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Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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wegen der starken Fluchttendenzen nicht in einem Experiment<br />

vergleichbar jenem von Scott <strong>und</strong> Fuller feststellen.<br />

Das <strong>Verhalten</strong> von Alec, der trotz aller Bemühungen auch<br />

nicht den geringsten Ansatz zu sozialer Kontaktnahme uns<br />

gegenüber zeigte, läßt aber vermuten, daß diese Phase bei<br />

den Wölfen kürzer ist als beim H<strong>und</strong>.<br />

Die längere Sozialisationsphase beim H<strong>und</strong> ist sinnvoll,<br />

wenn man bedenkt, daß die meisten H<strong>und</strong>ewelpen in den<br />

ersten Wochen von Menschen getrennt aufwachsen. Erst<br />

dann werden sie von ihren Artgenossen isoliert <strong>und</strong> von<br />

Menschen übernommen. Trotzdem fi ndet auch jetzt die<br />

Sozialisation mit der fremden Art ohne Probleme statt. Da -<br />

bei zeigten die Versuche von Scott <strong>und</strong> Fuller, daß sehr früh<br />

von der Mutter <strong>und</strong> den Geschwistern entfernte Welpen zu<br />

stark an Menschen geb<strong>und</strong>en wurden <strong>und</strong> kaum noch zu<br />

normalen Kontakten mit Artgenossen fähig waren. Welpen<br />

hingegen, die erst im Alter von drei Monaten oder später<br />

zu Menschen kamen, entwickelten eine geringe Bindung<br />

an Menschen.<br />

Diese Beobachtungen bei der <strong>Verhalten</strong>sentwicklung der<br />

Welpen machen also deutlich, daß an der Formung sozialer<br />

Beziehungen mindestens zwei vermutlich voneinander<br />

getrennte Erbfaktoren beteiligt sind, die zunächst unabhängig<br />

voneinander heranreifen : das Flucht- <strong>und</strong> das Sozialisationsverhalten.<br />

Erst im Laufe der Entwicklung kommt<br />

es zu einer wechselseitigen Beeinfl ussung beider Faktoren,<br />

wobei eine frühe Entwicklung des Fluchtverhaltens beim<br />

<strong>Wolf</strong> die Möglichkeiten der Sozialisation stark einengt. In<br />

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