Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
und urinierte Anfa nur nach einer Bauchmassage. Mit zehn Tagen machte sie es zum erstenmal selbständig auf kleinen, wackligen Beinen, und schon mit vierzehn Tagen setzte sie den Kot möglichst weit von ihrer Kiste ab. Off ensichtlich konnte sie sich jetzt schon im Raum orientieren. Setzte ich sie aber außerhalb des Zimmers ab, fi ng sie laut an zu »weinen«. Sie befand sich in einer Phase sehr schneller Entwicklung, und ich kam mit dem Protokollieren neu beobachteter Verhaltensweisen kaum nach. Wenn ich ins Institut nach Kiel fuhr, steckte ich Anfa unter meine Jacke und trug sie, wie ein Känguruh sein Junges, mit mir herum. Meistens schlief sie die ganze Strecke. Im Alter von siebzehn Tagen aber steckte sie einmal ihren Kopf aus der Jacke und fi ng an zu heulen. Es war ein helles, aber schönes, melodisches Heulen und dauerte vielleicht zwanzig Sekunden. Danach verkroch sie sich wieder in meine Jacke, rollte sich ein und schlief weiter. Als Anfa vierundzwanzig Tage alt war, gab ich ihr zum erstenmal gehacktes Fleisch. Sie verschlang es und bekam von da an täglich größere Portionen. Entsprechend der Zunahme festen Futters im Speiseplan wurde aber auch der Kot Anfas größer und, was noch schlimmer war, übelriechender. Trotz meiner Bemühungen, Kot und Urin sofort aufzuwischen, zerfetzte Kleidungsstücke zu entfernen, umgefallene Kisten, Stühle, niedergerissene Bücher wieder aufzustellen, mehrten sich Dagmars Proteste, und schließlich mußte ich nachgeben : Anfa kam aus dem Haus, vorerst tagsüber. Während sie wenige Tage zuvor in fremder Umge- 82
ung noch große Angst gezeigt hatte, tollte sie jetzt – wieder ein Entwicklungssprung – im Garten herum, untersuchte jede Ecke, spielte mit Stöcken, biß in Blumen hinein und rollte sich schließlich neben mir im Gras ein und schlief. Erst Jahre später konnte ich beobachten, wie natürlich aufwachsende Wolfswelpen im Alter von gut drei Wochen zum erstenmal ihre Wolfshöhle verlassen und immer größere Erkundungsgänge um die Höhle machen. Im Alter von sechs Wochen halten sie sich schon recht lange außerhalb der Höhle auf und schlafen auch mal, in einem Haufen zusammengedrängt, im Freien. Anfa entwickelte sich also in dieser Hinsicht recht normal. Nachts kam sie vorerst wieder ins Haus und in ihre Kiste. Da sie jetzt mehr und mehr feste Nahrung zu sich nahm, brauchte sie nicht mehr, wie anfänglich alle zwei Stunden, Tag und Nacht ihre Milch. Die Pausen zwischen den Fütterungen wurden immer länger. Sie wurde zunehmend selbständiger und suchte nur noch beim Schlafen den engen Kontakt zu mir. Außerhalb des Gartens jedoch lief sie mir auf Schritt und Tritt nach und traute sich nur in meiner Begleitung auf längere Erkundungsausfl üge. Erster Spaziergang Im Alter von acht Wochen folgte mir Anfa zum erstenmal über das große Feld in den etwa vierhundert Meter entfernten Wald. Während sie sich im off enen Gelände sehr 83
- Seite 31 und 32: (genauer gesagt : besondere Individ
- Seite 33 und 34: dieses Unglück nicht verantwortlic
- Seite 35 und 36: (Historiker lassen sie meist mit de
- Seite 37 und 38: Erik Zimen füttert ein Gallowaykal
- Seite 39 und 40: Erik mit Pferden, Grillenöd 2001 B
- Seite 41 und 42: Kleiner Wolfswelpe Wolfswelpe
- Seite 43 und 44: Mona und Erik Zimen bei Filmaufnahm
- Seite 45 und 46: in Südeuropa überlebt hat, wohing
- Seite 47 und 48: Kugel tödlich trifft , sondern vie
- Seite 49 und 50: zuchtgebiete - weder im Wald noch i
- Seite 51 und 52: ten Jahrzehnten geändert ; es hat
- Seite 53 und 54: Wolfstauglich sind Gebiete, 1. die
- Seite 55 und 56: in der Slowakei, in Tschechien und
- Seite 57 und 58: efi nden sich über die Böhmisch-M
