Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

Der Beta-Rüde Gegen Rudelfremde ebenso aggressiv, gegen Rudelmitglieder aber viel weniger freundlich ist der zweite adulte Rüde. Gegen den Alpha-Rüden verhalten sich die Rudelmitglieder ausgesprochen freundlich-demütig ; ihm folgen sie in seinen Ent scheidungen. Expansionstendenzen der jungen Rüden nach oben, ihre Versuche, eine Dauerposition im Rudel zu erlangen, richten sich jedoch oft mals gegen den Beta- Rüden. Er ist der »Rammbock« des Rudels ; er muß seine Position gegen Druck von unten verteidigen und zugleich seine Chance wahren, den Alpha-Rüden einmal abzulösen. Er ist die aggressive Drehscheibe unter den Rüden des Rudels und gehört gleichzeitig zu den Entscheidungsträgern. Zwischen ihm und dem ranghöchsten Rüden, manchmal auch dem Alpha-Weibchen, besteht eine enge Bindung. Er hilft mit bei der Aufzucht der Welpen, trägt ihnen Futter zu, doch wie der Alpha-Rüde überläßt er häufi g anderen den direkten Kontakt zu den Welpen und konzentriert sich mehr auf deren Schutz. Die Subdominanten Die Gruppe der »Subdominanten« im Rudel besteht in der Regel aus jüngeren Tieren. Da sie normalerweise – zumindest in Gebieten mit großen Beutetieren – beim Ausscheiden aus dem Rudel eine verminderte Lebenserwartung 386

haben, muß es in ihrem Interesse liegen, im Rudel zu bleiben. Andererseits stehen ihre Chancen, dann selber Welpen zu bekommen und erfolgreich aufzuziehen, vorerst relativ schlecht. Dies wird aber zum Teil dadurch wettge macht, daß die im Rudel geborenen Welpen mit einiger Wahrscheinlichkeit ihre Voll- oder Halbgeschwister sind, mit denen sie dann 50 beziehungsweise 25 Prozent der Gene gemein haben. Ihre Chance, im Rudel zu bleiben, ist mit abhängig von ihrem Rang, das heißt von der Anzahl über ihnen stehender Tiere sowie von der allgemeinen Stimmung im Rudel. Wenn diese freundlich ist, haben sie eine größere Chance zu bleiben. Hier besteht allerdings ein gewisser Konfl ikt : Einerseits müssen sie bestrebt sein, innerhalb ihrer Gruppe eine möglichst hohe Position zu erreichen, was nicht immer ohne Streit abgeht ; andererseits sollen Aggressionen, wie gesagt, vermieden werden. Auch im Hinblick auf ihre Bindung zum Rudel stehen sie in einem Konfl ikt. Bleiben sie eng beim Rudel, ist die Nahrungsmittelversorgung zwar meistens günstig, und Aggressionen nach der Rückkehr von Absentierungen bleiben aus. Doch die Chancen, einen Partner zu fi nden und selbst in absehbarer Zukunft Nachkommen zu zeugen, sind dann gering. All dem muß eine optimale Verhaltensstrategie Rechnung tragen (was sie auch tut, denn wir haben ja unsere Schlüsse über diese Strategie aus dem Verhalten der Tiere abgeleitet). Untereinander ringen sie um eine möglichst hohe Position, allerdings ohne Einsatz sämtlicher Waff en, 387

<strong>Der</strong> Beta-Rüde<br />

Gegen Rudelfremde ebenso aggressiv, gegen Rudelmitglieder<br />

aber viel weniger fre<strong>und</strong>lich ist der zweite adulte Rüde.<br />

Gegen den Alpha-Rüden verhalten sich die Rudelmitglieder<br />

ausgesprochen fre<strong>und</strong>lich-demütig ; ihm folgen sie in seinen<br />

Ent scheidungen. Expansionstendenzen der jungen Rüden<br />

nach oben, ihre Versuche, eine Dauerposition im Rudel<br />

zu erlangen, richten sich jedoch oft mals gegen den Beta-<br />

Rüden. Er ist der »Rammbock« des Rudels ; er muß seine<br />

Position gegen Druck von unten verteidigen <strong>und</strong> zugleich<br />

seine Chance wahren, den Alpha-Rüden einmal abzulösen.<br />

Er ist die aggressive Drehscheibe unter den Rüden des<br />

Rudels <strong>und</strong> gehört gleichzeitig zu den Entscheidungsträgern.<br />

Zwischen ihm <strong>und</strong> dem ranghöchsten Rüden, manchmal<br />

auch dem Alpha-Weibchen, besteht eine enge Bindung.<br />

Er hilft mit bei der Aufzucht der Welpen, trägt ihnen Futter<br />

zu, doch wie der Alpha-Rüde überläßt er häufi g anderen<br />

den direkten Kontakt zu den Welpen <strong>und</strong> konzentriert<br />

sich mehr auf deren Schutz.<br />

Die Subdominanten<br />

Die Gruppe der »Subdominanten« im Rudel besteht in der<br />

Regel aus jüngeren Tieren. Da sie normalerweise – zumindest<br />

in Gebieten mit großen Beutetieren – beim Ausscheiden<br />

aus dem Rudel eine verminderte Lebenserwartung<br />

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