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weide - Schweizerbauer.ch

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© Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft zur Förderung des Futterbaues AGFF und «S<strong>ch</strong>weizer Bauer», Mai 2003<br />

Christian Hofer<br />

Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

zur Förderung des<br />

Futterbaues<br />

AGFF<br />

Eric Mosimann<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Pflanzenbau<br />

RAC Changins<br />

Olivier Huguenin<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Agrarökologie<br />

und Landbau<br />

FAL Reckenholz<br />

Rafael Gago<br />

Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

zur Förderung des<br />

Futterbaues AGFF<br />

Cornel Stutz<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Agrarökologie<br />

und Landbau<br />

FAL Reckenholz<br />

Thomas Blättler<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

SHL Zollikofen<br />

Andreas Münger<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Nutztiere<br />

RAP Posieux<br />

Jakob Troxler<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Pflanzenbau<br />

RAC Changins<br />

Bernard Jeangros<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Pflanzenbau<br />

RAC Changins<br />

Matthias S<strong>ch</strong>ick<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Agrarwirts<strong>ch</strong>aft<br />

und Landte<strong>ch</strong>nik<br />

FAT Tänikon<br />

Weiden bietet die Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

auf eine kostengünstige<br />

und na<strong>ch</strong>haltige<br />

Art viel Mil<strong>ch</strong> aus Gras<br />

zu produzieren. Gegenüber der<br />

Stallfütterung können Mas<strong>ch</strong>inenkosten<br />

und Arbeitsaufwand<br />

gesenkt werden. Zudem fördern<br />

die freie Bewegung, die Einwirkung<br />

des Li<strong>ch</strong>tes und der Temperatur<br />

die Tiergesundheit. Im<br />

Unters<strong>ch</strong>ied zur Mahd werden<br />

bei der Weide mit dem Tritteinfluss<br />

der Kühe und der Nutzung<br />

in jungen Stadien di<strong>ch</strong>twa<strong>ch</strong>sende<br />

Weidegräser wie Englis<strong>ch</strong>es<br />

Raigras, Wiesenrispenund<br />

Kammgras sowie Weissklee<br />

gefördert. Mit dem selektiven<br />

Frass wählen die Weidetiere zuerst<br />

die s<strong>ch</strong>mackhaften und<br />

nährstoffrei<strong>ch</strong>en Pflanzen aus.<br />

Der Weidegang muss deshalb<br />

sorgfältig geplant und dur<strong>ch</strong>geführt<br />

werden, und bei negativen<br />

Entwicklungen muss die Weideführung<br />

angepasst und mit ver-<br />

WEIDE<br />

Das ist zu bea<strong>ch</strong>ten<br />

änderter Pflege reagiert werden.<br />

Unkrautregulierung, Übersaat<br />

und Säuberungss<strong>ch</strong>nitt sind einige<br />

Massnahmen, die in diesem<br />

Zusammenhang erwähnt werden<br />

müssen.<br />

Kühe von der Weide holen,<br />

melken, Kühe auf die<br />

Weide treiben, fertig – so<br />

sieht der Arbeitsaufwand für<br />

Mil<strong>ch</strong>wirts<strong>ch</strong>aftsbetriebe mit<br />

Voll<strong>weide</strong>haltung im Sommer<br />

aus – zumindest theoretis<strong>ch</strong>. Arbeitswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>eÜberlegungen<br />

spielen je länger desto mehr<br />

eine ents<strong>ch</strong>eidende Rolle beim<br />

Management eines Landwirts<strong>ch</strong>aftbetriebes.<br />

Bei reiner Weidehaltung<br />

muss weniger Arbeit<br />

eingesetzt werden als bei Fütterungssystemen<br />

wie Totalmis<strong>ch</strong>ration<br />

oder mit Eingrasen. Damit<br />

erfüllt die Weide eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Voraussetzung, um Mil<strong>ch</strong><br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> zu produzieren.<br />

Die Kombination von Weide<br />

und Eingrasen gibt mehr zu tun<br />

als Voll<strong>weide</strong> oder nur Eingrasen.<br />

In diesem Dossier vermitteln<br />

Fa<strong>ch</strong>leute aus der ganzen<br />

S<strong>ch</strong>weiz Informationen zu<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Aspekten rund<br />

um das Weidemanagement.<br />

Weidepflege, arbeitswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Überlegungen sowie Vorund<br />

Na<strong>ch</strong>teile von vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Weidesystemen werden thematisiert.<br />

Dies soll dem Praktiker<br />

helfen, sein Weidemanagement<br />

zu optimieren. Nur eine<br />

gute Beherrs<strong>ch</strong>ung der Bewirts<strong>ch</strong>aftungsfaktoren<br />

und ein effizientes<br />

Planen der Arbeitsabläufe<br />

ma<strong>ch</strong>en es mögli<strong>ch</strong>, dass<br />

mit angemessenem Arbeitsaufwand<br />

ertragrei<strong>ch</strong>e Pflanzenbestände<br />

wa<strong>ch</strong>sen und damit eine<br />

gute tieris<strong>ch</strong>e Leistung erzielt<br />

wird.<br />

Christian Hofer, AGFF


2<br />

WEIDE<br />

Das Graswa<strong>ch</strong>stum s<strong>ch</strong>wankt saional sehr stark<br />

Na<strong>ch</strong> einem fulminanten<br />

Start stagniert das Graswa<strong>ch</strong>stum<br />

während den<br />

Sommermonaten. Gegen<br />

Ende Sommer nimmt es<br />

drastis<strong>ch</strong> ab. Diese<br />

S<strong>ch</strong>wankungen gilt es bei<br />

der Weideplanung zu<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

THOMAS BLÄTTLER*<br />

Graszuwa<strong>ch</strong>skurven stellen den tägli<strong>ch</strong>enNetto-Trockensubstanz-Zuwa<strong>ch</strong>s<br />

auf Grasbeständen im Verlauf<br />

der Vegetationsperiode dar. Zuwa<strong>ch</strong>skurven<br />

haben unter den Bedingungen<br />

des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Mittellandes einen<br />

typis<strong>ch</strong>en Verlauf. Na<strong>ch</strong> einem<br />

steilen Anstieg bei Vegetationsbeginn<br />

wird Anfang Mai ein Zuwa<strong>ch</strong>smaxi-<br />

mum von 80 bis 120 Kilo Trockensubstanz<br />

(TS) pro Hektare und Tag errei<strong>ch</strong>t.<br />

Bis Mitte Juni fällt die Kurve<br />

auf einen relativen Tiefststand ab, der<br />

bei 50 bis 60 Kilo Tageszuwa<strong>ch</strong>s liegt;<br />

eine Wa<strong>ch</strong>stumsdepression.<br />

Während den folgenden zwei Monaten<br />

bleibt das Graswa<strong>ch</strong>stum relativ<br />

konstant auf 60 bis 70 Kilo<br />

Trockensubstanz pro Hektare und<br />

Tag stehen. Ab Mitte August nimmt<br />

der Zuwa<strong>ch</strong>s stetig ab, um gegen Ende<br />

Oktober zu erliegen.<br />

Sonne und Temperatur<br />

Der Graszuwa<strong>ch</strong>s wird dur<strong>ch</strong> eine<br />

Vielzahl von Faktoren unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />

stark beeinflusst. An äusseren<br />

Einflüssen sind die Sonneneinstrahlung,<br />

Tageslänge, Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittstemperaturen<br />

und Wasserverfügbarkeit<br />

von ents<strong>ch</strong>eidender Bedeutung.<br />

Während die Höhe über Meer vor allem<br />

die Länge der Kurve bestimmt,<br />

prägen die botanis<strong>ch</strong>e Zusammensetzung<br />

und das Nährstoffangebot<br />

die Kurvenform. Ausgehend vom<br />

klassis<strong>ch</strong>en Graszuwa<strong>ch</strong>sverlauf<br />

entsteht im Frühling ein Futterberg,<br />

der auf einer Kurzrasen<strong>weide</strong> bei normaler<br />

Besatzstärke von drei Grossvieheinheiten<br />

(GVE) pro Hektare<br />

dur<strong>ch</strong> die Tiere ni<strong>ch</strong>t verzehrt werden<br />

könnte. Deshalb wird in der Praxis<br />

die Besatzstärke bis Mitte Mai auf 6<br />

GVE pro Hektare erhöht und die verbleibende<br />

Futterflä<strong>ch</strong>e zur Heu- oder<br />

Silagegewinnung verwendet. Unter<br />

normalen Bedingungen bietet die<br />

Weideplanung ab Mitte Juni kaum<br />

mehr Probleme; bis Mitte August<br />

kann die Flä<strong>ch</strong>e konstant auf 30 bis<br />

35 Aren pro Kuh gehalten werden,<br />

dana<strong>ch</strong> muss für die Voll<strong>weide</strong> zusätzli<strong>ch</strong>e<br />

Futterflä<strong>ch</strong>e angeboten<br />

werden. Dur<strong>ch</strong> eine intensive Beweidung<br />

im Frühjahr und einen<br />

s<strong>ch</strong>nellen Umtrieb werden die Zuwa<strong>ch</strong>sraten<br />

im Frühling gebremst<br />

und der Wa<strong>ch</strong>stumshöhepunkt hinausgezögert,<br />

die Zuwa<strong>ch</strong>skurve wird<br />

fla<strong>ch</strong>er und ausgegli<strong>ch</strong>ener. Dies vereinfa<strong>ch</strong>t<br />

ni<strong>ch</strong>t nur das Flä<strong>ch</strong>enmanagement,<br />

au<strong>ch</strong> die Futterqualität unterliegt<br />

geringeren S<strong>ch</strong>wankungen.<br />

Ausgegli<strong>ch</strong>ene Kurven<br />

Mit der Kurzrasen<strong>weide</strong> wurden<br />

im s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Mittelland die<br />

ausgegli<strong>ch</strong>ensten Gras-Zuwa<strong>ch</strong>skurven<br />

und Weide-Nährstoffgehalte<br />

gemessen. Der Energiegehalt von<br />

Weidebeständen ist zu Beginn der<br />

Vegetationszeit am hö<strong>ch</strong>sten; ein relativer<br />

Tiefstwert wird normalerweise<br />

im Juni zur Zeit der Wa<strong>ch</strong>stumsdepression<br />

errei<strong>ch</strong>t. Bis im September<br />

nehmen die Energiegehalte in<br />

Abhängigkeit von der Witterung<br />

wieder stetig zu. Die Proteingehalte<br />

errei<strong>ch</strong>en im Juni und Ende September<br />

ihren Hö<strong>ch</strong>ststand.<br />

Der Verlauf von Graszuwa<strong>ch</strong>s und<br />

Nährwert während der Vegetationszeit<br />

erlaubt eine nahezu optimale<br />

Fütterung von Kühen, die im Frühjahr<br />

abkalben. Dank der hohen Verdauli<strong>ch</strong>keit<br />

des Weidefutters im Frühling<br />

können pro Kuh Tagesmil<strong>ch</strong>leistungen<br />

von bis zu 30 Kilo ohne Ergänzungsfutter<br />

errei<strong>ch</strong>t werden.<br />

*Der Autor arbeitet an der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für Landwirts<strong>ch</strong>aft (SHL) in<br />

Zollikofen.