- Seite 59 und 60: »Rotkäppchen-Komplex« leidet, wi
- Seite 61 und 62: dert, aber keineswegs in Richtung F
- Seite 63 und 64: Lebenstag - ist es verdammt schwer,
- Seite 65 und 66: die vorherrschende Farbe ihres Fell
- Seite 67 und 68: keines so erbarmungslos verfolgt wi
- Seite 69 und 70: und Jack London stetig gewachsene S
- Seite 71 und 72: einmal ein Knacken von Ästen, ein
- Seite 73 und 74: meiner Frau und den vier zahmen Wö
- Seite 75 und 76: den Abruzzen war schließlich der G
- Seite 77 und 78: wohl doch nicht gar so ernst meint
- Seite 79 und 80: sinnvoll, sie schon früh von ihrer
- Seite 81: Millimeter-Spritze. Der Schlauch wu
- Seite 85 und 86: Als wir an diesem Hochstand vorbeik
- Seite 87 und 88: der Waldarbeiter davon erzählt - u
- Seite 89 und 90: Zweites Kapitel Die Entwicklung des
- Seite 91 und 92: ung der Zucht, wie er meinte, einen
- Seite 93 und 94: Welpen folgten Anfa, wie diese mir
- Seite 95 und 96: Solche Bedingungen entsprechen nat
- Seite 97 und 98: wegen der starken Fluchttendenzen n
- Seite 99 und 100: tet dann : Welche Lernprozesse fi n
- Seite 101 und 102: kleinen Beinen und winzigen, noch h
- Seite 103 und 104: Potenz ihrer Selbstbehauptung. Wenn
- Seite 105 und 106: deckt und ausgegraben worden sein.
- Seite 107 und 108: ten nachzujagen und sie zu töten,
- Seite 109 und 110: Die Jagd auf Beutetiere dieser Grö
- Seite 111 und 112: Jagdeifer für diese Sorte von Beut
- Seite 113 und 114: ja vom Menschen, während der Wolf
- Seite 115 und 116: Drittes Kapitel Die »Sprache« der
- Seite 117 und 118: gleichbar sein. In ihrem letzten Le
- Seite 119 und 120: sem Sinne nicht als Kommunikation z
- Seite 121 und 122: hielt sie tief, die Ohren waren nac
- Seite 123 und 124: geruchliche Kontrolle bestätigt da
- Seite 125 und 126: und übermittelt wird, seinen physi
- Seite 127 und 128: wildes Umsichbeißen häufi g, vor
- Seite 129 und 130: Inzwischen waren die Rudelwölfe zu
- Seite 131 und 132: untereinander off ensichtlich sehr
ung noch große Angst gezeigt hatte, tollte sie jetzt – wieder<br />
ein Entwicklungssprung – im Garten herum, untersuchte<br />
jede Ecke, spielte mit Stöcken, biß in Blumen hinein <strong>und</strong><br />
rollte sich schließlich neben mir im Gras ein <strong>und</strong> schlief.<br />
Erst Jahre später konnte ich beobachten, wie natürlich aufwachsende<br />
<strong>Wolf</strong>swelpen im Alter von gut drei Wochen zum<br />
erstenmal ihre <strong>Wolf</strong>shöhle verlassen <strong>und</strong> immer größere<br />
Erk<strong>und</strong>ungsgänge um die Höhle machen. Im Alter von<br />
sechs Wochen halten sie sich schon recht lange außerhalb<br />
der Höhle auf <strong>und</strong> schlafen auch mal, in einem Haufen<br />
zusammengedrängt, im Freien.<br />
Anfa entwickelte sich also in dieser Hinsicht recht normal.<br />
Nachts kam sie vorerst wieder ins Haus <strong>und</strong> in ihre Kiste.<br />
Da sie jetzt mehr <strong>und</strong> mehr feste Nahrung zu sich nahm,<br />
brauchte sie nicht mehr, wie anfänglich alle zwei St<strong>und</strong>en,<br />
Tag <strong>und</strong> Nacht ihre Milch. Die Pausen zwischen den Fütterungen<br />
wurden immer länger. Sie wurde zunehmend selbständiger<br />
<strong>und</strong> suchte nur noch beim Schlafen den engen<br />
Kontakt zu mir. Außerhalb des Gartens jedoch lief sie mir<br />
auf Schritt <strong>und</strong> Tritt nach <strong>und</strong> traute sich nur in meiner<br />
Begleitung auf längere Erk<strong>und</strong>ungsausfl üge.<br />
Erster Spaziergang<br />
Im Alter von acht Wochen folgte mir Anfa zum erstenmal<br />
über das große Feld in den etwa vierh<strong>und</strong>ert Meter entfernten<br />
Wald. Während sie sich im off enen Gelände sehr<br />
83