt es eine ausgelassene<br />

Scheunenfeier auf dem idyllisch gelegenen<br />

Wohnsitz der beiden Plettenberger.<br />

„Es war keine spontane Idee, sondern ein langes Versprechen,<br />

mit Sicherheit aber die beste Entscheidung<br />

unseres Lebens, diesen Tag für uns so zu gestalten“,<br />

erinnern sich der 39-Jährige und die 41-Jährige jetzt<br />

an ihre Rosenhochzeit zurück. Der Pfarrer freute sich<br />

zudem über die Kollekte, die der Umgestaltung des<br />

Spielplatzes des Evangelischen Familienzentrums in der<br />

Reichsstraße zugute kommt.<br />

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49


50<br />

Das Psalterium oder der Psalter, ein mittelalterliches<br />

Musikinstrument, ist heute kaum noch bekannt. Die<br />

Plettenberger Holzbildhauerin Ute Langhans, in Kreisen<br />

der Kunsthandwerker besser unter ihrem Mädchennamen<br />

Weniger (ute.weniger@gmx.de) bekannt, trägt<br />

dazu bei, dass dieses historische Instrument nicht völlig<br />

in Vergessenheit gerät. In ihrer Werkstatt in Ohle<br />

schnitzt sie nicht nur kunstvolle Figuren, Broschen oder<br />

andere Schmuckstücke aus Holz, seit ein paar Jahren<br />

baut sie auch Psalter.<br />

Eine Zarge aus Harthölzern, Boden und Decke aus fein<br />

gemasertem Fichtenholz, vier Dutzend Cembalowirbel,<br />

ein Steg für die Spannung der Saiten und eine feingliedrig<br />

geschnitzte Rosette aus dünnem Sperrholz, die das<br />

Schallloch verziert, das alles fügt sie zu einem kunstvollem<br />

Musikinstrument zusammen. Für den richtigen<br />

Klang sorgt Ute Wenigers Mutter Christine. Sie stimmt<br />

das fertige Musikinstrument, bevor es seinem neuen Besitzer<br />

übergeben wird.<br />

Wie kommt eine junge Plettenbergerin auf die Idee, einen<br />

Psalter zu bauen? „Den Anstoß hat im Grunde meine<br />

Mutter gegeben“, erzählt Ute Weniger.<br />

Ute Weniger baut historische<br />

Musikinstrumentet von Martin Büdenbender<br />

„Sie musiziert leidenschaftlich gerne und spielt viele<br />

Musikinstrumente. Vor etwa 12 Jahren hat sie beim<br />

Heilbronner Musikinstrumentenbauer Rainer Pauly einen<br />

Psalter gekauft. Beim Kauf des Instrumentes ist es<br />

aber nicht geblieben. Zu Rainer Pauly und zu seiner<br />

Gattin Edith entwickelte sich damals schnell ein freundschaftliches<br />

Verhältnis. Meine Mutter ist mit den Beiden<br />

auf Handwerkermärkte gefahren und half beim Verkauf<br />

der Musikinstrumente. Bald schon hat man sich gegenseitig<br />

besucht, und so habe auch ich Rainer Pauly kennengelernt.“<br />

Was ein Musikinstrumentenbauer in seiner Werkstatt so<br />

alles treibt, interessierte die junge Tischlergesellin natürlich<br />

brennend. Für traditionelle Handwerkskünste hatte<br />

ihr Herz schon immer geschlagen. 2008 absolvierte<br />

sie daher bei Rainer Pauly ein erstes Praktikum. Weitere<br />

Praktika folgten. Und schließlich hat sie dann ihr erstes<br />

eigenes Psalter gebaut.<br />

Die Freundschaft der Familien hat bis heute Bestand.<br />

Edith Pauly war zuletzt im Sommer in Plettenberg zu<br />

Besuch. Rainer Pauly ist vor wenigen Jahren verstorben.<br />

Einen Teil seiner Werkzeuge hat Ute Weniger übernommen<br />

und setzt sie im Sinne ihres Mentors zum Bau von<br />

Musikinstrumenten ein. Neben dem Bau von Psaltern<br />

legt sie auch bei den mittelalterlichen Drehleiern Hand<br />

an. „Die baue ich nicht selber, sondern verziere im Auftrag<br />

die Radabdeckung und den Tangentendeckel mit<br />

meinen Schnitzereien.“


Die von Ute Weniger kunstvoll verzierte Drehleier ist das Schmuckstück im Musikzimmer ihrer Mutter.<br />

Psalter klingt gezupft dem Harfenspiel ganz ähnlich.<br />

Was Ute Weniger baut, ist eine Sonderform des<br />

Psalters, ein Streichpsalter, das erst im 20. Jahrhundert<br />

entwickelt wurde. Ebenso wie beim normalen<br />

Psalter sind eine Reihe von Saiten über einen hölzernen<br />

Resonanzkasten gespannt. Die Saiten werden<br />

jedoch nicht gezupft, sondern mit einem Bogen<br />

gestrichen.<br />

Die Rosette wird für das<br />

Schallloch einer Psalter zieren.<br />

Eine Drehleier fehlt selbstverständlich auch nicht in der<br />

Instrumentensammlung von Mutter Christine Weniger.<br />

Auf der Kommode im Musikzimmer nimmt sie einen<br />

Ehrenplatz ein.<br />

Info: Was ist ein Psalter?<br />

Das Wort Psalter hat gleich mehrere Bedeutung:<br />

Psalter steht für das Buch der Psalmen. Psalter ist<br />

aber auch der Name für das heute kaum noch bekannte<br />

mittelalterliche Musikinstrument. Die Namensgleichheit<br />

erklärt sich, wenn man weiß, das<br />

die Pslamen, die Loblieder auf Gott, schon vor Jahrtausenden<br />

von Harfenspiel bekleidet wurden. Der<br />

So sieht ein fertiger<br />

Psalter aus<br />

51


Die Kombination von betrieblicher Ausbildung und Studium,<br />

das Duale Studium, erfreut sich größer werdender<br />

Beliebtheit sowohl bei den Auszubildenden als auch bei<br />

den Unternehmen. Die verhältnismäßig wenigen Ausbildungsstellungen<br />

werden stark nachgefragt. Dieser<br />

Ausbildungsweg ist höchst anspruchsvoll. Die Verantwortlichen<br />

in den Betrieben suchen daher die besten<br />

Bewerber/-innen dafür aus. Nach erfolgreichem Abschluss<br />

haben sie sehr gute Aufstiegschancen. Aber nicht<br />

jede/r kommt mit der intensiven Beanspruchung durch<br />

Ausbildung, Berufsschule und Hochschule klar, wie das<br />

<strong>Komplett</strong>-Magazin anhand von Beispielen erzählt.<br />

„ES WAR EINFACH ZUVIEL“ -<br />

DUALES STUDIUM LÄSST WENIG<br />

FREIRAUM FÜR PRIVATES<br />

Erfolg hängt auch von Unterstützung im Unternehmen ab<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

Viereinhalb Jahre fast ohne Freizeit. Montags bis freitags<br />

arbeiten oder in die Berufsschule gehen, jeden<br />

zweiten Samstag zur Hochschule. Dauerstress. Und bei<br />

Fragen „ist man auf sich gestellt“, bilanziert Michael<br />

(22)* . Er hatte 2013 eine Ausbildung zum Industriekaufmann<br />

begonnen und gleichzeitig an der Fachhochschule<br />

(FH) Südwestfalen in Hagen Betriebswirtschaft<br />

(BWL) studiert. „Ich habe mittendrin abgebrochen“,<br />

sagt er. Grund: „Es war einfach zu viel.“<br />

Kehrseite“, sagt er und findet, dass die FH „nicht auf<br />

diese Kundschaft eingestellt ist. Es wird alles schnell<br />

abgefertigt.“<br />

Strammer Fahrplan<br />

52<br />

Denn: nach der Arbeit mussten noch Lernbriefe der FH<br />

durchgearbeitet werden. Freizeit, Freunde – Fehlanzeige.<br />

„Zirka 50 Prozent haben abgebrochen“, schätzt<br />

Michael und blickt zurück: „Manchmal war das mit den<br />

Klausuren nicht zu schaffen.“ Er hatte in einem mittelständischen<br />

Betrieb gearbeitet. Unterstützung für<br />

das Nebeneinander von Ausbildung und Studium gab<br />

es nicht, bilanziert er. „Es wird immer beworben, wie<br />

schön das Verbundstudium ist, man vergisst aber die<br />

Ein positiveres Fazit seiner Ausbildung zieht Martin<br />

*(23). Parallel zur Ausbildung zum Industriekaufmann<br />

hat er BWL an einer privaten Hochschule studiert. Das<br />

Programm: in eineinhalb statt drei Jahren zum Industriekaufmann.<br />

Drei Jahre dauerte es noch bis zum Bachelor<br />

in BWL. „Die haben sich spezialisiert auf das berufsbegleitende<br />

Studium“, erläutert Martin mit Blick auf die<br />

Privat-Akademie.<br />

Aber auch hier gab es einen strammen Fahrplan, der<br />

kaum Raum für Freizeit oder Privates lässt: montags<br />

bis donnerstags im Betrieb, freitags Berufsschule bis 13<br />

Uhr, danach Studium bis 17 Uhr. Dazu jeden Samstag<br />

von 8 bis 15 Uhr Hochschule. „In Klausurphasen ging


es sieben Tage durch“, erinnert sich Martin. Immerhin<br />

erhielt er Unterstützung von dem großen mittelständischen<br />

Unternehmen, das ihn eingestellt hatte. Nach<br />

der Ausbildung bekam er einen 3/5 Vertrag als Industriekaufmann.<br />

Das hieß von montags bis mittwochs im<br />

Betrieb arbeiten, den Rest der Woche Zeit fürs Studium.<br />

Spritgeld für die Fahrt zur Hochschule gab es und er<br />

musste nur die Hälfte der Studiengebühren zahlen. Da<br />

waren dann jeden Monat 130 Euro fällig.<br />

Erfahrung: Besser nacheinander<br />

Schon beim Vorstellungsgespräch hat das Unternehmen<br />

Martin auf die stressige Ausbildung hingewiesen. „Duale<br />

Studienplätze sind extrem begehrt“, weiß der Betriebswirtschaftler<br />

aus seinem Umfeld. Alle, die er aus<br />

dem Betrieb kennt, haben die Ausbildung trotz Doppelbelastung<br />

durchgezogen. „Es geht viel Zeit drauf“,<br />

bilanziert er. Obwohl er sich durchgebissen und beide<br />

Abschlüsse geschafft hat, würde auch Martin es in der<br />

Rückschau anders machen: „Erst die Ausbildung und<br />

dann das Studium anhängen“, sagt er. Da könne man<br />

sich mit der Ausbildung mehr Zeit lassen. Die Entscheidung<br />

gut im Betrieb, in der Schule und im Studium zu<br />

sein oder auch noch ein soziales Leben zu haben, falle<br />

dann nicht so krass aus. „Man muss abwägen, ob es<br />

einem das wert ist“.<br />

Viele, die abbrechen<br />

„Es viel besser, wenn man Praxis dabei hat und mehr<br />

versteht“, favorisiert auch Jessica M. (20) die Doppelstrategie.<br />

Auch sie hat erst studiert, dann zusätzlich<br />

eine Ausbildung begonnen. Vor Klausuren wird sie bis<br />

zu drei Tage freigestellt, um sich vorbereiten zu können.<br />

Aber: beide junge Frauen haben auch beobachtet, dass<br />

etliche das Studium abbrechen. „Man sieht es an den<br />

Parkplätzen, die werden leerer“, sagt Magdalena F. Sie<br />

schätzt, dass von den 120 Studenten, die mit ihr angefangen<br />

haben, noch etwa 80 dabei sind, also ein Drittel<br />

das Studium bereits geschmissen hat.<br />

Martin bemängelt, dass die Chancen ungleich verteilt<br />

sind. Wer Unterstützung vom Betrieb erfährt, hat es<br />

deutlich leichter. Im <strong>Komplett</strong>-Gespräch raten alle, eine<br />

Ausbildung mit Studium möglichst nur dort zu beginnen,<br />

„wo Betriebe Erfahrung mit dem Modell haben.“<br />

Zudem seien gesetzliche oder tarifliche Regelungen nötig,<br />

meint Martin, der sich auch als Jugend- und Ausbildungsvertreter<br />

engagiert hat.<br />

Für Michael hat der Studienabbruch zu einer völligen<br />

Neuorientierung geführt. Er ist inzwischen im IT-Bereich<br />

unterwegs und froh, „etwas Praktisches“ gefunden zu<br />

haben. Späteres Studium nicht ausgeschlossen.<br />

* Namen von der Redaktion geändert<br />

„Es ist machbar, wenn man die nötige Motivation hat<br />

und die Unterstützung durch die Firma“, sagt Magdalena<br />

F. (29). Sie hatte zuvor ein Semester Maschinenbau<br />

studiert, sich dann, wegen des Praxisbezugs für die<br />

duale Ausbildung entschieden. Ihr Ausbildungsbestrieb<br />

hat Erfahrung mit jungen Leuten, die beides machen,<br />

Ausbildung und Studium. „Wenn ich viel aufzuarbeiten<br />

habe, kann ich mich auch mal in ein leeres Büro setzen<br />

und lernen“, sagt Magalena F.<br />

• Fast jeder vierte Studierende an der Fachhochschule<br />

Südwestfalen (FH) ist Verbundstudent (24 %).<br />

• In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Verbundstudenten<br />

deutlich angestiegen.<br />

• Zu den Abbrecherquoten liegen keine offiziellen Zahlen vor.<br />

• Für einen Studienabbruch werden persönliche oder<br />

berufliche Gründe angeführt, die mit der für das<br />

Studium verfügbaren Zeit zusammenhängen. Hinzu<br />

kommen mangelnde Vorkenntnisse oder Erwartungen,<br />

die sich nicht erfüllt haben.<br />

• Verbundstudiengänge werden seit 20 Jahren an der<br />

FH angeboten.<br />

• Der Anteil der Selbststudienabschnitte beträgt etwa<br />

70 Prozent, 30 Prozent entfallen auf Präsenzveranstaltungen<br />

an der FH.<br />

• Weitere Informationen:<br />

– FH Südwestfalen: www4.fh-swf.de/de/home/<br />

studieninteressierte/beruf_studium<br />

duales_studium.php<br />

– Verbundstudium allgemein: www.verbundstudium.de<br />

– Information und Beratung: www.ifv-nrw.de<br />

53


DISZIPLIN IST UNBEDINGTE<br />

VORAUSSETZUNG<br />

Von Bernhard Schlütter<br />

Seit vier Jahren bietet die Vereinigte Sparkasse im Märkischen<br />

Kreis die Kombination Ausbildung und Duales Studium<br />

an. Lisa Arndt war im Jahr 2012 die erste Auszubildende,<br />

die diesen Weg einschlug. Acht Semester später<br />

hat die 24-jährige Neuenraderin nicht nur ihren Bachelor<br />

of Science in der Tasche, sondern auch die Abschlüsse als<br />

Bankkauffrau und Sparkassenbetriebswirtin.<br />

„Lernen und studieren.“ Nach diesem Motto hatte die<br />

leistungsstarke Abiturientin und besonders engagierte<br />

Auszubildende die Möglichkeit erhalten, bereits während<br />

der Ausbildung ein Studium an der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

