Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

zudem geradezu stereotyp, und zwar in einer je nach Gegend und Epoche oft mals charakteristischen Weise. So erzählt man in Schweden gern die folgende Geschichte, die sich im Jahr 1729 in einer Pfarrei Mittelschwedens zugetragen haben soll. Der Pastor Petrus Petri Schissler hörte eines Morgens aus einer von ihm angelegten Wolfsgrube viele Wölfe, die »ihre schaurige Stimme der Einsamkeit erklingen ließen«, wie es heißt. Als er versuchte, einen der insgesamt sechs gefangenen und zähnebleckenden Wölfe zu erschlagen, fi el er selber in die Grube. Doch o Wunder : Die Wölfe zerrissen ihn nicht, sondern zogen es vor, über den Rücken des Pastors aus der Grube zu springen und das Weite zu suchen. Großer Beliebtheit erfreut sich besonders in England die Erzählung von jenem einsamen Soldaten – manchmal ist es auch ein Postbote –, der in kalter Winternacht im Moor von Wölfen überfallen wird. Zuerst gelingt es ihm, mit dem Schwert mehrere Tiere zu töten. Daraufh in ziehen sich die übrigen Wölfe zurück, und der Mann steckt sein Schwert wieder in die Scheide. Doch das hätte er nicht tun sollen, denn die Wölfe greifen erneut an, und nun ist sein blutiges Schwert in der Scheide festgefroren. So wird er doch getötet und gefressen. Nur sein Schwert bleibt zurück als »Beweis« für das tragische Geschehen. Tausendfach abgewandelt wurde auch die beliebte russische Mär von ganzen Rudeln wütend heulender Wölfe, welche die durch die Winternacht dahinsprengende Troika verfolgen. Bei dem nordamerikanischen Pendant dazu ist 550

Zeitgenössische Darstellung eines Wolfsangriff s in Rußland (19. Jahrhundert). 551

zudem geradezu stereotyp, <strong>und</strong> zwar in einer je nach Gegend<br />

<strong>und</strong> Epoche oft mals charakteristischen Weise.<br />

So erzählt man in Schweden gern die folgende Geschichte,<br />

die sich im Jahr 1729 in einer Pfarrei Mittelschwedens zugetragen<br />

haben soll. <strong>Der</strong> Pastor Petrus Petri Schissler hörte<br />

eines Morgens aus einer von ihm angelegten <strong>Wolf</strong>sgrube<br />

viele Wölfe, die »ihre schaurige Stimme der Einsamkeit<br />

erklingen ließen«, wie es heißt. Als er versuchte, einen der<br />

insgesamt sechs gefangenen <strong>und</strong> zähnebleckenden Wölfe<br />

zu erschlagen, fi el er selber in die Grube. Doch o W<strong>und</strong>er :<br />

Die Wölfe zerrissen ihn nicht, sondern zogen es vor, über<br />

den Rücken des Pastors aus der Grube zu springen <strong>und</strong><br />

das Weite zu suchen.<br />

Großer Beliebtheit erfreut sich besonders in England die<br />

Erzählung von jenem einsamen Soldaten – manchmal ist<br />

es auch ein Postbote –, der in kalter Winternacht im Moor<br />

von Wölfen überfallen wird. Zuerst gelingt es ihm, mit dem<br />

Schwert mehrere Tiere zu töten. Daraufh in ziehen sich die<br />

übrigen Wölfe zurück, <strong>und</strong> der Mann steckt sein Schwert<br />

wieder in die Scheide. Doch das hätte er nicht tun sollen,<br />

denn die Wölfe greifen erneut an, <strong>und</strong> nun ist sein blutiges<br />

Schwert in der Scheide festgefroren. So wird er doch<br />

getötet <strong>und</strong> gefressen. Nur sein Schwert bleibt zurück als<br />

»Beweis« für das tragische Geschehen.<br />

Tausendfach abgewandelt wurde auch die beliebte russische<br />

Mär von ganzen Rudeln wütend heulender Wölfe,<br />

welche die durch die Winternacht dahinsprengende Troika<br />

verfolgen. Bei dem nordamerikanischen Pendant dazu ist<br />

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