Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
seinem Bruder Amulius gestürzt wurde. Allerdings behielt Rhea Silvia, die einzige Tochter Numitors, für ihre männlichen Nachkommen den Anspruch auf den Th ron ; da sie indes als Vestalin, als jungfräuliche Priesterin, Keuschheit gelobt hatte, mußte der neue Herrscher nichts befürchten. Doch dann wurde Rhea Silvia ausgerechnet vom Kriegsgott Mars geschwängert und gebar Romulus und Remus. Daraufh in befahl König Amulius, die beiden Kinder in einer Kiste auf dem Tiber auszusetzen. In der Nähe des Palatins wurde die Kiste jedoch ans Ufer getrieben und hier von einer Wölfi n entdeckt. Sie säugte die Zwillinge und zog sie auf, als wären sie ihre eigenen Jungen. Als Romulus und Remus später das Erbe ihres Großvaters übernahmen, gründeten sie aus Dankbarkeit für ihre Ziehmutter just an der Stelle, wo diese sie einst gerettet hatte, die Stadt Rom, das spätere Zentrum eines auf drei Erdteile ausgreifenden Imperiums. Daß sich die beiden Brüder bald zerstritten und Romulus schließlich Remus im Kampf um die Vorherrschaft erschlug, ließ die selbstlose Tat der Wölfi n nicht verblassen. Sie wurde alljährlich auf dem Luperkalienfest in Rom verehrt und galt fortan in Italien als Symbol mütterlicher Aufopferung und Fruchtbarkeit, was sogar die Prostitution einschloß : »Il lupanare« heißt auf deutsch das Bordell. So galt der Wolf schon früh in unserer Geschichte, wohl in Abhängigkeit von seiner realen Beziehung zum Menschen, entweder als Bote des Todes oder als Fruchtbarkeitssymbol, als Stellvertreter Satans auf Erden oder als Wächter 534
des Heiligen, als Städtegründer oder als wütender Krieger, als Weltverschlinger oder als Stammvater von Herrscherdynastien. Doch die ganz große Auseinandersetzung mit dem Wolf stand noch aus. Das Mittelalter Der Ausrottungsfeldzug gegen den Wolf begann nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches. Auch infolge einer Klimaverschlechterung waren wieder große Sumpfgebiete entstanden, und der Wald hatte sich weitgehend regeneriert. Ob die Anzahl der Wölfe, wie später häufi g nach Kriegen und einem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung, zu jener Zeit ebenfalls zunahm, wissen wir nicht. Sicher ist nur, daß jetzt immer häufi ger von Wölfen berichtet wird, die unter den Haustieren großen Schaden anrichten, und zum erstenmal auch von Wolfsüberfällen auf Menschen die Rede ist. Kaiser Karl der Große (742–814) verpfl ichtete seine Ritter zur Hatz nicht nur auf die heidnischen Sachsen, sondern auch auf die Wölfe. Erstmals hört man nun von organisierten Wolfsjagden. Für sie wurden besonders große Hunderassen gezüchtet, so der berühmte und bald an allen Höfen Europas verbreitete irische Wolfshund, und eine Vielzahl neuer Jagd- und Tötungsmethoden entwikkelt. Wie kam es zu diesem Wandel in der Beziehung zwischen Mensch und Wolf ? Bis dahin waren in Europa die Lebensräume von Wolf 535
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des Heiligen, als Städtegründer oder als wütender Krieger,<br />
als Weltverschlinger oder als Stammvater von Herrscherdynastien.<br />
Doch die ganz große Auseinandersetzung mit<br />
dem <strong>Wolf</strong> stand noch aus.<br />
Das Mittelalter<br />
<strong>Der</strong> Ausrottungsfeldzug gegen den <strong>Wolf</strong> begann nach dem<br />
Zusammenbruch des Römischen Reiches. Auch infolge einer<br />
Klimaverschlechterung waren wieder große Sumpfgebiete<br />
entstanden, <strong>und</strong> der Wald hatte sich weitgehend regeneriert.<br />
Ob die Anzahl der Wölfe, wie später häufi g nach Kriegen<br />
<strong>und</strong> einem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung, zu<br />
jener Zeit ebenfalls zunahm, wissen wir nicht. Sicher ist<br />
nur, daß jetzt immer häufi ger von Wölfen berichtet wird,<br />
die unter den Haustieren großen Schaden anrichten, <strong>und</strong><br />
zum erstenmal auch von <strong>Wolf</strong>süberfällen auf Menschen<br />
die Rede ist. Kaiser Karl der Große (742–814) verpfl ichtete<br />
seine Ritter zur Hatz nicht nur auf die heidnischen Sachsen,<br />
sondern auch auf die Wölfe. Erstmals hört man nun<br />
von organisierten <strong>Wolf</strong>sjagden. Für sie wurden besonders<br />
große H<strong>und</strong>erassen gezüchtet, so der berühmte <strong>und</strong> bald<br />
an allen Höfen Europas verbreitete irische <strong>Wolf</strong>sh<strong>und</strong>, <strong>und</strong><br />
eine Vielzahl neuer Jagd- <strong>und</strong> Tötungsmethoden entwikkelt.<br />
Wie kam es zu diesem Wandel in der Beziehung zwischen<br />
Mensch <strong>und</strong> <strong>Wolf</strong> ?<br />
Bis dahin waren in Europa die Lebensräume von <strong>Wolf</strong><br />
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