Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Regel, sondern nur eine Tendenz aufzeigen : Paarung ja, aber möglichst nicht mit einem der Wurfgeschwister. Inwieweit auch eine Inzestbarriere zwischen Mutter und Sohn sowie zwischen Vater und Tochter besteht, läßt sich anhand der bei unserem Rudel gemachten Beobachtungen nicht sagen. Finsterau wehrte zwar Kopulationsversuche ihrer Söhne ab. Dies tat sie aber auch gegen andere rangniedrige Rüden, so daß ihre Ablehnung nicht unbedingt auf die nahe Verwandtschaft zurückzuführen ist. 2. Die Aggressivität des Alpha-Weibchens : In einigen Fällen verhinderte das Alpha-Weibchen durch einen direkten Angriff eine Kopulation subdominanter Weibchen. Weitaus häufi ger aber versuchten die unterdrückten Weibchen erst gar nicht, einen Rüden zu animieren. Sie hatten zwar alle vaginale Blutungen, und mein Hund Flow zeigte ebenfalls eindeutige Reaktionen, nicht aber die anderen Wölfe. Warum sie dies nicht taten, sondern – wenn überhaupt – in den allermeisten Fällen nur dem Alpha-Weibchen hinterherliefen, weiß ich nicht. Die Synchronisation sexueller Aktivität scheint bei Wölfen eine überaus diffi zile Angelegenheit und Frigidität als Folge von sozialem Streß die häufi gste Ursache ausbleibender Paarungen zu sein. 3. Schwere Verletzungen und Streß : Nach dem Verlust ihrer Alpha-Position und den dabei erlittenen Verletzungen wurde Mädchen während der Ranzzeit 1973 überhaupt nicht läufi g. Auch in den nächsten Jahren war in dieser Hinsicht kaum etwas zu bemerken. Die Rüden in dem kleinen Gehege jedenfalls wurden in keiner Weise animiert. (Nur 372
Flow, als hypersexualisiertem Domestikationsprodukt, entging auch dieser Anreiz nicht. Da aber im Spätwinter nicht nur die Wölfi nnen, sondern auch alle Hündinnen Waldhäusers läufi g waren, doch vor Flow weggesperrt wurden, ging er in dieser Zeit auf alles los, was nur den leisesten Anschein canider Weiblichkeit hatte.) Verletzungen scheinen, ähnlich wie soziale Unterdrückungen, bei den Wölfen ein Streß-Syndrom hervorzurufen, das eine voll ausgebildete Läufi gkeit verhindert, mit allem, was an Verhalten und geruchlichen Signalen damit zusammenhängt. 4. Geringes Alter : Normalerweise sind Weibchen mit zweiundzwanzig Monaten geschlechtsreif. Dave Mech berichtet zwar von einem einjährigen Weibchen, das Welpen gebar, doch dies ist zweifellos eine seltene Ausnahme. Aber auch die zweiundzwanzig Monate alten Wölfi nnen zeigten – mit Ausnahme von Finsterau als Alpha-Weibchen – kein sexuell gefärbtes Verhalten vor und während der Ranzzeit, obwohl sie stets sowohl deutlich vaginale Blutungen hatten wie auch von der Alpha-Wölfi n nicht im geringsten unterdrückt wurden. In keinem Fall entwickelten die Rüden irgendein sexuelles Interesse für sie. Auch hier scheint also eine sozial bedingte Frigidität vorzuliegen, die junge, noch im Rudel auf Subdominanten Positionen gebliebene Weibchen an der Reproduktion hindert. Neben diesen an den Gehegewölfen festgestellten Ursachen möglicher Nichtpaarung dürft en in freier Wildbahn sicherlich noch weitere Faktoren Einfl uß haben. Einen haben wir schon bei den Wölfen in den Abruzzen kennengelernt : 373
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Regel, sondern nur eine Tendenz aufzeigen : Paarung ja, aber<br />
möglichst nicht mit einem der Wurfgeschwister.<br />
Inwieweit auch eine Inzestbarriere zwischen Mutter <strong>und</strong><br />
Sohn sowie zwischen Vater <strong>und</strong> Tochter besteht, läßt sich<br />
anhand der bei unserem Rudel gemachten Beobachtungen<br />
nicht sagen. Finsterau wehrte zwar Kopulationsversuche<br />
ihrer Söhne ab. Dies tat sie aber auch gegen andere rangniedrige<br />
Rüden, so daß ihre Ablehnung nicht unbedingt<br />
auf die nahe Verwandtschaft zurückzuführen ist.<br />
2. Die Aggressivität des Alpha-Weibchens : In einigen Fällen<br />
verhinderte das Alpha-Weibchen durch einen direkten<br />
Angriff eine Kopulation subdominanter Weibchen. Weitaus<br />
häufi ger aber versuchten die unterdrückten Weibchen<br />
erst gar nicht, einen Rüden zu animieren. Sie hatten zwar<br />
alle vaginale Blutungen, <strong>und</strong> mein H<strong>und</strong> Flow zeigte ebenfalls<br />
eindeutige Reaktionen, nicht aber die anderen Wölfe.<br />
Warum sie dies nicht taten, sondern – wenn überhaupt –<br />
in den allermeisten Fällen nur dem Alpha-Weibchen hinterherliefen,<br />
weiß ich nicht. Die Synchronisation sexueller<br />
Aktivität scheint bei Wölfen eine überaus diffi zile Angelegenheit<br />
<strong>und</strong> Frigidität als Folge von sozialem Streß die häufi<br />
gste Ursache ausbleibender Paarungen zu sein.<br />
3. Schwere Verletzungen <strong>und</strong> Streß : Nach dem Verlust<br />
ihrer Alpha-Position <strong>und</strong> den dabei erlittenen Verletzungen<br />
wurde Mädchen während der Ranzzeit 1973 überhaupt<br />
nicht läufi g. Auch in den nächsten Jahren war in dieser Hinsicht<br />
kaum etwas zu bemerken. Die Rüden in dem kleinen<br />
Gehege jedenfalls wurden in keiner Weise animiert. (Nur<br />
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