Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Das läufi ge Weibchen ist allein und fi ndet keinen Partner. Womöglich spielt auch der Ernährungszustand eine Rolle ; bei erheblicher Unterernährung könnte die Läufi gkeit aussetzen. Wichtiger in diesem Zusammenhang dürft en aber die Nichtbefruchtung und der Abgang bereits befruchteter Embryonen sein. Anhand weiterer Daten aus Alaska wissen wir, daß bei Wölfi nnen nicht alle reifen Eizellen befruchtet werden und daß Embryonen im Mutterleib absterben können. Die genauen Ursachen dafür kennen wir nicht, aber es ist anzunehmen, daß Futtermangel, Verletzungen und Streß eine Rolle spielen. So bekamen weder Finsterau noch Tatra im Frühjahr 1976 Welpen, obwohl sie beide mehrmals gehangen hatten. Dafür waren fraglos die ständigen Kämpfe und Verfolgungen verantwortlich. Welpensterblichkeit Viel größer als die embryonale Todesrate ist die Sterblichkeit der bereits geborenen Welpen, vor allem in den ersten Lebenswochen, sodann im Laufe des Herbstes und des er - sten Winters. – Schon bei der Geburt sterben einige Welpen ; wie groß die Sterblichkeit hier ist, wissen wir jedoch nicht, da die Welpen ja in einer Höhle geboren werden, zu der wir meistens keinen Zugang haben. Außerdem werden totgeborene oder später gestorbene Welpen in der Regel von der Mutter aufgefressen, wie wir in Kiel beobachten konnten. 374
Nicht immer ging die werdende Mutter zur Geburt in den Stall. Einmal, als ich im Institut Sonntagsdienst hatte, gebar ein Puwo-I-Weibchen seine Welpen im Freien. Es hatte einige Grad unter Null, und die kleinen Welpen lagen völlig hilfl os auf dem hartgefrorenen Sand. Als ich sie aufh ob, um sie in den Stall zu tragen, glaubte ich, einer sei bereits tot, da er ganz kalt und steif war. Da Sonntag war, trug ich ihn ins Institut und legte ihn in einen Kühlschrank für den Präparator. Nachmittags kam ich zufällig an dem Raum wieder vorbei, und – kaum zu glauben : Aus dem Kühlschrank drangen Winseltöne. Es war wirklich ein Phänomen. Der Welpe war im Kühlschrank wieder aufgetaut und krabbelte umher. So trug ich ihn wieder hinunter zu seiner Mutter, die ihn bald an ihren Zitzen die erste Milch trinken ließ. Er überlebte und lieferte so einen wohl kaum zu übertreff enden Beweis für die Lebensfähigkeit neugeborener Wolfs- und Hundewelpen. Länger dauernde Kälte und andauernden Hunger kann natürlich kein Wolfswelpe überstehen. Welpen sind in den ersten Wochen ausschließlich von der Mutter abhängig, und falls diese allzulange selber auf Jagd gehen muß und dann möglicherweise auch nichts fi ndet, sterben sicherlich viele. Hierzu liegen aus freier Wildbahn nur grobe Schätzungen vor. Pimlott zum Beispiel rechnet mit einer Welpensterblichkeit von bis zu 75 Prozent im Verlauf des Sommers und des Herbstes. Dave Mech stellte fest, daß das Gewicht der Welpen im Herbst sehr wichtig ist für ihre Chancen, den ersten Winter zu überleben. Bei den Fangaktionen im 375
- Seite 324 und 325: nahm daher im Sommer 1974, als sieb
- Seite 326 und 327: Ähnliche Ergebnisse erbrachten die
- Seite 328 und 329: Alexanders Freiheitsdrang Diese Wan
- Seite 330 und 331: ßen, ließ sich aber wie üblich d
- Seite 332 und 333: koll festzuhalten. Der Zusammenschl
- Seite 334 und 335: ten. Beim ersten Versuch nahm ich n
- Seite 336 und 337: lieb, während die andere weiterzog
- Seite 338 und 339: hohen Adulten erfahren dadurch eine
- Seite 340 und 341: wie die läufi ge Wölfi n - sonst
- Seite 342 und 343: unter mir im starken Scheinwerferli
- Seite 344 und 345: Neuntes Kapitel Anpassungswert sozi
- Seite 346 und 347: ausgehend lassen sich die verschied
- Seite 348 und 349: Demutsverhalten Der weitaus größt
- Seite 350 und 351: en, so auch den langsamen Anstieg d
- Seite 352 und 353: Verhaltensmatrix : Off ensives Droh
- Seite 354 und 355: Verhaltensmatrix : Imponieren mit H
- Seite 356 und 357: Verhaltensmatrix : Vorstoßen und S
- Seite 358 und 359: Verhaltensmatrix : Ernstkampf. die
- Seite 360 und 361: Weiter scheint mir - ohne daß ich
- Seite 362 und 363: Verhaltensmatrix : Soziales Spiel.
