Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
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lieb, während die andere weiterzog. Dabei erwies es sich, daß die weiterziehende Gruppe eine große Anziehung auf den frei laufenden Wolf ausübte. Keiner der Wölfe blieb jemals bei der weiterhin ruhenden Gruppe zurück. Rudelzusammenhalt und -führung Insgesamt zeigten die Ergebnisse, daß gewisse Tiere wesentlich mehr zum Zusammenhalt des Rudels beitragen als andere, und zwar auf zweierlei Weise : Zum einen üben sie eine große Attraktivität auf die anderen Rudelmitglieder aus, und zum anderen bemühen sie sich selbst aktiv um den Kontakt. Beide Komponenten der Bindung, Attraktivität auszuüben und selbst angezogen zu werden, scheinen für die meisten Zweierbeziehungen der Wölfe übereinzustimmen. Ein für die Rudelmitglieder attraktiver Wolf wird selbst stark von diesen angezogen. Anders ist es bei den Welpen. Diese üben sicherlich in den ersten Wochen ihres Lebens eine größere Attraktivität auf die Älteren aus, als sie selber an diese gebunden sind. Wenn sie dann etwa fünf Monate alt sind, scheint sich das Verhältnis umzukehren : Die Welpen verlieren etwas von ihrer Attraktivität für die Älteren, werden selber aber von diesen jetzt besonders angezogen. Dies trägt dazu bei, daß das Rudel im frühen Herbst wieder auf Wanderungen gehen kann. Die Älteren können so leichter weiterziehen, während die Welpen dadurch dem Rudel auf seinen Wan- 336
derungen besser zu folgen vermögen. – Kommen wir aber zurück zu dem Phänomen, daß einzelne Wölfe mehr zum Zusammenhalt des Rudels beitragen als andere. Wenn zwischen A und B sowie zwischen A und C eine starke Bindung herrscht, muß, wie gesagt, zwischen B und C nicht unbedingt auch eine starke Bindung bestehen, obwohl beide aufgrund ihrer jeweiligen Bindung zu A häufi g beieinander anzutreff en sind. Im Rudel sind es die ranghöchsten Adulten, zu denen starke Bindungen existieren, in besonderem Maße wohl der Alpha-Rüde, der so für den Zusammenhalt des Rudels eine überragende Funktion hat. Daneben kann es zwischen weiteren Tieren starke Bindungen geben, zum Beispiel zwischen den Welpen und besonders um die Welpen bemühten Rudelmitgliedern. Solche von wenigen Tieren ausgehende Bindungsachsen dürft en letztlich für den Zusammenhalt vor allem der größeren Rudel ausschlaggebend sein. Die stärksten und stabilsten Bindungen treten zwischen den kleinen Gruppen ranghoher Adulter auf : zwischen dem Alpha-Paar und vielleicht einem weiteren Rüden, der entweder nur zu dem ranghöchsten Rüden oder auch zum Alpha-Weibchen eine starke Bindung hat. Da diese Gruppe eng zusammenbleibt, übt sie nicht nur von der »Qualität« ihrer Mitglieder, sondern auch von deren Quantität her eine starke Attraktivität auf die anderen Wölfe aus. Bei den Trennungsversuchen hat es sich ja deutlich gezeigt, daß die Größe einer Gruppe einen wesentlichen Einfl uß auf das Verhalten anderer Rudelmitglieder hat. Die rang- 337
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derungen besser zu folgen vermögen. – Kommen wir aber<br />
zurück zu dem Phänomen, daß einzelne Wölfe mehr zum<br />
Zusammenhalt des Rudels beitragen als andere. Wenn zwischen<br />
A <strong>und</strong> B sowie zwischen A <strong>und</strong> C eine starke Bindung<br />
herrscht, muß, wie gesagt, zwischen B <strong>und</strong> C nicht<br />
unbedingt auch eine starke Bindung bestehen, obwohl beide<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer jeweiligen Bindung zu A häufi g beieinander<br />
anzutreff en sind. Im Rudel sind es die ranghöchsten<br />
Adulten, zu denen starke Bindungen existieren, in besonderem<br />
Maße wohl der Alpha-Rüde, der so für den Zusammenhalt<br />
des Rudels eine überragende Funktion hat. Daneben<br />
kann es zwischen weiteren Tieren starke Bindungen<br />
geben, zum Beispiel zwischen den Welpen <strong>und</strong> besonders<br />
um die Welpen bemühten Rudelmitgliedern. Solche von<br />
wenigen Tieren ausgehende Bindungsachsen dürft en letztlich<br />
für den Zusammenhalt vor allem der größeren Rudel<br />
ausschlaggebend sein.<br />
Die stärksten <strong>und</strong> stabilsten Bindungen treten zwischen<br />
den kleinen Gruppen ranghoher Adulter auf : zwischen<br />
dem Alpha-Paar <strong>und</strong> vielleicht einem weiteren Rüden, der<br />
entweder nur zu dem ranghöchsten Rüden oder auch zum<br />
Alpha-Weibchen eine starke Bindung hat. Da diese Gruppe<br />
eng zusammenbleibt, übt sie nicht nur von der »Qualität«<br />
ihrer Mitglieder, sondern auch von deren Quantität her<br />
eine starke Attraktivität auf die anderen Wölfe aus. Bei<br />
den Trennungsversuchen hat es sich ja deutlich gezeigt,<br />
daß die Größe einer Gruppe einen wesentlichen Einfl uß<br />
auf das <strong>Verhalten</strong> anderer Rudelmitglieder hat. Die rang-<br />
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