Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

Ähnliche Ergebnisse erbrachten die Versuche mit frei laufenden Wölfen im Bayerischen Wald. Im ersten Jahr nahm ich dort häufi g die zahmen Tiere mit auf lange Wanderungen. Mädchen war damals noch Alpha-Weibchen, Wölfchen unangefochten die Nummer eins unter den Rüden, Näschen Nummer zwei und Alexander Nummer drei. Nachdem wir einige Zeit gelaufen waren, registrierte ich jede zweite Minute die Abstände zwischen allen Wölfen. Das erste, was mir dabei im Vergleich zu Rickling auffi el, war, daß die Wölfe jetzt enger zusammenhielten. Warum ? Ich glaube, das hing zusammen mit dem veränderten Status der Tiere. In Rickling waren sie Welpen und später, im juvenilen Alter, in der Rangordnung auf Subdominanten Positionen gewesen. Nun aber waren sie adult und ranghoch, und die anderen jüngeren Wölfe im Gehege richteten sich jetzt nach ihnen, was sich im freien Laufen bemerkbar machte. Wie schon im Gehege zeigte es sich auch hier, daß die hierarchische Struktur eines Wolfsrudels ganz wesentlichen Einfl uß hat auf die Art und Weise, wie sich das Rudel im Gelände bewegt. Es war vor allem Wölfchen, der Alpha-Rüde, zu dem die anderen ständig Kontakt suchten und der auch selber immer wieder Kontakt herstellte. Am zweithäufi gsten lief das Alpha-Weibchen Mädchen eng bei einem anderen Wolf, am häufi gsten weiter weg lief der rangniedrigste Rüde Alexander. Auch hinsichtlich der Distanz, welche die Tiere zueinander einhielten, nahm Wölfchen eine zentrale Position ein. Sowohl Mädchen als auch die beiden Subdominanten 326

Rüden hielten zu ihm geringere Distanz, während die Bindung zwischen Mädchen und Näschen (und noch deutlicher zwischen Mädchen und Alexander) eher indirekt über ihre jeweilige Bindung zu Wölfchen zustande kam. Diese Abstandsdaten wurden durch zwei weitere Versuche bestätigt. Gerade an jenem 1. September, als Näschen weglief und die Untersuchungen dadurch ihr frühzeitiges Ende fanden, registrierte ich anstatt der Abstände die Häufi gkeit, mit der die Wölfe im Laufen zueinander Kontakt aufnahmen. Die Initiative hierzu ging am weitaus häufi gsten von Wölfchen aus, und ihm selbst galten auch die allermeisten schnellen Kontaktaufnahmen. Auch die beiden Subdominanten Rüden nahmen relativ häufi g zueinander Kontakt auf, selten hingegen zu Mädchen. Bei einem weiteren Versuch ließ ich entweder jeweils nur einen der vier adulten Wölfe frei laufen, während die anderen angebunden bei mir blieben, oder sie konnten alle bis auf einen, der wiederum bei mir blieb, frei laufen. Beim Vergleich der so gewonnenen Abstandsdaten zeigte sich, daß alle vier Wölfe sehr viel häufi ger Kontakt zu der großen als zu der kleinen bei mir laufenden Gruppe aufnahmen ; und abermals war es vor allem Wölfchen, der solche Kontakte besonders häufi g herstellte. Er lief zeitweilig minutenlang neben den anderen angeketteten Wölfen her und entfernte sich nie weiter. 327

Rüden hielten zu ihm geringere Distanz, während die Bindung<br />

zwischen Mädchen <strong>und</strong> Näschen (<strong>und</strong> noch deutlicher<br />

zwischen Mädchen <strong>und</strong> Alexander) eher indirekt über<br />

ihre jeweilige Bindung zu Wölfchen zustande kam.<br />

Diese Abstandsdaten wurden durch zwei weitere Versuche<br />

bestätigt. Gerade an jenem 1. September, als Näschen<br />

weglief <strong>und</strong> die Untersuchungen dadurch ihr frühzeitiges<br />

Ende fanden, registrierte ich anstatt der Abstände die Häufi<br />

gkeit, mit der die Wölfe im Laufen zueinander Kontakt<br />

aufnahmen. Die Initiative hierzu ging am weitaus häufi gsten<br />

von Wölfchen aus, <strong>und</strong> ihm selbst galten auch die<br />

allermeisten schnellen Kontaktaufnahmen. Auch die beiden<br />

Subdominanten Rüden nahmen relativ häufi g zueinander<br />

Kontakt auf, selten hingegen zu Mädchen.<br />

Bei einem weiteren Versuch ließ ich entweder jeweils nur<br />

einen der vier adulten Wölfe frei laufen, während die anderen<br />

angeb<strong>und</strong>en bei mir blieben, oder sie konnten alle bis<br />

auf einen, der wiederum bei mir blieb, frei laufen. Beim<br />

Vergleich der so gewonnenen Abstandsdaten zeigte sich,<br />

daß alle vier Wölfe sehr viel häufi ger Kontakt zu der großen<br />

als zu der kleinen bei mir laufenden Gruppe aufnahmen<br />

; <strong>und</strong> abermals war es vor allem Wölfchen, der solche<br />

Kontakte besonders häufi g herstellte. Er lief zeitweilig<br />

minutenlang neben den anderen angeketteten Wölfen her<br />

<strong>und</strong> entfernte sich nie weiter.<br />

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