Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Jesus und der Wolf (mittelalterlicher Stich). dem Psychoanalytiker. Über die Stellung des wirklichen Wolfes in der Vorstellungswelt der damaligen Menschen sagen uns die Märchen wenig. In der anderen großen Sparte der volkstümlichen Überlieferung, den Fabeln, spielt der Wolf hingegen eine prominente Rolle. Die Tierfabeln stammten aus dem Orient und wurden im 6. Jahrhundert v. Chr. angeblich von dem schlauen, listigen und mit allen Schwierigkeiten fertig werdenden Sklaven Äsop in Griechenland in literarische Form gebracht. Richard Schaeff er schreibt in dem von ihm herausgegebenen Band »Deutsche Tierfabeln vom 12. bis zum 16. Jahrhundert« (Berlin 1955) : »Vermutlich hat Äsop nie gelebt. Die Phantasie des Volkes dichtete sich ihren Helden so zusammen, wie sie ihn brauchte : Äsop war klein, bucklig, wulstlippig, er stotterte, schon seine äußere Gestalt verkör- 538
perte einen Gegenpol zum hellenistischen Schönheitsideal der griechischen Oberschicht. Seine innere Größe entstammte den Leiden und Mißhandlungen, denen er als Sklave ausgesetzt war und die er mit Geduld ertrug oder denen er kraft seiner Geistesgegenwart auszuweichen wußte.« Über Italien gelangten die Äsopschen Fabeln auch in den germanischen Bereich, wo sie zuerst an Höfen und Klöstern zur Unterhaltung nacherzählt wurden. Eine neuerliche Entfaltung erfuhr die »Fabulierkunst« aber erst, als sie vom Volk übernommen wurde und nun in humorvoll-satirischer Weise Lebensweisheiten, häufi g auch im Umgang mit der Oberschicht, verkündete. Aus den fremden Tierarten Löwe und Schakal wurden einheimische Tiere wie Bär, Wolf und Fuchs, und auch der Handlungsablauf, die überraschende Pointe sowie die Schlüsse, die sich daraus ableiten ließen, paßten sich den anderen Lebensverhältnissen an. Neben dem Fuchs wurde der Wolf zu einem der beliebtesten Fabeltiere. Aus dem ständigen Zweikampf mit anderen Tieren und dem Menschen gingen die beiden mal als Sieger, mal als Verlierer hervor. Der Wolf gewann, wenn er auf noch Dümmere traf, der Fuchs verlor, wenn einer noch schlauer war als er. In ihren beiderseitigen Auseinandersetzungen siegte jedoch stets der schwächere, aber listigere Fuchs über den stärkeren, aber begriff sstutzigen Wolf, der zudem ungebildet und bei all seiner Kraft mitunter gutmütig-dumm daherkam. Die Vermutung liegt nahe, daß hier der Wolf aus dem Blickwinkel des Volkes die allmächtige Oberschicht jener 539
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perte einen Gegenpol zum hellenistischen Schönheitsideal der<br />
griechischen Oberschicht. Seine innere Größe entstammte<br />
den Leiden <strong>und</strong> Mißhandlungen, denen er als Sklave ausgesetzt<br />
war <strong>und</strong> die er mit Geduld ertrug oder denen er kraft<br />
seiner Geistesgegenwart auszuweichen wußte.«<br />
Über Italien gelangten die Äsopschen Fabeln auch in den<br />
germanischen Bereich, wo sie zuerst an Höfen <strong>und</strong> Klöstern<br />
zur Unterhaltung nacherzählt wurden. Eine neuerliche<br />
Entfaltung erfuhr die »Fabulierkunst« aber erst, als sie<br />
vom Volk übernommen wurde <strong>und</strong> nun in humorvoll-satirischer<br />
Weise Lebensweisheiten, häufi g auch im Umgang<br />
mit der Oberschicht, verkündete. Aus den fremden Tierarten<br />
Löwe <strong>und</strong> Schakal wurden einheimische Tiere wie Bär,<br />
<strong>Wolf</strong> <strong>und</strong> Fuchs, <strong>und</strong> auch der Handlungsablauf, die überraschende<br />
Pointe sowie die Schlüsse, die sich daraus ableiten<br />
ließen, paßten sich den anderen Lebensverhältnissen an.<br />
Neben dem Fuchs wurde der <strong>Wolf</strong> zu einem der beliebtesten<br />
Fabeltiere. Aus dem ständigen Zweikampf mit anderen<br />
Tieren <strong>und</strong> dem Menschen gingen die beiden mal als<br />
Sieger, mal als Verlierer hervor. <strong>Der</strong> <strong>Wolf</strong> gewann, wenn<br />
er auf noch Dümmere traf, der Fuchs verlor, wenn einer<br />
noch schlauer war als er. In ihren beiderseitigen Auseinandersetzungen<br />
siegte jedoch stets der schwächere, aber<br />
listigere Fuchs über den stärkeren, aber begriff sstutzigen<br />
<strong>Wolf</strong>, der zudem ungebildet <strong>und</strong> bei all seiner Kraft mitunter<br />
gutmütig-dumm daherkam.<br />
Die Vermutung liegt nahe, daß hier der <strong>Wolf</strong> aus dem<br />
Blickwinkel des Volkes die allmächtige Oberschicht jener<br />
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