Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
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wölfe und ihre sechs Adoptivkinder im Gehege lebten, be - gann deren Integration in die Rangordnung früher. In den folgenden Jahren, als mehrere Altersklassen vorhanden waren, bildeten die mittleren Jahrgänge so etwas wie einen Puff er zwischen den Ranghöchsten und der inzwischen herangewachsenen Jungschar, ein Umstand, der alljährlich die gleichen Folgen hatte : Aus den Jungwölfen wurde die »Halbstarkenbande«, wie ich sie nannte. Über die wachsende Aggressivität der älter werdenden Jungwölfe habe ich schon berichtet. Zuerst richtete sich diese Aggressivität ausschließlich gegen die Wurfgeschwister. Dabei ging es allmählich nicht mehr nur um momentane Konfl ikte, etwa um Futter, sondern zunehmend um Statusfragen. Zunächst jedoch wechselten die jeweiligen Kräft everhältnisse ständig, so daß eine klare Rangordnung nicht zu erkennen war. An einem Tag lief der eine Jungwolf mit hochgerecktem Schwanz umher, am nächsten ein anderer. Auch hierbei war eine zwischen den beiden Geschlechtern deutlich getrennte Struktur nicht zu erkennen. Noch ging alles durcheinander. In ihrer Beziehung zum übrigen Rudel hingegen traten die Jungwölfe nun immer geschlossener auf. Wie ich noch schildern werde, nimmt der Druck von oben, seitens der Ranghöchsten im Rudel, vor der Ranzzeit im Spätwinter deutlich zu. Einzelne adulte, aber rangniedrige Rudelmitglieder können dann sogar aus dem Rudel vertrieben werden. Dies geschah nie ohne Zutun der »Halbstarkenbande«. Wenn es jemanden im Rudel zu verprügeln gab – die »Halb- 246
starken« waren stets dabei. Zwar griff en sie nie von sich aus an, sondern beteiligten sich nur am Rande, dann allerdings so stark, daß viele der älteren »Prügelknaben« fortan auch zu ihnen Abstand hielten. Als Einzeltiere konnten die Jungen zwar älteren Wölfen noch keine Angst einjagen, als Gruppe aber waren sie gefürchtet. Und in der Gruppe traten sie dann auch hauptsächlich an. Doch nicht immer führte die Unterdrückung durch die Ranghöchsten sogleich zum Hinauswurf aus dem Rudel. Vielmehr reagierten die Unterdrückten erst einmal mit unterwürfi ger Freundlichkeit. Sie zeigten zunehmend häufi g Demutsverhalten und wurden dabei immer verspielter und aufdringlicher. Es war, als retardierten sie in ihrem Verhalten, als würden sie wieder kindlich, was sicher als eine Strategie zu bewerten ist, die Aggressivität der Ranghöheren zu beschwichtigen. Denn : Kinder beißt man nicht. Und Kinder sind auch keine Konkurrenz. War auf diese Weise die Aggressivität der Ranghöchsten wenigstens eine Zeitlang zu beschwichtigen, so ließen sich doch die Mitglieder der »Halbstarkenbande« dadurch nicht beirren. Sogar im Spiel umstellten sie einen »Prügelkandidaten« und bissen ihn kräft iger, als es dabei zulässig ist. Ältere und erfahrenere Wölfe konnten damit leicht fertig werden. Entweder gingen sie einfach weg, oder sie spielten ausgelassen weiter und konnten so bald die Angriff stendenzen der Bande in allgemeine Freundlichkeit überleiten. Demgegenüber wurden die weniger erfahrenen, gerade ein Jahr älteren Juvenilen eher Opfer solcher Gruppenfl e- 247
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starken« waren stets dabei. Zwar griff en sie nie von sich<br />
aus an, sondern beteiligten sich nur am Rande, dann allerdings<br />
so stark, daß viele der älteren »Prügelknaben« fortan<br />
auch zu ihnen Abstand hielten. Als Einzeltiere konnten die<br />
Jungen zwar älteren Wölfen noch keine Angst einjagen, als<br />
Gruppe aber waren sie gefürchtet. Und in der Gruppe traten<br />
sie dann auch hauptsächlich an.<br />
Doch nicht immer führte die Unterdrückung durch die<br />
Ranghöchsten sogleich zum Hinauswurf aus dem Rudel.<br />
Vielmehr reagierten die Unterdrückten erst einmal mit<br />
unterwürfi ger Fre<strong>und</strong>lichkeit. Sie zeigten zunehmend häufi<br />
g Demutsverhalten <strong>und</strong> wurden dabei immer verspielter<br />
<strong>und</strong> aufdringlicher. Es war, als retardierten sie in ihrem<br />
<strong>Verhalten</strong>, als würden sie wieder kindlich, was sicher als<br />
eine Strategie zu bewerten ist, die Aggressivität der Ranghöheren<br />
zu beschwichtigen. Denn : Kinder beißt man nicht.<br />
Und Kinder sind auch keine Konkurrenz.<br />
War auf diese Weise die Aggressivität der Ranghöchsten<br />
wenigstens eine Zeitlang zu beschwichtigen, so ließen sich<br />
doch die Mitglieder der »Halbstarkenbande« dadurch nicht<br />
beirren. Sogar im Spiel umstellten sie einen »Prügelkandidaten«<br />
<strong>und</strong> bissen ihn kräft iger, als es dabei zulässig ist.<br />
Ältere <strong>und</strong> erfahrenere Wölfe konnten damit leicht fertig<br />
werden. Entweder gingen sie einfach weg, oder sie spielten<br />
ausgelassen weiter <strong>und</strong> konnten so bald die Angriff stendenzen<br />
der Bande in allgemeine Fre<strong>und</strong>lichkeit überleiten.<br />
Demgegenüber wurden die weniger erfahrenen, gerade<br />
ein Jahr älteren Juvenilen eher Opfer solcher Gruppenfl e-<br />
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