in Bonn zu beginnen. Anfang des<br />

zweiten Ausbildungsjahres nahm sie das Studium zum<br />

Bachelor of Science auf. Nach dem Ende der Ausbildung<br />

zur Bankkauffrau absolvierte sie im Rahmen des dualen<br />

Studienprogrammes die sparkasseninterne Weiterbildung<br />

zur Sparkassenbetriebswirtin an der Sparkassenakademie<br />

NRW in Münster und erwarb damit im April 2015 ihren<br />

zweiten berufsqualifizierenden Abschluss.<br />

Das Bachelor-Studium durchlief Lisa Arndt parallel dazu<br />

an der Sparkassenhochschule (University of Applied Sciences)<br />

in Bonn. „Das ist eine Mischung aus Fernstudium<br />

und Online-Campus“, berichtet sie. „Ein bis zwei Tage pro<br />

Fach und Semester werden Vorlesungen in Bonn gehalten.<br />

Gelernt wird zu Hause. Die Prüfungen werden als<br />

Zentralklausuren geschrieben.“ Ein hohes Maß an Disziplin<br />

und den Verzicht auf manches Freizeitvergnügen nennt<br />

die junge Frau als Voraussetzungen für den erfolgreichen<br />

Abschluss dieses anspruchsvollen Ausbildungsweges.<br />

Lisa Arndt ist die erste Auszubildende<br />

mit Dualem Studienabschluss der<br />

Vereinigten Sparkasse Märkischen Kreis<br />

Nur die Besten werden ausgewählt<br />

„Wir wählen leistungsfähige junge Leute mit sehr gutem<br />

Abitur aus“, erklärt Daria Hein, bei der Sparkasse<br />

MK zuständig für die<br />

Personalentwicklung,<br />

dass „nur die Besten“<br />

den Zuschlag für ein<br />

Duales Studium bekommen.<br />

Zuvor durchlaufen<br />

sie einen Eignungstest<br />

im Assessment Center<br />

zur Potenzialanalyse für<br />

ein Studium an der S-<br />

Hochschule. Dazu gehören Persönlichkeitstests, Führen<br />

von Verkaufs- und Mitarbeitergesprächen und Leitung<br />

einer Projektrunde. „Das sind auf jeden Fall völlig ungewohnte<br />

Situationen für eine junge Auszubildende“,<br />

erinnert sich Lisa Arndt. Ihre Erfahrungen mit dem Dualen<br />

Studium gibt sie an die heutigen Auszubildenden<br />

der Sparkasse MK weiter und informiert z.B. auf Ausbildungsmessen<br />

interessierte Schüler/-innen. „Mit meinem<br />

Wissen von heute würde ich das Studium etwas<br />

anders organisieren. Man bekommt gerade am Anfang<br />

unwahrscheinlich viel Input.“<br />

Die Vorteile des Studiums parallel zur betrieblichen Ausbildung<br />

und zur Berufsschule werden am Beispiel von<br />

Lisa Arndt offensichtlich: Obwohl sie erst im April dieses<br />

Jahres das Studium zum Bachelor of Science beendet<br />

hat, ist sie seit über einem Jahr als Kundenberaterin<br />

im Marktbereich Plettenberg eingesetzt. Lob erhält sie<br />

auch von ihrem Chef: „Wir sind stolz auf die Leistungen<br />

von Frau Arndt“, betont Kai Hagen, Vorstandsvorsitzender<br />

der Sparkasse MK. „Wir sind gleichzeitig überzeugt<br />

davon, dass unsere Kunden vom hohen Ausbildungsniveau<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren.“<br />

„Für Frau Arndt ist mit dieser Ausbildung ihre Karriere<br />

vorprogrammiert“, weiß Tomislav Majic, Marketingleiter<br />

der Sparkasse MK. Diszipliniertes Lernen und Verzicht<br />

auf Freizeit zahlen sich für Lisa Arndt also aus. Und<br />

sie lernt weiter: im Master-Studiengang Finance and<br />

Accounting an der Hochschule für Ökonomie und Management<br />

in Dortmund.<br />

54


KARRIERESPRUNG BLEIBT OFT<br />

NUR EIN TRAUM<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

Gewerkschaften wollen Regelungen für<br />

Verbundstudenten<br />

Ein Verbundstudium erscheint attraktiv. Allein an der<br />

Fachhochschule Südwestfalen ist die Zahl der Verbundstudenten<br />

in den vergangenen fünf Jahren um rund 68<br />

Prozent auf 2450 angestiegen. Gleichzeitig gibt es auch<br />

viele, die das Studium aufgeben. Über steigende Studentenzahlen,<br />

Risiken, Chancen und Belastungen sprach<br />

Rüdiger Kahlke mit Fabian Ferber, bei der IG Metall im<br />

Märkischen Kreis für Jugend und Ausbildung zuständig.<br />

Das Verbundstudium wird als<br />

Karrieresprungbrett angesehen.<br />

Ferber: Unternehmen versuchen<br />

damit Abiturienten in den Betrieben<br />

und in der Region zu halten.<br />

Es werden Karriereversprechen<br />

gemacht, das ist für einige verlockend.<br />

Was ist da dran?<br />

Ferber: Das ist eine Chance. Es gibt aber auch Betriebe,<br />

die stellen bis zu zehn Verbundstudenten pro Jahr ein.<br />

Soviel Plätze gibt es später in der Führungsebene nicht.<br />

Manche arbeiten dann als Facharbeiter oder Industriekaufmann<br />

weiter. Da ist erstmal nichts mit großer Karriere.<br />

Die Belastung durch Ausbildung oder Berufstätigkeit<br />

und gleichzeitigem Studium ist groß, grenzt das an<br />

Selbstausbeutung?<br />

Ferber: Ja, vielfach haben die jungen Menschen keine<br />

Zeit mehr für sich selbst. Es ist gut, wenn man Zeit hat<br />

auch das Leben rechts und links des Wegs kennen zu<br />

lernen.<br />

Wer im Verbund studiert gilt als belastbar. Erhöht das<br />

auch die Job-Chancen?<br />

Ferber: Je nach Vertrag müssen sie ein paar Jahre im<br />

Unternehmen bleiben oder Studienkosten zurückzahlen.<br />

Sie bleiben auch oft im Betrieb, weil die Ausbildung<br />

zu spezifisch ist. Unternehmen haben dazu noch<br />

den Mehrwert, weil durch die Arbeiten der Studenten<br />

Abläufe optimiert werden können. Schon im Studium<br />

werden qualifiziertere Tätigkeiten ausgeübt, aber nicht<br />

immer auch bezahlt. Je nach Hochschule ermöglicht der<br />

Abschluss auch kein aufbauendes Masterstudium. Darüber<br />

muss man sich im Vorfeld klar sein.<br />

Verbundstudenten haben eine besondere Stellung.<br />

Ist die Vertretung durch Betriebsräte und Gewerkschaften<br />

angemessen?<br />

Ferber: Regelungen sind über Betriebsvereinbarungen<br />

zu treffen. Wir versuchen Betriebsräte fit zu machen für<br />

diese Probleme. So kann das duale Studium (Ausbildung<br />

und Studium, die Red.) auch genutzt werden, die<br />

tariflich garantierte Übernahme nach der Ausbildung<br />

zu umgehen. Die IG Metall hat die Aktion „modern bilden“<br />

gestartet. Wir wollen, dass dual Studierende mit<br />

Auszubildenden gleichgestellt werden und drängen auf<br />

eine Modernisierung des Berufsbildungsgesetzes. Als<br />

IG Metall bieten wir verstärkt Hilfen und Beratung an.<br />

Mit einer Impulstagung „Duales Studium“ Mitte Oktober<br />

haben wir eine Plattform angeboten, auf der sich dual<br />

Studierende austauschen und vernetzen können.<br />

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Budgets im Haushalt 2017 auf 50 Mio. €<br />

- <strong>2016</strong> waren es nur 15 Mio. € -<br />

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mechanischer Sicherungseinrichtungen (bzw.)<br />

von Überfall­ und Einbruchmeldeanlagen des<br />

Landeskriminalamtes NRW aufgenommen.<br />

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55


GAH ALBERTS STELLT WEICHEN<br />

Neues Logistikzentrum eine Investition in den Standort Herscheid – Alexander<br />

Alberts führt Familienunternehmen in fünfter Generation weiter<br />

Das Unternehmen GAH Alberts stellt Weichen für die<br />

Zukunft an seinem Stammsitz in Herscheid-Grünenthal.<br />

Zum einen konnte Firmenchef Dietrich Alberts bekannt<br />

geben, dass sein Sohn Alexander im nächsten Jahr ins<br />

Unternehmen eintritt und GAH Alberts damit in der<br />

fünften Generation ein inhabergeführtes Unternehmen<br />

bleibt. Zum anderen wurde das neue Logistikzentrum im<br />

Industriegebiet Friedlin pünktlich fertiggestellt. Mit dem<br />

Neubau tätigte GAH-Alberts eine weitere große Investition<br />

zur Zukunftssicherung an seinem Hauptstandort.<br />

In den neuen Hallen im Industriegebiet Friedlin wird das<br />

komplette Gartensortiment von GAH Alberts gelagert<br />

und kommissioniert. „Das hat ausschließlich Vorteile. Wir<br />

Ihr Urlaub ist<br />

unsere Leidenschaft!<br />

Foto Carsten Engel<br />

haben einen Abholstandort, vermeiden doppelte Lagerhaltung<br />

und werden dadurch effektiver“, zählt Dietrich<br />

Alberts auf. Bisher war das umfangreiche Gartensortiment<br />

auf zwei Standorte in Herscheid und Lüdenscheid<br />

aufgeteilt.<br />

Nach einjähriger Bauzeit wurde der 7200 Quadratmeter<br />

große Gebäudekomplex fertiggestellt. Drei Hallenschiffe<br />

wurden errichtet, die vielfach nutzbar sind. Darüber<br />

hinaus seien noch Flächenreserven vorhanden, die<br />

Platz für zukünftiges Wachstum geben würden, erklärt<br />

Dietrich Alberts.<br />

Die neue Anlage umfasst neben Lagerfläche auch Büros<br />

und Sozialräume, Parkplätze für die Belegschaft und<br />

entsprechende Abstell- und Rangierplätze für LKW. Die<br />

frei werdenden Flächen der anderen Halle wird GAH Alberts<br />

für das stetig wachsende Sortiment an Profilen und<br />

Blechen nutzen.<br />

Petra, Dietrich (rechts) und Alexander Alberts<br />

Foto: Bernhard Schlütter<br />

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Zur Feier der Fertigstellung des Logistikzentrums waren<br />

die GAH-Mitarbeiter und ihre Familien, Mitarbeiter der<br />

am Bau beteiligten Unternehmen sowie Geschäftspartner<br />

eingeladen worden. Das Forum der gut 1000 Gäste<br />

nutzte Dietrich Alberts, um den Eintritt seines Sohnes ins<br />

Unternehmen bekannt zu geben. Alexander Alberts (30)<br />

sammelte in den vergangenen fünf Jahren Praxiserfahrung<br />

bei Procter & Gamble in Frankfurt/Main. „Ich bin<br />

als Category Manager für die Marke Gilette in Deutschland<br />

und Österreich zuständig“, erklärte er im Gespräch<br />

mit <strong>Komplett</strong>-Autor Bernhard Schlütter. Zum 1. September<br />

2017 werde er in der elterlichen Firma anfangen,<br />

seinen Wohnsitz dann in Lüdenscheid nehmen. obs<br />

56


Das Führungsteam der Schröder GmbH mit ihren Ehefrauen auf der feierlichen Gala der<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung im Düsseldorfer Maritim-Hotel.<br />

GROSSER PREIS DES<br />

MITTELSTANDES<br />

Begehrter Preis geht nach Herscheid zur Wilhelm Schröder GmbH<br />

Herscheid. Zum zweiten Mal in Folge<br />

wurde die Wilhelm Schröder GmbH<br />

für den „Großen Preis des Mittelstandes“<br />

nominiert. Und gehört dieses<br />

Jahr zu den Preisträgern aus NRW.<br />

„Schon letztes Jahr waren wir außerordentlich<br />

stolz, als wir neben den<br />

drei Preisträgern als Finalist ausgezeichnet<br />

wurden“, freut sich Kai Oulla,<br />

geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Wilhelm Schröder GmbH. „Dass<br />

wir dieses Jahr den Oskar des Mittelstandes<br />

erhalten haben, ist eine<br />

sehr große Ehre für uns.“ Bundesweit<br />

wurden fast 4800 Unternehmen nominiert.<br />

Die feierliche Auszeichnungsgala der<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung fand am Samstag,<br />

10. September <strong>2016</strong>, im Düsseldorfer<br />

Maritim-Hotel statt. Mehr als<br />

400 Unternehmer und geladene Gäste<br />

nahmen an der Gala im Rahmen<br />

des 22. Wettbewerbes für die Regionen<br />

Niedersachsen/Bremen, Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz/<br />

Saarland und Schleswig-Holstein/<br />

Hamburg teil. Insgesamt elf Unternehmen<br />

konnten die begehrte Preisträger-Statue<br />

entgegennehmen.<br />

„Die nominierten Unternehmen repräsentieren<br />

die sozial engagierte<br />

Wachstumselite des deutschen Mittelstandes“,<br />

heißt es von Seiten der<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung. „Es sind innovative<br />

