Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
auf ihren nächtlichen Wanderungen. Manchmal mußten wir uns dazu trennen. Eine Gruppe kampierte für Wochen oben im Gebirge und stellte den Aufenthaltsort des Wolfes bei Tage fest. Wenn er am Abend talwärts zog, übernahm unten die zweite Gruppe die nächtliche Verfolgung vom Landrover aus, bis der Wolf in der Morgendämmerung wieder ins Gebirge hinaufzog. Jeden Wolf versuchten wir auf diese Weise wenigstens einmal im Monat über mehrere Tage und Nächte hintereinander kontinuierlich zu beobachten. Die täglichen Wanderungen der Wölfe Die Ergebnisse dieser zweieinhalb Jahre dauernden Verfolgung von mit Sendern versehenen Wölfen in den Abruzzen zeigte uns, daß der Wolf hier eine weitgehend andere Lebensweise pfl egt als etwa in den nordamerikanischen Wildnisgebieten. Von dort wissen wir, daß die Wölfe, zu - meist im Rudel zusammengeschlossen, lange Wanderungen durch ihr Territorium machen und dabei jeden Tag woanders schlafen. Nur im Sommer, während der Welpenaufzucht, verlaufen die Wanderungen der Wölfe sternförmig von und zu dem Aufenthaltsort der Welpen. In den Abruzzen hingegen blieb diese sternförmig verlaufende Aktivität das ganze Jahr über bestehen. Jeder Wolf, jedes Rudel hatte einige wenige Orte im Revier, zu denen sie tagtäglich zurückkehrten, manchmal wochenlang zu ein und demsel- 480
en Ort. Diese traditionellen Rückzugsgebiete, wie wir sie nannten, lagen an für Menschen weitgehend unzugänglichen, mit dichtem Buchenwald bewachsenen Steilhängen. Ihre Distanz zum nächsten Dorf war nicht unbedingt sehr groß, doch wurden sie nur selten von Menschen betreten. Im Winter hielten sich die Wölfe in etwas tiefer gelegenen Gebieten auf, während sie sich im Sommer höher auf den Berg zurückzogen. Wir beobachteten auch, daß sie in manchen Gebieten sonntags höher am Berg waren als unter der Woche. Viele für Autos befahrbare Gebiete in tiefen Lagen waren an schönen Sonntagen von Unmengen picknickfreudiger Menschen überlaufen. Für die Wölfe war es also durchaus sinnvoll, sich an diesen Tagen weiter zurückzuziehen. Manchmal hatten wir sogar den Eindruck, daß sie sich bereits am Sonntagmorgen, vor der Picknickinvasion, höher ins Gebirge zurückgezogen hatten : daß sie also gewußt haben mußten, für wann die Invasion bevorstand. Doch das kam uns zumindest zu Beginn unseres Unternehmens ganz unwahrscheinlich vor. Von ihrem Rückzugsgebiet aus unternahmen die Wölfe mit Einbruch der Dunkelheit Wanderungen, die sie von einem möglichen Futterplatz zum nächsten brachten : einer Müllgrube, einem Dorf, einem Schafstall, einer weiteren Müllgrube. Morgens zogen sie sich dann wieder zurück, häufi g in dasselbe Gebiet, in dem sie sich tags zuvor aufgehalten hatten. Dies war auch die Zeit, in der wir sie am ehesten zu Gesicht bekamen. Abends warteten sie fast immer, bis es ganz dunkel war, bevor sie herunterkamen, doch morgens 481
- Seite 430 und 431: fügung ; andere Elche sind zu gesc
- Seite 432 und 433: men. Doch das Aussterben vieler Art
- Seite 434 und 435: Anzahl der Beutetiere, sondern auch
- Seite 436 und 437: sem Alter auch Zufall und Glück ei
- Seite 438 und 439: Mit dem Übergang zu den naturausbe
- Seite 440 und 441: Domestikation des Wildes ? Dies sin
- Seite 442 und 443: nächsten Angehörigen zu sichern.
