Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf : ein Tier der Superlative Sehen wir vom Menschen ab, hatte der Wolf unter allen Säugetieren die größte natürliche Verbreitung. Er lebte einst in ganz Nordamerika, von den arktischen Inseln und Nordgrönland bis tief nach Mexiko hinein, sowie in Eurasien von der Polarküste im Norden bis in den Süden Indiens, von den Britischen Inseln und der Atlantikküste im Westen bis zum Pazifi k und zu den Inseln Japans im Osten. Das ist ein Gebiet von etwa 70 Millionen Quadratkilometern – mehr als die Hälft e der gesamten Landoberfl äche der Erde. Wie kein anderes Tier hat der Wolf sein Verbreitungsgebiet auch fl ächendeckend genutzt und in jeder Form terrestrischer Ökosysteme gelebt : von der baumlosen Tundra im Norden über den Nadel- und Mischwaldgürtel bis in die Steppen und Wüsten des Südens, ja sogar bis in den tropischen Regenwald südlich des nördlichen Wendekreises, vom küstennahen Tiefl and bis ins Hochgebirge, in den kältesten und in den wärmsten Regionen der Erde, in der Wildnis wie in der Kulturlandschaft , in völlig menschenleeren Gebieten wie in unmittelbarer Nachbarschaft des Menschen. Ganz seiner ökologischen Potenz entsprechend zeigt der Wolf auch die größte innerartliche Variabilität aller Tierarten. Wiegt der auf der Arabischen Halbinsel lebende Wolf, die kleinste Wolfunterart, kaum zwanzig Kilogramm, so erreichen große Exemplare in Alaska und in Sibirien ein Gewicht von über achtzig Kilogramm. Und während Grau 64
die vorherrschende Farbe ihres Fells ist, sind die Wölfe in manchen Gebieten fast rot, in anderen tiefschwarz, in wieder anderen völlig weiß. Die einen Wölfe töten regelmäßig Beutetiere, die, wie der Elch, zehn- bis fünfzehnmal größer sein können, als sie selber sind, die anderen leben nur von Kleinsäugern und Insekten oder ernähren sich gar von Abfällen des Menschen. Es gibt Wölfe, die in stabilen Rudeln von bis zu zwanzig oder gar noch mehr Tieren leben, und solche, die ein Leben lang allein auf Jagd gehen, Wölfe, die jeden Kontakt mit Menschen meiden, und solche, die sich nur noch im Umkreis menschlicher Siedlungen aufh alten. Unter allen Tieren war es der Wolf, der sich gegen Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 15 000 Jahren, als erster dem Menschen anschloß und so zum ersten Haustier wurde, zum Hund. Als »Hauswolf« breitete er sich dann in Begleitung des Menschen noch weiter aus und besiedelte bald alle bewohnbaren Lebensräume der fünf Kontinente. Hier leitete sein Vorhandensein jeweils langsam die größte Kulturrevolution in der Geschichte eines jeden Volkes ein : den Übergang vom freien Leben als nomadisierende Jäger und Sammler zur Seßhaft igkeit als Bauern und Hirten. Trotz der engen Bindung des Menschen zum Hund löst dessen wilder Stammvater wie kein anderes Tier in seinem Verbreitungsgebiet bei den Menschen zugleich Angst und Faszination aus. Für die Indianer war der Wolf der Bruder, ein Teil der geehrten Natur, für viele andere Naturvölker ein Totem, der Ursprung ihrer Existenz. Der Mongo- 65
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die vorherrschende Farbe ihres Fells ist, sind die Wölfe in<br />
manchen Gebieten fast rot, in anderen tiefschwarz, in wieder<br />
anderen völlig weiß. Die einen Wölfe töten regelmäßig<br />
Beutetiere, die, wie der Elch, zehn- bis fünfzehnmal<br />
größer sein können, als sie selber sind, die anderen leben<br />
nur von Kleinsäugern <strong>und</strong> Insekten oder ernähren sich<br />
gar von Abfällen des Menschen. Es gibt Wölfe, die in stabilen<br />
Rudeln von bis zu zwanzig oder gar noch mehr Tieren<br />
leben, <strong>und</strong> solche, die ein Leben lang allein auf Jagd<br />
gehen, Wölfe, die jeden Kontakt mit Menschen meiden,<br />
<strong>und</strong> solche, die sich nur noch im Umkreis menschlicher<br />
Siedlungen aufh alten.<br />
Unter allen Tieren war es der <strong>Wolf</strong>, der sich gegen Ende<br />
der letzten Eiszeit, vor etwa 15 000 Jahren, als erster dem<br />
Menschen anschloß <strong>und</strong> so zum ersten Haustier wurde,<br />
zum H<strong>und</strong>. Als »Hauswolf« breitete er sich dann in Begleitung<br />
des Menschen noch weiter aus <strong>und</strong> besiedelte bald alle<br />
bewohnbaren Lebensräume der fünf Kontinente. Hier leitete<br />
sein Vorhandensein jeweils langsam die größte Kulturrevolution<br />
in der Geschichte eines jeden Volkes ein : den<br />
Übergang vom freien Leben als nomadisierende Jäger <strong>und</strong><br />
Sammler zur Seßhaft igkeit als Bauern <strong>und</strong> Hirten.<br />
Trotz der engen Bindung des Menschen zum H<strong>und</strong> löst<br />
dessen wilder Stammvater wie kein anderes Tier in seinem<br />
Verbreitungsgebiet bei den Menschen zugleich Angst <strong>und</strong><br />
Faszination aus. Für die Indianer war der <strong>Wolf</strong> der Bruder,<br />
ein Teil der geehrten Natur, für viele andere Naturvölker<br />
ein Totem, der Ursprung ihrer Existenz. <strong>Der</strong> Mongo-<br />
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