Unternehmen, die mit starken<br />

Werten ihren Kurs steuern. Die<br />

sich um die Menschen kümmern und<br />

dadurch nicht nur den sozialen Frieden<br />

bewahren, sondern auch die heimatlichen<br />

Regionen und Wirtschaftskreisläufe<br />

stabilisieren.“<br />

Als Partner der Industrie forscht die<br />

Wilhelm Schröder GmbH laufend<br />

an Optimierungspotenzialen durch<br />

den Einsatz neuer, innovativer Material-<br />

und Werkstoffkombinationen.<br />

Das Unternehmen verbindet<br />

eine professionelle Forschungs- und<br />

Entwicklungsabteilung mit modernen<br />

Fertigungslinien aus Stanz- und<br />

Gussspritzmaschinen zur Produktion<br />

hochwertiger Industriebauteile. Hightech-Prozessüberwachungstechnik<br />

sowie modernste Messtechnik sorgen<br />

für 1A-Qualität „Made in Germany“.<br />

Zudem hat die Wilhelm Schröder<br />

GmbH das Falschfahrer-Warnsystem<br />

kurz MFDS entwickelt.<br />

Das Unternehmen legt großen Wert<br />

auf die persönliche und fachliche<br />

Weiterentwicklung seiner Beschäftigten.<br />

„Ohne unsere 148 Mitarbeiter<br />

und elf Auszubildenden hätten<br />

wir diesen Preis niemals bekommen.<br />

Wir sind unglaublich stolz auf<br />

unser Team und danken jedem einzelnen<br />

für seine täglichen Leistungen.<br />

Unsere Mitarbeiter sind das Fundament<br />

für den Erfolg in Gegenwart<br />

und Zukunft“, fasst Kai Okulla nach<br />

der Preisübergabe seine Freude und<br />

Dankbarkeit zusammen.<br />

57<br />

Schawag_AZ_Bewerbung_54x50 ZW.indd 1 19.09.16 16:25


200.000 ZUGRIFFE AUF BILDDATEN-<br />

BANK CANTO CUMULUS<br />

Auf große Resonanz bei den Bürger/<br />

innen stößt die neue Online-Bilddatenbank<br />

des Märkischen Kreises. Seit<br />

der Einführung der Datenbank mit der<br />

Software Canto Cumulus im Februar<br />

zählte das Kreisarchiv rund 200.000<br />

Zugriffe. „Das sind weit mehr als ich<br />

je gedacht hätte“, freut sich Diplom-<br />

Archivar Ulrich Biroth, beim Kreisarchiv zuständig für die<br />

Bilddatenbank. Mittlerweile sind mehr als 10.000 historische<br />

Bilder, Ansichtskarten, Briefköpfe und Fotos von<br />

Medaillen aus dem umfangreichen Fundus des Archivs<br />

digitalisiert und in die Datenbank eingepflegt.<br />

Eine Hoffnung des Diplom-Archivars hat sich mit der Einführung<br />

von Canto Cumulus ebenfalls erfüllt. „Mit Hilfe<br />

der Nutzer konnten wir 450 Bilder aus unserem Archiv<br />

zuordnen und wir wissen jetzt, was darauf zu sehen ist“,<br />

so Ulrich Biroth. 100 Zugriffe pro Bild, Ansichtskarte oder<br />

Briefkopf seien keine Seltenheit. Renner bei den Interessierten<br />

seien beispielweise die historischen Fotos von<br />

der Fabrikanlage Maste-Barendorf in Iserlohn – „aber<br />

AZ_90x135.qxd 20.06.2011<br />

auch Schützenfeste jeglicher Art“, erzählt<br />

Ulrich Biroth.<br />

Von der digitalen Neuerung können<br />

alle Interessierten profitieren. Sie<br />

können sich unter http://medien.<br />

maerkischer-kreis.de/archiv direkt<br />

in die Datenbank einloggen, Suchbegriffe<br />

eingeben, die historischen<br />

Bilder, Postkarten, Karten und Pläne ansehen und sie<br />

in einer zunächst geringen Auflösung mit Wasserzeichen<br />

versehen herunterladen. Hat der Märkische Kreis<br />

die Rechte an den Bildern, können sie auf Wunsch jedem<br />

Bürger in einer höheren Auflösung zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Nutzer helfen, 450 historische<br />

Fotos zu identifizieren<br />

„Canto Cumulus“ ist die Software eines deutsch-amerikanischen<br />

Unternehmens. Genutzt wird es in erster<br />

Linie von Agenturen, Unternehmen und Behörden zur<br />

Archivierung, Organisation und Distribution von Mediendateien<br />

innerhalb einer Netzwerk-Infrastruktur. Das<br />

Kreisarchiv des Märkischen Kreises ist das erste Kommunal-Archiv,<br />

das so ein Angebot macht.<br />

pmk<br />

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58


ADVERTORIAL<br />

RADPRAX – EIN STARKER PARTNER FÜR<br />

<strong>DAS</strong> KRANKENHAUS PLETTENBERG<br />

Zusammenarbeit ermöglicht radiologische Untersuchung für alle Patienten<br />

Mit Hilfe der Computertomographie (CT) und der Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) ist es möglich, ohne<br />

aufwändige und belastende operative Eingriffe in den<br />

menschlichen Körper zu schauen. Im Plettenberger<br />

Krankenhaus stehen beide Diagnoseverfahren auch für<br />

ambulante kassenärztliche Patienten zur Verfügung.<br />

Dies wurde vor fünf Jahren durch die Partnerschaft mit<br />

der radprax MVZ GmbH Arnsberg möglich.<br />

Die Geschäftsführung hatte mit Unterstützung der<br />

Plettenberger Kommunalpolitik jahrelang für die Kassenzulassung<br />

der Radiologie gekämpft. Doch erst mit<br />

dem starken Partner radprax an der Seite gelang der<br />

Durchbruch. Seit Oktober 2011 steht die Radiologie<br />

im Plettenberger Krankenhaus unter der Leitung von<br />

Chefarzt Dr. Till Hoja allen Patienten zur Verfügung. Das<br />

bedeutete eine enorme Verbesserung, denn für die<br />

Plettenberger entfielen damit nicht nur lange Wege<br />

nach Attendorn, Lüdenscheid oder gar Iserlohn, sondern<br />

es verkürzten sich auch die Wartezeiten auf einen Untersuchungstermin<br />

enorm.<br />

Die Ursprünge von radprax reichen zurück bis zur Gründung<br />

der radiologischen Praxen in Solingen im Jahr<br />

1942 und in Wuppertal 1952. Aus zwei Einzelpraxen,<br />

die ausschließlich die jeweilige Region ambulant versorgten,<br />

wurde im Laufe der Jahre die radprax-Gruppe.<br />

Heute ist sie ein mittelständischer Verbund von mehreren<br />

Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Praxen<br />

für Radiologie, Kardiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin<br />

und Vorsorge. radprax hat zwölf Standorte<br />

in acht Städten in Nordrhein-Westfalen.<br />

Mit einem Team aus über 50 Fachärzten (Radiologen,<br />

Nuklearmedizinern, Kardiologen und Strahlentherapeuten)<br />

sowie mehr als 300 Mitarbeitern bietet die<br />

radprax-Gruppe ihren Patienten eine höchstmögliche<br />

Qualität der ärztlichen Leistung.<br />

Mit mehr als 300.000 Untersuchungen (davon rund<br />

78.000 MRT- und 44.000 CT-Untersuchungen) im Jahr<br />

gehört die radprax-Gruppe zu den führenden Medizinischen<br />

Versorgungszentren in Nordrhein-Westfalen.<br />

Der Aufbau einer Matrixorganisation sorgt neben der<br />

voll entwickelten vertikalen Spezialisierung der Ärztinnen<br />

und Ärzte hinsichtlich der Untersuchungsmethoden<br />

zusätzlich für die horizontale Fachkompetenz entlang<br />

der verschiedenen klinischen Fächer.<br />

Die Zusammenarbeit innerhalb der radprax-Gruppe hat<br />

enorme Vorteile für die Patienten:<br />

• Vergleich mit Voraufnahmen,<br />

die in einer anderen radprax-<br />

Niederlassung erstellt wurden<br />

• Vermeidung von<br />

Doppeluntersuchungen<br />

• Austausch von<br />

Informationen über<br />

Voruntersuchungen und<br />

evtl. Bestrahlungen<br />

• Konferenz bei schwierigen<br />

Befunden, Doppelbefundung<br />

Sprechzeiten für ambulante Untersuchungen in der<br />

Radiologie:<br />

Montag, Dienstag und Donnerstag von 8 bis 16 Uhr,<br />

Mittwoch und Freitag von 8 bis 14 Uhr und nach persönlicher<br />

Vereinbarung unter<br />

Tel. 02391/63-666<br />

Krankenhaus Plettenberg<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Str. 17, 58840 Plettenberg<br />