- Seite 364 und 365: Bewegungsweisen : Solitärspiele si
- Seite 366 und 367: Die Frage stellt sich, ob diese Geb
- Seite 368 und 369: an, vor allem weil er auch mehrmals
- Seite 370 und 371: insgesamt vier radiomarkierten Weib
- Seite 372 und 373: Regel, sondern nur eine Tendenz auf
- Seite 376 und 377: Herbst hatte er im Laufe der Arbeit
- Seite 378 und 379: gegen Wurfb rüder sowie gegen rang
- Seite 380 und 381: Das Alpha-Weibchen Der Futterbedarf
- Seite 382 und 383: er sich auch intensiv um die Welpen
- Seite 384 und 385: Rudel beitragen. - Von allen Rudelm
- Seite 386 und 387: Der Beta-Rüde Gegen Rudelfremde eb
- Seite 388 und 389: führen doch intensive aggressive A
- Seite 390 und 391: an alle Rudelmitglieder, auch, ja i
- Seite 392 und 393: mals, auf wenige Monate in der Alph
- Seite 394 und 395: Zehntes Kapitel Zur Ökologie des W
- Seite 396 und 397: erklärt. So plagten sich Daves Fra
- Seite 398 und 399: Wir mußten das ins fremde Territor
- Seite 400 und 401: tiven wie negativen Folgen -, ist w
- Seite 402 und 403: logischen Wissenschaft kennen. Heut
- Seite 404 und 405: Beutetiere und Jagdweise der Wölfe
- Seite 406 und 407: der Wolf in der Hauptsache die Huft
- Seite 408 und 409: aber auch jede andere sich ihm biet
- Seite 410 und 411: keit also legten sie die 446 Kilome
- Seite 412 und 413: und das oft stundenlang ; auch aus
- Seite 414 und 415: eine kurze, schnelle Jagd überrump
- Seite 416 und 417: ten wurde, rissen die anderen Hunde
- Seite 418 und 419: sie zerren es im Fell und an den Fl
- Seite 420 und 421: Einfl uß des Wolfes auf die Beutet
- Seite 422 und 423: Tieren hingegen hatten nur 20 Proze
Nicht immer ging die werdende Mutter zur Geburt in<br />
den Stall. Einmal, als ich im Institut Sonntagsdienst hatte,<br />
gebar ein Puwo-I-Weibchen seine Welpen im Freien. Es hatte<br />
einige Grad unter Null, <strong>und</strong> die kleinen Welpen lagen völlig<br />
hilfl os auf dem hartgefrorenen Sand. Als ich sie aufh ob,<br />
um sie in den Stall zu tragen, glaubte ich, einer sei bereits<br />
tot, da er ganz kalt <strong>und</strong> steif war. Da Sonntag war, trug ich<br />
ihn ins Institut <strong>und</strong> legte ihn in einen Kühlschrank für den<br />
Präparator. Nachmittags kam ich zufällig an dem Raum<br />
wieder vorbei, <strong>und</strong> – kaum zu glauben : Aus dem Kühlschrank<br />
drangen Winseltöne. Es war wirklich ein Phänomen.<br />
<strong>Der</strong> Welpe war im Kühlschrank wieder aufgetaut <strong>und</strong><br />
krabbelte umher. So trug ich ihn wieder hinunter zu seiner<br />
Mutter, die ihn bald an ihren Zitzen die erste Milch trinken<br />
ließ. Er überlebte <strong>und</strong> lieferte so einen wohl kaum zu<br />
übertreff enden Beweis für die Lebensfähigkeit neugeborener<br />
<strong>Wolf</strong>s- <strong>und</strong> H<strong>und</strong>ewelpen.<br />
Länger dauernde Kälte <strong>und</strong> andauernden Hunger kann<br />
natürlich kein <strong>Wolf</strong>swelpe überstehen. Welpen sind in den<br />
ersten Wochen ausschließlich von der Mutter abhängig,<br />
<strong>und</strong> falls diese allzulange selber auf Jagd gehen muß <strong>und</strong><br />
dann möglicherweise auch nichts fi ndet, sterben sicherlich<br />
viele. Hierzu liegen aus freier Wildbahn nur grobe Schätzungen<br />
vor. Pimlott zum Beispiel rechnet mit einer Welpensterblichkeit<br />
von bis zu 75 Prozent im Verlauf des Sommers<br />
<strong>und</strong> des Herbstes. Dave Mech stellte fest, daß das Gewicht<br />
der Welpen im Herbst sehr wichtig ist für ihre Chancen,<br />
den ersten Winter zu überleben. Bei den Fangaktionen im<br />
375