- Seite 444 und 445: Elftes Kapitel Wölfe in den Abruzz
- Seite 446 und 447: Luigi Boitani aus Rom. Er war gerad
- Seite 448 und 449: Wolfsvorkommen in Italien. Die Zahl
- Seite 450 und 451: lichen Niederschlag in den höheren
- Seite 452 und 453: eine Kolonie von etwa fünfh undert
- Seite 454 und 455: Größe) identifi zieren. Es gibt a
- Seite 456 und 457: waren wieder draußen und suchten w
- Seite 458 und 459: für Wölfe noch hätte frei sein k
- Seite 460 und 461: nur vereinzelt in den Tallagen. Üb
- Seite 462 und 463: Zur Wolfsökologie in den Abruzzen
- Seite 464 und 465: in der Tat hoch sein, zum Teil verm
- Seite 466 und 467: Aufgabe. Er hatte es sogar fertigge
- Seite 468 und 469: wurde. Der Teller, der bei Berühru
- Seite 470 und 471: und wieder einen Tag später verlan
- Seite 472 und 473: spräche mit dem WWF in Rom, mit Ta
- Seite 474 und 475: lichkeit, daß ein Wolf eine Falle
- Seite 476 und 477: Luigi und ich verfolgten abwechseln
- Seite 478 und 479: heißt, die Pferde waren schon gut
- Seite 482 und 483: lieben sie nicht selten unten, bis
- Seite 484 und 485: Das Maiella-Untersuchungsgebiet. 48
- Seite 486 und 487: Ähnliche Beobachtungen gäbe es no
- Seite 488 und 489: nächsten Morgen stellten wir fest,
- Seite 490 und 491: nicht zu glauben. Nur die hundertf
- Seite 492 und 493: als von Wölfen gerissen deklariert
- Seite 494 und 495: ei tiefen Schneelagen unterwegs, w
- Seite 496 und 497: sogleich von den Wölfen aufgefress
- Seite 498 und 499: auf unser Konto. Er hatte sich näm
- Seite 500 und 501: Von den fünfundzwanzig in den Jahr
- Seite 502 und 503: erfolgreiche Aufzucht von mindesten
- Seite 504 und 505: fall beobachtet hatten. Aus Israel
- Seite 506 und 507: tung vordrang, begann man sich in I
- Seite 508 und 509: Zumindest im Sommer schien es den H
- Seite 510 und 511: tet Dmitrij Bibikov in seiner neuen
- Seite 512 und 513: den Gebirgszügen zu erkennen. Alle
- Seite 514 und 515: Wir sind es, die ihm andere Lebensu
- Seite 516 und 517: wenig stichhaltig. Sicherlich, der
- Seite 518 und 519: Zur »Politökologie« des Wolfes S
- Seite 520 und 521: den spektakulären Plänen der indu
- Seite 522 und 523: dig. Sie muß vielmehr versuchen, d
- Seite 524 und 525: Zwölftes Kapitel Der Wolf : verehr
- Seite 526 und 527: Amor im Wolfspelz … deshalb auch
- Seite 528 und 529: schnellen und zogen die vorbeikomme
en Ort. Diese traditionellen Rückzugsgebiete, wie wir sie<br />
nannten, lagen an für Menschen weitgehend unzugänglichen,<br />
mit dichtem Buchenwald bewachsenen Steilhängen.<br />
Ihre Distanz zum nächsten Dorf war nicht unbedingt sehr<br />
groß, doch wurden sie nur selten von Menschen betreten.<br />
Im Winter hielten sich die Wölfe in etwas tiefer gelegenen<br />
Gebieten auf, während sie sich im Sommer höher auf<br />
den Berg zurückzogen. Wir beobachteten auch, daß sie<br />
in manchen Gebieten sonntags höher am Berg waren als<br />
unter der Woche. Viele für Autos befahrbare Gebiete in<br />
tiefen Lagen waren an schönen Sonntagen von Unmengen<br />
picknickfreudiger Menschen überlaufen. Für die Wölfe<br />
war es also durchaus sinnvoll, sich an diesen Tagen weiter<br />
zurückzuziehen. Manchmal hatten wir sogar den Eindruck,<br />
daß sie sich bereits am Sonntagmorgen, vor der Picknickinvasion,<br />
höher ins Gebirge zurückgezogen hatten : daß sie<br />
also gewußt haben mußten, für wann die Invasion bevorstand.<br />
Doch das kam uns zumindest zu Beginn unseres<br />
Unternehmens ganz unwahrscheinlich vor.<br />
Von ihrem Rückzugsgebiet aus unternahmen die Wölfe mit<br />
Einbruch der Dunkelheit Wanderungen, die sie von einem<br />
möglichen Futterplatz zum nächsten brachten : einer Müllgrube,<br />
einem Dorf, einem Schafstall, einer weiteren Müllgrube.<br />
Morgens zogen sie sich dann wieder zurück, häufi g<br />
in dasselbe Gebiet, in dem sie sich tags zuvor aufgehalten<br />
hatten. Dies war auch die Zeit, in der wir sie am ehesten zu<br />
Gesicht bekamen. Abends warteten sie fast immer, bis es<br />
ganz dunkel war, bevor sie herunterkamen, doch morgens<br />
481