Tel. 02391/63-0, info@krankenhaus-plettenberg.de<br />

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59


Einmal im Monat<br />

Knuspriges aus dem<br />

SGV-Holzofen<br />

auf der Wiehardt<br />

von Martin Büdenbender<br />

Eine<br />

Backstube<br />

mitten<br />

im Wald<br />

Hans<br />

Dinkgrefe,<br />

Bäckermeister im<br />

Ruhestand, liebt seinen<br />

Beruf. Auch mit 75 Jahren denkt er<br />

nicht daran, die Hände in den Schoß zu legen.<br />

Einmal im Monat steht er in der Backstube.<br />

Morgens um halb vier klingelt sein Wecker. „Kein Problem<br />

für mich“, lacht er „früher fing mein Arbeitstag oft schon<br />

um Mitternacht an“. Raus aus den Federn, schnell eine<br />

Tasse Kaffee getrunken und ab in den Wald.<br />

In den Wald? Ja richtig gelesen. Hans Dinkgrefes Backstube<br />

befindet sich mitten im Wald. Oberhalb von Grimminghausen,<br />

neben dem SGV-Heim Wiehardt befeuert der<br />

Bäckermeister am frühen Samstagmorgen den Holzofen.<br />

Traditionen werden beim SGV gepflegt. Und so ist es nur<br />

folgerichtig, dass die Wanderfreunde Wert darauf legen,<br />

dass das tägliche Brot nicht im Elektroherd sondern im<br />

Holzofen gebacken wird. Hans Dinkgrefe kennt sich damit<br />

gut aus. In den 50er Jahren hat er sein Handwerk gelernt.<br />

„Da haben wir<br />

nur mit dem Holzofen<br />

gebacken“.<br />

Aber warum macht er sich heute, wo alles<br />

maschinell funktioniert, so viel Umstände? „Ja,“<br />

bricht der Bäckermeister eine Lanze für sein Handwerk,<br />

„heute muss immer alles schnell gehen. Ich dagegen backe<br />

das Brot wie früher und setze während das brennende<br />

Holz den Ofen auf Temperatur bringt, in Ruhe einen Vorteig<br />

an“. Gut Ding will eben Weile haben. Und das trifft<br />

besonders für einen guten Sauerteig zu. Verfeuert wird<br />

im Ofen nur bestes Buchenholz, und das nicht zu knapp.<br />

„Ein halber Raummeter geht schon rein.“ Das Buchenholz<br />

verleiht den Broten das typische Aroma.<br />

Für gutes Brot ist kein Weg zu weit<br />

Was gutes Brot angeht, sind die Sauerländer in den letzten<br />

Jahren wieder auf den Geschmack gekommen. Zwischen<br />

Sorpe und Verse gibt es immer mal wieder die<br />

Möglichkeit, frisches Holzofenbrot zu erwerben. Ein paar<br />

Bäcker setzten inzwischen sogar ganz auf diese traditionelle<br />

Form des Brotbackens. Auch Hans Dinkgrefes Brot ist<br />

außerordentlich beliebt. Man könnte auch sagen, seinen<br />

Käufern ist kein Weg zu weit. Es sind tatsächlich überwiegend<br />

Wandergruppen, die den Brotbacktag zu einem Ausflug<br />

zur Wiehardt auf sich nehmen, um dann die leckere<br />

Ware „rucksackweise“ mit nach Hause zu schleppen.<br />

60


Aber bis<br />

es so weit ist, hat Hans<br />

Dinkgrefe noch allerhand zu tun. Gegen<br />

6.30 Uhr kommt Ralf Wittemund vorbei um zu helfen.<br />

„Wir sind seit zwei Jahren ein Team“, lachen die Beiden.<br />

Ralf Wittemund ist nicht vom Fach, hat aber einen guten<br />

Grund Hans Dinkgrefe zur Hand zu gehen. Er wohnt mit<br />

seiner Familie am Rande von Plettenberg, mitten im Grünen<br />

in einem alten Bauernhof. Und zu dem gehört, wie<br />

früher oft üblich, ein „Backes“. Den hat er sich restauriert.<br />

Und mit den Erkenntnissen, die er beim Backen an der<br />

Wiehardt erwirbt, will er schon bald auch sein eigenes<br />

knuspriges Brot herstellen.<br />

Gegen 7 Uhr hat ist der Ofen richtig aufgeheizt. Dann wird<br />

die restliche Glut schön an den Rand des Backraums geschoben<br />

und in der Mitte alles fein säuberlich ausgefegt.<br />

300 Grad zeigt das Thermometer. Der Natursauerteig, der<br />

zuvor in aller Ruhe „gehen“ konnte, wird nun zu Brotlaiben<br />

geformt und in den Ofen eingebracht. Geschickt hantiert<br />

Hans Dinkgrefe mit dem Holzschieber. In kürzester<br />

Zeit sind die Laibe platziert. Deckel zu, Uhr gestellt<br />

und fertig ist.<br />

Ein prüfender Blick in den Ofen zeigt nach<br />

zwanzig Minuten: „Das wird was“. Der Bäckermeister<br />

legt Bleche auf die Laibe, damit<br />

die Kruste nicht zu dunkel wir. Nochmal 15<br />

Minuten und die erste Lage knusprigbrauner,<br />

aromatisch duftender Graubrote ist fertig.<br />

In der Wartezeit ist das eingespielte Team nicht<br />

tatenlos geblieben. Zwei Bleche mit Streuselkuchen<br />

werden vorbereitet, Rosinenbrötchen<br />

und Stuten geformt und herzhafte Schwarzbrote<br />

zum „gehen“ warm gestellt.<br />

Der Zeitplan richtet sich genau nach den fallenden Temperaturen<br />

im Ofen. Schnell wird die nächste Lage in den<br />

Ofen geschoben. Schwarzbrot und Streuselkuchen backen<br />

bei 220 Grad. Dann kommen Butterkuchen und süße Brötchen<br />

an die Reihe. Zum Schluss steht der Rosinenstuten<br />

auf dem Zeitplan.<br />

Es ist inzwischen Mittag geworden und das Ofenthermometer<br />

zeigt immer noch 180 Grad an. Die Männer<br />

wischen sich den Schweiß von der Stirn. Ihre Arbeit ist<br />

getan. Den Verkauf der leckeren Teigwaren übernimmt<br />

das SGV-Team.<br />

Info:<br />

Unter https://www.youtube.com/<br />

watch?v=E0KFmK0F_oM hat Georg Prüß(HECHMECKE<br />

STUDIO) einen Film über das Holzofenbrotbacken auf<br />

der Wiehardt ins Internet gestellt.<br />

„Das wird was!“<br />

61


Pizza komplett,<br />

einfach großartig!<br />

Der Ofen und das Holz sorgen<br />

für den einzigartigen Geschmack<br />

Text Wolfgang Teipel<br />

Fotos Guido Raith<br />

Kochen für Kollegen. Eine gute Idee. Der Name für die<br />

Veranstaltung war schnell gefunden: „Das <strong>Komplett</strong>-<br />

Dinner“. Mit dem Termin wurde es schon schwieriger.<br />

Das <strong>Komplett</strong>-Redaktionsteam ist ja ständig unterwegs.<br />

Es klappte dennoch. Und es wird zur Nachahmung<br />

empfohlen.<br />

Nach vielem Hin und Her erscheint der 15. September<br />

im Nachhinein als glückliche Fügung. Er bescherte<br />

dem <strong>Komplett</strong>-Team einen lauen Sommerabend – wie<br />

gemacht für ein Dinner bei Martin.<br />

Wochenlang hatte der <strong>Komplett</strong>-Fotograf von einem<br />

prächtigen Rostbraten mit den dazugehörigen Beilagen<br />

geschwärmt. Aber es kam anders.<br />

Die ersten Autoren trudeln ein. Martins Hunde wuseln<br />

durch den Garten, Sabine nimmt noch schnell die<br />

Wäsche ab und der Gastgeber ist erst mal nicht zu<br />

finden. Ideale Dinner-Atmosphäre also. Und dann noch<br />

die Überraschung: Kein Rostbraten à la Martin. Auch kein<br />

Flammkuchen, der schon mal als Alternative angedacht<br />

war, sondern Pizza. Belegtes Fladenbrot aus einfachem<br />

Hefeteig aus der italienischen Küche. „Das gibt’s doch<br />

an jeder Ecke“, grummeln die Kollegen insgeheim.<br />

Rostbraten und Flammkuchen ade. Bei Martin hat das<br />

Glück fünf Buchstaben und es heißt PIZZA.<br />

Der <strong>Komplett</strong>-Fotograf und -Autor backt sie in seinem<br />

eigenen Backhaus mit Holzofen. Martin ist überhaupt<br />

ein Selbermacher. Die Bauteile für seinem Ofen hat er<br />

über einen Frankfurter Lieferanten aus Italien bezogen.<br />

Den Aufbau meisterte er allein und 2009 holte er<br />

seine erste Pizza aus dem Backfach. So wurde er zum<br />

Pizzabäcker, weiße, doppelte geknöpfte Bäckerjacke<br />

inklusive.<br />

Martin vertraut auf den Teig, den keiner so hinbekommt<br />

wie seine Schwiegermutter, und auf die perfekte Hitze<br />

in seinem Ofen. Glühen die Holzscheite erst mal so<br />

richtig, wird’s im Backfach zwischen 300 und 400 Grad<br />

heiß. „Dann muss ich dranbleiben“, sagt der Meister.<br />

Viel länger als drei Minuten darf der runde Fladen nicht<br />

im Ofen bleiben, sonst ist er hin.<br />

Aus Martin spricht die Erfahrung von sieben Jahren<br />

am Holzofen. Heiko, meist kein Freund großer Worte,<br />

beißt ins Probestück und sagt einfach nur: „Großartig.“<br />

Und tatsächlich: Die Pizza ist am Rand und unten leicht<br />

knusprig, der Teig schmeckt frisch und kein bisschen<br />

nach Hefe. Die zarten Details des Käses, der Oliven, der<br />

Tomatensauce, der Salami – alles ist zu schmecken. Dazu<br />

schwingt eine sehr milde holzige Nuance mit. „Das liegt<br />

am Buchenholz“, sagt der Küchenchef. Eichenscheite<br />

sind bei ihm verpönt. „Sie gasen zu viele Stoffe aus.“<br />

62


Und für die Pizza gibt’s von den ermatteten Kollegen<br />

eine glatte Eins. Ehrliche Pizza, vollendet zubereitet –<br />

dahinter kann sich so mancher verstecken, der beim<br />

perfekten TV-„Promi-Dinner“ schon an den Töpfen<br />

geschummelt hat.<br />

Ja, ja: „Ich und mein Holz“, so klingt es ja schon im<br />

Kulthit der „257ers“.<br />

Also her mit der Pizza. Ai-Lan, Pia, Bernhard, Heiko,<br />

Uwe und Wolfgang greifen zu. Pizza mit Schinken,<br />

mit Salami, nur mit Käse, alles geht. Dann beginnen<br />

die Experimente. Rucola und Lollo Rosso aus Martins<br />

Garten als Belag. Da braucht Heiko, der gern auch mal<br />

fleischlos isst, noch ein Extrastück. Und wieder sagt er:<br />

„Großartig. Das bekommen die in Italien nicht besser<br />

hin.“ Italien ist eben überall, auch am Kalver Landweg<br />

im Sauerland.<br />

Jetzt ist die Sauce aus, selbst gemacht aus selbst<br />

gezogenen Tomaten aus Martins Gewächshaus. Alle<br />

haben noch Heißhunger. Und so rennt der Meisterkoch,<br />

übrigens ein begeisterter Läufer, an diesem Abend zum<br />

x-ten Mal die gut 50 Meter vom Back- zum Wohnhaus<br />

und zurück, dieses Mal mit Nachschub aus der Konserve.<br />

Das Fitness-Programm zum Dinner.<br />

„So bleibt der Pizzabäcker schlank“, grinsen die<br />

<strong>Komplett</strong>-Kollegen. Nach mehr als drei Stunden am<br />

Ofen erhält Martin für seinen Einsatz fünf Sterne.<br />

63


AN PAPAS<br />

SCHMIEDE-ESSE<br />

FEUER GEFANGEN<br />

„Schmied – ich finde es gut, wenn man mich so nennt.“<br />

Kilian Kreutz wollte Schmied werden, seit er ein kleiner<br />

Junge war. Er weiß es noch genau: „Mein Papa hatte eine<br />

kleine Esse. Er schmiedete aus Hobby. An einem Samstagabend<br />

habe ich meine erste kleine Spitze geschmiedet.<br />

Da hat’s mich erfasst.“ Und hat ihn nicht mehr losgelassen.<br />

Heute, viele Jahre später, besitzt der 31-Jährige<br />

seine eigene Schmiede. In seinem Elternhaus an der Kilianstraße<br />

in Rönkhausen, dort, wo sein Vater seine kleine<br />

Hobby-Esse stehen hatte.<br />

Seit 2008 ist der Metallbaumeister in der Fachrichtung<br />

Metallgestaltung, so nennt sich Kilian Kreutz’ Beruf ganz<br />

korrekt, selbstständig. In der Szene hat er sich einen Namen<br />

mit handgeschmiedeten Messern gemacht. Experten<br />

erkennen ein Kreutz-Messer an der signifikanten Kantengestaltung,<br />

alle anderen am Monogramm auf der Klinge.<br />

64


Kilian Kreutz schmiedet Messer in Handarbeit –<br />

Begehrte Werkzeuge für Köche, Jäger und Sammler<br />

Text Bernhard Schlütter<br />

Fotos Heiko Höfner<br />

„Jeder entwickelt seinen eigenen Stil, aber die Funktion<br />

ist dem Design ganz klar übergeordnet“, erklärt Kilian<br />

Kreutz.<br />

Köche, Jäger, Angler, Sammler – seine Kunden sind anspruchsvoll.<br />

Am Anfang steht eine neue Entwurfsskizze<br />

und anhand dieser kann dann das Messer erarbeitet<br />

werden. „Es ist spannend, das genau passende Werkzeug<br />

herzustellen“, findet Kilian Kreutz. Wenn das Material<br />

zur Anwendung passe, sei auch die Lebensdauer<br />

lang, sachgerechte Verwendung vorausgesetzt. So sind<br />

die Kreutz-Messer auch schon mal als Erbstücke gefragt.<br />

Und es gibt die Kunden, die sich für das Handwerk selbst<br />

interessieren und dem Schmied komplett freie Hand bei<br />

der Gestaltung des Messers lassen.<br />

Seine Kundschaft verteilt sich auf das komplette Bundesgebiet.<br />

Sie finden Kilian Kreutz in einschlägigen Internetforen<br />

und gerne auch auf der Messermacher-Messe in<br />

der Klingenstadt Solingen. Anfragen haben ihn vereinzelt<br />

auch schon aus Südafrika und den USA erreicht, so<br />

dass er demnächst auch in englischsprachigen Internetforen<br />

für sich werben möchte.<br />

nicht. „Ich schätze die Abwechslung. Die Fülle des ganzen<br />

Handwerks macht mir Freude.“ So baut er Gitter,<br />

Geländer und Toranlagen, entwirft und fertigt Möbel,<br />

Skulpturen und Schmuck. „Ich habe Spaß an Kundenaufträgen.<br />

Aber wenn ich ganz frei nach meinen Vorstellungen<br />

etwas fertigen kann, dann ist das für mich ein Stück<br />

Glück.“ So möchte er seine Aktivitäten im Möbeldesign<br />

und -bau noch verstärken.<br />

Gelernt hat Kilian Kreuz das Handwerk bei Metallbau<br />

Duisberg in Werdohl. Nach der Ausbildung machte er ein<br />

Praktikum im Klappmesserbau beim Messerschmied Ulrich<br />

Hennicke, dem Gründer und Kopf der Hohenmoorer<br />

Messermanufaktur.Von 2007 bis 2008 absolvierte er<br />

die Meisterschule, um sich direkt danach selbstständig<br />

zu machen.<br />

„Die Fülle des ganzen Handwerks<br />

macht mir Freude“<br />

Die handgeschmiedeten Messer für Küche, Jagd und Freizeit<br />

nehmen einen großen Raum in Kilian Kreutz’ Tätigkeit<br />

ein, spezialisieren möchte sich der Individualist mit<br />

charakteristischem Kahlkopf und dichtem Vollbart aber<br />

