Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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sein wird, wurde diese Vorstellung inzwischen weltweit kolportiert, auch bei uns in Europa. »Wölfe sind besser als ihr Ruf«, so lautete unisono der Tenor fast aller Berichte über dieses Tier in den letzten Jahren. Es ist in der Tat heute kaum noch möglich, in den zahlreichen Wolfsgeschichten insbesondere aus dem Mittelalter zwischen dem wirklichen Geschehen sowie Dichtung und Phantasie zu unterscheiden. Es herrschte eine magische Denkweise vor, in der Mythisches und Übersinnliches eine beherrschende Rolle spielten. So sind viele Nachrichten von Wolfsüberfällen voller Widersprüche. Die Wölfe werden oft übertrieben groß und zudem als schwarzfarben beschrieben und auch bildlich dargestellt. Doch es hat niemals schwarze Wölfe in Europa gegeben. Womöglich liegen hier Verwechslungen mit Hunden vor, oder es hat sich gar um Bastarde zwischen Wolf und Hund gehandelt. Wie leicht es zu solchen Fehleinschätzungen kommen kann, haben wir in den Abruzzen erlebt. Die Bastarde wurden auch von alterfahrenen Schäfern, denen wir sie zeigten, nicht erkannt, und selbst Hunde wurden mehrmals mit Wölfen verwechselt. So bekamen wir eines Sommertages im letzten Jahr unserer dortigen Arbeit Kunde von einem toten Wolf, der in der Nähe von Campo di Giove gefunden worden sei. Wir fuhren hin, sahen aber von weitem sofort, daß es ein ganz gewöhnlicher, wenn auch wolfsfarbener Hund war. Trotzdem gelang es uns nicht, die vielen Neugierigen, die aus dem Dorf gekommen waren, um den »Wolf« zu sehen, davon zu überzeugen. Sie waren wei- 548

Wölfe greifen ein Dorf an (mittelalterlicher Stich). terhin sicher, es handle sich um einen Wolfund dies in einer Gegend, in der Mensch und Wolf seit Jahrtausenden nebeneinander leben. In vielen der überlieferten Berichte verhalten sich die angreifenden Wölfe überdies ungewöhnlich. Sie tragen für sie allzu große Lasten, halbwüchsige Kinder etwa oder ganze Schafe, im Maul davon, und auch sonst sind ihre Kräft e geradezu übernatürlich und ihre Anzahl häufi g jenseits jeder Realität. Bei ihren Angriff en sollen sie schaurig geheult haben, und nicht selten wurden sie im Winter aus ihren Höhlen vertrieben. Viele Darstellungen wiederholen sich 549

Wölfe greifen ein Dorf an (mittelalterlicher Stich).<br />

terhin sicher, es handle sich um einen <strong>Wolf</strong> – <strong>und</strong> dies in<br />

einer Gegend, in der Mensch <strong>und</strong> <strong>Wolf</strong> seit Jahrtausenden<br />

nebeneinander leben.<br />

In vielen der überlieferten Berichte verhalten sich die<br />

angreifenden Wölfe überdies ungewöhnlich. Sie tragen für<br />

sie allzu große Lasten, halbwüchsige Kinder etwa oder ganze<br />

Schafe, im Maul davon, <strong>und</strong> auch sonst sind ihre Kräft e<br />

geradezu übernatürlich <strong>und</strong> ihre Anzahl häufi g jenseits<br />

jeder Realität. Bei ihren Angriff en sollen sie schaurig geheult<br />

haben, <strong>und</strong> nicht selten wurden sie im Winter aus ihren<br />

Höhlen vertrieben. Viele Darstellungen wiederholen sich<br />

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