Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

schwere Eisenketten mit nach außen gerichteten spitzen Nägeln um den Hals. So durft e man sich also wehren. Vertreiben aber konnte man die Wölfe dadurch nicht. Als erstem Land in Europa gelang es England, den Wolf auszurotten. Dies war freilich nicht das Verdienst der vielen Wolfsjäger, der jagdbegeisterten Ritter oder gar der unter den Wölfen leidenden Bauern, sondern hing mit der Vernichtung des Waldes auf der Insel zusammen. Bis heute zeugen Namen wie Wolf Howes, Howl Moors und Wolf Pits von den damaligen Wolf-Rückzugsgebieten, von denen jedoch am Ende des Mittelalters die meisten bereits gerodet, trockengelegt oder verbaut waren. Ohne Schutz indes waren die Wölfe verloren. Kurz bevor die letzten von ihnen verschwanden, wurde ihnen sogar eine jagdliche Schonzeit zugesprochen ; doch auch das konnte sie nicht mehr retten. Allzu groß war der Haß des Volkes, als daß es sie zum sportlichen Vergnügen des Adels geduldet hätte. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts war der Wolf aus England verschwunden, zweihundert Jahre später auch aus Schottland und Irland, nachdem hier ebenfalls der Wald vernichtet und die Moore kultiviert worden waren. Im Jahr 1743 war der letzte Wolf des Inselreiches gefallen. Fünfzig Jahre später schlug ein begeisterter Jäger vor, man möge den Wolf in England wieder züchten und zur Jagd freigeben ; erst so, meinte er, könne der wirkliche Jäger volle weidmännische Befriedigung fi nden. Die inzwischen eingeführte Fuchsjagd als Ersatz für die einstmals so aufregende Wolfshatz hoch zu Roß erschien ihm off enbar nicht 572

mehr abenteuerlich genug. Doch die wütenden Reaktionen seiner bäuerlichen Nachbarschaft erstickten die spätfeudalen Allüren des werten Colonel Th irton of Th ornville Royale im Keim. Auf dem europäischen Kontinent hielten sich die Wölfe auch in dichtbesiedelten Gebieten noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Nur in der fast waldlosen Tiefebene entlang der Nordsee verschwanden sie früher. So wurde der letzte Wolf in Dänemark 1772 erlegt. Allerdings sichtete man damals auch in Norddeutschland Wölfe immer seltener, und wenn dies geschah, war das allgemeine Aufsehen groß. Überall sonst aber gab es noch ausreichend große Wald- und Bergregionen, in die sich die Wölfe zurückziehen konnten. Es hatte den Anschein, als sei der Krieg gegen sie nicht zu gewinnen. Doch dann kam die Französische Revolution und als Folge davon vielerorts der Abbau der alten Jagdprivilegien des Adels. Dies führte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts weithin zu einem drastischen Rückgang der Bestände von Hirsch, Reh und anderen Beutetieren des Wolfes. Auch in Skandinavien wurden die früher so zahlreichen Elche bis auf einen kleinen Restbestand hoch oben im Norden ausgerottet. Gleichzeitig setzte in allen stärker von Menschen besiedelten Gegenden die Industrialisierung ein. Man baute neue Verkehrswege für dampfende, laute Maschinen, die damals nicht nur die Wölfe in Panik versetzten ; allenthalben entstanden Industrieanlagen, und die Landwirtschaft wurde zunehmend intensiviert. 573

schwere Eisenketten mit nach außen gerichteten spitzen<br />

Nägeln um den Hals. So durft e man sich also wehren. Vertreiben<br />

aber konnte man die Wölfe dadurch nicht.<br />

Als erstem Land in Europa gelang es England, den <strong>Wolf</strong><br />

auszurotten. Dies war freilich nicht das Verdienst der vielen<br />

<strong>Wolf</strong>sjäger, der jagdbegeisterten Ritter oder gar der unter<br />

den Wölfen leidenden Bauern, sondern hing mit der Vernichtung<br />

des Waldes auf der Insel zusammen. Bis heute<br />

zeugen Namen wie <strong>Wolf</strong> Howes, Howl Moors <strong>und</strong> <strong>Wolf</strong><br />

Pits von den damaligen <strong>Wolf</strong>-Rückzugsgebieten, von denen<br />

jedoch am Ende des Mittelalters die meisten bereits gerodet,<br />

trockengelegt oder verbaut waren. Ohne Schutz indes<br />

waren die Wölfe verloren. Kurz bevor die letzten von ihnen<br />

verschwanden, wurde ihnen sogar eine jagdliche Schonzeit<br />

zugesprochen ; doch auch das konnte sie nicht mehr<br />

retten. Allzu groß war der Haß des Volkes, als daß es sie<br />

zum sportlichen Vergnügen des Adels geduldet hätte. Zu<br />

Anfang des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts war der <strong>Wolf</strong> aus England verschw<strong>und</strong>en,<br />

zweih<strong>und</strong>ert Jahre später auch aus Schottland<br />

<strong>und</strong> Irland, nachdem hier ebenfalls der Wald vernichtet<br />

<strong>und</strong> die Moore kultiviert worden waren.<br />

Im Jahr 1743 war der letzte <strong>Wolf</strong> des Inselreiches gefallen.<br />

Fünfzig Jahre später schlug ein begeisterter Jäger vor,<br />

man möge den <strong>Wolf</strong> in England wieder züchten <strong>und</strong> zur<br />

Jagd freigeben ; erst so, meinte er, könne der wirkliche Jäger<br />

volle weidmännische Befriedigung fi nden. Die inzwischen<br />

eingeführte Fuchsjagd als Ersatz für die einstmals so aufregende<br />

<strong>Wolf</strong>shatz hoch zu Roß erschien ihm off enbar nicht<br />

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