Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

ten von den Welpen trennte. Als die Welpen zunehmend festes Futter aufnahmen, wurde ihnen auch von anderen Rudelmitgliedern Futter zugetragen, vor allem aber weiterhin von der Mutter und einigen jüngeren Helfern. Und während der Vater sowie ein oder zwei ranghöhere Rüden in der Umgebung der Höhle stundenlang Ausschau hielten, waren es die Ein- bis Zweijährigen, hier vor allem die weiblichen Wölfe, die sich besonders um den direkten Kontakt zu den Welpen bemühten. Auch wenn das Rudel in den Morgen- und Abendstunden lange Wanderungen im Gehege unternahm, blieben diese Tiere häufi g bei den Welpen zurück. Im Alter von drei Monaten schliefen die Welpen nicht mehr in der Höhle und fl üchteten bei Gefahr auch nicht mehr dort hinein. Sie hielten sich jetzt in einem schwer zugänglichen Gebiet auf mit dichter Unterholzvegetation, umgefallenen Bäumen und großen Felsbrocken. Von hier aus machten sie gemeinsam immer weitere Ausfl üge, wobei sie stets von mindestens einem jüngeren Aufpasser begleitet wurden. Waren die Ausfl ügler zurückgekehrt, entwickelten sich in dem Refugium wilde Spiele, an denen manchmal alle Rudelmitglieder beteiligt waren. Bei jeder Fütterung wurde das Futter für die Welpen dorthin getragen. Es war immer eine friedliche Zeit im Rudel. In diesem Jahr sollte der Friede allerdings nicht lange andauern. Schon gegen Ende des Sommers 1973 nahmen die aggressiven Auseinandersetzungen wieder zu, und erneut traf die Aggressivität zuerst die Rangniedrigeren. Psenner 280

war schon ausgeschlossen ; jetzt wurde auch St. Oswald, zuerst von Näschen, dann bald auch von der »Halbstarkenbande«, angegriff en, verstand es aber, durch immer wiederholte Spielauff orderung die Aggressivität gegen sich in Spielverhalten umzuleiten. Es war geradezu phänomenal, wie er bei jeder Drohung und jedem Angriff sofort zu spielen anfi ng und so das Schlimmste verhinderte. Rachel und Lusen waren hingegen nicht so geschickt. Schon als Finsterau sie zum erstenmal angriff , fl ohen sie – wohl in Erinnerung an frühere Zeiten. Dies löste bei den anderen Rudelmitgliedern sofort auch aggressives Verhalten aus. Sie rannten hinterher, und die Gejagten, jetzt von so vielen verfolgt, rannten noch schneller. Dies wiederum animierte die Verfolger zum weiteren Angriff . So genügte ein einziger von Finsterau eingeleiteter und von den anderen aufgenommener Angriff , um die beiden, eine nach der anderen, wieder aus dem Rudel zu verjagen. Im Herbst 1973 wurde Näschen immer aggressiver gegen den Alpha-Rüden Wölfchen. Gleichzeitig zeigte Olomouc, der früher überschwengliches Demutsverhalten gegenüber den beiden ranghöchsten Rüden gezeigt hatte, dieses Verhalten nur noch gegenüber Wölfchen. Gegen Näschen wurde er indessen immer aufsässiger. Näschen protestierte gelegentlich dagegen, etwa wenn Olomouc ihm nicht aus dem Weg ging, war aber ansonsten so sehr mit Wölfchen, also seiner eigenen Expansionstendenz nach oben, beschäft igt, daß er diese Expansionstendenz des Jüngeren wohl nicht richtig einschätzte. Zwischen Näschen und Wölfchen verlief 281

ten von den Welpen trennte. Als die Welpen zunehmend<br />

festes Futter aufnahmen, wurde ihnen auch von anderen<br />

Rudelmitgliedern Futter zugetragen, vor allem aber weiterhin<br />

von der Mutter <strong>und</strong> einigen jüngeren Helfern. Und<br />

während der Vater sowie ein oder zwei ranghöhere Rüden<br />

in der Umgebung der Höhle st<strong>und</strong>enlang Ausschau hielten,<br />

waren es die Ein- bis Zweijährigen, hier vor allem die<br />

weiblichen Wölfe, die sich besonders um den direkten Kontakt<br />

zu den Welpen bemühten. Auch wenn das Rudel in<br />

den Morgen- <strong>und</strong> Abendst<strong>und</strong>en lange Wanderungen im<br />

Gehege unternahm, blieben diese Tiere häufi g bei den Welpen<br />

zurück.<br />

Im Alter von drei Monaten schliefen die Welpen nicht<br />

mehr in der Höhle <strong>und</strong> fl üchteten bei Gefahr auch nicht<br />

mehr dort hinein. Sie hielten sich jetzt in einem schwer<br />

zugänglichen Gebiet auf mit dichter Unterholzvegetation,<br />

umgefallenen Bäumen <strong>und</strong> großen Felsbrocken. Von hier<br />

aus machten sie gemeinsam immer weitere Ausfl üge, wobei<br />

sie stets von mindestens einem jüngeren Aufpasser begleitet<br />

wurden. Waren die Ausfl ügler zurückgekehrt, entwickelten<br />

sich in dem Refugium wilde Spiele, an denen manchmal<br />

alle Rudelmitglieder beteiligt waren. Bei jeder Fütterung<br />

wurde das Futter für die Welpen dorthin getragen.<br />

Es war immer eine friedliche Zeit im Rudel.<br />

In diesem Jahr sollte der Friede allerdings nicht lange<br />

andauern. Schon gegen Ende des Sommers 1973 nahmen die<br />

aggressiven Auseinandersetzungen wieder zu, <strong>und</strong> erneut<br />

traf die Aggressivität zuerst die Rangniedrigeren. Psenner<br />

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