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Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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zu rechtfertigen. Aus der Biologie leitete man die irrige Meinung<br />

ab, allein der Sieg des Stärkeren über den Schwächeren<br />

garantiere auch in der menschlichen Gesellschaft die<br />

Fort- <strong>und</strong> Höherentwicklung. Und in jener Zeit des Aufbruchs<br />

wurde aus dem räuberischen Verbrecher <strong>Wolf</strong> auf<br />

einmal der Herrscher, dessen Stärke angeblich den Untergang<br />

seiner Beute, des Schwächeren, rechtfertigte.<br />

Dieses veränderte <strong>Wolf</strong>sbild war wohl auch die Motivation<br />

für die Züchtung eines H<strong>und</strong>es, der äußerlich dem<br />

<strong>Wolf</strong> ähnlich sah. So entstand durch Kreuzung <strong>und</strong> strenge<br />

Weiterzucht gegen Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts der deutsche<br />

Schäferh<strong>und</strong>. Diese Rasse ist also nicht, wie so häufi g angenommen<br />

wird, eine besonders alte <strong>und</strong> mit dem <strong>Wolf</strong> nahe<br />

verwandte, sondern eine Rasse neuen Datums. Die Züchter<br />

gingen allerdings mehr von ihrem eigenen Bild vom <strong>Wolf</strong><br />

aus als von seinem wirklichen Aussehen. So wurde der<br />

Schäferh<strong>und</strong> zu einem breitbrüstigen, massigen Tier mit<br />

relativ kurzen Beinen, im Vergleich zu dem hochbeinigen,<br />

schmächtigen <strong>Wolf</strong>. Ähnlich falsche Vorstellungen haben<br />

noch heute viele Schäferh<strong>und</strong>besitzer vom <strong>Verhalten</strong> des<br />

<strong>Wolf</strong>es. Manch einer wünscht sich einen äußerst »scharfen,<br />

mutigen« H<strong>und</strong>, der nur einen Herrn akzeptiert, dem er<br />

sich total unterordnet. Doch das Vorbild <strong>Wolf</strong> kann man<br />

kaum mehr verkennen. Die bekannten Probleme mit dem<br />

Schäferh<strong>und</strong> – keine Rasse beißt so häufi g <strong>und</strong> so fest den<br />

Falschen wie der deutsche Schäferh<strong>und</strong> – wurden auf diese<br />

Weise jedenfalls, sowohl von der Zucht her wie durch Erziehung<br />

<strong>und</strong> Haltung, programmiert. Wenn die Wirklichkeit<br />

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