Die Weidesaison teilt si<strong>ch</strong> in vier Perioden auf<br />

Das Graswa<strong>ch</strong>stum verändert<br />

si<strong>ch</strong> während der Vegetationszeit.<br />

Entspre<strong>ch</strong>end muss<br />

die Weideflä<strong>ch</strong>e angepasst<br />

werden.<br />

ERIC MOSIMANN*<br />

Die Kunst des Weidens besteht darin,<br />

dass si<strong>ch</strong> Tier und Gras im ri<strong>ch</strong>tigen<br />

Moment treffen. Das Gras<br />

wä<strong>ch</strong>st aber unregelmässig. In den<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Pflanzenbau (RAC) in<br />

Changins wurden grosse Unters<strong>ch</strong>iede<br />

von Standort zu Standort<br />

beoba<strong>ch</strong>tet. Im Jahr 2002 zum Beispiel<br />

s<strong>ch</strong>wankte im Talgebiet der tägli<strong>ch</strong>e<br />

Futterzuwa<strong>ch</strong>s von 20 Kilo<br />

Trockensubstanz (TS) pro Hektare<br />

auf trockenen und fla<strong>ch</strong>gründigen<br />

Böden bis zu 60 Kilo TS pro Hektare<br />

auf tiefgründigen und fris<strong>ch</strong>en<br />

Böden. Für eine Kuh mit einem Tagesverzehr<br />

von 15 Kilo TS sinkt so<br />

der Flä<strong>ch</strong>enbedarf von 75 auf 25<br />

Aren. Zudem ist au<strong>ch</strong> der Wa<strong>ch</strong>stumsänderung<br />

während der Saison<br />

Re<strong>ch</strong>nung zu tragen. Für das Talgebiet<br />

wird ein Weidekalender, zusammengesetzt<br />

aus vier Perioden, vorges<strong>ch</strong>lagen.<br />

15. März bis 15. April<br />

Der Weidebeginn findet statt, sobald<br />

das Gras bei Frühjahrsbeginn<br />

grün wird. Im Allgemeinen ist dies<br />

um den 15. März. Ziel ist es, alle zugängli<strong>ch</strong>en,<br />

darin einges<strong>ch</strong>lossen<br />

au<strong>ch</strong> jene, die im Monat Mai zur<br />

Konservierung ges<strong>ch</strong>nitten werden,<br />

vor dem 15. April zu be<strong>weide</strong>n. Die-<br />

Alle Weiden sind vor dem 15. April ein erstes Mal zu bestossen. Das<br />

Datum gilt als «magis<strong>ch</strong>er Tag». (Bild: Eric Mosimann)<br />

ses Datum wird zuweilen au<strong>ch</strong> als<br />

«magis<strong>ch</strong>er Tag» bezei<strong>ch</strong>net. Er entspri<strong>ch</strong>t<br />

dem Beginn der Wa<strong>ch</strong>stumsexplosion.<br />

Dieser erste Dur<strong>ch</strong>gang<br />

mit s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>er Besatzdi<strong>ch</strong>te hat positive<br />

Einflüsse auf den Rasen. Einerseits<br />

fressen die Tiere die grün gebliebenen<br />

Pflanzenreste vom ver-<br />

gangenen Herbst, anderseits wird<br />

die Seitentriebbildung bei den Gräsern<br />

gefördert und die Halme bleiben<br />

dann kürzer. Während diesem<br />

ersten reinigendem Weidedur<strong>ch</strong>gang<br />

erhalten die Tiere eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Stallfütterung.<br />

15. April bis 20. Mai<br />

Das Wa<strong>ch</strong>stum errei<strong>ch</strong>t seinen<br />

Hö<strong>ch</strong>ststand um den 10.Mai und<br />

liegt bei 80 bis 120 Kilo TS pro Hektare<br />

und Tag je na<strong>ch</strong> Standort. Ungefähr<br />

vom 15. April bis zum 20. Mai<br />

muss der Weidedruck ho<strong>ch</strong> sein, um<br />

den Futterwu<strong>ch</strong>s zu dominieren. Die<br />

notwendige Flä<strong>ch</strong>e pro Kuh ist unter<br />

guten Bedingungen 15 Aren, hö<strong>ch</strong>stens<br />

30 Aren unter s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Bedingungen.<br />

Mehrere Parzellen, die<br />

im zeitigen Frühjahr be<strong>weide</strong>t wurden,<br />

werden Anfang Mai für Silage<br />

oder Heu ges<strong>ch</strong>nitten. Je na<strong>ch</strong> Weidesystem<br />

sind die Ziele unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>.<br />

Bei der Umtriebs<strong>weide</strong> sind in<br />

dieser Zeitspanne zwei Umtriebe<br />

dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />

Die Ruhezeit der Koppeln zwis<strong>ch</strong>en<br />

zwei Bestossungen beträgt etwa<br />

15 Tage. Auf der Kurzrasen<strong>weide</strong><br />

wird die Bestandeshöhe streng auf 6<br />

Zentimeter gehalten. Diese zweite<br />

Periode s<strong>ch</strong>eint ein Kampf gegen den<br />

Futterberg zu sein. Die Beifütterung<br />

im Stall wird sukzessiv reduziert und<br />

ab Mitte Mai vollständig weggelassen.<br />

Ende Mai bis Juli<br />

Im Juni geht das Graswa<strong>ch</strong>stum<br />

stark zurück. Diese Depression widerspiegelt<br />

klimatis<strong>ch</strong>e Bedingun-<br />

gen, und zudem geht das Rispens<strong>ch</strong>ieben<br />

dem Ende entgegen. Folgli<strong>ch</strong><br />

wird die zu be<strong>weide</strong>nde Flä<strong>ch</strong>e<br />

ab 20. Mai erhöht: Sie sollte 25 bis<br />

50 Aren pro Kuh betragen – je na<strong>ch</strong><br />

Situation.<br />

Diese Ausdehnung der Flä<strong>ch</strong>e ist<br />

praktis<strong>ch</strong> eine Verlängerung des dritten<br />

Umtriebes. Die Ruhezeit verlängert<br />

si<strong>ch</strong> auf 25 Tage. Ziel ist es, bei<br />

der Kurzrasen<strong>weide</strong> eine Bestandeshöhe<br />

von 7 Zentimeter zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Die ni<strong>ch</strong>t be<strong>weide</strong>ten Flä<strong>ch</strong>en sollten<br />

gestaffelt ges<strong>ch</strong>nitten werden, um der<br />

Trockenheit vorzubeugen. Während<br />

dieser Periode ohne ergänzende Zusatzfütterung<br />

sind teilweise S<strong>ch</strong>wankungen<br />

der geleisteten Mil<strong>ch</strong>mengen<br />

in Kauf zu nehmen.<br />

Ab August<br />

Zum Ende der Saison muss die<br />

Weideflä<strong>ch</strong>e ein zweites Mal ausgedehnt<br />

werden. Gründe dafür sind<br />

ein verringertes Graswa<strong>ch</strong>stum und<br />

unter Umständen Trockenheit. Der<br />

Flä<strong>ch</strong>enbedarf pro Kuh liegt nun also<br />

zwis<strong>ch</strong>en 30 und 80 Aren. Ab<br />

September empfiehlt es si<strong>ch</strong>, Zwis<strong>ch</strong>enfutter<br />

in die Weideflä<strong>ch</strong>e einzubeziehen.<br />

Zudem wird die Futterration<br />

zunehmend dur<strong>ch</strong> die Zufütterung<br />

von Dürrfutter im Stall ergänzt.<br />

Wenn diese Regeln angewendet<br />

werden, ist es mögli<strong>ch</strong>, eine Kuh<br />

während mehreren Monaten auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

mit Weidegras zu füttern.<br />

*Der Autor arbeitet an der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Pflanzenbau (RAC) in Changins/Nyon im<br />

Berei<strong>ch</strong> Futterbau.<br />

3


4<br />

WEIDE<br />

Umtriebs- und Kurzrasen<strong>weide</strong> im Verglei<strong>ch</strong><br />

Zwei Herden, Umtriebs- und<br />

Kurzrasen<strong>weide</strong>. In Posieux<br />

wurde so untersu<strong>ch</strong>t, unter<br />

wel<strong>ch</strong>en Bedingungen die<br />

Kühe mehr Mil<strong>ch</strong> geben.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig wurden vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Methoden<br />

getestet, Heu und Kraftfutter<br />

beizufüttern.<br />

ANDREAS MÜNGER*<br />

Ein gutes Weidemanagement muss<br />

die Bedürfnisse der Weidetiere, das<br />

aktuelle Futterangebot und die langfristige<br />

Entwicklung der Grasnarbe<br />

in Einklang bringen. Für Mil<strong>ch</strong>kühe<br />

hat si<strong>ch</strong> die Umtriebs<strong>weide</strong> in wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Produktionsgebieten als Methode<br />

der Wahl etabliert. Sie erlaubt<br />

eine Steuerung des Futterangebotes<br />

dur<strong>ch</strong> die Anpassung der Parzellengrösse<br />

und der Dauer des Umtriebs<br />

beziehungsweise der Anzahl be<strong>weide</strong>ter<br />

Parzellen.<br />

Mehr Kurzrasen<strong>weide</strong>n<br />

In den vergangenen Jahren hat<br />

si<strong>ch</strong> eine zunehmende Anzahl von<br />

Mil<strong>ch</strong>produzenten für die Kurzrasen<strong>weide</strong>,<br />

au<strong>ch</strong> unter dem Namen<br />

«Intensive Stand<strong>weide</strong>» bekannt,<br />

ents<strong>ch</strong>ieden. Hier wird das Grasangebot<br />

dur<strong>ch</strong> Anpassung der be<strong>weide</strong>ten<br />

Flä<strong>ch</strong>e gesteuert und die Höhe<br />

der Grasnarbe konstant gehalten.<br />

Die Tiere halten si<strong>ch</strong> somit dauernd<br />

auf der glei<strong>ch</strong>en Flä<strong>ch</strong>e auf oder im<br />

ras<strong>ch</strong>en We<strong>ch</strong>sel auf wenigen Parzellen,<br />

so dass der Grasnarbe keine<br />

Erholungszeit gewährt wird, wie es<br />

bei der Umtriebs<strong>weide</strong> der Fall ist.<br />

Die beiden Weidesysteme wurden an<br />

der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt für Nutztiere<br />

(RAP) in Posieux FR während vier<br />

Weideperioden (1995 – 1998) vergli<strong>ch</strong>en,<br />

jedes mit einer Herde von<br />

24 Kühen vers<strong>ch</strong>iedenen Alters und<br />

in vers<strong>ch</strong>iedenen Laktationsstadien,<br />

Galtkühe einges<strong>ch</strong>lossen. Die Herden<br />

wurden no<strong>ch</strong>mals unterteilt, um<br />

eine unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Beifütterung<br />

zu testen. Eine Hälfte erhielt bis<br />

5 Kilo (Trockensubstanz) Maissilage<br />

pro Tier und Tag, die andere Heu<br />

und Getreidemis<strong>ch</strong>ung in einer<br />

Menge, die ein der Maisgruppe verglei<strong>ch</strong>bares<br />

Energieangebot gewährleistete.<br />

Zusätzli<strong>ch</strong>e Getreidemis<strong>ch</strong>ung<br />

wurde den höher leistenden<br />

Kühen angeboten. Insgesamt nahmen<br />

die Kühe aus allen Versu<strong>ch</strong>sgruppen<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> etwa<br />

glei<strong>ch</strong> viel Futter im Stall auf, nämli<strong>ch</strong><br />

rund 7,5 Kilo Trockensubstanz.<br />

Damit würde die Beifütterung im<br />

Mittel etwa ein Drittel der Tagesration<br />

ausma<strong>ch</strong>en. Davon ist wiederum<br />

ein Drittel, bei den Maissilagegruppen<br />

ein Viertel, Kraftfutter. Die mögli<strong>ch</strong>en<br />

Auswirkungen der unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Weidesysteme dürften<br />

mit dieser Beifütterung zum Teil abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t<br />

