Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
schwere Eisenketten mit nach außen gerichteten spitzen Nägeln um den Hals. So durft e man sich also wehren. Vertreiben aber konnte man die Wölfe dadurch nicht. Als erstem Land in Europa gelang es England, den Wolf auszurotten. Dies war freilich nicht das Verdienst der vielen Wolfsjäger, der jagdbegeisterten Ritter oder gar der unter den Wölfen leidenden Bauern, sondern hing mit der Vernichtung des Waldes auf der Insel zusammen. Bis heute zeugen Namen wie Wolf Howes, Howl Moors und Wolf Pits von den damaligen Wolf-Rückzugsgebieten, von denen jedoch am Ende des Mittelalters die meisten bereits gerodet, trockengelegt oder verbaut waren. Ohne Schutz indes waren die Wölfe verloren. Kurz bevor die letzten von ihnen verschwanden, wurde ihnen sogar eine jagdliche Schonzeit zugesprochen ; doch auch das konnte sie nicht mehr retten. Allzu groß war der Haß des Volkes, als daß es sie zum sportlichen Vergnügen des Adels geduldet hätte. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts war der Wolf aus England verschwunden, zweihundert Jahre später auch aus Schottland und Irland, nachdem hier ebenfalls der Wald vernichtet und die Moore kultiviert worden waren. Im Jahr 1743 war der letzte Wolf des Inselreiches gefallen. Fünfzig Jahre später schlug ein begeisterter Jäger vor, man möge den Wolf in England wieder züchten und zur Jagd freigeben ; erst so, meinte er, könne der wirkliche Jäger volle weidmännische Befriedigung fi nden. Die inzwischen eingeführte Fuchsjagd als Ersatz für die einstmals so aufregende Wolfshatz hoch zu Roß erschien ihm off enbar nicht 572
mehr abenteuerlich genug. Doch die wütenden Reaktionen seiner bäuerlichen Nachbarschaft erstickten die spätfeudalen Allüren des werten Colonel Th irton of Th ornville Royale im Keim. Auf dem europäischen Kontinent hielten sich die Wölfe auch in dichtbesiedelten Gebieten noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Nur in der fast waldlosen Tiefebene entlang der Nordsee verschwanden sie früher. So wurde der letzte Wolf in Dänemark 1772 erlegt. Allerdings sichtete man damals auch in Norddeutschland Wölfe immer seltener, und wenn dies geschah, war das allgemeine Aufsehen groß. Überall sonst aber gab es noch ausreichend große Wald- und Bergregionen, in die sich die Wölfe zurückziehen konnten. Es hatte den Anschein, als sei der Krieg gegen sie nicht zu gewinnen. Doch dann kam die Französische Revolution und als Folge davon vielerorts der Abbau der alten Jagdprivilegien des Adels. Dies führte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts weithin zu einem drastischen Rückgang der Bestände von Hirsch, Reh und anderen Beutetieren des Wolfes. Auch in Skandinavien wurden die früher so zahlreichen Elche bis auf einen kleinen Restbestand hoch oben im Norden ausgerottet. Gleichzeitig setzte in allen stärker von Menschen besiedelten Gegenden die Industrialisierung ein. Man baute neue Verkehrswege für dampfende, laute Maschinen, die damals nicht nur die Wölfe in Panik versetzten ; allenthalben entstanden Industrieanlagen, und die Landwirtschaft wurde zunehmend intensiviert. 573
- Seite 522 und 523: dig. Sie muß vielmehr versuchen, d
- Seite 524 und 525: Zwölftes Kapitel Der Wolf : verehr
- Seite 526 und 527: Amor im Wolfspelz … deshalb auch
- Seite 528 und 529: schnellen und zogen die vorbeikomme
- Seite 530 und 531: lung deckt sich vielmehr weitgehend
- Seite 532 und 533: gegenübergestellt. So heißt es an
- Seite 534 und 535: seinem Bruder Amulius gestürzt wur
- Seite 536 und 537: und Mensch getrennt gewesen. Doch i
- Seite 538 und 539: Jesus und der Wolf (mittelalterlich
- Seite 540 und 541: Zeit verkörpert, der Fuchs hingege
- Seite 542 und 543: In schroff em Gegensatz zu dem harm
