Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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dungen festzustellen. So legten sich die Wölfe zum Schlafen bevorzugt in den oberen Teil des Geheges, möglichst weit weg von der Besuchertribüne, an Stellen, wo ein Überblick über das Gelände möglich war. Die ausgestoßenen und verfolgten Wölfe wiederum hielten sich alle gerade an dem Felsen um die Besuchertribüne auf. Hier waren sie vor Überfällen sicherer, denn die Rudelwölfe mieden diesen Platz, weil sie bei ihren Angriff en durch die Nähe von Menschen verunsichert und abgelenkt wurden. Daher hielten sich einige der ausgestoßenen Wölfe relativ eng beieinander auf, ohne daß sie untereinander besonderen sozialen Kontakt aufnahmen. Eine weitere Möglichkeit von Mißdeutungen bei dieser Methode, Bindung durch Abstandsmessung zu ermitteln, ist gegeben durch den nicht seltenen Fall einer starken Bindung von zwei Tieren zu einem dritten. Die beiden Wölfe halten sich infolgedessen häufi g zusammen auf, ohne daß sie eine starke Bindung zueinander haben müssen. Wenn das Tier, an das sie beide gebunden sind, verschwindet, gehen sie womöglich auch auseinander. Schließlich muß der enge Zusammenhalt zweier Wölfe nicht bedeuten, daß sie beide zueinander eine enge Bindung haben. Es reicht ja, wenn nur einer die Nähe des anderen sucht. Um Richtung und Stärke von Bindungen wirklich zu ermitteln, muß man daher auch das sonstige Verhalten der Tiere untereinander, und hier vor allem die Häufi gkeit der sozialen Kontaktnahmen, berücksichtigen. 320

Einfl uß des Alters Über die Bindungen der Mutter und der restlichen Rudelmitglieder an die Welpen haben wir schon einiges erfahren. Im Gehege blieb die Mutter in den ersten Tagen nach der Geburt fast ausschließlich bei ihren Welpen ; erst allmählich entfernte sie sich weiter und für immer längere Zeit. Wenn die Welpen etwa drei Wochen alt waren, kehrte sie oft nicht mehr in die Höhle zum Schlafen zurück, sondern lag außerhalb der Höhle und ging nur zu den Welpen, um Milch zu geben. Auch die adulten und die juvenilen Rudelmitglieder zeigten großes Interesse für die Höhle der Neugeborenen. In den folgenden Monaten war der Aufenthaltsort der Welpen das Zentrum des Rudels. Diese Bindung zu den Welpen und ihrem Aufenthaltsort nahm plötzlich wieder stark ab, und zwar, als die Welpen in ihrem fünft en Monat, also Ende August/Anfang September, schon einigermaßen groß und selbständig waren und nicht selten auch für die Älteren recht lästig werden konnten. Im späten Herbst schliefen dann die Älteren wieder zunehmend häufi ger in der Nähe der Welpen. Jetzt ging die Bindung aber weitgehend von den Welpen aus, die dem Rudel im Gehege folgten und sich deshalb auch dort hinlegten, wo die Älteren sich zum Schlafen zusammenrollten. Aus der Beziehung zwischen den älteren Wölfen und den Welpen hatte sich eine Beziehung zwischen Rudelmitgliedern entwickelt. Die adulten und die juvenilen Wölfe veränderten ihr Ver- 321

Einfl uß des Alters<br />

Über die Bindungen der Mutter <strong>und</strong> der restlichen Rudelmitglieder<br />

an die Welpen haben wir schon einiges erfahren.<br />

Im Gehege blieb die Mutter in den ersten Tagen nach der<br />

Geburt fast ausschließlich bei ihren Welpen ; erst allmählich<br />

entfernte sie sich weiter <strong>und</strong> für immer längere Zeit.<br />

Wenn die Welpen etwa drei Wochen alt waren, kehrte sie<br />

oft nicht mehr in die Höhle zum Schlafen zurück, sondern<br />

lag außerhalb der Höhle <strong>und</strong> ging nur zu den Welpen, um<br />

Milch zu geben. Auch die adulten <strong>und</strong> die juvenilen Rudelmitglieder<br />

zeigten großes Interesse für die Höhle der Neugeborenen.<br />

In den folgenden Monaten war der Aufenthaltsort<br />

der Welpen das Zentrum des Rudels.<br />

Diese Bindung zu den Welpen <strong>und</strong> ihrem Aufenthaltsort<br />

nahm plötzlich wieder stark ab, <strong>und</strong> zwar, als die Welpen<br />

in ihrem fünft en Monat, also Ende August/Anfang September,<br />

schon einigermaßen groß <strong>und</strong> selbständig waren<br />

<strong>und</strong> nicht selten auch für die Älteren recht lästig werden<br />

konnten. Im späten Herbst schliefen dann die Älteren wieder<br />

zunehmend häufi ger in der Nähe der Welpen. Jetzt ging<br />

die Bindung aber weitgehend von den Welpen aus, die dem<br />

Rudel im Gehege folgten <strong>und</strong> sich deshalb auch dort hinlegten,<br />

wo die Älteren sich zum Schlafen zusammenrollten.<br />

Aus der Beziehung zwischen den älteren Wölfen <strong>und</strong><br />

den Welpen hatte sich eine Beziehung zwischen Rudelmitgliedern<br />

entwickelt.<br />

Die adulten <strong>und</strong> die juvenilen Wölfe veränderten ihr Ver-<br />

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