Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

halten konnte, obwohl auch Norwegen die Berner Konvention ratifi ziert hat. Der Lobbydruck der Landwirte ist im Land der Mitternachtssonne nicht von ungefähr so machtvoll ; die Bauern in Norwegen verdanken ihre sehr starke Stellung in der Öff entlichkeit und in der veröff entlichten Meinung einer Art hochoffi ziellen Landes-Doktrin : Es ist das erklärte Ziel der Politik, die off ene Landschaft Norwegens zu erhalten und nicht von Wald zuwachsen zu lassen. Schweden mit seiner Landfl ucht und der Totalverwaldung ganzer Landesteile gilt in Norwegen als warnendes Beispiel. Man will dem gegenüber den norwegischen Landeskindern auf dem Land die Existenzgrundlagen erhalten. Das ist aber nur möglich, indem man die Landwirtschaft in der ganzen Weite des Riesenlandes fördert. Der Druck der Schafb auern wurde so groß, dass man sich dazu entschloss, die norwegischen Wölfe möglichst alle abzuschießen. (Wohl wissend, dass Wölfe sich natürlich nicht um Grenzen scheren, das heißt, norwegische zum Teil auch schwedische Wölfe sind.) Obwohl die internationalen Proteste stark waren, gelang die Liquidation recht schnell aus der Luft von Hubschraubern aus. Erneut von Schweden her nachdrängende Rudel überleben meist nicht lange ; ehe die Rotorblätter dröhnen und die Gewehre knallen, lässt die Lokalpresse gern ein kleines Auft akt-Trommelfeuer hören. Wie immer man diese Geschichten auch bewertet, die Ereignisse und Reaktionen zeigen, dass traditionelle Schaf- 48

zuchtgebiete – weder im Wald noch in den Bergen – als Zielgebiete für die neue Wolfseinwanderung geeignet sind. Die Konfl ikte sehen in anderen möglichen und existierenden Wolfsheimaten nicht prinzipiell anders aus. (Von der größeren Grund-Toleranz in Süd- und Osteuropa war schon die Rede.) So kommt es auch in Teilen der Alpen zu erheblichen Konfl ikten. Aus Italien dringen Wölfe in die Seealpen nach Frankreich in den Le Mercantour-Nationalpark vor. Auf einmal sehen sich die Schäfer gezwungen, Tag und Nacht bei ihren Schafen zu bleiben, um sie vor Wölfen zu schützen, so wie es von alters her üblich war. Mit dem Verschwinden der Wölfe hatten die Schäfer natürlich die intensive Betreuung ihrer Herden aufgegeben. Kein Wunder also, dass sie sich gegen die plötzlich notwendige Mehrarbeit wehren. Ganz ähnlich laufen die Konfl iktlinien im Schweizer Wallis. Auch dorthin sind inzwischen Wölfe vorgedrungen, und der Protest ist vehement. In der Tat stellt sich die Frage, ob man von Seiten des Naturschutzes wirklich darauf bestehen sollte, Wölfe in all diesen Konfl iktgebieten voll zu schützen. Ich meine, man kann auf Dauer die Menschen mit ihren Bedürfnissen nicht ignorieren, man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Eine kleine gedankliche »geschmäcklerische« Abschweifung drängt sich gleichwohl auf : Es gibt einen Zusammenhang von traditioneller Käseproduktion und Wolf. Die traditionelle Schafshaltung basierte überall im Gebirge darauf, dass der Schäfer zusammen mit Hunden seine Herden gegen Wölfe schützte. Deshalb blieb er Tag und Nacht bei seinen 49

zuchtgebiete – weder im Wald noch in den Bergen – als Zielgebiete<br />

für die neue <strong>Wolf</strong>seinwanderung geeignet sind.<br />

Die Konfl ikte sehen in anderen möglichen <strong>und</strong> existierenden<br />

<strong>Wolf</strong>sheimaten nicht prinzipiell anders aus. (Von<br />

der größeren Gr<strong>und</strong>-Toleranz in Süd- <strong>und</strong> Osteuropa war<br />

schon die Rede.) So kommt es auch in Teilen der Alpen zu<br />

erheblichen Konfl ikten. Aus Italien dringen Wölfe in die<br />

Seealpen nach Frankreich in den Le Mercantour-Nationalpark<br />

vor. Auf einmal sehen sich die Schäfer gezwungen, Tag<br />

<strong>und</strong> Nacht bei ihren Schafen zu bleiben, um sie vor Wölfen<br />

zu schützen, so wie es von alters her üblich war. Mit dem<br />

Verschwinden der Wölfe hatten die Schäfer natürlich die<br />

intensive Betreuung ihrer Herden aufgegeben. Kein W<strong>und</strong>er<br />

also, dass sie sich gegen die plötzlich notwendige Mehrarbeit<br />

wehren. Ganz ähnlich laufen die Konfl iktlinien im<br />

Schweizer Wallis. Auch dorthin sind inzwischen Wölfe<br />

vorgedrungen, <strong>und</strong> der Protest ist vehement.<br />

In der Tat stellt sich die Frage, ob man von Seiten des<br />

Naturschutzes wirklich darauf bestehen sollte, Wölfe in all<br />

diesen Konfl iktgebieten voll zu schützen. Ich meine, man<br />

kann auf Dauer die Menschen mit ihren Bedürfnissen nicht<br />

ignorieren, man kann die Zeit nicht zurückdrehen.<br />

Eine kleine gedankliche »geschmäcklerische« Abschweifung<br />

drängt sich gleichwohl auf : Es gibt einen Zusammenhang<br />

von traditioneller Käseproduktion <strong>und</strong> <strong>Wolf</strong>. Die traditionelle<br />

Schafshaltung basierte überall im Gebirge darauf,<br />

dass der Schäfer zusammen mit H<strong>und</strong>en seine Herden gegen<br />

Wölfe schützte. Deshalb blieb er Tag <strong>und</strong> Nacht bei seinen<br />

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