- Seite 544 und 545: deln ?« Und weiter : »Die Frage,
- Seite 546 und 547: Eine wahrhaft ige ( ?) Begebenheit
- Seite 548 und 549: sein wird, wurde diese Vorstellung
- Seite 550 und 551: zudem geradezu stereotyp, und zwar
- Seite 552 und 553: es der einsame Held, der sich geweh
- Seite 554 und 555: Jahrhunderten befriedigt, je nach d
- Seite 556 und 557: Streifen gewesen sein, die Brust ga
- Seite 558 und 559: Überfällen mehr. Der Wolf wurde e
- Seite 560 und 561: Schon in dem um 500 n. Chr. niederg
- Seite 562 und 563: - wenn die Verfolgung der Wölfe la
- Seite 564 und 565: Gebieten noch eine Gefahr für die
- Seite 566 und 567: zu rechtfertigen. Aus der Biologie
- Seite 568 und 569: eobachtete, das sich nicht etwa von
- Seite 570 und 571: Die Ausrottungsgeschichte Der Begin
- Seite 574 und 575: So verschwanden die Wölfe binnen w
- Seite 576 und 577: verschwanden auch sie. Da man auch
- Seite 578 und 579: falls ein Anachronismus aus längst
- Seite 581 und 582: den Jagdgästen aus Europa, insbeso
- Seite 583 und 584: kaum etwas von dem Einzelgänger. D
- Seite 585 und 586: die paar Elche, die sie erlegten, h
- Seite 587 und 588: es nicht mehr. Vermutlich haben sic
- Seite 589 und 590: anderswo die Delphine in den neuen
- Seite 591 und 592: Zum Schluß Es war am ersten Schult
- Seite 593 und 594: ei dem Nachbarn an, der sich in mei
- Seite 595 und 596: am Ort des Geschehens eintraf, gela
- Seite 597 und 598: Literatur Allen, D. L. (1979) : Wol
- Seite 599 und 600: Eibl-Eibesfeldt, I. (1975) : Krieg
- Seite 601 und 602: Herre, W. u. Rohrs, M. (1971) : Dom
- Seite 603 und 604: Mech, L. D. (1975) : Disproportiona
- Seite 605 und 606: Scott, J. P. u. Fuller, J. L. (1965
- Seite 607: Paquet, P. (Hrsg.) : Wolves of the
schwere Eisenketten mit nach außen gerichteten spitzen<br />
Nägeln um den Hals. So durft e man sich also wehren. Vertreiben<br />
aber konnte man die Wölfe dadurch nicht.<br />
Als erstem Land in Europa gelang es England, den <strong>Wolf</strong><br />
auszurotten. Dies war freilich nicht das Verdienst der vielen<br />
<strong>Wolf</strong>sjäger, der jagdbegeisterten Ritter oder gar der unter<br />
den Wölfen leidenden Bauern, sondern hing mit der Vernichtung<br />
des Waldes auf der Insel zusammen. Bis heute<br />
zeugen Namen wie <strong>Wolf</strong> Howes, Howl Moors <strong>und</strong> <strong>Wolf</strong><br />
Pits von den damaligen <strong>Wolf</strong>-Rückzugsgebieten, von denen<br />
jedoch am Ende des Mittelalters die meisten bereits gerodet,<br />
trockengelegt oder verbaut waren. Ohne Schutz indes<br />
waren die Wölfe verloren. Kurz bevor die letzten von ihnen<br />
verschwanden, wurde ihnen sogar eine jagdliche Schonzeit<br />
zugesprochen ; doch auch das konnte sie nicht mehr<br />
retten. Allzu groß war der Haß des Volkes, als daß es sie<br />
zum sportlichen Vergnügen des Adels geduldet hätte. Zu<br />
Anfang des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts war der <strong>Wolf</strong> aus England verschw<strong>und</strong>en,<br />
zweih<strong>und</strong>ert Jahre später auch aus Schottland<br />
<strong>und</strong> Irland, nachdem hier ebenfalls der Wald vernichtet<br />
<strong>und</strong> die Moore kultiviert worden waren.<br />
Im Jahr 1743 war der letzte <strong>Wolf</strong> des Inselreiches gefallen.<br />
Fünfzig Jahre später schlug ein begeisterter Jäger vor,<br />
man möge den <strong>Wolf</strong> in England wieder züchten <strong>und</strong> zur<br />
Jagd freigeben ; erst so, meinte er, könne der wirkliche Jäger<br />
volle weidmännische Befriedigung fi nden. Die inzwischen<br />
eingeführte Fuchsjagd als Ersatz für die einstmals so aufregende<br />
<strong>Wolf</strong>shatz hoch zu Roß erschien ihm off enbar nicht<br />
572