Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

lung deckt sich vielmehr weitgehend mit unserem heutigen Bild vom Wolf. Nur in einigen Punkten gibt es Diff erenzen. Nach der Vorstellung der Eskimos ist der Wolf nicht nur äußerst intelligent, geschickt und sozial, was ihre Bewunderung hervorruft , sondern er handelt häufi g auch einsichtig und vorsätzlich : eine Vorstellung von tierischem Verhalten, die mir nach vier Jahren Forschungsarbeit in den Abruzzen nicht mehr so ganz abwegig erscheint. Wir haben allen Grund zu glauben, daß diese positive oder wenigstens nicht negative Einstellung zum Wolf typisch war für viele Gesellschaft en auf der Stufe der Sammler, Jäger und ersten Ackerbauern. Erst mit der extensiven Haltung von Haustieren änderte sich das Bild. Die ersten Hochkulturen In der altgermanischen Mythologie war der Wolf bereits Symbol dunkler Mächte. Odin, auch Wotan genannt, Göttervater und Kriegsgott zugleich, wurde auf der Welt von seinen beiden Wölfen Geri und Freki begleitet. Doch mit dem Fenriswolf kam für ihn und die ganze Welt der Untergang – die »Götterdämmerung«. Im alten Ägypten galt der Wolf wie auch sein domestizierter Nachfolger, der Hund, als Wächter der Gräberstadt und Gott des Totenreiches. Es gab eine ganze Stadt, die dem Wolfskult geweiht war, Lykopolis, was nichts anderes als »Wolfsstadt« bedeutet. Hier herrschte der Wolfsgott Upuaut. Er schützte das Land vor 530

feindlichen Heeren und führte die eigenen Soldaten sicher ins Feindesland. Der Umstand, daß der Wolf mit Kampf und Tod in Verbindung gebracht wurde, war indessen weder bei den Germanen noch bei den Ägyptern abwertend gemeint. Ganz im Gegenteil : Es ging hier um den ruhmvollen Tod des Kriegers oder des Herrschers, nicht aber um den Tod des wehrlosen Opfers. Auch die führenden Geschlechter vieler Turk- und Tatarenvölker leiteten ihre Herkunft von mythologischen Wölfen ab, so auch der Mongolenfürst Dschingis Khan, der besonders stolz auf seinen Ahnherrn, den Wolf, war. Noch empfand man wohl den Wolf nicht als Bedrohung der eigenen leiblichen oder wirtschaft lichen Existenz. In Nordeuropa waren die ausgedehnten Wälder, die Moore und Sümpfe noch weitgehend ungenutzt, und dementsprechend dürft en Konfrontationen mit Wölfen selten gewesen sein. Auch in Ägypten war der Wolf keine Gefahr. Zumindest im intensiv genutzten Niltal gab es kaum Wölfe, bildete doch der Nil südöstlich des Mittelmeers die westliche Verbreitungsgrenze des Wolfes. Weiter nach Afrika ist dieser nie vorgedrungen. Anders war und ist es hingegen weiter östlich, in Palästina, wo Wölfe bis heute überlebt haben. Stets standen sie hier in Konfl ikt mit den Hirten des Landes. Nicht von ungefähr erfolgt im Alten Testament erstmals auch eine moralische Verdammung des Wolfes, wird der »böse Wolf« als der leibhaft ige Satan im Zusammenhang mit Habgier und Zerstörungswut des Menschen dem »guten Hirten« 531

lung deckt sich vielmehr weitgehend mit unserem heutigen<br />

Bild vom <strong>Wolf</strong>. Nur in einigen Punkten gibt es Diff erenzen.<br />

Nach der Vorstellung der Eskimos ist der <strong>Wolf</strong> nicht nur<br />

äußerst intelligent, geschickt <strong>und</strong> sozial, was ihre Bew<strong>und</strong>erung<br />

hervorruft , sondern er handelt häufi g auch einsichtig<br />

<strong>und</strong> vorsätzlich : eine Vorstellung von tierischem <strong>Verhalten</strong>,<br />

die mir nach vier Jahren Forschungsarbeit in den<br />

Abruzzen nicht mehr so ganz abwegig erscheint.<br />

Wir haben allen Gr<strong>und</strong> zu glauben, daß diese positive oder<br />

wenigstens nicht negative Einstellung zum <strong>Wolf</strong> typisch war<br />

für viele Gesellschaft en auf der Stufe der Sammler, Jäger<br />

<strong>und</strong> ersten Ackerbauern. Erst mit der extensiven Haltung<br />

von Haustieren änderte sich das Bild.<br />

Die ersten Hochkulturen<br />

In der altgermanischen Mythologie war der <strong>Wolf</strong> bereits<br />

Symbol dunkler Mächte. Odin, auch Wotan genannt, Göttervater<br />

<strong>und</strong> Kriegsgott zugleich, wurde auf der Welt von<br />

seinen beiden Wölfen Geri <strong>und</strong> Freki begleitet. Doch mit<br />

dem Fenriswolf kam für ihn <strong>und</strong> die ganze Welt der Untergang<br />

– die »Götterdämmerung«. Im alten Ägypten galt der<br />

<strong>Wolf</strong> wie auch sein domestizierter Nachfolger, der H<strong>und</strong>,<br />

als Wächter der Gräberstadt <strong>und</strong> Gott des Totenreiches. Es<br />

gab eine ganze Stadt, die dem <strong>Wolf</strong>skult geweiht war, Lykopolis,<br />

was nichts anderes als »<strong>Wolf</strong>sstadt« bedeutet. Hier<br />

herrschte der <strong>Wolf</strong>sgott Upuaut. Er schützte das Land vor<br />

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