Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
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hinweg relativ konstant. Dabei habe ich nie ein Rudelmitglied, sondern immer nur bereits aus dem Rudel Ausgestoßene oder freiwillig Ausgeschiedene und einmal drei Welpen aus dem Gehege entfernt ; außerdem brach, wie geschildert, ein großer Teil des Rudels von allein aus. Die Regulation der Rudelgröße haben die Wölfe also weitgehend selber bewirkt. Danach scheint die obere Kapazitätsgrenze für das Rudel in diesem Gehege bei maximal etwa elf erwachsenen und juvenilen Tieren zu liegen. Dazu kommen noch die Welpen. Interessant sind die Beobachtungen von Dave Mech, wonach die Wölfe in Minnesota hauptsächlich im Herbst und im Frühjahr aus den bestehenden Rudeln ausscheiden. Dies deckt sich weitgehend mit dem Zeitpunkt des Ausscheidens in unserem Rudel und entspricht der Zeit erhöhter sozialer Unruhe, von der soeben die Rede war. Die Zeit sich neu formierender Rangbeziehungen ist auch die Zeit erzwungener und freiwilliger Rudelabgänge. Wer schied aus dem Rudel aus, und warum ? Mit Ausnahme des ersten Jahres, in dem die Altersklasse der Jungwölfe fehlte, handelte es sich bei den Ausgeschiedenen stets um erwachsene Tiere, die in zwei Gruppen zu unterteilen sind : Entweder waren es ranghohe Altwölfe, die ihre Position verloren hatten, oder rangniedrige, gerade adult gewordene Jungwölfe. Jeder Geburtsjahrgang wurde im Rudel von Jahr zu Jahr kleiner. Meistens blieben von jeder Altersklasse nur ein oder zwei Tiere als Erwachsene im Rudel übrig. Aus dieser altersbedingten Reduktion der Rudelgröße läßt sich 298
ein allgemeines Modell des Wolfsrudels ableiten, bei dem ein Rudel aus einem Paar, den beiden ranghöchsten Tieren, besteht, zu denen sich unter Umständen ein oder mehrere erwachsene Wölfe, zumeist Rüden, gesellen können. Diese Tiere sind in der Regel entweder Kinder oder Wurfgeschwister von einem der beiden Alpha-Tiere ; es können aber auch ganz fremde Wölfe sein, wie einige Beobachtungen in freier Wildbahn zeigen. Zu dieser kleinen Gruppe erwachsener Wölfe im Rudel kommen die am Leben gebliebenen dies- und letztjährigen Jungtiere. So gesehen, unterscheiden sich die Wölfe in ihrer sozialen Organisation von den anderen solitär oder in kleinen Gruppen lebenden Caniden im wesentlichen nur durch ein längeres Verbleiben der Welpen bei ihren Eltern. Allerdings gilt dies nicht immer und überall, zum Beispiel nicht für die Wölfe in den Abruzzen, von denen noch zu reden sein wird. Dort sind – durch frühe Abwanderung der Jungtiere bedingt – die Rudel klein und ähneln in ihrer Sozialstruktur eher der des Fuchses. Das hängt zusammen mit der sozialen Anpassung der Rudelgröße an die speziellen ökologischen Bedingungen, von denen ebenfalls später die Rede sein wird. Bei den aus dem Rudel ausgeschiedenen Wölfen lassen sich einige geschlechtsbedingte Unterschiede erkennen. Es scheint, daß Weibchen eher gezwungenermaßen das Rudel verlassen : Entweder hatten sie ihre ranghohe Stellung durch Kampf verloren, oder es waren geschlechtsreife junge Weibchen, die vom Alpha-Weibchen vertrieben wurden. Etwas 299
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Jungwölfe. Jeder Geburtsjahrgang wurde im Rudel von<br />
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