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Teil 1

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Sensitivität verbunden. Während alle Isolate des Haplotyps Ib (Paarungstyp A1) sensitiv sind,<br />

gibt es unter den neuen Haplotypen sowohl resistente als auch sensitive Stämme, wie RULLICH<br />

et al. in einer jüngst veröffentlichten Arbeit zeigen konnten. Strategien zur Erhaltung der Sensitivität<br />

der Mittel mussten erarbeitet und der Praxis Wirkstoffwechsel zwischen einzelnen Fungizidapplikationen<br />

und Spritzfolgen empfohlen werden.<br />

In all diesen Jahren haben wir viele neue Kenntnisse über Physiologie und Genetik des Erregers<br />

und seiner „Überlebensstrategien“ bei Einsatz chemischer Mittel erworben, die es immer wieder<br />

ermöglichten, das Pulver dieser bisher unverzichtbaren Waffe integrierter Bekämpfung der<br />

Kraut– und Knollenfäule trocken zu halten. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern ist hierbei<br />

eine wichtige Arbeit geleistet worden. Dazu hat auch eine dritte Arbeitsrichtung wesentlich beigetragen:<br />

die Entwicklung von Prognosen als Grundlage von Bekämpfungsentscheidungen.<br />

Mit der von ULLRICH und SCHRÖDTER 1966 in den alten Bundesländern entwickelten Negativprognose<br />

(seit vielen Jahren als PHYTPROG-DIENST in Westdeutschland vom Deutschen<br />

Wetterdienst betreut) und der in Ostdeutschland auf der Grundlage epidemiologischer Forschungen<br />

von S. STEPHAN seit 1964 in den Pflanzenschutzämtern erfolgten Bestimmung des notwendigen<br />

Beginns der Fungizidbehandlung konnte die gezielte Bekämpfung des Erregers auf<br />

neue Grundlagen gestellt und die Zahl der Spritzungen vermindert werden. Diese „Negativprognose“<br />

wurde in den 80er Jahren in Ostdeutschland durch das mit den Möglichkeiten moderner<br />

Computertechnik entwickelte Simulationsmodell SYMPHYT I und durch SYMPHYT II erweitert<br />

und durch den Pflanzenschutzdienst flächendeckend eingeführt. Letzteres verfolgt den weiteren<br />

Epidemieverlauf und gibt Empfehlungen für Spritzunterbrechungen und Folgespritzungen<br />

sowie für die zu wählende Fungizidklasse. Inzwischen hat sich die Weiterentwicklung zum<br />

SYMPHYT III in vielen Bundesländern bewährt. Die Zahl der computergestützten Hilfsmittel<br />

hat auch durch die Möglichkeiten des Internets in den letzten Jahren stark zugenommen. Diese<br />

Modelle bedürfen natürlich einer ständigen Pflege und Anpassung auch an neue epidemiologische<br />

Verläufe durch die sich vollziehenden Veränderungen der Population des Erregers. Sie sind<br />

so gut, wie sie die natürlichen Abläufe widerspiegeln.<br />

Mit Hilfe moderner Technik, deren Möglichkeiten wir uns früher im Traum nicht vorstellen<br />

konnten, können heute viele der die epidemiologischen Verläufe bestimmenden Faktoren verknüpft<br />

werden. Aber ich stelle immer wieder fest, dass die durch Feldforschung gespeiste Primärdatenbasis<br />

oft nicht ausreicht, und wir von dieser Seite her die Möglichkeiten moderner Informationstechniken<br />

verschenken. Nach teuren Rechenoperationen kommen dann Empfehlungen<br />

zustande, die der erfahrene Praktiker beim Betrachten seiner Bestände auch ohnehin trifft. Vom<br />

Labor bis zum Feld ist noch eine weite Strecke echter Forschungsarbeit, und häufig beginnen die<br />

echten Probleme erst hier.<br />

Die Geschichte der Bekämpfung der Kraut– und Knollenfäule zeigt uns mit aller Deutlichkeit,<br />

dass wir uns im Pflanzenschutz stets neuen Herausforderungen stellen müssen, vor die uns einmal<br />

die ständige Anpassung des Erregers an neue Situationen, aber auch durch die Gesellschaft<br />

gesetzte neue ökonomische und ökologische Zwänge, Normen und Rahmenbedingungen stellen.<br />

Sie werden zu lösen sein, wenn stets das gesamte Instrumentarium unserer Kontrollmöglichkeiten<br />

im Sinne integrierter Strategien wissenschaftlich weiterentwickelt wird.<br />

Eine nicht minder wichtige Gruppe von Krankheiten, die den Anbau der Kartoffel in seinen Anfängen<br />

häufig in Gefahr brachte, und auch heute noch ihren Tribut fordert, sind die Viruskrankheiten.<br />

Mit vollem Recht kann man sagen, dass die Geschichte des Kartoffelanbaus in Europa<br />

auch die Geschichte des „Kartoffelabbaus“ ist. Wie wir heute annehmen können, war der bis in<br />

das 20. Jahrhundert hinein unter dem Namen „Kräuselkrankheit“ zusammengefasste Krankheitskomplex<br />

nicht nur die früheste Bedrohung des Kartoffelanbaus in Mitteleuropa und lange Jahre<br />

begrenzender Faktor seiner Ausbreitung, sondern gab auch die ersten Anstöße für die Kartoffelzüchtung<br />

überhaupt. Schon in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts mehrten sich die Belege dafür,<br />

dass Viruskrankheiten verheerende Auswirkungen auf den Kartoffelanbau mit all den negativen<br />

ökonomischen und sozialen Folgen hatten. O. APPEL und R. N. SALAMAN geben uns in<br />

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