Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

als von Wölfen gerissen deklariert, nicht aber mit vergraben lassen. Diese sowie die »Versprengten« wurden vielmehr schwarz an Metzger der Umgebung verkauft . Einer von ihnen sah dann auf seiner Fahrt über den Paß mehrere Forstpolizisten und wurde plötzlich unsicher. Aus Angst, entdeckt zu werden, lud er die »heiße« Ware wieder ab. Später wurden die schon leicht stinkenden Schafe so verteilt hingelegt, daß man von weitem hätte schließen können, sie seien von Wölfen gerissen worden. Im ersten Jahr der Erstattung von Wolfsschäden war dieser Fall sicher nicht der einzige Betrugsversuch. Insgesamt wurden 1974 in der Region Abruzzi über 130 000 Mark an Schadenersatz gezahlt. Wir schätzten, daß mindestens die Hälft e aller gemeldeten Risse nicht durch Wölfe, sondern durch Hunde verursacht oder einfach erfunden waren. Franco Tassi von der Nationalparkverwaltung, der mit solchen Fragen sehr viel mehr Erfahrung hatte – da bei ihm zuerst von Bären und dann von Wölfen verursachte Schäden seit Jahren bezahlt wurden –, schätzte den realen Schaden auf 20 bis 30 Prozent des angegebenen. In den folgenden Jahren wurden daher auf unseren Vorschlag hin die Bestimmungen für den Schadenersatz strenger gefaßt. Nur wirklich als solche identifi zierte Risse waren künftig zu bezahlen. Außerdem sollten die Schäfer eine genügend große Anzahl von Hunden halten und nicht mehr als hundert Schafe je Mann führen. Die letzte Forderung war von den einheimischen Hirten leicht zu erfüllen, für die fremden, nur im Sommer auft reibenden Schäfer mit ihren 492

großen Herden war sie indes zu rigoros. Sie wurde daher nicht allzu streng ausgelegt. Außerdem hatte die Forstverwaltung damit angefangen, auch für die fremden Herden große, befestigte Pferche im Gebirge zu bauen, in die weder Wolf noch Bär eindringen können. Die zu bezahlende Schadensumme ist so in der Folge deutlich geringer geworden. Während die Schafe in den Abruzzen ständig bewacht werden, weiden dort Kühe und Pferde frei. Einige Male habe ich Wölfe durch eine Rinder- oder eine Pferdeherde laufen sehen, ohne daß die Tiere sich darum gekümmert oder die Wölfe Ansätze zur Jagd gezeigt hätten. Für die relativ kleinen Wölfe, die nur in kleinen Rudeln oder allein laufen, sind dies einfach zu große Beutetiere. Auch getötete Kälber und Fohlen haben wir nur ganz vereinzelt als sichere Wolfsrisse identifi zieren können. Meistens handelte es sich um Jungtiere, die von der Mutter getrennt worden waren. Bei den Mutterstuten waren die Vorderbeine stets zusammengebunden. Das ist eine übliche Methode bei Pferden, die dafür sorgt, daß die Tiere sich nicht allzu weit entfernen können. Allerdings bedeutet die Fesselung gleichzeitig ein Handikap gegenüber Wölfen, und einige Fohlen haben das mit dem Leben bezahlen müssen. Neben den in Herden gehaltenen Nutztieren gibt es im Maiella-Gebiet vereinzelt Wildschweine. Wir haben sogar einmal eine Rotte von sechzehn Tieren gesehen und Wildschweinspuren bis in fast 2000 Meter Höhe gefunden. Einzelne große Tiere, vermutlich Eber, waren auch im Winter 493

großen Herden war sie indes zu rigoros. Sie wurde daher<br />

nicht allzu streng ausgelegt. Außerdem hatte die Forstverwaltung<br />

damit angefangen, auch für die fremden Herden<br />

große, befestigte Pferche im Gebirge zu bauen, in die<br />

weder <strong>Wolf</strong> noch Bär eindringen können. Die zu bezahlende<br />

Schadensumme ist so in der Folge deutlich geringer<br />

geworden.<br />

Während die Schafe in den Abruzzen ständig bewacht<br />

werden, weiden dort Kühe <strong>und</strong> Pferde frei. Einige Male habe<br />

ich Wölfe durch eine Rinder- oder eine Pferdeherde laufen<br />

sehen, ohne daß die Tiere sich darum gekümmert oder<br />

die Wölfe Ansätze zur Jagd gezeigt hätten. Für die relativ<br />

kleinen Wölfe, die nur in kleinen Rudeln oder allein laufen,<br />

sind dies einfach zu große Beutetiere. Auch getötete Kälber<br />

<strong>und</strong> Fohlen haben wir nur ganz vereinzelt als sichere<br />

<strong>Wolf</strong>srisse identifi zieren können. Meistens handelte es sich<br />

um Jungtiere, die von der Mutter getrennt worden waren.<br />

Bei den Mutterstuten waren die Vorderbeine stets zusammengeb<strong>und</strong>en.<br />

Das ist eine übliche Methode bei Pferden,<br />

die dafür sorgt, daß die Tiere sich nicht allzu weit entfernen<br />

können. Allerdings bedeutet die Fesselung gleichzeitig<br />

ein Handikap gegenüber Wölfen, <strong>und</strong> einige Fohlen haben<br />

das mit dem Leben bezahlen müssen.<br />

Neben den in Herden gehaltenen Nutztieren gibt es im<br />

Maiella-Gebiet vereinzelt Wildschweine. Wir haben sogar<br />

einmal eine Rotte von sechzehn Tieren gesehen <strong>und</strong> Wildschweinspuren<br />

bis in fast 2000 Meter Höhe gef<strong>und</strong>en. Einzelne<br />

große Tiere, vermutlich Eber, waren auch im Winter<br />

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