worden sein.<br />

Geringe Unters<strong>ch</strong>iede<br />

Weder das Weidesystem no<strong>ch</strong> die<br />

Art der Beifütterung wirkten si<strong>ch</strong><br />

über alles gesehen wesentli<strong>ch</strong> auf die<br />

Mil<strong>ch</strong>leistung aus. In der Tendenz<br />

waren die Leistungen bei Umtriebs<strong>weide</strong><br />

höher als bei Kurzrasen<strong>weide</strong>,<br />

was speziell in der Variante mit Zu-<br />

fütterung von Heu zu vermerken ist.<br />

Mindestens teilweise ist dieses Resultat<br />

aber au<strong>ch</strong> einer zufälligen<br />

Häufung hoher Einsatzleistungen<br />

von Kühen zuzus<strong>ch</strong>reiben, die na<strong>ch</strong><br />

Beginn der Weideperiode in den betreffenden<br />

Gruppen abkalbten. Der<br />

glei<strong>ch</strong>e Trend zeigt si<strong>ch</strong> bei der<br />

Mil<strong>ch</strong>fettmenge, ni<strong>ch</strong>t aber beim<br />

Mil<strong>ch</strong>fettgehalt und bei Proteinmenge<br />

und -gehalt. Die Persistenz der<br />

Mil<strong>ch</strong>produktion unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Varianten. Dass ein merkbarer Unters<strong>ch</strong>ied<br />

ausbleibt, kann als Hinweis<br />

darauf gedeutet werden, dass<br />

das Futterangebot auf der Weide bei<br />

Kurzrasenbedingungen ni<strong>ch</strong>t stärker<br />

leistungsbegrenzend war als bei der<br />

Umtriebs<strong>weide</strong>. Es fällt aber au<strong>ch</strong><br />

auf, dass ab Mitte der Weidesaison,<br />

oder bei einer Leistung, die kleiner<br />

ist als 25 Kilo Mil<strong>ch</strong>, die Persistenz<br />

deutli<strong>ch</strong> besser wurde. Eine mögli<strong>ch</strong>e<br />

Erklärung dafür ist, dass auf diesem<br />

Leistungsniveau die Kühe weitgehend<br />

in der Lage sind, ihren Nährstoffbedarf<br />

mit Weidegras allein zu<br />

decken.<br />

Der umgekehrte S<strong>ch</strong>luss wäre allerdings,<br />

dass offenbar das Ergänzungsfutter,<br />

bei Leistungen über<br />

25 Kilo angeboten, verglei<strong>ch</strong>sweise<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t verwertet wurde. Diese Interpretation<br />

wird au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> andere<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen gestützt. Au<strong>ch</strong> aus<br />

diesem Grund verwis<strong>ch</strong>t die Beifütterung<br />

mögli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede<br />

An der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt für Nutztiere wurden Weidesysteme<br />

miteinander vergli<strong>ch</strong>en. (Bild: Eric Mosimann)<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Weideverfahren teilweise.<br />

Ein Verglei<strong>ch</strong> der Flä<strong>ch</strong>enleistungen<br />

zeigte, dass bis auf das letzte<br />

Versu<strong>ch</strong>sjahr (in dem keine Unters<strong>ch</strong>iede<br />

bestanden) die Umtriebs<strong>weide</strong><br />

eine grössere Produktion pro<br />

Hektare Weideflä<strong>ch</strong>e bra<strong>ch</strong>te. Die<br />

Unters<strong>ch</strong>iede ergaben si<strong>ch</strong> vor allem<br />

dadur<strong>ch</strong>, dass bei der Kurzrasen<strong>weide</strong><br />

ab Ende Sommer mehr zusätzli<strong>ch</strong>e<br />

Weideflä<strong>ch</strong>e genutzt wurde. Die<br />

Variationen von Jahr zu Jahr waren<br />

beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>; dies widerspiegelt die<br />

Abhängigkeit der Weidesysteme von<br />

den äusseren Bedingungen wie Klima,<br />

Futterwa<strong>ch</strong>stum, aber au<strong>ch</strong> vom<br />

Weidemanagement.<br />

Genug Regen nötig<br />

Umtriebs- und Kurzrasen<strong>weide</strong><br />

s<strong>ch</strong>einen also unter guten bis sehr<br />

guten futterbauli<strong>ch</strong>en Bedingungen,<br />

wie sie in der S<strong>ch</strong>weiz in der Regel<br />

anzutreffen sind, grundsätzli<strong>ch</strong> verglei<strong>ch</strong>bare<br />

Leistungen zu ermögli<strong>ch</strong>en;<br />

zu re<strong>ch</strong>nen ist mit einer grösseren<br />

Unsi<strong>ch</strong>erheit bei der Kurzrasen<strong>weide</strong>.<br />

Au<strong>ch</strong> andere Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

im In- und Ausland haben<br />

dies gezeigt. Eine Eins<strong>ch</strong>ränkung<br />

wird speziell für Regionen gema<strong>ch</strong>t,<br />

in denen Trockenheitsperioden auftreten,<br />

wie im Gebiet des Genfersees.<br />

Die Kurzrasen<strong>weide</strong> reagiert<br />

darauf empfindli<strong>ch</strong>er. Für die<br />

S<strong>ch</strong>weiz ist dieser Faktor weniger<br />

von Bedeutung, da in den meisten<br />

Regionen die Nieders<strong>ch</strong>läge genügend<br />

regelmässig fallen.<br />

*Der Autor arbeitet an der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Nutztiere (RAP) in Posieux.


Ergänzungsfütterung zur Weide glei<strong>ch</strong>t Grasqualität aus<br />

Kühe mit hohen Mil<strong>ch</strong>leistungen<br />

können unter Umständen<br />

ihren Nährstoffbedarf<br />

ni<strong>ch</strong>t auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> auf<br />

der Weide decken.<br />

ANDREAS MÜNGER*<br />

Die Ergänzungsfütterung zu Weide<br />

kann vers<strong>ch</strong>iedene Ziele verfolgen.<br />

Die Nährstoffversorgung für höher<br />

leistende Kühe kann verbessert werden.<br />

Bei dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>em Verzehr<br />

und guter Qualität des Weidegrases<br />

kann die Kuh eine tägli<strong>ch</strong>e Mil<strong>ch</strong>leistung<br />

von 20 bis 25 Kilo auf Weidebasis<br />

produzieren. Darüber hinausgehende<br />

Leistungsbedürfnisse müssen<br />

mit Kraftfutter gedeckt werden, ausgenommen<br />

bei Laktationsbeginn, wo<br />

Körperfettreserven mobilisiert werden<br />

und das Leistungspotenzial ohne<br />

Ergänzungsfütterung eher bei 30 Kilo<br />

liegt. Bei der Wahl des Kraftfutters<br />

ist der Nährstoffausglei<strong>ch</strong> zu berücksi<strong>ch</strong>tigen,<br />

das heisst, wegen des Proteinübers<strong>ch</strong>usses<br />

im Weidegras kann<br />

bis zu verglei<strong>ch</strong>sweise hohen Leistungen<br />

ein energiebetontes Futter<br />

eingesetzt werden.<br />

Ein Ziel der Beifütterung ist oft<br />

au<strong>ch</strong>, die Mil<strong>ch</strong>inhaltsstoffe zu verbessern,<br />

speziell den Mil<strong>ch</strong>fettgehalt.<br />

Dies soll errei<strong>ch</strong>t werden dur<strong>ch</strong><br />

das Anbieten eines Strukturfutters,<br />

in der Regel Heu mittlerer bis guter<br />

Qualität. Allerdings muss man feststellen,<br />

dass die Wirkung der Strukturzufütterung<br />

oft übers<strong>ch</strong>ätzt wird<br />

und si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in Versu<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t<br />

eindeutig zeigen liess. Dafür kann es<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Gründe geben: Einer-<br />

seits ist das Problem des Strukturmangels<br />

im Gras über weite Teile der<br />

Weidesaison gar ni<strong>ch</strong>t so gravierend,<br />

wie häufig angenommen wird. Sodann<br />

müsste für eine gute Wirkung<br />

das Dürrfutter «syn<strong>ch</strong>ron» verzehrt<br />

werden, das heisst in kleinen Portionen<br />

über die tägli<strong>ch</strong>e Weidezeit verteilt,<br />

was kaum umgesetzt werden<br />

kann. Im übrigen gibt es Anhaltspunkte<br />

dafür, dass für die tiefen Fettgehalte<br />

in der Grünfütterungsperiode<br />

andere Faktoren eine Rolle spielen<br />

(erhöhte Gehalte bestimmter ungesättigter<br />

Fettsäuren im Grünfutter).<br />

S<strong>ch</strong>wankungen ausglei<strong>ch</strong>en<br />

Dur<strong>ch</strong> Ergänzungsfütterung können<br />

S<strong>ch</strong>wankungen des Nährstoff-<br />

angebotes auf der Weide ausgegli<strong>ch</strong>en<br />

werden. Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Wa<strong>ch</strong>stumsbedingungen, der We<strong>ch</strong>sel<br />

der Stadien der vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Futterpflanzen und Veränderungen<br />

in der botanis<strong>ch</strong>en Zusammensetzung<br />

bewirken, dass si<strong>ch</strong> während<br />

der Weidesaison der Nährstoffgehalt<br />

des Weidefutters ändert. Eine Rolle<br />

spielt au<strong>ch</strong> die Anhäufung von totem<br />

Pflanzenmaterial, die je na<strong>ch</strong> Weidemanagement<br />

sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />

sein kann. Angebot, Qualität und effektiver<br />

Verzehr von Weidegras können<br />

also beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wanken,<br />

und die Beifütterung hat einen stabilisierenden<br />

Einfluss auf den Laktationsverlauf<br />

und verbessert die<br />

Persistenz der Laktation. Hier ist<br />

Nährstoffgehalte im Verlauf der Weidesaison<br />

(Mittelwerte 1995 – 1998)<br />

aber in Re<strong>ch</strong>nung zu stellen, dass bei<br />

(mengenmässig und qualitativ)<br />

genügendem Weideangebot jedes<br />

Kilo Beifutter ein Kilo Verzehr auf<br />

der Weide ersetzt. Nur wenn das<br />

Weideangebot knapp ist, bei<br />

Mil<strong>ch</strong>leistungen wesentli<strong>ch</strong> über<br />

25 Kilo pro Tag, oder wenn spezifis<strong>ch</strong>e<br />

Nährstoffmängel behoben werden<br />

können (speziell ist an die Mineralstoff-<br />

und Spurenelementversorgung<br />

zu denken), wird die Effizienz<br />

besser.<br />

Eine bezügli<strong>ch</strong> der Nährstoffgehalte<br />

mögli<strong>ch</strong>st ausgegli<strong>ch</strong>ene und<br />

bedarfsgere<strong>ch</strong>te Ration kann die<br />

Stoffwe<strong>ch</strong>selbelastung der Kühe verringern<br />

und so Gesundheit und<br />

Langlebigkeit fördern; oder sie kann<br />

die Nährstoffverwertung verbessern,<br />

das heisst die Verluste minimieren.<br />

Dazu ist aus Si<strong>ch</strong>t der praktis<strong>ch</strong>en<br />

Rationsbere<strong>ch</strong>nung einzuwenden,<br />

dass für eine wesentli<strong>ch</strong>e Wirkung<br />

ziemli<strong>ch</strong> grosse Mengen eines ausglei<strong>ch</strong>enden<br />

