Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
ger aggressiv. Auft ritte, Drohungen, Imponieren und Proteste beherrschten die Szene. Fest gebissen wurde kaum, und dementsprechend gab es auch keine ernsthaft en Verletzungen. Außerdem war der Kampf nur auf die in der Rangordnung direkt benachbarten Tiere beschränkt, und der Verlierer erlebte keinen »Fahrstuhleff ekt«. Beide Verlierer, Mädchen wie Alexander, verließen allerdings das Rudel : das Weibchen gezwungenermaßen, der Rüde, wie es schien, eher freiwillig. Obwohl die Entscheidungen in beiden großen Rangordnungen gefallen waren, trat im Rudel keine Ruhe ein ; dafür sorgte das neue Alpha-Weibchen Finsterau. Nachdem sie Mädchen besiegt hatte, ging sie zum Angriff auf Schönbrunn über. Unterstützt von den anderen beiden Weibchen, attackierte sie ihre Rivalin durch Überraschungsangriff e, und bald mußte sich auch diese abseits vom Rudel halten. Wenig später war auch das nächste Weibchen, Rachel, an der Reihe. Nach einer kurzen Phase gehemmter Auft ritte, wie Drohen und Imponieren, überfi el Finsterau, manchmal von Lusen unterstützt, Rachel in wütenden Angriffen. So mußte im Januar 1973 auch Rachel das Rudel verlassen, während das vierte Weibchen, Lusen, noch toleriert wurde. Zu Beginn der Ranzzeit, im Februar, wurde schließlich auch Lusen als letzte der drei Subdominanten Weibchen verjagt, so daß jetzt Finsterau das einzige geschlechtsreife Weibchen im Rudel war. Die Ranghöchste hatte sie als erste, 260
die Rangniedrigste als letzte verdrängt. Interessanterweise hatte Finsterau bei dem ersten Kampf mit Mädchen die Unterstützung aller drei Altersgenossen gehabt und im weiteren Verlauf die der jeweils übriggebliebenen. Jedes der aus dem Rudel ausgeschiedenen Weibchen wurde danach immer wieder von Finsterau bedroht. Niemals verteidigten sie sich dabei gemeinsam, und sie zeigten weder untereinander noch zu den übrigen Wölfen des Rudels irgendwelche Ansätze zu sozialer Kontaktnahme. Als Ausgestoßene waren sie isoliert. Eine Solidarität der Schwächeren und Unterdrückten gibt es bei den Wölfen nicht. Dynamik und Struktur der sozialen Rangordnung Ich unterbreche an dieser Stelle die Beschreibung der Rudel - entwicklung. Wir haben jetzt genügend Informationen ge - sammelt, um das Modell der sozialen Rangordnung aus dem vorigen Kapitel zu vervollständigen. Dazu möchte ich zuerst einige Gesetzmäßigkeiten bei der Entwicklung sozialer Rangbeziehungen zusammenfassen, um daraus die Struktur der Rangordnung abzuleiten. Die Beziehungen zwischen zwei Wölfen A und B können entweder ohne Rangdiff erenz sein, oder A ist dominant über B. Im letzteren Fall können wir drei Formen der Beziehung unterscheiden, wobei das Verhalten um so ausgeprägter wird, je höher die umkämpft e Position ist. 261
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ger aggressiv. Auft ritte, Drohungen, Imponieren <strong>und</strong> Proteste<br />
beherrschten die Szene. Fest gebissen wurde kaum,<br />
<strong>und</strong> dementsprechend gab es auch keine ernsthaft en Verletzungen.<br />
Außerdem war der Kampf nur auf die in der<br />
Rangordnung direkt benachbarten Tiere beschränkt, <strong>und</strong><br />
der Verlierer erlebte keinen »Fahrstuhleff ekt«. Beide Verlierer,<br />
Mädchen wie Alexander, verließen allerdings das<br />
Rudel : das Weibchen gezwungenermaßen, der Rüde, wie<br />
es schien, eher freiwillig.<br />
Obwohl die Entscheidungen in beiden großen Rangordnungen<br />
gefallen waren, trat im Rudel keine Ruhe ein ; dafür<br />
sorgte das neue Alpha-Weibchen Finsterau. Nachdem sie<br />
Mädchen besiegt hatte, ging sie zum Angriff auf Schönbrunn<br />
über. Unterstützt von den anderen beiden Weibchen,<br />
attackierte sie ihre Rivalin durch Überraschungsangriff e,<br />
<strong>und</strong> bald mußte sich auch diese abseits vom Rudel halten.<br />
Wenig später war auch das nächste Weibchen, Rachel, an<br />
der Reihe. Nach einer kurzen Phase gehemmter Auft ritte,<br />
wie Drohen <strong>und</strong> Imponieren, überfi el Finsterau, manchmal<br />
von Lusen unterstützt, Rachel in wütenden Angriffen.<br />
So mußte im Januar 1973 auch Rachel das Rudel verlassen,<br />
während das vierte Weibchen, Lusen, noch toleriert<br />
wurde.<br />
Zu Beginn der Ranzzeit, im Februar, wurde schließlich<br />
auch Lusen als letzte der drei Subdominanten Weibchen<br />
verjagt, so daß jetzt Finsterau das einzige geschlechtsreife<br />
Weibchen im Rudel war. Die Ranghöchste hatte sie als erste,<br />
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