65


Zu Hause in Rönkhausen. Selbstständig ist er aus Überzeugung.<br />

„Ich genieße die Freiheit der Gestaltung sowohl<br />

meiner Produkte als auch meines Alltags“, sagt er<br />

lachend und ist immer wieder aufs neue dankbar, die Arbeit<br />

machen zu dürfen, die ihm Spaß macht.<br />

„Ich bin froh, im Sauerland zu leben“<br />

Und er arbeitet dort, wo er sich wohl fühlt. „Ich bin froh,<br />

im Sauerland zu leben. Es ist so schön hier und das weiß<br />

ich zu schätzen.“ Die heimischen Wälder und Berge nutzt<br />

er für seine Hobbys Laufen und Mountainbike fahren.<br />

„Seit einigen Jahren habe ich auch das Bouldern für mich<br />

entdeckt“, zieht es ihn inzwischen regelmäßig in Kletterhallen<br />

in der Region.<br />

Kilian Kreutz ist mit seinem Leben, sich selbst und seiner<br />

Arbeit als Schmied im Reinen. „Ich hatte nie Zweifel,<br />

dass ich das Richtige für mich mache. Seit dem Abend<br />

mit Papa, als ich meine erste kleine Spitze geschmiedet<br />

habe.“<br />

www.kreutz-metallgestaltung.de<br />

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66


Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Klar, in wenigen<br />

Wochen und Sie wissen immer noch nicht, was Sie<br />

den Lieben in diesem Jahr auf den Teller zaubern sollen?<br />

Hummer, Kaviar, Gänseleber oder Trüffel? Altmodisch,<br />

sagt Deutschlands anerkanntester Gastro-Kritiker. Klischeehafte<br />

Gerichte einer alten Spitzenküche. Alternativ<br />

verweist Jürgen Dollase auf einen Schweizer Spitzenkoch,<br />

der seinen Gästen u. a. einen Gang mit neun Elementen<br />

anbietet, bei denen er alle Teile eines Nussbaums verwendet.<br />

Und zum Aromatisieren von Saucen werden Sägespäne<br />

eingesetzt. Verrückt. Und dennoch sind wir auch<br />

hier nicht allzu weit von der regionalen Küche entfernt,<br />

die auch im Sauerland immer größeren Anklang findet.<br />

Das<br />

<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />

KURIOSES IN DER KÜCHE:<br />

VON SCHNEPFEN-HIRN UND SÄGESPÄNEN<br />

IN DER SAUCE<br />

Zauberwort:<br />

„Nova-Regio-<br />

Küche“.<br />

Mischung<br />

Avantgarde<br />

Eine<br />

aus<br />

und<br />

Regionalität.<br />

Wahnsinn, so der<br />

Kritiker, wenn an<br />

der Nordsee oder<br />

in den Bergen mediterrane<br />

Küche<br />

angeboten wird. Es<br />

sei doch viel sinnvoller, alles Essbare zu erforschen und<br />

zu verarbeiten, was die nähere Umgebung hergibt. Dabei<br />

plädiert er auch für die „Nose-To-Tail“-Methode. Einer<br />

Küche also, die das ganze Tier verarbeitet und nicht<br />

nur dem Filet-Wahn frönt(darüber hatte ich mich schon<br />

in einer früheren <strong>Komplett</strong>-Kolumne ausgelassen). Alles<br />

plausibel und förderungswürdig. Wenn dann aber die<br />

Avantgardisten dieser Philosophie eine Schnepfe mit<br />

aufgeschnittenem Kopf servieren und den Gast auffordern,<br />

das „angeblich gut schmeckende“ Gehirn rauszulöffeln,<br />

wird’s wieder grenzwertig. Dann lob ich mir<br />

doch das Traditionelle zum Fest.<br />

Der wahre Genuss<br />

schon!) verraten. Diesmal<br />

möchte ich einfach nur für<br />

den Genuss plädieren. Essen<br />

ist ein Bedürfnis, genießen<br />

eine Kunst, schrieb schon der<br />

Literat Francois de La Rochefoucauld<br />

Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />

Und wer genießen<br />

kann, gilt als angenehmer Zeitgenosse, heiter und ausgeglichen.<br />

Dabei kommt es auch drauf an, dass wir mit<br />

allen Sinnen den Moment erfassen. Ich erinnere mich<br />

an eine anstrengende Alpenwanderung, wo zum Abschluss<br />

ein kräftiger Bergkäse, ein frisches Bauernbrot<br />

und ein eisgekühlter Sauvignon blanc als Belohnung<br />

warteten – einfach köstlich. Da passte alles zusammen,<br />

dieser<br />

Genuss<br />

bleibt für immer.<br />

In einem anderen<br />

Umfeld eher etwas<br />

Alltägliches,<br />

was<br />

schon am nächsten<br />

Tag aus der Erinnerung<br />

verschwindet.<br />

Wir können uns<br />

den Genuss zwar<br />

etwas kosten lassen,<br />

aber wahrer<br />

Genuss ist nicht käuflich. Es ist immer eine Frage des<br />

richtigen Augenblicks.<br />

Und vielleicht lohnt es sich ja auch mal, an Weihnachten<br />

auf den Stress in der Küche zu verzichten. Servieren<br />

Sie mal Einfaches aus guten Produkten und genießen<br />

Sie das Zusammensein mit Familie und Freunden. Denn<br />

echten Genuss findet man vor allem in den kleinen Dingen<br />

des Lebens . . .<br />

Ein frohes Fest wünscht Ihnen jedenfalls<br />

Detlef Schlüchtermann<br />

Wohl bekomm‘s!<br />

Was bei uns auf den Tisch kommt, habe ich Ihnen in den<br />

letzten drei Jahren (so lange gibt’s <strong>Komplett</strong> übrigens<br />

Anregungen und Kritik wie immer unter<br />

schluechtermann@komplett-magazin.de<br />

67


68<br />

Haus und künftige<br />

Hausherrin waren<br />

sich schnell einig –<br />

Hinter der Stadt 6<br />

gibt es Schönes,<br />

Dekoratives und<br />

Wohlbefinden<br />

Text Uwe Tonscheidt<br />

Fotos Martin Büdenbender<br />

PETRAS KLEINE WELT<br />

IN NEUENRADE IST<br />

GEWACHSEN<br />

Das Haus Hinter der Stadt 6 in Neuenrade ist ein sehr altes.<br />

Die Grundsteinlegung reicht Jahrhunderte zurück. Es<br />

ist voller alter Geschichten. Seitdem Petra Boland dieses<br />

Jahr dort „eingezogen“ ist, kommen ganz neue hinzu:<br />

Wie man in einem alten Ackerbürgerhaus „Prinzessin<br />

von Neuenrade“ wird. Wann das Verschenken von Gutscheinen<br />

ein kleines Abenteuer ist. Oder welch hilfreiche<br />

Freude ins Haus steht, wenn der eigene Nachwuchs<br />

was Praktisches gelernt hat.<br />

„Geh hier nicht mehr raus“<br />

Als sich Petra Boland 2006 das Haus Nummer sechs zum<br />

ersten Mal ganz genau betrachtet, passiert es. Die weit<br />

gereiste Hönnestädterin beginnt zu träumen. „Wenn ich<br />

das kaufe, dann bin ich die Prinzessin von Neuenrade“,<br />

sagt sie einer Freundin im Scherz. Ein schöner Traum.<br />

Die Neuenraderin pflegt ihn stetig. Sie fotografiert das<br />

schmucke Haus zu allen Jahreszeiten. „Ich würde so gerne<br />

reingehen“, sagt sie, tut es aber nicht. Es bleibt beim<br />

Anschauen. Bis vergangenen <strong>Dezember</strong>. Da steht das<br />

Haus zum Verkauf. Und als sie endlich drin ist, sagt<br />

das Haus zu ihr: „Geh hier nicht mehr raus.“ Haus<br />

und künftige Hausherrin sind sich einig.<br />

Aus dem Traum Wirklichkeit zu machen ist danach<br />

vor allem eines: Handwerk. Da trifft es sich gut,<br />

wenn man einen 32-jährigen Sohn hat, der Maler ist<br />

mit einem „kleinen Bruder“, der Elektriker gelernt<br />

hat. Die beiden schenkten ihrer Mutter zu Weihnachten<br />

einen Gutschein mit der Aufschrift: „Hilfe<br />

im Haus“. „Da kannten sie das Neuenrader Ackerbürgerhaus<br />

noch nicht“, erzählt Petra Boland mit<br />

dezentem Lächeln.<br />

Es gab gut zu tun, wie sich Interessierte auf der Facebookseite<br />

„Petras kleine Welt“ bebildert anschauen können.<br />

Tapeten abreißen gehörte auch dazu. Da fanden<br />

sich bis zu 20 Schichten. Die Tapeten sind jetzt alle neu.<br />

Die Möbel sind nicht neu. Da hat sich die erfahrene Second-Hand-Verwerterin<br />

auf dem Dachboden des Ackerbürgerhauses<br />

bedient. Was sie fand, „wäre viel zu<br />

schade gewesen“, es nicht dafür zu nutzen, die Vergangenheit<br />

des Hauses zu pflegen. Es wurde abgeschliffen,<br />

gestrichen, bespannt.<br />

Schönes und Dekoratives<br />

aus fernen Ländern<br />

Herausgekommen ist ein Haus mit einer Atmosphäre,<br />

wie es sie in Neuenrade kein zweites Mal geben dürfte.<br />

Schönes und Dekoratives aus fernen Ländern. Petras<br />

kleine Welt, ein „richtiges Mädchenhaus“, das auch<br />

ein wenig aus dem Leben der weit gereisten Hausherrin<br />

erzählt.<br />

Von Uwe Tonscheidt


Meditations- und Yogakurse<br />

Am erwachsenen Wohlbefinden will Petra Boland künftig<br />

in der ersten Etage arbeiten. Dort finden in Zusammenarbeit<br />

mit Ilona Sell, Gudrun Frank und Marion Denz Meditationskurse,<br />

Yoga, Schwangerschaftsbegleitung und andere<br />

Gesundheitsangebote statt.<br />

Wann die Eröffnung genau stattfindet, steht noch nicht<br />

fest. Da aus einem Wohnhaus ein Haus mit Publikumsverkehr<br />

wird, sind einige Vorschriften einzuhalten, z.B.<br />

der zweite Zugang als Fluchtweg. Das fertig zu stellen<br />

braucht Zeit. Freundinnen und Bekannte haben das neue<br />

Interieur mit den beruhigenden Klängen im Hintergrund<br />

aber schon in Augenschein genommen. Ein Kommentar:<br />

„Wenn ich `ne halbe Stunde hier bin, geht es mir besser.“<br />

Die neue Hausherrin hört es gern: „Prinzessin bin<br />

ich zwar immer noch nicht, aber rundum glücklich.“<br />

Ayurvedische Gewürze, asiatische Kunst, indische<br />

Duft-Öle und Räucherstäbchen, Tees und<br />

Traumfänger, Schmuck und Klangschalen, heitere<br />

Grußkarten und Hippie-Mode, tibetische<br />

Glücksschals und peruanische Sorgenpüppchen.<br />

In Peru, berichtet Petra Boland von Reisen<br />

nach Südamerika, erzählen Kinder abends<br />

beim Zubettgehen ihre Sorgen den Sorgenpüppchen.<br />

Dann geht es ihnen am anderen<br />

Morgen wieder gut. Das funktioniert, sagt<br />

ihr Enkel: „Oma. Mir geht es jetzt wieder<br />

richtig gut“.<br />

69


Info<br />

- Petras kleine Welt,<br />

Hinter der Stadt 6<br />

58809 Neuenrade<br />

- p.boland@gmx.net<br />

- 0175.9033933<br />

- www.facebook.com/<br />

PetrasKleineWelt<br />

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70


NEUER KRIMI VON KATHRIN<br />

HEINRICHS: „NICHTS WIE ES WAR“<br />

Nach neun Sauerlandkrimi-Bänden mit ihrer Hauptfigur<br />

Vincent Jakobs hat Kathrin Heinrichs neue Figuren<br />

entworfen: Anton ist alt. Zofia ist jung. Anton liebt sein<br />

Dorf. Zofia liebt Polen. Eins allerdings verbindet die<br />

beiden: Sie wollen aus ihrem Leben noch etwas machen.<br />

Zum Beispiel einen Mordfall lösen ...<br />

In einem sauerländischen Dorf wird eine polnische<br />

Pflegekraft erstochen. Von ihrem demenzkranken<br />

Patienten, so scheint es. Dessen Freund Anton will das<br />

nicht glauben. Aber so richtig tun kann er auch nichts. Er<br />

hat selbst einen Schlaganfall gehabt. Er braucht Hilfe, er<br />

braucht eine Polin. Wer kommt, ist Zofia. Eine spannende<br />

Tätersuche beginnt.<br />

Kathrin Heinrichs greift in diesem Buch auf eigene<br />

Erfahrungen zurück. Ihre Mutter wurde von einer<br />

polnischen Kraft gepflegt. „Sie wurde mit der Zeit Teil<br />

unserer Familie. Dabei hat<br />

mich das enge Verhältnis, das<br />

zwischen Patient und Pflegekraft<br />

entsteht, sehr interessiert“,<br />

erzählt die Krimiautorin aus<br />

Langenholthausen. „Die<br />

positiven Erfahrungen mit der<br />

Pflegekraft meiner Mutter<br />

haben in mir die Figur der Zofia entstehen lassen. Im<br />

Krimi habe ich ihr den warmherzigen, findigen Anton zur<br />

Seite gestellt. Zusätzlich mischt auch Thomas mit, der als<br />

Polizist den professionellen Teil der Ermittlung abdeckt.<br />

Die drei ungleichen Charaktere reiben und finden sich –<br />

und kommen am Ende gemeinsam ins Ziel.“<br />

Kathrin Heinrichs, Nichts wie es war, ISBN<br />

978-3-934327-27-6, Broschur, 340 Seiten, 11,90 Euro<br />

Kuh, Fuchs und Hase zu belauschen.<br />

KUHGEFLÜSTER<br />

Das Wappentier des Sauerlandes, die Kuh, verrät viel über Wesen und Seele der Sauerländer<br />

– sagt man. Rüdiger Tillmann und Peter P. Neuhaus haben genau hingesehen und zugehört,<br />

Feder und Pinsel gezückt und es festgehalten. „Kuhgeflüster – Geschichten und Gedichte<br />

aus dem Sauerland“ heißt das Werk, das nirgendwo anders als im WOLL-Verlag erscheinen<br />

konnte. Das Ergebnis ist das Gegenteil von fade und vorhersehbar, so dass ein Freund der<br />

fein geschwungenen sprachlichen Klinge wie Thomas Gsella, Ex-Chefredakteur des Satire-<br />

Flaggschiffs „Titanic“, nicht anders urteilen kann: „Das ganze Buch ist gut!“<br />

Rüdiger Tillmann zeichnet Cartoons und anderes, z. B. im „Wochenblatt für Landwirtschaft<br />

und Landleben“ (NRW). Aufgewachsen ist er in Balve auf einem Bauernhof. Dort hatte er Zeit,<br />

Peter P. Neuhaus ist Grafikdesigner und Autor aus Menden. Als Spross einer Schützenfamilie und nebenberuflicher<br />

Sonntagsspaziergänger weiß er genau, wovon er dichtet.<br />

Geschichten und Gedichte<br />

aus dem Sauerland<br />

71


BÜHNE FREI FÜRS<br />

CROWDFUNDING IN NEUENRADE<br />

Volksbank Plattform steht Vereinen bei der Suche<br />

nach Projektspenden zur Verfügung<br />

Von Uwe Tonscheidt<br />

Unsere Bühne<br />

braucht endlich einen<br />

Vorhang! Und<br />

eine bessere Beleuchtung<br />

wäre<br />

auch nicht schlecht,<br />

Mikrofone für die<br />

Bühnenakteure<br />

ebenfalls! Doch wie<br />

sollen wir das bezahlen?<br />

Das haben sich die<br />

Verantwortlichen der Waldorfschule Neuenrade gefragt.<br />

Theaterspiel gehört dort ganz selbstverständlich<br />

zur schulischen Arbeit. Von der ersten Klasse bis zum Abitur<br />

ist es ein wichtiger Baustein bei der Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Schülerinnen und Schüler.<br />