Futtermittels benötigt<br />

werden und si<strong>ch</strong> der Anteil und<br />

damit die Vorteile der Weide in der<br />

Fütterung entspre<strong>ch</strong>end vermindern.<br />

Die Art der Beifütterung, zum Beispiel<br />

Maissilage oder die Kombination<br />

Dürrfutter und Getreidemis<strong>ch</strong>ung,<br />

und ihre Wirkung in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Weidesystemen (Umtriebs-<br />

oder Kurzrasen<strong>weide</strong>) hatte<br />

in Verglei<strong>ch</strong>sversu<strong>ch</strong>en nur geringe<br />

Auswirkungen auf die Leistung. Einzelne<br />

Versu<strong>ch</strong>sresultate zeigten immerhin,<br />

dass Energieergänzungsfutter<br />

mit langsamer abbaubaren Kohlenhydraten,<br />

zum Beispiel getrock-<br />

nete Rübens<strong>ch</strong>nitzel, eine etwas bessere<br />

Wirkung hatten als sol<strong>ch</strong>e mit<br />

ras<strong>ch</strong> abgebauten wie Getreide. Die<br />

Bedeutung dieser Unters<strong>ch</strong>iede<br />

dürfte stark von der Kraftfuttermenge<br />

abhängen.<br />

Geringe Unters<strong>ch</strong>iede<br />

Die Untersu<strong>ch</strong>ung der Futterqualität<br />

im Laufe der Weidesaison zeigt,<br />

dass die Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en Umtriebs-<br />

und Kurzrasen<strong>weide</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

allzusehr ins Gewi<strong>ch</strong>t fallen; dies gilt<br />

au<strong>ch</strong> für die Mineralstoffe (siehe<br />

Grafik). Zu bea<strong>ch</strong>ten ist der Rohfasergehalt,<br />

der beim Kurzrasen häufiger<br />

unterhalb des Ri<strong>ch</strong>twertes von<br />

mindestens 15 bis 18 Prozent anzutreffen<br />

ist, was eine Beifütterung von<br />

Strukturfutter sinnvoll ma<strong>ch</strong>t.<br />

Eine Rolle spielt au<strong>ch</strong> der Kleeanteil:<br />

Besonders der Weissklee ist arm<br />

an Rohfaser, und er hat meist die<br />

Tendenz, im Verlauf des Sommers<br />

zuzunehmen. Deshalb ist bei kleerei<strong>ch</strong>en<br />

Weidefutterbeständen Vorsi<strong>ch</strong>t<br />

geboten, au<strong>ch</strong> wegen der Gefahr<br />

von Blähungen, und Heuzufütterung<br />

wird zur Versi<strong>ch</strong>erung gegen<br />

unliebsame Zwis<strong>ch</strong>enfälle. Ein Angebot<br />

von Strukturfutter ist unabhängig<br />

vom Weidesystem zu Beginn<br />

der Saison und wiederum im Herbst<br />

zu empfehlen. Ein Energieausglei<strong>ch</strong><br />

ist, wenn man das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en<br />

Rohprotein und pansenverfügbarer<br />

Energie (lei<strong>ch</strong>tlösli<strong>ch</strong>e<br />

Kohlenhydrate) als Kriterium<br />

nimmt, am ehesten im Herbst angebra<strong>ch</strong>t.<br />

*Der Autor arbeitet an der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Nutztiere (RAP) in Posieux.<br />

5


6<br />

WEIDE<br />

Intensiv genutzte Weiden sind gezielt zu düngen<br />

Intensiv genutzte Dauer<strong>weide</strong>n<br />

mit hohen Erträgen verlangen<br />

eine gut geplante und<br />

konsequent dur<strong>ch</strong>geführte<br />

Düngung.<br />

OLIVIER HUGUENIN*<br />

Für die Bestimmung der nötigen<br />

Stickstoffmenge ist in erster Linie<br />

die Ertragserwartung ents<strong>ch</strong>eidend.<br />

Es sind 1 bis 1,4 Kilogramm Reinstickstoff<br />

(N) pro erwartete Dezitonne<br />

Trockensubstanz (TS) Ertrag<br />

nötig, um den Bedarf einer intensiven<br />

Dauer<strong>weide</strong>, die dur<strong>ch</strong> Mil<strong>ch</strong>kühe<br />

be<strong>weide</strong>t wird, zu decken. Ertragseinbussen<br />

dur<strong>ch</strong> Tritts<strong>ch</strong>äden<br />

oder Bodenverdi<strong>ch</strong>tungen können<br />

ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> eine übertriebene N-<br />

Düngung ersetzt werden. Au<strong>ch</strong> in<br />

Anbetra<strong>ch</strong>t des häufigen N-Übers<strong>ch</strong>usses<br />

im jungen Weidefutter ist<br />

eine gemässigte Düngung vorzuziehen.<br />

Eine gute Stickstoffwirkung errei<strong>ch</strong>t<br />

man mit einer N-Gabe zu jedem<br />

Aufwu<strong>ch</strong>s. Gülle soll gut verdünnt<br />

sein und auf die ganze Flä<strong>ch</strong>e<br />

der Koppel ausgebrau<strong>ch</strong>t werden,<br />

um die Tiere ni<strong>ch</strong>t zum selektiven<br />

Fressen anzuregen. Wenn der Pflanzenbestand<br />

aus einem hohen Anteil<br />

aus ertragsfähigen Gräsern besteht,<br />

kann die Stickstoffdüngung helfen,<br />

das Futterangebot über das Jahr besser<br />

zu verteilen. Mit einer Düngung<br />

im zeitigen Frühjahr kann bei glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

warmen Temperaturen der<br />

Weidebeginn vorgezogen werden.<br />

Dabei sollten nur einzelne Koppeln<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigt werden, wel<strong>ch</strong>e man<br />

Auf der Weide fallen am meisten Nährstoffe dort an, wo si<strong>ch</strong> die Tiere aufhalten. Diese Stellen sind oft überdüngt. (Bild: Walter Dietl)<br />

früh bestossen will. In spät bestossenen<br />

Weiden kann eine lei<strong>ch</strong>te N-Gabe<br />

im späten Sommer das Futterangebot<br />

im Herbst steigern.<br />

Phosphor<br />

Die Rücklieferung von Phosphor<br />

(P) beim Weidegang ges<strong>ch</strong>ieht dur<strong>ch</strong><br />

den Kot. Die P-Düngewirkung der<br />

Kuhfladen erstreckt si<strong>ch</strong> über mehrere<br />

Jahre und deckt eine grössere<br />

Flä<strong>ch</strong>e als die Fladen selbst. Bei der<br />

Bere<strong>ch</strong>nung der P-Düngung der<br />

Weide sollte also die P-Menge der<br />

Auss<strong>ch</strong>eidungen vollständig angere<strong>ch</strong>net<br />

werden, was eine bessere<br />

Verteilung des knappen P-Düngers<br />

auf dem Betrieb erlaubt. Es ist aber<br />

wi<strong>ch</strong>tig, dass die Weideführung eine<br />

homogene Nutzung der Koppeln<br />

und damit eine gute Verteilung der<br />

Auss<strong>ch</strong>eidungen bewirkt. Auf Tag<br />

und Na<strong>ch</strong>t bestossenen, intensiven<br />

Dauer<strong>weide</strong>n sind hö<strong>ch</strong>stens 0,3 Kilo<br />

P2O5 pro erwartete 100 Kilogramm<br />

TS Ertrag zu düngen.<br />

Ho<strong>ch</strong>leistungskühe stellen hohe<br />

Anforderungen an den P-Gehalt des<br />

Futters. Untersu<strong>ch</strong>ungen der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalten<br />

von Posieux<br />

(RAP) und Changins (RAC) haben<br />

gezeigt, dass die P-Gehalte der na<strong>ch</strong><br />

Norm gedüngten Futtergräser und<br />

Kleearten im Allgemeinen ausrei-<br />

<strong>ch</strong>en, um den Bedarf einer Kuh mit<br />

einer Tagesmil<strong>ch</strong>menge von 20 Kilo<br />

zu decken (3,5 Gramm Phosphor<br />

pro Kilo Trockensubstanz der Ration).<br />

Wenn der Boden gut mit P versorgt<br />

ist, können die P-Gehalte der<br />

Pflanzen kaum dur<strong>ch</strong> die P-Düngung<br />

erhöht werden. Kräuter wie der<br />

Löwenzahn oder in höheren Lagen<br />

die Muttern weisen einen höheren<br />

P-Gehalt auf als Gräser und Kleearten.<br />

Kalium und Magnesium<br />

Wenn viel Kalium (K) gedüngt<br />

wird, steigt der K-Gehalt des Futters.<br />

Übers<strong>ch</strong>üsse im Futter können ge-<br />

sundheitli<strong>ch</strong>e Probleme bei Mil<strong>ch</strong>kühen<br />

verursa<strong>ch</strong>en und die Verwertung<br />

von Magnesium hemmen.<br />

Beim Einsatz von Hofdüngern<br />

muss Kalium nur in seltenen Fällen<br />

zusätzli<strong>ch</strong> verabrei<strong>ch</strong>t werden. Weil<br />

Rindergülle im Verhältnis zum<br />

Stickstoff zu kalirei<strong>ch</strong> ist, sollte sie<br />

mit S<strong>ch</strong>weinegülle oder Mineraldünger<br />

kombiniert werden. Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

Mg-Düngung wird eine jährli<strong>ch</strong>e<br />

Gabe von 0,2 Kilo Magnesium pro<br />

Dezitonne Trockensubstanz Ertrag<br />

empfohlen.<br />

*Der Autor arbeitet an der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Agrarökologie und Landbau (FAL) in<br />

Züri<strong>ch</strong>-Reckenholz.


Weidereste: Au<strong>ch</strong> bei der Kuh frisst das Auge mit<br />

Zur Erhaltung eines<br />

s<strong>ch</strong>mackhaften Weidefutters<br />

ist die Überwa<strong>ch</strong>ung der<br />

Farbe des Grases und der<br />

Weideresten angesagt.<br />

ERIC MOSIMANN*<br />

Der Weidebeginn im Frühjahr muss<br />

generell früh angesetzt werden, am<br />

besten bei Wa<strong>ch</strong>stumsbeginn. Diese<br />

Massnahme erhöht die Rasendi<strong>ch</strong>te<br />

und vermindert das Rispens<strong>ch</strong>ieben<br />

der Gräser. Die Saison wird mit einer<br />

grossflä<strong>ch</strong>igen Beweidung begonnen,<br />

indem die Tiere glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

Zugang zu allen Koppeln haben. Im<br />

Talgebiet dauert dieser freie Weidegang<br />

mit geringer Besatzdi<strong>ch</strong>te bis<br />

Mitte April. Ans<strong>ch</strong>liessend wird die<br />

Weideflä<strong>ch</strong>e angepasst, je na<strong>ch</strong><br />

Wu<strong>ch</strong>sfreudigkeit des Rasens und je<br />

na<strong>ch</strong> Bedarf der Herde.<br />

Im Mai wird der s<strong>ch</strong>nelle Wu<strong>ch</strong>s<br />

dur<strong>ch</strong> einen intensiven Weidedruck<br />

im Griff gehalten. Eine Besatzstärke<br />

von se<strong>ch</strong>s bis sieben Kühen pro<br />

Hektare ist zum Beispiel notwendig<br />

in unseren gutwü<strong>ch</strong>sigen Futterbauregionen.<br />

Weideresten vermeiden<br />

Das Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en Futterangebot<br />

und Futterna<strong>ch</strong>frage ist<br />

labil. Die klimatis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wankungen<br />

und die lokalen Bedingungen erlauben<br />

es ni<strong>ch</strong>t, exakte und sofortige<br />

Flä<strong>ch</strong>enanpassungen anzugeben.<br />

Das Auftreten von Weideresten ist<br />

gekoppelt mit einer Unterbeweidung.<br />

Die Zonen mit Weideresten<br />

werden na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> mit Pflanzen<br />

mit geringerem Futterwert besiedelt.<br />

Das Auftreten der Weidereste wird<br />

no<strong>ch</strong> verstärkt dur<strong>ch</strong> das Ausbringen<br />

von Hofdüngern oder von mineralis<strong>ch</strong>em<br />

Stickstoff.<br />

Bei der Kurzrasen<strong>weide</strong> sind die<br />

Weidereste auf die gesamte Flä<strong>ch</strong>e<br />

verteilt. Im Sommer fressen die<br />

Kühe sie teilweise zur besseren Pansenfüllung.<br />

Bei der Umtriebs<strong>weide</strong><br />

ändert das Risiko von Weideresten<br />

von einer Koppel zur andern. Ist der<br />

Weidedruck zu gering, beoba<strong>ch</strong>tet<br />

man eine Veralterung des Futters.<br />

Bevor eine Koppel aus einem Umtrieb<br />

zur Mähnutzung herausgenommen<br />

wird, muss ein erhöhter Weidedruck<br />

stattfinden, und ein momentaner<br />

Abfall in der Mil<strong>ch</strong>leistung<br />

muss in Kauf genommen werden.<br />

Gegensteuer geben<br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Massnahmen erlauben<br />

die Erhaltung eines grünen Rasens.<br />

Eine Mäh<strong>weide</strong>nutzung ist die<br />

eine. Zum Beispiel ist es gut, die Ausdehnungsflä<strong>ch</strong>en<br />

von einem Jahr<br />

zum andern örtli<strong>ch</strong> zu versetzen. Auf<br />

Umtriebs<strong>weide</strong>n ist auf jeder Koppel<br />

eine S<strong>ch</strong>nittnutzung pro Saison<br />

wüns<strong>ch</strong>enswert. Bei der Voll<strong>weide</strong><br />

oder bei einer geringen Zufütterung<br />

mit Raufutter sind die Kotfladen<br />

lei<strong>ch</strong>t flüssig, zersetzen si<strong>ch</strong> gut und<br />

vers<strong>ch</strong>mutzen das Futter beim na<strong>ch</strong>folgenden<br />

