Jahresbericht 2011 - Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft ...
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48 Projekte und Daueraufgaben<br />
Ergebnisse<br />
Wie in den Vorjahren wurde von Pflanzenbauberatern der ÄELF und Erzeugerringe, von<br />
Pflanzenproduzenten, Züchtern und der LfL selbst eine Vielzahl von Proben eingesandt.<br />
In geringerem Umfang reichten auch Hochschulen sowie Privatpersonen Proben ein. Die<br />
Ergebnisse unserer Untersuchungen waren Grundlage <strong>für</strong> zielorientierte Bekämpfungsmaßnahmen<br />
in der Praxis. Im Rahmen des Hoheitsvollzugs dienten unsere Untersuchungsergebnisse<br />
u. a. der Ausstellung von Pflanzenpässen und Pflanzengesundheitszeugnissen,<br />
der Einhaltung von Quarantänebestimmungen sowie der Umsetzung der Anbaumaterialverordnung<br />
(AGOZV), die das Inverkehrbringen von Anbaumaterial von Gemüse, Obst<br />
und Zierpflanzenarten regelt.<br />
Virus- und Viroid-Untersuchungen im Gartenbau <strong>2011</strong><br />
Insgesamt wurden 465 Proben aus dem Bereich Gartenbau zur Untersuchung auf Virusbefall<br />
eingereicht. 115 Proben waren den Zierpflanzen zuzurechnen, 79 dem Gemüse,<br />
248 Proben stammten aus dem Obstbau – hierbei handelte es sich hauptsächlich um Testungen<br />
von Samenspenderpflanzen auf das Nekrotische Kirschenringflecken-Virus (Prune<br />
necrotic ringspot, PNRSV), das Chlorotische Kirschenringflecken-Virus (Prune dwarf virus,<br />
PDV) und das Scharka-Virus (Plum pox virus, PPV); 29 Proben waren Heil- und Gewürzpflanzen.<br />
Unten stehender Tabelle ist zu entnehmen, bei welchen Kulturen im Einzelnen<br />
welches Virus gefunden wurde. Bemerkenswert war der häufige und starke Befall<br />
mit dem Tomatenbronzeflecken-Virus (Tomato spotted wilt virus, TSWV) an Chrysanthemen.<br />
In der Praxis besteht dabei das schwerwiegende Problem, dass die Thripse, die<br />
Vektoren des TSWV sind, aufgrund ausgeprägter Insektizidresistenz kaum noch mit<br />
Pflanzenschutzmitteln zu bekämpfen sind. Hervorzuheben ist des Weiteren der in Kooperation<br />
mit dem Julius Kühn-Institut (JKI), Braunschweig, geführte Nachweis des Nemesia-<br />
Ringnekrosen-Virus (NeRNV) an einer Verbene. Dieses Virus tritt bei Verbenaceae sehr<br />
häufig auf. Es wird mechanisch, z. B. bei Kulturarbeiten, verbreitet und ist als Tymovirus<br />
möglicherweise auch Insekten-übertragbar (dies wurde aber speziell <strong>für</strong> das NeRNV nicht<br />
untersucht). Darüber hinaus wurde an Verbene ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem JKI<br />
das mechanisch übertragbare Angelonia flower break virus (AnFBV) festgestellt. Das<br />
AnFBV kann Angelonia spp., Nemesia spp. Phlox spp. und wie im vorliegenden Fall<br />
Verbena spp. befallen. Gegenmaßnahmen sind bei NeRNV und AnFBV Hygienemaßnahmen<br />
wie Desinfektion von Stellflächen, Arbeitswerkzeugen etc. sowie die Vernichtung<br />
infizierten Pflanzenmaterials (Hausmüll, Verbrennen, nicht Kompostieren) und bei<br />
NeRNV ggf. Vektorenbekämpfung. An einer Impatiens Neuguinea-Hybride haben wir ein<br />
Virus detektiert, das später am JKI als Ribgrass mosaic tobamovirus (RMV) identifiziert<br />
werden konnte. Dieses Virus ist – wie alle Tobamoviren – sehr persistent (es bleibt über<br />
Monate infektiös im Pflanzensaft, aber auch in getrockneten Blättern und im Boden) und<br />
mechanisch leicht zu übertragen. Eine Verschleppung ist z. B. bei Kulturmaßnahmen<br />
möglich. Alle kontaminierten Werkzeuge, Pflanzgefäße und Tische können eine Infektionsquelle<br />
sein. Gründliche Desinfektionsmaßnahmen wie auch die Entsorgung aller infizierten<br />
Pflanzen, Pflanzenreste und die Beseitigung bzw. Entseuchung kontaminierten<br />
Substrats sind notwendig, um den Befall zu tilgen. Eine Verbreitung des RMV durch<br />
rezirkulierende Nahrlösungen und Bewässerungsysteme ist möglich. Übertragung durch<br />
tierische Schädlinge sowie Samenübertragung wurden nicht beobachtet. Besonders anfällige<br />
Pflanzenfamilien sind Solanaceae, Plantaginaceae, Cruciferae und Scrophulariaceae.