Online vor Ort nach Spendern suchen<br />

Deshalb war schon bei der Schulgründung auf dem Remmelshagen<br />

die Aula mit Bühne ein ganz wesentlicher<br />

Raum für das Zusammenwirken aller Beteiligten. Ein<br />

Raum fürs Miteinander, z.B. für Versammlungen, Diskussionen,<br />

Monatsfeiern, Aufführungen.<br />

Viel Kreativität und Mühe stecken alle Beteiligten – auch<br />

die Eltern - in die Bühnen-Gestaltung und das gesamte<br />

Drumherum von Aufführungen, Darbietungen, Inszenierungen.<br />

Doch bei der technischen Ausstattung der Bühne<br />

braucht es kostspieligere<br />

Anschaffungen. Spenden<br />

würden da sehr helfen. Ein<br />

Fall für den gemeinnützigen<br />

Förderverein der Schule.<br />

Der geht seit Ende September<br />

beim Spendensammeln<br />

für die Waldorf-Theaterbühne<br />

neue Wege. Per<br />

Crowdfunding werben die<br />

Neuenrader „Waldorfs“<br />

via Internet für Bühnen-Spenden. Möglich<br />

gemacht hat das die Crowdfunding-Plattform der Volksbank<br />

im Märkischen Kreis. Das genossenschaftliche Geldinstitut<br />

hat diese Möglichkeit der gemeinnützigen Projektförderung<br />

geschaffen. Fördervereine, gemeinnützige<br />

Träger, öffentliche Einrichtungen können hier Projekte<br />

einstellen und sich auf die Suche nach Unterstützerinnen<br />

und Unterstützern begeben. Voraussetzungen sind: die<br />

Gemeinnützigkeit des Projektträgers, der Ort des Projektes<br />

muss sich im Geschäftsgebiet der Volksbank im<br />

MK befinden, eine volljährige Person muss das Projekt<br />

initiieren.<br />

Ist das erfüllt, steht die Plattform „Viele schaffen mehr“<br />

zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung. Bevor es mit<br />

dem Spendensammeln losgehen kann, ist allerdings<br />

noch ein wenig Mühe notwendig. Das Projekt sollte mit<br />

Bildern und Texten, wenn möglich auch einem Video<br />

72


stadt auf besonders lange und erfolgreiche Tradition zurück.<br />

Mit „Viele schaffen mehr“ übertragen sie die Idee<br />

der Gründer in die Neuzeit. Finanzierungen mit einer lokal<br />

und regional aufgestellten Crowdfunding-Plattform.<br />

Dass das nach genossenschaftlichem Prinzip in ganz<br />

Deutschland funktioniert, belegt der märkische Crowdfunding-Betreuer<br />

Marc Kostewitz mit bundesweiten Zahlen<br />

der Volksbank-Plattform. Über 70 Genossenschaften<br />

haben bislang dazu beigetragen, dass 1100 regionale<br />

Projekte beim Crowdfunding über 100.000 Unterstützerinnen<br />

und Unterstützer fanden. 4,2. Mio Euro wurden<br />

zusammen getragen.<br />

Geldinstitut stockt zurzeit die Spenden auf<br />

Theaterpädagoge Andreas Zemke mit Schülerinnen auf der Bühne<br />

der Waldorfschule. An Engagement und Dekoration mangelt es<br />

nicht, allerdings an guter Bühnentechnik.<br />

beschrieben werden. Damit müssen dann online Fans<br />

gesammelt werden. Hat man das geschafft, startet die<br />

dreimonatige Spenden-Sammel-Phase. Und auch da gilt:<br />

die Werbetrommel rühren, damit die Spendensumme<br />

zusammenkommt.<br />

„Technik ist nicht schwierig“<br />

Das Ziel zu erreichen ist wichtig. Misslingt es, ist das<br />

Crowdfunding gescheitert. Dann erhalten alle Spender<br />

ihr Geld zurück. Was man tun kann, um das Ziel zu erreichen,<br />

dafür steht bei der Volksbank im Märkischen Kreis<br />

Marc Kostewitz mit seinem Team für Tipps und Unterstützung<br />

zur Seite. „Wer ein interessantes Projekt hat, kann<br />

es uns vorstellen“, ruft der Volksbanker heimische Vereine<br />

und Gruppen zum mitmachen auf. Vor der Internettechnik<br />

brauche man dabei keine Scheu zu haben, sagt<br />

Claudia Malcus. Sie ist bei der Neuenrader Waldorfschule<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hat sich auch<br />