S<strong>ch</strong>nitt ni<strong>ch</strong>t.<br />

Korrekturmassnahmen<br />

Das Be<strong>weide</strong>n der Koppeln mit<br />

Aufzu<strong>ch</strong>trindern unmittelbar na<strong>ch</strong><br />

den Kühen ist eine andere Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

die Weideresten niedrig zu hal-<br />

ten. Die Kühe sollten ni<strong>ch</strong>t mehr als<br />

zwei bis drei Tage in einer Koppel<br />

verweilen, damit das na<strong>ch</strong>folgende<br />

Jungvieh ni<strong>ch</strong>t zu viel vom na<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>sendem<br />

Aufwu<strong>ch</strong>s frisst. Auf<br />

den Sömmerungs<strong>weide</strong>n und auf<br />

Dauer<strong>weide</strong>n grosser Ausdehnung<br />

kann das Problem der Weideresten<br />

gelöst werden, indem S<strong>ch</strong>afe oder<br />

Pferde gemeinsam mit Rindern wei-<br />

den. Bei Mis<strong>ch</strong><strong>weide</strong>n werden die<br />

Vorteile des komplementären Weidens<br />

beider Tierarten vereinigt. Als<br />

letzte Abhilfe bleibt das Mähen der<br />

Weideresten. Vers<strong>ch</strong>iedene Mas<strong>ch</strong>inen<br />

werden für den Säuberungss<strong>ch</strong>nitt<br />

verwendet. Gewisse Spezialmas<strong>ch</strong>inen<br />

sollten gemeinsam anges<strong>ch</strong>afft<br />

werden, da sie nur gelegentli<strong>ch</strong><br />

zum Einsatz kommen. Die Ma-<br />

Weidereste lassen si<strong>ch</strong> eindämmen, wenn unmittelbar na<strong>ch</strong><br />

den Kühen die Rinder auf der Flä<strong>ch</strong>e grasen. (Bild: Eric Mosimann)<br />

s<strong>ch</strong>ine sollte stets so eingestellt sein,<br />

dass eine S<strong>ch</strong>nitthöhe von wenigstens<br />

10 Zentimetern garantiert ist.<br />

Der S<strong>ch</strong>nitt muss s<strong>ch</strong>arf und sauber<br />

sein, um S<strong>ch</strong>äden bei den Pflanzen<br />

und Ertragseinbussen zu vermeiden.<br />

Er wird am glei<strong>ch</strong>en Tag dur<strong>ch</strong>geführt,<br />

wenn die Tiere die Koppel verlassen,<br />

um keine na<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>senden<br />

Blätter abzus<strong>ch</strong>neiden und den<br />

Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s ni<strong>ch</strong>t zu beeinträ<strong>ch</strong>tigen.<br />

Wenn alle erwähnten Vorbeugungsmassnahmen<br />

getroffen wurden,<br />

genügt ein einziger Reinigungss<strong>ch</strong>nitt<br />

pro Koppel und Jahr. Eine<br />

zeitli<strong>ch</strong>e Verteilung der Reinigungss<strong>ch</strong>nitte<br />

über die Weidesaison ist<br />

wüns<strong>ch</strong>enswert, wenn mögli<strong>ch</strong> ab<br />

Juni.<br />

Reinigungss<strong>ch</strong>nitte<br />

Im Frühjahr erlaubt ein Reinigungss<strong>ch</strong>nitt<br />

bei Blühbeginn von gewissen<br />

Unkräutern, wie dem S<strong>ch</strong>arfen<br />

Hahnenfuss, ihre Vermehrung<br />

dur<strong>ch</strong> die Samenbildung zu vermeiden.<br />

Im Sommer ist das Abmähen<br />

von Brennnesseln ein bis drei Tage<br />

vor Weidebeginn der Koppel zu<br />

empfehlen. Diese angewelkten<br />

Pflanzen werden selbst von Mil<strong>ch</strong>kühen<br />

gefressen. Bei einer ähnli<strong>ch</strong>en<br />

Te<strong>ch</strong>nik, bekannt unter dem Nahmen<br />

«topping», werden die Weideresten<br />

der gesamten Koppel ges<strong>ch</strong>nitten,<br />

und ans<strong>ch</strong>liessend mit<br />

Rindern be<strong>weide</strong>t. Die S<strong>ch</strong>nitthöhe<br />

wird so gewählt, dass die na<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ossenden<br />

Blätter ni<strong>ch</strong>t berührt<br />

werden.<br />

*Der Autor arbeitet an der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Pflanzenbau in Changins, Nyon.<br />

7


8<br />

WEIDE<br />

Weniger Tritts<strong>ch</strong>äden mit jungem Futter<br />

Die gute Weidete<strong>ch</strong>nik fördert<br />

eine di<strong>ch</strong>te Grasnarbe, vermindert<br />

Tritts<strong>ch</strong>äden und<br />

hält so die Geilstellen in<br />

einem akzeptablen Rahmen.<br />

Gibt es viele Lücken im Bestand,<br />

steht eine Korrektur<br />

der Te<strong>ch</strong>nik und somit eine<br />

Verbesserung an.<br />

JAKOB TROXLER*<br />

Kurzrasen- wie Umtriebs<strong>weide</strong>n erlauben<br />

einen di<strong>ch</strong>ten Rasen mit guten<br />

Futterpflanzen. Das einmal gewählte<br />

Weidesystem muss aber über die<br />

ganze Weideperiode konsequent<br />

dur<strong>ch</strong>gezogen werden. Änderungen<br />

ergeben Störungen im Tierverhalten<br />

und Unruhen auf der Weide. Bei einer<br />

Umtriebs<strong>weide</strong> nimmt das Risiko<br />

der Tritts<strong>ch</strong>äden tägli<strong>ch</strong> zu mit zunehmenden<br />

Weidetagen pro Koppel.<br />

Die Tiere laufen auf der Su<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> besserem Futter zunehmend in<br />

der Koppel herum, da die Futterqualität<br />

stetig sinkt. Bei nasser Witterung<br />

wird dabei das Gras zusätzli<strong>ch</strong><br />

vers<strong>ch</strong>mutzt. Daher sollten vor allem<br />

bei nasser Witterung nur Koppeln<br />

mit jungem und kurzem Futter<br />

be<strong>weide</strong>t werden. Zudem dürfen die<br />

Tiere ni<strong>ch</strong>t gezwungen werden, zu<br />

tief abzufressen. Es ist besser, die<br />

Koppel re<strong>ch</strong>tzeitig zu verlassen und<br />

sie na<strong>ch</strong> einer kurzen Ruhepause<br />

von zwei bis drei Wo<strong>ch</strong>en, bei<br />

trockener Witterung, etwas tiefer zu<br />

be<strong>weide</strong>n. Bei Portionen<strong>weide</strong>n mit<br />

einer tägli<strong>ch</strong>en oder halbtägli<strong>ch</strong>en<br />

Flä<strong>ch</strong>enzuteilung bedarf es einer<br />

Tritts<strong>ch</strong>äden entstehen vor allem an viel besu<strong>ch</strong>ten Stellen. Dort sind sie unvermeidbar. Au<strong>ch</strong> auf<br />

Dauer<strong>weide</strong>n mit einer di<strong>ch</strong>ten Grasnarbe. (Bild: agrarfoto)<br />

strengen Überwa<strong>ch</strong>ung des Futterangebotes,<br />

ansonsten sieht die<br />

Weide bei nasser Witterung und zu<br />

knappem Futter in kurzer Zeit braun<br />

wie ein Acker aus. Mähwiesen eignen<br />

si<strong>ch</strong> wegen ihrer geringeren<br />

Narbendi<strong>ch</strong>te bei nasser Witterung<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter für die Weide als Dauer<strong>weide</strong>n.<br />

Kurze Umtriebszeiten fördern die<br />

Bestandesdi<strong>ch</strong>te. Auf Kurzrasen<strong>weide</strong>n<br />

sind die Tritts<strong>ch</strong>äden meistens<br />

geringer, da der Rasen sehr di<strong>ch</strong>t ist<br />

und den Tieren stets junges,<br />

s<strong>ch</strong>mackhaftes Futter auf weiter<br />

Flä<strong>ch</strong>e angeboten wird.<br />

Weide ni<strong>ch</strong>t unterbre<strong>ch</strong>en<br />

In der Praxis wird oft bei nasser<br />

Witterung vorübergehend die tägli<strong>ch</strong>e<br />

Weidedauer verkürzt oder die<br />

Weidehaltung gänzli<strong>ch</strong> eingestellt.<br />

Dies ist um jeden Preis zu vermeiden.<br />

Die Tiere gewöhnen si<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>nell an die Stallfütterung und stehen<br />

dann bei Regen am Koppeleingang<br />

und verursa<strong>ch</strong>en dort Tritts<strong>ch</strong>äden<br />

und Kotstellen. Tiere, die<br />

stets rund um die Uhr und über die<br />

ganze Weidesaison auf der Weide<br />

sind, verursa<strong>ch</strong>en viel weniger Tritts<strong>ch</strong>äden.<br />

Bei Tritts<strong>ch</strong>äden kann eine s<strong>ch</strong>were<br />

Fla<strong>ch</strong>walze bei no<strong>ch</strong> etwas feu<strong>ch</strong>ten<br />

Bodenverhältnissen die Unebenheiten<br />

wieder ausglei<strong>ch</strong>en und den<br />

Bodenkontakt von entwurzelten<br />

Pflanzen wieder herstellen. Bei der<br />

Mäh<strong>weide</strong> verringert das Walzen die<br />

Vers<strong>ch</strong>mutzung des nä<strong>ch</strong>sten<br />

S<strong>ch</strong>nittgutes sowie die Verletzung<br />

der Grasnarbe. Eine regelmässige,<br />

standortangepasste Stickstoffdüngung<br />

fördert die Bestockung und den<br />

Narbens<strong>ch</strong>luss. Gute Pflanzenbestände<br />

haben bei korrekter Nährstoffversorgung<br />

ein erstaunli<strong>ch</strong>es<br />

Regenerierungsvermögen. Nur bei<br />

Extremfällen muss mit einer Übersaat<br />

na<strong>ch</strong>geholfen werden.<br />

Geilstellen<br />

Auf einer intensiven Tal<strong>weide</strong> fallen<br />

über die ganze Weidesaison ein<br />

bis zwei Kot- und Harnstellen pro<br />

Quadratmeter an. Somit werden<br />

theoretis<strong>ch</strong> 30 bis 40 Prozent der<br />

Flä<strong>ch</strong>en von diesen Exkrementen<br />

beeinflusst.<br />

Die Geilstellen sind ni<strong>ch</strong>t ortsfest,<br />

sie vers<strong>ch</strong>ieben si<strong>ch</strong> ständig während<br />

der Weideperiode. Das Weideputzen<br />

bes<strong>ch</strong>leunigt diese Wande-<br />

rung. In feu<strong>ch</strong>ten Jahreszeiten besteht<br />

ein s<strong>ch</strong>neller Kotabbau. Kot<br />

aus jungem Weidegras zersetzt si<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>neller als bei altem Futter.<br />

