Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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zu senken. Zudem lockte die Aussicht, in den Wintergattern bei Bedarf leicht ganze Rudel abschießen zu können, um so die Bestände unter Kontrolle zu halten. Von dieser Form des Managements von Wildtieren in einem Nationalpark war ich alles andere als begeistert. Ex - trem mulmig wurde mir, als ein Vorschlag aufk am (… und dass es eine krasse Außenseiter-Meinung war, dämpft e meinen Zorn damals nur mäßig) : Man könne Hunde in die Wintergatter lassen, damit sie die zu erwartende Rotwild- Konzentration um die Fütterungsstellen »aufreiben«. Ich stand auf und schlug vor, man solle all diese künstlichen Maßnahmen vergessen und zulassen, dass Wölfe wieder ins Waldgebirge zurückkommen dürft en. Nur so wäre ein naturnahes Gleichgewicht zwischen Wald und Wild langfristig zu erreichen ; außerdem – dieses Stützungsargument lag ja nahe – entspräche ein solcher Schritt durchaus der Idee des Nationalparks, aus dem sich der nutzende Mensch zurückziehen soll. Die Reaktion war negativ. Niemand von den Wildbiologen und Förstern konnte sich vorstellen, dass inmitten Europas wieder Wölfe leben könnten, dass eine Koexistenz zwischen Wolf und Mensch »lebbar« wäre. Das Image des Wolfes als gefährlicher Feind des Menschen war auch in den Köpfen von Wild- und Waldexperten viel zu verfestigt. Und ich muss ehrlicherweise zugeben : Ich glaubte damals selbst nicht so recht an die Realisierbarkeit meines Vorschlages. Frei lebende Wölfe inmitten Europas ! Das hatte schon sehr deutlich den irrlichternden Schein der 26

Utopie. – Und doch ! Etwa mit dem letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrtausends begann diese Utopie ein Stück weit Wirklichkeit zu werden. Der Wolf drängt, von Osten kommend, wieder in Gebiete, aus denen man ihn mit aller Härte und Brutalität vertrieben hatte, vor. In Brandenburg werden immer wieder Wölfe beobachtet, die aus Polen kommen und über die Oder schwimmen. Und auf einem ehemaligen russischen Truppenübungsplatz in der Lausitz (Sachsen), hat sich sogar ein kleines Rudel etabliert, das unter dem Schutz des dortigen Bundesförsters steht. Das sind alles erstaunliche und sehr hoff nungsvolle An - sätze ; doch von einer gesicherten Wiederkehr des Wolfes nach Deutschland kann noch nicht die Rede sein. Zwar werden die Wölfe dort, wo sie wieder auft auchen, von der einheimischen Bevölkerung meist erstaunlich wohlwollend aufgenommen ; die Medien verfolgen sie auf Schritt und Tritt und berichten hauptsächlich positiv ; Schäfer allerdings melden Bedenken an, und auch viele Jäger (lange nicht mehr alle !) reagieren negativ. So sind die allermeisten Wölfe, die nach Brandenburg gekommen sind, inzwischen wieder spurlos verschwunden. Wir müssen davon ausgehen, dass die Mehrzahl illegal abgeschossen wurde, ähnlich wie es dem so genannten »Brahmwaldwolf« erging, der im Winter 2002 wochenlang in der Nähe von Göttingen lebte und immer wieder gesichtet und fotografi ert wurde. Die junge Wölfi n war aus einem Gehege entkommen – also kein wilder Wolf – doch der Jäger, der sie erschoss, wusste davon nichts. Er 27

Utopie. – Und doch ! Etwa mit dem letzten Jahrzehnt des<br />

vergangenen Jahrtausends begann diese Utopie ein Stück<br />

weit Wirklichkeit zu werden. <strong>Der</strong> <strong>Wolf</strong> drängt, von Osten<br />

kommend, wieder in Gebiete, aus denen man ihn mit aller<br />

Härte <strong>und</strong> Brutalität vertrieben hatte, vor.<br />

In Brandenburg werden immer wieder Wölfe beobachtet,<br />

die aus Polen kommen <strong>und</strong> über die Oder schwimmen.<br />

Und auf einem ehemaligen russischen Truppenübungsplatz<br />

in der Lausitz (Sachsen), hat sich sogar ein kleines Rudel<br />

etabliert, das unter dem Schutz des dortigen B<strong>und</strong>esförsters<br />

steht.<br />

Das sind alles erstaunliche <strong>und</strong> sehr hoff nungsvolle An -<br />

sätze ; doch von einer gesicherten Wiederkehr des <strong>Wolf</strong>es<br />

nach Deutschland kann noch nicht die Rede sein. Zwar<br />

werden die Wölfe dort, wo sie wieder auft auchen, von der<br />

einheimischen Bevölkerung meist erstaunlich wohlwollend<br />

aufgenommen ; die Medien verfolgen sie auf Schritt <strong>und</strong><br />

Tritt <strong>und</strong> berichten hauptsächlich positiv ; Schäfer allerdings<br />

melden Bedenken an, <strong>und</strong> auch viele Jäger (lange nicht mehr<br />

alle !) reagieren negativ. So sind die allermeisten Wölfe, die<br />

nach Brandenburg gekommen sind, inzwischen wieder spurlos<br />

verschw<strong>und</strong>en. Wir müssen davon ausgehen, dass die<br />

Mehrzahl illegal abgeschossen wurde, ähnlich wie es dem<br />

so genannten »Brahmwaldwolf« erging, der im Winter 2002<br />

wochenlang in der Nähe von Göttingen lebte <strong>und</strong> immer<br />

wieder gesichtet <strong>und</strong> fotografi ert wurde. Die junge Wölfi n<br />

war aus einem Gehege entkommen – also kein wilder <strong>Wolf</strong><br />

– doch der Jäger, der sie erschoss, wusste davon nichts. Er<br />

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