Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
tung vordrang, begann man sich in Italien auch über die vielen streunenden Hunde Gedanken zu machen. Luigi Boitani schickte einen Fragebogen an alle Forstämter in den Apennines Das Ergebnis der Befragung war beunruhigend. Außer den vielen Hunden in den Bergdörfern lebte eine nicht geahnte Anzahl verwilderter Hunde im Gebirge. Daneben gab es eine noch größere Menge von Hunden, die sowohl in den Dörfern als auch im Gebirge herumliefen. Einige dieser Streuner hatten einen Besitzer, andere lebten eher als eine Art Pariahunde am Rande der menschlichen Siedlungen. Natürlich ist es unmöglich, diese verschiedenen Kategorien von Dorf- und Pariahunden von streunenden oder völlig verwilderten Hunden zu unterscheiden. Auch scheint mir die aus den gewonnenen Daten hochgerechnete Zahl von angeblich 3,5 Millionen herrenlosen Hunden in Italien stark übertrieben. Daß viele Hunde jedoch an den Müllhalden eine Konkurrenz für die Wölfe darstellen, steht außer Zweifel. Ebenso ist zu befürchten, daß viele der den Wölfen angelasteten Rißschäden an Haustieren in Wirklichkeit von Hunden verübt werden. So begann Luigi zusammen mit Francesco Francesi im Umkreis des Dorfes Ovmdoli im westlichen Teil der Abruzzen das Verhalten der dortigen Hunde genauer zu untersuchen. In der Tat stellten sie bald fest, daß es hier neben zahlreichen »Gelegenheitsstreunern« eine Gruppe verwilderter Hunde gab, die im Gebirge lebten. Wölfe fehlten off enbar in dem Gebiet. Die verwilderten Hunde verhiel- 506
ten sich indes ganz ähnlich wie anderswo die Wölfe. Sie waren sehr scheu und zogen sich tagsüber in unzugängliche Bergzonen zurück. Nur nachts kamen sie ins Tal und besuchten dann regelmäßig den Müllplatz des Dorfes. In anderer Hinsicht unterschieden sie sich jedoch erheblich von den Wölfen. Zwar waren Angriff e auf Schafe relativ selten, da die Herden hier wie überall in den Abruzzen von Schäfern bewacht wurden. Hingegen griff en die Hunde immer wieder die in den Sommermonaten frei weidenden Rinder und Pferde an. Als ich dort einmal zu Besuch war, fanden wir ein Pferd und gleich drei ausgewachsene Kühe tot im Gelände. Alle vier Kadaver waren kaum angefressen. So konnten wir das Geschehen recht gut rekonstruieren. Alle Tiere waren im steilen Gelände verendet und wiesen Beinfrakturen auf. Off ensichtlich hatten die Hunde ihre Opfer den Berg hinuntergejagt, wobei diese erheblich verletzt wurden ; außer Beinbrüchen stellten wir auch Schädelfrakturen fest. Erst danach hatten die Hunde wohl richtig angegriff en. Die eigentliche Todesursache ließ sich allerdings nicht eindeutig ermitteln. Womöglich waren die Tiere eher an ihren Sturzverletzungen gestorben als an den Bissen der Hunde. Auf jeden Fall aber mußten die Opfer die Hunde als Gefahr verkannt haben. Hunde sind ja auch in der Regel nicht gefährlich, und diesen »Harmlosigkeitsvorteil« scheinen die reißend gewordenen Hunde zu nutzen. Nahe bei ihrem Opfer angekommen, können sie dann plötzlich angreifen und so auch bei größeren und wehrhaften Tieren eine panische Reaktion hervorrufen. 507
- Seite 456 und 457: waren wieder draußen und suchten w
- Seite 458 und 459: für Wölfe noch hätte frei sein k
- Seite 460 und 461: nur vereinzelt in den Tallagen. Üb
- Seite 462 und 463: Zur Wolfsökologie in den Abruzzen
- Seite 464 und 465: in der Tat hoch sein, zum Teil verm
- Seite 466 und 467: Aufgabe. Er hatte es sogar fertigge
- Seite 468 und 469: wurde. Der Teller, der bei Berühru
- Seite 470 und 471: und wieder einen Tag später verlan
- Seite 472 und 473: spräche mit dem WWF in Rom, mit Ta
- Seite 474 und 475: lichkeit, daß ein Wolf eine Falle
- Seite 476 und 477: Luigi und ich verfolgten abwechseln
- Seite 478 und 479: heißt, die Pferde waren schon gut
- Seite 480 und 481: auf ihren nächtlichen Wanderungen.
