Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
logischen Wissenschaft kennen. Heute wird sie von Rolf Peterson weitergeführt mit derselben Fragestellung : Welche zahlenmäßigen Beziehungen bestehen auf der Insel zwischen der Vegetation, dem einzigen großen Pfl anzenfresser, dem Elch, und dem einzigen Beutegreifer des Elchs, dem Wolf ? Ich wußte, daß man auf Isle Royale der natürlichen Entwicklung völlig freien Lauf läßt, ohne jeden Eingriff des Menschen. Diese natürliche Entwicklung sah indessen ganz anders aus, als ich gedacht hatte. Eine »Moose-Spruce Sa - vanna« (Elch-Fichten-Savanne) nannten es Peterson und seine Mitarbeiter. Die Elche hatten buchstäblich alles, was ihnen schmeckte, kahlgefressen. Nur die Fichten – dort wie in Europa der letzte Baum auf der Speisekarte des Schalenwildes – waren an vielen Stellen übriggeblieben. Durch Brände waren zwar immer wieder neue Äsungsgebiete entstanden, so daß der befürchtete Zusammenbruch der Elchpopulation nicht eingetreten war. Doch nirgends ist mir so deutlich geworden, daß die großen Pfl anzenfresser, wie hier die Elche, nicht vom Wolf zahlenmäßig beschränkt werden, sondern in erster Linie vom Vegetationsangebot. Das heißt auch : Nicht der Wolf bestimmt die Größe des Elchbestandes, sondern die Elche bestimmen den Bestand der Wölfe. Ich komme darauf zurück. 402
Im Algonquin Park Von Isle Royale fl ogen Luigi und ich weiter nach Toronto, wo wir Doug Pimlott trafen. Er war Vorsitzender der Wolfsgruppe der IUCN Survival Commission (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources), und wir kannten ihn schon von seinem Besuch bei uns in den Abruzzen. Er war gerade aus der Arktis zurückgekehrt, wo er die ökologischen Folgen der Ölbohrungen im Eismeer untersucht hatte, und erzählte uns voller Sorge über die möglicherweise katastrophalen Folgen eines Ölteppichs unter der Eisdecke (eine Sorge, die Jahre später beim Exxon-Unglück an der Küste Alaskas traurige Realität werden sollte). In den Algonquin Park konnte er leider nicht mitkommen. So fuhr ich, während Luigi Freunde in New York besuchte, allein dorthin und wanderte, von einem Mitarbeiter Pimlotts geführt, einige Tage durch das Gebiet. Das Ökosystem hier ist in bezug auf die Artenzusammensetzung des Waldes, die großen Pfl anzenfresser und den größten Beutegreifer, den Wolf, ähnlich wie in Nordminnesota und auf Isle Royale ; aber die ökologischen Beziehungen zwischen den einzelnen Gliedern der Nahrungskette sind doch wieder ganz andere. Es wurde mir hier besonders klar, daß jedes komplexe Ökosystem spezielle Zusammenhänge aufweist. Der Versuch, induktiv allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, kann daher vorerst nur zu sehr groben Modellen führen. In diesem Sinne soll auch das folgende verstanden werden. 403
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Im Algonquin Park<br />
Von Isle Royale fl ogen Luigi <strong>und</strong> ich weiter nach Toronto,<br />
wo wir Doug Pimlott trafen. Er war Vorsitzender der <strong>Wolf</strong>sgruppe<br />
der IUCN Survival Commission (International Union<br />
for Conservation of Nature and Natural Resources),<br />
<strong>und</strong> wir kannten ihn schon von seinem Besuch bei uns<br />
in den Abruzzen. Er war gerade aus der Arktis zurückgekehrt,<br />
wo er die ökologischen Folgen der Ölbohrungen<br />
im Eismeer untersucht hatte, <strong>und</strong> erzählte uns voller Sorge<br />
über die möglicherweise katastrophalen Folgen eines Ölteppichs<br />
unter der Eisdecke (eine Sorge, die Jahre später beim<br />
Exxon-Unglück an der Küste Alaskas traurige Realität werden<br />
sollte). In den Algonquin Park konnte er leider nicht<br />
mitkommen. So fuhr ich, während Luigi Fre<strong>und</strong>e in New<br />
York besuchte, allein dorthin <strong>und</strong> wanderte, von einem<br />
Mitarbeiter Pimlotts geführt, einige Tage durch das Gebiet.<br />
Das Ökosystem hier ist in bezug auf die Artenzusammensetzung<br />
des Waldes, die großen Pfl anzenfresser <strong>und</strong> den<br />
größten Beutegreifer, den <strong>Wolf</strong>, ähnlich wie in Nordminnesota<br />
<strong>und</strong> auf Isle Royale ; aber die ökologischen Beziehungen<br />
zwischen den einzelnen Gliedern der Nahrungskette<br />
sind doch wieder ganz andere. Es wurde mir hier besonders<br />
klar, daß jedes komplexe Ökosystem spezielle Zusammenhänge<br />
aufweist. <strong>Der</strong> Versuch, induktiv allgemeingültige<br />
Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, kann daher vorerst nur<br />
zu sehr groben Modellen führen. In diesem Sinne soll auch<br />
das folgende verstanden werden.<br />
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