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Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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Schon in dem um 500 n. Chr. niedergelegten, in rohem<br />

Latein abgefaßten salischen Gesetz der Franken wurde das<br />

germanisch-latinisierte Wort »Wargus« für den Leichenschänder<br />

benutzt ; es heißt da : »[…] wenn er eine schon<br />

bestattete Leiche ausgräbt <strong>und</strong> ausplündert, vor Gericht<br />

Grabplünderung genannt, <strong>und</strong> es ihm nachgewiesen wird,<br />

sei er ein Wargus bis zu dem Tag, da er mit den Verwandten<br />

des Verstorbenen übereinkommt.« Im Altgermanischen ist<br />

»Warg« auch der <strong>Wolf</strong> (schwedisch »Varg«). War der <strong>Wolf</strong><br />

also ein Leichenschänder ? Dasselbe Wort wurde auch in<br />

anderem Zusammenhang verwendet. So bezeichnete man<br />

die Diphtherie, eine Krankheit, die den Hals »einschnürt«,<br />

als »Warcgingil«, nannte man den ausgestoßenen, friedlosen<br />

Verbrecher »Warg, Warag, Wearg, Wearh«, gleich Räuber,<br />

Verbrecher, Friedloser, Ungeheuer, Böser, Verdammter.<br />

Ähnlich dem <strong>Wolf</strong> lebte er rastlos im Wald. Nach damaliger<br />

Rechtsprechung durft e niemand ihn beherbergen oder ihm<br />

helfen, <strong>und</strong> jedermann konnte ihn erschlagen. <strong>Der</strong> Umstand,<br />

daß der <strong>Wolf</strong> <strong>und</strong> der zur Friedlosigkeit verdammte Verbrecher<br />

ein <strong>und</strong> dieselbe Bezeichnung tragen, hat in der philologischen<br />

<strong>und</strong> der rechtsgeschichtlichen Literatur reichhaltigen<br />

Niederschlag gef<strong>und</strong>en, wobei es vor allem um<br />

die Frage geht, wer nach wem benannt wurde. Für Wilhelm<br />

Grimm leitete sich die Bezeichnung der Friedlosigkeit<br />

als Strafe für den Übeltäter von jener des friedlosen <strong>Wolf</strong>es<br />

ab, während heutige Sprachforscher der Meinung sind,<br />

daß das Tier seinen Namen in Anlehnung an den gesetzlosen<br />

Menschen bekam. Demnach wurde aus dem Wild-<br />

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