Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
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es bei Fehlschlägen immer irgendwelche Reserven, auf die man zurückgreifen konnte. Diese verschiedenen Denkstrukturen der Menschen, die sich aufgrund der unterschiedlichen ökologischen Lebensbedingungen in den Regionen Europas entwickelt haben, schließen den Wolf mit ein : gnadenlose Intoleranz bei den »ordentlichen« Mitteleuropäern und Skandinaviern, und – in der Haupttendenz – eine großzügige Gelassenheit bei den etwas »schlamperten« Süd- und Osteuropäern. So steht die Einstellung zum Wolf vielfach stellvertretend für die Einstellung zur Natur. Das Leben- und-Leben-lassen ist ein Gefühl, das nicht überall gleich fest verwurzelt scheint. Chancen für ein Wolfs-Comeback Es war gerade vom Gebrodel im menschlichen Hirn die Rede, von den nur erahnbaren Tiefen, aus denen Wolfsfurcht oder -hass aufsteigen. Aber natürlich ging es immer auch um sehr simple Dinge, etwa um jagdbares Wild. In Skandinavien vor allem um Elche, die von Wölfen gerissen wurden. Nicht nur die verloren gegangene Beute grämte die menschlichen Carnivoren, sondern die ihrer Meinung nach, grausame Art, wie die Wölfe die Elche töteten. Dabei vergessen die zweibeinigen Jäger gefl issentlich, dass auch bei ihren Treibjagden auf den Elch (bleiben wir noch ein wenig beim geografi schen Beispiel Skandinavien) nicht immer die erste 46
Kugel tödlich trifft , sondern viele Elche angeschossen werden ; nach jeder Treibjagd siechen etliche Schwerverwundete einem langsamen Tod entgegen. Die doppelte Moral (hier grausamer Wolf, da unvermeidliche Begleiterscheinung »ordentlicher« Jagd) ist off ensichtlich. Als sich die schwedischen Jäger der Anti-Wolfsbewegung anschlossen – das geschah besonders nachdrücklich gegen Ende des 20. Jahrhunderts, als wieder verstärkt Rudel aus Westrussland einrückten –, schlug die allgemeine Stimmung gegen den Wolf um. Mit aller Entschiedenheit wollte man die Wölfe wieder loswerden. Doch die Gesetzeslage war seit der Berner Konvention zum Schutz von Wolf, Bär und Luchs (1979) eindeutig. Der Wolf stand unter strengem Schutz. Es kam zwar bald zu einigen illegalen Abschüssen, doch im Großen und Ganzen hielten sich auch die bewaff - neten Wolfsgegner an die Gesetze und die kleine Gründerpopulation konnte sich ausdehnen. Heute zählt man in Schweden ungefähr hundert Wölfe. In Norwegen, auf der anderen Seite der Grenze, verlief die Entwicklung anders ; der Wolf traf hier auf eine landestypische Besonderheit : die Schafzucht der norwegischen Waldbauern. Traditionell stützt sich deren Existenz auf die Forstarbeit sowie die Schafzucht im Wald, wobei die Schafe frei in den Wald gelassen werden, um dort zu grasen. Diese Schafe sind natürlich eine leichte Beute für die Wölfe und so kam es bald zu ersten Schäden mit entsprechend wütenden Reaktionen der Bauern. Der Protestdruck war so stark, dass die Regierung in Oslo ihm nicht stand- 47
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es bei Fehlschlägen immer irgendwelche Reserven, auf die<br />
man zurückgreifen konnte.<br />
Diese verschiedenen Denkstrukturen der Menschen, die<br />
sich aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen ökologischen Lebensbedingungen<br />
in den Regionen Europas entwickelt haben,<br />
schließen den <strong>Wolf</strong> mit ein : gnadenlose Intoleranz bei den<br />
»ordentlichen« Mitteleuropäern <strong>und</strong> Skandinaviern, <strong>und</strong><br />
– in der Haupttendenz – eine großzügige Gelassenheit bei<br />
den etwas »schlamperten« Süd- <strong>und</strong> Osteuropäern. So steht<br />
die Einstellung zum <strong>Wolf</strong> vielfach stellvertretend für die<br />
Einstellung zur Natur. Das Leben- <strong>und</strong>-Leben-lassen ist ein<br />
Gefühl, das nicht überall gleich fest verwurzelt scheint.<br />
Chancen für ein <strong>Wolf</strong>s-Comeback<br />
Es war gerade vom Gebrodel im menschlichen Hirn die<br />
Rede, von den nur erahnbaren Tiefen, aus denen <strong>Wolf</strong>sfurcht<br />
oder -hass aufsteigen. Aber natürlich ging es immer<br />
auch um sehr simple Dinge, etwa um jagdbares Wild. In<br />
Skandinavien vor allem um Elche, die von Wölfen gerissen<br />
wurden.<br />
Nicht nur die verloren gegangene Beute grämte die menschlichen<br />
Carnivoren, sondern die ihrer Meinung nach, grausame<br />
Art, wie die Wölfe die Elche töteten. Dabei vergessen<br />
die zweibeinigen Jäger gefl issentlich, dass auch bei ihren<br />
Treibjagden auf den Elch (bleiben wir noch ein wenig beim<br />
geografi schen Beispiel Skandinavien) nicht immer die erste<br />
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