Die Verteilung ents<strong>ch</strong>eidet<br />

Die räumli<strong>ch</strong>e Verteilung von Kot<br />

und Harn auf der Weide hängt in erster<br />

Linie von der Topographie ab.<br />

Fla<strong>ch</strong>e Weidepartien werden für das<br />

Liegen bevorzugt und sind somit<br />

au<strong>ch</strong> die bevorzugten Orte für Kot<br />

und Harnabgabe. Bei einer gut geführten<br />

Voll<strong>weide</strong> gibt es weder am<br />

Tränkebecken no<strong>ch</strong> beim Weideeingang<br />

Ansammlung von Kot und<br />

Harn. Auf Weiden mit jungem,<br />

s<strong>ch</strong>mackhaftem Futter haben die<br />

Geilstellen meistens eine geringe<br />

Ausdehnung, da das Futter nahe an<br />

die Kot- und Harnstelle heran gefressen<br />

wird. Je mehr Koppeln bei einer<br />

Umtriebs<strong>weide</strong> zur Verfügung<br />

stehen, umso besser ist die Exkrementenverteilung<br />

auf Weiden unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Hangneigung. Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>es<br />

Abs<strong>ch</strong>leppen der Kotfladen<br />

bes<strong>ch</strong>leunigt den Zersetzungsprozess.<br />

Dies erhöht aber die Geilstellenflä<strong>ch</strong>en<br />

und vermindert die<br />

S<strong>ch</strong>mackhaftigkeit des na<strong>ch</strong>folgenden<br />

Aufwu<strong>ch</strong>ses, vor allem in<br />

trockenen Zeiten. Versu<strong>ch</strong>e zeigten,<br />

dass die Kotfladenverteilung keine<br />

wesentli<strong>ch</strong>en Vorteile bringt. Eine<br />

Eins<strong>ch</strong>altung einer S<strong>ch</strong>nittnutzung<br />

hingegen beeinflusst die S<strong>ch</strong>mackhaftigkeit<br />

des darauf folgenden Aufwu<strong>ch</strong>ses<br />

positiv.<br />

*Der Autor arbeitet an der Eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt für Pflanzenbau (RAC),<br />

Changins, 1260 Nyon VD.


Aufwa<strong>ch</strong>sen lassen und mähen s<strong>ch</strong>ützen vor dem Filz<br />

Verfilzte Weiden sind ertragsärmer<br />

und rie<strong>ch</strong>en<br />

muffig im Untergras. Da das<br />

Futter für das Vieh weniger<br />

s<strong>ch</strong>mackhaft ist, kommt es zu<br />

einer tieferen Futteraufnahme.<br />

Sind die Weiden stark<br />

verfilzt, muss der Leistung<br />

zuliebe saniert werden.<br />

RAFAEL GAGO*<br />

Im Verglei<strong>ch</strong> zu Weiden mit einer<br />

ausgewogenen botanis<strong>ch</strong>en Zusammensetzung<br />

aus ertragrei<strong>ch</strong>en, qualitativ<br />

wertvollen Futterpflanzen,<br />

sind verfilzte Weiden in vielfa<strong>ch</strong>er<br />

Weise problematis<strong>ch</strong>. Ausländis<strong>ch</strong>e<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen haben ergeben,<br />

dass verfilzte Bestände rund einen<br />

Drittel weniger Ertrag haben, die<br />

Verdauli<strong>ch</strong>keit des Futters ist<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter und die Futteraufnahme<br />

dur<strong>ch</strong> die Weidetiere wird geringer.<br />

Bei einem Besatz mit Mil<strong>ch</strong>kühen<br />

sinkt der Mil<strong>ch</strong>ertrag pro Hektare.<br />

Für Verfilzungen der Weiden ist das<br />

Ausläufer-Straussgras (Agrostis stolonifera)<br />

hauptverantwortli<strong>ch</strong>.<br />

Das Ausläufer-Straussgras ist in<br />

geringen Anteilen in den meisten<br />

Weideflä<strong>ch</strong>en zu finden. Es vermehrt<br />

si<strong>ch</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> vegetativ mit<br />

oberirdis<strong>ch</strong>en Ausläufern. Tritt es in<br />

höheren Anteilen auf, werden seine<br />

für den Bewirts<strong>ch</strong>after negativen Eigens<strong>ch</strong>aften<br />

spürbar. Das Ausläufer-<br />

Straussgras bildet nur kurze Blätter<br />

und Stängel, die nahe am Boden,<br />

ständig begleitet von einem fauligen,<br />

stinkigen Geru<strong>ch</strong> behaftet sind. Es<br />

wird darum von den Weidetieren<br />

au<strong>ch</strong> gemieden. Das nieder wa<strong>ch</strong>sende<br />

Krie<strong>ch</strong>gras ist darauf angewiesen,<br />

dass genügend Li<strong>ch</strong>t bis in die<br />

unteren S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten der Pflanzendecke<br />

fällt. Optimale Voraussetzungen<br />

findet es deshalb in Weiden,<br />

deren Bestand nie ho<strong>ch</strong> aufwä<strong>ch</strong>st.<br />

Bestand beurteilen<br />

Bevor Verbesserungsmassnahmen<br />

ins Auge gefasst werden, muss der<br />

Ist-Zustand der Weide beurteilt und<br />

die Ursa<strong>ch</strong>e der Verfilzung gefunden<br />

werden. Ist der Bestandesanteil an<br />

förderungswürdigen Gräsern wie<br />

Englis<strong>ch</strong>em Raigras oder Wiesenris-<br />

pengras über 15 Prozent und sind<br />

diese wüns<strong>ch</strong>enswerten Pflanzen regelmässig<br />

im Bestand verteilt, kann<br />

mit sanften Massnahmen Abhilfe ges<strong>ch</strong>afft<br />

werden. Normalerweise wird<br />

empfohlen, die Bewirts<strong>ch</strong>aftung anzupassen<br />

und die Verbesserung<br />

dur<strong>ch</strong> Übersaaten zu unterstützen.<br />

In einem Praxisversu<strong>ch</strong> der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Agrarökologie<br />

und Landbau (FAL) in Züri<strong>ch</strong>-<br />

Reckenholz konnte der Anteil an<br />

Englis<strong>ch</strong>em Raigras von rund<br />

20 Prozent innerhalb eines Jahres<br />

auf 40 bis 50 Prozent auf Kosten des<br />

Filzes dur<strong>ch</strong> blosses Umstellen des<br />

Weideregimes verdoppelt werden.<br />

Stark verfilzter Weidebestand einer Englis<strong>ch</strong>-Raigras-Wiese<br />

na<strong>ch</strong> einer Behandlung mit einer Drillmas<strong>ch</strong>ine. (Bild: AGFF)<br />

Der Bestand war mit 60 Prozent<br />

Ausläufer-Straussgras verfilzt. Die<br />

intensive Stand<strong>weide</strong>, die tägli<strong>ch</strong> bestossen<br />

wurde, unterteilte man in<br />

S<strong>ch</strong>läge, und sie wurde neu als Umtriebs<strong>weide</strong><br />

mit Ruhezeiten von zwei<br />

bis drei Wo<strong>ch</strong>en genutzt.<br />

Neuansaat ist effektiv<br />

Sind die förderungswürdigen Futterpflanzen<br />

in zu geringen Anteilen<br />

vorhanden, muss eine Neuansaat<br />

vorgenommen werden. Dabei ist die<br />

Zerstörung des Filzes von grösster<br />

Bedeutung.<br />

Eine Diplomarbeit an der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

(SHL) in Zollikofen bestätigt<br />

französis<strong>ch</strong>e Versu<strong>ch</strong>sresultate. Der<br />

Filz liess si<strong>ch</strong> mit dem Pflug und dem<br />

Einsatz eines Totalherbizides am<br />

besten beseitigen. Die s<strong>ch</strong>önsten Bestände<br />

entstanden dur<strong>ch</strong> das Abspritzen<br />

mit Glyphosate im Herbst,<br />

verbunden mit der Neusaat im Frühling.<br />

Über den Winter wurde der abgestorbene<br />

Filz abgebaut, so dass im<br />

Frühjahr zur Saatbettbereitung nur<br />

ein Arbeitsdur<strong>ch</strong>gang mit der Zinkenegge<br />

nötig war.<br />

Bei einem Verfahren mit Zerhacken<br />

des Filzes mit einer Bodenfräse<br />

und sofortiger Breit- oder Drillsaat<br />

hingegen ergab si<strong>ch</strong> keine Bestandesverbesserung.<br />

Die Ausläufer-<br />

Straussgras-Filzstücke wu<strong>ch</strong>sen wieder<br />

an und s<strong>ch</strong>lossen den Bestand<br />

von neuem. Au<strong>ch</strong> Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

der FAL haben gezeigt, dass Übersaaten<br />

in verfilzten Weiden mit Ausläufer-Straussgras<br />

keine botanis<strong>ch</strong>e<br />

Verbesserung erzielen können (siehe<br />

«S<strong>ch</strong>weizer Bauer» vom 29. Januar).<br />

Eine Behandlung mit Totalherbiziden<br />

ist bewilligungspfli<strong>ch</strong>tig und<br />

nur als Notmassnahme zu betra<strong>ch</strong>ten.<br />

Zudem ist eine sol<strong>ch</strong>e Sanierung<br />

der Weiden sehr teuer. Die Neuansaat<br />

wird si<strong>ch</strong> langfristig positiv auswirken,<br />

wenn au<strong>ch</strong> die Weideintensität<br />

und das Weidesystem dem<br />

Standort angepasst sind. Die futterbauli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>önsten Bestände erzielt<br />

man in Weiden, die 3 bis 5 Tage bestossen<br />

werden und in mehrere<br />

S<strong>ch</strong>läge aufgeteilt sind. Diese S<strong>ch</strong>läge<br />

sollten regelmässig au<strong>ch</strong> konserviert<br />

werden (Mäh<strong>weide</strong>).<br />

Ausgewogener Bestand<br />

Dur<strong>ch</strong> ein konsequentes Weideregime<br />

kann ein ausgewogener Bestand<br />

erzielt werden. Er beinhaltet<br />

einen Anteil von 50 bis 70 Prozent<br />

Futtergräser, 10 bis 20 Prozent Klee<br />

und 10 bis 25 Prozent Kräuter. Lässt<br />

man gezielt eine Englis<strong>ch</strong>-Raigras-<br />

Weide regelmässig aufwa<strong>ch</strong>sen, wird<br />

das li<strong>ch</strong>tbedürftige Ausläufer-<br />

Straussgras in seiner Ausbreitung<br />

stark unterdrückt. Es wird seine Präsenz<br />

in kurzer Zeit vermindern.<br />

Die bestandesverbessernde Wirkung<br />

von Aufwü<strong>ch</strong>sen, die konserviert<br />

werden (Mäh<strong>weide</strong>), kann in<br />

Umtriebs<strong>weide</strong>n wie au<strong>ch</strong> in Kurzrasen<strong>weide</strong><br />

genutzt werden, denn<br />

verfilzte Weiden müssen ni<strong>ch</strong>t sein.<br />

Weitere Informationen über Weidete<strong>ch</strong>nik<br />

sind in den AGFF-Publikationen<br />

zu finden.<br />

*Der Autor arbeitet bei der Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

zur Förderung des Futterbaues (AGFF)<br />

in Züri<strong>ch</strong>-Reckenholz.<br />

9


WEIDE<br />

Di<strong>ch</strong>te Grasnarbe s<strong>ch</strong>ützt vor Blacken und Hahnenfuss<br />