- Seite 482 und 483: lieben sie nicht selten unten, bis
- Seite 484 und 485: Das Maiella-Untersuchungsgebiet. 48
- Seite 486 und 487: Ähnliche Beobachtungen gäbe es no
- Seite 488 und 489: nächsten Morgen stellten wir fest,
- Seite 490 und 491: nicht zu glauben. Nur die hundertf
- Seite 492 und 493: als von Wölfen gerissen deklariert
- Seite 494 und 495: ei tiefen Schneelagen unterwegs, w
- Seite 496 und 497: sogleich von den Wölfen aufgefress
- Seite 498 und 499: auf unser Konto. Er hatte sich näm
- Seite 500 und 501: Von den fünfundzwanzig in den Jahr
- Seite 502 und 503: erfolgreiche Aufzucht von mindesten
- Seite 504 und 505: fall beobachtet hatten. Aus Israel
- Seite 508 und 509: Zumindest im Sommer schien es den H
- Seite 510 und 511: tet Dmitrij Bibikov in seiner neuen
- Seite 512 und 513: den Gebirgszügen zu erkennen. Alle
- Seite 514 und 515: Wir sind es, die ihm andere Lebensu
- Seite 516 und 517: wenig stichhaltig. Sicherlich, der
- Seite 518 und 519: Zur »Politökologie« des Wolfes S
- Seite 520 und 521: den spektakulären Plänen der indu
- Seite 522 und 523: dig. Sie muß vielmehr versuchen, d
- Seite 524 und 525: Zwölftes Kapitel Der Wolf : verehr
- Seite 526 und 527: Amor im Wolfspelz … deshalb auch
- Seite 528 und 529: schnellen und zogen die vorbeikomme
- Seite 530 und 531: lung deckt sich vielmehr weitgehend
- Seite 532 und 533: gegenübergestellt. So heißt es an
- Seite 534 und 535: seinem Bruder Amulius gestürzt wur
- Seite 536 und 537: und Mensch getrennt gewesen. Doch i
- Seite 538 und 539: Jesus und der Wolf (mittelalterlich
- Seite 540 und 541: Zeit verkörpert, der Fuchs hingege
- Seite 542 und 543: In schroff em Gegensatz zu dem harm
- Seite 544 und 545: deln ?« Und weiter : »Die Frage,
- Seite 546 und 547: Eine wahrhaft ige ( ?) Begebenheit
- Seite 548 und 549: sein wird, wurde diese Vorstellung
- Seite 550 und 551: zudem geradezu stereotyp, und zwar
- Seite 552 und 553: es der einsame Held, der sich geweh
- Seite 554 und 555: Jahrhunderten befriedigt, je nach d
ten sich indes ganz ähnlich wie anderswo die Wölfe. Sie<br />
waren sehr scheu <strong>und</strong> zogen sich tagsüber in unzugängliche<br />
Bergzonen zurück. Nur nachts kamen sie ins Tal <strong>und</strong><br />
besuchten dann regelmäßig den Müllplatz des Dorfes.<br />
In anderer Hinsicht unterschieden sie sich jedoch erheblich<br />
von den Wölfen. Zwar waren Angriff e auf Schafe relativ<br />
selten, da die Herden hier wie überall in den Abruzzen<br />
von Schäfern bewacht wurden. Hingegen griff en die H<strong>und</strong>e<br />
immer wieder die in den Sommermonaten frei weidenden<br />
Rinder <strong>und</strong> Pferde an. Als ich dort einmal zu Besuch war,<br />
fanden wir ein Pferd <strong>und</strong> gleich drei ausgewachsene Kühe<br />
tot im Gelände. Alle vier Kadaver waren kaum angefressen.<br />
So konnten wir das Geschehen recht gut rekonstruieren.<br />
Alle Tiere waren im steilen Gelände verendet <strong>und</strong><br />
wiesen Beinfrakturen auf. Off ensichtlich hatten die H<strong>und</strong>e<br />
ihre Opfer den Berg hinuntergejagt, wobei diese erheblich<br />
verletzt wurden ; außer Beinbrüchen stellten wir auch Schädelfrakturen<br />
fest. Erst danach hatten die H<strong>und</strong>e wohl richtig<br />
angegriff en. Die eigentliche Todesursache ließ sich allerdings<br />
nicht eindeutig ermitteln. Womöglich waren die Tiere<br />
eher an ihren Sturzverletzungen gestorben als an den Bissen<br />
der H<strong>und</strong>e. Auf jeden Fall aber mußten die Opfer die<br />
H<strong>und</strong>e als Gefahr verkannt haben. H<strong>und</strong>e sind ja auch in<br />
der Regel nicht gefährlich, <strong>und</strong> diesen »Harmlosigkeitsvorteil«<br />
scheinen die reißend gewordenen H<strong>und</strong>e zu nutzen.<br />
Nahe bei ihrem Opfer angekommen, können sie dann<br />
plötzlich angreifen <strong>und</strong> so auch bei größeren <strong>und</strong> wehrhaften<br />
Tieren eine panische Reaktion hervorrufen.<br />
507