Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

Streifen gewesen sein, die Brust ganz breit und die Hinterbeine etwas länger als die Vorderbeine. Das sind alles für einen Wolf ungewöhnliche Merkmale, die eher auf einen Hund oder auch auf einen Bastard schließen lassen. Was für ein Tier die menschenfressende Bestie wirklich war, werden wir jedoch nie erfahren, auch nicht, wie viele Menschen von ihr tatsächlich getötet wurden. Durch unzählige Gespräche in der Küche und am Kamin sowie eine Vielzahl von Bilderbogen und »fl iegenden Blättern« verbreitet, wurde die Kunde von dem Geschehen bald in ganz Frankreich zum großen Ereignis miterlebter Urängste. Überall, bei Hofe wie in der Hütte, wurde sie nacherzählt und um weitere schreckliche Details vermehrt. In der Gegend um Gévaudan brach Panik aus, denn die Ereignisse überstürzten sich. In der Pfarrei Aumont fraß das Untier eine Witwe auf, bald danach sieben Hirtenkinder. Mehrmals wurden Soldaten in das Gebiet entsandt – ohne Erfolg. Die berühmtesten Wolfsjäger der Zeit kamen angereist – einer von ihnen hatte angeblich zuvor in der Normandie eintausendzweihundert Wölfe getötet –, doch das »Morden« bei Gévaudan ging weiter. Auch Treibjagden mit mehr als zwanzigtausend Bauern waren vergeblich. Inzwischen hatte König Ludwig XV. sechstausend Livres demjenigen versprochen, der die Bestie tötete. Doch wie zum Hohn fi el diese nun sogar am hellichten Tag ihre Opfer an und verstümmelte sie furchtbar. Die Berichte davon breiteten sich in Windeseile aus und erfuhren immer neue Ausschmückungen. Schließlich gelang es, einen auff ällig gro- 556

Die Bestie von Gévaudan. ßen Wolf zu erlegen, später auch sein Weibchen samt den Jungen. Man glaubte, das Ende der Qual sei gekommen. Doch bald wurden neue blutrünstige Taten gemeldet. Ein kleines Mädchen wurde von »einem wilden Tier, dessen Namen und Art man nicht genau beschreiben kann« gerissen. Wenig später hieß es, das Ungeheuer habe einen achtjährigen Jungen in den Wald getragen und ihm die Halsschlagader durchgebissen. Inzwischen zählte man acht - undsechzig tote Frauen und weit über hundert Kinder unter fünfzehn Jahren, die, meistens beim Viehhüten in den Wäldern und Bergen, getötet worden waren – allesamt Op fer der Bestie. Nachdem jedoch am 19. Juni 1767 bei einer neuerlichen großangelegten Treibjagd ein riesiger Wolf, wie es heißt, zur Strecke gebracht worden war, kam es zu keinen 557

Die Bestie von Gévaudan.<br />

ßen <strong>Wolf</strong> zu erlegen, später auch sein Weibchen samt den<br />

Jungen. Man glaubte, das Ende der Qual sei gekommen.<br />

Doch bald wurden neue blutrünstige Taten gemeldet.<br />

Ein kleines Mädchen wurde von »einem wilden Tier, dessen<br />

Namen <strong>und</strong> Art man nicht genau beschreiben kann«<br />

gerissen. Wenig später hieß es, das Ungeheuer habe einen<br />

achtjährigen Jungen in den Wald getragen <strong>und</strong> ihm die<br />

Halsschlagader durchgebissen. Inzwischen zählte man acht -<br />

<strong>und</strong>sechzig tote Frauen <strong>und</strong> weit über h<strong>und</strong>ert Kinder unter<br />

fünfzehn Jahren, die, meistens beim Viehhüten in den<br />

Wäldern <strong>und</strong> Bergen, getötet worden waren – allesamt Op fer<br />

der Bestie. Nachdem jedoch am 19. Juni 1767 bei einer neuerlichen<br />

großangelegten Treibjagd ein riesiger <strong>Wolf</strong>, wie es<br />

heißt, zur Strecke gebracht worden war, kam es zu keinen<br />

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