Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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nahm daher im Sommer 1974, als sieben Welpen im Gehege waren, jeweils ein, zwei oder drei Welpen heraus. Dies ging nicht ohne die größte Aufregung ab, wodurch das Verhalten aller Gehegetiere für Stunden beeinfl ußt wurde. Nur die wenigen Male, bei denen mir ein unbemerktes Wegfangen der Welpen glückte, konnte ich daher Daten für die Auswertung gewinnen. Diese genügen aber, um zu zeigen, daß wenigstens bei der Mutter Unruhe und Suchverhalten eng korreliert sind mit der Anzahl fehlender Welpen. Fehlte ein Welpe, zeigte die Mutter überhaupt keine erkennbare Reaktion. Zwei und erst recht drei fehlende Welpen lösten dagegen intensives Suchverhalten aus. Demnach muß es für einen Welpen, wenn er einen Ausfl ug unternimmt, wichtig sein, diesen in Gesellschaft von Geschwistern zu machen. Möglicherweise haben die Älteren nur zu der Welpengruppe insgesamt eine Bindung und, jedenfalls zunächst, noch nicht zu jedem einzelnen Welpen. Das Fehlen mehrerer Welpen wird daher eher bemerkt als das Verschwinden eines einzelnen. Aus diesem Grund ist es für die Welpen wichtiger zusammenzubleiben, als allein Älteren zu folgen, zu denen sie den Kontakt bald verlieren können. Wenn sie in der Gruppe sind, richten sich die Großen nach ihnen. Allein aber müssen sie sich eher selber helfen – und das kann schwer sein, wenn man klein ist. Beobachtungen in freier Wildbahn zeigen überdies, daß die Sterblichkeit der Welpen in diesen ersten Herbstmonaten besonders hoch ist. 324

Einfl uß von Rang und Geschlecht Im Gehege waren es vor allem die ranghohen Adulten, die in der Nähe anderer Tiere zu fi nden waren. In Gesellschaft liefen, lagen und schliefen besonders häufi g das Al pha-Weibchen und eine Gruppe ranghoher Rüden, zu denen sich die Juvenilen und die Welpen gesellten. Besonders eng geschlossen hielt das Rudel in den Wintermonaten zusammen, namentlich zur Ranzzeit, während die Tiere im Sommer mitunter auch einzeln oder in kleineren Gruppen anzutreff en waren. Dies bestätigt unsere bisherigen Erkenntnisse über das Rudel und entspricht wohl im wesentlichen auch den Verhältnissen bei natürlich lebenden Wolfsrudeln. Eine genauere Analyse des räumlichen Verhaltens im Rudel ergab aber einige erstaunliche Unterschiede zwischen den einzelnen Tieren. Je höher der Rang, desto häufi ger wurde der Wolf in Begleitung anderer Wölfe gesehen. Das entspricht unseren Erwartungen. Während aber die drei ranghöchsten Adulten etwa gleich häufi g beieinander zu sehen waren, hielten sich die anderen Rudelmitglieder bevorzugt in der Nähe des Alpha-Rüden auf, auch die Welpen, nachdem sie sich im Alter von etwa einem halben Jahr aktiv dem Rudel angeschlossen hatten. Eine besondere Präferenz für den »Chef« zeigte dabei der ranghöchste Rüde unter den Juvenilen, der »Klein-Alpha«. (Die Ähnlichkeiten mit einer uns besonders vertrauten Art, der unsrigen, sind manchmal fast komisch.) 325

nahm daher im Sommer 1974, als sieben Welpen im Gehege<br />

waren, jeweils ein, zwei oder drei Welpen heraus. Dies ging<br />

nicht ohne die größte Aufregung ab, wodurch das <strong>Verhalten</strong><br />

aller Gehegetiere für St<strong>und</strong>en beeinfl ußt wurde. Nur<br />

die wenigen Male, bei denen mir ein unbemerktes Wegfangen<br />

der Welpen glückte, konnte ich daher Daten für die<br />

Auswertung gewinnen. Diese genügen aber, um zu zeigen,<br />

daß wenigstens bei der Mutter Unruhe <strong>und</strong> Suchverhalten<br />

eng korreliert sind mit der Anzahl fehlender Welpen. Fehlte<br />

ein Welpe, zeigte die Mutter überhaupt keine erkennbare<br />

Reaktion. Zwei <strong>und</strong> erst recht drei fehlende Welpen lösten<br />

dagegen intensives Suchverhalten aus.<br />

Demnach muß es für einen Welpen, wenn er einen Ausfl<br />

ug unternimmt, wichtig sein, diesen in Gesellschaft von<br />

Geschwistern zu machen. Möglicherweise haben die Älteren<br />

nur zu der Welpengruppe insgesamt eine Bindung <strong>und</strong>,<br />

jedenfalls zunächst, noch nicht zu jedem einzelnen Welpen.<br />

Das Fehlen mehrerer Welpen wird daher eher bemerkt als<br />

das Verschwinden eines einzelnen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist<br />

es für die Welpen wichtiger zusammenzubleiben, als allein<br />

Älteren zu folgen, zu denen sie den Kontakt bald verlieren<br />

können. Wenn sie in der Gruppe sind, richten sich die<br />

Großen nach ihnen. Allein aber müssen sie sich eher selber<br />

helfen – <strong>und</strong> das kann schwer sein, wenn man klein<br />

ist. Beobachtungen in freier Wildbahn zeigen überdies, daß<br />

die Sterblichkeit der Welpen in diesen ersten Herbstmonaten<br />

besonders hoch ist.<br />

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