um den Plattform-Beitrag für eine neue Bühnentechnik<br />

gekümmert. „Das ist nicht schwierig“, lobt sie die einfach<br />

zu handhabende Technik, „das Einrichten ging richtig<br />

gut“.<br />

Dass zum Auftakt der heimischen Volksbank-Crowdfunding-Aktivitäten<br />

ein Neuenrader Projekt dabei ist, dürfte<br />

Volksbank-Chef Karl Michael Dommes durchaus freuen.<br />

Bei der Präsentation ließ er nicht unerwähnt, dass die<br />

„heutige Volksbank im Märkischen Kreis ihren Ursprung<br />

in Neuenrade“ hat. Im kommenden Jahr wird dort Jahrhundertjubiläum<br />

gefeiert.<br />

Bundesweit über 1100 Projekte<br />

Im Märkischen Kreis ist das noch ein zartes Pflänzchen.<br />

Um die Motivation zu Spenden und Projekte einzutragen<br />

zu fördern, hat die Volksbank einen Spendentopf<br />

über 15.000 Euro zur Verfügung gestellt. Zu jeder Spende<br />

packt das Geldinstitut noch einmal etwas oben drauf.<br />

Zurzeit gibt es auf der Plattform zwei Projekte. Neben<br />

der Waldorfschule Neuenrade sucht die aus Halver bekannte<br />

Marionettenbühne Mummenschanz Unterstützer.<br />

Bis zum 13. <strong>Dezember</strong> ist noch Gelegenheit die Vorhaben<br />

mit kleinen oder größeren Beträgen zu unterstützen.<br />

Dafür gibt‘s auch eine Spendenbescheinigung.<br />

Alle weiteren Details gibt‘s online unter<br />

www.viele-schaffen-mehr.de<br />

Telefonisch stehen als Ansprechpartner zur Verfügung:<br />

Marc Kostewitz (02351/177-1735),<br />

Annabell Steiner (02351/177-1753) und Sandra Kron<br />

(02351/177-1754).<br />

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73


HEINRICH STEINHOFF:<br />

DIE BISHER STEILSTE KARRIERE<br />

EINES PLETTENBERGERS<br />

Manche Sachen ändern sich nicht:<br />

gesellschaftlicher Aufstieg durch richtigen Riecher und Vitamin B<br />

Gastbeitrag von<br />

Friedrich W. Schulte<br />

Foto Klaus Sauerland, Märkischer Kreis<br />

74<br />

Aufmerksam werden wir auf die Familie<br />

Steinhoff in Plettenberg im Jahr<br />

1439. Johann Steinhoff – der Bruder<br />

Heinrichs - wird als Diener des<br />

Enea Silvio Piccolomini (des späteren<br />

Papstes Pius II.) genannt, der<br />

auf dem Basler Konzil zur Reform<br />

der Kirche die Interessen verschiedener<br />

italienischer Kardinäle und Bischöfe<br />

vertrat. Als Enea plötzlich an<br />

der Pest erkrankt und um sein Leben<br />

bangt, zählt Johann zu den wenigen<br />

Vertrauten, die in seiner Nähe<br />

verbleiben und nicht abreisen. Diese<br />

Treue hat Enea später großherzig<br />

belohnt – als er zum Papst aufgestiegen<br />

war.<br />

Enea und seine 17 Geschwister entstammen<br />

dem verarmten Landadel<br />

aus dem Gebiet um Siena (nördlich<br />

von Rom). Mit 18 Jahren besucht er<br />

die Hochschule, findet aber wenig<br />

Interesse am Studium der Jurisprudenz.<br />

In Diensten eines Bischofs reist<br />

er 1432 zum Basler Konzil. Schnell<br />

fallen seine Rede- und Schreibkünste<br />

auf. Wichtige Kardinäle nehmen<br />

Enea in ihre Dienste, Ende 1439 erlangt<br />

er das Amt des päpstlichen Sekretärs.<br />

Erkennend, dass das Basler<br />

Konzil an Bedeutung verliert,<br />

tritt Enea 1443 – 37 Jahre alt - in die<br />

Dienste der Reichskanzlei Friedrichs<br />

III. in Wiener Neustadt, sucht diese<br />

doch einen Kontaktmann zum päpstlichen<br />

Hof in Rom und zum Mailänder<br />

Herzogtum. Mehr als zehn Jahre<br />

lang vertritt Enea durch Reisen nach<br />

Rom die Interessen Friedrichs III. Die<br />

Organisation der Vermählung Friedrichs<br />

III. mit Eleonore von Portugal<br />

sowie der Kaiserkrönung durch den<br />

Papst 1452 in Rom bildet den Höhepunkt<br />

von Eneas Tätigkeiten.<br />

Diese Kontakte auf höchster gesellschaftlicher<br />

Ebene nutzt Enea konsequent<br />

zu eigenem Vorteil. Dies krönen<br />

kirchliche Ämter wie die Ernennung<br />

zum Bischof, Legaten, Nuntius und<br />

Kardinal. Schließlich folgt am 19. August<br />

1458 die Wahl zum Papst Pius II.,<br />

weil auch die römischen Adelsfamilien<br />

der Colonna und Orsini zustimmen.<br />

Heinrich überwindet<br />

Karrierehürden<br />

Diese persönlichen Kontakte des<br />

Enea bzw. des späteren Papstes zu<br />

höchsten und wichtigsten Persönlichkeiten<br />

stellen für Karrieristen natürlich<br />

einen Anreiz dar, sich im Umfeld<br />

des Enea aufzuhalten. So Johann<br />

Steinhoff – wenn auch in bescheidenem<br />

Umfang, besorgt er sich doch<br />

lediglich kirchliche Ämter in Münster,<br />

Köln und der Diözese Salzburg.<br />

Johann verstirbt vor Oktober 1451.<br />

Anders sein Halbbruder Heinrich<br />

Steinhoff, der als Priestersohn in<br />

Plettenberg geboren wurde, ohne<br />

dass die Namen der Eltern bekannt<br />

sind. Heinrich beweist, dass auch


Karrierehürden wie uneheliche Geburt,<br />

mangelnde Ausbildung und<br />

fehlende Priesterweihe überwindbar<br />

sind.<br />

Netzwerk knüpfen und<br />

Pfründe sichern<br />

Heinrich sucht zunächst am Wiener<br />

Hof die Nähe seines Bruders Johann.<br />

Erstmals 1447 wird er mit einer Bittschrift<br />

um zwei kirchliche Benefizien<br />

in Österreich aktenkundig. 1455<br />

bezeichnet er sich als Kaplan Kaiser<br />

Friedrichs III., also als Mitglied eines<br />

exklusiven Kreises von Führungskräften<br />

am Kaiserhofe. Nicht überraschend,<br />

dass er jetzt einen Dispens<br />

vom Makel der unehelichen Geburt<br />

erbittet, gleichzeitig natürlich die Erlaubnis<br />

des Papstes, diesen Makel<br />

nicht erwähnen zu müssen.<br />

Heinrich bemerkt, wie energisch und<br />

umfassend Enea an seinem Ziel arbeitet,<br />

die Papstwürde zu erlangen.<br />

Im seinem Gefolge reist er häufig<br />

nach Siena und an den päpstlichen<br />

Hof. Beeindruckend, wie konsequent<br />

Heinrich seinen Lehrmeister<br />

nachahmt und ein eigenes Netzwerk<br />

und Pfründeneinkommen aufbaut.<br />

Die Mitgliedschaft in der Anima-Bruderschaft<br />

beispielsweise, zu der die<br />

deutschen Honoratioren in Rom und<br />

wichtige Rombesucher zählen, ist für<br />

Heinrich selbstverständlich.<br />

Die Dämme brechen, als Enea 1458<br />

zum Papst gewählt wird. Heinrich<br />

richtet bis Mitte 1461 etwa 30 Bittschriften<br />

an die päpstliche Kurie um<br />

kirchliche Ämter und Pfründe. Vermutlich<br />

geschieht dies auch unter<br />

dem Eindruck wachsender gesundheitlicher<br />

Probleme des Papstes, die<br />

Heinrich einen rechtzeitigen Rückzug<br />

in die Diözese Köln nahelegen.<br />

Doch vorher gilt es, wichtige persönliche<br />

Privilegien zu sichern: So<br />

erreicht Heinrich, dass ihn der Papst<br />

zum Priester weiht, seiner Familie<br />

die freie Wahl des Beichtvaters zugesteht<br />

und der Kapelle in Plettenberg<br />

auf dem Böhl einen fünfjährigen Ablass<br />

genehmigt. Ab 1463 residiert<br />

Heinrich Steinhoff in Köln als Kanoniker<br />

an St. Aposteln.<br />

Ein Plettenberger direkt<br />

neben dem Papst<br />

Bemerkenswert die Zielsetzung Heinrich<br />

Steinhoffs, sich nach der Zeit in<br />

Rom in seiner Heimatstadt ein Denkmal<br />

zu setzen: Er stiftet der St.-Lambertus-Kirche<br />

(heute Christuskirche)<br />

eine Kapelle nebst Altar. Auf dem Altarbild<br />

werden Patroziniumsheilige<br />

der Altäre dargestellt, an denen er<br />

und sein Bruder Johann einst gedient<br />

hatten. Die Mitteltafel stellt Heinrich<br />

- knieend auf gleicher Augenhöhe mit<br />

Papst Pius II. und seinem Bruder Johann<br />

- dar. Der sog. „Plettenberger<br />

Altar“ befindet sich heute in der Kapelle<br />

der Burg Altena. Im Plettenberger<br />

Heimathaus ist eine Kopie zu sehen.<br />

Damit nicht genug: Im Chorgewölbe<br />

der heutigen Christuskirche lässt er<br />

die Wappen von zehn Kardinälen darstellen,<br />

die er während seiner Romzeit<br />

kennengelernt hatte. Es ist noch<br />

nicht untersucht, ob und welche Vorteile<br />

Heinrich Steinhoff und seine Familie<br />

aus dieser Stiftung ziehen konnten.<br />

Ein Lehrstück für<br />

Karriereinteressierte<br />

Karriereinteressierten, die Hinweise<br />

zu Wegen und Verhaltensweisen für<br />

den eigenen Aufstieg suchen, bietet<br />

die Lektüre der Steinhoffschen Lebensgeschichte<br />

zahlreiche Empfehlungen<br />

(Friedrich W. Schulte, Papst<br />

Pius II. und die Brüder Steinhoff, Beeindruckende<br />

Karrieren im Spätmittelalter,<br />

224 S., 19,90 €, ISBN 978-3-<br />

89053-144-1).<br />

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75


FINGERSPITZENGEFÜHL<br />

HUBBIS ZWEITER FALL (AUSZUG)<br />

Von Pia Mester<br />

76<br />

Voller Vorfreude stieg Hubbi aus dem Auto und sog die frische<br />

Frühlingsluft tief in die Lungen. Die Sonne schien auf<br />

das hellgrüne Blätterdach über dem gekiesten Parkplatz und<br />

das Geklapper von Gabeln auf Tellern war leise zu hören.<br />

Ihr Rauhaardackel Meter sprang an der Tür des Kofferraums<br />

hoch. Er wollte raus, aber schleunigst. Hubbi ging um ihren<br />

blauen Caddy herum und öffnete die Tür. Sofort hüpfte der<br />

Hund vor ihr auf den Boden und drehte sich wie ein Irrer um<br />

die eigene Achse.<br />

»Ist ja gut, krieg dich mal wieder ein«, sagte sie lachend.<br />

Hubbi verzichtete darauf, ihrem Dackel die Leine anzulegen.<br />

Er kannte die Umgebung. Außerdem würde er niemals weglaufen,<br />

solange die Chance bestand, etwas Fressbares zu ergattern.<br />

Sie gingen auf das Café mit dem ungewöhnlichen<br />

Namen »Sägespahn« zu, das in einem alten Bauernhaus aus<br />

grauem Stein untergebracht war. Efeu rankte bis unters Dach<br />

und in dem üppigen Bauerngarten neben dem Eingang blühten<br />

schon die ersten Pflanzen.<br />

Der Anblick erinnerte Hubbi immer wieder an ein verwunschenes<br />

Hexenhäuschen. Der alte Bauernhof war das einzige<br />

Gebäude an diesem Weg, der durch Wald und Wiesen<br />

führte und bei Wanderern und Radfahrern sehr beliebt war.<br />

Am Eingang hing eine Infotafel, der zufolge der Hof vor über<br />

200 Jahren errichtet worden war. Zu dieser Zeit mussten auch<br />

die riesigen Eichenbäume und die knorrigen Obstbäume gepflanzt<br />

worden sein.<br />

Meter hüpfte schon einmal vor, er kannte den Weg. Er verschwand<br />

in der Tür und kurz darauf hörte Hubbi ein erfreutes<br />

»Hallo, Meter! Was machst du denn hier?« und ein fröhliches<br />

Bellen. Sie ging an den rustikalen Holztischen vorbei, an denen<br />

sich schon ein paar Gäste eingefunden hatten, und folgte<br />

ihrem Hund ins Innere.<br />

Dort empfing sie eine energische Endvierzigerin mit lässig<br />

zurückgebundenen blondgrauen Haaren und blitzenden<br />

blauen Augen im sonnengebräunten Gesicht: Die Caféinhaberin<br />

Barbara Holzkamp.<br />

»Da ist dein Frauchen ja«, sagte sie zu Meter mit Blick auf<br />

Hubbi. »Hallo Hubbi, schön, dass du hier bist.«<br />

Hubbi lächelte. Sie war froh, dass Barbara sie mittlerweile bei<br />

ihrem Spitznamen nannte. Denn eigentlich hieß Hubbi Huberta<br />

Dötsch, ein selten dämlicher Name, wie sie fand. Aber<br />

ihre Urgroßmutter mütterlicherseits hatte diesen Vornamen<br />

schon getragen, weshalb Hubbis Mutter es als ihre Pflicht angesehen<br />

hatte, ihre erste und einzige Tochter ebenso zu nennen.<br />

Hubbi war ihr heute, 25 Jahre nach ihrer Geburt, noch<br />

böse deshalb.<br />

Barbara zeigte aus der Tür auf einen Zweiertisch im Schatten.<br />

»Setz dich doch, ich bringe dir gleich was. Heute gibt es Erdbeerkuchen<br />

und Schokoladentarte, was möchtest du?«<br />

»Beides.« Hubbi grinste verschmitzt. Alles, was Barbara backte<br />

oder kochte, schmeckte umwerfend, und Hubbi wollte sich<br />

nichts davon entgehen lassen.<br />

»Und einen Cappuccino?«<br />

Hubbi nickte.<br />

»Bringe ich dir gleich raus.«<br />

Hubbi setzte sich an den Tisch und dachte, dass es sich als<br />

Kneipenwirtin doch manchmal ganz gut leben ließ. Hätte alles<br />

so geklappt, wie Hubbi sich das als 19-jährige Studentin<br />

einmal ausgemalt hatte, würde sie an einem Freitagnachmittag<br />

wie diesem wohl in einem überfüllten Hörsaal sitzen. Ursprünglich<br />

hatte Hubbi einen coolen Job bei der Kriminalpolizei<br />

angestrebt. Profilerin oder etwas ähnliches. Doch daraus<br />

war aufgrund einer vermasselten Bachelorarbeit nichts geworden,<br />

weshalb sie wieder in ihr sauerländisches Heimatdorf<br />

Affeln, konkret wieder in ihr altes Kinderzimmer im Haus<br />

ihrer Eltern gezogen war. Kurz zuvor war ihr geliebter Opa<br />

gestorben und sowohl Hubbi als auch ihre Mutter Hannelore<br />

hatten es für eine gute Idee befunden, dass Hubbi die Kneipe<br />

des Opas, die Nuckelpinne, weiterführte. Mit wenig Talent<br />

und noch weniger Erfolg, wie sich mittlerweile herausgestellt<br />

hatte, aber Hubbi gab nicht auf. Immerhin hatte der Job den<br />

Vorteil, dass sie an so schönen Tagen wie heute in einem<br />

Café sitzen und Kuchen futtern konnte, anstatt wie der Rest<br />

der arbeitenden Bevölkerung auf den Feierabend zu warten.<br />

Barbara kam mit einem vollgepackten Teller und einer Tasse<br />

mit Blumenaufdruck zu Hubbis Tisch, stellte beides vor ihr<br />

ab und setzte sich. Hubbi dachte, dass Barbara jetzt hier im<br />

Sonnenlicht müde aussah: Sie war blass und hatte Ringe unter<br />

den Augen. Außerdem wanderte ihr Blick unruhig umher.<br />

»Viel los im Moment?«, fragte Hubbi.<br />

»Wie? Ja, ziemlich.«<br />

»Du siehst ein wenig gestresst aus.«<br />

Die Cafébetreiberin zuckte die Schultern. »Wird auch wieder<br />

weniger, mach dir keine Sorgen.«<br />

Hubbi probierte ein Stück Erdbeerkuchen und lehnte sich seufzend<br />

zurück. »Solange dein Kuchen noch so gut schmeckt, ist<br />

alles OK.«<br />

Sie schaute sich um. So viele Gäste waren gar nicht anwesend.<br />

Sie hatte das Sägespahn schon sehr viel voller erlebt.<br />

Ein schlacksiger junger Mann kam mit einem Tablett aus der<br />

Eingangstür und ging auf einen Tisch mit zwei älteren Ehepaaren<br />

zu.<br />

»Habt ihr eine neue Aushilfe?«<br />

Barbara nickte. »Timo. Netter Kerl. Manuel war eine Katastrophe.«


»Warum?«<br />

»War immer unpünktlich, hatte ständig schlechte Laune und<br />

am Ende hat er sogar in die Kasse gegriffen.«<br />

»Oh, das hätte ich ihm nicht zugetraut«, sagte Hubbi und<br />

dachte an den hübschen Studenten zurück, der Barbara und<br />

ihrer Tochter ein Jahr lang unter die Arme gegriffen hatte.<br />

Insgeheim hatte Hubbi Manuel ja für sehr bereichernd für<br />

das Sägespahn gehalten - zumindest optisch. Sie hatte sogar<br />

vermutet, dass die vielen Schulmädchengruppen, die dieses<br />

Café auf einmal für sich entdeckt hatten, nur seinetwegen<br />

gekommen waren.<br />

»Ist bestimmt schwer, jemanden rauszuwerfen«, murmelte<br />

Hubbi zwischen zwei Bissen Schokoladentarte. Sie war heilfroh,<br />

dass sie in der Nuckelpinne keine Kellner beschäftigen<br />

musste. Das bisschen Arbeit bekam sie auch ganz gut alleine<br />

erledigt. Ab und zu half ihr Hannelore beim Putzen, das genügte<br />

schon.<br />

»Hat einen riesen Aufstand gemacht und gemeint, wir würden<br />

das noch bereuen. Ich sag‘s dir, so eine Szene brauche ich<br />

nicht nochmal«, seufzte Barbara und blinzelte in die Sonne.<br />

»Wie geht`s denn Leonie?«, fragte Hubbi. Barbaras Tochter<br />

war ein paar Klassen unter Hubbi gewesen. Sie musste jetzt<br />

20 sein, rechnete sie im Geiste nach.<br />

Zeichnung<br />

Arnd Hawlina<br />

»Gut. Sie ist jetzt in Kanada.«<br />

»Ach, ich dachte die Reise sollte erst in zwei Wochen beginnen.«<br />

Bei ihrem letzten Besuch hatte Leonie ihr von ihren<br />

Reiseplänen erzählt. Sie wollte mit einer Freundin eine Art<br />

Road-Trip durch Nordamerika unternehmen. Es hatte ziemlich<br />

aufregend geklungen.<br />

»Hat einen günstigen Flug bekommen und ist deshalb eher<br />

los«, murmelte Barbara und erhob sich. »Ich muss wieder an<br />

die Arbeit. Bis später.« Sie verschwand im Bauernhaus.<br />

Hubbi aß beide Kuchenstücke mit Wonne auf, ließ nur jeweils<br />

ein Häppchen für Meter übrig. Der machte sich über den<br />

Schokokuchen her, ließ den Obstkuchen jedoch links liegen.<br />

»Iss schon, der ist gesund«, versuchte Hubbi, ihren Dackel zu<br />

drängen, doch der weigerte sich. Und Hubbi ärgerte sich über<br />

ihre Großzügigkeit.<br />

Sie winkte, um zu bezahlen, und der neue Kellner kam an<br />

ihren Tisch. »Macht 8,50 Euro«, flüsterte der so leise, dass<br />

Hubbi ihn fast nicht verstanden hätte. Sie gab ihm ein großzügiges<br />

Trinkgeld und stand auf. Nach so einem leckeren<br />

Snack würde ein kleiner Spaziergang gut tun, beschloss sie.<br />