Die Blüten- und Samenstände<br />

von Blacken und<br />

S<strong>ch</strong>arfem Hahnenfuss<br />

gehören zum Auffälligsten in<br />

intensiven Weiden des Talgebietes.<br />

Die Unkräuter mindern<br />

den Ertrag. Deshalb<br />

müssen sie in S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong><br />

gehalten werden.<br />

BERNARD JEANGROS*<br />

Von Wiesen und Weiden wird erwartet,<br />

dass sie regelmässig rei<strong>ch</strong>haltiges<br />

und gutes Futter liefern.<br />

Dafür brau<strong>ch</strong>t es eine gute botanis<strong>ch</strong>e<br />

Zusammensetzung der Grasbestände,<br />

frei von Pflanzen, die wenig<br />

produktiv sind und von den Tieren<br />

ni<strong>ch</strong>t gefressen werden.<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz setzen die Mil<strong>ch</strong>produzenten<br />

seit einigen Jahren vermehrt<br />

auf das Weidesystem. Auf intensiv<br />

geführten Weiden (zum Beispiel<br />

der Kurzrasen<strong>weide</strong>) ist das Risiko<br />

geringer als bei Mäh<strong>weide</strong>n,<br />

dass si<strong>ch</strong> die botanis<strong>ch</strong>e Zusammensetzung<br />

vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tert. Denno<strong>ch</strong><br />

können einige Unkräuter Probleme<br />

ma<strong>ch</strong>en.<br />

Die Blacken<br />

Die Blacke ist ohne Zweifel das<br />

wi<strong>ch</strong>tigste Unkraut intensiver Weiden.<br />

Eine einzige Pflanze kann während<br />

eines Jahres zehntausende von<br />

Samen bilden. Die Samen können<br />

während einer sehr langen Zeit im<br />

Boden überleben. Vom Vieh gemieden,<br />

entwickelt si<strong>ch</strong> die Blacke ras<strong>ch</strong><br />

und bildet ungehindert ihre Samen.<br />

10<br />

Die Blütenstände der Blacke müssen<br />

in jedem Fall früh abges<strong>ch</strong>nitten,<br />

sorgfältig eingesammelt und verbrannt<br />

werden. Eine kurze, na<strong>ch</strong>lässige<br />

Periode rei<strong>ch</strong>t, damit die<br />

Blacken ein Samenlager im Boden<br />

anlegen können.<br />

Wenn die guten Futtergräser<br />

Mühe haben, si<strong>ch</strong> zu entwickeln und<br />

den Boden lückenlos zu s<strong>ch</strong>liessen,<br />

können si<strong>ch</strong> Blacken besonders<br />

lei<strong>ch</strong>t ansiedeln. In einer gut geführten<br />

Umtriebs- oder Stand<strong>weide</strong> ist<br />

die Verbreitung geringer. Zu einer<br />

guten Führung gehört, die Bestockung<br />

der Futtergräser zu fördern,<br />

damit ein di<strong>ch</strong>ter Bestand entsteht.<br />

Die Tiere dürfen ni<strong>ch</strong>t zu lange<br />

am selben Ort ge<strong>weide</strong>t werden,<br />

vor allem ni<strong>ch</strong>t bei feu<strong>ch</strong>ten Bedingungen.<br />

Wenn Mäuse grosse S<strong>ch</strong>äden<br />

anri<strong>ch</strong>ten, muss die di<strong>ch</strong>te Gras-<br />

narbe so ras<strong>ch</strong> als mögli<strong>ch</strong> wieder<br />

hergestellt werden – am besten<br />

dur<strong>ch</strong> eine Übersaat.<br />

Haben si<strong>ch</strong> die Blacken einmal<br />

etabliert, sind sie sehr s<strong>ch</strong>wer wegzubringen.<br />

Wenn nur vereinzelte Exemplare<br />

vorhanden sind, können sie<br />

gesto<strong>ch</strong>en werden. Der Boden sollte<br />

dazu weder zu trocken no<strong>ch</strong> zu<br />

feu<strong>ch</strong>t sein.<br />

Herbizide erlauben, den Pflanzenbestand<br />

in Weiden oft nur provisoris<strong>ch</strong><br />

zu verbessern. Ally ist das derzeit<br />

wirkungsvollste Herbizid. Damit<br />

sind jedo<strong>ch</strong> nur Einzelstockbehandlungen<br />

mögli<strong>ch</strong>, weil es ni<strong>ch</strong>t<br />

selektiv auf Gräser und Leguminosen<br />

wirkt.<br />

Wenn es mehr als eine Blacke pro<br />

Quadratmeter gibt, muss eine<br />

Flä<strong>ch</strong>enbehandlung mit einem selektiven<br />

Herbizid ins Auge gefasst<br />

Da sie von den Tieren gemieden werden, können Blacken<br />

in Weiden lei<strong>ch</strong>t Samen bilden. (Bild: Jakob Troxler)<br />

werden. Bei Naturwiesen brau<strong>ch</strong>t es<br />

dazu die Erlaubnis der kantonalen<br />

Fa<strong>ch</strong>stelle für Pflanzens<strong>ch</strong>utz. Die<br />

beste Wirkung wurde beoba<strong>ch</strong>tet,<br />

wenn die Weide Ende Sommer mit<br />

dem Herbizid Harmony behandelt<br />

wurde. Asulox bleibt eine interessante<br />

Alternative. Falls jedo<strong>ch</strong><br />

Löwenzahn vorhanden ist, muss von<br />

einer Frühjahrsbehandlung mit diesem<br />

Mittel abgesehen werden.<br />

Beide Herbizide müssen auf<br />

Blackenrosetten appliziert werden,<br />

da die Wirkung rapid sinkt, wenn die<br />

Blütenstände vorhanden sind. Die<br />

Wartefrist na<strong>ch</strong> einer Behandlung<br />

beträgt für Mil<strong>ch</strong>kühe drei Wo<strong>ch</strong>en,<br />

für die übrigen Tiere zwei Wo<strong>ch</strong>en.<br />

Bei Kurzrasen<strong>weide</strong>n muss die behandelte<br />

Flä<strong>ch</strong>e zwingend während<br />

zwei bis drei Wo<strong>ch</strong>en von der Weideflä<strong>ch</strong>e<br />

abgetrennt werden. Dies<br />

gilt au<strong>ch</strong> für Einzelstockbehandlungen.<br />

Der S<strong>ch</strong>arfe Hahnenfuss<br />

Hahnenfuss-Arten gehören ebenfalls<br />

zu den wi<strong>ch</strong>tigsten Unkräutern<br />

in Weiden. Die grössten Probleme<br />

ma<strong>ch</strong>t der S<strong>ch</strong>arfe Hahnenfuss. Von<br />

Vegetationsbeginn weg blüht er sehr<br />

ras<strong>ch</strong>. Daraus bilden si<strong>ch</strong> Samen, die<br />

teilweise bereits im glei<strong>ch</strong>en Jahr<br />

keimen. Der S<strong>ch</strong>arfe Hahnenfuss<br />

liebt eher s<strong>ch</strong>were, nährstoffrei<strong>ch</strong>e<br />

Böden. Er wird dur<strong>ch</strong> übermässige<br />

Güllegaben zusätzli<strong>ch</strong> gefördert. Die<br />

Tiere fressen ihn ni<strong>ch</strong>t, weil er einen<br />

hohen Anteil des Giftstoffes Ranunculin<br />

enthält. Das Unkraut verbreitet<br />

si<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong>, wenn es absamen<br />

kann und die Grasnarbe ni<strong>ch</strong>t genü-<br />

gend di<strong>ch</strong>t ist. Der S<strong>ch</strong>arfe Hahnenfuss<br />

fällt in den Weiden des Fla<strong>ch</strong>lands<br />

auf wegen dem lebendigen<br />

Gelb seiner Blüten, und weil er oft<br />

die einzige Pflanzenart auf der Weide<br />

ist, die ni<strong>ch</strong>t abgegrast wurde.<br />

In den meisten Fällen ist die Lage<br />

mit dem S<strong>ch</strong>arfen Hahnenfuss ni<strong>ch</strong>t<br />

alarmierend. Zur direkten Bekämpfung<br />

rei<strong>ch</strong>t es oft, die Blütenstände<br />

zu entfernen, bevor si<strong>ch</strong> die Samen<br />

gebildet haben. Weiter sollte au<strong>ch</strong><br />

hier eine di<strong>ch</strong>te Grasnarbe gefördert<br />

werden. Reduzierte Güllegaben<br />

bremsen die Verbreitung ebenfalls.<br />

Ist die Weide trotzdem stark mit<br />

S<strong>ch</strong>arfem Hahnenfuss verunkrautet,<br />

kann ein selektives Herbizid auf der<br />

Basis der Wirkstoffe MCPA<br />

und/oder MCPB eingesetzt werden;<br />

am besten beim ersten oder zweiten<br />

Aufwu<strong>ch</strong>s. Wie bei allen Herbizidbehandlungen<br />

muss die Wartefrist<br />

respektiert und für Naturwiesen eine<br />

Sonderbewilligung eingeholt<br />

werden.<br />

Eine ausgewogene botanis<strong>ch</strong>e Zusammensetzung<br />

des Weidegrasbestandes<br />

ohne Unkraut wird in erster<br />

Linie dur<strong>ch</strong> indirekte Massnahmen<br />

errei<strong>ch</strong>t; eine Düngung und eine<br />

Weideführung, die die guten Gräser<br />

fördert. Zudem ist eine regelmässige<br />

Kontrolle des Bestandes<br />

empfehlenswert, um die Unkräuter<br />

ras<strong>ch</strong> zu erkennen und früh zu<br />

bekämpfen.<br />

Weitere Informationen zur Unkrautbekämpfung<br />

in Weiden geben<br />

die AGFF-Merkblätter.<br />

*Der Autor arbeitet an der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Pflanzenbau (RAC), Changins, in Nyon VD.


Bewirts<strong>ch</strong>aftung vor und na<strong>ch</strong> Übersaat ist ents<strong>ch</strong>eidend<br />

Übersaaten lohnen si<strong>ch</strong> erst,<br />

wenn die Ursa<strong>ch</strong>en der<br />

Bestandesvers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung<br />

bekannt sind. Andernfalls ist<br />

die ganze Mühe umsonst.<br />

CORNEL STUTZ*<br />

Vor einer Übersaat sollte die Ursa<strong>ch</strong>e<br />

der Bestandesvers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung<br />

erkannt werden. Liegt der Fehler bei<br />

der Bewirts<strong>ch</strong>aftung, muss diese<br />

dem Standort angepasst werden<br />

(siehe Tabelle). Beträgt der Anteil<br />

der förderungswürdigen Gräser über<br />

30 Prozent, führt die verbesserte Bewirts<strong>ch</strong>aftung<br />

in den meisten Fällen<br />

bereits zum Erfolg.<br />

Übersaaten im Frühling und im<br />

Spätsommer sind am erfolgverspre<strong>ch</strong>endsten.<br />

Weil Saaten im ersten<br />

Aufwu<strong>ch</strong>s dur<strong>ch</strong> den Ausgangsbe-<br />

stand stark konkurrenziert werden,<br />

sollte ni<strong>ch</strong>t vor der ersten Nutzung<br />

übersät werden (Ausnahme: Bestände<br />

mit vielen Lücken). Übersaaten<br />

während der Sommerhitze und spät<br />

im Herbst gelingen selten.<br />

Kleine Unters<strong>ch</strong>iede<br />

Das Saatgut lässt si<strong>ch</strong> mit vers<strong>ch</strong>iedensten<br />

Geräten ausbringen<br />

und einarbeiten: mit Säwalze, Sästriegel<br />

oder Gras-Drillmas<strong>ch</strong>ine. In<br />

Versu<strong>ch</strong>en der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt für<br />

