Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Die Frage stellt sich, ob diese Geburtenbeschränkung eine Besonderheit ist für alle Wolfsrudel oder vielleicht nur für Gefangenschaft srudel oder gar nur für unsere Rudel. Nun, im Frankfurter und in anderen Zoos sind schon mehrere Weibchen trächtig geworden. Doch das sind Ausnahmen, zu deren Erklärung man diese Zootiere eine Zeitlang genau beobachten müßte. Im Brookfi eld Zoo in Chicago beispielsweise bekam über mehrere Jahre hinweg nur das Alpha- Weibchen Welpen. Als es starb, konnten die drei Subdominanten Weibchen unter sich die Rangfolge nicht gleich ausmachen und bekamen prompt alle drei Nachwuchs. Erst als im nächsten Jahr eine der drei die Rangfolge für sich entschieden hatte, wurde wieder nur ein Wurf geboren. Auch im Ost-Berliner Zoo bekamen über mehrere Jahre zwei Weibchen Junge, doch hier starben stets die Welpen des rangniedrigeren Weibchens, worauf dieses sich an der Aufzucht der Welpen des ranghöheren beteiligte. Die Ursachen für die Reduktion der Nachwuchsrate scheinen also vielfältig zu sein. Bevor wir uns dieser Frage zuwenden, wollen wir uns erst die Verhältnisse in freier Wildbahn anschauen. Hier ergeben die ermittelten Daten ein ebenso vielfältiges Bild. Adolph Murie, der als erster Wölfe beobachtete, fand in einem Sommer im Mount McKinley National Park in Alaska ein Rudel mit zwei führenden Weibchen, die off ensichtlich ihre Welpen in getrennten Höhlen zur Welt gebracht hatten, danach aber zusammenzogen und gemeinsam mit den Rüden alle Welpen aufzogen. Die verwandtschaft lichen Beziehungen zwischen den bei- 366
den Weibchen waren nicht bekannt, aber Murie nahm an, daß das eine jünger war, womöglich sogar die Tochter des Alpha-Weibchens. Solche Einzelbeobachtungen sind natürlich nicht sehr aussagekräft ig. Bessere Ergebnisse erhält man durch die Untersuchung des Geschlechtstraktes getöteter Tiere. So waren von 89 im März und im April der Jahre 1959 bis 1966 in verschiedenen Gebieten Alaskas geschossenen zwei Jahre alten und adulten Weibchen bis auf zehn alle trächtig ; das sind 89 Prozent. Falls diese Zahlen für die Verhältnisse in großen Teilen Alaskas zur Zeit der Untersuchung repräsentativ sind, bekamen fast alle geschlechtsreifen Weibchen dort Welpen. Dagegen hatten von siebzehn getöteten adulten Weibchen im Algonquin Park in Ontario, Kanada, nur zehn (59 Prozent) im vorangegangenen Frühjahr Welpen geboren. Diese Daten werden von Beobachtungen aus anderen Untersuchungsgebieten Nordamerikas gestützt. Dave Mech berichtet, daß viele seiner mit Radiosendern markierten Weibchen nicht gebären. Auf der großen Isle Royale scheinen sogar die meisten Weibchen keine Welpen zu bekommen. Jedenfalls wurden zu Beginn des Winters jeweils nur wenige der beobachteten Wölfe vom Flugzeug aus als Welpen identifi ziert. Das ist zwar sehr schwierig und die Fehlerquelle groß. Trotzdem ist Rolf Peterson sicher, daß der Anteil von Welpen bis Mitte der achtziger Jahre relativ niedrig war, was entweder auf eine hohe Sterberate unter den jungen Welpen oder auf eine geringe Geburtenrate zurückzuführen wäre. Peterson nimmt das letztere 367
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Die Frage stellt sich, ob diese Geburtenbeschränkung eine<br />
Besonderheit ist für alle <strong>Wolf</strong>srudel oder vielleicht nur für<br />
Gefangenschaft srudel oder gar nur für unsere Rudel. Nun,<br />
im Frankfurter <strong>und</strong> in anderen Zoos sind schon mehrere<br />
Weibchen trächtig geworden. Doch das sind Ausnahmen,<br />
zu deren Erklärung man diese Zootiere eine Zeitlang genau<br />
beobachten müßte. Im Brookfi eld Zoo in Chicago beispielsweise<br />
bekam über mehrere Jahre hinweg nur das Alpha-<br />
Weibchen Welpen. Als es starb, konnten die drei Subdominanten<br />
Weibchen unter sich die Rangfolge nicht gleich<br />
ausmachen <strong>und</strong> bekamen prompt alle drei Nachwuchs. Erst<br />
als im nächsten Jahr eine der drei die Rangfolge für sich<br />
entschieden hatte, wurde wieder nur ein Wurf geboren.<br />
Auch im Ost-Berliner Zoo bekamen über mehrere Jahre<br />
zwei Weibchen Junge, doch hier starben stets die Welpen<br />
des rangniedrigeren Weibchens, worauf dieses sich an der<br />
Aufzucht der Welpen des ranghöheren beteiligte.<br />
Die Ursachen für die Reduktion der Nachwuchsrate scheinen<br />
also vielfältig zu sein. Bevor wir uns dieser Frage zuwenden,<br />
wollen wir uns erst die Verhältnisse in freier Wildbahn<br />
anschauen. Hier ergeben die ermittelten Daten ein<br />
ebenso vielfältiges Bild. Adolph Murie, der als erster Wölfe<br />
beobachtete, fand in einem Sommer im Mount McKinley<br />
National Park in Alaska ein Rudel mit zwei führenden Weibchen,<br />
die off ensichtlich ihre Welpen in getrennten Höhlen<br />
zur Welt gebracht hatten, danach aber zusammenzogen<br />
<strong>und</strong> gemeinsam mit den Rüden alle Welpen aufzogen.<br />
Die verwandtschaft lichen Beziehungen zwischen den bei-<br />
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