Außerdem war es noch früh und der Tag zu schön, um schon<br />

wieder nach Hause zu fahren.<br />

Meter wusste, was sein Frauchen vorhatte, und rannte vor.<br />

Kurz darauf war er hinter einer Kurve verschwunden. Wahrscheinlich<br />

sucht er sich grad ein Stöckchen, das ich dann<br />

gleich werfen muss, dachte Hubbi. Sie hielt bei der Wiese<br />

von Schafsbock Emil an, den Leonie als Lämmchen adoptiert<br />

hatte und der sich ihr gegenüber seitdem mehr wie ein<br />

Schoßhund benahm. Er blökte Hubbi zu, ließ sich von ihr aber<br />

nicht von dem frischen Heu ablenken.<br />

Also schlenderte sie den Weg entlang, der leicht abschüssig<br />

war und durch Kuhwiesen und ein kleines Kiefernwäldchen<br />

führte. Nicht nur seine Lage und die Aussicht auf die Hügel<br />

des Sauerlandes machten diesen Weg zu einem Geheimtipp<br />

für Freiluftfreunde, sondern vor allem die Holzskulpturen. Ungefähr<br />

alle 50 Meter ragte ein geschnitzter Waldschrat, ein<br />

Holzelch oder ein Totempfahl empor. Highlight der Skulpturensammlung<br />

waren die drei Meter hohen Bremer Stadtmusikanten.<br />

Die Kunstwerke stammten von Barbara Holzkamp.<br />

Sie hatte nämlich nicht nur Talent zum Backen, sondern war<br />

auch eine begabte Künstlerin. In dem Garten hinter dem Bauernhaus<br />

befand sich ihre Werkstatt, ein umgebauter Schweinestall,<br />

in der sie in ihrer Freizeit Holzskulpturen mit der<br />

Kettensäge erschuf. Viele Stücke verkaufte sie, aber sie war<br />

so fleißig, dass ihre Sammlung die Lagerräume irgendwann<br />

sprengte. Also entschloss sie sich dazu, die schönsten Stücke<br />

an dem Wanderweg auszustellen. Von Anfang an waren die<br />

Besucher begeistert gewesen. Soweit Hubbi wusste, hatte<br />

sogar einmal eine überregionale Tageszeitung eine große<br />

Reportage über Barbaras Werke und ihr Café machen wollen,<br />

doch das hatte sie abgelehnt.<br />

Hubbi folgte ihrem Hund um die Kurve, konnte ihn aber nicht<br />

sehen. Sie passierte eine abstrakte Skulptur, die wohl zwei<br />

Liebende darstellen sollte, und eine gewaltige Eule mit Brille.<br />

Noch immer keine Spur vom Dackel. »Meter! Komm her!«,<br />

77


ief sie jetzt, obwohl sie wusste, dass er nur dann gehorchte,<br />

wenn es ihm in den Kram passte. Dafür wusste Meter auf sich<br />

aufzupassen.<br />

»Komm jetzt her, Meter!«, rief Hubbi etwas lauter. Da, endlich,<br />

kam der Gerufene um die Ecke gedackelt. In der Schnauze<br />

trug er allerdings nicht wie erwartet einen für seine geringe<br />

Körpergröße viel zu langen Stock. Er kaute auf etwas<br />

herum, aber Hubbi konnte nicht erkennen, was das war. Jedenfalls<br />

roch es ekelhaft.<br />

»Spuck das aus!«, befahl sie ihm, als er fast bei ihr war. Womöglich<br />

hatte er etwas Giftiges entdeckt und für schmackhaft<br />

befunden.<br />

Er schaute sie aus großen Augen an, kaute noch ein wenig<br />

und ließ das Ding dann auf den Boden fallen. Es war fast<br />

weiß, ein bisschen wie ein Würstchen, dachte Hubbi.<br />

Sie bückte sich, um sich die Sache näher anzuschauen. Meters<br />

Zähne hatten schon ganz schön Schaden angerichtet. Wo<br />

er das wohl gefunden hatte? Sie hob das Würstchen auf und<br />

hielt es ins Licht…<br />

… und ließ es gleich wieder fallen. Ein Finger!<br />

Instinktiv wischte sich Hubbi die Hand an ihrer Jeans ab. Meter<br />

wollte sich den Finger wieder holen, doch sie hielt ihn<br />

zurück: »Pfui! Wo hast du das denn her?«<br />

Was soll ich tun? Sie konnte den Finger nicht einfach hier<br />

auf dem Weg liegenlassen. Er war ein Beweisstück, wenn<br />

nicht sogar schlimmeres. Womöglich lag irgendwo der Rest<br />

der Person herum, der er einst gewachsen war.<br />

Hubbi kramte in ihrer schwarzen Lackledertasche und förderte<br />

eine zerknitterte Papiertüte zutage, in der sie morgens<br />

beim Bäcker ein Salamibrötchen erstanden hatte. Das sollte<br />

wohl erstmal genügen. Vorsichtig schob sie den Finger mit<br />

Hilfe eines kleines Stocks in die Tüte. Sie griff nach ihrem<br />

Handy, doch hier in der Pampa hatte sie kein Netz. Da musste<br />

sie wohl zurück zum Bauerncafé.<br />

Doch wo war Meter?<br />

»Komm her!«, zischte sie, aber ihr Hund gehorchte nicht. Sie<br />

lief noch ein Stück den Weg hinunter und entdeckte hinter<br />

einer geschnitzten Justizia einen wedelnden Dackelschwanz.<br />

Was hatte er denn jetzt schon wieder gefunden? Hubbi wurde<br />

eiskalt. Die Leiche womöglich?<br />

Zögerlich ging sie um die Skulptur herum. Meter leckte am<br />

Stamm. Warum, konnte Hubbi sehen, als sie näher trat: Dort<br />

war Blut den Stamm hinunter gelaufen. Etwa auf Hüfthöhe<br />

steckte ein Nagel im Holz, an dem noch ein Fetzen Haut hing.<br />

Hubbi wurde schlecht. Sie drehte dem Nagel und ihrem fröhlich<br />

wedelnden Hund den Rücken zu und atmete tief ein. Was<br />

für ein grausames Bild! Sie fühlte sich wie in einem falschen<br />

Film. So etwas passierte im Sauerland einfach nicht. Hier sind<br />

die Leute friedlich und freundlich und hacken sich nicht gegenseitig<br />

die Finger ab.<br />

Ruhig bleiben, nachdenken, ermahnte sie sich selber. Sie<br />

sollte die Polizei verständigen. Doch dafür musste sie zum<br />

Bauerncafé zurückkehren.<br />

Sie befestigte die Leine an Meters Halsband und zog ihn fort,<br />

wogegen er sich nach Leibeskräften wehrte. Schließlich gab<br />

er seinen Widerstand jedoch auf. Wahrscheinlich hoffte er auf<br />

noch mehr Schokokuchen.<br />

Etwas blass um die Nase stürmte Hubbi ins Haus. Barbara<br />

schnitt gerade die letzten beiden Stücke Erdbeerkuchen, hielt<br />

aber sofort inne, als sie Hubbi sah.<br />

»Was ist? Geht´s dir nicht gut?«<br />

Ohne ein Wort zu sagen ging Hubbi in die Küche. Sie kannte<br />

das Bauernhaus, war schon öfter hier gewesen und hatte Barbara<br />

einmal sogar ausgeholfen. Die Cafébetreiberin folgte ihr.<br />

Neben dem Geschirrschrank blieben sie stehen. Hubbi hob die<br />

Papiertüte hoch: »Wir müssen die Polizei rufen, sofort.«<br />

Verdutzt schaute Barbara von der Tüte in Hubbis Gesicht und<br />

zurück. »Warum?«<br />

Hubbi gab ihr die Tüte. Als Barbara hineinschaute, entfuhr<br />

ein Schrei ihrer Kehle und sie kippte um. Einfach so, wie ein<br />

gefällter Baum.<br />

Der Film wird immer schlechter, dachte Hubbi. Sie legte die<br />

Tüte mit dem Finger auf die Anrichte und beugte sich zu Barbara<br />

herab. Die atmete normal, war wohl einfach nur ohnmächtig<br />

geworden. Sie ließ sie liegen, ging zum Telefon und<br />

wählte 110.<br />

Darum geht es in „Fingerspitzengefühl“<br />

Dackel Meter findet beim Spazierengehen einen abgetrennten<br />

Finger und bringt sein Frauchen Hubbi, Kneipenwirtin<br />

und Hobbydetektivin aus dem Sauerland, damit in<br />

arge Schwierigkeiten. Denn auf einmal soll sie das Entführungsopfer,<br />

dem der Finger gehört, finden - und zwar<br />

ganz alleine. Da die Entführer angeblich schon fest stehen,<br />

schleicht sich Hubbi als Zimmermädchen in ein Hotel ein<br />

und ermittelt undercover. Mit mäßigem Erfolg. Denn ihre<br />

Auftraggeberin verschweigt ihr irgendetwas. Außerdem<br />

muss sich Hubbi mit ihrer Mutter Hannelore herumschlagen,<br />

die die ganze Familie auf Diät gesetzt hat. Doch dann<br />

erfährt sie, dass der Schlüssel zu dem Fall weit in der Vergangenheit<br />

liegt - und ein gefährliches Geheimnis birgt.<br />

Hobbydetektivin Huberta „Hubbi“ Dötsch begeisterte<br />

schon mit ihrem ersten Fall Tausende Leser. Im zweiten<br />

Buch muss sie alles geben, um einen Mord zu verhindern.<br />

„Fingerspitzengefühl - Hubbis zweiter Fall“ erscheint in<br />

Kürze als E-Book und als Taschenbuch.<br />

Mehr Informationen unter www.hubbi-ermittelt.de oder<br />

auf der Facebook-Seite der Autorin: www.facebook.com/<br />

PiaMesterAutorin/<br />

78


KOMPLETT<br />

KOMPETENT<br />

Die lokale Online-Zeitung<br />

fürs Lennetal.<br />

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58802 Balve<br />

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Zusätzlich auch am 18.11.<strong>2016</strong><br />

von 14.30-18.00 Uhr<br />

für Sie geöffnet<br />

79


LIEBLINGSORT HINTERLAND?!<br />

Junge Menschen sprechen bei Jugendkonferenz UTOPIA Klartext zur Region<br />

Unter dem Motto „Frei denken.<br />

Anpacken.“ lädt die Südwestfalen-Agentur<br />

in Kooperation<br />

mit den Sparkassen<br />

in Südwestfalen<br />

16- bis<br />

26-Jährige<br />

aus den fünf<br />

südwestfälischen<br />

Kreisen<br />

für Samstag,<br />

19. <strong>November</strong>,<br />

in die Rock- und<br />

Popfabrik in Iserlohn-Letmathe<br />

ein. Bei der Jugendkonferenz UTOPiA geht<br />

es um die spannende Frage: Was braucht die Region, um<br />

für junge Menschen attraktiv zu bleiben? Wo hakt es?<br />

Und wie sieht eigentlich eine wirklich traumhafte Zukunftsvision<br />

für Südwestfalen aus?<br />

In der eintägigen Konferenz geht es darum, einen ebenso<br />

schonungslos ehrlichen wie liebevoll-kritischen Blick<br />

auf die Region zu richten – aus Sicht ihrer jungen Bewohner.<br />

Persönliche Gedanken zu einer Zukunftsvision<br />

„Südwestfalen 2030“ offen und kreativ zu äußern, darum<br />

geht’s. Denn zahlreiche Politiker, Wirtschaftsvertreter<br />

und viele Institutionen der Region haben sich auf Einladung<br />

der Südwestfalen Agentur GmbH in den letzten<br />

Monaten intensiv mit diesen Zukunftsüberlegungen befasst.<br />

Nun sollen jene zu Wort kommen, die ihre Zukunft<br />

hier sehen – oder eben auch nicht: junge Menschen zwischen<br />

16 und 26 Jahren. Mitbringen muss man dazu gar<br />

nichts – außer Lust mitzudenken, neue Kontakte zu knüpfen<br />

und kreative Ideen zu entwickeln.<br />

Die Themen von UTOPiA sind z.B.: Digitalisierung, Landleben,<br />

Work-Life-Balance. Wie stehen junge Menschen<br />

in Südwestfalen ihrer Zukunft hier gegenüber? Wie sind<br />

ihre Gedanken zur Weiterentwicklung der Region? Was<br />

sind ihre Ideen, um Südwestfalen positiv weiterzuentwickeln?<br />

„Wir möchten immer aufs Neue herausfinden,<br />

was sie bewegt“, sagt Hubertus Winterberg, Geschäftsführer<br />

der Südwestfalen Agentur. „Solange wir nicht genau<br />

wissen, was junge Menschen stört und was sie sich<br />

für die Zukunft wünschen, können wir auch nichts zu ihren<br />

Gunsten verändern.“<br />

Unter www.utopia-suedwestfalen.com können sich<br />

alle Interessierten bis zum Freitag, 11. <strong>November</strong>,<br />

anmelden. Neben den üblichen Anmeldedaten gilt es,<br />

eine Frage kurz zu beantworten: „Warum bist Du der<br />

oder die Richtige für UTOPiA Südwestfalen?“ Da die<br />

Teilnehmerplätze begrenzt sind, erfolgt die Auswahl<br />

nach Eingang der Anmeldung und Motivation. Auf alle<br />

Querdenker, Anpacker, Visionäre, Heimat-Liebhaber<br />

und Über-den- Tellerrand-Hinausschauer wartet ein<br />

interessanter und unterhaltsamer Tag in angenehmer<br />

Workshop-Atmosphäre, in der spannende und<br />

zukunftsweisende Projekte (weiter-) entwickelt werden.<br />

Noch Fragen? Alle weiteren Antworten gibt es auf der<br />

Website utopia-suedwestfalen.com.<br />

Hier finden Sie<br />

Ihren Traumboden<br />

Wand- und Deckenpaneele<br />

Innen- und Glastüren<br />

Parkett und Dielenböden<br />

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www.parkett-welt-wagner.de<br />

80


„Mami, Impressum was für ein Paket?“, wollte Jonathan wissen und<br />

hüpfte HERAUSGEBER: auf und ab. <strong>Komplett</strong> Verlag<br />

„Möchtest Postadresse: du nicht noch eine Runde rutschen, bevor wir<br />

fahren, Am Galgenhagen mein Kleiner?“ 13, 58840 Plettenberg<br />

02391/606376 tel, 02391/606375 fax<br />

„Au www.komplett-magazin.de,<br />

ja!“, rief er und rannte davon.<br />

„Woher info@komplett-magazin.de<br />

wusstest du das? Und wie hast du das gemacht?“,<br />

flüsterte REDAKTION: Manuela.<br />

verantwortlich Bernhard Schlütter<br />

„Bio-Leistungskurs, weißt du nicht mehr?“, sagte Hubbi,<br />

Redaktionelle Mitarbeit Pia Mester,<br />

„Vererbungslehre?“<br />

Martin Büdenbender, Detlef Schlüchtermann,<br />

Rüdiger Kahlke, Uwe Tonscheidt, Cristin Schmelcher,<br />

Manuela schüttelte den Kopf.<br />

Martin Droste, Wolfgang Teipel, Guido Raith,<br />

„Also“, Ai-Lan begann Na-Schlütter Hubbi, „es gibt Merkmale, die vererben<br />

redaktion@komplett-magazin.de<br />

sich dominant und andere rezessiv. Braune Augen sind dominanter<br />

GESTALTUNG: als blaue Augen. Besonders, wenn die Vorfahren<br />

Heiko Höfner, www.perfect-art.de<br />

ebenfalls alle braune Augen hatten. Deine Eltern haben<br />

DRUCK:<br />

braune www.groll-druck.de, Augen, deine Schwiegereltern Meinerzhagen und du und Boris<br />

auch…“<br />

ERSCHEINUNGSWEISE:<br />

„…nur zweimonatlich Jonathan nicht.“ (Januar, März, Mai, Juli, September,<br />

<strong>November</strong>), Preis/Schutzgebühr 3,80 Euro.<br />

„Genau. Aber Robin hat blaue Augen.“<br />

Manuela Abonnement: zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche<br />

Abo gilt für ein Jahr/sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />

und 21 zündete Euro zzgl. sich Versandkosten eine an. Ihre (Heft-Einzelpreis Finger zitterten. 3,50 „Es Euro); war<br />

ein Bedingungen Ausrutscher. auf Ich dem liebe Abo-Bestellformular Boris wirklich. Das im musst Heft du und mir<br />

unter www.komplett-magazin.de<br />

glauben.“<br />

ISSN:<br />

Hubbi nahm ihre Freundin in den Arm und hielt sie einen<br />

2363-6777<br />

Moment fest. „Das tue ich.“<br />

ANZEIGENVERWALTUNG:<br />

„Danke, <strong>Komplett</strong>-Verlag Hubbi“, flüsterte sie.<br />

Bernhard Schlütter, Heiko Höfner<br />

Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg<br />

02391/606376 tel · 02391/606375 fax<br />

anzeigen@komplett-magazin.de<br />

Horst Hanke, Graf-Engelbert-Str. 21,<br />

58809 Neuenrade, 02392 6337 tel,<br />

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15. Februar, 15. April, 15. Juni, 15. August,<br />

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Das nächste <strong>Komplett</strong>-Magazin<br />

erscheint am 5. Januar.<br />

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ICH WAR MAL IM GEFÄNGNIS ...<br />

Von Horst Hanke<br />

... aber nicht als verurteilter<br />

Sünder, sondern als fußballspielender<br />

Gast.<br />

Fliegender Wechsel war vereinbart und als ich das zweite<br />

Mal eingewechselt wurde, stand es zwar 4:3 für die<br />

JVA, aber ich schoss noch ein Tor zum 4:4 Endstand.<br />

Ich spielte damals aktiv<br />

beim VFL Schwerte, als unsere<br />

Mannschaft zum alljährlichen<br />

Freundschaftsspiel in die JVA<br />

(Jugend-Vollzugs-Anstalt) in Ergste eingeladen wurde.<br />

Das gehörte zu einem Programm dieser JVA, um Häftlingen<br />

nicht gänzlich den Kontakt zur Außenwelt zu nehmen.<br />

Ich kam wegen verkehrsungünstigen Gründen zu spät<br />

und musste allein in das Gefängnisgebäude gehen. Es<br />

ist ein komisches Gefühl, mit einer Sporttasche über<br />

dem Arm vor einem großen Tor mit einer kleinen Eingangspforte<br />

zu stehen und schließlich mit einem Finger<br />

auf den Klingelknopf zu drücken.<br />

So einfach, wie ich es hier schreibe, war es natürlich<br />

nicht mit den insgesamt drei Toren, doch ich schwebte<br />

gerade in der Blütezeit meiner Fußballkarriere, hatte<br />

aber auch sehr viel Glück dabei.<br />

Als sich nach dem Spiel Gegner und eigene Spieler die<br />

„Fünf“ abklatschten, bekam ich plötzlich einen Zettel in<br />

die Hand gedrückt.<br />

Überrascht las ich das mit Bleistift beschriebene Stück<br />

Papier. Da stand wortwörtlich: „Mensch, dreh mal’n<br />

Ding, wir können hier so Spieler wie dich gebrauchen“.<br />

Ich kann es nicht leugnen, ich war stolz, aber mit dem<br />

„mal’n Ding drehen“ habe ich mich bis heute zurück gehalten.<br />

Beim Pförtner wurden ich und meine Sporttasche nach<br />

irgendetwas durchsucht. Die Shampooflaschen und<br />

Haarbürste musste ich zur Aufbewahrung in einen Beutel<br />

stecken und abgeben, dann ging es weiter.<br />

Aus Kriminalfilmen mir wohl bekannt, war es aber trotzdem<br />

ein beengendes Gefühl, als ein Aufsichtsbeamter<br />

mich durch einige Türen führte und jedes Mal vor und<br />

nach mir diese auf- und abschloss.<br />

Dann endlich kamen wir zu den Sportanlagen. Auf dem<br />

Kleinspielfeld lief das Match schon eine ganze Weile<br />

und es stand 3:1 für die Gastgeber.<br />

Nachdem ich den Trainingsanzug ablegte und schnell<br />

das Trikot überzog, wurde ich sofort eingewechselt und<br />

schoss kurz hintereinander zwei Tore zum 3:3.<br />

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