Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

Luigi und ich verfolgten abwechselnd die drei markierten Wölfe bis Ende des Jahres. Dann zogen wir aus dem Nationalpark weg, um die Arbeit im Maiella-Gebiet, weiter nördlich, fortzuführen. Der obenerwähnte Streit, der für uns immer weniger durchschaubar wurde, war nicht unschuldig an unserem Wegzug. Auch bekamen wir von der Nationalparkverwaltung keine Fanggenehmigung mehr. Außerdem wollten wir lieber Wölfe studieren, die für italienische Verhältnisse unter repräsentativeren Bedingungen lebten : ohne Schutz durch Wildhüter, ohne Winterfütterung und wiedereingebürgerte Beutetiere. Fangen und Telemetrie im Maiella-Gebiet Schon am dritten Tag unserer ersten selbständigen Fangaktion im Januar 1975 fi ngen wir eine Wölfi n, und zwar mit Hilfe des obengenannten Stinkzeugs. Luigi wurde dann mehr und mehr durch die »ökopolitischen« Aufgaben in Anspruch genommen. So führte ich die weiteren Fangaktionen selber durch, jetzt von Paolo Barrasso unterstützt, einem jungen italienischen Biologiestudenten aus der Regi - on Abruzzi, der zu uns gestoßen war. Wir fi ngen insgesamt elf Wölfe, dazu viele Hunde und vielleicht an die dreißig Füchse. Die Wölfe waren immer noch äußerst vorsichtig. Manchmal dachten wir an fast »übersinnliche« Fähigkeiten. Doch auch wir wurden geschickter. Einmal fand ich, während einer Fangaktion zur Ranzzeit der Wölfe, im Gelände 476

frischen Wolfskot. Statt ihn aber wie üblich aufzuheben und, in eine Plastiktüte verpackt, zu den vielen hundert Tüten gleichen Inhalts zu legen, schob ich ihn vorsichtig beiseite, grub eine Falle ein und legte die Wurst dann wieder ganz nahe an die Falle zurück. Am nächsten Tag hatten wir eine läufi ge Wölfi n in dieser Falle. Das Fallenstellen wurde für mich schließlich fast zur Manie. Die Wölfe irgendwie zu überlisten beschäft igte mich Tag und Nacht. Manchmal mußten mich die anderen geradezu zwingen, endlich aufzugeben, wenn es sich herausgestellt hatte, daß die Wölfe nach monatelanger Verfolgung an den üblichen Fangplätzen nicht mehr zu kriegen waren oder die Schneeverhältnisse weitere Versuche unmöglich machten. Die Motivation und die Leidenschaft des Jägers, der tage-, wochen-, ja monatelang hinter einem besonderen Tier her ist, waren mir in dieser Zeit durchaus vertraut. Allerdings war ich froh darüber, daß die Befriedigung meines Jagdtriebs nicht mit dem Tod des Tieres bezahlt werden mußte. Zur Ortung der Wölfe und zur Verfolgung ihrer Wanderungen hatten wir tragbare Antennen, die wir auf die Rucksäcke schnallen konnten. Aus England bekamen wir einen Landrover, auf dem wir die Richtantenne so montierten, daß wir sie vom Fahrersitz aus um 360 Grad schwenken konnten. Mit diesem Fahrzeug wurde die Ortungsarbeit im wesentlichen ausgeführt. Anfänglich hatten wir auch meine beiden Norwegerpferde, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte ; sie bewährten sich jedoch nicht. Das 477

Luigi <strong>und</strong> ich verfolgten abwechselnd die drei markierten<br />

Wölfe bis Ende des Jahres. Dann zogen wir aus dem<br />

Nationalpark weg, um die Arbeit im Maiella-Gebiet, weiter<br />

nördlich, fortzuführen. <strong>Der</strong> obenerwähnte Streit, der<br />

für uns immer weniger durchschaubar wurde, war nicht<br />

unschuldig an unserem Wegzug. Auch bekamen wir von<br />

der Nationalparkverwaltung keine Fanggenehmigung mehr.<br />

Außerdem wollten wir lieber Wölfe studieren, die für italienische<br />

Verhältnisse unter repräsentativeren Bedingungen<br />

lebten : ohne Schutz durch Wildhüter, ohne Winterfütterung<br />

<strong>und</strong> wiedereingebürgerte Beutetiere.<br />

Fangen <strong>und</strong> Telemetrie im Maiella-Gebiet<br />

Schon am dritten Tag unserer ersten selbständigen Fangaktion<br />

im Januar 1975 fi ngen wir eine Wölfi n, <strong>und</strong> zwar mit<br />

Hilfe des obengenannten Stinkzeugs. Luigi wurde dann<br />

mehr <strong>und</strong> mehr durch die »ökopolitischen« Aufgaben in<br />

Anspruch genommen. So führte ich die weiteren Fangaktionen<br />

selber durch, jetzt von Paolo Barrasso unterstützt,<br />

einem jungen italienischen Biologiestudenten aus der Regi -<br />

on Abruzzi, der zu uns gestoßen war. Wir fi ngen insgesamt<br />

elf Wölfe, dazu viele H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> vielleicht an die dreißig<br />

Füchse. Die Wölfe waren immer noch äußerst vorsichtig.<br />

Manchmal dachten wir an fast »übersinnliche« Fähigkeiten.<br />

Doch auch wir wurden geschickter. Einmal fand ich, während<br />

einer Fangaktion zur Ranzzeit der Wölfe, im Gelände<br />

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