Agrarökologie und Landbau (FAL),<br />

Reckenholz, beeinflusste die Säte<strong>ch</strong>nik<br />

den Übersaaterfolg jedo<strong>ch</strong> nur<br />

geringfügig.<br />

Das Saatgut wird na<strong>ch</strong> einem<br />

S<strong>ch</strong>nitt oder während der Beweidung<br />

ausgebra<strong>ch</strong>t. Wenn die Einsaat<br />

zwei Tage vor Weideabtrieb erfolgt,<br />

werden die Samen dur<strong>ch</strong> den Tritt<br />

der Tiere in den Boden gedrückt,<br />

was das Gelingen der Massnahme<br />

verbessert. Dem Bodenkontakt<br />

muss auf jeden Fall genügend Aufmerksamkeit<br />

ges<strong>ch</strong>enkt werden.<br />

Kann man die Saat ni<strong>ch</strong>t mit einem<br />

Weidegang kombinieren, müssen die<br />

Samen mit einer s<strong>ch</strong>weren Walze in<br />

den Boden gedrückt werden. Es ist<br />

wi<strong>ch</strong>tig, dass der Boden zur Zeit der<br />

Übersaat feu<strong>ch</strong>t und die Aufwu<strong>ch</strong>shöhe<br />

mögli<strong>ch</strong>st gering ist.<br />

Wahl der Saagutmis<strong>ch</strong>ung<br />

In raigrasfähigen Lagen (bis zirka<br />

900 Meter über Meer) eignet si<strong>ch</strong> die<br />

Mis<strong>ch</strong>ung U-440. Sie enthält Sorten<br />

von Englis<strong>ch</strong>em Raigras, Wiesenrispengras<br />

und Weissklee, die si<strong>ch</strong> speziell<br />

für Übersaaten eignen. Für weniger<br />

intensiv nutzbare Flä<strong>ch</strong>en (in<br />

Hanglagen, an s<strong>ch</strong>attigen oder<br />

feu<strong>ch</strong>ten Standorten) oder für Weiden<br />

in höheren Lagen ist Saatgut<br />

von Kammgras, Wiesens<strong>ch</strong>wingel<br />

und Wiesenrispengras (wie in<br />

SM 481) empfehlenswert. An Standorten,<br />

die zur Trockenheit neigen, ist<br />

von intensivem Be<strong>weide</strong>n abzusehen.<br />

In verfilzten Ausgangsbeständen<br />

haben Übersaaten kaum eine<br />

Chance. Hier ist eine Neuansaat<br />

na<strong>ch</strong> der Zerstörung und dem Abbau<br />

des Filzes ratsam.<br />

Damit die Übersaat gelingt, sind<br />

nebst genügend Feu<strong>ch</strong>tigkeit vor allem<br />

angepasste Bewirts<strong>ch</strong>aftungsmassnahmen<br />

nötig. Vor der Einsaat<br />

und ein bis zwei Aufwü<strong>ch</strong>se dana<strong>ch</strong><br />

sollte auf eine Düngung verzi<strong>ch</strong>tet<br />

werden. Die Nutzung na<strong>ch</strong> der Saat<br />

muss in kurzen Abständen erfolgen,<br />

so dass die neuen Keimlinge genügend<br />

Li<strong>ch</strong>t erhalten. Es darf au<strong>ch</strong> ge-<br />

<strong>weide</strong>t werden. Dur<strong>ch</strong> das Eingrasen<br />

werden die Jungpflanzen am meisten<br />

ges<strong>ch</strong>ont. Beim Heuen oder Silieren<br />

werden die Pflanzen hingegen häufig<br />

ausgerissen und oft zusätzli<strong>ch</strong><br />

zers<strong>ch</strong>lagen.<br />

Geduld ist angesagt<br />

Übersaaten erfordern Geduld.<br />

Einzelne Gräser wie Wiesenrispengras<br />

oder Wiesenfu<strong>ch</strong>ss<strong>ch</strong>wanz entwickeln<br />

si<strong>ch</strong> langsam und brau<strong>ch</strong>en<br />

entspre<strong>ch</strong>end Zeit, um si<strong>ch</strong> etablieren<br />

zu können. Ob die Übersaat gelungen<br />

ist, zeigt si<strong>ch</strong> oft erst zwei bis<br />

drei Jahre später. Zur Erhöhung der<br />

Erfolgs<strong>ch</strong>ancen ist es ratsam, die<br />

Übersaat während dieser Zeit mehrmals<br />

zu wiederholen.<br />

*Der Autor arbeitet an der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Agrarökologie und Landbau (FAL) in<br />

Züri<strong>ch</strong>-Reckenholz.<br />

Anlegen eines Übersaatversu<strong>ch</strong>es mit der Gras-Drillmas<strong>ch</strong>ine Köckerling Herbamat. Die Flä<strong>ch</strong>e ist<br />

fris<strong>ch</strong> gemäht und der Boden feu<strong>ch</strong>t. (Bild: Rafael Gago, AGFF)<br />

11


WEIDE<br />

Zeitbedarf und Arbeitsorganisation bei Weiden<br />

Reines «Weiden» brau<strong>ch</strong>t weniger<br />

Zeit als eine kombinierte<br />

Fütterung mit Eingrasen.<br />

Trotzdem ist der Aufwand<br />

ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzen.<br />

MATTHIAS SCHICK*<br />

Die Weidehaltung von Mil<strong>ch</strong>kühen<br />

ist unter s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bedingungen<br />

eine weit verbreitete und arbeitswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

interessante Fütterungsvariante.<br />

Je na<strong>ch</strong> Lage des<br />

Betriebes und der Parzellenanordnung<br />

stehen vers<strong>ch</strong>iedene Weideverfahren<br />

(Umtriebs<strong>weide</strong>, Portionen<strong>weide</strong><br />

und Kurzrasen<strong>weide</strong>) zur<br />

Auswahl. Häufig werden die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Verfahren au<strong>ch</strong> miteinander<br />

kombiniert oder dur<strong>ch</strong> eine<br />

Zusatzfütterung im Stall oder an einer<br />

Raufe ergänzt. Der Arbeitszeitbedarf<br />

für die alleinige Weidehaltung,<br />

ohne Beifütterung im Stall,<br />

variiert zwis<strong>ch</strong>en 5 und 1 Minute je<br />

Kuh und Tag. Er hängt von der Bestandesgrösse,<br />

Aufstallungsart und<br />

Treibweglänge ab. Hinzu kommen<br />

ni<strong>ch</strong>ttägli<strong>ch</strong>e Arbeiten wie Zaunerstellung<br />

und -abbru<strong>ch</strong> sowie die<br />

Weidepflege mit Walze und/oder<br />

Wiesenegge.<br />

Tägli<strong>ch</strong>e Arbeiten<br />

Zu den tägli<strong>ch</strong>en Arbeiten auf der<br />

Weide gehören, je na<strong>ch</strong> Weideverfahren,<br />

zum Beispiel das tägli<strong>ch</strong>e<br />

Versetzen des Zaunes bei der Portionen<strong>weide</strong><br />

oder au<strong>ch</strong> die Zaunkontrolle<br />

bei der Kurzrasen<strong>weide</strong>.<br />

Daneben fallen immer au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

«Tränkearbeiten» auf der Weide an.<br />

12<br />

Zäunen gehört bei allen Weideverfahren zu einem zusätzli<strong>ch</strong>en<br />

Aufwand, der mehrmals jährli<strong>ch</strong> anfällt. (Bild: agrarfoto)<br />

Dazu gehören die Erstellung von<br />

stationären Tränkeeinri<strong>ch</strong>tungen<br />

und deren tägli<strong>ch</strong>e Kontrolle. Aber<br />

au<strong>ch</strong> das Befüllen des Wasserfasses<br />

und dessen Transport zur Weide sind<br />

hierbei ni<strong>ch</strong>t zu verna<strong>ch</strong>lässigen.<br />

Verglei<strong>ch</strong> der Verfahren<br />

Unter günstigen Bedingungen, das<br />

heisst vor allem bei kurzen Treibwegen<br />

und wenig tägli<strong>ch</strong>en Zaunarbeiten,<br />

sind Weideverfahren gegenüber<br />

allen anderen Fütterungsverfahren<br />

vorteilhaft. Betriebe mit Laufstallhaltung<br />

und Weidegang sind aus arbeitswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Si<strong>ch</strong>t im Vorteil<br />

gegenüber sol<strong>ch</strong>en mit Anbindehaltung,<br />

da sowohl das Loslösen als<br />

au<strong>ch</strong> das Anbinden der Tiere entfallen.<br />

Im günstigsten Fall, bei voll arrondierten<br />

Betrieben, fallen hier<br />

überhaupt keine Treibarbeiten mehr<br />

an.<br />

Der Zeitbedarf beträgt beispielsweise<br />

für einen Bestand von<br />

20 Kühen im Anbindestall, einem<br />

Treibweg von 50 Metern und dem<br />

Verfahren «Kurzrasen<strong>weide</strong> mit stationärer<br />

Tränke» etwa 2,4 AKmin je<br />

Kuh und Tag (rund 50 AKmin für<br />

den ganzen Bestand). In einem Laufstall<br />

mit 40 Kühen und den glei<strong>ch</strong>en<br />

Vorgaben beträgt der Zeitbedarf nur<br />

no<strong>ch</strong> 0,9 AKmin je Kuh und Tag<br />

(rund 34 AKmin für den Bestand).<br />

Bei einem Treibweg von 500 Metern<br />

Länge und dem Weideverfahren<br />

«Portionen<strong>weide</strong> mit Tränkefass»<br />

erhöht si<strong>ch</strong> der Arbeitszeitbedarf um<br />

mehr als 70 Prozent beim Anbindestall<br />

und um 40 Prozent beim Laufstall.<br />

Der tägli<strong>ch</strong>e Arbeitszeitbedarf<br />

für das Weiden beträgt dann für die<br />

20 Kühe im Anbindestall 84 AKmin<br />

und für den Kuhbestand von 40 Tieren<br />

im Laufstall 81 AKmin.<br />

Die vers<strong>ch</strong>iedenen Einflussgrössen<br />

haben einen grossen Effekt, wobei<br />

den Treibarbeiten die grösste Bedeutung<br />

zukommt. Kombinationen<br />

von Weide und Eingrasen sind immer<br />

mit einem Mehraufwand an Arbeit<br />

gegenüber dem auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>en<br />

Verfahren «Weiden» verbunden.<br />

Bei jedem gewählten Weideverfahren<br />

sind als zusätzli<strong>ch</strong>er Aufwand<br />

die Zaunerstellung sowie die<br />

notwendigen Pflegearbeiten anzusehen,<br />

die während der Weideperiode<br />

ein- bis mehrmals anfallen.<br />

Management<br />

Neben dem Arbeitszeitbedarf für<br />

die produktionsbezogenen Arbeiten<br />

ist vermehrt au<strong>ch</strong> auf das Weidemanagement<br />

zu a<strong>ch</strong>ten. Insbesondere<br />

bei der Kurzrasen<strong>weide</strong> ist der<br />

Aufwu<strong>ch</strong>s ständig zu kontrollieren,<br />

und der Betriebsleiter muss nahezu<br />

tägli<strong>ch</strong> seine Ents<strong>ch</strong>eidungen (zum<br />

Beispiel Flä<strong>ch</strong>e für Konservierung<br />

auszäunen) überdenken. Dafür ist<br />

der Zeitbedarf bei einem funktionierenden<br />

Verfahren dann au<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>end<br />

gering. Im Gegensatz dazu ist<br />

der Zeitbedarf bei der Portionen<strong>weide</strong><br />

dur<strong>ch</strong> das tägli<strong>ch</strong>e Zäunen lei<strong>ch</strong>t<br />

erhöht. Der Managementaufwand ist<br />

dabei aber äusserst niedrig, da die<br />

Ents<strong>ch</strong>eidung (Zaun verstellen)<br />

dur<strong>ch</strong> das Verfahren vorgegeben ist.<br />

*Der Autor arbeitet an der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt<br />

für Agrarwirts<strong>ch</strong>aft und Landte<strong>ch</strong>nik (FAT)<br />

Tänikon in Ettenhausen.

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